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Unrühmliche Hinterlassenschaft aus der Trinkerzeit
ОглавлениеEs war ein unzumutbares und willkürlich begangenes Verfahren, auf welche Weise ich Körper und Geist aufs Äußerste denunzierte. Was habe ich nur gemacht? Was habe ich mir bei alldem gedacht? In vielerlei Hinsicht war ich zu einer Kontroverse nicht bereit. Mit Ausreden und Fantastereien übertünchte ich den tatsächlichen Zustand und begab mich in eine ausgeprägte Perspektivlosigkeit. Man trank die Sorgen weg, welche am nächsten Tag wieder vermehrt auftraten. Ähnlich einem Baum, der sich im Herbst seines Blätterwerkes entledigt, versucht der Suchtkranke durch Intoleranz heikle Situationen und Probleme abzuschütteln. Er verfällt in eine seelische Gleichgültigkeit, verliert jeden Bezug zur Wirklichkeit und erhöht täglich das Maß zur totalen Abhängigkeit. Das anerzogene Gesellschaftsleben zerbröckelt wie ein poröses Mauerwerk und die Selbstzweifel finden den nötigen Nährboden, um sich zu vermehren. Durch die Erniedrigung der eigenen Person und den damit verbundenen Verlust des Selbstvertrauens erhält man zwar die Mitgliedschaft im Kreis der Süchtigen, bewegt sich aber permanent in Richtung Totalabsturz. Der tägliche Ablauf wird von den Zeiten der Ausnüchterung abhängig gemacht. Bei diesem unkontrollierten Vorgang kann es durchaus zu Verwechslungen der Wochentage kommen. Passend zu der scheinbar aussichtlosen Lage, sind Unannehmlichkeiten in Form von Arbeitslosigkeit, seelischen Rückschlägen oder der Aufkündigung einer längeren intensiven Partnerschaft. Hinzu gesellt sich zudem die finanzielle Situation, welche sich kontinuierlich verschlechtert. Die Tage des Wohlstands beschränken sich auf ein Drittel des Monats, während das Wachstum der Schulden durch stetige Kneipengänge unentwegt ansteigt. Ich bin nur dann ein guter Mensch, wenn ich den anderen etwas ausgebe, sie mit dummen Sprüchen unterhalte, bis sich in meinem Portemonnaie nichts mehr rührt. Danach werde ich fallen gelassen wie eine reife Kastanie, verlasse wie ein begossener Pudel die Wirkungsstätte und hoffe inständig, am nächsten Ersten eine weitere Chance zur Aufnahme im bestehenden Säuferclub zu bekommen. So geschehen in einer kleinen Ortschaft in Niedersachsen während meiner Zeit als Messekaufmann. Ein als Dorftrottel und Säufer bekannter Mann machte eines Tages einen unerwarteten Millionengewinn im Lotto. Er nutzte das Geld zum Einkauf in die noble Gesellschaft und trank sich dann mit Champagner zu Tode.
Auch ich stand bei unerwarteter finanzieller Zuwendung unter dem Druck des sofortigen Wiederausgebens, der sich erst legte, wenn der letzte Cent unter die Leute gebracht war. Glück und Freundschaft kann man weder kaufen noch leasen. Ich zog mich nach solchen Enttäuschungen meist in meine vier Wände zurück und schmiedete Pläne, wie man die Bierüberbrückung bis zum Monatsende bewerkstelligen könnte. Dies beschäftigte sogar das zur Untätigkeit verdammte Gehirn und ließ das noch vorhandene Organisationstalent wieder aufblitzen. Der damalige Freundeskreis ließ bei der Alkoholversorgung keinen Engpass zu und half in jeder misslichen Lage.
Durch die ständige Trinkerei wurden Zielsetzungen oder geplante Vorhaben dermaßen beeinflusst, dass es nie zu einer Vollendung kam. Die anfängliche Euphorie verschwand spätestens nach dem dritten Bier und betraf in den meisten Fällen Tätigkeiten, welche zu meinen Gunsten hätten ausgeführt werden sollen. Wie oft wollte ich mein Wohnzimmer inklusive Schreibtisch neu gestalten? Kam ich dann unerwartet zu einem kleinen Reichtum, wurde dieser umgehend in einem Elektrogeschäft ausgegeben. Ein neuer Flachbildmonitor samt Tastatur und Lautsprecher bildete einen Teil der Neuanschaffungen. Tagelang saß ich vor den ungeöffneten Paketen und überlegte beim Biereinschenken, wann denn der beste Termin zum Auspacken wäre. Doch mit zunehmendem Trinken wurde ich immer unentschlossener und gönnte mir eine Denkpause in der nahe gelegenen Stammkneipe. So verstrich die Zeit ohne nennenswerte Aktionen. Nach zwei Wochen ging dann endlich das Geld aus und ich konnte dank des einbehaltenen Kassenbons die unbenutzte Ware beim Händler gegen Bargeld wieder eintauschen. Im Nachhinein gesehen, war diese Handlung wie bei ähnlichen Taten in der Vergangenheit zum Scheitern verurteilt, da die Anschaffung von Alkohol immer Vorrang hatte.
Viele sogenannte Vorhaben wurden durch den kleinen Teufel in mir schon bei der Entstehung ausgebremst und auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Diese auftretende Lustlosigkeit zog sich wie ein langer Faden hinterher und ich unternahm keinerlei Anstalten, ihn durchzuschneiden. Dadurch kam es zu einer Anhäufung von liegen gebliebenen und unerledigten Dingen, welche jedoch nur den privaten Bereich betrafen. Möglichkeiten zu einer Änderung waren zwar gegeben, doch wurden diese bewusst von mir übersehen. Ich entwickelte mich zu einem Trickser, der je nach Laune die anfallenden Arbeiten so geschickt verteilte, dass keine davon jemals ein Ende fand. Im Gegensatz zu einigen Bauwerken in unserem Land konnte ich dies alles ohne fremde Hilfe bewerkstelligen. Da die Tage durch die ständigen Kneipengänge von vornherein kürzer waren, war es unmöglich, einen Termin für die Fertigstellung zu benennen. Zu der Unlust gesellte sich noch eine Vielzahl an Notlügen, welche die Pläne letztendlich begruben.
Unterstützung bei der Nichtausführung anfallender Tätigkeiten erhielt ich von den Kumpels, welche in ähnlichen Situationen gleichermaßen verfuhren. In geselliger Runde wurde mein Handeln befürwortet und gleichzeitig auch Hilfe bei der Lösung des Problems angeboten. Nachdem der Alkoholspiegel gestiegen war, befand ich mich plötzlich inmitten von Fachleuten, deren Arbeitsweise ich zur Genüge kannte. Einer von ihnen tapezierte sein Wohnzimmer aus Zeitgründen um die Möbel herum und rechtfertigte sein Tun mit der Aussage: „Das sieht sowieso keiner.“ Ein Weiterer wiederum beherbergte seit Jahren zwei Zementsäcke im Hausflur, welche für die Ausbesserung der Treppe vorgesehen waren. Ich hörte mir den einen oder anderen Verbesserungsvorschlag an, verzichtete aber letztendlich auf eine Mithilfe.
Eine andere Variante der Terminverschiebung bei auftretenden Verpflichtungen gegenüber Ämtern und Behörden entwickelte ich nach dem Ermessen des körperlichen Zustands. Bei unumgänglichen Besprechungen wurde am Vortag der Bierkonsum reduziert und vor dem Gespräch der Atem mit Pfefferminz kaschiert. Arztbesuche nahm ich nur dann in Anspruch, wenn ich den Kopf schon unter dem Arm trug. Selbst bei Vorstellungsgesprächen war mir der Ernst der Lage nicht bewusst, daher erhielt ich folgerichtig nach den unkontrollierten Auftritten die Absagen vonseiten der Arbeitgeber. Ein Pflicht- oder Verantwortungsbewusstsein gab es bei mir nicht mehr. Erlittene Niederlagen und den damit verbundenen Frust spülte man mit Weizenbier herunter.
Es gab aber auch lichte Momente, in denen sich das Blatt zu wenden schien. So geschehen bei den zahlreichen Krankenhausaufenthalten, bei denen ich die Zeit zum Nachdenken nutzte. Die dort gefassten Zielvorhaben wurden einige Tage in die Tat umgesetzt, doch schien ein endgültiger Durchbruch bei den sich angehäuften Arbeiten nicht zu gelingen. Also suchte ich nach anfänglichem Eifer ohne nennenswerte Erfolge wieder meine Stammkneipe auf und erzählte allen von den guten Absichten.
Wollte man zum Kreis der Elite zählen, wurde das tägliche Erscheinen zu einer Art Pflichtleistung. Zudem hatte man die Möglichkeit, die Gespräche vom Vortag nochmals mitzuhören, da es an sonstigen Neuigkeiten mangelte. Die Themenvielfalt bei den stattfindenden Unterhaltungen war sehr eingeschränkt und es bedurfte schon einer Topmeldung, um das Interesse der meist in sich gekehrten Gäste zu wecken.
Zu einem Muss gehörte auch das gemeinsame Anschauen eines Fußballspiels. Da die meisten Übertragungen erst abends stattfanden, das Gros sich aber schon den ganzen Tag im Lokal abmühte, saßen die Nüchternsten in der ersten Reihe. Die dahinter Platzierten, welche alles in 4D sahen, erfuhren in der Halbzeit beziehungsweise am Ende den wahren Spielverlauf. Auch ich war gegen Sehstörungen nicht gefeit und sah teils 44 Spieler dem Ball hinterherjagen. Dieses Handicap wurde durch das Zuhalten eines Auges von mir bewältigt.
