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3.3.1 Begriffsklärung

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Im Gegensatz zu historischer und theoretischer Forschung (s. Kapitel 3.1 und 3.2) ist für die empirische ForschungempirischeForschungempirische Forschung charakteristisch, dass sie auf der datengeleiteten Untersuchung einer Forschungsfrage beruht. Riemer (2014: 15) stellt in Anlehnung an einschlägige Arbeiten dazu fest, dass „[v]on empirischem Wissen […] – anders als im Fall von Allgemeinwissen und unsystematisch reflektiertem Erfahrungswissen – erst dann gesprochen werden [kann], wenn die allgemeinen Merkmale der Systematizität und Datenfundiertheit wissenschaftlicher Forschung eingehalten werden“. Diese für die jeweilige Untersuchung erfasste oder erhobene Datengrundlage (s. Kapitel 5.2) kann unterschiedlich umfangreich sein, sodass sich empirische Forschung auf einem Kontinuum von Erfahrungsberichten über explorativeexplorativ und deskriptivedeskriptiv Studien bis hin zu explanativenexplanativ Studien beschreiben lässt.

Eine erste Stufe der EmpirieEmpirie stellen ErfahrungsberichtErfahrungsberichte dar. Als fremdsprachendidaktische Beispiele kann u.a. auf Rattunde (1990), Minuth (1996) oder Wernsing (1995) verwiesen werden, die über Unterrichtserfahrungen berichten und auf dieser Grundlage methodische Handlungsempfehlungen entwickeln. Für den Bereich der Projektarbeit zeigt Peuschel (2012: 13–17) als Grundlage ihrer eigenen Studie in ihrem Literaturbericht beispielsweise auf, dass bisherige Forschungen zu diesem Thema weitestgehend auf der Stufe von Erfahrungsberichten angesiedelt sind. Blickt man auf die Entwicklung der empirischen Forschung in der Fremdsprachendidaktik zurück, so ist auch bemerkenswert, dass uns bereits aus früheren Jahrhunderten einige empirische Arbeiten der Fremdsprachendidaktik zugänglich sind, die sich in der Regel auf dieser ersten Stufe der Empirie bewegen (s. Kapitel 3 und 3.1).

Als zweite Stufe der Empirie zielen explorativexplorative Studien auf die Erkundung eines Untersuchungsgegenstands ab, der bisher kaum erforscht ist. In der Regel ist es Ziel solcher explorativen Studien, HypothesenHypothesen generieren über einen bisher wenig erforschten Untersuchungsgegenstand zu generieren. Zahlreiche der in Kapitel 7 unter methodisch-methodologischer Perspektive zusammengefassten – und an vielen Stellen dieses Handbuchs illustrativ aufgegriffenen – Referenzarbeiten liefern Beispiele für solche gewinnbringenden Explorationen: Arras (2007) zu Leistungsbeurteilungen, Ehrenreich (2004) zum ausbildungsbiographischen Ertrag eines assistant-Jahres, Hochstetter (2011) zur diagnostischen Kompetenz von Englischlehrpersonen in der Grundschule, Schart (2003) zur Perspektive von Lehrenden auf Projektunterricht und Schmidt (2007) zum gemeinsamen Lernen mit Selbstlernsoftware.

Auf einer dritten Stufe lassen sich deskriptivdeskriptive Studien einordnen, die genaue Beschreibungen von Phänomenen vornehmen, die bereits in Vorgängerstudien exploriert wurden. Die Referenzarbeit von Özkul (2011) illustriert den Fall einer Fragebogenstudie, die aufgrund von quantitativen Daten zu statistischen Aussagen (und zwar über Berufs- und Studienfachwahlmotive) gelangt; die Referenzarbeit von Schwab (2009) dagegen zeigt den Fall einer konversationsanalytischen Videostudie, die aufgrund von qualitativen Daten interpretative Aussagen (und zwar über Partizipationsmöglichkeiten von Schüler_innen im Plenumgsgespräch) trifft.

Auf einer vierten Stufe der EmpirieEmpirie bewegen sich explanativexplanative Studien, die auf die Erforschung kausaler Zusammenhängekausale Zusammenhänge abzielen. Hierbei steht die Überprüfung von HypothesenHypothesenÜberprüfung von, die zu einem extensiv explorierten und deskriptivdeskriptiv erforschten Untersuchungsgegenstand zum Zeitpunkt der Studie bestehen, im Zentrum der Forschungsanstrengung. Der Wunsch, über die Deskription von Fremdsprachenunterricht hinauszugehen und auch explanative Studien durchzuführen, ist in der Fremdsprachendidaktik spätestens nach Erscheinen des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens (Europarat 2001) und dem Erstarken der Kompetenzorientierung deutlich erkennbar. Die (quasi-)experimentellen Interventionsstudien zum Hörverstehen im Deutschen als Tertiärsprache von Marx (2005) und zu Effekten extensiven Lesens im Fremdsprachenunterricht von Biebricher (2008) illustrieren als Referenzarbeiten dieses Handbuchs, dass auch Dissertationen, die nicht in größere Verbundprojekte eingebunden sind, fundierte Aussagen über Ursache und Wirkung treffen können; oft nutzen explanative Qualifikationsarbeiten aber auch Synergieeffekte aus kooperativen, teils standortübergreifenden Projekten für Einzelstudien.

Die folgenden Abschnitte geben einen einführenden Überblick über prototypische Designs fremdsprachendidaktischer EmpirieEmpirie (dazu grundlegend Abschnitt 2). Dabei findet einerseits die statistische Auswertung quantitativer Daten (Abschnitt 3) und andererseits die interpretative Auswertung qualitativer Daten besondere Berücksichtigung (Abschnitt 4). Auch die komplexen Kombinationsmöglichkeiten dieser Vorgehensweisen in Studien, die als mixed methods bezeichnet werden, sollen kurz angerissen werden (Abschnitt 5).

Forschungsmethoden in der Fremdsprachendidaktik

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