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Die neue Welt

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"Wie die Damoklesschwerter wären seit Menschengedenken die 'Flugbeile',

die alle kaiserliche Leibärzte gewesen waren – über Böhmens sämtlichen

gekrönten Häuptern gehangen, bereit, unverzüglich auf ihre Opfer

niederzufallen, sowie sich bei diesen auch nur die geringsten Anzeichen einer

Krankheit zeigen wollten." – war ein Sprichwort, das, auf dem Hradschin in

Adelskreisen gang und gäbe, eine gewisse Bestätigung darin zu finden schien,

daß mit dem Hinscheiden der Kaiserinwitwe Maria Anna tatsächlich auch das

Geschlecht der Flugbeile in seinem letzten Sprossen, dem Hagestolz Thaddäus

Flugbeil, genannt der Pinguin, dem Erlöschen geweiht war.

Das Junggesellenleben des Herrn kaiserlichen Leibarztes, genau geregelt wie

der Gang einer Uhr, hatte durch das nächtliche Abenteuer mit dem

Schlafwandler Zrcadlo eine unliebsame Störung erlitten.

Allerlei Traumbilder waren durch seinen Schlummer geschritten, und

schließlich hatte sich darin sogar der Schatten von schwülen Erinnerungen aus

der Jugendzeit verirrt, in denen die Reize der "böhmischen Liesel" – natürlich,

als diese noch schön und begehrenswert gewesen – eine nicht unwesentliche

Rolle spielten.

Ein neckisches, konfuses Gegaukel von Phantasien, in dem das ungewohnte

Gefühl, er halte einen Bergstock in der Hand, gewissermaßen den Glanzpunkt

bildete, weckte ihn schließlich zu ungebührlich früher Stunde.

Jedes Frühjahr, genau am 1. Juni, pflegte der Herr kaiserliche Leibarzt zur

Kur nach Karlsbad zu fahren und zu diesem Zwecke, da er die Eisenbahn

verabscheute, die er für eine jüdische Einrichtung hielt, eine Droschke zu

benützen.

Wenn Karlitschek, so hieß der isabellfarbige Klepper, der den Wagen ziehen

durfte, den eindringlichen Weisungen seines alten, rotbewesteten Kutschers

gemäß, den fünf Kilometer entfernten Prager Vorort Holleschowitz erreicht

hatte, wurde jedesmal die erste Nachtrast gemacht und am nächsten Tag die

dreiwöchentliche Fahrt in längeren oder kürzeren Etappen, je nachdem

Karlitschek, das wackre Roß, gelaunt war, fortgesetzt – in Karlsbad angelangt,

konnte sich's dann bis zur Rückreise an Hafer dick und rund fressen, bis es

einer rosabschimmernden Wurst auf vier dünnen Stelzbeinen glich, derweilen

der Herr Leibarzt sich selbst Bewegung per pedes verordnete. Das Erscheinen

der roten Datumsziffer 1. Mai auf dem Abreißkalender über dem Bette gab

sonst immer das Zeichen, daß es höchste Zeit sei, die Koffer zu packen, aber

diesmal würdigte der Herr kaiserliche Leibarzt den Block keines Blickes, ließ

den 30. April, der den schauerlichen Unterdruck "Walpurgisnacht" trug,

unberührt hängen, begab sich an seinen Schreibtisch, nahm einen ungeheuren

schweinsledernen, mit Messingecken verzierten Folianten vor, der schon von

seinem Urgroßvater an jedem männlichen Flugbeil als Diarium gedient hatte,

und begann unter den Aufzeichnungen seiner Jugendjahre nachzublättern, ob

sich nicht vielleicht auf diesem Wege feststellen lasse, ob, wann und wo er

dem unheimlichen Zrcadlo schon früher begegnet sei – denn der Gedanke, daß

dies der Fall sein müsse, quälte ihn unablässig. –

Seit seinem fünfundvierzigsten Jahre und von dem Datum angefangen, als

sein Vater gestorben war, hatte er pünktlich jeden Morgen seine Erlebnisse –

genau wie einst seine seligen Vorfahren – eingetragen und jeden Tag mit

fortlaufenden Zahlen versehen. – Der heutige trug bereits die Ziffer 16.177. –

Da er nicht hatte wissen können, daß er Junggeselle bleiben und daher keine

Familie hinterlassen werde, hatte er – ebenfalls nach dem Vorbilde seiner

Ahnen – von Anfang an alles, was Liebesangelegenheiten betraf, durch

Geheimschrift und Zeichen, die nur er allein enträtseln konnte, für unberufene

Augen unlesbar gemacht.

Solcher Stellen gab es in diesem Buche rühmenswerterweise nur wenige; sie

verhielten sich hinsichtlich Häufigkeit des Vorkommens zur Zahl der ebenfalls

sorgfältig gebuchten, im Gasthaus "zum Schnell" verzehrten Gulasch etwa wie

1 zu 300.

