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Verschiedenheit der Geldwährung
ОглавлениеEin Unterschied war auch in der Geldwährung. Wer damals Kaufmannschaft trieb, mußte geübt sein, den Wert des Geldes zu berechnen. Der Zerfall des Reiches wurde jedem bemerkbar, der bei einer Reise das Silbergeld der verschiedenen Landschaften und Städte betrachtete. Die Kaiser hatten ihr altes Münzrecht an Reichsstädte und Landesherren verkauft, die Landesherren wieder ihren größeren Landstädten, es kam vor, daß eine größere Stadt die Münze in einer kleineren erworben hatte. Das Münzamt war an vielen Orten in erblichen Besitz reicher Familien gekommen; die zahllosen Münzstätten, die Verschiedenheiten der Metallgewichte, welche zugrunde lagen, die Mannigfaltigkeit der alten Namen und Werte an stadtüblichen Verkehrsmünzen hätten hingereicht, die größte Ungleichheit hervorzubringen, der Eigennutz tat das übrige. Da schlechter ausgebrachte Münze immer die bessere einer Landschaft verdrängte, so wurden auch gewissenhafte Stadtgemeinden gezwungen, allmählich schlechter an Schrot und Korn [an Gewicht und Feingehalt (des Edelmetalls)] zu prägen; war die Verwirrung zu groß geworden, dann wurde wohl einmal ein untreuer Münzmeister beim Kopf genommen, oder wenn der vornehme Mann verstand, die Schande auf einen seiner Knechte abzuleiten, ein Münzknecht verbrannt. Oder es wurden neue Bestimmungen getroffen und ein neuer Münzfuß eingeführt, der sich ebensowenig behauptete. Es war der beste Vorteil des Großhandels, daß er nach verhältnismäßig fester Goldwährung rechnete. Grundlage war für Mitteleuropa die kölnische Mark [253,81 g Silber] gewesen, nach ihr hatten zuerst die Florentiner ihr Guldein geschlagen, darauf die Venetianer ihren Dukaten, dann Ungarn, Böhmen, die rheinischen Kirchenfürsten ihren Gulden. Auch bei diesen Goldstücken stand Schrot und Korn nicht ganz fest, doch waren sie im Durchschnitt bis nach 1400 dem Goldwert unseres Dukaten [zirka 10 Mk.] fast gleich. Aber das Silber hatte damals im Verhältnis zum Golde etwa ein Drittel höheren Wert als jetzt (1 Pfund Gold damals gleich ca. 11 Pfund Silber).
Mit dieser Goldwährung handelte der hochdeutsche Kaufmann fast über die ganze bekannte Erde: die Fische des Asowschen Meeres bezog er über Lemberg, seine Rüstungen und kostbare Seidenstoffe aus Konstantinopel, Perlen, zyprische Weine, Gold- und Silberwaren über Venedig und Genua, die zahllosen Erzeugnisse der Mittelmeerländer: Öl, Mandeln und Reis, Feigen und Rosinen, nicht nur über Italien, auch aus Barcelona und Avignon. Und er tauschte die Waren des Südens und die Arbeiten der heimischen Schmiede und Goldarbeiter zu Brügge und Maastricht mit feinen Wollstoffen aus Flandern. –