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2. Kapitel – Istanbul, Anfang Mai 2005

Lethargisch machte ich mich auf, die fünftägige Stadt-Rundreise anzutreten. Eine schwarze, deutsche Frau im Kaftan, darunter Lederstiefel, die am ersten Tag noch nicht dabei war, stand am zweiten Besichtungs-Tag abwartend neben dem Bus. Sie setzte sich neben mich, und war mir während des gesamten Aufenthalts ein angenehmer, unaufdringlicher Begleiter. Es war Sympathie auf den ersten Blick und ich bedankte mich insgeheim bei meinem Mann. Wohl wissend, dass ich Schwarze ganz besonders ins Herz geschlossen habe, war ich mir sicher, dass dieser Beistand von ihm kam. Wir logierten im gleichen Hotel, wovon uns nur 2 Zimmer trennten. Abends gingen wir aus, wobei ihr auf Schritt und Tritt Komplimente gemacht wurden, ob ihrer auffälligen Erscheinung – sie trug bunte, seidige, lange Kaftane, dazu langes schwarzes Haar, umgeben von einer eigenartigen Unnahbarkeit. Die Frage nach ihrer Nationalität beantwortete sie jedes Mal anders, wobei sie meist irgendwelche weit entfernte Südseeinseln nannte, die hier kein Mensch kannte, und allenfalls Staunen und noch mehr Bewunderung hervorriefen. Oft benutzten wir eines der preisgünstigen Taksis für eine lebensgefährliche Rückfahrt ins Hotel über sechs Autospuren hinweg, alle Verkehrsregeln außer Acht lassend. Istanbul bei Nacht, mit nicht lizenzierten Fahrern, ein Erlebnis der besonderen Art, nur bedingt empfehlenswert, wir waren gewarnt.

Nach 5 Tagen gemeinsamer Stadterkundung fassten wir, ohne konkrete Vorstellung, den Entschluss, den Sommerurlaub gemeinsam zu verbringen. Vorschlag ihrerseits: Ibiza. Dort habe sie mal 8 Jahre gelebt und ob ich es kennen würde, was ich verneinte, aber liebend gerne nachholen wollte. Sophia gestand, vor Jahren am Strand eine romantische Ehe ohne Trauschein geschlossen zu haben, die jedoch nicht hielt, da sich ihr Auserwählter nach einigen Jahren einer anderen Frau zuwandte, was sie bis heute nicht überwunden hätte. Aus irgendwelchen Gründen schaffte sie es nicht, die Reise klarzumachen, angeblich war alles überbucht im Sommer etc., und so ging der Ball an mich. In der Auswahl hatte ich freie Hand. Da meine schöne Kreolin Sophia in der Schweiz arbeitete, waren Kontakte schwierig und teuer. Jedoch ihre telefonisch knappen, klaren Anweisungen, verbunden mit einem Urvertrauen, ließen mich selbständig gewähren, was mir sehr entgegen kam. Eine schönere Verbindung zwischen zwei Frauen konnte ich mir nicht vorstellen. Oder doch? Das gab es schon einmal, erinnerte ich mich. Damals, auf dem Boot in Kroatien. Sie hieß Sylvia, unsere Freundschaft hielt jahrelang und endete, ohne erkenn- oder nachvollziehbarem Grund, abrupt mit ihrer zweiten Heirat. Sie war eine wohl situierte, gebildete Frau mit einem Lehramt, hineingeboren in höchste Kreise und heiratete einen Analphabeten von einer kleinen Insel im Atlantik, den sie erst einmal auf eine Schule für Asylanten schicken musste, um ein wenig Deutsch zu lernen. Dem sie später ein Auto kaufte, damit er sich als Taxifahrer verdingen konnte, sein Haus ausbaute, umgestaltete, wohnlich machte für beide. Alles Dinge, für die ich sie liebte.

Meine Erinnerungen an diesen, viele Jahre zurückliegenden Bootsurlaub, entlang der Küste Kroatiens wurden wach, als mir ein Prospekt in die Finger kam, der abwechslungsreichen Urlaub verhieß. Der nun schon vertraute türkische Reise- büroleiter schwärmte von meiner Wahl einer „blauen Reise“ auf einem Motorsegler, die von Bodrum aus, die Marmaris-Küste entlang führte. Anschließend sollte noch eine Woche in einem kleinen, von ihm empfohlenen Hotel, im nahe gelegenen Gümbet, folgen. Ein kurzes Telefonat mit Sophia – zwecks Terminabsprache – und ich buchte für uns. Gleicher Ankunfts- bzw. Abflugtag, Sophia jedoch aus dem Norden, ich aus dem Süden Deutschlands kommend.

Diese Reise in die Türkei, sollte zu einem ungeahnten Traumurlaub werden.

Bucht der trügerischen Leidenschaft

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