Читать книгу Pachamama - Hannah Hülsmann - Страница 6

Prolog

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Jetzt gibt es keinen Weg zurück mehr! Ich sitze im luxuriösesten Flugzeug, das ich je in meinem Leben betreten habe. Einem Airbus 380. Lufthansa. Wow! Zum ersten Mal sitze ich alleine im Flieger. Zum ersten Mal bin ich so lange von Zuhause weg. Zum ersten Mal liegt eine Fernreise vor mir. Gerade einmal dreieinhalb Stunden sind vergangen, doch es kommt mir vor wie eine halbe Ewigkeit, dass ich mich von meiner Mama am Gate verabschiedet habe und meinen Tränenfluss nicht mehr unterdrücken konnte. Jetzt gibt es keinen Weg zurück mehr! Zumindest für die nächsten fünf Wochen. Die vergehen doch wie im Flug – im wahrsten Sinne des Wortes! Aber mein Gefühl sagt mir, dass dieser Flug ein sehr langer sein wird. Ein turbulenter Flug. Ein Flug in neue Sphären. Ein Flug, der mein Leben verändern und mein Weltbild auf den Kopf stellen wird. Ein Flug, den ich jahrelang in meinen Träumen durchlebt habe und doch wird vieles ganz anders kommen, als ich es mir in meiner so realistisch erscheinenden Fantasie ausgemalt habe.

Im selben Moment durchbricht ein ganz anderer Gedanke meinen Wachtraum: Fuck, geht’s mir beschissen! Mein Fieber und meine Ohrenschmerzen machen mich fertig. Wieso denn ausgerechnet jetzt? Jahrelang nicht krank und im Moment meines Lebens spielt mir mein Immunsystem einen Streich, den ich überhaupt nicht lustig finde. Ich habe mir fest vorgenommen, das Positive zu suchen: Für das Nächste, was auch immer kommen mag, bist du stärker! Ich fühle mich dem Überlebenskampf nahe – auch mental. Ich nehme den Kampf, meinen gerade tobenden Überlebenskampf, an. Mit purem Ehrgeiz und unbändiger Freude, meinen Traum in Erfüllung zu bringen.

Dies bringt mich dazu, den in meiner Reihe sitzenden amerikanischen Opi im Hawaii-Look anzusprechen, der gerade das Bordprogramm nutzt und einer Dokumentation über das 50-jährige Jubiläum der Fußball-Bundesliga lauscht.

»Hannah, du musst offen sein und auf Menschen zugehen!«, rät mir mein Unterbewusstsein.

Irgendwie muss ich schmunzeln. Der ältere Herr erinnert mich an meinen früheren Volleyballtrainer. Graues Haar durch Weisheit glänzend. Ein friedliches Lächeln, welches eine Aura von Ruhe, Besonnenheit und Erfahrung ausstrahlt. Und da ist sie, die erste Begegnung mit einem fremden Menschen. Joe strahlt über beide Ohren, als er mir erzählt, dass er die Freiheit seiner Rente nutzt und momentan in Costa Rica lebt. Als ich ihm erzähle, dass mein Ziel Peru heißt, freut er sich wie ein Kind.

»Vor vielen Jahren, in den 80ern, habe ich auch für ein Jahr in Peru gelebt. Eine tolle Zeit.«

Was ein Zufall! Sofort entwickelt sich ein lebhaftes Gespräch zwischen Joe und mir. Ich fühle Verbundenheit, sehe in seinen Augen mich selbst in vielen, vielen Jahren und träume davon, auch einmal diese Ruhe und Zufriedenheit auszustrahlen ohne all die Ängste, die mich gerade umtreiben. Ich fühle auch eine Art Erleichterung. Ich blicke tief in seine Augen. Seine Worte über sein Leben und über seine Zeit in Peru fesseln mich und doch lösen sie zeitgleich mit jedem weiteren Wort die Fesseln meiner eigenen Gedanken. Für den Moment geht es mir besser.

Für ihn geht es, im Gegensatz zu mir, zurück vom Abenteuer. Gerade hat er Europa erkundet. Umgekehrte Welt …

Pachamama

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