Читать книгу Klimachaos - Hans-Peter Dr. Vogt - Страница 6
ОглавлениеTeil 1/ Kapitel 2.
Rudolfo, Josefina, das Erbe und die Maierhauser Ingeniering
1.
Die vorliegende Geschichte beginnt historisch mit Rudolfo Vargas, der im Jahr 2002 neben seinem Studium damit begonnen hatte für eine Bank zu arbeiten. Rudolfo studierte Betriebswirtschaft, aber er schloss sein Studium nicht ab, weil die Bank ihm eine goldene Zukunft bot. Er war ehrgeizig und intelligent, und er war ein Spieler. Er handelte im Auftrag der Bank mit Wertpapieren, Obligationen, Warentermingeschäften und sogenannten Hedgefonds. Er hatte den richtigen Riecher, und er war extrem produktiv und aggressiv. Bei einem solchen Job verzockst du dich des öfteren. Entscheidend ist, was unter dem Strich herauskommt, und Rudolfo war äußerst erfolgreich. In der Großbank, in der arbeitete, gab es nur noch drei andere, die genauso gut waren, und die lieferten sich tägliche Duelle, um sich gegenseitig zu übertreffen. Das Jahresgehalt wurde noch bei weitem übertroffen durch die Boni, die sie für ihre Gewinne einsackten. Die Bank achtete darauf, dass sie ihre besten Mitarbeiter bei der Stange hielt. Es gab genug Headhunter. Rudolfo hatte aber zwei Schwächen. Er dachte nicht im Traum daran, der Steuer irgendetwas abgeben zu wollen. Da war er kein Einzeltäter, sondern das galt damals als Sport. Er war ein Alphatier. Ein Rüde, der nach der Unterwerfung anderer unter seinen Willen strebte, und so hatte er auch einen unerschöpflichen Bedarf an Frauen. Das letztere änderte sich zumindest teilweise, als er 2007 die Biologiestudentin Josefina Ellenwang kennenlernte. Josefina war hochintelligent, sie war sexuell äußerst agil, und sie hatte bereits gelernt, dass es gut ist, ein Ziel zu haben. Eigentlich standen sie auf zwei verschiedenen Seiten. Als Biologin beschäftigte sich Josefina mit bedrohten Pflanzen und Tierarten, und so etwas ging Rudolfo am Arsch vorbei. Naja. Er hatte bisher keinen einzigen Gedanken an so etwas Sinnloses verschwendet.Trotzdem passierte zwischen den Beiden etwas, was man als seltenen Zufall bezeichnet. Vom ersten Augenblick an gab es eine gewaltige erotische und intellektuelle Spannung, die zu einer völligen gegenseitigen Abhängigkeit führte. Rudolfo verzichtete irgendwann sogar fast ganz auf seine sonstigen Techtelmechtel, aber nur fast. Er hörte nie ganz auf damit.
Rudolfo hatte schon früh damit begonnen, sein Geld auf die sichere Seite zu bringen. Es gibt immer Möglichkeiten für einen geschickten Anleger, Einnahmen an der Steuer vorbei zu lavieren. Rudolfo wollte zwar das Leben genießen, aber er wusste, dass es auf einen Schlag vorbei sein konnte mit dem Abzocken. Meist ist das in seinem Beruf mit 35 Jahren der Fall. Dann geht die Spannkraft plötzlich und rapide zurück. Für dieses Ereignis musste man Vorsorge treffen. Zusammen mit Josefina entwickelte er den Plan, eine Stiftung „Animal in Pain“ auf den Seychellen zu gründen, zum Schutz der bedrohten Tierwelt, und eine auf den Kaiman Inseln mit dem Namen „HELP AID“. Außerdem hatte er bereits zwei Beteiligungsgesellschaften gegründet, ebenfalls in Steueroasen. Er spendete jetzt seine gesamten Boni an diese Stiftungen, die unter einem Strohmann liefen, der keinen Zugriff auf die Konten hatte, und diese Stiftungen überwiesen das Geld an die Briefkastenfirmen. Josefina hatte damit gar keine Probleme. Noch bevor sie ihr Studium abgeschlossen hatte, begann sie sich im Charity Bereich zu organisieren. Es ist besser zu vermarkten, wenn solche Stiftungen auf viele unterschiedliche Spender zurückgreifen können. Für kleine hungrige Seerobben, Langohreulen, Biber, Wölfe oder hungernde Babys in Indien konnte man solche Abende problemlos organisieren, um Spenden zu sammeln und ein paar Projekte zu unterstützen, die man öffentlich wunderbar vermarkten konnte. Für Rudolfo war das ein Alibi, um das eigene Geld sicher und unauffindbar anzulegen, für Josefina war das eine Herzensangelegenheit, um die gesammelten Gelder nutzbringend einzusetzen, und so hatten beide etwas Gemeinsames, zumal das äußerst lukrativ war, weil sich diese Konten immer mehr füllten.
Als Josefina dann 2009 (mit 24 Jahren) schwanger wurde, und weil die erotische Anziehungskraft immer noch so überwältigend und ungestüm war, heirateten die beiden, und jetzt konnten sie ihre gegenseitigen Geschäfte noch viel besser abwickeln. Josefina machte sich langsam einen Namen. Sie wurde von Mitgliedern der Umweltverbände und der Grünen zwar nicht unbedingt hofiert, aber sie galt als dazugehörig, und auch in der Welt der Finanzjongleure, machte sich das gut. Solche Hilfsprojekte haben Alibifunktion, um in der Öffentlichkeit sein gutes Herz zu demonstrieren und das eigene hohe Einkommen zu rechtfertigen. Man demonstriert öffentlich, dass man ein Guter ist. Auch als Bänker, Industrieller, oder gutbezahlter Anwalt konnte man demonstrativ Herz beweisen und immagefördernd spenden. Seit 2013 zogen sich die rechtlichen Rahmenbedingungen langsam zu, innerhalb derer man solche Boni problemlos einsacken konnte. Die Schweiz erließ ein Gesetz zur steuerlichen Abschöpfung solcher Gewinne, mehrere Staaten beschlossen, das Bankgeheimnis aufzuheben, und Rudolfo überlegte bereits, Deutschland zu verlassen und nach London oder New York zu übersiedeln, aber dann hatte Rudolfo (der gerne und schnell Motorrad fuhr) zu Beginn der Motorradsaison 2013 auf regennasser Straße einen Unfall, den er nicht überlebte. Er war gerademal 35 Jahre alt geworden.Josefina wurde von einer auf die andere Minute ziemlich wohlhabend. Sie hatten nicht nur über zweihundert Millionen Euro im Ausland gebunkert, in Geld und in gewinnbringenden Beteiligungen. Josefina bekam jetzt auch eine Witwenrente und die Auszahlung einer Lebensversicherung über vier Millionen Euro. Das war zusammengenommen eine äußerst gesunde Basis, um in Zukunft sorgenfrei leben zu können, auch mit ihrer kleinen Tochter Carmelita. Noch besser war, dass Claudio ihr gezeigt hatte, wie man solche Millionen anlegt, so dass sie sich auch vermehren.
