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Die Fahrt von Orlando nach Tarpon Springs dauert zwei Stunden. Währenddessen versuche ich ein wenig zu schlafen. Doch ich bekomme keine Ruhe. Zum einen liegt es daran, dass ich mir wünsche in meinem Bett zu liegen, was eindeutig bequemer wäre, als mich aufrecht auf einem unbequemen Sitz zu befinden. Ich will mich unter eine dicke Decke kuscheln, anstatt meinen Kopf an eine harte Scheibe lehnen zu müssen und jedes Mal durchgerüttelt zu werden, wenn der Bus durch ein Schlagloch fährt.

Zum anderen trägt der Typ aber auch seinen Teil dazu bei, dass ich keine Ahnung habe, wie ich ruhiger werden soll. Er will mir nicht aus dem Kopf gehen, was ich aber vor allem auf seine geheimnisvolle Art schiebe. Wir haben uns nur oberflächlich unterhalten, und dennoch hat er es geschafft, sich in meine Gedanken zu schleichen.

Leise grummelnd drehe ich die Musik auf meinem Handy noch ein wenig lauter, wobei ich darauf achte es nicht zu übertreiben, um die anderen Fahrgäste nicht zu stören. Ich mache sie laut genug, dass ich die Unterhaltungen, die um mich herumgeführt werden, nicht mehr hören kann. Bringen tut es aber nichts. Deswegen starre ich hinaus und schaue mir die Landschaft an, an der wir vorbeifahren.

Als der Bus endlich ankommt, tut mir jeder einzelne Knochen weh. Da ich einen Platz am Fenster erwischt habe, konnte ich mich kaum bewegen, geschweige denn die Beine einmal ausstrecken. Erst dachte ich, dass das eine gute Idee wäre, nun bin ich mir sicher, dass es genau das nicht war.

Ja, die Ankunft in meinem neuen Leben war nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Doch ich habe nicht vor, mich davon runterziehen zu lassen. Ich habe mich schließlich nicht dazu entschieden, ins sonnige Florida zu ziehen, um mit schlechter Laune zu starten, auch wenn ich die vorhin hatte. Nein, ich werde nun in die hinterste Ecke verschieben.

Schnell verlasse ich den Bus und nehme meine Koffer entgegen, die der Busfahrer herausstellt. Ich entferne mich ein paar Schritte und schaue mich nach einem freien Taxi um. Doch bevor ich eines entdecken kann, taucht eine Person vor mir auf, die es schafft, dass sich ein glückliches Lächeln auf meinem Gesicht bildet.

Winkend steht meine Stiefmutter Monica neben ihrem Wagen und grinst von einem Ohr bis zum anderen. In ihrer kurzen Hose und ihrem engen Oberteil sieht sie ein paar Jahre jünger aus, als sie es eigentlich ist. Ihre roten Haare hat sie zu einem Zopf gebunden, sodass sie ihr nicht im Gesicht hängen. Leichtes Make-up erhellt ihre sonnengebräunte Haut.

„Hi“, rufe ich zur Begrüßung und gehe so schnell wie möglich zu ihr.

„Es tut mir so Leid. Heute herrscht ein totales Chaos. Obwohl, nein. Das geht schon seit ein paar Tagen so. Hätte ich gewusst, dass dein Dad keine Zeit hat, dich zu holen, hätte ich schon viel eher Feierabend gemacht und wäre zum Flughafen gefahren. Aber er hat mir erst vor einer Stunde Bescheid gegeben. Und da warst du schon unterwegs. Da brauchte ich mich auch nicht mehr auf den Weg zu machen.“

„Geht es ihm gut?“, erkundige ich mich. Ich muss zugeben, dass er zwischendurch schon schusselig ist und auch mal Dinge vergisst, wenn er viel um die Ohren hat. Aber so ein Verhalten kenne ich nicht von ihm. Deswegen mache ich mir nun doch ein wenig Sorgen.

„Ja, alles bestens“, antwortet Monica und winkt ab. „Er hat nur soviel um die Ohren, dass er kaum zum Essen kommt. Sie sind auf dem Revier zurzeit unterbesetzt. Und für diejenigen, die da sind, ist es einfach zu viel.“

„Oh“, sage ich nur. Als Polizist schiebt er öfters Überstunden, als es ihm lieb ist. Man sollte eigentlich meinen, dass er damit angefangen hat weniger zu arbeiten, als er älter geworden ist. Doch es kommt mir so vor, als wäre es eher das Gegenteil. Und ich bin mir sicher, dass auch Monica es bereits gemerkt hat.