Natürlich gingen diese ständigen Gaststättenbesuche nicht spurlos an meinem Geldbeutel vorbei. Mit der Zeit verlor ich jeglichen Bezug zu den Finanzen, rechnete in Weizenbier anstelle von Euros und gab mich erst zufrieden, wenn ich pleite war. Mein Lieblingsgetränk kostete damals in der Gastronomie 2,50 Euro. Nahm ich für zu Hause die billige Variante aus dem Discounter, erhielt ich für das gleiche Geld sechs Flaschen, die die Hälfte des Tagesbedarfs deckten. In besonders schweren Zeiten konnte ich mich mit dem Pfandgeld noch einigermaßen über Wasser halten. Um Aufsehen zu vermeiden, verlief die Flaschenrückgabe meist in den dunklen Abendstunden und bereitete nur in den Sommermonaten Schwierigkeiten.
Bei vorrückendem Ultimo entstand immer gähnende Leere im Geldbeutel und ich musste mich wieder auf das Organisationstalent verlassen. Man verlagerte das Suchtbegehren von der Kneipe in die Privatwohnungen guter Bekannter, in denen man das gemeinsame Interesse ausgiebig wahrnahm. Es wurde sogar gekocht und bei Bedarf auch gesprochen. Damit das feuchtfröhliche Gelage keinen abrupten Abbruch erlitt, sorgten die Beteiligten schon im Voraus für klare Verhältnisse. Der eine stand am Herd und der andere vor der Pfandflaschenstation. Zusammen mit den letzten Hinterlassenschaften aus der Geldkassette besorgte man das flüssige Gold, welches einen reibungslosen Abend gewährleistete. Um die „gute“ Laune nicht zu kippen, ließ ich mir zum x-ten Mal einen Schwank aus alten Trinkerzeiten erzählen, welcher sich aufgrund des Zustands ewig in die Länge zog. Obwohl mich das alles langweilte, hielt ich allein schon wegen der Sucht bis zur letzten Flasche durch. Diese energielosen Anekdoten zeigen auf, mit welcher Unbekümmertheit ich dem Suchtverhalten freien Lauf ließ. Selbst wenn ich die Ohren auf Durchzug stellte, beugte ich mich trotzdem dem leeren Gefasel, um dem eigenen Körper durch den Alkohol noch mehr zu schaden.
Durch die eigene Wohnung und die Teilzeitarbeit blieb mir das Schicksal von einigen Leidensgenossen erspart. Diese zogen, ähnlich wie Berber, durch die Lokale und versuchten dort, durch geschickte Verstellung ihrer tatsächlichen Lebenslage bei einem Unwissenden eine Unterkunft inklusive Speis und Trank zu ergattern. Mein Verdienst reichte für den täglichen Bierkonsum bei Weitem nicht aus, sodass es eines genau durchdachten Finanzplanes bedurfte. Die Deckel in den Kneipen wurden immer zum Ersten beglichen und für die sonstigen Anschaffungen griffen mir gute Bekannte unter die Arme. Dem Einfallsreichtum bei der Beschaffung von Getränken waren keine Grenzen gesetzt und so gab es Spitzenzeiten, in denen ich bei zwölf Gläubigern in der Kreide stand. Gutes Taktieren gehörte zu einer Grundvoraussetzung in diesem nervenaufreibenden Finanzgeschäft. Neidisch verfolgte ich Menschen, die mit viel weniger Geld auskommen mussten und trotzdem den Monat bravourös meisterten. Oft wollte ich diesen Vorbildern nacheifern, doch der geschlossene Teufelskreis, in dem sich meine Wenigkeit befand, ließ kein Entrinnen zu.
Ungeachtet des zunehmenden Gewichtsverlustes wurde das Weizenbier als flüssige Nahrung gegen den aufkommenden Hunger eingesetzt. Nachdem sich mein Magen mit der gegebenen Situation abgefunden hatte, unterließ er auch das mitleidige Knurren. Blieb die feste Nahrung für einige Tage ganz aus, trat der gesamte Körper in den Streik und äußerte diesen in Form von Übelkeit und Fortbewegungsschwierigkeiten. Dies war das Signal zum Essen von leichter Kost, damit der Verdauungstrakt wieder seine eigentliche Arbeit aufnehmen konnte. Aus diesen ständigen Unregelmäßigkeiten entwickelte sich ein Magengeschwür, welches meist im Zusammenhang mit seelischen Konflikten auftrat. Erst nach Jahren konnte ich durch eine erfolgreiche Rollkur von diesem Leiden erlöst werden. Die deutliche Gewichtsabnahme kaschierte ich mit dem Entfernen der Batterie aus der Personenwaage.
Wie schon erwähnt, hortete ich im Gegensatz zu einigen Kumpels einen reichlichen Vorrat an Weizenbieren im Kühlschrank, die als sogenannte Entspannungsgetränke nach den einfallslosen Gesprächen in der Kneipe dienten. Man suchte die einfältige Kommunikation unter Alkoholabhängigen, um dem tristen Alltag zu entfliehen. Hier konnte man die Gesamtheit der Wehwehchen im engsten Kreis aufzählen und je nach Gemütslage eine neu ausgebrochene Krankheit hinzufügen. Ähnlich einem Altweibertratsch, wobei man den Unterschied zwischen Thrombose und Zirrhose ausdiskutierte, verhielt sich das fachärztliche Gespräch am Stammtisch. Wurde jemand aus der Runde für mehrere Tage vermisst, ahnte man das Schlimmste, da die entsprechende Person unlängst über ihre unzähligen Gebrechen berichtet hatte. Doch für alle überraschend, kehrte so mancher nach kurzer Zeit aus dem Totenreich zurück und schüttete in gewohnter Art die Halben in sich hinein.
Als Alkoholkranker fällt auch die gesellschaftliche Zusammenführung von Artgenossen leicht. Durch die einstigen, ständig wechselnden Arbeitsorte während meiner Selbstständigkeit war es ein Leichtes, sich in die Herzen der sogenannten Stammtischbrüder zu stehlen. Nach den ersten geschmissenen Runden gehörte man schon zum engeren Kreis der Elite. Da ich tagsüber arbeitete, hielt man mir bis zum abendlichen Erscheinen einen Sitzplatz warm. Alles war möglich, solange man in zweifacher Hinsicht flüssig war.
In der langen Trinkerzeit lernte ich aber auch die Kehrseite der Medaille kennen. Trat die Zahlungsunfähigkeit bei selbstverschuldeter Arbeitslosigkeit ein, wurden alle Beihilfen eingestellt und man wurde fortan zur Barzahlung angehalten. Das Abrutschen in die Unterschicht gewährte mir Einblick in das Leben ebenfalls Gestrandeter, für welche diese Maßregelung zum Alltag gehörte. Sie waren im Umgang mit Erniedrigungen geschult und versuchten gemeinsam, diesem eingetretenen Umstand zu trotzen. Da es bei mir immer wieder die Möglichkeit einer entlohnten Arbeit gab, war der Aufenthalt im Reich der Lebenskünstler nur kurzweilig. Entsprechend einem Gezeitenwechsel, verhielt sich meine finanzielle Situation. Nach der Ebbe im Portemonnaie kamen die Momente des Überschusses, die ich jedoch nicht sinnvoll nutzte. Ich mischte mich wieder unter die Leute, welche vorher meinen Stolz verletzt hatten. Das eigene Selbstwertgefühl schrumpfte zunehmend und die Enttäuschungen nahmen zu. Man war mit sich und seiner Sucht dermaßen beschäftigt, dass selbst der Tod vieler Bekannter an den Folgen von Alkohol der geführten Lebensweise keinen Abbruch tat.
Nachdem sich auch meine einstigen Lebensgefährtinnen wohlgenährt von mir abgewandt hatten, begann die Zeit des Hoffens und Bangens. Ausgequetscht wie eine Zitrone nahm ich vorerst Abstand von dem sogenannten trauten Heim und verlagerte die Interessen an den Tresen. Gemäß der Redewendung „Freunde in der Not gehen hundert auf ein Lot“ wurden selbst schwierigste Lebenslagen überbrückt. Die daraus entstandene wechselseitige Beziehung zu meinen Gefühlen war der Auslöser für eine Gleichgültigkeit gegenüber Pflichtaufgaben und der eigenen Gesundheit. Die Brücken zu wahren Freunden wurden von mir abgebrochen und man suchte Trost bei denjenigen, welche mit den gleichen Problemen zu kämpfen hatten. Selbst das Aufbäumen des Organismus in Form einer akuten Lungenentzündung wurde bis zuletzt ignoriert.
Trotz der unterzogenen Therapie war ich immer noch der Meinung, die Krankheit aus eigener Kraft zu besiegen. Diese utopische Selbsteinschätzung wurde nach erfolgreich eingehaltenen Durststrecken binnen kürzester Zeit widerlegt und das Versäumte in doppelter Weise nachgeholt. Im letzten Abschnitt vor der endgültigen Einsicht wurde auch noch mein Pflichtbewusstsein außer Kraft gesetzt. Der Alkohol machte bei der Verwüstung von Körper und Geist keinen Unterschied. Um einen Einblick in das wahre Ausmaß der Zerstörung zu geben, beginne ich mit den Hinterlassenschaften der psychischen Schäden.
