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Welt in Bewegung

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59,5 Millionen Menschen befinden sich laut dem letzten UNHCR-Bericht „Global Trends 2014“ weltweit auf der Flucht. Von ihnen gelten 16,7 Millionen nach völkerrechtlicher Definition als Flüchtlinge. Das bedeutet einen Rekordzuwachs von 8,3 Millionen Menschen innerhalb eines einzigen Jahres und zugleich die höchste Zahl seit dem Zweiten Weltkrieg. Etwa 19,5 Millionen davon waren Flüchtlinge, die ins Ausland gehen mussten, 38,2 Millionen galten als Binnenvertriebene, 1,8 Millionen waren Asylsuchende.

Erstmals seit 30 Jahren war Syrien mit 11,6 Millionen Flüchtlingen das Herkunftsland Nummer eins. Es folgten Afghanistan (2,59 Mio.) und Somalia (1,1 Mio.), der Sudan (666.000) und der Südsudan (616.200) sowie Eritrea, die Demokratische Republik Kongo, und Myanmar (Burma) und der Irak.

Die Türkei ist mit 1,59 Millionen Flüchtlingen zum größten Aufnahmeland der Welt geworden, gefolgt von Pakistan, dem Libanon, dem Iran und Äthiopien. Gemessen an der Wirtschaftskraft der einzelnen Länder, erbrachte Äthiopien im Jahr 2014 die größte Anstrengung bei der Aufnahme von Flüchtlingen, gefolgt von Pakistan, Tschad, Uganda und Kenia. Insgesamt nahmen die 48 ärmsten Länder der Welt („Least Developed Countries“) 25% der Flüchtlinge weltweit auf.

Wenn man die Bevölkerungszahl nimmt, hatten 2014 folgende Länder laut UNHCR die höchste Flüchtlingsquote (Anzahl der Flüchtlinge pro 1.000 Einwohner):

Libanon232
Jordanien87
Nauru39
Tschad34
Dschibuti23
Südsudan21
Türkei21
Mauretanien19
Schweden15
Malta14

Die Zahl der weltweit durch UNHCR registrierten Flüchtlinge übersteigt die Zahl der in den Industriestaaten eingebrachten Asylanträge bei weitem. In Österreich lebten zum Jahresende 2013 fast 79.000 Asylsuchende, Flüchtlinge und Staatenlose. Mit 55.589 Flüchtlingen lag Österreich in der Liste der Staaten mit der größten Flüchtlingsbevölkerung auf Platz 37.


Die Migration aus Afrika und die Fluchtbewegungen aus den Unruheherden im Nahen und Mittleren Osten sind nicht die einzigen Wanderungsbewegungen auf der Welt. Der Exodus aus mittelamerikanischen Ländern und Mexiko in Richtung der Vereinigten Staaten geht ungebrochen weiter. 2014 haben die Grenzbehörden der USA an der Grenze zu Mexiko 470.000 illegale Einwanderer aufgegriffen und wieder zurückgeschickt. 70.000 davon waren unbegleitete Minderjährige. Viele Migranten haben es schon mehrere Male versucht, in die USA zu kommen, andere waren nach längeren illegalem Aufenthalt wieder abgeschoben worden. Für die rund 11 Millionen Lateinamerikaner, die ohne Aufenthaltstitel in den USA leben, wird ein Weg zur Legalisierung gesucht, es wurde aber noch keine politische Einigung zwischen den beiden Parteien einerseits und Union und Bundesstaaten andererseits erzielt.

Neun von zehn Flüchtlingen leben in Entwicklungsländern, sie sind lediglich in ein Nachbarland geflohen. Der weit größere Teil – 2014 waren es 38 Millionen – sind jedoch sogenannte Binnenvertriebene (Internally Displaced Persons – IDP). Sie verlassen ihren Heimatort, bleiben aber innerhalb der Grenzen ihres eigenen Staates. Die größte Zahl davon gibt es in Syrien und Kolumbien. Aber auch mitten in Europa gibt es Binnenflüchtlinge: Kaum beachtet sind die 646.500 Menschen, die in der Ukraine in der Folge der kriegerischen Auseinandersetzungen im Osten des Landes ihre Heimat verlassen mussten.