Im Rückblick konnte Josefina sogar sagen, dass es für beide vielleicht gut war, was da geschehen war. Rudolfo hatte den Knick nicht erleben müssen, der in den nächsten Jahren unweigerlich gekommen wäre, diesen plötzlichen und nur schwer verkraftbaren radikalen Abfall der Leistung, mit allen psychischen Folgen eines Burnouts, der viele Zocker Mitte Dreißig befällt. Vielleicht hätte sich Rudolfo in den neuen Firmen wiedergefunden, in die er sein Geld angelegt hatte, aber das wäre unwahrscheinlich gewesen, denn Rudolfo dachte in schnellen Vermarktungskategorien einer „Heuschrecke“, und nicht in den Kategorien einer langfristigen und sinnvollen, aber zähen Produktion. Wahrscheinlich wäre sogar ihre Liebe zueinander an dieser unterschiedlichen Haltung langfristig zerbrochen. So war dieses Erbe für Josefina ein Sprungbrett, um sich selbst zu entdecken. Sie musste sich plötzlich und unerwartet ganz auf ihre eigenen Stärken besinnen. Sie konnte ihren eigenen Weg gehen, ohne auf einen Partner Rücksicht nehmen zu müssen. Sie konnte sich auf ihre Stiftungen konzentrieren, und das gebunkerte Geld erst einmal in Ruhe arbeiten lassen.
2.
Josefina hatte von Rudolfo gelernt, dass Geld sehr schnell versickern kann, wenn man unvorsichtig ist. Vom tatsächlichen Eigentümer der Stiftungen und ihrer Gelder wussten die deutschen Behörden allerdings nichts, und von den Briefkastenfirmen im Ausland schon gar nicht. Josefina würde von den Stiftungen nach außen hin nur als Repräsentantin in leitender Position geführt. Die Beteiligungsgesellschaften liefen über Treuhänder, die Gelder waren in Steueroasen geparkt, und Josefina hatte längst Prokura. In der Trauerphase (Rudolfo fehlte ihr wirklich, denn der Verzicht auf die sexuellen Ausschweifungen machten Josefina schwer zu schaffen) wurde Josefina von verschiedenen Freunden getröstet, manche vom BUND, von Greenpeace und von mehreren Abgeordneten der Grünen. Sie wurde gebeten, ihre Arbeit mit den Stiftungen weiterzuführen, und wenn es auch nur in Andenken an Rudolfo sein würde. Über die geheimen Konten wusste ja auch hier niemand Bescheid. In dieser Zeit ereigneten sich auch diese neuerlichen Jahrhundertfluten an Donau, Elbe und ihren Nebenflüssen. Sie fuhr nach Regensburg, Wasserburg, Bad Schandau und nach Wittenberg. Sie sah sich das Desaster an. Sie sprach mit Grünenpolitikern und Experten in Sachen Wasserbau, die jetzt aber alle Hände voll zu tun hatten, und sie beschloss, dass man da langfristig etwas tun müsse, für Mensch, Pflanzen und Tier.Erst mal war sie noch geschockt von Rudolfos plötzlichem Tod. Sie würde sich zunächst nur darum kümmern, ihr Erbe ordentlich zu verwalten, bevor sie sich Hals über Kopf in ein neues Projekt stürzen würde, das bodenlos schien, denn soviel war ihr klar geworden, der Hochwasserschutz musste schon in den Alpen, in Tschechien und Polen beginnen, bevor er in Deutschland sinnvoll fortgesetzt wird. Auch in Deutschland gibt es Länderhoheiten. Wenn man etwas erreichen wollte, gab es Verwaltungsakte und Kompetenzrangeleien, an denen sich schon andere die Zähne ausgebissen hatten. Also verschob sie eventuelle Pläne auf einen späteren Zeitpunkt, und das war wohl eine sehr weise Entscheidung.
3.
Über ihre Kontakte lernte Josefina jetzt einen Ingenieur für Formenbau kennen, einen Horst Maierhauser in Baden Württemberg.2013 war das Jahr der Bundestagswahl in Deutschland, es war aber auch eine Art Zäsur, weil sich nach der sogenannten Energiewende in Deutschland diverse Volksvertreter unter anderem in der Pflicht sahen, für den Ausbau der Windkraft eine Lanze zu brechen, auch wenn das viele nur aus wahltaktischen Gründen taten. Horst hatte nach intensiver Forschung ein Verbundverfahren entwickelt, das den gesamten Aufbau und die Oberflächen der Flügel bei Windrädern veredelte. Die Flügel wurden um ein vielfaches leichter und gleichzeitig stabiler und windschlüpfriger, so dass weniger Energie verloren ging, beim Antrieb der Windräder.Horst war vorsichtig gewesen. Er hatte das Verfahren nicht öffentlich zugänglich gemacht, und er bot das nun verschiedenen Herstellern von Windkraftwerken an, ohne sich in Details zu verlieren, aber er war kein Kaufmann, und er hatte nicht mit der menschlichen Gier gerechnet. Man war gerne bereit, das Verfahren zu übernehmen, aber man würde das wohl in der Versenkung verschwinden lassen, wie viele gute Innovationen zuvor, man denke nur einmal an den Wankel-Motor. Man war gerne bereit, die Anwendung für ein paar Euro zu übernehmen oder gar zu stehlen, damit das kein anderer verwertet. Unternehmer sind nicht unbedingt die besseren Menschen, wenn sie im Bereich der alternativen Technologien tätig sind.
Horst hatte aber ein paar gute Freunde. Sein Vater, der eine kleine, aber exportintensive Maschinenfabrik führte, und für den er offiziell arbeitete, um Formteile zu entwickeln, hatte ihn bisher gesponsert, aber es fehlte das Kapital, um das Projekt von Horst auch umzusetzen. Horst war nicht bereit, sich bei den Banken hoch zu verschulden. Allein das Versprechen und die Aussicht um ein gewinnbringendes Verfahren bringt die Banken noch lange nicht dazu, dir das notwendige Geld auch vorzuschießen. Der Zinssatz liegt bei solchen Risikofinanzierungen in der Regel unanständig hoch. Nun kannte Horsts Vater aber durch alte Seilschaften den grünen Ministerpräsidenten von Baden Württemberg, und irgendwann trafen die beiden anlässlich einer Regionalmesse mal zu einem Glas Wein zusammen.Dieser Ministerpräsident wiederum kannte Josefina und er vermittelte ein Gespräch.So kam es, dass Josefina und Horst eines schönen Sonntags im Spätherbst 2013 zusammen durch den Bad Vilbeler Stadtwald wanderten, der vor den Toren von Frankfurt liegt.Josefina hörte sich in Ruhe an, was Horst zu erzählen hatte.Sie waren sich gegenseitig sympathisch, aber mehr passierte an diesem Tag nicht. Josefina versprach zumindest, darüber nachzudenken und mit Horst in Verbindung zu bleiben. Sie bat ihn aber noch ein paar Wochen zu warten, bevor er irgendwelche Entscheidungen über die Aufnahme von Geldern trifft.Für Horst war das Gespräch letztlich unverbindlich. Er hatte sich insgeheim mehr erhofft, und er hatte sich wieder ins Auto gesetzt und war an diesem Abend enttäuscht nach Böblingen zurückgefahren, wo er wohnte.
4.
