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1.2 Forschungsgegenstände
ОглавлениеWeltwirtschaftsraum
Zentraler Forschungsgegenstand einer Geographie der internationalen Wirtschaft ist der Weltwirtschaftsraum, in dem sich die Gesamtheit der weltweiten ökonomischen Aktivitäten unter Nutzung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen raumdifferenziert darstellt. Dabei wird der Weltwirtschaftsraum durch zwei Dimensionen erfasst:
Die weltweite Verteilung wirtschaftlicher Aktivitäten (z.B. unternehmerische Wertschöpfungsaktivitäten, Betriebsstandorte etc.) sowie ökonomisch relevanter Größen (z.B. verfügbares Pro-Kopf-Einkommen, Marktgrößen und -wachstum, Faktorkosten, Länderrisiken etc.) im internationalen Kontext sowie
der grenzüberschreitende wirtschaftliche Austausch (z.B. Außenhandel, Direktinvestitionen, Transport).
Betrachtungsperspektiven
Somit ergeben sich zwei Betrachtungsperspektiven bzw. Untersuchungsebenen. Auf der Makroebene stehen die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Erdteilen, Volkswirtschaften, Regionen oder einzelnen Standorten durch die Bewegung von Gütern, Kapital, Arbeitskräften und Know-how im Vordergrund. Diese finden heutzutage im Außenhandel sowie dem Transfer von Kapital, Technologie, Wissen und Humankapital ihren Niederschlag (vgl. VOPPEL 1999, S. 193; Tab. 1.1).
Tabelle 1–1: Formen globaler Interaktionen (GLÜCKLER 2007, S. 843)
Interaktion | Ausprägung |
Außenhandel | intersektoraler (z.B. Rohstoffe gegen Werkzeugmaschinen) versus intrasektoraler (z.B. japanische gegen deutsche Autos) Außenhandel |
umfangreicher Handel mit Zulieferteilen und Modulen in allen Branchen (global sourcing) | |
Handel von Waren und Dienstleistungen (einschließlich des Tourismus) | |
Handel mit Endprodukten versus Handel mit intermediären Produkten | |
Handel innerhalb bzw. zwischen Unternehmen (Intra-Unternehmenshandel) | |
Weltweiter Kapitaltransfer | ausländische Direktinvestitionen (mindestens 10 % Kapitalbeteiligung) |
greenfield investment (Neugründung eines Unternehmens) | |
brownfield investment (Beteiligung, Fusion oder Übernahme bestehender Unternehmen) | |
ausländische Portfolioinvestitionen (< 10 % Kapitalbeteiligung) | |
internationale Kredit- und Darlehensaufnahme und -vergabe | |
Investmentfonds (Hedge-Fonds, Staatsholdings), Private Equity | |
Technologie und Wissen | internationale Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten |
internationaler Technologietransfer (z.B. Lizenzen, Patente, Technologieverträge) | |
internationaler Designtransfer (z.B. Verkauf, Lizenzen, Franchising) | |
Humankapital | Migration von Hochqualifizierten, Entsendung von Fachkräften („ex-patriates“) |
Arbeitskräfteeinsatz in globalen Projekten (global staffing) |
Auf der Mikroebene liegt das Augenmerk dagegen auf dem Internationalisierungsverhalten und den daraus resultierenden Strategien sowie Entscheidungsprozessen weltweit agierender Unternehmen (sog. Global Player) und ist damit eher betriebswirtschaftlich geprägt.
Untersuchungsauftrag
Zusammenfassend liegt die Aufgabe einer Geographie der internationalen Wirtschaft folglich in der Untersuchung raumübergreifender Interaktionen und der damit im Zusammenhang stehenden Organisationsformen bzw. Unternehmensentscheidungen, die immer mehr auf internationaler Ebene ablaufen. Hierbei gilt es auch Veränderungen im zeitlichen Ablauf und regional divergierende Einflüsse zu berücksichtigen.