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Am nächsten Nachmittag sitze ich im Schneidersitz auf meinem Bett und betrachte den Inhalt des Schrankes, den ich vorhin angefangen habe einzuräumen. Noch immer liegen ein paar der Klamotten auf dem Boden verteilt. In den letzten Tagen war ich so sehr darauf konzentriert, mich wenigstens einigermaßen auf die Gespräche vorzubereiten, dass ich mir überhaupt keine Gedanken darüber gemacht habe, was ich anziehen soll. Das erste Gespräch ist bereits heute und danach direkt das Grillfest. Ich brauche also etwas, was ich zu beiden Terminen tragen kann, da ich nicht absehen kann, ob ich mich vorher noch umziehen kann.

Seufzend stehe ich auf und gehe noch einmal, zum gefühlt hunderten Mal, alles durch, was infrage kommen würde. Egal, ob es ein Rock und eine Bluse, oder ein Hosenanzug ist. Doch auch jetzt habe ich keine Eingebung, was das richtige Outfit ist. Außerdem wandert mein Kopf immer wieder zum Fenster und ich schaue hinaus. Ich will kontrollieren, ob der Wagen wieder da steht, wo er sich gestern befunden hat. Doch soweit ich das beurteilen kann ist er bis jetzt noch nicht wieder aufgetaucht.

Oder er befindet sich an einer Stelle, die ich von hier aus nicht im Blick habe.

„Mein Rat an dich: Zieh dir bequeme Klamotten an. Als Friseurin geht es nicht darum, dass du den ganzen Tag in so engen Klamotten da stehst, in denen du kaum atmen kannst. Und auch nicht darum, die höchsten Schuhe an den Füßen zu haben, nur um einen Kopf größer zu sein“, ertönt die Stimme von Monica hinter mir. „Sondern darum, dass zu tragen, was zwar gut aussieht, aber in dem man sich wohlfühlt.“ Mit vor der Brust verschränkten Armen steht sie in der Tür und lächelt mich an.

„Das Problem ist nur, dass ich mich in allen Sachen wohlfühle“, gebe ich zurück.

„Ich würde eine Jeans und ein normales Shirt oder Top empfehlen. Und Sneaker.“ Mehr sagt sie nicht, sondern dreht sich um und verschwindet genauso schnell, wie sie gekommen ist.

Ja, ich muss zugeben, dass sie recht hat. Schließlich stehe ich in dem Beruf die meiste Zeit und laufe hin und her. Die Erfahrung habe ich bereits in der Ausbildung gemacht. Ich bin mir nicht sicher, ob es das richtige Outfit für ein Vorstellungsgespräch ist. Trotzdem greife ich nach einer Jeans und einem schwarzen Shirt mit V-Ausschnitt, die ich mir schnell überziehe. Schnell mache ich mich fertig, da ich bereits spät dran bin.

„Kann ich deinen Wagen nehmen?“, frage ich Monica, als ich wenig später die Küche betrete. „Ich werde ihn auch nicht lange brauchen, sondern direkt danach wieder herkommen. Es ist ja auch das Grillfest nachher.“

„Nimm ihn ruhig und lass dir Zeit. Ich brauche ihn heute nicht mehr. Für die Feier habe ich alles hier, was ich brauche. Und sollte doch was fehlen, werde ich dir einfach eine Nachricht schreiben, damit du es mitbringst.“ Monica zieht die Schlüssel aus ihrer Tasche und wirft sie mir zu. Mit der rechten Hand fange ich sie auf, lasse sie jedoch sofort wieder fallen.

„Verdammt“, fluche ich und betrachte meine Handinnenfläche. Die Spitze des Schlüssels hat sich mir ins Fleisch gebohrt und eine schmerzende Stelle hinterlassen.

„Das tut mir leid“, entschuldigt Monica sich sofort und kommt zu mir.

„Das braucht es nicht. Wo auch immer das Fettnäpfchen ist, ich trete hinein. Was das angeht, bin ich ziemlich zielsicher“, seufze ich. Das war schon immer so und ich habe die Befürchtung, dass sich das auch nicht mehr ändern wird. Es ist trotzdem nervig und ich wünsche mir, dass es nur einmal nicht so ist. Bis jetzt habe ich noch nichts ausgelassen.

„Keine Sorge, ich bin mir sicher, dass sie dich lieben werden und alles glatt laufen wird. Du hast keinen Grund um nervös zu werden.“ Aufmunternd sieht sie mich an. Ich hingegen versuche meine Nervosität so weit in den Griff zu bekommen, dass ich mich überhaupt hinters Steuer setzen kann, ohne einen Unfall zu bauen.

Außerdem gefällt es mir überhaupt nicht, dass ich es anscheinend nicht für mich behalten kann.

„Viel Glück“, wünscht sie mir noch, als sie an mir vorbeigeht und zwinkert mir zu.

Bevor ich es mir anders überlegen und alles abblasen kann, hebe ich sie auf und verschwinde.