Da Binnenvertriebene – anders als Flüchtlinge – nicht durch internationale Abkommen geschützt sind, befinden sie sich oft in sehr ähnlichen Situationen wie Flüchtlinge und haben einen ähnlichen Hilfsbedarf. Insgesamt kümmert sich das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR um 35,6 Millionen Menschen. Dazu zählen Flüchtlinge, Binnenflüchtlinge, Asylbewerber, Rückkehrer und Staatenlose.

Das Schicksal der aus Myanmar (Burma) geflohenen oder vertriebenen Angehörigen der muslimischen Minderheit der Rohingya hat die weltweite Aufmerksamkeit auf die Flüchtlings- und Migrationsbewegungen in Asien gelenkt. Laut einem UNO-Bericht sind die Rohingya die am „meisten verfolgte Minderheit“. Die noch 1,3 Millionen Menschen im mehrheitlich buddhistischen Myanmar leben an der Grenze zu Bangladesch. Die frühere Militärdiktatur hat ihnen die Staatsbürgerschaft mit der Begründung entzogen, sie seien aus Bangladesch eingewandert und eigentlich Bengalen. Angeblich haben in den letzten Jahrzehnten bereits 1,5 Millionen Rohingya das Land in Richtung der wohlhabenden Nachbarländer vor allem Malaysia und Thailand verlassen.

Australien verfolgt eine rigorose Politik zur Eindämmung des Schlepperunwesens und zur Verhinderung von illegaler Immigration. Die Regierung in Canberra hat Abkommen mit Kambodscha und Papua-Neuguinea abgeschlossen, die bereit sind, gegen Bezahlung Flüchtlinge und Migranten auf ihrem Territorium anzusiedeln. Ausgelegt ist das Abkommen auf vier Jahre, es sieht finanzielle Leistungen der australischen Regierung in Höhe von 28 Millionen Euro vor. Im Juni ist der erste Transport von Nauru nach Kambodscha abgegangen. Es hatten sich aber nur vier Personen dazu bereit erklärt. Die Mehrheit hofft immer noch, letztendlich doch in Australien zu landen und bleiben zu dürfen.

Migranten, die nicht nach Indonesien zurückgebracht werden können, wo die Schlepper mit ihnen gestartet sind, werden in Lager im Inselstaat Nauru und auf Neuguinea gebracht. Ein Plan, in Indonesien Fischerboote in großer Zahl aufzukaufen und dadurch den Schleppern ihre Transportmittel zu nehmen, wurde wieder fallengelassen, weil es in einem Land mit tausenden von Inseln einfach zu viele Boote gibt.

Australien hat auch eine große Kampagne mit Plakaten, Filmen und Zeitungsanzeigen in den Herkunftsländern von Migranten gestartet, um die Menschen davon abzuhalten, überhaupt nach Australien aufzubrechen. Dass Australien Schlepper dafür bezahlt, dass sie mit ihrer menschlichen Fracht wieder nach Indonesien zurückfahren, ist nicht bestätigt, aber auch nicht dementiert worden. Mit den drastischen Methoden der geheimen „operation sovereign borders“ ist es Australien gelungen, die illegale Immigration weitgehend zum Erliegen zu bringen.

Krieg, Vertreibung, Armut sind nicht die einzigen Ursachen, die Menschen dazu zwingen, aus Wohnung und Heimat zu fliehen und sie oft dauerhaft aufzugeben. Allein im Jahr 2012 mussten rund 25 Millionen nach Naturkatastrophen ihren Wohnsitz verlassen. In Nigeria, Pakistan, Indien, China und auf den Philippinen verursachten die in dem Jahr besonders heftige Regenzeit und der Monsun verheerende Überschwemmungen, die Millionen zur Flucht zwangen. In Ostasien kamen schwere Taifune dazu.

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