Trotz der Gewissenhaftigkeit, mit der das Diarium geführt war, konnte der

Herr Leibarzt keine Stelle finden, die auf den Schlafwandler irgendwelchen

Bezug gehabt hätte, und enttäuscht klappte er das Buch endlich zu.

Schon beim Blättern hatte ihn ein unbehagliches Gefühl beschlichen:

Während des Durchlesens der einzelnen Notizen waren ihm – zum erstenmal –

unwillkürlich zu Bewußtsein gekommen, wie unsäglich eintönig, im Grunde

genommen, seine Jahre dahingeflossen waren.

Zu anderen Zeiten hätte er es wie Stolz empfunden, sich eines Lebens, so

regelmäßig und abgezirkelt wie das kaum eines der exklusivsten Hradschiner

Adelskreise rühmen zu können, und daß auch seinem Blute – trotzdem es nicht

blau und nur bürgerlich war – jegliche Hast und jegliche plebejische

Fortschrittsgier seit Generationen abhanden gekommen sei – – mit einemmal

kam es ihm aber jetzt unter dem noch frischen Eindruck des nächtlichen

Geschehnisses im Hause Elsenwanger vor, als wäre ein Trieb ihn ihm erwacht,

für den er nur häßliche Namen finden konnte. Namen wie: Abenteuersucht,

Unbefriedigtsein oder Neugierde, unerklärlichen Vorgängen nachforschen zu

wollen und dergleichen mehr.

Befremdet sah er sich in der Stube um. Die schmucklosen, weißgekalkten

Wände störten ihn. Früher hatten sie ihn doch nie gestört! – Warum plötzlich

jetzt?

Er ärgerte sich über sich selbst.

Die drei Zimmer, die er bewohnte, lagen im südlichen Flügel der königlichen

Burg, die ihm die k. k. Schloßhauptmannschaft, als er pensioniert worden war,

angewiesen hatte. Von einer vorgebauten Brüstung aus, in der ein mächtiges

Fernrohr stand, konnte er hinab in die "Welt" – nach Prag – sehen und

dahinter, am Horizont, noch die Wälder und sanft gewellten grünen Flächen

einer Hügellandschaft unterscheiden, während ein anderes Fenster den oberen

Flußlauf der Moldau – ein silberig glitzerndes Band, das sich in dunstiger

Ferne verlor – als Aussicht bot.

Um seine wildgewordenen Gedanken ein wenig zur Ruhe zu bringen, trat er

an das Teleskop und richtete es auf die Stadt, wobei er sich, wie es seine

Gewohnheit war, vom Zufall die Hand führen ließ.

Das Instrument vergrößerte in außerordentlichem Maße und hatte

infolgedessen nur ein winziges Gesichtsfeld, so daß dem Beschauer die

Gegenstände, auf die es gerichtet wurde, so dicht ans Auge gerückt erschienen,

als stünden sie in seiner unmittelbaren Nähe.

Der Herr kaiserliche Leibarzt beugte sich zur Linse nieder mit dem

unwillkürlichen, kaum gedachten, heimlichen Wunsche, einen

Schornsteinfeger auf einem Dache oder sonst irgendein glückverheißendes

Omen zu erblicken, fuhr aber gleich darauf mit einem Ausdruck des

Schreckens zurück.

Das Gesicht der "böhmischen Liesel" hatte ihn nämlich lebensgroß, hämisch

verzerrt und mit den wimperlosen Lidern blinzelnd, als sehe und erkenne sie

ihn gar wohl, angegrinst!

So schreckhaft und ungeheuerlich war der Eindruck gewesen, daß der Herr

Leibarzt an allen Gliedern zitterte und eine Weile bestürzt an dem Fernrohr

vorbei in den sonnendurchflimmerten Luftraum starrte, jede Sekunde gewärtig,

die alte Vettel leibhaftig und womöglich auf einem Besen reitend als Gespenst

vor sich auftauchen zu sehen.

Als er sich schließlich aufraffte – zwar voll Staunens darüber, wie seltsam

der Zufall gespielt hatte, aber immerhin froh, sich die Sache ganz natürlich

erklären zu können – und wieder durch das Instrument blickte, war wohl die

Alte verschwunden, und nur noch fremde, ihm gleichgültige Gesichter zogen

an dem Sehfeld vorbei, aber es wollte ihm scheinen, als läge in ihren Mienen

eine seltsame Aufregung – eine Spannung, die sich auf ihn übertrug.