Im fortgeschrittenen Trinkerstadium entwickelte sich eine Apathie am Leben, welche zu Schwankungen im inneren Gleichgewicht führten. Jedes auftretende Problem wurde mit Bier kaschiert, was wiederum die noch verbliebenen Zellen ergrauen ließ und eine konstruktive Gesinnung verhinderte. Die Suche nach Lösungsmöglichkeiten stellte eine Belastung dar und führte zu einer Hilflosigkeit gegenüber der Vormachtstellung des Alkohols. Der Bezug zur Realität schwand zunehmend und ich hielt mich mehr denn je in einer Traumwelt auf. Nach der erwähnten Heilbehandlung inklusive Regenerationszeit stellten sich die alten Gewohnheiten wieder ein und ich nahm die vertraute Position am Stammtisch wieder ein. Im Kreis von „Suchtlern“ fiel mein geistiger Verfall nur unwesentlich auf und gab daher auch keinen Anlass, den vom Körper ausgesendeten Signalen übermäßige Bedeutung beizumessen.
Das ständige Wechselspiel zwischen Hoffnung und Misserfolg übte einen immensen Druck auf das Innenleben aus, sodass sich der Gemütszustand innerhalb von Minuten änderte. Aus einem Freudentaumel wurde plötzlich ein Wutausbruch und stieß bei den Anwesenden auf Unverständnis. So verlor ich öfters die Kontrolle über mich selbst, was zu Einbußen bei dem mir entgegengebrachten Respekt führte. Ich passte mich mit zunehmendem Alkoholkonsum dem Niveau der anderen an und vergaß sämtliche ethnischen Grundsätze. Zwar waren diese emotionellen Ausraster nicht alltäglich, gaben aber bei Gemeinschaftsaktionen wie Dart- oder Kartenspielen den Ausschlag, mich kurzerhand zu eliminieren. Dies führte letztendlich zu zahlreicher Nichtberücksichtigung und bescherte mir den Status eines Ersatzspielers, dem man nur im äußersten Notfall einen Einsatz gewährte.
Dieses ständige Wegschieben auf das Abstellgleis war natürlich Gift für das bereits angefressene Nervenkostüm und musste mit dem Gegenmittel Alkohol aus dem Körper entfernt werden. Die daraus entstandene Unsicherheit begleitete mich über die Gesamtheit der Abhängigkeit. Vergleichbar mit einer Spinne, baute die Sucht ein engmaschiges Netz, um eventuelle Befreiungsschläge schon im Keim zu ersticken. Ich wog mich in dem Glauben, durch Auftanken mit Bier das Denkvermögen bei gemeinsamen Events zu steigern. Doch im Gegensatz zu den Mitspielern, welche gänzlich auf alkoholische Getränke verzichteten oder aber sich an einem Radler den ganzen Abend lang festhielten, war meine Wenigkeit schon nach der ersten Spielrunde nicht mehr aufnahmefähig.
In den letzten Wochen vor der Therapie verzichtete ich angesichts des verletzten Stolzes auf jegliche Veranstaltung und nahm lieber die Rolle eines stillen, trinkenden Beobachters ein. Die unter ständigem Alkoholeinfluss entstandenen Konzentrationsschwächen bildeten die Grundlage für auftretende Gedächtnislücken, welche dann unter Mithilfe von Beteiligten wieder einigermaßen geschlossen werden konnten. Daher glich die peinliche Befragung von Bekannten zu den verpassten Abläufen einer momentanen Bestandsaufnahme, welche jedoch mit Vorsicht zu genießen war. Es war einfach, mir als Unwissendem etwas unterzujubeln, da ich durch die vielen Blackouts dem mir Zugetragenen notgedrungen Glauben schenken musste.
Diese Ereignisse durchlebte ich immer wieder mit einem Schamgefühl in den zerrissenen Träumen. Dieses permanente nächtliche Abspielen der schlechten Filme führte zu zeitweiligem Aufrechtsitzen während der Schlafphase und hinterließ mir für die darauffolgenden Tage eine große Last an Reumütigkeit. So wurde aus einer lebensbejahenden Person ein Häufchen Elend, das sich überall für das unpassende Auftreten entschuldigen musste. Reuezeigen gehört zu einem typischen Gebaren eines Alkoholabhängigen und machte auch vor mir nicht Halt. Mit der Zeit werden solche Aktionen einfach weggesteckt und man agiert als gesellschaftlicher Spaßmacher, sogenannter Vollgasdepp. Das Selbstwertgefühl war dahin, das Ansehen ruiniert und die wahren Freunde wandten sich zunehmend von mir ab. Ich wurde zu einem Objekt der Begierde, man verfolgte akribisch jede von mir begangene Handlung, um an Gesprächsstoff für die Nichtanwesenden zu gelangen. Mit dem Gefühl der ständigen Beobachtung schlichen sich letztendlich dumme Fehler ein, woraus wiederum eine totale Verunsicherung entstand. In diesen Momenten sehnte ich mich nach Rehabilitierung, doch war diese bei der labilen Lebensweise in weite Ferne gerückt.
Bei den getätigten Recherchen in puncto Erkundigung nach dem Wohlbefinden eines Menschen fielen mir gravierende Unterschiede in anderen Ländern auf. Während der US-Amerikaner bei seiner Fragestellung „How are you doing?“ immer mit der gleichen Antwort: „Thanks, I am fine“, rechnen kann, erfährt man bei der gleichen Anfrage bei einem Bundesbürger die wichtigsten Auszüge aus dem Krankenbericht der letzten drei Wochen. Durch die in den Staaten gemachten Erfahrungen gehörte es für mich nicht zum guten Ton, andere mit meinen Problemen zu belästigen. Trug ich den Kopf unter dem Arm, erübrigte sich eine Nachfrage von ganz allein.
Heutzutage bietet sich dank der neuesten Technik die Möglichkeit, seine Wissbegierde mit einer SMS zu stillen. Daher kann ich einen Bekannten, welcher sich im Bus nur drei Sitzreihen vor mir aufhält, problemlos nach seinen Gefühlsregungen befragen, ohne ihm vor dem Aussteigen ins Gesicht blicken zu müssen. Die Anpassung an amerikanische Verhältnisse kann man in der Alkoholgesellschaft ab und an erkennen. Da bei der tristen Lebensführung kaum Bewegung eintritt, erhält man nach der üblichen Floskel „Wie geht’s?“ immer das Gleiche als Antwort: „Wie soll’s schon gehen?“
Dies beschreibt exakt den Zustand, welcher einem vor dem ersten Bier zugrunde lag. Die Redseligkeit trat in den meisten Fällen erst dann ein, wenn die anderen einen in Anbetracht der Artikulation sowieso nicht mehr verstanden. Man war nicht mehr gefragt und versuchte mit überholten Geschichten die Gunst der anderen Gäste zu gewinnen. Dass man mit alten Kamellen nicht mal mehr einen Hund hinter dem Ofen hervorlocken konnte, war den meisten in ihrem Brausekopf nicht mehr bewusst und endete in Selbstgesprächen. Die einstige Überzeugungskraft erlahmte zunehmend und das Gerüst zur Stabilisierung der eigenen Person fing an zu schwanken.
Die Zeiten, in denen man sich mit sich selbst beschäftigte, hingen vom jeweiligen Suchtverhalten ab. Tage der Einsicht gerieten nach einem erneuten Rauschzustand in Vergessenheit. Es ist schwer, jemandem Einblick in das Leben eines Suchtkranken zu verschaffen, da der Betroffene meist selbst nicht weiß, inwieweit er vom Teufel geritten wird oder aber die wahren Gründe verschweigt. Die letztere Variante wendete ich in meiner schlimmen Zeit des Öfteren an und verteidigte mein Verhalten mit paradoxen Ausreden. Mit jedem Bier wuchs der Ideenreichtum an Entschuldigungen, welche vor allem beim täglichen Arbeitseinsatz vonnöten waren. Die zu erwartenden Folgen kaute ich im Schlaf schon einmal vor, um gegen eventuelle drastische Arbeitgebermaßnahmen gewappnet zu sein.
Die Unehrlichkeit gegenüber mir und anderen kostete etliche Jahre an ungenutzten Möglichkeiten zu einer sorgenfreien Lebensführung. Weil man aber das Rad der Geschichte nicht mehr zurückdrehen kann, hilft in meinem Alter auch kein Wenn und Aber. Sieht man einmal von den finanziellen Einbußen ab, welche durch mein uneinsichtiges Verhalten entstanden, schädigte ich durch die Trinkerei meine Psyche sowie lebenswichtige Organe. All dies versucht man mit dem nächsten Bier zu verdrängen und verspricht sich selbst Besserung, ohne jedoch einen Zeitpunkt zu nennen. Beim sogenannten Freundeskreis konnte ich mit dieser Erkenntnis nicht punkten. Jeder Versuch eines vorzeitigen Austritts aus dem Klub der Säufer wurde durch die Mitglieder schon im Ansatz zu Fall gebracht. Den Begriff „Alkoholiker“ redete man sich mit der Bezeichnung „Freizeittrinker“ schön und betonte dabei die Zeiten der Enthaltsamkeit, welche niemand nachprüfen konnte.
Durch den Verlust des eigenen Ichs endeten viele weitere Aktionen in meiner genierlichen Vergangenheit in einem Chaos. Die von mir selbst herbeigeführte Unbeständigkeit am Arbeitsplatz stürzte mich zusehends in eine schwere finanzielle Misere, deren Höhepunkt mit einer Räumungsklage erreicht wurde. Dank eines Darlehens vom Jobcenter, konnte diese zwar noch rechtzeitig abgewendet werden, doch erhöhten sich damit gleichzeitig die Verbindlichkeiten, welche ich bis zum heutigen Tag abstottere.
