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ОглавлениеIV A 1 d | Berlin, den 23. Juni 1941 |
[Handschriftlich: Konzept] | |
Betrifft: Sammelmeldung „UdSSR“ Nr. 1 |
Die anläßlich des Krieges mit der SU vorbereitete Aktion wurde durch Auslösung der abgemachten Kennworte an alle Dienststellen der Sipo und des SD in der Nacht zum 22.6.1941 um 3.00 Uhr durchgeführt. Da bis jetzt nur vereinzelte Ergebnismeldungen vorliegen, läßt sich ein Gesamtüberblick über die Auswirkung dieser Aktion z. Zt. noch nicht geben.
1.) Kriegerische Ereignisse1:
Der Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in Lublin meldete am 22.6.1941, daß dort Truppen um 3.45 Uhr die Interessengrenze überschritten hätten.2 An allen Stellen des Bereichs wurde den vorrückenden deutschen Truppen heftiges Artilleriefeuer entgegengesetzt. Unter den Truppen befinden sich auch Angehörige der Grenzpolizei. Im Laufe des Vormittags des 22.6.41 drangen deutsche Truppen in Brest ein. Eisenbahnbrücke wurde unbeschädigt besetzt. Die Sicherheitspolizei hat in Brest das Gebäude des NKWD3 übernommen. Beim Übersetzen mit Schlauchboot in Gemeinschaft mit den vorgehenden Truppen wurde der Leiter des Grenzpostens Wlodowa, KOS4 Nitschke, von der Dienststelle des Kommandeurs der Sipo und des SD in Lublin durch Oberschenkelschuß schwer verwundet. Der Beamte befindet sich in Sicherheit auf dem Hauptverbandsplatz in Korolenka. Nachdem am Nachmittag des 22.6.41 der Angriff in der Gegend von Lubice im Kommandeurbereich Lublin vorübergehend stockte, ist er später fließend geworden, zudem die Brücke über den Bug fertiggestellt wurde und Panzer nachstießen. In den Wäldern bei Wlozimiercz leisten noch einzelne versprengte Gruppen Widerstand. Bisher sind außer in einer kleinen Ortschaft keine Wohngebiete des besetzten Gebietes durch das Vorgehen in Mitleidenschaft gezogen worden. Im Verlaufe der Nacht zum 23.6.41 wurde nach Einsetzung von Minenwerfern über den Bug nördlich der Eisenbahnlinie Cholm bis[unleserlich]. Die Verluste auf deutscher Seite sind 8 Tote unter den Pionieren. Der Widerstand der Russen ist ziemlich stark, doch geht der Vormarsch langsam weiter. Verschiedentlich wurden im Gebiet des Bereichs Lublin russische Fliegerbomben abgeworfen, ohne besondere Schäden anzurichten. Dabei wurden mehrere russische Flugzeuge durch deutsche Jäger abgeschossen. Der Sender Lemberg hat seine Sendungen seit dem 22.6.41 18.25 Uhr eingestellt.
Der Befehlshaber in Krakau meldet, daß am 22.6.41 um 15 Uhr deutsche Truppen nach Artillerievorbereitung die Eisenbahnstrecke nach Przemysl genommen und Przemysl besetzt haben. Es wurde nur geringer Widerstand geleistet. 1 Offizier und 6 Mann sind auf deutscher Seite gefallen. Der San wurde mit Schlauchboot überfahren und auf russischer Seite besetzt. 1 russischer Major wurde gefangengenommen. Von russischer Seite wurden durch die Wehrmacht 1000 jüdische Flüchtlinge an der Grenze in Jaroslau herübergeschickt. In Brest-Litowsk wurden 10000 Russen gefangengenommen. Nach einer letzten Meldung aus Krakau rücken große Massen russischer Truppen mit etwa 80 Tanks in einer Breite von 80–100 km gegen russ. Przemysl vor. Kowel wurde von deutschen Truppen besetzt. Bei [unleserlich] wird hart gekämpft.