Josefina hatte nichts versprechen wollen. Das war so ganz anders, als ihre bisherigen Projekte, aber sie hatte in Frankfurt einige gute Kontakte. Sie begann im Internet und in Bibliotheken zu recherchieren, und vier Wochen später rief sie bei Horst an, ob sie ihn nicht einmal besuchen dürfe.Natürlich würde sie auch ihre Tochter Carmelita mitbringen. Sie sprach an diesem Tag mit Horst und seinen Eltern. Sie ließ sich die Vorteile des Verfahrens noch einmal genau erklären und sie nickte dazu. Was sie freute, war, dass Horst und die kleine Carmelita Gefallen aneinander gefunden hatten. Sie bat darum, einmal konkrete Zahlen vorzulegen für eine Fertigung solcher Flügel, und wenn die anderen Hersteller von Windkraftwerken nicht bereit wären, das in ihre Anlagen gewinnbringend einzubauen, so müsse man überlegen, ob der Bau ganzer Windkraftparks in Frage kommt. „Rechnet mir das einmal durch.“ Sie trafen sich noch einmal, diesmal in ihrer Wohnung in Bad Vilbel, dann ließ sich Josefina die Zahlen geben und ging zu einem befreundeten Bänker.„Schau dir mal die Zahlen an, und sage mir die Risiken und Schwächen des Modells.“ Danach machte sie dasselbe mit einem Steueranwalt und nahm Kontakt zu einem Professor an der TU Darmstadt auf. All das zog sich hin, Josefina telefonierte ein paar Mal mit Horst und vertröstete ihn, und im Frühjahr 2014 hatte Josefina ein recht verlässliches Wirtschaftsmodell vorliegen.
Inzwischen war noch etwas geschehen. Der Weltklimarat hatte in einer umfangreichen Stellungnahme vor den Folgen einer weltweiten Resourcenverschwendung gewarnt und das Ende der Gattung Mensch prognostiziert, wenn nicht bald Modelle zum Schutz der Umwelt entwickelt und durchgesetzt werden würden. Josefina ließ sich die Studie kommen und sie war schwer beeindruckt. Sie kannte bereits die Studien des Club of Rome und andere Papiere, und sie beschloss, Gelder in Zukunftsprojekte zu investieren. Man kann das jetzt abkürzen. Josefina vereinbarte mit Horst, dass eine ihrer Stiftungen die Anschubfinanzierung zur Verfügung stellen würde, um solche Flügel zu bauen. Weitere Gelder würde es aber nur geben, wenn Horst die Kraftwerksbauer und Betreiber überzeugen könne, dieses Verfahren anzuwenden. Im selben Zug ließ sie Horst das Verfahren weltweit patentieren. Diese Investition von mehr als 160.000 Euro würde sich bald als sinnvoll erweisen. Horsts Vater ließ eine Fertigungshalle an seine kleine Fabrik anbauen (wobei ihm zugute kam, dass er das umliegende Land einmal geerbt hatte) und noch im Jahr 2015 begann Horst mit der Produktion. Die Stiftung hatte das Darlehen vergeben, im Vertrauen auf Berechnungen, die versprachen, dass diese Flügel erheblich leiser, effektiver und umweltfreundlicher sein würden, als bisherige.
Die Kraftwerksbetreiber standen nicht gerade Schlange, weil das aufwendige Verfahren aus synthetischen Polymeren ein gutes Stück teurer war als die Standardflügel, aber nachdem das erste Kraftwerk eingeweiht worden war, zeigte sich schnell, dass Horst nicht übertrieben hatte.Die Energieausbeute sprang bei gleicher Rotorenausstattung um 15 Prozent hoch und die Windemissionen nahmen im gleichen Atemzug um 60 Prozent ab. Als dann die Hannovermesse 2016 um war, waren die Auftragsbücher voll.Das war Josefinas Einstieg in die Produktion umweltfreundlicher Technologien. Weil sich Horst und Josefina in der ganzen Zeit gut verstanden, weil sich beide als zuverlässig und als kompetent zeigten, und weil Horst und die kleine Carmelita stets ein herzliches Verhältnis hatten, begann sich zwischen Horst und Josefina eine lockere sexuelles Beziehung zu entwickeln. Sie behielten ihre jeweiligen Wohnorte bei. Josefina in Bad Vilbel und Horst in Böblingen, und dann wurde Josefina von Horst schwanger. Sie heirateten im August 2017, aber Josefina behielt ihre Eigentumswohnung in Bad Vilbel. Schließlich hatte sie in Frankfurt viele Freunde, und dieser Wohnort war einfach genial nah am Brennpunkt der Finanzwelt Frankfurt. Diese Metropole ist neben Hamburg, Berlin, München, Stuttgart und Düsseldorf eines der großen Machtzentren, in denen in Deutschland fast alles entschieden wird.
5.
Josefina bekam noch zwei Kinder von Horst, wobei sie sich sicher war, dass eines der beiden Kinder von einem befreundeten Bänker in Frankfurt stammte. Horst erfuhr davon jedoch nichts. Sie nannte sich jetzt Maierhauser-Vargas, weil der Name Vargas in der Finanzwelt immer noch gut und bekannt war. Zusammen mit Horst begann Josefina nun ein Imperium für alternative Technologien zu begründen. Es blieb nicht bei Windmühlenflügeln.
Jetzt zeigte sich auch, wie klug es von Josefina gewesen war, das Verfahren weltweit zu schützen. Eine amerikanische Firma hatte das Patent verletzt und wenig später auch eine koreanische. Die Anwälte wurden in Bewegung gesetzt und die beiden Firmen mussten klein beigeben. Die Schadenersatzsumme belief sich insgesamt auf mehr als 850 Millionen, die sie für die Ausweitung ihres Unternehmens gut gebrauchen konnten.
Josefina war zwar ihrem wilden Rudolfo stets treu gewesen, aber sie hatte damals von ihm gelernt, dass sexuelle Beziehungen Türen öffnen können. Sie war zwar mit Horst verheiratet, das war aber eher ein beiderseitiges braves Agreement, bei dem die wilde Lust fehlte, die Josefinas und Rudolfos Verhältnis ausgezeichnet hatte. Bei solchen Projekten, wie alternative Technologien musst du Politiker und Finanzjongleure auf deiner Seite haben, und Josefina hatte längst damit begonnen, mit taktischem Geschick und mit sexuellen Versprechen ein System der privaten Geflechte aufzubauen. Gleichzeitig bewies sie sich als gute Ehefrau und als Mutter, die ihre Brut bewacht und fördert. So wie du mit Geld vorsichtig umgehen musst, damit es sich stets vermehrt, so musst du auch deine Brut liebevoll umsorgen, damit aus ihr was wird.Man darf sich das jetzt nicht so vorstellen, dass Josefina durch die Betten tingelte. Sie suchte sich ihre Kontakte genau aus, viele davon rein platonisch, und sie schuf sich ein Netz aus Freunden und Mitstreitern in Finanz-, Industrie-, und Umweltkreisen.