„Es sind viele wichtige Fälle auf seinem Schreibtisch gelandet. Du kennst es ja. Er macht so lange, bis er sie abgearbeitet hat. Aber er ist erwachsen und lässt sich ja doch nichts vorschreiben. Deswegen versuche ich es erst gar nicht. Außerdem gehe ich mal davon aus, dass es kein Zustand ist, der ewig anhalten wird. Es wird auch wieder ruhiger werden.“ Während sie spricht umarmt sie mich und drückt mir noch einen Kuss auf die Wange.

Ich liebe die herzliche Art meiner Stiefmutter. Sie ist mit der Grund dafür, dass wir uns von Anfang an so gut verstanden haben. Ich gebe zu, als mein Dad vor vier Jahren meinte, dass er eine neue Freundin hat und sie heiraten will, war meine größte Befürchtung, dass es nur Ärger geben wird. Von solchen Geschichten habe ich mehr als genug gehört. Von der bösen Stiefmutter und den armen Kindern. Monica hat es sofort geschafft, mir die Angst zu nehmen. Und mittlerweile sind wir gute Freundinnen, worüber ich froh bin.

„Ich bin mir sicher, dass die Busreise nicht ruhig war und nach einem 13 Stunden Flug auch sicherlich nicht einfach“, murmelt sie und schaut zu ein paar älteren Frauen, die nur wenige Schritte von uns entfernt stehen und wie wild auf einen Taxifahrer einreden. Genervt verdreht er die Augen.

Die Gruppe war mir seit unserer Abfahrt am Flughafen bereits auch mehrere Male aufgefallen und das nicht unbedingt wegen ihrer leisen Gespräche. Zwischendurch haben sie es sogar geschafft die laute Musik zu übertönen, die aus meinen Kopfhörern kam.

„Ja, aber ich konnte mich beschäftigen“, erwidere ich und halte mein Handy ein Stück nach oben. „Ich habe Musik gehört und die Landschaft betrachtet. So konnte ich es ausblenden.“ Gleichzeitig nicke ich kurz in die Richtung der Frauen, was dafür sorgt, dass Monica leise lacht.

Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Die stechend grünen Augen des Mannes, mit dem ich vorhin zusammengestoßen bin, haben mich auch ein wenig abgelenkt. Allerdings bin ich schlau genug, um den Punkt für mich zu behalten. Schließlich bin ich nicht in die USA gekommen, um mir hier sofort einen Freund zu suchen und mich in eine Romanze zu stürzen. In erster Linie will ich beruflich erfolgreich als Friseurin sein und vielleicht sogar mein eigenes Geschäft eröffnen. Da hat die Liebe noch ein paar Jahre Zeit. So ist mein Plan und bei dem werde ich bleiben.

„Gestern Abend habe ich dein Zimmer soweit fertig gemacht, dass du nichts mehr machen musst“, eröffnet sie mir und verfrachtet einen der Koffer im Auto. „Ich kann mir vorstellen, dass du bestimmt jetzt keine Lust mehr dazu hast. Mir würde es nicht anders gehen.“

„Das hättest du nicht machen müssen“, wende ich ein, obwohl ich weiß, dass es nun auch nichts mehr bringt. Monica ist keine Frau, die sich von ihrem Vorhaben abbringen lässt, wenn sie es machen will. Noch ein Grund wieso wir uns so gut verstehen. Sie hat mich dazu ermutigt, dass ich meinen Weg gehen soll, auch wenn andere ihn vielleicht nicht gut finden.

In den letzten Jahren war ich immer gerne hier. Auch, wenn es immer nur während der Ferien war. Und genauso ist es auch jetzt. Es kommt mir vor, als hätte man mir eine riesige Last von den Schultern genommen, als ich das Flugzeug verlassen habe. Hier kann ich, ich selber sein. Und das war auch einer der Gründe dafür, dass ich mich dafür entschieden habe.

Klar, es fiel mir nicht leicht, meine Mutter und meine Freunde in Deutschland zurückzulassen. Aber ich lebe nur in einem anderen Land, nicht auf einem anderen Planeten. Auch wenn man sich nicht mal eben ins Auto setzen kann, um mich zu besuchen. Dennoch bin ich mir darüber bewusst, dass es nicht leicht werden wird. Doch ich bin gewillt es in Kauf zu nehmen.

„Danke, dass du mich abholst“, murmle ich vor mir hin.