2.) Politische Ereignisse:
Nach einem Bericht des Kommandeurs der Sipo und des SD in Lublin scheint sich die Nachricht vom Kriegsausbruch in polnischen Kreisen recht früh durchgesprochen zu haben, denn in den Vormittagsstunden, in denen an sonstigen Sonntagen die Bevölkerung in Massen auf den Straßen lustwandelt, fiel eine gähnende Leere auf. Offenbar erwartete man Sondermaßnahmen seitens der deutschen Sicherheitsbehörden. Gegen Mittag wurden die ersten Nachrichten in polnischer Sprache durch die Lautsprecheranlagen durchgegeben. Vor den Lautsprechern sammelte sich das Volk und verharrte in bemerkenswerter Geduld dort bis in die späten Nachmittagsstunden. Um 17.00 Uhr erschien eine Extraausgabe „Nowy Glos Lubelski“, die den Verkäufern förmlich aus der Hand gerissen wurde.5 Auch an den Anschlagtafeln der Redaktionsgebäude waren fortgesetzt ganze Trauben von nachrichtengierigen Polen festzustellen. Großes Interesse fand auch der Anschlag der Verordnung des Gouverneurs, nach der die Ausgangszeit für Polen auf 20 Uhr zurückverlegt, Lokalschluß für polnische Restaurationen auf 19 Uhr festgesetzt und verschiedene Vorschriften für den Luftschutz bekannt gemacht wurden. Die Gaststätten waren im Laufe des Tages fast leer, und auch die Kirchen hatten an diesem Sonntag wenig Zuspruch. Auffallend war, daß die Nachricht vom Ausbruch des Krieges zuerst in den Kreisen der polnischen Intelligenz verbreitet wurde. Hier wurden auch am lebhaftesten die Tagesereignisse erörtert. Man vermutet russische Luftangriffe und plant vielfach das Stadtgebiet zu verlassen. Auch wird angenommen, daß dieser Schritt Deutschlands Amerika nunmehr zum Eintritt in den Krieg veranlassen werde. Vereinzelt wird die Auffassung vertreten, daß es immer noch günstiger sei, unter deutscher Herrschaft zu verbleiben, als unter die der Russen zu gelangen. Soweit beobachtet werden konnte, herrscht in den Kreisen der polnischen Arbeiterschaft eine gewisse Gleichgültigkeit dem Kriegsgeschehen gegenüber vor. Zu einem Teil wünscht man sich einen russischen Sieg, weil man sich davon die Beseitigung der augenblicklichen Hungersnot verspricht,6 zum anderen Teil ist es den Arbeitern ganz gleichgültig, wer siegt, wenn nur nach Beendigung des Krieges bessere Verhältnisse eintreten. Sehr begrüßt wurde der Beginn der Kampfhandlungen naturgemäß in den ukrainischen Kreisen. Die jüngeren Jahrgänge planen, sich umgehend der Wehrmacht zur Verfügung zu stellen. Sie hören interessiert die in ukrainischer Sprache gegebenen Nachrichten des Bandera[-Senders] Weichsel7 und verbreiten sie weiter. U. a. erhofft man auch den Einsatz zahlreicher Ukrainer durch das deutsche Propagandaministerium. Man erzählt sich, daß Ukrainer durch das Propagandaministerium bereits für diesen Zweck vorgebildet worden seien. Besonders günstig wurde die Nachricht vom Kriegsbeginn von den Juden aufgenommen. Zwar fürchtet man für die nächsten Wochen einen noch größeren Brotmangel, aber man tröstet sich mit der Hoffnung, daß zumindest die kriegerischen Auseinandersetzungen nicht in das Gouvernement hereinreichen werden. Unter den Juden, die z.Zt. aus dem russischen Interessengebiet geflüchtet sind, fürchtet man geradezu die Sowjetrussen. Bei einem großen Teil der Juden besteht jedoch Sympathie für die SU, da geglaubt wird, daß endlich die Zeit gekommen sei, in der man nun Rache für die deutschen Judenunterdrückungen nehmen könne. Von Polen wird erzählt, daß die Juden bereits Vorkehrungen für den Empfang der russischen Truppen treffen wollen.8
a) In den besetzten Gebieten:
Aus dem Protektorat meldete bisher die Stapoleit Brünn, daß sie infolge ihres harten Zugriffs in den letzten Monaten gegen die Kommunisten von einer besonderen Aktion anläßlich des Kriegsausbruches mit der SU abgesehen habe. Es seien bisher keine besonderen Vorkommnisse zu verzeichnen. Abgesehen von einem kleinen Orte in der Nähe von Olmütz, wo rote Fähnchen verteilt wurden, sei nichts Bemerkenswertes vorgefallen.