Die Abhängigkeit vom Wohlwollen anderer gehörte in der Zeit des übermäßigen Bierkonsums zu einem Privileg und war gleichzeitig ein Indiz für die Handlungsunfähigkeit. Ein Abhängiger lebt in den Tag hinein und befasst sich mit aufkommenden Problemen ausschließlich während der Schlafphase in der Hoffnung, dass sich diese bis zum nächsten Morgen von alleine lösen. Da ich nur noch wenige Haare auf dem Kopf hatte, wurde mir die Möglichkeit eines eigenständigen Herausziehens aus dieser Misere vorenthalten.
Die steigende Resignation war der ideale Unterbau für die erlebte Gutgläubigkeit, welche den bisherigen Enttäuschungen noch weitere folgen ließ. Dadurch hatte der Alkohol einen großen Schritt in Richtung Totalzerstörung gemacht. Willenlos und ohne Aussicht auf Besserung führte man mich, vergleichbar mit einer Marionette, zu den verschiedenen Trinkquellen. Die Freude auf einen neuen Tag war nicht mehr gegeben, da die seelischen Belastungen wie Kletten an mir hafteten. In dieser Lebenslage war es für Dritte ein Leichtes, die Oberhand über meine Person zu bekommen. So setzte ich aufgrund der Leichtgläubigkeit ständig meine Paraphe unter Verträge, welche zu meinen Ungunsten abgefasst wurden. Dies zog sich wie ein rotes Tuch durch die Trinkerzeit und ließ mich unbeachtet von den Urhebern ein ums andere Mal auf die schon wunde Nase fallen. Auch einige der sogenannten Kumpels nutzten die Momente meiner Unachtsamkeit, um sich an dem wenigen, was mir noch blieb, zu bereichern.
Doch trotz dieser Niederschläge glaubte ich weiterhin an das Gute im Menschen. Als Ausgleich zu den unterdrückten Gefühlen sorgte dann wiederum der Suff, welcher nach einigen Bieren den seelischen Schmerz betäubte und einen beruhigt auf das nächste Missgeschick vorbereitete. Die Fehlstunden bei der aktiven Teilnahme am normalen gesellschaftlichen Leben häuften sich, sodass ich mich immer öfters den Gepflogenheiten des Trinker-Klüngels anpasste, welche vom Inhalt her leicht zu verstehen waren. Als Zielsetzung galt, den Körper in ständigen Ausnahmezustand zu bringen. Hierbei wurde der Alkohol zu unserem Schutzpatron auserkoren, welcher auch hilfsbereit für den ständigen Nachschub sorgte.
In dieser Elitegruppe war auch keine höhere Bildung vonnöten, da sich nach jedem zweiten Satz eh alles wiederholte. Ein damaliger Bekannter wurde von dem Wort „kompensieren“ dermaßen inspiriert, dass dieses einen Ehrenplatz in seinem sprachlichen Repertoire erhielt. Trotz falscher Aussprache, nämlich „komponieren“, wandte er es fortgesetzt an. Entwickelte sich ein normales Gespräch zu einer geistig anspruchsvollen Unterhaltung, merkte man bei einigen, wie sich plötzlich das Verbindungskabel vom Kopf löste. Doch wer einmal mit dem Alkohol verbündet ist, achtet nicht auf Feinheiten, sondern passt sich uneingeschränkt dem Niveau der anderen an. Man fühlt sich inmitten einer sich täglich wiederholenden Soap, in der sich die Mitwirkenden der Crew nur unwesentlich voneinander unterscheiden.
Verblich einer aus unserem Kreis, wurde der angestammte Platz von einem bereitwilligen Newcomer automatisch „komponiert“. Ich geriet immer mehr in den Sog der Gleichgültigkeit und teilte mein geistiges Vermächtnis mit Leuten, deren einziges Bedürfnis die Selbstabfüllung war. Das dadurch entstandene Auseinanderleben von den wahren Freunden schlug mir ein ums andere Mal dermaßen auf das Gemüt, sodass ich öfters versuchte, den Kontakt wiederherzustellen. Meist wählte ich hierfür den ungünstigsten Zeitpunkt, und zwar im Anschluss einer erfolgreichen Kneipentour. Bei jedem geführten Telefonat beteuerte ich, mit dem Trinken aufzuhören, obwohl sich das zuvor eingeschenkte Weizenbier in unmittelbarer Nähe befand. Der Fehler, den ich damals beging, lag ganz einfach in der unkontrollierten Ausführung des angekündigten Vorhabens. Ergaben sich erste Anhaltspunkte für eine eventuelle Wiederannäherung, wurde aus purer Freude darüber sofort nachgeschenkt statt nachgedacht. Die Konsequenzen hieraus waren absehbar und ich verlor letztendlich meine ganze Glaubwürdigkeit. Hätte ich mir früher bei jeder selbst verschuldeten Bruchlandung in den Allerwertesten gebissen, besäße ich zwar heute keinen Hintern mehr, doch wären meine Schuldgefühle in einem überschaubaren Rahmen geblieben.
Beglückende Gefühle teilte ich anstandshalber immer mit meinem Freund, dem „Alkohol“, und das Wort „Achtsamkeit“ gewann nur im Hinblick auf einen leeren Bierkasten an Bedeutung. Die ganze Denkweise war vom Zustand abhängig, der durch den Gerstensaft bestimmt wurde. Die ständige innere Unruhe, verursacht durch das übermäßige Trinken, kam auch während der Schlafphase nicht zum Stehen. Ähnlich dem Film „Angst essen Seele auf“ von R. W. Fassbinder, durchlebte ich skurrile Abschnitte in den Träumen. Da ich mich überwiegend in der Defensive befand, steckte mein Körper in einem fortwährenden Abwehrkampf. Diese Verteidigungsbereitschaft führte bei besonders hartnäckigen Phantomen zu Blessuren an Armen und Beinen, welche ich mir in den Gefechten am metallenen Bettrahmen zuzog. Die dadurch auftretenden Schmerzen zwangen mich letztendlich zu einer Kampfpause, die ich bei eintretendem Bewusstsein dazu nutzte, um mein Schlafzimmer nach möglichen Feinden abzusuchen. So wurde aus einem herbeigesehnten erholsamen Schlaf ein nervenaufreibendes Abenteuer mit Wiederholungsgarantie. Besonders lästig waren auch die nicht enden wollenden Karussellfahrten vor dem Einschlafen nach einem überzogenen Kneipenbesuch. Am nächsten Tag fühlte ich mich wie gerädert und hatte schon Angst vor der bevorstehenden Nacht. Um diesen Horrorszenarien Einhalt zu gebieten, war ich sogar bereit, für einige Tage den Alkoholkonsum zu drosseln.
Meine einstige Verhaltensweise glich einer Selbsttäuschung, welche jeder Suchtkranke perfekt anwendet. Man schlüpft eigennützig in die Rolle des Unbelehrbaren und macht dies auch offenkundig. Jegliche angebotene Hilfe wird von sich gewiesen und als unrechtmäßiger Eingriff in die Privatsphäre angesehen. Die Gesellschaft ist in den Augen eines Trinkers nichts weiter als ein ständiger Beobachter und Besserwisser. Durch die prüfenden Blicke der Allgemeinheit entwickelte sich bei mir ein schleichender Verfolgungswahn, welcher mein Tätigkeitsfeld massiv eingrenzte. Die Welt bestand damals für mich überwiegend aus Spannern, deren Anwesenheit ich in vielen Situationen des täglichen Lebens wahrnahm. Vor dem Verlassen der Wohnung spielten sich in meinem Kopf virtuelle Szenen ab, welche den Gang zum Einkaufen oder in die Kneipe zu einem Spießrutenlauf machten. Diese Bangigkeit hinterließ zusätzliche Spuren an der eh schon vorhandenen Unsicherheit. Erst auf dem Heimweg verschwanden aufgrund des Zustands diese Gefühle der Überwachung und so konnte ich mich vollends auf das Abstützen an den verschiedenen Hauswänden konzentrieren. In meiner einstigen egozentrischen Denkweise verharrte ich in der Meinung: Ist doch schließlich mein Leben, mit dem ich unachtsam umgehe!
Jene imaginären Observationen zusammen mit den immer wiederkehrenden Albträumen trugen dazu bei, dass ich in meinem Alltagsleben den Zusammenhang, sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld, verlor. Um dennoch gegenüber den Mitbürgern einen halbwegs passablen Eindruck zu hinterlassen, versuchte ich meine inneren Bürden tunlichst zu verbergen. Anstatt die zerrissene Seele zu öffnen, verschloss ich meine Gefühle vor der Selbstentfaltung. Durch ebenjene angespannte Lage erhöhte sich auch die Fehlerhaftigkeit und stellte mich erneut vor Probleme. Mein Sein befand sich in einer Umgebung voller Demütigungen und Missverständnisse. So jedenfalls empfand ich meine Misere und der Alkohol gab mir in dieser Hinsicht recht. Es brodelte in meinem Körper und ließ mich in den unvorteilhaftesten Momenten aus der Haut fahren, sehr zur Missbilligung der Betroffenen. Derartige Aufwallungen ereignen sich bei Suchtkranken immer dann, wenn sie in die Enge getrieben werden oder mit ihrem Latein am Ende sind. Wurde mein Körper danach mit Gerstensaft versorgt, verflog auch die Unbeherrschtheit und ich genoss bei den Leuten den Welpenschutz. Bei anderen hingegen löste die übermäßige Alkoholzufuhr einen ständigen Aggressionstrieb aus, welcher erst mit einer Schlägerei befriedigt werden konnte. Von diesem Los wurde ich Dank meiner noch vorhandenen Selbstdisziplin weitgehend verschont. Nebenbei möchte ich für Kneipenunkundige noch anführen, dass ein „Kampf“ unter betrunkenen Frauen teils heftiger bestritten wird, als allgemein vermutet. Fakt ist, der Alkohol macht vor keinem Geschlecht Halt!