„Das ist doch überhaupt kein Problem“, winkt sie ab und fädelt sich in den Verkehr ein, nachdem sie den Motor gestartet hat.

Die nächste halbe Stunde fährt sie schweigend durch die Straßen, bis wir das Wohngebiet erreicht haben, in dem sie mit meinem Dad wohnt. Unterschiedlich große Einfamilienhäuser stehen hier und Kinder spielen auf der Straße oder in den Vorgärten. Die Väter stehen daneben und waschen ihre Autos oder die Mütter sitzen auf der Veranda, unterhalten sich und lassen ihren Nachwuchs nicht aus den Augen. Vor manchen Häusern stehen kleine Vans, während andere Einfahrten leer sind.

„Es freuen sich alle aus der Nachbarschaft, dass du hier bleibst. Deswegen dachten wir uns, dass wir morgen ein kleines Grillfest veranstalten. Natürlich nur, wenn du auch Lust dazu hast.“

„Das wäre super“, antworte ich, auch wenn ich mir sicher bin, dass es nicht klein werden wird. Ich liebe die Grillfeste, die in der Nachbarschaft beinahe wöchentlich veranstaltet werden. Es gibt soviel zu essen, dass man am Ende des Abends noch einen ganzen Stützpunkt versorgen kann und es ist so laut, dass an Schlaf nicht zu denken ist, wenn man sich dazu entschließt, nicht anwesend zu sein. In den letzten Jahren habe ich die Erfahrung gemacht, dass das auch keiner will.

Wenn gefeiert wird, wird es auch richtig.

„Ich werde mir in den nächsten Tagen auch einen Nachmittag freischaufeln, sodass wir ein paar neue Dinge für dein Zimmer besorgen können.“

„Das brauchst du nicht“, erwidere ich und schüttle den Kopf. „Ich werde euch sicherlich nicht lange hier auf die Nerven gehen. So schnell wie möglich will ich mir eine Wohnung suchen, sobald ich eine feste Stelle habe“, erläutere ich ihr mein Vorhaben.

„Ach, jetzt hör aber mal auf. Wir sind beide froh, dass du hier bist. Das Haus ist für deinen Vater und mich alleine eigentlich viel zu groß. Deswegen nehme dir die Zeit, die du brauchst und komm erstmal an. Du wirst noch Zeit genug haben, dich um einen eigenen Haushalt zu kümmern“, erwidert sie und schließt den Kofferraum. Schnell zieht sie einen der Koffer hinter sich her und stellt alles in dem riesigen Eingangsbereich ab, nachdem sie die Haustür geöffnet hat.

„Willkommen zu Hause.“ Sie zwinkert mir einmal kurz zu, ehe sie in die Richtung der Küche geht und durch die Tür verschwindet.

Ich bleibe noch stehen und schaue mich um. Sofort erkenne ich, dass alles noch so aussieht, wie es vor einem Jahr der Fall war. Die hellen Wände und der ebenfalls helle Boden sorgen dafür, dass der Raum noch größer aussieht, als er es eh schon ist. Die großen Fenster, die sich rechts und links neben der Tür befinden, lassen das Sonnenlicht hinein. Im Kontrast dazu stehen die dunkelbraunen Möbel, für die sie sich entschieden haben. Alles in einem ergibt ein harmonisches Bild, sodass man sich hier direkt wohlfühlt.

So müde ich vorhin noch war, so fit bin ich jetzt. Ich stecke voller Tatendrang und will alles in Angriff nehmen, was ich mir vorgenommen habe. Deswegen greife ich mir ein paar meiner Taschen und gehe die offene Treppe nach oben.

„Fuck“, entfährt es mir, als ich in der geöffneten Tür zu meinem Schlafzimmer stehe und den Raum begutachte. Obwohl ich ja finde, dass der Ausdruck noch untertrieben ist. Man kann es nicht einmal als Schlafzimmer bezeichnen.

Jugendzimmer trifft es eher, denke ich und schaue mich prüfend um. Es sieht noch genauso aus, wie ich es vor einem Jahr verlassen habe. An den Wänden hängen Bilder von meinen Freundinnen und mir, die auf Ausflügen entstanden sind, die schon einige Jahre her sind. In einem der vielen Regale kann ich sogar noch Schulbücher erkennen, die ich nun aber sicherlich nicht mehr brauchen werde. Ich nehme mir vor, dass ich in den nächsten Tagen auf jeden Fall ausmisten werde.

