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Ein Bettenproblem in der Großen Bergstraße

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„Wahrscheinlich kommt es gar nicht so darauf an“, meinte Tony und pustete in seinen Kaffee hinein, aber nicht der Kaffee brannte auf seiner Zunge, es war das ewig gleiche Thema der Geschlechter. Heidewitzka und solche Dinge, wo man es am besten miteinander tun könnte, ob der Ort letzten Endes nicht egal sei. Sein Damenbesuch hatte sich für den kommenden Tag angekündigt, aber sein Bett machte ihm Sorgen. Ich kannte Tony's Bett, es sah aus wie aus einem Konfirmanden-Jugendzimmer, als erwachsener Mensch sollte man es zu etwas anderem gebracht haben, ehrlich. Er hatte sich ein Gästebett dazu gestellt und ahnte bereits Unfälle und Verletzungen voraus; Quetschungen, den Einsatz von Rettungswagen und Notärzten. Als Neurotiker denkt er sich immer aus, was alles schief gehen kann und übertreibt seine Phantastereien ins Maßlose hinein.

„Zwischen Övelgönne und Teufelsbrück gibt es schöne Bäume“, gab ich ihm den dezenten Hinweis. „Und ganz so kalt ist es auch noch nicht.“ Aber das verstand er nicht, er wusste gar nicht wovon ich überhaupt sprach. „Wieso Bäume?“, fragte er. „Was hast du denn plötzlich mit deinen Bäumen wieder, bist du ein Förster?“ „Na, dafür halt!“ Ich quetschte mir den Daumen zwischen Zeige- und Mittelfinger ein, ließ die Zunge heraushängen und hechelte ein bisschen. „Meine Güte, ist das peinlich mit dir! Also ehrlich, lass das!“ Na, wer hat denn hier kein richtiges Bett? Wer rührt melancholisch im Kaffee und macht sich Sorgen um sein Date?

Wir saßen in einem Café auf der Großen Bergstraße und kamen nicht vom Fleck. „Bei C & A vielleicht, in der Umkleidekabine“, wagte Tony einen Vorstoß. „Nicht übel, aber die Vorhänge reichen nicht ganz hinunter bis auf den Boden“, gab ich zu bedenken. „Ein Hotel ist dagegen zwar naheliegend, aber doch etwas unpersönlich“, erweiterte Tony den Kreis der Möglichkeiten. Begeistert sah er nicht aus, nein, vielmehr begann er zu schwitzen. „Auf dem Küchentisch, in wilder Leidenschaft?“, schlug ich vor. „Hast du mal meinen Küchentisch gesehen, der fällt schon vom Angucken um! Das geht nicht!“

Lisa, unsere Stammtischfreundin, kam von draußen herein und gesellte sich zu uns, nahm Platz und bestellte Cappuccino mit Streusel oben drauf. „Worüber redet ihr gerade?“, wollte sie wissen. „Nu ja, von Heidewitzka.“ Das verstand sie nicht, wie denn Heidewitzka? Tony meinte zu mir: „Mach das Zeichen, Hans, aber lass das Hecheln weg!“ Das wollte ich nun aber nicht mehr, in meinem Stolz gekränkt. „Heidewitzka, Zeichen, Hecheln, was seid ihr bloß für schräge Typen!“, stellte Lisa sehr zu Recht fest. Als wir sie über die Umstände aufklärten, von Tony's Teeny-Schlafzimmer, dass wir nach einer schlichten Lösung für das offensichtliche Problem suchen würden, kam sie auf einen Punkt, den wir Männer bisher ganz außer Acht gelassen hatten. „Will sie denn überhaupt?“ Beide schauten wir den armen Tony an, der sich auf seinem Stuhl wand. „Kann schon sein“, meinte er. „Vielleicht, möglicherweise, ganz ausschließen lässt es sich nicht. Es ist unser erstes Date, im Übrigen haben wir darüber noch gar nicht gesprochen ...“

Wir waren bedient. „Weißt du, Tony, geh' rüber zu Ikea und kauf' dir ein Bett! Wir helfen dir auch tragen!“ Und damit ging mal wieder ein gemütliches Samstag-Nachmittags-Kaffeetrinken zu Ende.


Der Mösenlecker

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