Diese Ausraster belegten, dass meine Wahrnehmung aufgrund des Trinkens stark beeinträchtigt war. Die Kneipe bestand für mich aus einem riesigen Bierfass, dessen Inhalt es galt zu leeren. Die sich mit zunehmendem Rausch vertrübenden Sichtverhältnisse nahm ich billigend in Kauf. Andererseits konnte ich im Vergleich zu einigen anderen trotz eingeschränkter Optik noch das wahre Aussehen einer weiblichen Person erkennen und musste sie mir bei Nichtgefallen noch zusätzlich schöntrinken.
Im normalen Alltag fanden interessante Objekte wie zum Beispiel Museen, Ausstellungen, Konzerte oder aber Naturereignisse kaum Beachtung, da sie nicht auf meinem Stundenplan standen. Bei diesem gab es außer der Jahreszahlkorrektur keine weiteren nennenswerten Veränderungen. Selbst die Verschlechterung meines Allgemeinzustands wurde unbedacht unterdrückt. Man gab sich mit dem zufrieden, was die Sucht einem hinterließ. Es gab Zeiten, da war ich nicht nur im reellen Leben ohne Arbeit, sondern hatte auch im Umgang mit meinem Körper keine Beschäftigung mehr vorzuweisen. Das ganze Tun und Handeln oblag allein dem Alkohol, zu dessen alleinigem Handlanger ich degradiert wurde. Was nützt der beste Vorsatz für das Einhalten gesundheitsfördernder Maßnahmen, wenn diese immer wieder von Versuchungen untergraben werden? Der Suff übernahm alsbald die alleinige Führerschaft über mein Ich und mir blieb nur noch die Rolle als „Bierschlecker“. Verweigerungen wurden mit lästigen Schüttelattacken bestraft. Die eigentliche Schaltzentrale, das zentrale Nervensystem, unterlag den Anweisungen der Sucht. Selbst wenn man, auf Deutsch gesagt, „den Kragen schon voll hatte“, wurde bis zum Erbrechen weitergebechert.
Da sich bei mir durch den übermäßigen Bierkonsum Gedächtnislücken auftaten, vergaß ich die Zuordnung der gesetzlichen Feiertage und stand als einziger Kunde mit dem Leergut vor den verschlossenen Türen des Discounters. Dadurch kam es zu nicht eingeplanten Versorgungsengpässen, welche mich zur Umschau nach Alternativen veranlassten. Diesem ständigen Druck, etwas beschaffen zu müssen, um ein Besäufnis herbeizuführen, war ich in all den Jahren als Trinker willensschwach ausgesetzt.
Vom ewigen Drangsalieren entmutigt, verweigerten auch meine Gefühle ihren Dienst. Glück, Leid, Freude und Trauer wurden in einen Topf geworfen und konnten je nach Anlass herausgefischt werden. Ich befand mich in einem Zustand der absoluten Interesselosigkeit und hatte nicht einmal Lust auf eine Unterredung mit dem Gewissen. Sich seinem Schicksal zu fügen, war für mich die schlimmste Phase während meiner Sucht. Hier kam es mitunter zu einem Zusammenfall der lebensnotwendigen Funktionen im Körper und daher war es mir egal, ob ich nach einem Vollrausch überhaupt noch aufwachte. Man stellte sich in den wirren Träumen das eigene Begräbnis vor, in dem ich die noch in mir vorhandene Sentimentalität entdeckte. Am nächsten Tag stand man erneut vor dem hinterlassenen Scherbenhaufen und war unerfreut angesichts der plötzlichen Wiederauferstehung.
Nach solchen Erlebnissen stellte ich mir oft die Frage: „Wie tief muss ein Mensch eigentlich sinken, damit man von dem Laster Alkohol erlöst wird?“ All die Stunden, die ich mit ernsthaftem Sinnieren verbrachte, erwiesen sich aufgrund der Willenlosigkeit als verlorene Zeit. Ein einziger Anruf von einem Kumpel genügte, um meine Denkweise umzumodeln. Nach den ersten Bieren keimte wieder Hoffnung auf und ich stellte mir ein Leben mit eingeschränktem Trinkverhalten vor. Befand man sich jedoch wieder im Kreis der Mitstreiter, wurde ich mit den Worten: „Auf einem Bein steht es sich schlecht“, von einem vorzeitigen Gehen abgehalten. Danach, wenn ich Bekanntschaft mit dem Asphalt machte, spielten die Beine eh keine Rolle mehr.
Mit dem Vorsatz, nicht wieder in Grübeleien zu verfallen, überbrückte ich einen gewissen Zeitraum der Misere. Trotzdem blieb das Ignorieren der vom Körper ausgesandten Signale nicht ohne Folgen. Vorerst wurde alles, was gegen meine Vorgehensweise sprach, rigoros abgeblockt und wie eine Fahrkarte entwertet. Die krankhafte Abhängigkeit vom Alkohol trieb mich zu einer Tätigkeit, die dem eines Wünschelrutengängers glich, nur lag das Objekt der Begierde nicht beim Aufspüren von unentdeckten Wasserstellen, sondern man hielt Ausschau nach einem geöffneten Fass voller Gerstensaft. Schon allein der Gedanke an das „wohlverdiente Feierabendbier“ verbunden mit dem unsinnigen Geschwätz des Suffhaufens kreiste während meiner beruflichen Tätigkeit unaufhaltsam im Kopf herum. Je näher dieser herbeigesehnte Moment heranrückte, desto hibbeliger wurde ich. Kam es durch Überstunden zu unvorhersehbarer Verzögerung bei der Einhaltung des fest eingeplanten Trinktermins, entwickelte sich automatisch ein kontraproduktives Arbeiten. Die Frustreaktion gepaart mit äußerster Reizbarkeit ließ so manches Fehlverhalten zu. Gelangte ich mit Verspätung schließlich doch zum Weizenbier, musste ich zu meinem Entsetzen feststellen, dass sich einige der Stammtischfreunde aufgrund einer geregelten Arbeitszeit schon einen gewaltigen Vorsprung beim Trinken verschafft hatten. Obwohl sich durch die fortwährenden Wiederholungen der bereits geführten Gespräche bei mir keine Bildungslücke auftat, ärgerte ich mich trotzdem über die geleistete Mehrarbeit und versuchte den Artgenossen durch zügiges Hinunterschütten in nichts nachzustehen. Diese Verhaltensweise führte zum Verlust des konstruktiven Denkens. Ich wurde geleitet und war von meiner Selbstdarstellung meilenweit entfernt. Mein Intellekt kam innerhalb des Bekanntenkreises zum Erliegen, da der Alltag aus Arbeit, Kneipe und Schlaf bestand. War einmal eine außergewöhnliche Aktion geplant, wurde so lange darüber geredet, bis man sie letztendlich verwarf.
Erkennbare Defizite taten sich bei mir in Hinsicht auf das Erfassen der Umwelt auf. Allein beim Wechsel der Jahreszeiten hatte ich Schwierigkeiten mit der richtigen Zuordnung. Saisonbedingte Ereignisse wie die Erdbeer- oder Pilzzeit wurden nicht wahrgenommen, da ich diese Nahrungsmittel ganzjährig in der Dose beim Discounter erwerben konnte. Fiel mir dann nach etlichen Stürzen auf, dass sich die Sommerschuhe mit glatter Sohle nicht für den schneebedeckten Boden eigneten, wurde zum Kauf von passendem Schuhwerk griesgrämig Geld aus der Bierkasse entnommen. Für einen Laien ist diese Lebensform zwar nicht nachvollziehbar, entspricht aber dem eines typischen Kneipengängers, welcher mit der Schönheit und Vielfältigkeit der Natur nichts anfangen kann und lieber seine Barschaft in alkoholische Getränke umsetzt. Die einzigen Veränderungen, welche man in dieser Phase noch erkennt, sind das schlecht eingeschenkte Bier oder das Fehlen der Papierrolle auf der Toilette.