Er erkannte aus der Hast, mit der sie einander verdrängten, aus den

Gestikulationen der Hände, den eilfertig schwätzenden Lippen, aus den

zeitweilig weit aufgerissenen Mündern, die Schreie auszustoßen schienen, daß

ein Volksauflauf entstanden sein müsse, dessen Ursache sich jedoch wegen der

großen Entfernung nicht feststellen ließ. Ein kleiner Ruck, den er dem Fernrohr

gab, machte das Bild im Nu verschwinden, und an seine Stelle trat – zuerst in

verschwommenen Umrissen – ein viereckiges dunkles Etwas, das allmählich

beim Näherschrauben der Linse zu einem offenen Giebelfenster mit

zerbrochenen, mit Zeitungspapier verklebten Scheiben gerann.

Ein junges, in Lumpen gehülltes Weib, das Gesicht leichenhaft eingefallen

und verhärmt, die Augen tief in den Höhlen, saß in dem Rahmen und hielt den

Blick mit stumpfer vertierter Gleichgültigkeit unbeweglich auf ein skelettartig

abgemagertes kleines Kind gerichtet, das vor ihr lag und offenbar in ihren

Armen gestorben war. –

Das grelle Sonnenlicht, das die beiden umfing, ließ jede Einzelheit mit

grausamer Schärfe erkennen und vertiefte mit seinem jubelvollen

Frühlingsglanz den furchtbaren Mißklang zwischen Jammer und Freude bis zur

Unerträglichkeit.

"Der Krieg. Ja, der Krieg", seufzte der Pinguin und versetzte dem Rohre

einen Stoß, um sich durch den gräßlichen Anblick nicht unnötigerweise den

Appetit für sein Gabelfrühstück zu verderben.

"Der rückwärtige Eingang eines Theaters oder so etwas Ähnliches muß das

sein", murmelte er sinnend, als sich gleich drauf eine neue Szene vor ihm

abrollte: Zwei Arbeiter trugen, begafft von zahlreichen Gassenjungen und

knicksenden alten Weibern in Kopftüchern, aus einem gähnenden Tor ein

Kolossalgemälde, worauf ein Greis mit langem, in den Augen den Ausdruck

unsäglicher Milde und die Rechte segnend ausgestreckt, während die Linke

fürsorglich einen Globus umspannt hielt.

Wenig befriedigt und von widerstrebenden Gefühlen gequält, zog sich der

kaiserliche Leibarzt ins Zimmer zurück, nahm die Botschaft seiner Köchin,

"der Wenzel warte unten", wortlos entgegen, ergriff Zylinder, Handschuhe und

Elfenbeinstock und verfügte sich knarrenden Fußes die kühle Steintreppe hinab

in den Schloßhof, wo der Kutscher bereits mit dem Abbau des

Droschkendaches beschäftigt war, um die hohe Gestalt seines Herrn ohne

Anstoß im Inneren des Wagens verstauen zu können.

Die Karosse war so ziemlich den größten Teil der steilen Straßen

hinabgerasselt, als dem Pinguin plötzlich ein Gedanke durch den Kopf schoß,

der ihn veranlaßte, so lange an die klapprigen Fensterscheiben zu klopfen, bis

Karlitschek sich endlich bequemte, durch Steifmachen seiner isabellfarbigen

Vorderstelzen der Fahrt ein jähes Ende zu bereiten, und Wenzel vom Bock

sprang und mit gezogenem Hut an den Schlag trat.

Wie aus dem Boden gewachsen umdrängte sofort eine Schar Schulbuben den

Wagen und vollführte, als sie den Pinguin darin erblickte, seines Spitznamens

eingedenk, eine Art lautlosen Polarvogeltanz, wobei sie sich mit gekrümmten

Armen unbeholfene Flugbewegungen nachahmten und wie mit spitzen

Schnäbeln nacheinander hackten.

Der Herr kaiserliche Leibarzt würdigte die Spötter keinen Blickes und

flüsterte dem Kutscher etwas zu, das diesen einen Augenblick lang

buchstäblich erstarren ließ.

"Exlenz, gnä' Herr, wos, in die Totengasse wollen sich Exlenz fahren?" stieß

der Mann endlich halblaut hervor. "Zu die – zu die – zu die Menscher? – Und

jetzen in der Früh schon?"

"Aber die 'böhmische Liesel' wohnt sich doch gar nicht in der Totengassen"

– fuhr er erleichtert fort, als ihm der Pinguin sein Vorhaben genauer

auseinandergesetzt hatte. "Die 'bähmische Liesel' wohnt sich doch in der

'Neien Welt'. Gott sei Dank."

"In der – Welt? Unten?" fragte der kaiserliche Leibarzt zurück und warf

einen mißgelaunten Blick aus dem Fenster auf das zu seinen Füßen liegende

Prag.

