Читать книгу Jayden - Sexkitten - Hannah Rose - Страница 3
Оглавление»Betrachte dich nicht als einen Jungen,
der ein Mädchen sein möchte.
Sieh dich als ein Mädchen,
das der Welt zeigen will,
wie wundervoll es ist.«
Floré Justine de Virisse (*1991)
Kapitel 1
Ein weiterer ruhiger Tag im Büro neigte sich dem Ende zu, als sich sein Telefon meldete und einen Anrufer ankündigte. Seelenruhig sortierte er erst noch die Akte seines letzten Falles in den Karteischrank, ehe er das Mobilteil aus der Basisstation nahm.
»Ist das die Nummer der Privatdetektei von Jayden Sandringham?«, erkundigte sich eine weibliche temperamentvolle Stimme am anderen Ende der Leitung.
»Das ist sie, Ma'am«, erwiderte er und klemmte sich das Handstück zwischen Schulter und Wange, während er nach seiner Packung ›Pall Mall‹-Zigaretten griff und eine herauszog, um sie sich anzuzünden. »Womit kann ich Ihnen behilflich sein, Miss …?«
»Ich bin besorgt um meinen Mann«, antwortete die Frau, ohne auf die unausgesprochene Frage nach ihrem Namen einzugehen.
Ihrer Stimme nach, vermutete Jayden, dass sie wohl ungefähr in seinem Alter sein musste – Ende zwanzig – und noch ehe sie weitersprach, wusste er bereits, wie die Story lautete, die sie ihm gleich erzählen würde. Zweifelsohne geht es um eine außereheliche Affäre, dachte er still. Vermutlich hat ihr Mann seine Pfoten nicht von seiner süßen Sekretärin lassen können und sie direkt im Büro oder einem nahegelegenen Hotelzimmer gefickt, und ich soll jetzt entsprechende, eindeutige Fotos für eine einzuleitende Scheidung herbeischaffen!
Als er seine Agentur ›Crimebuster‹ gründete, hatte er auf ein wenig mehr Abwechslung und Spannung in seiner Arbeit gehofft, aber diese Art Fälle nahmen in der letzten Zeit den größten Teil seiner Zeit in Anspruch – und wenn er sich aufrichtig selbst aufrichtig gegenüber war, dann langweilten sie ihn. Andererseits wusste er aber auch, dass er es sich in der Auswahl seiner Aufträge nicht wirklich leisten konnte, besonders wählerisch sein.
»Sehen Sie«, fuhr die sanfte weibliche Stimme fort, während er sich seine Zigarette anzündete und eine kleine Rauchwolke zu Decke blies, »er ist in letzter Zeit sehr oft weg und kommt erst mitten in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden zurück. Angeblich muss er momentan sehr viel Arbeiten, … zumindest sagt er mir das, aber, wenn ich ihn im Büro anrufe, ist er nicht da … Ich bin mir sicher, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugeht …«
Jayden überlegte, wie er der armen Frau am besten erklären sollte, dass ihr Mann höchstwahrscheinlich eine Affäre hatte – doch ehe er sich in dieser Richtung äußern konnte, fuhr sie mit etwas fort, das ihn doch sehr überraschte.
»… und ich mir ist aufgefallen, dass einiges von meiner Kleidung verschwunden ist …«
»Sie meinen: von ihrer persönlichen Wäsche?«, hakte er, nun aufrichtig interessiert und fasziniert nach.
»Ja, meine ich«, bestätigte sie leise. »Insbesondere fehlen zahlreiche meiner Dessous und Strümpfe.«
»Können Sie mich im Büro aufsuchen?«, fragte Jayden. »Um den Fall zu übernehmen benötigte ich noch ein paar Informationen von Ihnen. Zunächst wäre da aktuelles Foto Ihres Mannes hilfreich und eine Aufstellung nützlicher Adressen … Arbeitsplatz, Wohnung und dergleichen.«
»Ich fürchte, dass mir das nicht möglich ist, Mr. Sandringham«, erwiderte sie schnell und ein seltsamer, panischer Unterton schwang in ihrer Stimme mit. »Ich leide an einer Angststörung und habe Probleme in der Kommunikation mit mir fremden Menschen. Aber ich werde Ihnen natürlich alles zukommen lassen, was Sie benötigen … Auf Wiederhören.« Damit beendete sie abrupt das Gespräch.