Durch diese Freunde lernte Josefina einerseits viel mehr über die verzwickten Mechanismen, welche die Ausbreitung sanfter Technologien entweder beschleunigen oder hemmen konnten, und sie lernte andererseits, Gelder noch viel besser zu verstecken als bisher, denn spätestens seit 2013 waren immer mehr Länder gegen sogenannte Steueroasen vorgegangen und hatten Schlupflöcher geschlossen. Josefina praktizierte aber auch gelegentliche erotische Exzesse, die ihr Horst nicht bieten konnte. Männer sind gerne bereit mit einer schönen Frau zu plaudern, die gut zuhören kann, die vorzeigbar und intellektuell prickelnd ist, und die zudem auch noch sexuellen Hochgenuss verschafft. Anlässe gab es genug, etwa auf Konferenzen, Messen oder nach Galaabenden. Josefina verschenkte sich dabei nicht, sondern sie gewährte solche sexuellen Exzesse wie einen Gunstbeweis an einen ausgesuchten Kreis. Diese Männer gaben Josefina die nötigen Geheimtipps, oft durch schlichtes verplappern, kurz: für Josefina waren diese Liebschaften lebensnotwendig, und es dauerte nicht lange, da betrieben die mit den Stiftungen verbundenen Anlagegesellschaften mehrere Windparks im In- und Ausland. Josefina blieb dabei stets vorsichtig und diskret. Sie brüskierte auch Horst niemals, und nun stiegen Josefina und Horst auch in andere Technologien ein.
6.
Da Josefina als Leiterin „Projekte und Öffentlichkeitsarbeit“ offiziell immer die Repräsentantin der Stiftungen blieb, war sie befreit von einem Alltagsrhytmus, der dir sonst durch feste Arbeitszeiten im Angestelltenverhältnis aufgezwängt wird. Es gab ein Büro mit Sekretärin, ein Kindermädchen und eine Hausangestellte, die sie entlasteten. Sie teilte sich ihre Zeit selbst ein. Sie machte weiter in Charity. Sie traf sich mit Männern und ihrem inzwischen großen Freundeskreis der Gleichgesinnten. Sie rief jetzt öffentlich dazu auf, Umweltprojekte hier und in der dritten Welt zu fördern und zu unterstützen. Nicht nur im Bereich der Energiegewinnung. Sie setzte sich nicht nur für den Schutz der Tiere ein. Als Biologin wusste sie, dass es viele Wirtstiere gibt, die gefährliche Krankheiten übertragen. Eine dieser Gattungen ist die Zecke. Es gibt viele verschiedene Arten davon, wie den gemeinen Holzbock, oder die Auwaldzecke, und eine der Viruserrankungen, die da übertragen wurden, war Lymeborreliose. Josefina hatte sich schon während ihres Studiums damit beschäftigt, und damals war es schon bekannt, dass Rinder offenbar ein Gegenmittel gegen solche Bakterien entwickelt haben. Durch Josefinas Fürsprache und finanzielle Unterstützung wurden mehrere Institute gefördert, die sich mit solchen möglichen Gegenmitteln beschäftigten, und tatsächlich gelang es 2022, dieses Gegenmittel zu isolieren und einen Impfstoff herzustellen. Mit dem Einnahmen aus den Verkäufen des Impfstoffes wiederum wurden nun weitere Forschungen finanziert. Josefina machte sich dadurch in Deutschland und in Europa einen Namen. Sie hatte zwar nicht selbst geforscht, aber sie hatte auch hier für die Anschubfinanzierung gesorgt und ein paar entscheidende Ideen beigesteuert.In der Folge galt Josefina in Wissenschaftskreisen als Fachautorität und als eine Art Spürnase. Aus ihrer bisherigen Beschäftigung mit der Materie wusste sie allerdings, dass dies nur ein kleiner Baustein war, um der wachsenden Gefahr von neuen epidemischen Gefahren und einem möglichen ökologischen Kollaps zu begegnen. Da würde noch viel zu tun sein.Josefina schickte ihre Kinder auf Eliteschulen und schärfte ihnen ein, Liebeleien seien wichtig, aber Seilschaften und die Familie haben Vorrang. Josefina war eine Glucke und sie würde die Fäden für den Familienzusammenhalt nicht aus der Hand geben. In solchen Schulen schmiedet man Kontakte, dort werden aber auch Theorien gelehrt, die zwar viel mit Geldverdienen, aber eben nicht viel mit dem Umweltgedanken zu tun haben.Josefina teilte die Achtung der Indianer vor der Natur, aber sie wollte sich nicht der Gewalt ökonomischer Zwangsläufigkeiten ausliefern, und sie nutzte jede Gelegenheit ihre Kinder dahingehend zu beeinflussen, dass die Gesetze der Natur geachtet werden müssen, ohne selbst schutzlos zu werden.
7.
Josefina hatte längst Kontakte zu Politikern in der EU geschlossen, und jetzt löste sie ein Versprechen ein, das sie sich selbst gegeben hatte. Sie sprach mit EU-Abgeordneten und Politikern in Tschechien, und sie erreichte, dass Gelder locker gemacht wurden für einen geplanten Ausbau des Hochwasserschutzes im Prager Becken. Am Oberlauf der Moldau gab es bereits große Stauseen, um Prag vor Überflutungen zu schützen, aber die hatten im Ernstfall nie gereicht. Weil aber die Regenfälle rund um das Prager Becken sich in die Flüsse Moldau, Berunka und Sazava ergiessen, die alle in die Elbe fließen, erreichte Josefina, dass an all diesen Flüssen weitere Stau- und Rückhaltebecken mit Geldern der EU gebaut werden konnten. Das Bauvorhaben dauerte 10 Jahre. In drei der Rückhaltebecken, eins vor Budweis (Moldau), eins vor Pilsen und eins vor Kolin (an der Elbe) steckte Josefina sogar eigene Gelder der Stiftung, die sie vorher durch Aufrufe gesammelt hatte. Zu Ihren Ehren trug das Rückhaltebecken vor Pilsen jetzt den Namen Vargas-Staubecken.
Der Erfolg dieser Rückhaltebecken wirkte unmittelbar. Als wieder so eine Jahrhundertflut im Jahr 2032 ihren Lauf nahm, blieben die Städte Pilsen, Budweis, Prag, Melnik, Usti und Bad Schandau, Pirna und Dresden verschont. Erst ab Dessau, wo die Mulde in die Elbe fließt, aber auch an der Saale, an der Elster und anderen Nebenflüssen der Elbe gab es wieder extreme Hochwasser, und nun begriffen immer mehr Menschen, dass man viel großräumiger denken musste, um solche Katastrophen langfristig zu verhindern. Josefinas Ruf stieg und stieg, und weil sie über nationale Grenzen hinausdachte, wurde sie nun immer öfter um Rat gefragt. Warum, dachte sich Josefina, soll ich diesen Ruf nicht ausnutzen. Sie scharte ein Team aus Fachleuten um sich, nannte das neumodisch, aber ansonsten unverbindlich das „Vargas-Umwelt-Kompetenzteam“ und sie schloss nun einzelne Beraterverträge ab, deren Gelder sie wiederum in die Stiftungen steckte, um sie dem Umweltschutz zugute kommen zu lassen. Dieses Engagement brachte ihr im Jahr 2038 sogar das Bundesverdienstkreuz am Band ein. Das war ein Punkt, bei dem schon längst klar war, dass der ökologische Kollaps nicht mehr aufzuhalten war. Die Menschheit hatte angesichts der sich verschärfenden Umweltproblematik bereits angefangen umzudenken, aber wie so oft, war das Kind sinnbildlich schon längst in den Brunnen gefallen.Bei all diesem öffentlich zur Schau getragenen Engagement war Josefina eine geschickte Taktikerin. Einnahmen wurden in Stiftungsgeldern und Beteiligungsgesellschaften angelegt und so an der Steuer vorbei eingesetzt, vieles davon ganz legal.Über ein Netz aus Verflechtungen wurden die verschiedenen Konten rechtlich einwandfrei dem Zugriff der Finanzämter entzogen. Josefina beschäftigte zwei Handvoll guter Anwälte, damit das auch so bleibt. Sie führte das Geld einem guten Zweck zu. Sie machte sich aber auch Gedanken darüber, was passieren würde, wenn diese Machenschaften einmal aufgedeckt würden, obwohl das nicht sehr wahrscheinlich war, weil ihr guter Ruf allem vorauseilte, was Josefina anpackte. Im Sinne des Ganzen musste das alles unter der Decke des Schweigens bleiben. Jeder, der ihr da gefährlich werden würde, den würde sie unerbittlich verfolgen, und sie lernte auch solche Männer kennen, die ihr dabei helfen würden, dieses Interesse mit allen Mitteln durchzusetzen.