"In der 'Neien Welt'", beruhigte ihn der Kutscher, "in der Gassen, was sich

um den Hirschgraben rundumadum ziecht." Dabei deutete er mit dem Daumen

zum Firmament empor und beschrieb dann behende mit dem Arm eine

Schlinge in der Luft, als wohne die alte Dame in beinahe unzugänglichen

Gefilden – sozusagen im Astralreich, zwischen Himmel und Erde. –

Einige Minuten später klomm Karlitschek wieder – mit dem gemessen

langsamen Bewegungen eins schwindelfreien kaukasischen Gebirgsmaultieres

– die abschüssige Spornergasse bergan. –

Dem Herrn kaiserlichen Leibarzt war eingefallen, daß er vor kaum einer

halben Stunde die "böhmische Liesel" durch das Fernrohr in den Straßen Prags

gesehen hatte und daß daher die Gelegenheit, den Schauspieler Zrcadlo, der bei

ihr wohnte, unter vier Augen zu sprechen, selten günstig sei. Und so hatte er

beschlossen, aus diesem Umstande Nutzen zu ziehen und lieber auf das

Gabelfrühstück beim "Schnell" zu verzichten.

Die Gasse, genannt die "Neue Welt", bestand, wie der Herr kaiserliche

Leibarzt eine Weile später – die Droschke mußte zurückbleiben, um peinliches

Aufsehen zu vermeiden – Gelegenheit fand, sich zu überzeugen, aus etwa

sieben getrennt voneinander stehenden Häuschen und dicht gegenüber einer

halbkreisförmigen Mauer, deren oberer Rand mit einem fortlaufenden Fries aus

mit Kreide zwar primitiv von Knabenhand gezeichneten, nichtsdestoweniger

aber äußerst drastischen Anspielungen auf das Geschlechtsleben verziert war.

Von ein paar Kindern abgesehen, die fröhlich kreischend in der knöcheltief mit

weißem Kalkstaub bedeckten Gasse Kreisel drehten, war weit und breit kein

menschliches Gesicht zu erblicken.

Von dem Hirschgraben, dessen Hänge mit blühenden Bäumen und

Sträuchern übersät waren, wehte ein duftgetränkter Hauch von Jasmin und

Flieder herauf, und in der Ferne träumte das Lustschloß der Kaisern Anna, von

dem silberweißen Gischt der sprühenden Fontänen umgeben, mit seinem

gebauchten, grünkupfernen Patinadach im Mittagslicht wie ein riesiger,

glänzender Käfer.

Dem kaiserlichen Leibarzt schlug mit einemmal das Herz seltsam laut in der

Brust. Die weiche erschlaffende Frühlingsluft, der betäubende Geruch der

Blumen, die spielenden Kinder, das dunstig helleuchtende Bild der Stadt zu

seinen Füßen und der ragende Dom mit den in Scharen über ihren Nestern

kreischenden Dohlen, alles erweckte in ihm wieder das dumpfe vorwurfsvolle

Gefühl von heute morgen, er habe seine Seele um ein ganzes langes Leben

betrogen.

Er sah eine Weile zu, wie sie die kleinen, grau-roten, kegelförmigen Kreisel

unter den Schlägen der Peitschen drehten und Staubwölkchen emporwirbelten;

er konnte sich nicht entsinnen, jemals als Kind dieses lustige Spiel getrieben zu

haben – jetzt kam es ihm vor, als hätte er ein langes Dasein voll Glück dadurch

versäumt.

Die offenen Flure der kleinen Häuser, in die er spähte, um die Wohnung des

Schauspielers Zrcadlo zu erkunden, waren wie ausgestorben.

In dem einen stand ein leerer Bretterverschlag mit Glasfenstern, hinter denen

wahrscheinlich in Friedenszeiten mit blauen Mohnkörnern bestreute Semmeln

verkauft worden waren oder – wie ein ausgetrocknetes hölzernes Fäßchen

verriet – saurer Gurkensaft gemäß der Landessitte: einen in diese Flüssigkeit

hängenden Lederriemen gegen Entgelt von einem Heller zweimal durch den

Mund ziehen zu dürfen.

Vor einem andern Eingang hing ein schwarz-gelbes Blechschild mit einem

zerkratzten Doppeladler darauf und den Fragmenten einer Inschrift, die

besagte, es dürfe hier straflos Salz an Reflektanten abgegeben werden.

Aber alles das machte den betrüblichen Eindruck, als sei es längst nicht mehr

wahr.

Auch ein Zettel mit großen, einst schwarzen Buchstaben: "Zde se mandluje",

was soviel heißen sollte wie: "Hier dürfen Dienstmädchen gegen

Vorausbezahlung von zwölf Kreuzern eine Stunde lang Wäsche mangen", war

halb zerrissen und ließ deutlich ahnen, daß der Gründer dieses Unternehmens

jegliches Vertrauen auf seine Erwerbsquelle eingebüßt haben mußte.

Allüberall hatte die erbarmungslose Faust der Kriegsfurie die Spuren ihrer

zerstörenden Tätigkeit hinterlassen.