Jayden lehnte sich im Sessel hinter seinem Schreibtisch zurück und nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette, ehe er sie nachdenklich im Aschenbecher ausdrückte. Es kam ihm vor, als wäre ihm gerade von irgendjemand einen Telefonstreich gespielt und ging davon aus, nie wieder etwas von dieser seltsamen Frau zu hören. Aber er musste sich eingestehen, dass ihre sanfte, temperamentvolle Stimme etwas faszinierend Reizvolles an sich hatte und wünschte sich, er würde sich irren …
Jayden bemerkte den großen ockerfarbenen Umschlag auf der Matte vor seiner Bürotür, noch ehe er diese aufgeschlossen hatte. Verwundert hob er ihn auf, um ihn sich anzusehen. Das Kuvert fühlte sich schwer an, als würde es viele Dokumente enthalten, wies aber nicht den geringsten Hinweis auf dessen Absender auf Es gab keine Adresse, Briefmarke oder einen Poststempel, nur seinen Namen auf der Vorderseite – und die elegante, schwungvolle Handschrift, ließ ihn direkt auf eine Frau tippen.
Außerdem war offensichtlich, dass der Umschlag durch einen Kurier, höchstwahrscheinlich aber persönlich ausgeliefert worden war, und als er ihn mit sich in sein beengtes Büro nahm und die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ, kam in ihm der leise Verdacht auf, dass es mit dem recht seltsamen Anruf des gestrigen Abends in Zusammenhang stehen konnte.
Er hängte seinen Mantel an einen der freien Garderobenhaken, ließ sich hinter seinem Schreibtisch in den Ledersessel sinken und zündete sich eine frische Zigarette an, ehe er das Kuvert aufriss und den Inhalt sorgsam vor sich auf der Tischplatte ausbreitete.
Das erste, was ihm ins Auge fiel, waren die beigefügten Banknoten, die er kurzerhand durchzählte. Es handelte sich um zehn bankfrische Fünfzig-Pfund-Noten. Er faltete sie einmal und ließ sie in der Innentasche seines Anzugs verschwinden. Dann sah er sich das handschriftliche Begleitschreiben an.
›Sehr geehrter Mr. Sandringham,
wie ich Ihnen bereits am Telefon zu erklären versuchte, leide ich an einer Angststörung, einer sozialen Phobie, die es mir unmöglich macht, mich mit Ihnen persönlich zu treffen. Aber ich hoffe, dem Umschlag alles beigefügt zu haben, was Sie benötigen, um mit der Arbeit zu beginnen.
Am Ende meiner Nachricht finden Sie meine E-Mail-Adresse – kontaktieren Sie mich bitte, sollte Ihnen noch etwas fehlen.
In der Anlage erhalten Sie eine Anzahlung auf Ihr Honorar – von der ich hoffe, dass sie zunächst ausreichend ist. Sollte dem nicht so sein, lassen Sie es mich bitte wissen und natürlich auch das investigative Ergebnis, sobald Sie herausgefunden haben, was Robert hinter meinem Rücken treibt.
In genau einer Woche werde ich mich wieder bei Ihnen melden.
Mit freundlichen Grüßen
Cory Brewster‹
Er las das Anschreiben noch zweimal und bewunderte die feine Handschrift und den Ausdruck des Schreibens, was ihn darauf schließen ließ, dass die Frau über eine höhere Bildung verfügte.
Erst jetzt nahm er sich den Rest der Unterlagen vor und begann, darin zu blättern. Er fand ein Foto von Cory Brewsters Mann – einem schlanken, dunkelhaarigen Typ in seinem Alter, der auf jungenhafte Weise durchaus attraktiv aussah und einen teuren Anzug trug. Und es gab eine Liste diverser Adressen – Wohnanschrift, Büro, die eines Fitnessstudios und sogar eines Golfclubs.
Mrs. Brewster hatte noch einige weitere Fotos beigelegt – eines, das aussah, als sei es in den Ferien aufgenommen worden, ein anderes ihren Mann in einem Pub zeigte – und auf allen fiel ihm sofort etwas auf: In den Augen des Mannes lag eine seltsame, tiefe Traurigkeit, so, als hätte er mit irgendwelchen schwerwiegenden privaten Turbulenzen zu kämpfen.
Es war nur eine vage Ahnung, aber er begann zu vermuten, dass es sich bei dem Geheimnis um sehr viel mehr handelte als nur um eine heiße Affäre. Ist er vielleicht homosexuell?, ging es ihm durch den Kopf. Immerhin wäre das eine plausible Erklärung. Er erinnerte sich daran, dass ihm bereits mehrere Fälle untergekommen waren, in denen er ›fremdgehende‹ Männer in Schwulenbars und einschlägigen Clubs aufgespürt hatte und daran, dass er ihren Frauen erklären musste, dass ihre Gatten nicht ganz so hetero waren, wie diese glaubten.
Er machte sich eine Adressnotiz von Robert Brewsters Arbeitsplatz in seinem ›iPhone‹ – einer Versicherungsgesellschaft im schicken Bankenviertel – und griff nach seiner digitalen Spiegelreflexkamera. Dann schnappte er sich Wagenschlüssel, Zigaretten und Mantel.
Ich denke, es wird das Beste sein, erst einmal sein Büro abzuchecken, dachte er still …