Читать книгу Ökumenische Kirchengeschichte - Группа авторов - Страница 28
6. Kapitel: Die protestantische Konfessionsfamilie (Statistisches)
ОглавлениеDie Zahlen der Konfessionsstatistik des 19. Jahrhunderts sind mit mannigfachen Unsicherheitsfaktoren behaftet. Die Ermittlung der Konfessionszugehörigkeit erfolgte teilweise unparteiisch und mit staatlichen Hilfsmitteln, teilweise durch kirchliche Sonderrechnungen, in die sich schnell interessenpolitische Gesichtspunkte eindrängen konnten. In der Kirchengeschichtsschreibung spielt die Statistik – im Gegensatz zum Interesse an der historischen Demografie im Rahmen der allgemeinen Geschichtswissenschaft – gemeinhin eine recht untergeordnete Rolle. Die Zusammenstellung verlässlicher Datenmengen steht vielfach noch in den Anfängen. Namentlich im Protestantismus weiß man um die tief greifende Differenz zwischen nomineller Kirchen- und Konfessionszugehörigkeit und tatsächlicher Christlichkeit. Deshalb interessieren eher Untersuchungen über Kirchenbindung, Gottesdienstfrequenz und die Inanspruchnahme von Amtshandlungen als die nackten Zahlen der Konfessionsstatistik. Unter diesen sowie weiteren denkbaren Einschränkungen soll im Folgenden eine Übersicht über die protestantische Konfessionsfamilie gegeben werden, gegliedert nach Kontinenten, Ländern und Staaten. Die heterogene Datenlage wird aus Gründen der Übersichtlichkeit auf die Mitte des 19. Jahrhunderts konzentriert. Bei einigen statistischen Angaben waren mangels einschlägiger Daten Ausschläge um die chronologische Achse plus/minus 1850 in Kauf zu nehmen.
In Deutschland, dem Mutter- und Kernland der Reformation, führte die preußische Monarchie mit weitem Abstand vor allen anderen deutschen Staaten die protestantische Statistik an. Im Jahr 1855 zählte man in Preußen nach Angaben des Statistischen Bureaus 10.526.831 Evangelische gegenüber 6.414.030 Katholiken. Unter den Evangelischen befanden sich ca. 45.000 Altlutheraner mit Schwerpunkten in Schlesien, Brandenburg, Preußen und Pommern, außerdem ca. 3.000 Herrnhuter und 14.509 Mennoniten, die Mehrzahl von ihnen im Regierungsbezirk Danzig. Im Königreich Sachsen standen im Jahr 1849 1.855.241 Lutheraner und 2.582 Reformierte 33.752 Katholiken gegenüber. Die nächstgrößere Zahl der Protestanten fand sich in Hannover mit 1.494.033 Lutheranern und 95.220 Reformierten gegenüber 217.367 Katholiken, nach einer Zählung von 1852. Es folgte Bayern mit ca. 1,34 Millionen Protestanten gegenüber ca. 3,46 Millionen Katholiken. In den anderen deutschen Staaten, etwa im Großherzogtum Baden, in Oldenburg und Braunschweig, lagen die Zahlen der Protestanten teilweise weit unterhalb der Millionengrenze. Nimmt man die Stadtstaaten Hamburg, Lübeck und Bremen, ergibt sich folgendes Bild: Hamburg (Zählung 1847) 152.015 Evangelische und 2.108 Katholische; Lübeck (Zählung 1851) 41.813 Evangelische und 273 Katholische; Bremen (Zählung um 1850) ca. 50.000 Evangelische und ca. 2.000 Katholische. In (Deutsch-) Österreich lebten 29.770 Lutheraner und 1.907 Reformierte bei einer Zahl von 2.205.837 Katholiken im Jahr 1851.