Nach Beendigung eines arbeitsreichen Tages gehörte es zu einem Muss, die erlittenen Strapazen innerhalb der Brüderschaft in allen Details noch einmal zu schildern. Hier kam mir mein letzter Job als Kurierfahrer entgegen, da sich während der Tätigkeit immer wieder neue Situationen abspielten. Ganz im Gegensatz zu den Langzeitarbeitslosen, welche geduldig in der Schenke auf einen vermeintlichen Arbeitgeber warteten. Um die dafür notwendige Ausdauer sinnvoll zu nutzen, führte man heiße Debatten über den verschwenderischen Umgang des Staates mit „unseren“ Steuergeldern. Ihr Beitrag als Hartz-IV-Empfänger lag lediglich in der Abgabe der Tabak- und Alkoholsteuer. Daher führte ein Anheben der Bier- und Zigarettenpreise, aufgrund der niedrigen Lebensunterhaltskosten fürs Nichtstun, zu heftigen Debatten. Ansonsten wurde in diesem geselligen Kreis das Blaue vom Himmel gelogen und jeder warf seine Verbesserungsvorschläge dazwischen. Auch die knappen Gesprächspausen wurden mit kurzem „Zuprosten“ sinnvoll ausgefüllt. Hier rechtfertigten sich selbst die Ein-Euro-Jobber für ihre Arbeitsweise, die aufgrund des Rausches vom Vortag als besonders schwer anzusehen war. Schließlich mussten sie mit zittriger Hand und der verlängerten Kneifzange die einzelnen Zigarettenkippen vom Bürgersteig aufsammeln, welches zur öffentlichen Sauberkeit beitrug. Es gab aber auch einige Scheinarbeiter in unserer eingefleischten Clique, die mit einem ausgegrabenen Blaumann versuchten, uns ein festes Beschäftigungsverhältnis vorzugaukeln, um anerkannt zu werden. Selbst als Alkoholiker musste man um seine Zugehörigkeit kämpfen. Bei Nichtbeachtung der gängigen Regeln drohte die Verdammung vom Stammtisch.
Im Gegensatz zu anderen Interessengemeinschaften bedurfte es bei uns Suchtkranken keines Kassenwartes, da wir eh alle pleite waren. Aus diesem Grund übernahm der Wirt die buchhalterische Tätigkeit und zog pünktlich zum Ersten des Monats die erschütternde Bilanz aus unseren feuchtfröhlichen Hinterlassenschaften. So diente der Alkohol nicht, wie oft vermutet, zur Entspannung, sondern war nichts anderes als ein unsicherer „Wirtschaftsfaktor“.
Ich fügte mir durch die Trinkerei zu den schon vorhandenen Problemen noch zusätzliche Belastungen hinzu, welche immer mehr auf meinen Gemütszustand drückten. Man wurde zum Jonglieren mit Zahlen genötigt, damit man einigermaßen über die Runden kam. War kein Land mehr in Sicht, hoffte ich auf eine Eingebung. Doch da ich auf einen Lotsen verzichtete, war es nicht verwunderlich, das ich immer in den falschen Hafen einlief. Es entstand eine Eigenliebe, die mich vor all den bösen Einflüssen bewahren sollte. Gedanklich ging ich meinen eigenständigen Weg, wohl wissend, dass es diesen gar nicht gab. Dies waren nur Ausreden, um der Wahrheit auszuweichen.
Als sich dann mein Seelenleben zusehends verschlechterte, drängte sich der Gedanke nach einer erneuten Therapie auf, doch wollte ich vorab noch das Ergebnis des körperlichen Verfalls abwarten, welches sich wie nachstehend zusammensetzte: Die Fahrlässigkeit im Umgang mit meiner Gesundheit gab selbst bei schmerzlichen Geschehnissen keinen Anlass zum Umdenken in der Verhaltensweise. Wurde ich von einem Leiden in Anbetracht aufopferungsvoller, ärztlicher Hilfe errettet, stellte ich einen sofortigen Kontakt zu meinem damaligen Weggefährten, dem Alkohol, wieder her, um mich unaufhaltsam in die nächste Gefahrensituation zu begeben.
Eigentlich hätte die damalige Operation eines bösartigen Stimmbandkarzinoms bei einem normal Denkenden zu einer radikalen Änderung des Lebenswandels geführt. Doch hielt mich selbst die Verkündung des Stimmenverlustes durch den Professor der Uni-Klinik in Göttingen nicht davon ab, die Zerstörung des Körpers mit Alkohol und Nikotin fortzusetzen. Tage vor dem unvermeidlichen chirurgischen Eingriff saß ich wie ein Häufchen Elend in der Kneipe und konnte ohne funktionierendes Sprachorgan die Bestellung nur auf einen Zettel notieren. Das ganze Leben wurde mir im Zeitraffertempo noch einmal vorgeführt und ich fiel in Bedrücktheit. Eine Woche nach dem guten Verlauf der OP war alles wieder vergessen und ich konnte mit krächzenden Lauten am heimischen Stammtisch über das Erlebte Bericht erstatten. Zu meiner Ehrenrettung muss ich hierzu noch anführen, dass ich innerhalb der nächsten Jahre sämtliche Termine zur Nachsorge wahrnahm, da sich die Angst über eine mögliche Streuung in meinem Gedächtnis eingeprägt hatte.
In der Folgezeit meines beklagenswerten Handelns tauschte ich noch mehrfach meine Wohnung gegen ein Krankenhausbett. Bei diesen unfreiwilligen Aufenthalten lernte ich nicht nur viel über die Anatomie des menschlichen Lebewesens kennen, sondern war auch maßgeblich an der Einrichtung einer Zimmerbar beteiligt. Mein Bettnachbar und ich funktionierten unsere Beistelltische zu einem Bierdepot um. Es war erstaunlich, dass wir in unserem Privatleben ähnliche Interessen vertraten und diese in der Klinik weiterhin wahrnahmen. Nach der vollzogenen Abendvisite gestalteten wir einen feuchtfröhlichen Gemeinschaftsabend. Für die Bierversorgung waren die Besucher verantwortlich, welche stets darauf bedacht waren, dass es zu keinem Engpass kam. Hatte einer von uns beiden am nächsten Tag eine Magenspiegelung, waren wir dazu angehalten, das Besäufnis um einige Stunden vorzuziehen. Das vereinbarte Treffen nach meiner Entlassung in einer Kneipe fand durch den plötzlichen Tod des netten Zimmernachbarn nicht mehr statt.
Da sich bei mir die unter Alkoholeinfluss passierten Unfälle häuften, gehörten die Aufenthalte in den verschiedenen Krankenhäusern schon zu einem routinemäßigen Vorgang. Viele Fragen über den tatsächlichen Unfallhergang musste ich in den meisten Fällen aufgrund der Bierfahne oder eines eiligst durchgeführten Alkoholtests nicht mehr beantworten.
Besonders desaströs verlief die Einlieferung in die Notaufnahme nach einem erlittenen Bruch des Sprunggelenks. Dies alles geschah nach einer ausgiebigen Feier, als mich ein Bekannter aus reiner Vorsichtsmaßnahme von der Kneipe nach Hause fuhr. Beim schwungvollen Aussteigen verkantete ich mich mit dem linken Bein zwischen dem Autounterboden und der Bordsteinkante. Da mein Fahrer mich danach nicht mehr sah, stieg er sicherheitshalber aus dem Kraftfahrzeug und entdeckte mich unter seinem Auto liegend. Als er mich dann mit aschfahler Gesichtsfarbe auf den Bürgersteig zog, sagte ich nur: „Danke, das geht schon wieder.“ Erst bei einem Blick auf meinen Haxen erkannte ich den Ernst der Lage. Mein Fußgelenk hatte sich sprichwörtlich quergestellt und der herbeigerufene Notarzt sowie die Rettungssanitäter trauten ihren Augen nicht, als der Alkomat einen Wert von 4,2 Promille anzeigte. Dadurch erübrigte sich für das OP-Team die Frage nach einer Vollnarkose bei der für den folgenden Tag (Sonntag) angesetzten Notoperation. Aufgrund der veranlassten örtlichen Betäubung konnte ich über die Gesamtdauer der Wiederherstellung des lädierten Fußes die gegen meine Person gerichteten Gespräche des Ärzteteams verfolgen, bei denen ich am liebsten im Erdboden versunken wäre.
Nach Ende des dreiwöchigen Klinikaufenthaltes hatte sich die Landschaft in ein Wintermärchen verwandelt und ich war an den Rollstuhl gefesselt. Doch selbst diese erschwerten Umstände hielten mich nicht davon ab, auch bei diesen Witterungsverhältnissen meine Stammkneipe für das geliebte Weizenbier aufzusuchen. Für die 150 Meter benötigte ich mit dem Gefährt eine halbe Stunde durch den knöcheltiefen Schnee. An dieser einstig aufgebrachten Energieleistung lässt sich im Nachhinein ersehen, welchen Drang ich verspürte, um der Sucht hinterherzulaufen. Auftretende Schmerzen vergingen nach einigen Bieren von allein und man fühlte sich nach erfolgreichem Zusammenflicken zu neuen Aufgaben berufen. Unbeirrt der mahnenden Worte von den behandelnden Ärzten, endgültig die Finger vom Alkohol zu lassen, setzte ich meine Säuferkarriere unvermindert fort.
Es muss in dieser Zeit irgendjemand seine schützenden Hände über mich gehalten haben, damit ich heute das Erlebte noch niederschreiben kann. Durch die immer wiederkehrenden Fallattacken auf dem Heimweg war der Gaststättenbesuch mit einer gewissen Risikobereitschaft verbunden. Außerdem wurde ich durch meine eiernde Gangart schnell zum Gespött der trinkfesten Szene, welche ihre Ausrutscher in Abwesenheit von Bekannten vollführten. Bei mir half auch ein Wechsel der Lokalität nichts, da die Mundpropaganda schon längst die Runde gemacht hatte. Es gab auch Tage, an denen ich bereits nach dem Bettverlassen über meine eigenen Füße stolperte. Bei derartigen Vorkommnissen wurde mir von meinem Körper ein Hausarrest auferlegt, bei dem ich zum Improvisieren angehalten wurde. Ein Anruf beim Pizzaservice mit einer unauffälligen Bestellung, die dann lautete: „Einen kleinen Salat und zehn Flaschen kaltes Weizenbier“, ließ mich auch solche schwere Stunden einigermaßen überbrücken. Der Tag war gerettet und ich konnte meine Sturzübungen ohne Observation im eigenen Heim durchführen.