In Belgien wurde in Vereinbarung mit der Wehrmacht am 22.6.41 um 6.30 Uhr die Festnahmeaktion gegen die bisher nicht verbotene KP Belgiens durchgeführt.9 Die Durchführungsaktion verlief bisher reibungslos. Bisher wurden von insgesamt ca. 600 im Bereich der Dienststelle Brüssel festzunehmender Personen ca. 340 Personen inhaftiert.10 Unter den Festgenommenen befinden sich auch die sowjetrussischen Staatsangehörigen. Die russische Emigration in Belgien, vertreten durch den Leiter des russischen Selbsthilfeausschusses für Belgien, Georg Goyolchewski, hat um Weitergabe nachstehender Glückwunschadressen gebeten: „An den Führer und Reichskanzler! Als Vertreter der weißrussischen Emigration in Belgien, die sich seit Kriegsbeginn mit dem Nationalsozialistischen Deutschland im Kampfe um die Gerechtigkeit und Neuordnung in Europa eins fühlt, habe ich Ihnen zu melden, daß alle kampffähigen russischen Nationalisten zu ihrer Verfügung stehen. Im unbegrenzten Glauben an Sie haben wir in diesen entscheidungsvollen Stunden die Gewißheit, daß Sie von der Vorsehung dazu berufen sind, auch das Schicksal unseres geknechteten und unterdrückten Volkes in geordnete Bahnen zu lenken. Alle Ihre Entscheidungen und Befehle werden rücksichtslos durchgeführt.“
b) Im Reichsgebiet:
Von der Stapoleit Berlin wurden bei der Aktion am 22.6.41 674 sowjetrussische Staatsangehörige, die in der Hauptsache als Handelsvertretungsangehörige und z. T. als Abnahmebeamte tätig waren, festgenommen. Sämtliche, den sowjetrussischen Organisationen gehörenden Gebäude wurden besetzt und sind z. Zt. bewacht, um das dort vorgefundene Material zu sichten. In Königsberg wurde am 22.6.41 das dortige sowjetrussische Konsulat geschlossen und die Angehörigen desselben nach hier überführt. Eine Reihe von Stapostellen haben bereits Festnahmen von Sowjetrussen und vorbeugende Inhaftnahme früherer führender kommunistischer Funktionäre gemeldet. Abschließender Bericht wird noch vorgelegt.
c) Im Ausland:
In Preßburg haben in den Vormittagsstunden des Sonntags Demonstrationen vor der russischen Gesandtschaft stattgefunden, wobei die Fenster des Gesandtschaftsgebäudes eingeschlagen und der vor dem Hause stehende Wagen des Gesandten umgeworfen und angezündet wurde. Die Demonstration war vorwiegend von Deutschen organisiert.