In der Schweiz, die für die Geschichte der Reformation und die Entwicklung der protestantischen Konfessionsfamilie unmittelbar nach dem Kernland Deutschland zu nennen ist, ergab die Zählung von 1850 die Zahl von 1.417.916 Protestanten und 971.679 Katholiken. Die über große Teile der Schweiz verbreiteten Sekten protestantischer Herkunft, wie die Plymouthbrüder oder Darbyisten, zählten dagegen ihre Mitglieder mitunter nur nach Dutzenden.
Unter den Ländern Skandinaviens liegen feinkörnige Angaben für Dänemark erst mit dem Jahr 1870 vor: 1.769.538 Lutheraner sowie 1.767 Reformierte, Methodisten und Anglikaner gegenüber 1.857 Katholiken. In Schweden war die Einwohnerzahl im Jahr 1855 nahezu identisch mit der Zahl der Angehörigen des Luthertums, nämlich 3.639.332. Nur in Stockholm existierten je eine kleine deutsch-reformierte, französisch-reformierte, römisch-katholische und griechisch-katholische Gemeinde. Veränderungen der Konfessionslandschaft traten erst nach 1857 durch die Liberalisierung der Religionsgesetzgebung ein. In Norwegen, wo allen christlichen Religionsparteien, ausgenommen die Jesuiten und Mönchsorden, seit 1844/45 der öffentliche Gottesdienst bewilligt war, stellten im Jahr 1876 bei einer Gesamtzahl der Einwohner von 1.802.172 die Lutheraner noch immer die nahezu ausschließliche Mehrheit dar: 1.794.934. Die Zahl der Katholiken betrug 502.
Finnland zählte 1856 1.651.353 Lutheraner. Die zweitgrößte Zahl in der Konfessionsstatistik bildeten hier die Angehörigen der orthodoxen Kirche mit 37.186, während die Zahl der Katholiken unter 2.000 gelegen haben dürfte.
In Westeuropa zählte man 1854/55 in Holland 1.800.000 Angehörige der Niederländisch-Reformierten Kirche, 55.000 Lutheraner, 50.000 Angehörige der Freien Reformierten Kirche, 40.000 Mennoniten, 11.000 Angehörige der Wiederhergestellten lutherischen Kirche und 5.000 Remonstranten. Die Zahl der Protestanten lag ungefähr doppelt so hoch wie die der Katholiken.
In England wurden durch den Zensus vom 30./31. März 1851 zwar die Zahl der gottesdienstlichen Gebäude und Versammlungsorte sowie der Kirchenbesuch verzeichnet, nicht aber die Bekenntniszugehörigkeit. Die Frage nach dem Bekenntnis erschien den Behörden als zu inquisitorisch. Für England und Wales ergibt sich bei einer Bevölkerung von 17.927.609 Einwohnern für die Anglikanische Staatskirche im Jahr 1851 die Zahl von 14.077 Kirchen und Versammlungsorten, für alle anderen – nahezu überwiegend protestantischen – „Kirchen und Sekten“ die Zahl von 20.390. Der Löwenanteil lag bei den Methodisten (11.944), gefolgt von den Independenten bzw. Kongregationalisten (3.244) und den Baptisten (2.789). In Irland gab es gemäß Zensus von 1861 581.154 Protestanten, hingegen 4.505.265 Katholiken und 693.257 Anglikaner. In Schottland berechnete man 1860 die Mitgliederzahl der Free Church of Scotland mit 700.000 bis 800.000, die Zahlen der United Presbyterian Church mit 160.000 Kommunikanten. Die Zahl der Katholiken nahm seit Ende der 1840er Jahre stark zu. Gab es 1848 87 katholische Gotteshäuser und 107 Priester, so betrug die Zahl der Kirchen und Kapellen im Jahr 1859 183 und die Zahl der Kleriker 154.
In Frankreich lebten im Jahr 1866 483.000 Reformierte, 74.500 Lutheraner und 40.000 Mitglieder protestantischer Sekten neben 35.803.100 Katholiken. Mit der Zahl der Katholiken lag Frankreich an der Spitze der katholischen Staaten. In Belgien betrug die Zahl der Angehörigen nichtkatholischer Bekenntnisse im Jahr 1846 10.323, davon waren 6.578 Protestanten, bei einer Zahl von 4.326.873 Katholiken. Kaum anders war es in dem kleinen Luxemburg mit seinen ungefähr 200.000, fast nur katholischen Einwohnern.