Seit diesem misslichen Unfall ließ ich mich nach einem Besäufnis den genannten knappen viertel Kilometer aus Sicherheitsgründen mit dem Taxi nach Hause kutschieren oder fand unter den Gästen einen hilfsbereiten Begleiter, der mich sicher bis vor die Wohnungstür brachte. Kam es bei eigenwilligen Fußmärschen doch zu einem unerwarteten Zusammenstoß mit einer hervorstehenden Außenmauer oder einem Verkehrsschild, versuchte ich am nächsten Tag auf Arbeit, die erlittenen Blessuren weitgehend zu vertuschen. Diese Verschleierungstaktik hätte in einem speziellen Fall fast zum Tod geführt.
Beim Aufsuchen einer Bekannten nach einem üblichen Abend rutschte ich im Treppenhaus auf dem von Kindern hereingetragenen Schnee aus und fiel so unglücklich, dass ich mir den Ellenbogen in die linke Körperseite rammte. Da an diesem Tag auch die gesamte Beleuchtung im Hausinneren ausfiel, kroch ich auf allen vieren aus dem Gebäude in Richtung meiner Wohnung, welche auf der gegenüberliegenden Straßenseite lag. Schmerzen verspürte ich durch die vorher eingenommene Biernarkose nicht und ließ mich nach der Ankunft einfach ins Bett fallen.
Am nächsten Morgen bei der Teambesprechung in der Firma wurde mir plötzlich vor versammelter Mannschaft dermaßen übel und mein Gesicht war nach Aussagen der Kollegen nicht mehr von der Zimmerwand zu unterscheiden. Dieser Zustand veranlasste unseren Niederlassungsleiter, mich sofort einem Arzt zuzuführen, welches mein Bekannter übernahm. Mein Hausdoktor konnte trotz eines Lungentests keine Beeinträchtigung bei den Atmungsorganen feststellen. Er sah in der durch den Sturz zugefügten Prellung die Ursache für das ungewohnte Nach-Luft-Schnappen.
Zwei Tage später suchte ich erneut die Praxis auf und klagte über zeitweiligen Atemstillstand. Da dieses aufgetretene Krankheitsbild seine ärztlichen Kompetenzen überschritt, überwies er mich umgehend an das hiesige Röntgenzentrum. Nach Auswertung der dort erstellten Aufnahmen führte mein Weg direkt in die schon vertraute Notaufnahme des Klinikums. Während mir eine Drainage gelegt wurde, klärte mich die Oberärztin über den wahren Grund des Aufenthaltes auf. Durch den Ausrutscher war ein Lungenriss entstanden, der den linken Flügel zusammenfallen ließ, sodass Luft eintreten konnte. Die galt es nun mithilfe des eingeführten Schlauches abzusaugen. Zu meiner Erleichterung führte sie noch an, dass ich bei einer Nichterkennung zwei Tage später ohne großes Zutun nicht mehr aufgewacht wäre.
Fortan lebte ich für die Dauer des Aufenthaltes gesundheitsbewusst und verschmähte sogar das alkoholfreie Bier des Zimmernachbarn. Dieser war ehemaliger Brauer und hatte eine unheilbar fortgeschrittene Leberzirrhose und eine Hautfarbe, mit der er problemlos ohne Visum nach China hätte einreisen können. Nach meiner Entlassung hielt ich mich zumindest eine Woche lang an das mir von der Ärztin auferlegte Rauchverbot.
Die zwangsweise eingelegten Zwischenstopps im Krankenhaus hatten auch ihre positiven Seiten. Meine Gesinnung fand endlich wieder Zeit für eine Ursachenforschung und der Magen kam nach langer Enthaltsamkeit in den Genuss von fester Nahrung, was er in vollen Zügen auskostete. Alles schien sich zum Guten zu wenden, wäre da nicht das Problem mit dem Umsetzen in den unbetreuten Alltag gewesen. Unmittelbar nach den jeweiligen Kuraufenthalten übernahm wieder der Alkohol das Zepter und führte mich schnurstracks zu den schon auf meine Ankunft wartenden Trinkquellen. Am schlimmsten traf es hierbei wiederholt meinen Verdauungstrakt, welcher sich nach den üppigen Tagen abermals mit der Rolle des hungrigen Wolfes abgeben musste.
Die unkontrollierte Nahrungsaufnahme führte unweigerlich zu Störungen im gesamten Organismus. Hiervon war bei mir besonders die Haut betroffen. Die schon in jungen Jahren aufgetretene Psoriasis erhielt durch den Alkoholmissbrauch zusätzlichen Nährboden und verbreitete sich schnell über mehrere Stellen am Körper, welches aus reinem Schamgefühl den sommerlichen Badespaß verhinderte. Auch andere Ekzeme fanden mehr und mehr Gefallen beim Ansiedeln an der Haut. Zwar war mir die Ursache der zunehmenden Erkrankungen vollkommen bewusst, doch verzichtete ich lieber auf T-Shirts oder kurze Hosen als auf das heiß geliebte Weizenbier. Neidvoll beobachtete ich Menschen, welche sich trotz ähnlicher Probleme ungeniert in der Öffentlichkeit zeigten.
Die damalige Verhaltensweise stellte bei mir sowohl Körper als auch Geist vor eine neue Belastungsprobe, der ich zum Schluss nicht mehr standhielt. Der einstige Rhythmus bei der Nahrungsaufnahme geriet durch das übermäßige Trinken immer mehr aus dem Gleichgewicht. Der unüberhörbare Rumor aus der Magengegend wurde mit Gerstensaft besänftigt. Erst bei extremer Übelkeit war Handlungsbedarf angesagt. Man wechselte kurzerhand von der Bierstube in ein Restaurant, in dem der Hunger gestillt wurde. Auf dem Weg dorthin malte ich mir schon die bevorstehende Mahlzeit aus und sehnte mich nach dem traditionellen Abschiedsschnaps. Nach Erhalt der Speisekarte zog sich jedoch urplötzlich mein Magen zusammen und die Vorfreude auf ein üppiges Essen schwand zunehmend. Entgegen der eingetretenen Appetitlosigkeit bestellte ich eine angemessene Portion in der Hoffnung auf ein Wunder. Nach der hastigen Einnahme des Salats und dem dazugehörenden Baguette erschien der Kellner mit der Hauptspeise. Beim Anblick dieser erinnerte ich mich an eine Szene mit Mr. Bean, als er die ungeliebten Austern, ohne dabei großes Aufsehen zu erregen, in die offen stehende Handtasche einer am Nebentisch sitzenden Dame verschwinden ließ. Doch diesen Gedanken musste ich angesichts der unbesetzten Tische im Umkreis schnell wieder verwerfen. Nach dem zögerlichen Herumstochern und der ständigen Fragerei des Obers, ob denn alles meinem Geschmack entspreche, entschloss ich mich zur Mitnahme des Essens. Sorgfältig in einer Tüte verpackt, wurde mir dieses zusammen mit einem Gläschen Sambuca überreicht. Während andere Leute diese nette Geste zu einer Essensfortsetzung für daheim nutzten, suchte ich die nächstbeste Mülltonne auf und entledigte mich des lästigen Ballasts.
Im Gegensatz zum Trinken war meine damalige Lust am Essen nicht gerade berauschend. Es gab aber auch Momente, in denen ich mich mit dem Zubereiten von Mahlzeiten befasste, speziell, wenn es in der Kneipe bei einem Frauengespräch um den Austausch wichtiger Kochrezepte ging. Natürlich musste man bei dieser Unterhaltung gewisse Abstriche machen, da es sich dabei um eine schon länger zurückliegende Tätigkeit handelte, welches auch der Zustand der Betreffenden erahnen ließ. Trotzdem regten einige Tipps meinen Appetit an und daher begab ich mich kurz entschlossen in ein Lebensmittelgeschäft. Von der Vielfalt des Angebots angetan, versuchte ich das vorher Aufgeschnappte zu einem eigenen Menü zusammenzustellen. Immer mit einem sehnsüchtigen Blick in Richtung Getränkeabteilung gerichtet, füllte sich mein Einkaufskorb ohne Rücksichtnahme auf das Preis-Leistungs-Verhältnis. Geleitet von der verschwommenen Sicht, wurden Sachen eingekauft, welche dann als Zierde bis zum Verfallsdatum die Küche schmückten. Bevor ich dann zur Kasse einbog, versorgte ich mich noch mit Bier, das man zu Hause noch vor dem Auspacken der restlichen Lebensmittel erst einmal einschenkte. Danach wurde in aller Ruhe die weitere Vorgehensweise ausgetüftelt. Kurz vor der tatsächlichen Ausführung der Wunschvorstellung stellte sich auch rechtzeitig der Hunger ab, sodass ich den Plan auf ungewisse Zeit verschob. Um vor den anderen nicht als Versager dazustehen, aß ich etwas beim Metzger und berichtete danach ausführlich von meinen Kochkünsten, welche ich mir vorab aus einem Buch herausgelesen hatte.
