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Prolog

Es ist mitten in der Nacht, als er in der Klinik aufwacht. Er hatte geträumt, er sei ein Wels in einem düsteren, schlammigen Fluss und habe plötzlich einen riesigen Angelhaken im Maul. Der Haken riss ihm das Maul auf und zerrte ihn ans Licht. Nun schreckt er hoch, liegt auf dem Krankenhausbett, immer noch schwer verwundet, an seiner linken Hand fehlen einige Finger, die lange Narbe auf seiner Bauchdecke sieht er zwar nicht, aber er fühlt sie. Trotz des Morphiums schmerzt sein gesamter Körper. Dabei sind schon einige Tage seit der letzten Operation vergangen.

Er erschrickt, als er in der Dunkelheit des Raumes einen noch dunkleren Fleck sieht, einen mit menschlichen Umrissen: gegenüber dem Bett auf einem Stuhl an der Wand. Zunächst denkt er, der Fleck sei echt, dann wieder, als er sich besinnt, glaubt er, dass es eine Halluzination sein müsse. Und jetzt eine Stimme: „Wissen Sie, Max Weidendorf, wo amerikanische Rentner ihren Lebensabend verbringen, vorausgesetzt, sie sind reich?“ – Max antwortet nicht. „Sie wissen es nicht? Hat Ihnen keiner Ihrer amerikanischen Freunde jemals gesagt, wie er sich das so vorstellt als Rentner?“ Max erkennt die Stimme. Er hat sie schon einmal gehört – es ist die gleiche, die ihm den Befehl zum Rückzug aus Berlin gegeben hat, der amerikanische Agent, derjenige, dessen Leute Little Cat erschossen haben. „Amerikanische Rentner gehen nach Florida, Herr Weidendorf. Dort ist alles etwas einfacher, etwas leichter als anderswo in den USA. Kalifornien ist zu jung, zu quirlig. Aber in Florida hat man seine Ruhe, es ist immer warm und man ist unter sich.“ – „Was wollen Sie hier?“, fragt Max. Er sagt es leise, aber bestimmt. – „Ach, Weidendorf. Sie müssen sich nicht mehr gegen mich behaupten. Der Kampf ist vorbei, Soldat. Sie haben viel für die freie Welt geleistet, haben meine Kollegen von der Konkurrenz ziemlich zum Schwitzen gebracht und Sie sollten froh darüber sein, dass die Jungs Sie nicht ganz erwischt haben. Aber jetzt kommt die große Pause – treten Sie ab.“ – „Ich soll … Dafür bin ich zu jung.“ – „Überlegen Sie es sich. Ich bin bereit, Ihnen die Formalitäten und die Einreise zu erleichtern. Setzen Sie sich zur Ruhe. Machen Sie es gut, Max Weidendorf.“

Der dunkle Fleck an der Wand erhebt sich, wandert geräuschlos zur Tür und verschwindet im Licht des Türspalts.

„Florida“, sagt Max tonlos zu sich selbst. „Florida … Später.“

***

DER WELS

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