In den katholischen Ländern Südwesteuropas, Spanien und Portugal, waren die Protestanten eine verschwindend geringe Minorität. In Spanien zählte man um 1850 bei 15.464.000 Einwohnern die Protestanten gar nicht erst. Laut Konkordat vom 16. März 1851 war die römisch-katholische Religion die allein herrschende. Erst 1877 überschritten die Evangelischen die Zahl 12.000. In Portugal war ebenfalls nur das Bekenntnis zur römisch-katholischen Kirche gestattet. Bei 3.817.251 Einwohnern im Jahr 1853 gab es evangelische, deutsche Gemeinden nur in Lissabon mit 250 Mitgliedern und in Porto mit 80 Mitgliedern.
In Südeuropa gestaltete sich die Situation ganz ähnlich. Auf dem Territorium des nachmaligen italienischen Staats lebte eine nennenswerte Zahl von Protestanten nur in Venedig. Im Großherzogtum Toskana gab es seit 1607 die Gemeinde der deutsch-holländischen Gesellschaft mit 521 Lutheranern und Reformierten. Im Königreich Sardinien zählte man vor 1870 unter der Gesamteinwohnerzahl von 4.700.000 immerhin 20.000 Waldenser. Betrachtet man die Entwicklung nach 1870, so ergab sich bei einer Gesamtzahl von 28 Millionen Einwohnern Italiens eine Zahl von 11.958 Waldensern und 18.000 Kommunikanten der Freien Evangelischen Kirche. Hinzu kamen kleine Gruppen von Methodisten, sogenannten Wesleyanern, Episkopalisten und Baptisten.
In Auswahl seien einige weitere Konfessionsdaten für Südost-, Ostmittel- und Osteuropa aufgeführt: Rumänien (Walachei) 2.893.000 Griechisch-Orthodoxe, 50.000 Katholiken, 3.800 Lutheraner; Bulgarien 2.500.000 Bulgarisch-Orthodoxe, 1.800 Protestanten; Griechenland 2.170.000 Griechisch-Orthodoxe, 50.000 Katholiken, 700 Protestanten einschließlich der Anglikaner; Serbien 2.230.000 Serbisch-Orthodoxe, 20.000 Katholiken, 300 Protestanten. In Ungarn lebten um 1860 2.331.736 Protestanten, davon 819.894 Augsburger Konfession und 1.511.842 Helvetischer Konfession. 1881 zählte man unter Einschluss Siebenbürgens, Fiumes, Kroatiens und Slawoniens 3.154.652 Evangelische und 9.350.183 Katholiken. In Russland – einschließlich Polens – bezifferte man die Summe aller Lutheraner im Jahr 1853/54 auf 1.832.224. Die Zahl der Reformierten war sehr niedrig: 14.361 – Litauen und Polen ausgenommen. Im Baltikum zählten die Statistiker bei 1.943.991 Einwohnern im Jahr 1871 insgesamt 1.626.123 Protestanten.
Die für Europa angegebenen Zahlen der Evangelischen deuten an, wie entscheidend für die konfessionelle Gesamtbilanz die Verwurzelung und Ausbreitung des Protestantismus während des 18./19. Jahrhunderts im transatlantischen Bereich war.