Verteiler:
Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei11
Chef der Sicherheitspolizei und des SD12
Alle Ämter des RSHA
Sonderakte „UdSSR“ bei IV A 1 d
gez. Müller13
Aus: BAB, R 58/214
1 Zur Kontroverse um einen Präventivkrieg: Andreas Hillgruber: Hitlers Strategie. Politik und Kriegführung 1940–1941, München 1965; Sven Allard: Stalin und Hitler. Die sowjetrussische Außenpolitik 1930–1941, Bern-München 1974; Gerd R. Ueberschär: Hitlers Entscheidung zum Krieg gegen die Sowjetunion und die Präventivkriegsdiskussion in der neueren Literatur, in: Schafranek/Streibel: 22. Juni 1941, S. 13–33; ders./Lew A. Besymenski (Hrsg.): Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion 1941. Die Kontroverse um die Präventivkriegsthese, Darmstadt 1998; Bianka Pietrow-Ennker: Stalinismus. Sicherheit. Offensive. Das ‚Dritte Reich‘ in der Konzeption der Sowjetischen Außenpolitik 1938–1941, Melsungen 1983; dies.: Deutschland im Juni 1941 – ein Opfer sowjetischer Aggression? Zur Kontroverse über die Präventivkriegsthese, in: GG 14(1988), S. 116–135; dies. (Hrsg.): Präventivkrieg? Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion, Frankfurt/M. 2000; Viktor Suworow: Der Eisbrecher. Hitler in Stalins Kalkül, Stuttgart 1989; Gabriel Gorodetsky: Stalin und Hitlers Angriff auf die Sowjetunion. Eine Auseinandersetzung mit der Legende vom deutschen Präventivschlag, in: VfZ 37(1989), S. 645–672; ders.: Stalin und Hitlers Angriff auf die Sowjetunion, in: Wegner: Zwei Wege nach Moskau, S. 347–366; Sebastian Hummel: Die sowjetische Nordwest- und Westfront im Sommer 1941. Bereit zum Angriff? Frankfurt/M. 2001; Lew Besymenski: Stalin und Hitler. Das Pokerspiel der Diktatoren, Berlin 2002; Bogdan Musial: „Wir werden den ganzen Kapitalismus am Kragen packen“. Sowjetische Vorbereitungen zum Angriffskrieg in den dreißiger und Anfang der vierziger Jahre, in: ZfG 54(2006), S. 45–64; ders.: Kampfplatz Deutschland. Stalins Kriegspläne gegen den Westen, Berlin 2008.
2 Gemeint ist die zwischen Vertretern des Reichs u. der Sowjetunion auf der Basis des Molotow-Ribbentrop-Pakts vor dem Überfall auf Polen vereinbarte Grenze zwischen den beiden „Interessensphären“; vgl. Erwin Oberländer (Hrsg.): Hitler-Stalin-Pakt. Das Ende Ostmitteleuropas?, Frankfurt/M. 1989; Gerhart Hass: 23. August 1939. Der Hitler-Stalin-Pakt, Berlin 1990; Gerhard Bisovsky/Hans Schafranek/Robert Streibel (Hrsg.): Der Hitler-Stalin-Pakt. Voraussetzungen, Hintergründe, Auswirkungen, Wien 1990; Jan Lipinsky: Das Geheime Zusatzprotokoll zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt vom 23. August 1939 und seine Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte von 1939 bis 1999, Frankfurt/M. 2004.
3 Das Narodnyj kommissariat vnutrennich del (NKVD–Volkskommissariat für innere Angelegenheiten) war im Juli 1934 durch die Fusion aller Staatssicherheitsorgane geschaffen worden u. setzte die terroristische Tradition von Tscheka u. GPU fort; zur Entwicklung der sowjetischen Geheimdienste: Robert W. Stephan: Stalin’s Secret War. Soviet Counterintelligence against the Nazis, 1941–1945, Lawrence 2004, S. 201 ff.; vgl. Theo Pirker (Hrsg.): Die Moskauer Schauprozesse 1936–1938, München 1963; Robert Conquest: Am Anfang starb Genosse Kirow. Säuberungen unter Stalin, Düsseldorf 1970; ders.: Inside Stalin’s Secret Police. NKVD Politics 1936–39, London 1985; ders.: Der große Terror. Sowjetunion 1934–1938, München 1992; John Arch Getty: The Origins of the Great Purges. The Soviet Communist Party Reconsidered, 1933–1938, Cambridge 1985; ders./Roberta T. Manning (Hrsg.): Stalinist Terror. New Perspectives, Cambridge 1983; George Leggett: The Cheka. Lenin’s Secret Police, Oxford 1986; John Arch Getty/Robert T. Manning (Hrsg.): Stalinist Terror. New Perspectives, Cambridge 1993; Robert C. Tucker: Stalin in Power. The Revolution from above 1929–1941, New