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Von Absolue bis Zibet Parfum ist eine Welt für sich – mit eigenem Vokabular. Falls Ihnen die richtigen Worte fehlen, um Ihren Lieblingsduft zu beschreiben, hilft dieses Glossar.
VON RABEA WEIHSER
ОглавлениеEine Duftorgel im Werk von Fragonard in Grasse. © Rabea Weihser für ZEIT ONLINE
A wie Absolue A wie Agrumen A wie Aldehyde A wie Ambra A wie Animalisch A wie Aquatisch A wie Aromenhersteller Ä wie Ätherisches Öl B wie Basisnote B wie Bergamotte C wie Chypre C wie Concrète C wie Coty, François D wie Destillation D wie Duftorgel E wie Eau de Cologne E wie Eau de Parfum E wie Eau de Toilette E wie Eichenmoos E wie EU-Richtlinie E wie Extraktion F wie Fougère G wie Gourmand G wie Grasse H wie Harz H wie Haut H wie Herznote I wie Iris J wie Jicky K wie Kopfnote K wie Kosmetikkonzerne L wie Labdanum M wie Maiglöckchen M wie Moschus N wie Neroli O wie Orientalisch O wie Oud P wie Parfumfamilien P wie Petitgrain P wie Pyramide R wie Rohstoffe, natürliche R wie Rose R wie Roudnitska, Edmond S wie Sillage T wie Tonka V wie Vetiver Z wie Zibet Z wie Zuckerwatte
Absolue: hochqualitatives Erzeugnis der kalten → Extraktion von Pflanzenteilen; verarbeitete Menge pro Kilo Absolue: 4 Tonnen Tuberosenblüten, 2 Tonnen Veilchenblätter, 1 Tonne Rosenblütenblätter, 600 Kilogramm Jasminblüten, 50 Kilogramm Eichenmoos; Preis pro hochwertigem Kilo Jasmin Absolue: circa 3.500 Euro
Agrumen: auch Hesperiden, Duftstoffe aus der Familie der Zitruspflanzen [zur Glossar-Übersicht ...]
Aldehyde: chemische Verbindungen mit starkem Duft; natürliches Vorkommen in → Rose oder Zitrusöl, allerdings gering konzentriert; heute synthetisch hergestellt; pudrig, sauber, seifig bis süßlich stechend; Ernest Beaux schuf 1921 das erste Parfum, in dem Aldehyde die floralen Noten von Jasmin und Rose dominierten – Chanel No. 5
Ambra: ursprünglich Ambergris genannte duftende Darmabsonderung des Pottwals; heute nachempfunden in einer Mischung aus Vanille und → Labdanum oder durch synthetisches Ambroxan; holzig, warm, balsamartig; oft als → Basisnote eingesetzt.
Animalisch: tierische Drüsensekrete wie → Moschus, → Zibet oder Bibergeil (Castoreum) werden viel in der Parfumerie verwendet, heute allerdings aus ökologischen Gründen als synthetische Nachbildungen; unverdünnt riechen animalische Noten oft scharf und stallartig, sie tragen aber zur Ausgewogenheit einer wohlriechenden Komposition bei.