1850 zählten die Vereinigten Staaten von Nordamerika 28 Millionen Einwohner. Den statistischen Berichten der Jahre 1855/56 zufolge gliederten sie sich konfessionell in folgende Hauptgruppen: die Methodisten mit 1.593.794 kommunizierenden und 5.500.000 nominellen Mitgliedern sowie 8.740 Geistlichen; die Baptisten mit 1.322.469 kommunizierenden und 5.000.000 nominellen Mitgliedern sowie 9.476 Geistlichen; die Presbyterianer mit 716.318 kommunizierenden und 3.500.000 nominellen Mitgliedern sowie 6.145 Geistlichen; die Kongregationalisten mit 210.000 kommunizierenden und 2.000.000 nominellen Mitgliedern sowie 2.357 Geistlichen; und die Lutheraner mit 225.000 kommunizierenden und 750.000 nominellen Mitgliedern sowie 1.000 Geistlichen. Die Zahl der Katholiken lag bei 2 Millionen kommunizierenden und 5 Millionen nominellen Mitgliedern sowie 1.780 Geistlichen. Anders lagen die Verhältnisse in Kanada. British North-America (Dominion of Canada) war mehrheitlich katholisch, während im eigentlichen Kanada (Kanada Proper) sich die Zahl der Katholiken und Protestanten ungefähr die Waage hielt – es gab ca. 2,5 Millionen Protestanten und ca. 2 Millionen Katholiken. In Alaska, das bis 1867 in russischem Besitz war, blieben die Erfolge der evangelischen Christianisierung bescheiden. Die russische Herrschaft hatte sich auch konfessionspolitisch bemerkbar gemacht. Unter der Urbevölkerung der Vereinigten Staaten Nordamerikas zählte man im Jahr 1900 bei einer geschätzten Gesamtzahl von 250.000 Indianern ca. 95.000 Christen, davon 74.000 evangelische und 21.000 katholische.
In Mittelamerika überwog der Katholizismus. In Mexiko fanden sich lediglich einige zehntausend Protestanten sowie Angehörige weiterer nichtrömischer Glaubensgemeinschaften. Am meisten verbreitet waren die Presbyterianer und die Methodisten. In Guatemala, British-Honduras, Honduras, El Salvador, Nicaragua und Costa Rica betrug die Einwohnerzahl im Jahr 1854 ca. 1,5 Millionen. Die Bevölkerung war fast durchweg katholisch. Seit 1832 herrschte allgemeine Religionsfreiheit. In Costa Rica, wo der Katholizismus Staatsreligion war, fußte der protestantische Gottesdienst auf vertraglichen Zusicherungen. Die Zerstreuung der wenigen Protestanten ließ jedoch oftmals keine Gottesdienste zustande kommen.
In der Karibik, dem sogenannten Westindien, belief sich die evangelische Gesamtbevölkerung auf etwa 800.000. Die dortigen Gebiete waren aus evangelischer Sicht von den Anglikanern, den Methodisten und der Herrnhuter Brüdergemeinde erschlossen. Im Einzelnen gestalteten sich die Verhältnisse sehr unterschiedlich. Kuba war nominell katholisch und besaß nur zerstreut lebende Protestanten, während auf Jamaica bei einer Gesamtzahl von ca. 100.000 Christen im Jahr 1842 allein 24.000 Baptisten gezählt wurden. Den numerischen Hauptanteil stellten die anglikanischen Christen British-Westindiens mit etwa 300.000 Zugehörigen. Südamerika war, abgesehen von Guayana und Feuerland, das nur 5.000 Einwohner zählte, kein Einflussgebiet des Protestantismus. Die Gesamtstatistik blieb bescheiden. Trotz sich verstärkender Anstrengungen nordamerikanischer Missionsgesellschaften und der Aktivitäten vieler Einzelkräfte zählte man in sämtlichen südamerikanischen Staaten nur wenige evangelische Christen. Nicht selten war die Stimmung den Evangelischen gegenüber feindselig. In Peru mit 2 Millionen Einwohnern im Jahr 1859 war allein die römisch-katholische Kirche geduldet. Nicht einmal die evangelischen Verstorbenen durften auf den Friedhöfen der Katholiken begraben werden. 1876 gab es in Peru immerhin 5.087 Protestanten sowie 22.073 Angehörige weiterer nichtrömischer Konfessionen. In Bolivien mit etwa 1 Million Einwohnern im Jahr 1854 waren nichtrömische Konfessionen gesetzlich toleriert. In Brasilien war die Niederlassung von Protestanten seit 1808 möglich. In der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in manchen Handelsstädten Brasiliens englische Kapellen, in Rio de Janeiro sogar einen deutschen evangelischen Geistlichen. Für ein relativ starkes Wachstum der Evangelischen sorgten in der zweiten Jahrhunderthälfte ca. 150.000 deutsche Einwanderer. In Rio Grande do Sul und Santa Catarina besaßen sie ihre Siedlungszentren. Um 1890 gab es mehr als 60 deutsche evangelische Gemeinden.