8.
Die Kinder wurden groß. Ihre Tochter Carmelita studierte Rechtswissenschaften, heiratete einen Bänker und kaufte sich eine angesehene Frankfurter Anwaltskanzlei für Wirtschaftsrecht ein. Lasse wurde Ingenieur für Wasserkraftwerke, Bernhard (Bernie) wurde Biochemiker und Lore wurde Biologin, wie ihre Mutter, und nun begann sich der kleine Familienclan unter der Leitung von Josefina zu entwickeln und zu verbreitern.Josefina achtete sehr darauf, dass die Familie zusammenhielt. Ihre Kinder, die Ehegatten und die Kinder ihrer Kinder. Als heimliche Eigentümerin der Stiftungen und der Beteiligungsgesellschaften, und als die Biologin, die sie war, wollte sie diesen Einfluss mehren. Umwelttechnologie war für Josefina kein Wort, das man nur als Alibi im Mund führte. Um den Kreis der engeren Familie hatte sich schon längst eine Schar aus Gleichgesinnten gesellt, die Josefina und ihre Familie bei ihren Projekten unterstützten.Josefina begann ihren Einfluss auszudehnen. Sie überzeugte Kapitalgeber und Politiker. Mit dem einen oder anderen teilte sie gelegentlich das Bett, selbst wenn sie manchmal nicht auf ihre Kosten kam. Sie hatte da keine Skrupel. Hauptsache, die Männer taten, um was Josefina sie bat. Macht macht schön, und weil sie selbst im Alter von 50 noch knackig aussah, hatte sie genug Verehrer.Horst wusste inzwischen davon, aber er war einer der Nutznießer, und er hatte längst ein Verhältnis mit einer Jüngeren, obwohl er Josefina verehrte, und obwohl die beiden das Bett von Zeit zu Zeit miteinander teilten.
9.
Energie ist eine der Schlüsselindustrien der modernen Industriegesellschaft. Bereits im Jahr 2022 waren Josefinas Beteiligungsgesellschaften in das Geschäft der Gezeitenkraftwerke eingestiegen. Das gab es ja bisher schon, aber der Bau war bis zu diesem Zeitpunkt einfach zu teuer gewesen. Die ersten Gezeitenmühlen waren sogar schon im 17. Jahrhundert entstanden, aber moderne Kraftwerke, wie es sie z.B. in Kanada oder China gab, standen im Ruf, höllisch teuer und vergleichsweise wenig effektiv zu sein. Es gab Kleine, die etwa 10 Megawatt im Jahr erzeugten, unter anderem in China und England. Das größte davon stand in St.Malo, an der Flussmündung der Rance, und erzeugte immerhin 240 Megawatt. Ein weiterer Gezeitenpark stand in Pentland Firth in Nord Schottland und erzeugte 200 Megawatt im Jahr. Das war wenig, etwa im Vergleich zu einem Kohlekraftwerk, bei dem ein einziger Block mit viel weniger Anfangskosten problemlos 600 Megawatt erzeugen konnte.
Die Maierhauser Ingeniering hatte nach der Auswertung erster Versuchsanlagen schließlich 2029 ein neues Verfahren entwickelt, solche Kraftwerke kostengünstiger und zugleich noch viel effektiver zu errichten, so dass die 1000 Megawattgrenze nun deutlich überschritten wurde. Das waren zunächst noch Anfänge, aber das entwickelte sich wenige Jahre später zu einem gigantischen Geschäft, nachdem die Technologie ausgereift war. Es ist ja bekannt, dass Ebbe und Flut gewaltige Drücke und Söge erzeugen, und diese Kraft aus Tausenden von Megatonnen wurde in diesen Energieparks genutzt. Man verbaute in diesen Kraftwerken jetzt Hochgeschwindigkeitsrotoren aus deutscher Produktion in einer bisher nicht gekannten Effizienzklasse. Sie unterschieden sich schon technisch völlig von allen bisherigen Anlagen. Es war ein Quantensprung in der Energieerzeugung. Spätestens, seit diese veränderte Kraftwerkstechnologie reibungslos funktionierte, waren Kernkraftwerke überflüssig geworden. Man schaltete die letzten Atom-Meiler jetzt Stück für Stück ab. Was blieb, war die Gefahr der legalen und der illegalen Endlagerung des Atommülls. Daran würde man noch Jahrtausende knabbern.
Man musste den Strom von den Küsten zu den Verbrauchern befördern, und dafür brauchte man neue Überlandleitungen und Umspannwerke, viel mehr noch als von den Windparks vor den Küsten. Das erste dieser neuen Kraftwerke hatte man vor der französischen Küste gebaut, um die nordfranzösische Industrie zu versorgen. Weitere waren gefolgt, zunächst in England, in Kanada, in den USA, in Australien und in China.
Nur ein paar Jahre später hatte man bei Maierhauser Ingeniering neue Technologien für Wellenkraftwerke und leistungsfähige Meerwasserentsalzungsanlagen erfunden, auch das mit Geldern der Stiftungen und der Beteiligungsgesellschaften, in denen nun auch die Gelder vieler anderer Finanziers steckten. Schon längst war der Standort Böblingen nur noch eine Forschungs-, Beratungs- und Verwaltungszentrale, die aber rechtlich nur als Vermittler von Dienstleistungen und von Anlagegeldern funktionierte, um nicht in den Verdacht von Gewinnen zu kommen, die es offiziell nicht gab. Es gab Produktionsstätten in Spanien, Brandenburg, Mittelengland, Kanada, Thailand, Australien und in China, die aber rechtlich als Töchter der Beteiligungsgesellschaften liefen, mit Sitz in einer der Steueroasen.
