Читать книгу Lexikon Raumphilosophie - Группа авторов - Страница 28

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In räumlicher Hinsicht meint A. nicht das Melden von Gesetzesverstößen, sondern die Visualisierung von Informationen (↗ Daten) auf speziell dafür eingerichteten ↗ Oberflächen bzw. Objekten. Eine A. in diesem Sinne kann durch jede Art von Zeichen (↗ Semiotik) erfolgen, das in einer ↗ Öffentlichkeit vorgezeigt wird. In der Geschichte sind dies zumeist ↗ Bilder, ↗ Schriften, Zahlen oder Noten auf Stein, Papyrus oder Papier, an (↗ Haus-)Wänden (↗ Membran), Zäunen (↗ Zaun), Litfaßsäulen (↗ Säule) oder Schaufenstern (↗ Fenster), durch Skalen (↗ Metrik), Regler oder Messinstrumente und neuerdings auch auf Bildschirmen. Die ersten A.n werden als Arbeitsvermittlungen (↗ Arbeit) Anfang des 17. Jh.s im Annoncenbüro des Pariser Arztes Théophraste Renaudot (1586–1653) veröffentlicht. Im deutschsprachigen Bereich werden daraus sog. Intelligenzblätter (von lat. intellegere, für ‚Einsicht nehmen‘), die zunächst selbständig, seit Beginn des 19. Jh.s aber auch in Tages- und Wochenzeitungen erscheinen. Dabei sollen die A.n von den Artikeln nicht nur im Satzspiegel getrennt werden, sondern sie folgen ihrer Reklamefunktion wegen auch anderen Layoutprinzipien. Ab Mitte des 19. Jh.s löst sich die A. vom Papier und erobert, oftmals als dreidimensionale Installation (↗ Raumbild), den öffent lichen Raum, wie Walter Benjamin (1892–1940) bei seinen Begehungen (↗ Spazieren) der Pariser Warenhäuser festhält (Benjamin 1982, 83–109). Der Einsatz der Materialien (↗ Materie) ist dabei ebenso variabel wie die Anordnung (↗ Ordnung), Gestaltung und Kombination der Zeichenbestände. Im wissenschaftlichen Kontext spielt die A. als Veranschaulichung von Experimentergebnissen (↗ epistemisches Objekt) eine wichtige Rolle. Da v.a. Naturwissenschaften weniger ↗ Textals vielmehr Vermessungswissenschaften sind, gehört das analoge, später auch digitale Protokoll maschinell erzeugter Daten zum Alltag ihrer Forschungen. Traditionellerweise werden Uhren, Zähler und Tabellen (↗ Zusammenschau) verwendet. Eine weitreichende Innovation bedeutet der von Carl Ludwig (1816–1895) entwickelte Kymograph; ein Drehzylinder, in dessen berußte oder mit Papier bespannte Oberfläche ein Stift experimentelle ↗ Ereignisse als kontinuierliche (↗ Kontinuum) ↗ Linien einschreibt (Ludwig 1847). Das Gerät findet v.a. durch Etienne-Jules Mareys (1830–1904) ‚Graphische Methode‘ (Marey 1878) weite Verbreitung: Solchen graphischen Kurven ist ein kartesisches Koordinatensystem unterlegt, das eine punktgenaue Rezeption und Vergleichbarkeit (↗ Logos) garantiert. Gleiches gilt für Säulendiagramme (↗ Diagramm) und Charts, durch welche komplexe quantitative Informationen in überschaubare Graphiken umgewandelt werden (Tufte 1983). Dagegen operieren Bild- oder Mengendiagramme ebenso wie historische Stammbäume sowohl außerhalb des Zeilenrasters als auch unabhängig von orthogonalen Achsen und diskreten Wertigkeiten. Mit der Ausbreitung des Computers werden Monitore zur bevorzugten Art der A. Auf der Oberfläche ihrer Fenster erlauben sie die beliebige Kombination sämtlicher Zeichentypen in nahezu unbegrenzter Gestaltungsfreiheit (↗ Simulation).

Literatur: Hartmann 2007; Riess 1971.

Benjamin, Walter (1982): Das Passagen-Werk, Bd. 1, Frankfurt a. M.

Hartmann, Frank (2007): Geschichte, in: Kompendium Informationsdesign, hg. v. W. Weber, Berlin, 23–51.

Ludwig, Carl (1847): Beiträge zur Kenntnis des Einflusses der Respirationsbewegungen auf den Blutumlauf im Aortensysteme, in: Archiv für Anatomie 13, 242–302.

Marey, Etienne-Jules (1878): La méthode graphique dans les sciences expérimentales, Paris.

Riess, Curt (1971): Geschichte des Inserats, Hamburg.

Tufte, Edward (1983): The Visual Display of Quantitative Information, Cheshire.

Christof Windgätter

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