Ein unübersichtliches und statistisch schwer zu erfassendes Bild bietet Afrika. Das nördliche Afrika war einerseits kompaktes Herrschaftsgebiet des Islam, andererseits in Abessinien und Ägypten mit alten Christentümern versehen. In Ägypten waren die koptischen Christen, die im Jahr 1854 ca. 200.000 Angehörige zählten, Missionsobjekte. Träger der „Koptenmission“ waren unierte Presbyterianer Nordamerikas. Im westlichen Afrika war lediglich die Goldküste ein ausgedehntes evangelisches Missionsgebiet. Die Basler Missionsgesellschaft, die dort neben der Wesleyanischen Mission wirkte, führte folgende Zahlen an: im Jahr 1857 367 Christen; 1867 1.500 Christen; 1877 3.600 Christen; 1887 7.500 Christen; 1899 18.000 Christen – zum Vergleich die Zahlen der Wesleyanischen Mission: 13.000 Mitglieder, 32.000 Anhänger, 13.000 Schüler. Im östlichen Afrika, in Zentralafrika und auf den afrikanischen Inseln des Südostens, auf Mauritius, den Seychellen und Madagaskar, belief sich die Zahl der evangelisch gewordenen Ureinwohner einschließlich der eingewanderten indischen Bevölkerungsgruppe am Ende des 19. Jahrhunderts überschlagsweise auf 284.500 – auf den afrikanischen Inseln auf 250.000 und in Ost- und Zentralafrika auf 34.500. Der Schwerpunkt des Protestantismus auf dem afrikanischen Kontinent befand sich im südlichen Afrika. Zu unterscheiden ist hier der starke Anteil der protestantischen Bewohner europäischer Herkunft, unter ihnen Anglikaner, Holländisch-Reformierte, deutsche Lutheraner sowie andere, und der Anteil der christianisierten Einheimischen. Als Beispiel sei die Kapkolonie genannt. Die Zahl der Europäer evangelischer Richtung, einschließlich der Mennoniten, betrug gegen Ende des 19. Jahrhunderts ca. 400.000, im Vergleich zu 11.000 Katholiken europäischer Abkunft. Die Zahl der einheimischen evangelischen Christen lag bei einer Gesamtziffer der Einwohner von ca. 1,52 Millionen bei 380.000, daneben die Zahl der einheimischen katholischen Christen bei 10.000. Die Konfessionsbilanz nach dem Muster europäisch–einheimisch ließe sich durch alle Kirchen und Denominationen verfolgen. Beispielsweise hatte die Holländisch-Reformierte Kirche 226.000 weiße und 70.000 farbige Kirchenmitglieder, die Wesleyanischen Methodisten hatten 28.000 weiße und 120.000 farbige Kirchenmitglieder.