Im Vorbeigehen werfe ich meine Taschen auf das Bett und lasse den Koffer davor stehen. Ich stelle mich ans Fenster und betrachte die Straße. Da es mittags ist, leert sie sich ein wenig. Ein paar Nachbarskinder verschwinden im Inneren ihrer Häuser, sodass es nur noch die älteren Kids sind, die draußen bleiben. Da ich in der Vergangenheit öfter auf die jüngeren Kinder aufgepasst habe, weiß ich aber, dass es nicht lange so sein wird. Direkt nach dem Essen werden alle wieder hinausstürmen und die Nachbarschaft unsicher machen. Das ist aber noch so ein Grund dafür, dass ich es hier so liebe. Mit meiner Mom habe ich in einem Mehrfamilienhaus gewohnt, was sich direkt an einer Hauptstraße befunden hat. Da haben die Kids nicht so viele Freiheiten wie es hier der Fall ist.

Mein Blick schweift weiter, wobei er an einem dunklen, teuer aussehenden, Geländewagen hängen bleibt, der ein paar Meter weiter am Straßenrand steht. Ich kenne die Autos, die sich in solchen Gegenden befinden. Und ehrlich gesagt sieht das nicht so aus, als würde es einem Anwohner gefahren werden.

Wäre das hier ein Film würde ich eher schätzen, dass er einem Verbrecher gehört. So ist es zumindest immer in den Filmen. Doch das hier ist so ziemlich die ruhigste Wohngegend, die man sich nur vorstellen kann.

Und trotzdem zieht dieser Wagen meine Aufmerksamkeit auf sich. Er steht im Schatten einer der vielen Bäume. Doch er ist hier so auffällig, dass das auch nichts bringt.

Ich bin so sehr auf ihn konzentriert, dass ich erschrocken zusammenzucke, als eine laute Stimme hinter mir ertönt. Ruckartig drehe ich mich auf der Stelle um und schaue die Person mit weit geöffneten Augen an, die mir da gegenüber steht.

„Was ist denn mit dir los? Du bist doch sonst nicht so schreckhaft“, stellt Katie fest, als sie mich aufmerksam betrachtet.

Katie ist meine älteste Freundin in den USA. Mittlerweile kennen wir uns schon seit Jahren und ich bin froh darüber, dass wir uns über den Weg gelaufen sind. Sie hat mir hier einiges einfacher gemacht.

„Ich war gerade nur in Gedanken“, erwidere ich und zucke mit den Schultern.

Sie sieht mich noch so an, als würde sie mir kein Wort glauben. Ich mache mich sogar darauf gefasst, dass sie weiter nachfragt. Doch zu meiner Überraschung macht sie das nicht. Stattdessen kommt sie näher und lässt sich auf die Bettkante sinken, wobei sie ihre Tasche neben sich auf den Boden stellt und ihr Rock von rechts nach links schwingt.

„Und? Wie war dein Flug? Sind dir heiße Typen begegnet?“

„Langweilig und nein“, antworte ich nur. Gleichzeitig gehe ich zu meinem Koffer und werfe ihn aufs Bett, um ihn zu öffnen.

„Du willst doch jetzt nicht wirklich anfangen, den auszupacken, oder?“ Ihre Stimme klingt beinahe entsetzt. Und auch ihr Gesichtsausdruck passt dazu.

„Ja, eigentlich hatte ich das vor.“

„Vergiss es“, bestimmt sie und schüttelt energisch den Kopf. „Dafür wirst du noch genug Zeit haben, schließlich wohnst du jetzt hier. Nun werden wir aber an den Strand fahren, dort essen und Spaß haben.“ Sie greift mit der einen Hand nach meiner Tasche und mit der anderen nach meinem Handgelenk. Ich habe nicht einmal die Chance, ein Argument vorzubringen, so schnell ist sie.

Auf der anderen Seite will ich das aber auch gar nicht. Insgeheim bin ich froh darüber, dass ich nicht hier drin sitzen muss. In den nächsten Tagen werde ich genug zu tun haben, sodass ich wahrscheinlich nicht sehr viel Zeit mit meiner Freundin verbringen kann. In den ersten Tagen habe ich noch einige Dinge zu erledigen. Deswegen lasse ich mich von ihr hinter sich herziehen, bis wir ihren Wagen erreicht haben.