Das ganze System der Energiegewinnung und der Süßwasserproduktion wurde geradezu revolutioniert, und jetzt begann die Familie auch in weiteren Bereichen zu investieren: Nahrungsmittel, Fastfoodläden, Pharmazie, eine eigene Discounterkette und das Recycling von Rohstoffen. Man ließ einige davon sogar unter dem Namen von Josefina laufen. Vargas-Foodland-Company, Vargas-Pharmazeutical-Industries, Vargas-Drugs & Beauty International, und die Vargas-Recycling Inc, alle mit Sitz auf den Bermudas oder in anderen Steueroasen. Der Wandel in der Automobilindustrie bescherte Josefina eine weitere Einnahmequelle. Die zwangsweise Umstellung von Verbrennungsmotoren auf Elektromotoren bewirkte einen totalen Wandel der Wirtschaft. Als großer Stromerzeuger lag es nahe, dieses Reservoir sinnvoll auszuschöpfen, und so entstanden überall Stromtankstellen. Auf Großparkplätzen von Supermärkten, in Parkhäusern, auf Parkstreifen. Selbst als die Solarenergie auf Dächern und Motorhauben von Fahrzeugen weitestgehend ausgereift war, benötigte man solche Stromlieferanten, um den Individualverkehr am Laufen zu halten. Josefinas Firmenkonsortien verdienten an diesem Trend kräftig mit. Es gab Milliarden von Verbrauchern, die ihre Fahrzeuge aus der Steckdose betankten.
Auch nachdem effektive Wasserstoffmotoren gefunden worden waren, hörte dieser Trend nicht auf. Es gab wieder zwei Antriebsarten, wie früher einmal Benzin und Gas, oft miteinander gemischt. Dual eben.Natürlich zahlten die Unternehmen von Josefina Lohnsteuer, Mehrwertsteuer und Verbrauchssteuern. Das waren ja keine illegalen Unternehmen. Man weidete eben nur den Spielraum aus, den man rechtlich, und vor allem steuerrechtlich hatte. Alle Unternehmen machen das so, und lassen das von einem Heer aus Anwälten wasserfest machen. Außerdem gab es lukrative Übernahme- und Abschreibungsfirmen, die alle von Josefinas Namen getrennt waren, um nicht in Verruf zu kommen. Josefina war offen für fast alles, was Geld brachte.
Dabei blieb ihr Gespür für Gerechtigkeit erhalten. Es gab nun einmal Projekte, die sie regelrecht anwiderten, etwa die Ausweidung von Mietobjekten im Wohnungsbau. Sie wusste, dass dort mit der Not der Menschen viel Schindluder getrieben wird. Sie tat das nicht, und sie unterstützte sogar heimlich drei Kanzleien in Berlin, Hamburg und in Frankfurt, um die Rechte solcher Opfer von Wohnungspolitik zu stärken.Nach außen war alles rechtlich einwandfrei. Aus diesem Grund gab es auch eine perfekte Buchführung über die Spendeneinnahmen. Sie wurden den Finanzämtern der jeweiligen Länder vorgelegt, und dann über ein Anderkonto auf die Stiftungsgesellschaften mit Sitz in den Steueroasen transferiert. Josefina bekam ihr Gehalt, das sie selbstverständlich korrekt versteuerte. Die Beteiligungen der Stiftungen in Deutschland wurden peinlich genau verzeichnet. Steuerfrei, wie sich das gehört. Das regelte das Heer der Anwälte.Tatsächlich war Josefina die Eigentümerin all dieser Gesellschaften und Stiftungen, aber das wussten nur ein paar wenige Eingeweihte, und Josefina hatte stets einen Koffer bereitstehen, um notfalls schnell zu verschwinden. In Holland lag unter fremdem Namen eine Yacht, die immer vollgetankt war, und von den sicheren Appartements in Amsterdam, Bremerhaven, Limerick, und in den Steueroasen wusste nicht einmal Horst etwas.
10.
In all diesen Jahren verschlechterte sich das Klima immer mehr. Es heizte sich auf, es entstanden neue Krankheiten, andere bereits Bekannte breiteten sich rasant aus, manche epidemisch. Dazu gehörten auch die durch den Eichenspinner ausgelösten Allergien und Erstickungsanfälle, die durch die feinen und mit Widerhaken versehenen Härchen ausgelöst wurden, die diese Schmetterlingsraupe bei der Verpuppung massenhaft ausstößt. Man mag darüber lächeln, aber diese Allergien traten nun massenhaft auf, und sie waren wirklich lebensbedrohlich, weil diese Härchen in der Lunge allenfalls durch Antialergika gemildert werden konnten, und oft zum plötzlichen Erstickungstod führten.Der Meeresspiegel wuchs um über einen Meter an. Mit dem Abtauen der Gletscher taute auch der Permafrost auf, und all das hatte gewaltige Auswirkungen, etwas, was man „Global Weirding“ nennt. Unvorhersehbare und gewaltige Naturkatastrophen, Krankheitsausbrüche und eine gigantische Veränderung bei Insekten, Milben und Virenstämmen. Die Landwirtschaft stöhnte, und es mussten völlig neue und resistente Anbausorten gefunden werden, die trotz der wechselnden klimatischen Einflüsse Erträge abwarfen.
Die Familienunternehmen hatten sich längst zu einem Geflecht aus multinationalen und globalen Unternehmen gemausert, die im Bereich der Umwelttechnologien aktiv waren. Einerseits war das ideell, andererseits war das äußerst lukrativ, aber Josefina wusste längst, dass sie der Entwicklung nur hinterherrennt, um sinnbildlich die schlimmsten Brandherde zu bekämpfen.Die wohl schlimmste Bedrohung war die anfangs beschriebene Pandemie mit dem Namen KIS, die im Jahr 2040 ausbrach und über 20 Jahre lang wütete. Man forschte schon frühzeitig nach Gegenmitteln, aber die Krankheit war nicht aufzuhalten. In diesen 20 Jahren starb die Hälfte der Weltbevölkerung, und für die Wissenschaftler war das der letzte Anstoß, endlich ein totales und globales Umdenken zu fordern. Es konnte mit der Ausbeutung und Verschwendung der Rohstoffe und der Zerstörung der natürlichen Schutzschilde nicht mehr so weitergehen, wie bisher.Josefina hatte sich für die Erforschung von Gegenmitteln stark gemacht, und sie hatte selbst viel Geld zugeschossen, aber Josefina wurde 2065 ein spätes Opfer dieser Pandemie. Sie hatte längst eine weltweite und feste Fangemeinde, und die trauerte um Josefina, wie um eine Heldin.Josefinas Tochter Carmelita war aber längst in Josefinas Fußstapfen getreten, und so gab es keinen Stillstand, aber ich greife der Geschichte hier etwa vor. Soweit war es noch nicht.
11.
Natürlich hatte es zu Lebzeiten Josefinas Kriege gegeben. Lokal und regional und oft mit der Gefahr eines Flächenbrandes. In Ostasien, in Afrika, in Südamerika, in ehemaligen Staaten der Sowjetrepublik und vor allem im nahen Osten, der seit der Besetzung Palästinas durch die Juden schon immer ein Pulverfass war. Dazu waren die Auseinandersetzungen gekommen, die zwischen Schiiten und Sunniten und radikalen Gotteskriegern geführt wurden.In solche Geschehnisse konnte Josefina nicht eingreifen. Sie konnte an die Vernunft appellieren, aber in militärischen Konflikten, in denen es um Rohstoffe, Verkehrswege, um Wasser oder um politische Macht geht, da sind Patriotismus und Fanatismus gefragt, nicht aber kluge Entscheidungen zum Überleben der Spezies. So wurden ganze Regionen vermint, andere mit Giftgas verseucht oder mit tausenden von Granaten beschossen. Die Zivilbevölkerung war immer der Leidtragende, und auch die Natur, von der in solchen Konflikten niemand mehr sprach.Immerhin war es Josefina gelungen, über ihre Kontakte in der UN solche Kriege zu ächten, aber was nutzte das schon, wenn sich einzelne Länder nicht an solche Abmachungen hielten.