York 1990; Rudolf Ströbinger: Stalin enthauptet die Rote Armee. Der Fall Tuchatschewskij, Stuttgart 1990; Bernd Bonwetsch: Die Repression des Militärs und die Einsatzfähigkeit der Roten Armee im „Großen Vaterländischen Krieg“, in: Wegner: Zwei Wege nach Moskau, S. 404–424; Hans Schafranek: Zwischen NKWD und Gestapo. Die Auslieferung deutscher und österreichischer Antifaschisten aus der Sowjetunion an Nazideutschland 1937–1941, Frankfurt/M. 1990; Amy Knight: Beria. Stalin’s First Lieutenant, Princeton 1993; Stefan Merl: Das System der Zwangsarbeit und die Opferzahl im Stalinismus, in: GWU 46(1995), S. 277–301; Michael Parish: The Lesser Terror. Soviet State Security 1939–1953, Westport 1996; Robert W. Thurston: Life and Terror in Stalin’s Russia, 1934–1941, New Haven 1996; Ralf Stettner: ‚Archipel Gulag‘. Stalins Zwangsarbeitslager. Terrorinstrument und Wirtschaftsgigant. Entstehung, Organisation und Funktion des sowjetischen Lagersystems 1928–1956, Paderborn u.a. 1996; Nicolas Werth: Ein Staat gegen sein Volk. Gewalt, Unterdrückung und Terror in der Sowjetunion, in: Stéphane Courtois u.a.: Das Schwarzbuch des Kommunismus. Unterdrückung, Verbrechen und Terror, München-Zürich 1997, S. 51–295; J. Otto Pohl: The Stalinist Penal System. A Statistical History of Soviet Repression and Terror, 1930–1953, Jefferson 1997; ders.: Ethnic Cleansing in the USSR, 1937–1949, London 1999; Sarah Davies: Popular Opinion in Stalin’s Russia. Terror, Propaganda, and Dissent, 1934–1941, Cambridge 1997; Oleg W. Chlewnjuk: Das Politbüro. Mechanismen der Macht in der Sowjetunion der dreißiger Jahre, Hamburg 1998; Terry Martin: The Origins of Soviet Ethnic Cleansing, in: JMH 70(1998), S. 813–861; John Arch Getty/Oleg V. Naumov (Hrsg.): The Road to Terror. Stalin and the Self-Destruction of the Bolsheviks, 1932–1939, New Haven-London 1999; Marc Jansen/Nikita Petrov: Stalin’s Loyal Executioner. People’s Commissar Nikolai Ezhov 1895–1940, Stanford 2002; Gerd Kaiser: Katyn. Das Staatsverbrechen – das Staatsgeheimnis, Berlin 2003; Wladislaw Hedeler: Chronik der Moskauer Schauprozesse 1936, 1937 und 1938. Planung, Inszenierung und Mitwirkung, Berlin 2003; Barry McLoughlin: Die Massenoperationen des NKWD. Dynamik des Terrors 1937/38, in: Hedeler: Stalinscher Terror 1934–41, S. 33–50; ders./Kevin McDermott (Hrsg.): Stalin’s Terror. High Politics and Mass Repression in the Soviet Union, New York 2003; George Sanford: Katyn and the Soviet Massacre of 1940. Truth, Justice and Memory, London-New York 2005; Nicolas Werth: Die Insel der Kannibalen. Stalins vergessener Gulag, München 2006; Wendy Z. Goldman: Terror and Democracy in the Age of Stalin. The Social Dynamics of Repression, Cambridge 2007; Victor Zaslavsky: Klassensäuberung. Das Massaker von Katyn, Berlin 2007; Hiroaki Kuromiya: The Voices of the Dead. Stalin’s Great Terror in the 1930s, New Haven 2007; Hermann Weber/Ulrich Mählert (Hrsg.): Verbrechen im Namen der Idee. Terror im Kommunismus 1936–1938, Berlin 2007; Lynne Viola: The Unknown Gulag. The Lost World of Stalin’s Special Settlements, Oxford 2007; Jörg Baberowski: Der rote Terror. Die Geschichte des Stalinismus, Frankfurt/M. 2007; Karl Schlögel: Terror und Traum. Moskau 1937, München 2008; David Shearer: Policing Stalin’s Socialism. Repression and Social Order in the Soviet Union. 1924–1953, New Haven 2009; Paul Gregory: Terror by Quota. State Security from Lenin to Stalin, New Haven 2009; Paul Hagenloh: Stalin’s Police. Public Order and Mass Repression in the USSR, 1926–1941, Baltimore 2009; Rolf Binner/Bernd Bonwetsch/Marc Junge (Hrsg.): Stalinismus in der sowjetischen Provinz 1937–1938. Die Massenaktion aufgrund des operativen Befehls No 00447, Berlin 2010; Norman M. Naimark: Stalin und der Genozid, Berlin 2010; brillanter Überblick: Gerd Koenen: Utopie der Säuberung. Was war der Kommunismus?, Berlin 1998.
