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Platon (427–347 v. Chr.) und Aristoteles (384–322 v. Chr.) betrachten die E. (gr. stoicheia) Feuer (↗ Herd), Wasser (↗ Meer), ↗ Luft und ↗ Erde als Gegebenes und Hervorgebrachtes in ihren Überschneidungen mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Formen. Im Dialog Timaios trägt Platon seine Lehre von der sinnlichen (↗ Sinn) ↗ Welt der E. vor: Darin beschreibt er die vier E. als Qualitäten, die dem Einfluss der ↗ Chora als Amme des ↗ Werdens und der Ernährung ausgeliefert sind. Aristoteles kehrt die Lehre Platons mit seiner Schrift Peri ouranos um, indem er auf die ↗ Physik der E. und ihre wahrnehmbaren (↗ Wahrnehmung) Prinzipien verweist, die als primäre Qualitäten zu regelrechten Ursachen für die Kombination eines Affektraums (↗ Affekt) werden können. Mit dem Verweis auf die Physik der E. stellt Aristoteles ↗ Raum dar als eine von außen vollzogene Umgrenzung (↗ Saum) mit einer der ↗ Natur nahen Gliederung: Die E. haben die Tendenz zum Fertigsein, können sich aber, periodisch bedingt, ebenso zu kleinsten elementaren Potenzen (↗ Möglichkeit) auflösen. Zusammengedacht zeigen die Lehren von Platon und Aristoteles, dass es die E. sind, die als Kernkräfte ein Verständnis von Welt bilden, das gleichzeitig von ↗ Richtungen und ↗ Ordnungen und von einem System der Eigenschaften geprägt ist, das für den Zusammenhalt seiner Prinzipien sorgt und zurückwirkt. Mit Rekurs auf diese Auffassung hat Gaston Bachelard (1884–1962) in den Jahren von 1942 bis 1961 in einer gedoppelten Reflexion die Phänomenologie der E. neu behandelt: Die Schrift La psychoanalyse du feu von 1949 ist sein wichtigstes Werk aus jenem ‚Zyklus der E.‘, bestehend aus L’eau et les rêves von 1942, L’air et les songes von 1943, La terre et les rêveries de la volonté von 1948 und La terre et les rêveries du repos von 1948. Hier führt Bachelard (1985) aus, wie die unmittelbare Evidenz der E. jene Eigenschaften prägt, die sowohl für wissenschaftliche Objektivität sorgen als auch Zugang zum ↗ Grund eines dichterischen ↗ Bildes in der Lektüre erlauben. E. sind nunmehr Kontraktion und ↗ Ausdehnung: Alle Körper verdanken den Eigenschaften der E. durch ↗ Bewegung den Zusammenhalt ihrer Prinzipien. In seinem Werk La poétique de l’espace von 1957 erreicht die dialektische (↗ Dialektik) Philosophie Bachelards, die er jahrelang in seinen Schriften zu den E.n betreibt, ihren Höhepunkt, indem er nun den Ursprung des dichterischen Bildes (↗ Poietik), das dem Traum nahe ist, auf eine unbewusste Verbundenheit zu den E.n rückführt. Die französische Psychologin und Linguistin Luce Irigaray hat mit ihren Schriften Amante marine von 1980, Passions élémentaires von 1982 und L’oubli de l’air von 1983 das Mysterium des Ursprunges in der Lektüre erneut angetastet und verweist auf die ↗ Spuren der E. im Ansatz des Denkens, der Poesie und in jeder Art von Erschaffung. Als Linguistin fungiert für sie das Unterbewusste (↗ Unterbewusstsein) als ↗ Syntax und tritt mit rätselhaften, einen imaginären (↗ Imaginäres) Raum erschließenden Konfigurationen auf. Das in der dichterischen Aussage nicht Artikulierte (↗ Ausdruck) deutet sie als Verweis auf die ↗ Ruhe, das Schweigen als Ursprung (↗ Anfang), der erlaubt, auf einen vorgängig existierenden Sinn zurückzugehen, der jede Umgebung begründet: die Berührung (↗ Deduktion).

Literatur: Böhme/Böhme 1996; El yaznasni 2002.

Bachelard, Gaston (1985): Psychoanalyse des Feuers, München/Wien [frz. 1949].

Böhme, Gernot/Böhme, Hartmut (1996): Feuer, Wasser, Erde, Luft, München.

El yaznasni, Mohamed (2002): Dialektik im epistemologischen Werk Gaston Bachelards, Marburg.

Ingrid L.Ernst

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