Aufs Geratewohl betrat der kaiserliche Leibarzt die letzte der Hütten, aus

deren Schornstein ein dünner, langer Wurm graublauen Rauchs sich zum

wolkenlosen Maienhimmel emporschlängelte, öffnete nach längerem,

unbeantwortetem Klopfen eine Tür und sah sich - unliebsam überrascht – der

"böhmischen Liesel" gegenüber, die, eine Holzschüssel mit Brotsuppe auf den

Knien, ihn schon auf der Schwelle erkannte und mit dem herzlichen Ausruf:

"Servus! Pinguin! Ja, du bist's?!" willkommen hieß.

Die Stube, gleichzeitig Küche, Wohnzimmer und auch Schlafraum – nach

einer Lagerstätte aus alten Lumpen, Strohknödeln und zerknülltem

Zeitungspapier in der Ecke zu schließen –, war unendlich schmutzig und

vernachlässigt. Alles – Tisch, Stühle, Kommode, Geschirr – stand wild

durcheinander; aufgeräumt sah eigentlich nur die "böhmische Liesel" selbst

aus, da ihr der unvermutete Besuch offenbar große Freude bereitete.

An den zerfetzten pompejanischen Tapeten hing eine Tapete morscher

Lorbeerkränze mit blaßblauen, verwaschenen Seidenschärpen, darauf allerhand

Huldigungen wie "Der großen Künstlerin" usw., zu lesen waren, und daneben

eine bändergeschmückte Mandoline.

Mit der selbstverständlichen Gelassenheit einer Dame von Welt blieb die

"böhmische Liesel" ruhig sitzen und streckte nur, geziert lächelnd, die Hand

aus, die der Herr kaiserliche Leibarzt, blutrot vor Verlegenheit, zwar ergriff

und drückte, aber zu küssen vermied.

Den Mangel an Galanterie liebenswürdig übersehend, eröffnete die

"böhmische Liesel" die Konversation mit ein paar einleitenden Worten über

das schöne Wetter, wobei sie ungeniert ihre Suppe zu Ende schlürfte, und

versicherte sodann Seine Exzellenz ihrer hohen Befriedigung, einen so lieben

alten Freund bei sich begrüßen zu dürfen.

"Ein Feschak bist d' und bleibst d' halt doch, Pinguin", änderte sie,

unvermittelt ins Vertrauliche übergehend, die zeremonielle Tonart, ließ die

hochdeutsche Ausdrucksweise fallen und bediente sich des Prager Jargons,

"was man so sagt: ein sakramensky chlap." –

Erinnerungen schienen sie zu überfallen, und einen Moment lang schwieg

sie, die Augen unter sehnsuchtsvollen Erinnerungen geschlossen; der Herr

kaiserliche Leibarzt wartete gespannt, was sie wohl sagen werde.

Dann girrte sie plötzlich heiser mit gespitzten Lippen.

"Brussi, Brussi!" – – und breitete die Arme aus.

Von Grauen geschüttelt, prallte der Herr kaiserliche Leibarzt zurück und

starrte sie entsetzt an.

Sie achtete nicht darauf, stürzte zu einem Wandbrett, riß ein Bild – ein altes,

verblichener Daguerreotyp –, das dort inmitten vieler anderer stand, an sich

und bedeckte es mit glühenden Küssen.

Dem Herrn kaiserlichen Leibarzt stockte fast der Atem: Er erkannte sein

eigenes Konterfei, das er ihr vor wohl vierzig Jahren geschenkt hatte.

Dann stellte sie es behutsam, voll Zärtlichkeit wieder zurück, hob verschämt

mit spitzen Fingern den zerlumpten Rock bis zum Knie und tanzte, den Kopf

mit dem wirr zerzausten Haar wie in wollüstigen Träumen wiegend, eine

gespenstische Gavotte.

Der Herr kaiserliche Leibarzt stand wie gelähmt; das Zimmer drehte sich vor

seinen Augen; "Danse macabre", sagte etwas in ihm, und die beiden Worte

tauchten in kraus geschnörkelten Buchstaben als Unterschrift zu einem alten

Kupferstich, den er einst bei einem Antiquar gesehen, wie eine Vision vor ihm

auf.

Er konnte den Blick nicht von den skelettartigen dürren Beinen der Greisin

wenden, die in schlottrigen, grünlich schimmernden schwarzen Strümpfen

staken – er wollte im Übermaß des Grausens zur Tür fliehen, aber der

Entschluß entfiel ihm, noch ehe er gefaßt war. Die Vergangenheit verband sich

mit der Gegenwart in ihm zu einem inneren und äußeren Bannbild

schreckhafter Wirklichkeit, dem zu entrinnen er sich ohnmächtig fühlte; er

wußte nicht mehr: War er selbst noch jung und hatte sich die, die da vor ihm

tanzte, urplötzlich aus einem soeben noch schönen Mädchen in ein

leichenhaftes Scheusal mit zahnlosem Mund und entzündeten, runzligen

Lidern verwandelt – oder träumte er nur, und seine eigene Jugend und die

ihrige hatten in Wahrheit nie existiert?