12.
Josefinas Stiftungen dienten der privaten Bereicherung, der Steuerhinterziehung und der Geldwäsche, aber eben nicht nur, und genau dieses Engagement für die Umwelt hatte Josefina öffentlich immer wieder und wieder unter Beweis gestellt. Sie bediente sich dabei geschickt der Medien. Einer ihrer ersten großen Erfolge war damals die Rettung des Tasmanischen Teufels vor dem Aussterben gewesen. Das ist eigentlich ein Raubtier, das vorwiegend von Aas lebt, und das nur noch auf der Australien vorgelagerten Insel Tasmanien beheimatet ist. Es gab keine natürlichen Feinde, aber der Bestand war durch eine Krankheit ernsthaft gefährdet, die mit DFTD abgekürzt wird. Das ist eine Krebserkrankung, die genetische Veränderungen hervorruft und letztlich durch den fortwährenden Inzest dieser isoliert auftretenden Spezies ausgelöst wurde. Nun sorgt dieses Tier aus der Familie der Raubbeutler für ein Gleichgewicht innerhalb der verschiedenen Spezies auf der immerhin 300x300 Km großen Insel und es ist zugleich das Wappentier Tasmaniens. Bereits im Jahr 2012 hatte Josefina erstmals die Forschungen einer amerikanischen Forscherin unterstützt, einer Dr. Mary Goldmann. Damals hatte Rudolfo noch gelebt. Im Zuge der Untersuchungen hatte Marys Team aus Biologen und Ärzten herausgefunden, dass man diese Krankheit durch Veränderungen des genetischen Codes besiegen konnte. Man muss das hier nicht vertiefen, aber nachdem der Bestand 2025 auf wenige gesunde Überlebende geschrumpft war, gelang es diese Krankheit zu überwinden. Seit dieser Zeit war der Bestand wieder regelmäßig angewachsen. Josefina hatte sich dadurch vor allem in den Ländern des Commonwealth und in den USA einen Namen gemacht. Die Universität in Melbourne hatte ihr und Dr. Mary Goldmann gar einen Ehrendoktortitel verliehen.
Es gab anderes, wie den Schutz von Großsäugern im Meer, vor allem von Walen, Delphinen und Robben, oder einer zumindest teilweisen Rettung des Regenwaldes in Indonesien. Anders als in Tasmanien waren das Projekte, welche die Gewinn- und Verwertungsinteressen von großen Industriefirmen tangierten. Bei der Suche nach Erdgas und Erdöl am Meeresboden hatte es sich eingebürgert, gewaltige Druckwellen unter Wasser zu erzeugen, um dann durch seismische Messungen solche Vorkommen aufzuspüren. Das löst bei Säugern Taubheit, Mittelohrblutungen und eine Schädigung des Gleichgewichtssinns aus, und führt direkt oder indirekt zum Tod. Josefinas Stiftungen hatten sich schon früh dafür eingesetzt, Schutzabkommen und umweltschonende Maßnahmen zu entwickeln und anzuwenden. Sie bediente sich dazu der Hilfe von Politikern der unterschiedlichen Couleur, der Hilfe von Umweltverbänden und Wissenschaftlern, und stieß bis in die Vorstandsetagen der Erdöl- und Erdgasgesellschaften vor. Auch bei der teilweisen Rettung des Regenwaldes in Indonesien und Südamerika war die Stiftung geschickt vorgegangen. Sie hatte sich der Hilfe pharmazeutischer Konzerne bedient, die immer ein Interesse haben, Heilpflanzen und -Mittel zu finden, die es nur im Urwald gibt.So konnten wenigstens einige geschützte Reste des Regenwaldes vor der Brandrodung und der Abholzung gerettet werden. Es waren Projekte, die vor allem von Taktik und Überzeugungsarbeit lebten, und die Josefinas Ruf bei Umweltschützern und an Hochschulen immer weiter förderten. Dabei verfügte Josefina über eine enorme Sachkenntnis, und sie suchte sich stets ihren eigenen Weg, begleitet von ihrem engagierten Team aus Helfern.
13.
In den ganzen Jahren hatten sich die Steuerbehörden mehrfach und turnusgemäß für diese Stiftungen interessiert, aber die Behörde war permanent unterbesetzt, und die Anwälte sorgten dafür, dass nach außen alles perfekt war. Es hätte schon einen Insidertipp gebraucht, damit da etwas auffliegt. Die Stiftungen von Josefina hatten einen unzweifelhaften Ruf. So war es nur natürlich, dass sogar die Großen in der Politik sich gerne an der Seite von Josefina zeigten. Es gab in Deutschland eine jährliche Umwelt-Gala, die zusammen mit einer großen Illustrierten ausgerichtet wurde. Es gab Fernsehberichte. Es gab öffentliche Spendenaufrufe in Europa, dem Commonwealth, in den USA und sogar in China. Josefina hatte beste Kontakte zum englischen und zum schwedischen Königshaus. Einer der US-Präsidenten hatte Josefina im Jahr 2035 quasi geadelt, indem er ihr bescheinigte, den Umweltgedanken zu einer Art weltweitem Unternehmen gemacht zu haben, das langfristig dem Überleben der Spezies Mensch dient, aber das war nur ein weiterer Baustein in der langen Liste öffentlicher Ehrungen, die Josefina bis zu ihrem Tod zuteil wurden. Um ihre Investoren nicht zu verprellen, bewegte sich Josefina mit ihren Projekten und in ihrer Öffentlichkeitsarbeit nie in der Nähe irgendwelcher Demonstrationen, oder von spektakulären Umweltaktionen, wie sie etwa von Robin Wood oder von Greenpeace durchgeführt wurden. Gewalt lehnte sie strikt ab. Manche Umweltaktivisten nahmen ihr diese Abgrenzung übel, aber sie kamen auch nicht umhin, Josefinas Erfolge neidlos anzuerkennen. Solche Aktivisten gab es seit dem zunehmenden Wetterchaos immer mehr. Einmal wurde sogar Josefina Opfer eines gezielten Farbbeutel-Anschlags. Danach hatte sie in die Mikrophone der bereitstehenden Presse geseufzt, sie verstehe ja die Wut vieler Bürger. Es sei an der Zeit, mehr für die Umwelt zu tun, aber das müsse auf dem Wege von Gesetzen, Verordnungen und der Grundlage wissenschaftlicher Forschung geschehen.