Aquatisch: frische, leichte, maritime, ozeanische Duftnoten; kamen in den Neunzigern in Mode
Aromenhersteller: Givaudan (Schweiz), Firmenich (Schweiz), IFF (USA), Symrise (Deutschland) und Takasago (Japan); diese Großkonzerne kontrollieren mehr als die Hälfte des Handels mit Duft- und Aromastoffen; sie verkaufen eigens entwickelte molekulare Duftbausteine oder komponieren gleich das ganze Parfum für eine externe Mode- oder Luxusmarke
Ätherisches Öl: durch Wasserdampfdestillation aus Pflanzen gewonnen; verarbeitete Menge pro Kilo Ölerzeugnis: 5 Tonnen Magnolienblüten, 4 Tonnen Rosenblüten, 1 Tonne Bitterorangenblüten, 120 Kilogramm Lavendelblüten
Basisnote: letztes Stadium der → Parfumpyramide; was nach etwa acht Stunden vom Duft übrig bleibt und auf der Haut, den Haaren, in der Kleidung hängt; die schwersten Moleküle im Parfum, meist holzig, harzig oder balsamisch; zum Beispiel Patschuli, Moos, Zeder, Vanille, → Tonka
Bergamotte: Frucht des gleichnamigen Zitrusbaums; wichtigster Bestandteil von → Eau de Colognes; Kopfnote der meisten Parfums; frisch und herb; verwendet auch zur Aromatisierung von Earl Grey
Chypre: → Parfumfamilie benannt nach dem Prototyp Chypre von → François Coty (1917); zitrische → Kopfnote trifft auf holzige → Eichenmoos-Basis, gern mit floraler Herznote aus → Rose oder Jasmin; enthält oft Patschuli und → Labdanum oder → Vetiver
Concrète: lösungsmittelfreie Paste als Produkt der → Extraktion frischer Pflanzenteile
Coty, François: französischer Begründer der modernen Parfumindustrie (1874-1934); schuf Anfang des 20. Jahrhunderts zahlreiche Klassiker wie z.B.: → Chypre de Coty; sein Erbe ging auf in dem heute weltumspannenden Kosmetikkonzern Coty
Destillation: Unter Dampfeinwirkung geben viele Pflanzen → ätherische Öle frei, die als Essenz aufgefangen werden. Das abgeschiedene Wasser ist nach der Destillation ebenfalls parfumiert und kann auch für die Parfumerie verwendet werden
Duftorgel: an der Duftorgel versammelt der Parfumeur seine Rohstoffe in kleinen Fläschchen; am Arbeitsplatz davor testet und mischt er sie; umfassende Duftorgeln enthalten bis zu 1.000 verschiedene Rohstoffe, in der Praxis sind sie aber auf die meistbenutzten reduziert
Eau de Cologne: leichtes Duftwasser mit 2 bis 5 Prozent Parfumanteil, Originalrezeptur aus Köln; der Apotheker Johann Maria Farina schuf dort 1709 ein stärkendes Duftwasser, dessen pflanzliche Inhaltsstoffe an seine italienische Heimat erinnerten: → Bergamotte, Zitrone, Orange, Limette, Pampelmuse, Zeder; bis heute haben die meisten Eau de Colognes eine zitrische Kopfnote und ein kräuteriges, holziges Herz; sind zur Erfrischung am Morgen gedacht und können aufgrund ihrer geringeren Konzentration großzügig aufgetragen werden; die übrigen Bestandteile sind Alkohol und Wasser
Eau de Parfum: Duftwasser mit 8 bis 14 Prozent Parfumanteil, in Extrême- oder Intense-Varianten bis zu 30 Prozent; sollte sparsam aufgetragen werden, ein Tropfen am Handgelenk und einer an der Halsschlagader genügen
Eau de Toilette: Duftwasser mit 5 bis 9 Prozent Parfumanteil; durchläuft seine Pyramide schneller als ein → Eau de Parfum; je nach Komposition relativ flüchtig
Eichenmoos: strauchförmige Baumflechte aus Osteuropa; Basisinhaltsstoff für → Chypre-Akkorde; Verwendung wurde aufgrund von Gesundheitsauflagen 2005 in der EU stark eingeschränkt, weshalb viele Parfumformeln verändert werden mussten; kann durch unbedenkliche Synthetika ersetzt werden, die aber geruchlich vom Original abweichen
EU-Richtlinie: Seit 2004 gilt Deklarationspflicht für 26 Allergene auf Kosmetikverpackungen; aktuell ist eine stärkere Einschränkung natürlicher Inhaltsstoffe geplant