Diese platten Klumpen in den grauschwarzen, schimmligen Überresten von

niedergetretenen Stiefeln, die da vor ihm im Takte sich drehten und hüpften –

konnten sie wirklich dieselben zierlichen Füßchen mit den zarten Knöcheln

sein, die ihn einst so verliebt gemacht und entzückt hatten?

"Sie kann sie jahrelang nicht ausgezogen haben, das Leder würde in Stücke

zerfallen sein. Sie schläft in ihnen", kam ein halber Gedanke flüsternd an

seinem Bewußtsein vorbei, wuchtig verdrängt von einem andern: "Es ist

furchtbar, der Mensch verwest in dem unsichtbaren Grabe der Zeit, noch

während er lebt."

"Weißt du noch, Thaddäus!" flötete die "böhmische Liesel" heiser und

krächzte eine Melodie:

"Du, du, du – bist so kalt

und machst allen so heiß,

zauberst Flammen hervor aus dem Eis."

Dann hielt sie, wie mit einem Ruck zu sich gekommen, inne, warf sich in

einen Sessel, krümmte sich, überwältigt von jäh ausbrechenden, namenlosem

Schmerz, zusammen und verbarg weinend ihr Gesicht in den Händen. – – –

Der kaiserliche Leibarzt erwachte aus seiner Betäubung, raffte sich auf,

gewann einen Augenblick Gewalt über sich und verlor sie gleich darauf

wieder. – Er erinnerte sich mit einemmal deutlich seiner unruhig

durchschlummerten Nacht und daß er denselben armen, verwitterten Körper

noch vor wenigen Stunden als blühendes junges Weib liebestrunken im Traum

in den Armen gehalten hatte, der jetzt, mit Lumpen bedeckt und von

Schluchzkrämpfen und Leid geschüttelt, vor ihm lag.

Er öffnete ein paarmal den Mund und schloß ihn wortlos wieder – wußte

nicht, was er sagen sollte.

"Liesel", brachte er endlich mühsam hervor, "Liesel, geht's dir so schlecht?"

– Er ließ seinen Blick durch die Stube schweifen und blieb mit den Augen an

dem hölzernen Suppennapf hängen, hm ja. – "Liesel, kann ich dir irgendwie

helfen?" Früher hat sie aus silbernen Tellern gegessen – schaudernd sah er zu

der schmutzstarrenden Lagerstätte hinüber – – hm, und – auf Daunen

geschlafen. – –

Der Alte schüttelte heftig den Kopf, ohne das Gesicht zu heben.

Der Herr kaiserliche Leibarzt hörte, wie sie ihr Wimmern hinter den Händen

verbiß.

Seine Photographie auf dem Wandbrett schaute ihm geradeaus ins Gesicht –

der Widerschein eines blinden Spiegels am Fenster warf einen schrägen

Lichtstrahl auf die ganze Reihe – lauter schlanke, junge Kavaliere, die er alle

gekannt hatte, manche jetzt noch kannte als steif und weiß gewordene Fürsten

und Barone – er selbst mit lachenden, lustigen Augen, in goldbetreßtem Rock,

den Dreispitz unter den Armen.

Schon vorhin, als er das Bild als das seinige erkannt hatte, war die Absicht in

ihm aufgestiegen, es heimlich zu entfernen; unwillkürlich machte er einen

Schritte darauf zu – schämte sich aber sofort seines Gedankens und blieb

stehen.

Schultern und Rücken der Alten bebten und zuckten noch immer vor

verhaltendem Weinen; er sah auf sie nieder, und ein tiefes, heißes Mitleid

ergriff ihn.

Er vergaß seinen Ekel vor ihrem schmutzigen Haar und legte ihr die Hand

vorsichtig auf den Kopf, als getraue er sich nicht recht – streichelte sie sogar

schüchtern.

Er schien sie sichtlich zu beruhigen, und sie wurde allmählich still wie ein

Kind.

"Liesel" – fing er nach einer Weile wieder, ganz leise, an – Liesel, schau,

mach dir nichts draus – na ja, ich mein, wenn's dir schlecht geht. – – Weißt d'"

– er suchte nach Worten – "na ja, weißt d', es is – es is halt Krieg. – Und – und

Hunger ham wir ja alle – jetzt im Krieg" – er schluckte ein paarmal verlegen,

denn er fühlte, daß er log; er hatte doch noch niemals Hunger gehabt – wußte

gar nicht, was das war; sogar frischgebackene Salzstangel aus weißem Mehl

wurden ihm jeden Tag beim "Schnell" heimlich unter die Serviette gesteckt. –

"No – und jetzt, wo ich weiß, daß dir's schlecht geht, brauchst d' dich

ieberhaupt nicht mehr sorgen, Liesel; es is ja von selbstverstehtsich, daß ich dir

hilf. – No – und der Krieg" – er trachtete, einen möglichst fröhlichen Ton in

seine Rede zu legen, um sie aufzuheitern – "er is ja vielleicht iebermorgen

schon 'rum – und dann kannst d' ja auch wieder deinem Verdienst – – –", er

brach bestürzt ab; es fiel ihm plötzlich ein, was sie war; überdies konnte man

in ihrem Falle doch kaum von "Verdienst" reden – "hm, ja – nachgehen",

schloß er den Satz halblaut nach einer kleinen Pause, denn er wußte kein

besseres Wort.