Tatsächlich unterstützte sie über Mittelsmänner mehrere solcher Aktivistengruppen heimlich mit Geldern. Es gab in solchen Fällen auch nie irgendwelche Überweisungen oder Papiere, die das beweisen würden. Barspenden sind nicht nachvollziehbar, wenn du nicht zufällig dabei beobachtet wirst. So bestiegen einmal Aktivisten die Schornsteine eines Chemieriesen in den USA, der für die Verseuchung eines ganzen Gebiets in Indien verantwortlich gewesen war. Sie hängten Transparente auf. Sie ketteten sich fest, und sie konnten erst nach sieben Tagen durch Spezialkräfte mit Hubschraubern runtergeholt werden. Die Aktion hatte für großes Aufsehen gesorgt und die Aktivisten landeten erst im Gefängnis, und dann vor dem Richter. Es waren auch ein paar Details, welche in der Presse viel Wiederhall fanden. Wenn du da sieben Tage am Schornstein hängst, dann musst du essen, trinken, pissen und kacken. Die Aktivisten hatten vorgesorgt. Spezialkleidung, Urinbeutel, Kotbeutel und Rucksäcke mit Astronautennahrung. Sie waren mit Masken ausgerüstet, gegen Gasangriffe der Polizei, und hatten Helme und Schutzkleidung, um sich gegen Schlagstöcke zu schützen, von denen die Spezialkräfte reichlich Gebrauch gemacht hatten. Auch das war im Fernsehen übertragen worden, und hatte zu einem Sturm der Entrüstung geführt, als man sah, wie die Einsatzkräfte an Seilen unter dem Hubschrauber hingen, um Elektroschocker und Pfefferspray einzusetzen, und sogar um mit Eisenketten und Schlagstöcken auf die Aktivisten einzuprügeln. Einem der Aktivisten war dabei der Helm zerbrochen, aber die Sicherheitskräfte hatten nicht aufgehört, und der Mann brach schließlich blutüberströmt zusammen, während die Bodenkräfte die Bildjournalisten brachial zurückdrängten, um solche Bilder der Gewalt zu verhindern. Mehrere Kameras gingen dabei zu Bruch. Drei große Kanzleien eisten die Aktivisten schließlich los und sorgten sogar dafür, dass die Beteiligten mit einer Geldstrafe davon kamen.
Niemand wusste, dass Josefinas Stiftung diese Anwälte bezahlt hatte. Im Zuge der Aktion bildete sich sogar eine Bürgerinitiative, die durch einen spektakulären Prozess dafür sorgte, dass der Chemieriese den Opfern schließlich eine angemessene Entschädigung zahlen musste. Die Aktivisten erhielten indes keine Entschädigung, auch die Verletzten Demonstranten nicht, und sie wurden seit dieser Zeit in den Akten des CIA als Ökoterroristen gelistet. Zwei von ihnen verloren ihre Arbeit. Die Polizisten wurden nicht einmal belangt. Josefina kannte solche Fakten, aber sie blieb bei ihren Unterstützungsaktionen für Aktivisten stets im Hintergrund. Sie war hypervorsichtig. Sie vertrat nie öffentlich die Interessen dieser Aktivisten. Nach außen war die glänzende Fassade perfekt, die das ganze System ihrer verzweigten Aktivitäten schützte.Die von dem Chemieriesen verseuchte Landschaft in Indien wurde durch die Verurteilung des Konzerns allerdings nicht wiederhergestellt. Das Trinkwasser der Region war noch viele Jahre später unbrauchbar, und verursachte Missbildungen und Krebserkrankungen.Auch die vielen toten Meeressäuger und die bei der Vernichtung von Regenwald ausgestorbenen Arten wurden durch solche Aktionen nicht mehr lebendig. Josefina wusste das und sie nutzte deshalb solche Aktionen immer wieder und immer wieder, um auf das Denken und Verhalten der Menschen Einfluss zu nehmen. Sie benutzte diese Aktivisten als Forum für Öffentlichkeitsarbeit, aber sie machte dieses Engagement nie öffentlich.Das Gleichgewicht der Arten ist nun einmal genauso wichtig, wie die Sauberkeit von Erde, Wasser und Luft, und manchmal sind aufrüttelnde Aktionen notwendig, dachte sich Josefina, wenn man die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gewinnen will.
So hatte man aus Experimenten in verschiedenen Naturparks gelernt, dass es durch die Wiederansiedlung von Bibern, Wölfen, Bären, Bisons und anderen Tieren innerhalb der gesamten Tier- und Pflanzenwelt regional wieder zu einem Gleichgewicht der Arten kommen kann, das sich sogar auf die Sauberkeit des Wassers, und einen gesunden Ausgleich zwischen Insekten, Pflanzen, Fischen und Vögeln auswirkt.Solche regionalen Erfolge und solche sanften Maßnahmen gab es, und das Engagement in solchen Projekten ließ sich auch hervorragend vermarkten.
Fast immer waren diese Projekte aktiven Umweltschützern und Wissenschaftlern zu verdanken und Josefinas Büro stand mit vielen der Verantwortlichen in ständigem Kontakt, wie etwa mit der Verwaltung und den Rangern der Lake Itaska Area oder des Blackhawk Parks am Oberlauf des Mississippi. Solche Fortschritte konnten nicht verhindern, dass sich das Weltklima global gesehen immer mehr verschlechterte. Ist der Kreislauf der Zerstörung erst einmal eingeleitet, und wird der Tipping Point schließlich überschritten, so beginnt dieser Mechanismus der Zerstörung selbsttätig zu laufen. Schlimm ist auch, wenn Radioaktivität fortwährend freigesetzt wird, und verbuddelte Umweltgifte durch Umwelteinflüsse oder menschliche Schlamperei plötzlich wieder an die Oberfläche gespült werden. Sie sind ja nicht weg, nur weil man sie vergräbt, und sie hören auch im Verborgenen nicht damit auf, ihre zerstörerische Wirkung zu entfalten. Es ist ein Prozess, den man als schleichend bezeichnet, und der erst nach vielen Jahren eine Situation herbeiführt, die dann für viele Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte nicht mehr umkehrbar ist.
Reden wir zunächst einmal von einem Problem, das zwar auf das Weltklima wenig Einfluss hatte, wohl aber auf die Lebensbedingungen von Mensch und Tier, nämlich die radioaktive Strahlung. Es ist ja bekannt, dass nukleare Prozesse - wenn sie einmal freigesetzt worden sind - über Tausende von Jahren weiterreagieren, und wir reden hier nicht von Supergaus (auch die gab es), sondern von den sich fast täglich ereignenden kleinen und ungewollten Strahlungsaustritten bei der Erzeugung von Atomstrom, und von der legalen und illegalen Endlagerung. Man sieht, riecht und schmeckt diese Strahlung nicht, aber sie ist da, und sie verändert das Leben auf der Erde.Springen wir anschließend einige Jahrzehnte in der Zeitrechnung weiter in eine Epoche, in dem der ökologische Kollaps wirklich allgegenwärtig war, auch wenn es Nischen gab, in denen man gut leben konnte, und ich spreche hier nicht von Phantasie-Kolonien der Superreichen auf fernen Gestirnen und von den Arbeiter-Erdlingen, die der Natur hilflos ausgesetzt sind, so wie das in Phantasy-Geschichten vielleicht zum Thema gemacht werden würde. Josefina und ihre Nachkommen erlebten das anders, obwohl es solche Kolonien der Superreichen hier auf unserer Erde natürlich gab, in den USA, in Russland, in China, in Südamerika und anderswo, aber trotz aller Abkapselung durch Mauern, Ärzte und Wachdienste waren sie denselben Gefahren durch den Ökokollaps ausgesetzt, wie alle anderen auch. So ist dies eine Geschichte von Bedrohungen und Gefahren, aber auch von der Suche nach persönlichem Glück und Selbstverwirklichung.