Ein letztes Mal begutachte ich noch einmal den schwarzen Geländewagen, der noch immer da steht. Ich kann nichts gegen das unbehagliche Gefühl unternehmen, was sich in mir breit macht. Und normalerweise kann ich mich immer darauf verlassen. Deswegen rufe ich mir wieder in Erinnerung, dass hier nie etwas passiert. Deswegen hat mein Dad auch ein Haus in dieser Gegend ausgesucht. Schließlich hat er auf der Arbeit schon genug mit Verbrechen zu tun.

„Hast du schon Vorstellungsgespräche vereinbart?“, fragt Katie mich, als wir uns eine halbe Stunde später einen freien Tisch in der Strandbar gesucht haben.

„Drei Stück. Es sind völlig unterschiedliche Salons, sodass ich mich nicht wirklich darauf vorbereiten kann. Aber im Endeffekt wird es eh nur darum gehen, wie gut ich mit Haaren umgehen kann.“

„Das wird eh überbewertet. Ich bin der Meinung, dass man das antworten sollte, was einem als Erstes in den Kopf kommt. Ehrlichkeit und so. So habe ich auch meinen Job in dem Restaurant bekommen.“

Nachdenklich schaue ich sie an. Ich bin ehrlich, wenn ich sage, dass ich noch nie so genau darüber nachgedacht habe. Eigentlich bin ich auch derjenige, der es lieber auf sich zukommen lässt. In dem speziellen Fall habe ich aber versucht mich wenigstens ein wenig vorzubereiten. Heißt also, dass ich mich wenigstens über die Geschäfte ein wenig schlau gemacht habe. Es ist gut zu hören, dass meine Freundin anscheinend der gleichen Meinung ist, wie ich auch.

Ich will gerade den Mund öffnen, als ich auf die Straße schaue. Und was ich dort entdecke, überrascht mich. Der Geländewagen, den ich schon vor dem Haus meiner Eltern gesehen habe, steht auf der anderen Straßenseite, nur ein paar Meter entfernt. Mir ist bewusst, dass es mehrere davon gibt, schließlich ist es ein schönes Auto, und es dementsprechend nichts zu bedeuten hat. Auf der anderen Seite bin ich mir sicher, dass es der gleiche Wagen ist.

„Ich bin gleich wieder da“, erkläre ich und stehe gleichzeitig auf. Ich lasse den Wagen nicht aus den Augen. Ich habe keine Ahnung, wer sich auf der anderen Seite der Fenster befindet, doch ich habe vor, es herauszufinden. Und wenn es nur darum geht, meine aufgebrachten Nerven zu beruhigen.

„Wo willst du hin?“ Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Katie mich irritiert ansieht. Doch die Erklärung muss warten.

Mit schnellen Schritten nähere ich mich ihm. Ich lasse nicht den kleinsten Zweifel daran, wohin ich will. Doch kaum komme ich in seine Nähe, wird der Motor schlagartig gestartet und der tiefe Ton des Auspuffs dröhnt in meinen Ohren. Er verschwindet mit durchdrehenden Reifen, so schnell, dass es nicht lange dauert, bis er aus meinem Sichtfeld verschwunden ist.

Ich hingegen bleibe mitten auf der Straße stehen und schaue ihm nach. In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken. Vorhin habe ich mir noch eingeredet, dass es ein Zufall ist. Nun bin ich mir da aber nicht mehr so sicher.

Verwirrt schaue ich ihm nach, auch als ich ihn schon längst nicht mehr sehe.

„Kannst du mir mal verraten, wer das war?“ Katie taucht neben mir auf und schaut ebenfalls in die Richtung, in die der Wagen verschwunden ist. Sie konzentriert sich auf mich.

„Ich habe keine Ahnung“, flüstere ich so leise, dass ich meine eigenen Worte kaum verstehen kann. Innerlich versuche ich mir noch immer einzureden, dass es ein blöder Zufall ist. Doch ich finde es schon merkwürdig, dass er einfach verschwunden ist. Und das ist ein Grund, den ich als Bestätigung für mein merkwürdiges Gefühl nehme. Schließlich würde das wohl kaum ein normaler Mensch machen.

Aber ich wünsche mir, dass ich mich getäuscht habe. Ich weiß nicht, an was mein Dad da genau arbeitet. Aber ich kann mir denken, dass die letzten Sekunden wahrscheinlich kein gutes Zeichen waren, wenn es wirklich mit ihm zu tun hat.

Ja, die meisten würden jetzt wahrscheinlich Panik bekommen. Bei mir ist es anders. Es ist eher das Gegenteil der Fall. Ich bin neugierig, wer es war.

Love and Crime

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