Sie haschte nach seiner Hand und küßte sie stumm und voll Dankbarkeit. –

Er fühlte ihre Tränen auf seine Finger fallen. "Geh, laß doch", wollte er sagen,

brachte es aber nicht heraus. Er blickte ratlos umher.

Eine Weile schwiegen beide. Dann hörte er, daß sie etwas murmelte,

verstand aber die Worte nicht.

"Ichichich dank'", schluchzte sie endlich, halberstickt, – ichich dank' dir,

Ping – –, ich dank' dir, Thaddäus. Nein, nein, kein Geld", fuhr sie hastig fort,

als er wieder davon anfangen wollte, er werde ihr helfen – "nein, ich brauch'

nichts" - sie richtete sich schnell auf und drehte den Kopf zur Wand, damit er

ihr schmerzverzerrtes Gesicht nicht sehen solle, hielt aber dabei seine Hand

krampfhaft fest, "es geht mir ja ganz gut. Ich bin doch so glücklich, daß du –

dich nicht vor mir graust. – Nein, nein, wirklich, mir geht's ganz gut. – – W–

w–weißt d', es ist nur so schrecklich, wenn man sich erinnert, wie früher alles

war." – Einen Augenblick würgte sie es wieder, und sie fuhr sich nach dem

Hals, als bliebe ihr der Atem aus. – "Weißt d', daß man – daß man nicht alt

werden kann, ist so furchtbar."

Der Pinguin sah sie erschrocken an und glaubte, sie rede irre; erst nach und

nach begriff er, was sie meinte, als sie anfing, ruhiger zu sprechen.

"Vorhin, wie du herausgekommen bist, Thaddäus, da hab' ich gemeint, ich

bin wieder jung – und du hast mich noch lieb", setzte sie ganz leise hinzu –

"und so geht's mir oft. Manchmal – manchmal fast eine Viertelstunde lang. –

Besonders, wenn ich auf der Gassen geh, vergess' ich, wer ich bin, und glaub',

die Leute schauen mich so an, weil ich jung und schön bin. – Dann freilich,

wenn ich hör', was die Kinder hinter mir dreinrufen – –." Sie schlug die Hände

vors Gesicht. – –

"Nimm's nicht so schwer, Liesel" – tröstete sie der kaiserliche Leibarzt –

"Kinder sind immer grausam und wissen nicht, was sie tun. Du darfst's ihnen

nicht nachtragen, und wenn sie sehen, daß du dir nichts drausmachst – –"

"Glaubst du denn, ich bin ihnen bös deshalb? – Ich bin noch nie jemand bös

gewesen. Nicht einmal dem lieben Gott. Und dem hat doch heutzutag

wahrhaftig jeder Mensch Grund, böse zu sein. – Nein, das ist's nicht. – Aber

dieses Aufwachen jedesmal, wie aus einem schönen Traum, das ist

fürchterlicher, Thaddäus, als wenn man bei lebendigem Leibe verbrennt."

Der Pinguin blickte wieder in der Stube umher und sann nach. "Wenn man's

ihr ein wenig behaglicher machen würde hier", dachte er, "vielleicht würde sie

sich – – –"

Sie schien seinen Gedanken erraten zu haben. "Du meinst, warum's so

schauderhaft hier ist und warum ich so gar nichts mehr auf mich halte? – Du,

mein Gott, wie oft hab' ich schon versucht, das Zimmer ein bissel sauberer zu

machen. Aber ich glaub', ich müßt wahnsinnig werden, wenn ich's tu. – Wenn

ich nur damit anfang' und rück' bloß einen Sessel zurecht, so schreit schon alles

in mir auf, daß es ja doch nie mehr so werden kann, wie's früher war. – So

ähnlich geht's vielleicht vielen Menschen auch, nur können's die andern nicht

verstehen, die nie aus dem Licht haben in die Finsternis müssen. – Du wirst's

mir nicht glauben, Thaddäus, aber wirklich, es ist noch so etwas wie ein Trost

darin für mich, daß alles um mich herum, und ich selbst, so unsagbar

verkommen und scheußlich ist." – Sie starrte eine Weile vor sich hin, dann fuhr

sie plötzlich auf: "Und ich weiß auch warum. – Jaja, warum soll nicht der

Mensch auch gezwungen sein, mitten im tiefsten Schmutz zu leben, wo doch

seine Seele in einem so gräßlichen Kadaver stecken muß! – –

Und dann – hier so mitten im Dreck" – murmelte sie halblaut vor sich hin –

"vielleicht kann ich doch einmal vergessen." – Sie fing an, wie

geistesabwesend mit sich selbst zu sprechen. "Ja, wenn der Zrcadlo nicht wär'"