Asiens Schwerpunkt auf der Konfessionslandkarte war Indien, obschon die Zahl der evangelischen Christen neben den ca. 300.000 alteingesessenen Thomaschristen, vor allem aber angesichts des Hinduismus, des Islam, des Buddhismus und der Volksreligionen sehr bescheiden blieb. 1851 zählte man auf dem indischen Subkontinent 267 evangelische Gemeinden. Im nichtbritischen Hinterindien gab es evangelische Missionen damals wohl nur in Siam und Malakka. In Niederländisch-Indien besaßen die Gevestigden Christengemeenten, die Nachkommen der Mission der Ostindischen Kompanie, einigermaßen starke Positionen vor allem auf den Kleinen Sundainseln. Insgesamt wurde die Zahl der Glieder der Gevestigden Christengemeenten gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf 234.000 geschätzt. Zusammen mit den 48.000 Gliedern der europäischen Gemeinden bildeten sie dort die niederländische protestantische Kirche. In China betrug die Zahl der durch protestantische Missionsgesellschaften gewonnenen abendmahlsberechtigten Kirchenmitglieder im Jahr 1853 nur 351, 1897 dann 80.682. In Japan hemmte die Politik der kulturellen Abschließung die Ausbreitung des Christentums. Erst nach den Handelsverträgen mit den USA von 1854 und mit Großbritannien im Jahr 1858 lockerte sie sich. 1889 zählte man 29.000 erwachsene evangelische Kirchenmitglieder, 1898 dann 41.000. Ausdrücklich war den Christen die Ausübung ihres Kults nur in den Hafenstädten erlaubt. Die statistische Gesamtbilanz der Mission in Asien zeigte um 1900 folgende Ziffern: Die Gesamtzahl von 1.509.000 Christen verteilte sich auf 85.000 Christen in Vorderasien, die unter dem Missionseinfluss der alten orientalischen Kirchen in Palästina, Syrien und Anatolien standen, auf 810.000 Christen in Indien, auf 7.000 im nicht-britischen Hinterindien, auf 347.000 in Niederländisch-Indien, auf 210.000 in China und Korea und auf ca. 50.000 in Japan.
In Ozeanien – dazu gehörten Polynesien, die Samoagruppe, die Tongainseln, Melanesien und Mikronesien – schätzte man die Zahl der einheimischen evangelischen Christen auf etwa 300.000. Zu unterscheiden sind in dieser Gesamtzahl die Kommunikanten und die „Anfänger“. Einige Regionen wie die Samoagruppe waren nahezu völlig christianisiert, andere wie Mikronesien nur partiell. Auf Witi, zu den Fidschi-Inseln gehörig, war die einheimische Bevölkerung mit einer Zahl von ungefähr 100.000 beinahe geschlossen evangelisch.
Australien war bei einer geschätzten Gesamtzahl von 55.000 Ureinwohnern von einem rapiden Bevölkerungswachstum durch Einwanderung geprägt. Insgesamt betrug die Zahl der Einwanderer von 1815 bis 1875 1.132.000. Sie kamen aus England (55 %), Schottland (14 %), Irland (24 %) und weiteren Ländern (6 %). Die Einwanderungsstatistik gibt bereits ein ungefähres Spiegelbild der konfessionellen Verhältnisse. Geht man gemäß Zensus von einer Gesamteinwohnerzahl von 3.809.900 im Jahr 1891 aus, verteilten sich die Protestanten auf 78 % der Bevölkerung, die Katholiken auf 22 %. Unschärfen in diesen Zahlen sind in Rechnung zu stellen. Sie resultieren aus den ungleichartigen Erhebungen unter den zahlreichen Konfessionen und Denominationen, außerdem aus den statistisch nicht erfassten christianisierten Ureinwohnern, die auf 3.000 geschätzt werden. Die statistische Unschärfe liegt bei einer Zahl von insgesamt 200.000.
Ein strukturell ähnliches Bild wie Australien bot Neuseeland mit seiner allerdings ungleich geringeren Bevölkerungszahl von 700.000. Abweichend von Australien schlossen sich die dortigen Ureinwohner, die etwa 40.000 Maori, ungefähr zur Hälfte dem Christentum an. Dabei wurden 6.000 Wesleyaner, 9.000 Angehörige anderer evangelischer Kirchengemeinschaften und 2.500 Angehörige nichtevangelischer Konfessionen gezählt.
Nach den statistischen Angaben vom Beginn der 1870er Jahre bis zum Jahr 1878 betrug die damalige Gesamtbevölkerung der Erde 1.391.030.000 Menschen. Davon lebten in Europa 300.530.000, in Asien 798.220.000, in Afrika 203.300.000, in Amerika 84.542.000 sowie in Australien und Polynesien 4.438.000.