Diesem undisziplinierten Umgang mit dem Körper musste ich letztendlich Tribut zollen. Der enorme Gewichtsverlust stellte meine Standfestigkeit bei aufkommenden Windböen oder alkoholbedingten Schwankungen erheblich infrage. Da bei einem ehemaligen Arbeitskollegen und zugleich guten Bekannten ähnliche Symptome auftraten, schlossen wir uns an den Wochenenden zu einer Essgemeinschaft zusammen. Dies machte die Runde und so gesellten sich mit der Zeit zwei bis drei weitere Personen hinzu. Um in nichts nachzustehen, wurde allgemein gut gegessen und danach dementsprechend gebechert. In diesem Kreis befand sich auch ein guter Kollege, der seit zwei Jahren abstinent war und daher nur Spezi trank. Leider verließ er uns durch seinen plötzlichen Tod viel zu früh. Auch ein anderer aus unserer Tafelrunde verstarb drei Monate später an den Folgen des Alkohols und nicht an denen des Essens. Somit verblieben nur noch wir als Gründungsmitglieder und setzten das gemeinsame Sonntagsessen bis zum Anfang meiner Therapie fort.
Wenn dem Körper wichtige Nahrungsmittel vorenthalten werden, wird er automatisch in seiner Funktionsfähigkeit eingeschränkt. Bei mir äußerte sich dies vor allem in der ständigen Mattigkeit, welche keine größeren Aktivitäten mehr zuließ. Man war froh, abends nach Dienstschluss wieder die gewohnte, stickige Kneipenluft einatmen zu dürfen. Durch die geringe Zufuhr an frischem Sauerstoff geriet auch das Immunsystem ins Wanken. Erkältungen mit Fieberschüben, plötzliches Auftreten von Nasenbluten durch erhöhten Blutdruck oder Gelenkschmerzen bildeten nur eine Wenigkeit der durch den Alkohol bedingten Begleiterscheinungen. Mein Körper war gegen diese Fülle an gesundheitsgefährdenden Einwirkungen nicht mehr gefeit und musste sich letztendlich geschlagen geben. Aus dieser absichtlich herbeigeführten Entkräftung entstand ein schmerzhaftes Zusammenziehen der Muskeln. Selbst beim Anfassen des Bierglases oder im Verlauf einer Zigarettenpause verkrampften sich die Finger derart, dass ich sie erst mit der anderen Hand vom Objekt der Begierde lösen musste. Von diesen Krämpfen wurden ausnahmslos alle Körperteile, die irgendeinen Muskel vorzuweisen hatten, in regelmäßigen Abständen heimgesucht. Auch der Magen schreckte vor solchen Koliken nicht zurück. Besonders erschwerende Umstände lösten diese Attacken in der Einschlafphase aus. Lag man fünf Minuten ruhig auf einer Seite und die Gliedmaßen wirkten entspannt, genügte nur ein einziger Gedanke an eine Muskelverhärtung, so wurde diese prompt vom Gehirn aus auf den Plan gerufen. Aus dem ersehnten Schlaf entwickelte sich ein stetiger Kampf gegen lästige Schmerzen, welche mich dazu nötigten, das Bett für Lockerungsübungen zu verlassen. Mit den daraus entstandenen Auswirkungen in Form von Muskelkater durfte ich mich am nächsten Tag ausgiebig beschäftigen. Besonders heikel waren diese krampfartigen Anfälle vor allem während des Autofahrens. Mehrfach trat ein solcher aus unerklärlichem Grund unterhalb des Rippenbogens auf und veranlasste mich zu einem unbeschreiblichen Tanz am Lenkrad. Um das Leiden einigermaßen erträglich zu gestalten, versuchte ich es mit der Einnahme von Magnesiumtabletten. Trat dann eine Besserung auf, geriet diese Maßnahme schon bald wieder in Vergessenheit.
Da sich Alkohol und Nikotin hervorragend in ihren Eigenschaften ergänzten, gehörten Durchblutungsstörungen zu einer weiteren Folgeerscheinung meines unachtsam geführten Lebensstils. War das Entfernen vom Barhocker aufgrund eines Toilettenganges unvermeidbar, verneigte man sich unbeabsichtigt vor den anderen, da sich zumindest ein Bein noch im Tiefschlaf befand. Anstatt aus diesen Beeinträchtigungen eine heilsame Lehre gezogen zu haben, erlitt ich lieber die Peinigungen und blieb meiner eingeschlagenen Lebensführung treu. Dies nennt man erbrachte Hingabe für eine zum Scheitern verurteilte Vorgehensweise. An dieser plötzlich eintretenden Gefühllosigkeit in den unteren Extremitäten habe ich auch heute noch ab und an zu leiden. Bei längerem Sitzen in Bus oder Bahn überprüfe ich jedoch fortan vor dem Aussteigen die Tragfähigkeit und erspare mir dadurch einstige peinliche Abgänge. Die im alkoholischen Zustand davongetragenen Verletzungen veranlassten mich zu einer vorsichtigeren Gangart. Schon allein der Anblick einer Wendeltreppe ließ mein Herz im negativen Sinne höher schlagen. Alles, was nicht ebenerdig war, wurde von mir als Hindernis angesehen und ich versuchte dieses, so gut es ging zu umgehen.
Besonders nervenaufreibend und schweißtreibend gestaltete sich die Fahrt zum Therapieplatz nach Wilhelmsheim. Mit schlottrigen Beinen und einer inneren Unruhe erreichte ich zusammen mit den zwei Koffern und einer Tragetasche das erste Etappenziel Augsburg. Zu meinem Entsetzen hatte weder die ab- noch aufwärtsführende Treppe eine Geländerstange zum Festhalten. Da stand ich nun wie ein gebrochener Mann vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Erst einmal ließ ich alle Reisenden passieren und bewunderte ihre Leichtfüßigkeit, mit der sie sich in die Tiefe stürzten. Danach nahm ich einen Koffer und stützte mich während des Abstiegs mit der rechten Körperhälfte an der Mauer ab. Nach einiger Zeit hatte ich das ganze Hab und Gut unterhalb von Gleis 7 deponiert und bewegte mich nach kurzem Verschnaufen in Richtung Bahnsteig 1. Dort konnte ich den mittlerweile eingespielten Ablauf dann treppauf wiederholen. Als ich schließlich im ICE nach Stuttgart saß, benötigte mein Körper über eine Stunde, um sich von diesem Stress einigermaßen zu erholen. In dieser Phase verfluchte ich erstmals den Alkohol, der mich zu einer gehbehinderten Person gemacht hatte. In der Hoffnung, dass dieses Leid bald ein Ende finden sollte, verließ ich in Stuttgart den Zug, wo eine noch größere Belastungsprobe auf mich wartete. Aufgrund von Wartungsarbeiten befand sich der Personenaufzug ins Untergeschoss zur S-Bahn außer Betrieb und die Rolltreppe abwärts war wegen technischen Defekts gesperrt. Als ich so hilflos in die Tiefe blickte, nahmen sich zwei Bahnbedienstete meiner an und trugen das gesamte Gepäck die Steintreppe hinab. Es war wie ein Wink von irgendwoher, welcher mir zeigte, dass der von mir eingeschlagene Weg der Richtige sei.
Die einstige Verunsicherung bei der Fortbewegung hinterließ Folgeschäden, mit denen ich noch heute zu kämpfen habe. Da das Gleichgewicht von vielen körperlichen Funktionen abhängig ist, entstanden durch die Fremdeinwirkung durch übermäßiges Trinken verschiedene Störungen, welche zu unkontrollierten Bewegungsabläufen führten. Daher genügte ein einziger Blick gen Himmel, um die Balance zu verlieren. Nach einem ausgiebigen Kneipenbesuch war das Gehirn nur noch bedingt einsatzfähig und dadurch kam es unweigerlich zu Unstimmigkeiten bei der Absprache mit der Motorik. Die Beine wollten nicht so wie der Kopf und deshalb kam es beim Laufen zum Verkanten der Füße, welches entweder einen Sturz zur Folge hatte oder aber in einer Serie von ausgreifenden Schritten endete.
In dem Wirrwarr der letzten Monate vor der Heilbehandlung schmiedeten die Organe einen Komplott gegen mich, um wieder Vernunft walten zu lassen. Allen voran erwies sich die Fettleber durch ein Stechen unterhalb des rechten Rippenbogens als zuverlässiger Peiniger. Sobald ich wieder einmal das Maß überschritt, setzte es sofort schmerzhafte Seitenhiebe, welche mich bei anfallenden Tätigkeiten stark beeinträchtigten. Auch das Herz stand dieser Quälerei in nichts nach und versuchte mir durch starkes Klopfen sowie Reißen Angst einzujagen. Zu meinem Erstaunen kündigte auch das Zahnfleisch den Pachtvertrag mit dem Gebiss und die Zähne machten sich selbstständig. Wer nicht freiwillig seinen Platz räumte, wurde vom Dentisten ohne großes Aufsehen entfernt. Auch im Gesicht zeichneten sich die bei Alkoholikern typischen Gefäßspinnen ab. Die anfangs noch rötlichen Äderchen verfärbten sich zum Ende hin blau und gaben Anlass zu lästigen Fragen: „Hast du eins auf die Nase bekommen oder eine Mauer abgeküsst?“ Solche und ähnliche musste ich über mich ergehen lassen, bevor ich selbst eine Bestandsaufnahme vom Gesicht machte. Tatsächlich fanden sich in dem aufgedunsenen Aussehen farbliche Kontraste, die besonders bei Kälte Wirkung zeigten.
Diese Auswahl an seelischen und körperlichen Gebrechen, verursacht durch den unkontrollierten Umgang mit Alkohol, gab schließlich den Ausschlag für eine sofortige therapeutische Maßnahme, welche ich dann zu meinem Wohlergehen ergriff.