4 Kriminalobersekretär.
5 Von den deutschen Besatzungsorganen im Distrikt Lublin hrsg. Propagandaorgan; vgl. Lucjan Dobroszycki: Reptile Journalism: The Official Polish-Language Press under the Nazis, 1939–1945, New Haven 1994, S. 113–121.
6 Zur Situation im Distrikt Lublin bei Beginn des „Unternehmens Barbarossa“: Dieter Pohl: Von der „Judenpolitik“ zum Judenmord. Der Distrikt Lublin des Generalgouvernements 1939–1944, Frankfurt/M. 1993; Bogdan Musial: Deutsche Zivilverwaltung und Judenverfolgung im Generalgouvernement. Eine Fallstudie zum Distrikt Lublin 1939–1944, Wiesbaden 1999.
7 Der Sender Weichsel wurde seitens des Reichspropagandaministeriums bevorzugt als Übermittler für Ostfremdsprachendienste auf lettisch, litauisch, estnisch, russisch u. ukrainisch genutzt, vgl. Ortwin Buchbender: Das tönende Erz. Deutsche Propaganda gegen die Rote Armee im Zweiten Weltkrieg, Stuttgart 1978, S. 35, 334. Zur NS-Propaganda bei Kriegsbeginn: Willi A. Boelcke (Hrsg.): Kriegspropaganda 1939–1941. Geheime Ministerkonferenzen im Reichspropagandaministerium, Stuttgart 1966; Jutta Sywottek: Mobilmachung für den totalen Krieg. Die propagandistische Vorbereitung der deutschen Bevölkerung auf den Zweiten Weltkrieg, Opladen 1976; Bianka Pietrow-Ennker: Die Sowjetunion in der Propaganda des Dritten Reiches: Das Beispiel der Wochenschau. Eine Dokumentation, in: MGM 46(1989), S. 79–120; dies.: Das Feindbild im Wandel: Die Sowjetunion in den nationalsozialistischen Wochenschauen 1935–1941, in: GWU 41(1990), S. 337–351; Wolfram Wette: Die propagandistische Begleitmusik zum deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941, in: Ueberschär/ders.: Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion, S. 45–65; ders.: Der 22. Juni 1941 und die NS-Propaganda, in: Schafranek/ Streibel: 22. Juni 1941, S. 75–85; Peter Longerich: Joseph Goebbels. Biographie, München 2010, S. 469ff.