Extraktion: Blätter, Holz, Blüten oder Wurzeln werden mit einem flüchtigen Lösungsmittel versetzt (zum Beispiel Ethanol, Hexan), das die Duftstoffe aus den Pflanzenteilen löst. Anschließend wird das Lösungsmittel verdampft, zurück bleibt das → Concrète. Nach weiteren Lösungs- und Filtervorgängen erhält man das → Absolue. Da die Extraktion schonend bei niedriger Temperatur vorgenommen werden kann, riechen die Erzeugnisse naturgetreuer als die der Destillation. Eine jüngere Methode ist die Extraktion durch flüssiges Kohlenstoffdioxid, ebenfalls bei niedriger Temperatur; die Methode ist schadstoffrei und bewahrt den natürlichen Duft der Rohstoffe
Fougère: → Parfumfamilie benannt nach dem Prototyp Fougère Royale von Houbigant (1882); abstraktes Abbild des duftlosen Farns; meist maskulin; Komposition aus Lavendel, → Eichenmoos und Cumarin (Heugeruch); die Familie der Fougère wird auch als universell bezeichnet, weil sie Aspekte aller anderen Familien vereint
Gourmand: Duftnoten, die man am liebsten essen möchte; Obst, Vanille, Karamell, Nuss, Kokos, Kakao, Früchte; in zuckrig-fruchtiger Form in letzter Zeit vor allem in Popstar-Parfums für eine Teenager-Zielgruppe
Grasse: Kleinstadt an der Côte d’Azur; gilt als Geburtsstadt des Parfums seit dem 16. Jahrhundert; aufgrund der klimatischen und geologischen Verhältnisse traditionelles Anbaugebiet für Rosen, Jasmin, Orangenblüten, Lavendel und andere mehr; im 18. Jahrhundert erste Parfumfabriken und Plantagen; heute nur noch Speziallieferanten und Zweigstellen der Aromakonzerne ansässig, ansonsten Tourismuszentrum; Handlungsort des Romans Das Parfum von Patrick Süskind
Harz: beispielsweise Weihrauch, Myrrhe, Elemi, Styrax oder Benzoe; traditionell im Orient als Opfergabe verbrannt; der Begriff Parfum entstand aus lat. "per fumum" – durch den Rauch; riecht holzig, süßlich, warm; meist als → Basisnote
Haut: jede Haut ist anders, hat einen eigenen pH-Wert und aufgrund des individuellen menschlichen Stoffwechsels einen eigenen Duft; deshalb riecht auch Parfum auf jeder Haut anders; ob die Ernährung stark fischöl- oder gewürzölhaltig ist wie in einigen Kulturräumen, wirkt sich ebenfalls darauf aus, wie sich ein Parfum auf der Haut entwickelt
Herznote: zweites Stadium der → Parfumpyramide, nach Verflüchtigung der → Kopfnote; bleibt für einige Stunden; bildet den eigentlichen Charakter des Parfums, zum Beispiel Blumen, Früchte, Blätter, Gräser, Gewürze
Iris: Schwertlilienart mit Erdknollen; Irisbutter ist der wohl teuerste Rohstoff in der Parfumindustrie, kostet oft mehr als 70.000 Euro/Kilogramm. Nach der Ernte müssen die Knollen drei bis fünf Jahre trocknen, erst dann entfalten sie den vollen Duft und werden zu einem gelblichen Öl destilliert, der Irisbutter; duftet pudrig, veilchenartig mit ledrigen Aspekten
Jicky: gilt als erstes modernes Parfum, da es neben → natürlichen Rohstoffen auch synthetische Inhaltsstoffe enthielt; 1889 von Aimé Guerlain
Kopfnote: die flüchtigsten Inhaltsstoffe der → Parfumpyramide; man riecht sie zuerst; sie verfliegen innerhalb der ersten Minute, zum Beispiel → Agrumen oder Lavendel
Kosmetikkonzerne: Abgesehen von einem wachsenden Nischenmarkt gehören die meisten Parfummarken zu einem der großen Kosmetikkonzerne → Coty (Cerrutti, Chloé, Chopard, Davidoff, J. Sander, Joop, V. Westwood, M. Jacobs, V. Wang und viele mehr), Louis Vuitton/Moet Hennesy (Acqua di Parma, Dior, Guerlain und andere), Puig (C. Herrera, N. Ricci, P. Rabanne, Comme Des Garcons, Gaultier, Prada, Valentino und viele mehr) oder Estée Lauder (Aramis, Clinique, T. Hilfiger, T. Ford, D. Karan, J. Malone, M. Kors und viele mehr)
Labdanum: Harz der Zistrose; honigartiger Duft
Maiglöckchen: hat keinen extrahierbaren Geruch und muss deshalb abstrakt nachgebaut werden; Referenzparfum: Diorissimo (Christian Dior) von → Edmond Roudnitska, 1956; synthetisch Hydroxycitronellal
