Читать книгу Wir - Hans Karl Stephan Böhme - Страница 17
Es
ОглавлениеDas ist bah, es hört einfach nicht.
Das Kind raubt mir den letzten Nerv.
Es schreit bei jeder Gelegenheit.
Spukt aus, jedes gekochte Gericht.
Es läuft mit eins keinen einz‘gen Schritt.
Zum Verzweifeln, mit dem Kind.
Es spricht noch immer kein einz‘ges Wort.
Ich weiß nicht mehr weiter, ist es kaputt?
… aber …
ein Klaps hat noch nie geschadet.
Hier gelten meine Regeln, wenn nicht, dann.
Du wirst schon sehen,
denn ich kann auch anders.
Kommt zu spät, stört den Unterricht
und hört nicht zu, in der Schule.
Malt Bilder unentwegt.
Sie sagen, ist sozial unverträglich.
Es findet keine Freunde.
Alle, die ich aussuche, sind ja nix.
Macht keine Hausaufgaben gerne.
Schreibt auch nur Dreien zur Genüge
… aber …
ein Klaps hat noch nie geschadet.
Hier gelten meine Regeln, wenn nicht, dann.
Du wirst schon sehen, denn ich kann
auch anders.
Die Lehrer geben auf, untragbar.
Gibt ständig Wiederworte, sieht es nicht ein,
dass das Verhalten falsch ist, kann nicht mehr.
Warum sind alle anderen Kinder wunderbar?
Nur meines nicht, finde Hilfe in der Medizin.
Gott sei Dank ein Gendefekt, liegt nicht an mir
das ist phantastisch, es liegt am Dopamin.
… hurra …
eine Pille hat noch nie geschadet.
Hält sich an meine Regeln, wenn nicht, dann.
Stillgelegt mit Drogen,
angepasst und kann auch anders.
Ruhig, ausgeglichen, lieb am Tag.
Nachts ohne Schlaf, schwere Träume.
Keiner bemerkt die Trauer und Not.
In den Himmel wachsende Bäume.
Erschlagende Pflichten, kein Nein, kein Sein.
Burnout, Depression und Tod.
Wie konnte das passieren?
Habe doch alles aus Liebe getan.
Kann es nicht verstehen.
Alle anderen haben es
natürlich kommen sehen.
… schlimm …
aber mich trifft keine Schuld daran.
Der Gendefekt, welch’ tragisch’ Schicksal.
Hab’ nie gefragt, warum und weswegen,
denn nur ich wusste ja, was gut für es ist.