8 Zur Einschätzung der Bedrohungssituation durch die jüdische Bevölkerung: Ben-Cion Pinchuk: Sovietisation and the Jewish response to Nazi policies of mass murder, in: Norman Davies/Antony Polonsky (Hrsg.): Jews in Eastern Poland and the USSR, 1939–46, New York 1991, S. 124–137. Der Widerspruch zwischen Angst vor den „Sowjetrussen“ einerseits, „Sympathie für die Sowjetunion“ andererseits veranschaulicht das in Sipo u. SD vorherrschende Judenbild mit seinen in der Beteiligung an der „Judenpolitik“ im Reich u. in den besetzten Gebieten eingeübten Klischees; vgl. Michael Wildt: Die Judenpolitik des SD 1935 bis 1938. Eine Dokumentation, München 1995, S. 48ff., 61ff.; ders.: Generation des Unbedingten, S. 230–239; Jeffrey Herf: The „Jewish War“: Goebbels and the Anti-Semitic Campaigns of the Nazi Propaganda Ministry, in: HGS 19(2005), S. 51–80; ders.: The Jewish Enemy. Nazi Propaganda during World War II and the Holocaust, Cambridge/Mass.-London 2006.
9 Obwohl die Vichy-Regierung die KP im unbesetzten Frankreich verboten hatte, war die KP Belgiens aus außenpolitischen Erwägungen, da man Verstimmungen mit der UdSSR zu vermeiden gedachte, „auf Wunsch des Reichssicherheitshauptamtes noch nicht aufgelöst worden“, Militärverwaltung an OB West v. 2.9.1941, BA-MA, RW 36/v.12. Eine kommunistische Betätigung wurde zum Stichtag 25.8.1941 unter Todesstrafe gestellt; vgl. Wolfram Weber: Die innere Sicherheit im besetzten Belgien und Nordfrankreich 1940–1944. Ein Beitrag zur Geschichte der Besatzungsverwaltungen, Düsseldorf 1978, S. 64f.
10 Trotz dieser Verhaftungsaktion erhöhte sich jetzt der Widerstand gegen die Besatzungsmacht, wie die Abwehrstelle Belgien am 4.8.1941 in einem Bericht zur dortigen Stimmungslage nach „Barbarossa“ festhielt. Mittelfristig beförderte der Schlag gegen die KP Belgiens sogar den Zusammenschluß eines gesamtnationalen Widerstands; vgl. Ludwig Nestler (Hrsg.): Die faschistische Okkupationspolitik in Belgien, Luxemburg und den Niederlanden, Berlin 1990, S. 68 f.
11 Heinrich Himmler (1900–1945); grundlegend jetzt: Longerich: Heinrich Himmler; vgl. Richard Breitman: Der Architekt der „Endlösung“: Himmler und die Vernichtung der europäischen Juden, Paderborn u.a. 1996; Der Dienstkalender Heinrich Himmlers 1941/42.
12 Reinhard Heydrich (1904–1942); vgl. Edouard Calic: Reinhard Heydrich. Schlüsselfigur des Dritten Reichs, Düsseldorf 1982; Günther Deschner: Reinhard Heydrich. Statthalter der totalen Macht, Frankfurt/M.-Berlin 1987; Mario R. Dederichs: Heydrich. Das Gesicht des Bösen, München 2005; wichtig jetzt: Edouard Husson: Heydrich et la Solution Finale, Paris 2008.
13 Heinrich Müller, geb. 1900, 1917 Kriegsfreiwilliger, seit April 1918 Pilot Westfront, 1919 entlassen als Unteroffizier, seitdem Polizeidirektion München, 1929 Polizeisekretär, 1933 Kriminalinspektor Bayerische Politische Polizei, April 1934 SS, seitdem Gestapa, Juni 1934 als Stubaf. Leiter Abt. II (Innerpolitische Angelegenheiten), 1937 Staf., ORR u. KR, Juni 1939 Reichskriminaldirektor, seit Sept. 1939 Amtschef IV des RSHA, 1941 Gruf. u. Generallt. der Polizei, Anfang Mai 1945 wahrscheinlich in Berlin gefallen; Erlaß Gestapa v. 30.6.1936, BAB, R 58/239; BAB, BDC, SSO Heinrich Müller; BA-ZA, ZR 759/14; zu seinem Tod: BAL, B 162/3233–3237; Andreas Seeger: „Gestapo-Müller“. Die Karriere eines Schreibtischtäters, Berlin 1996.