Moschus: siehe auch → animalisch; pheromonähnliche Molekülstruktur; angeblich aphrodisierend; bezeichnet ursprünglich das Drüsensekret vom Moschushirsch, aufgrund ähnlichen Dufts auch angewandt auf Moschusochse, Bisamratte, Moschusente, Moschusbock; heute in vielfacher Variation synthetisch hergestellt; warmer, hautähnlicher Geruch
Neroli: ätherisches Öl aus der Blüte der orangenähnlichen Pomeranze; traditionell aus Italien, heute vor allem im arabischen Mittelmeerraum angebaut; vor allem als → Herznote eingesetzt; erster Eindruck erinnert an Malerfarbe und Lösungsmittel (Terpen), dann an weiße Blüten, frisch, süßlich-herb
Orientalisch: → Parfumfamilie, die sich auszeichnet durch Verwendung von → Harzen, Balsamen, Hölzern; intensiver, warmer, würziger Duft; mit blumigen Noten als Floriental bezeichnet; das Haus Guerlain galt im 20. Jahrhundert als König dieser Duftrichtung, sein Shalimar (1925) ist noch heute ein Klassiker der o. Parfums
Oud: auch Adlerholz oder Agarholz genannt; Baum aus dem asiatischen Raum, der erst durch Pilzbefall sein charakteristisch duftendes Harz entwickelt; bis zu 50.000 Euro/Kilogramm reines Harz, daher oft synthetisch nachgebildet; besonders im Orient beliebt; duftet → harzig, würzig, → animalisch, medizinisch, erinnert bisweilen an Motoröl
Parfumfamilien: das Portfolio aller Parfums wird in einzelne Kategorien unterteilt, diese fallen je nach befragten Experten anders aus. Die Familien dienen Produzenten und Konsumenten zur Orientierung. Der Aromakonzern Symrise ordnet Parfums in folgende Gruppen ein: zitrisch, floral, grün, fruchtig, orientalisch, holzig, → Chypre, → Fougère; interaktiv und anschaulich hat sie der amerikanische Parfumexperte Michael Edwards aufbereitet
Petitgrain: leicht gelbliches Öl aus den Blättern und Zweigen der Bitterorange; wird extrahiert, wenn die Früchte noch klein wie Körner sind, daher der Name; vereint zitrische Frische mit holzigen und erdigen Aspekten
Pyramide: die Pyramide eines Parfums besteht aus → Kopfnoten, → Herznoten und → Basisnoten; bildliche Bezeichnung für die zeitliche Ablaufstruktur eines Parfums
Rohstoffe, natürliche: weisen eine wesentlich komplexere Molekular- und Duftstruktur auf als synthetische Rohstoffe; so enthält natürliches Rosenöl beispielsweise bis zu 400 einzelne Moleküle; die Wahrscheinlichkeit, dass darunter auch mögliche Allergene sind, ist größer als bei gut kontrollierbaren Synthetika; daher versucht die → EU aus gesundheitlichen Gründen, die Verwendung natürlicher Rohstoffe einzuschränken
Rose: im Parfum meist Rosa Centifolia resp. Mairose (Provence) oder Rosa Damascena respektive Bulgarische Rose (Vorderasien, Nordafrika); jährlich werden in Grasse etwa 60 bis 80 Tonnen Mairosen geerntet; in Bulgarien, Marokko und der Türkei etwa 10.000 Tonnen Damaszenerrosen
Roudnitska, Edmond: französischer Parfumeur (1905-1996); gilt als einer der größten Meister des 20. Jahrhunderts; schuf Klassiker wie Femme (1944, Rochas), Eau D’Hermès (1951), Diorissimo (1956), Eau Sauvage (1966) oder Diorella (1972); regte in Reden und Schriften einen Diskurs über die Duftkunst an
Sillage: Nachklang eines Parfums im Raum; was vom Duft bleibt, wenn ihn der Wind herüberträgt
Tonka: Samenbohne des Tonkabaumes, mandelförmig, duftet nach Nuss, Karamell und Vanille; hochwertiges → Absolue ab circa 1.600 Euro/Kilogramm
Vetiver: tropisches Gras, aus dessen meterlangen Wurzeln ein bräunliches Öl destilliert wird; beliebte Herz- oder Basisnote in Herrenparfums; riecht holzig, grün, erdig, rauchig, hat aber auch zitrische Nuancen
Zibet: → moschusartiges Analsekret der Zibetkatze, einer Schleichkatze aus Asien oder Afrika, heute nur noch synthetisch nachgebildet, für → animalische Noten
Zuckerwatte: nachgeahmt durch Verwendung von Ethylmaltol und Vanillin, Referenzparfum: Angel von Thierry Mugler