Читать книгу LEBENSABEND? - Hans Schweizer - Страница 8
ОглавлениеCovid-19-Krise
Während diese alle und alles in ihren Bann zog, konnte mich die Wortlust endlich erneut packen: Für mich selber würde ich die distanzierende Er-Form wählen und mich erneut auf meine Spur begeben.
Lebensbewältigung und Erweiterungen als Teil eines sich dialogartig entwickelnden Geschehens zu verstehen, lässt mich erleben, dass fast alles mit ganz viel anderem ständig in Verbindung steht. Diese Annahme zieht mich seit jeher an und beschäftigt mich. Als ich mich daher auf die Konsequenzen dieser Sicht eingelassen habe, sind Möglichkeiten entstanden und Wünsche in Erfüllung gegangen, die ich mir nie hätte träumen lassen – es grenzte an ein oder gleich an mehrere Wunder.
Als das Coronavirus allgegenwärtig in den Medien und in jedermanns Mund war, erschien mir in der Nacht ein solches Wunder in voller Kriegsbemalung im Traum. Ich schreckte auf, war verwirrt und soll gelacht haben. Annelies holte mich ganz aus dem Schlaf. Es gelang uns, dank ihrer hartnäckigen Nachfrage, den Traum in einen Zusammenhang zu bringen. Dabei wurde augenfällig, dass er eine besondere Sache mit sich führte, die ich drei Jahre zuvor erlebt und unerledigt zur Seite gelegt hatte: Im Kontext von Corona hat sich eine Begebenheit, die eher peinlich an mir haftete, unerwartet umgewandelt und ist seither dabei mir Befriedigung, Anerkennung und Freude zu bringen. – Ich habe nämlich zusammen mit Annelies in jener Nacht bei einem Gläschen Schnaps beschlossen, die Episode aufzuschreiben, vom Anfang bis zum Ende, genauso wie ich sie drei Jahre zuvor, am längsten Tag, erlebt hatte.
Traum und Wortlust trafen aufeinander. Jetzt konnte mein Text entstehen.
Er gelang mir recht gut. Da ich meine damaligen Erlebnisse nie richtig abgeschlossen hatte, haben sie eine gewisse Aktualität und Frische bewahrt. – Allerdings nur auf meiner Seite, über meiner Hemisphäre der Tête-à-Tête-Begegnung mit einer Unbekannten. Vielleicht wäre sonst sogar ein Wechsel zum Du denkbar gewesen. Sie hatte Beweggründe, sich bedeckt zu halten, hatte sich vielleicht sogar eingesponnen in einem Kokon und träumte von einer glamourösen besseren Zukunft.
Was weiß ich denn?
Mit dem Begleitblatt auf der nächsten Seite habe ich meine fertige Erzählung etlichen Bekannten, Freundinnen und Freunden geschickt, und ganz viel aufmunternde Feedbacks erhalten.