– der Leibarzt horchte auf, als der Name fiel, und erinnerte sich, daß er doch

eigentlich des Schauspielers wegen hergekommen sei; – "Ja, wenn der Zrcadlo

nicht wär'! – Ich glaub', er ist an allem schuld. – Ich muß ihn fortschicken. –

Wenn ich nur – wenn ich nur die Kraft dazu hätt'." –

Der Herr kaiserliche Leibarzt räusperte sich laut, um ihre Aufmerksamkeit

zu erwecken. – "Sag mal, Liesel, was ist das eigentlich mit dem Zrcadlo?" –

"Er wohnt doch bei dir?" fragte er endlich direkt heraus.

Sie fuhr sich über die Stirn: – "Der Zrcadlo? Wieso kommst du auf ihn?"

"Nun. Halt so. Nach dem, was gestern beim Elsenwanger passiert ist. – Mich

interessiert der Mensch. – Nur so. Halt als Arzt."

Die "böhmische Liesel" kam langsam zu sich, dann trat plötzlich ein

Ausdruck des Schreckens in ihre Augen. Sie packte den kaiserlichen Leibarzt

heftig am Arm:

"Weißt du, manchmal, da glaub' ich – er ist der Teufel. Jesus Maria,

Thaddäus, denk nicht an ihn! – – Aber nein" – sie lachte hysterisch auf – "das

is alles dummes Zeug. – Es gibt doch gar keinen Teufel. – Er ist natürlich nur

verrückt. – Oder – oder ein Schauspieler. Oder alles beides zusammen." Sie

wollte wieder lachen, aber ihre Lippen verzerrten sich nur.

Der kaiserliche Leibarzt sah, daß ein kalter Schauer sie überlief und ihre

zahnlosen Kiefer schlotterten.

"Selbstverständlich ist er krank", sagte er ruhig, "aber manchmal muß er

doch bei sich sein – und da hätt' ich gern einmal mit ihm gesprochen."

"Er ist nie bei sich", murmelte die "böhmische Liesel".

"Du hast aber doch gestern nacht gesagt, er geht in den Beiseln herum und

spielt den Leuten etwas vor?"

"Ja. – Ja, das tut er."

"No, dazu muß er doch bei sich sein?"

"Nein. Das ist er nicht."

"So. – Hm" – der kaiserliche Leibarzt grübelte nach. – "Aber er war doch

gestern geschminkt! Tut er das vielleicht auch ohne Bewußtsein? – Wer

schminkt ihn denn?"

"Ich."

"Du? Wieso?"

"Damit er für einen Schauspieler gehalten wird. Und etwas verdienen kann.

– Und damit mer ihn net einsperrt."

Der Pinguin blickte die Alte lang und mißtrauisch an.

"Es kann doch gar nicht sein, daß er – ihr Zuhälter ist", überlegte er. – Sein

Mitleid war verflogen, und der Ekel faßte ihn wieder an. – "Wahrscheinlich

lebt sie mit von seinen Einnahmen." "Jaja, natürlich, so wird's wohl sein."

Auch die "böhmische Liesel" war mit einemmal ganz verändert. – Sie hatte

ein Stück Brot aus der Tasche gezogen und kaute mürrisch daran.

Der Herr kaiserliche Leibarzt trat verlegen von einem Bein aufs andere. Er

fing an, sich innerlich heftig zu ärgern, daß er überhaupt hiehergekommen war.

– – –

"Wenn d' gehen willst – ich halt' dich nicht", brummte die Alte nach einer

peinlichen Pause längeren beiderseitigen Stillschweigens.

Der Herr kaiserliche Leibarzt griff rasch nach seinem Hut und sagte, wie von

einem Druck befreit: "Ja, freilich, Liesel, du hast recht, es ist schon spät. – Hm,

ja. – No, und so gelegentlich komm' ich wieder nach dir schauen, Liesel." – Er

tastete mechanisch nach seinem Portemonnaie. –

"Ich hab' dir schon einmal g'sagt, ich brauch' kein Geld nicht", fauchte die

Alte los.

Der Herr kaiserliche Leibarzt zuckte mit der Hand zurück und wandte sich

zum Gehen:

"Alsdann, grüß dich Gott, Liesel."

"Servus, Thadd – –, Servus, Pinguin."

Im nächsten Augenblick stand der Herr kaiserliche Leibarzt, geblendet von

der grellen Sonne, auf der Gasse und strebte gallig seiner Droschke zu, um so

rasch wie möglich aus der "Neuen Welt" heim zum Mittagessen zu fahren.

Walpurgisnacht

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