Der Friseursalon befindet sich mitten in der Stadt in einer Gegend, in der es immer voll ist. Schnell finde ich einen freien Parkplatz direkt vor dem Laden, was aber wohl eher ein Glücksfall ist.

Ich bleibe vor dem Laden stehen und betrachte ihn. Von außen sieht er klein und gemütlich aus. Vor dem Laden und in den Schaufenstern befinden sich bunte Blumen, die einladend wirken und gute Laune verbreiten. Dazwischen wurden Bilder von unterschiedlichen Frisuren und Haarfarben in Szene gesetzt. Sie zeigen mir, dass es vielleicht ein kleiner Laden ist, aber die Angestellten dennoch wissen, was sie tun.

Der Anblick lässt mich noch nervöser werden. Schnell schiebe ich in den hintersten Teil meines Körpers und straffe die Schultern. Ohne mir weiter den Kopf zu zerbrechen, was ich eh schon genug getan habe, öffne ich die Tür und gehe hinein.

Im Inneren befindet sich mir gegenüber eine kleine Theke, auf der sich auch eine riesige Pflanze befindet, die beinahe den halben Platz einnimmt. Auf der anderen Hälfte steht ein Computer-Bildschirm und daneben eine Tastatur. Rechts neben der Tür befindet sich eine kleine Warteecke.

„Hi, willkommen bei Sally. Hast du einen Termin?“, werde ich von einer Blondine begrüßt, die mich glücklich anstrahlt. „Ich bin Hannah.“

„Hi, ich habe ein Vorstellungsgespräch bei …“, beginne ich. Doch noch bevor ich ausgesprochen habe, strahlt sie mich begeistert an.

„Du musst Harley sein“, ruft sie aus und kommt um den Tresen herum. Ihre Stimme ist so laut, dass sich ein paar der anderen Frauen kurz in unsere Richtung umdrehen. Noch im selben Augenblick konzentrieren sie sich aber wieder auf ihre Arbeit. „Du bist für das Vorstellungsgespräch hier. Unsere Chefin ist hinten und geht gerade die neuen Bestellungen durch.“ Sie dreht mir den Rücken zu und entfernt sich ein paar Schritte. Kurz bleibe ich stehen und frage mich, ob ich ihr folgen soll. Doch ich suche mir einen Weg vorbei an allen.

Hannah hält auf eine Tür zu, die sich im hinteren Bereich des Ladens befindet, wobei sie ein paar Worte mit anderen Frauen wechselt, von denen ich annehme, dass sie Kolleginnen sind. Ohne vorher anzuklopfen, öffnet sie die Tür, nachdem wir sie erreicht haben, und tritt in den Raum.

„Sally?“, ruft sie. Nachdem ich hinter ihr stehen geblieben bin, schaue ich mich suchend um. Gleichzeitig stelle ich fest, dass er größer ist, als ich es erwartet habe. Ich habe mit einem kleinen Abstellraum gerechnet, doch das ist er definitiv nicht. Er ist nicht sonderlich hell erleuchtet, aber genug, dass man alles erkennen kann. Überall stehen geöffnete Kartons und in der Mitte sitzt eine ältere Frau, die ein Klemmbrett in der Hand hat.

„Ja?“, fragt sie, notiert noch etwas und hebt den Kopf.

„Harley Barker ist hier“, eröffnet ihr Hannah und zeigt in meine Richtung.

„Ahh“, ruft sie aus und kommt zu uns. „Ich bin Sally. Mir gehört der Laden. Zurzeit bin ich nicht sehr oft hier, da es einige Probleme gibt, um die ich mich kümmern muss. Es läuft halt nicht immer alles so, wie man das gerne haben würde. Deswegen herrscht hier auch ein wenig Chaos.“

„Hi“, erwidere ich nur. Ich habe mit so ziemlich allem gerechnet. Aber nicht damit, dass alle hier anscheinend eher freundschaftlich miteinander umgehen. Auf jeden Fall macht es bis jetzt den Eindruck auf mich.

„Ich werde verschwinden.“ Schwungvoll dreht Hannah sich um und lässt uns alleine.

Ein wenig unbeholfen bleibe ich an Ort und Stelle stehen und schaue Sally zu, wie sie noch ein paar Dinge aufschreibt.

„Du hast ein beeindruckendes Abschlusszeugnis von deiner Ausbildung bekommen. Das hat mir imponiert“, erklärt sie und sich neben den nächsten Karton und inspiziert den Inhalt.

Kurz bin ich zu überrascht von ihrem Verhalten. Doch schnell finde ich meine Sprache wieder.

„Ja, ich habe als kleines Kind schon gerne andere frisiert. Damals mussten meine Puppen herhalten“, erkläre ich. „Und ich habe meinen Freundinnen die Haare gemacht.“

„Sowas erkennt man sofort. Du gehörst hier hin. Das wusste ich von dem Augenblick an, als ich deine Bewerbung gelesen habe. Daran besteht überhaupt kein Zweifel.“

Ihre Worte überraschen mich genauso sehr, wie die gesamte Situation, in der ich mich befinde. Es ist merkwürdig, sich darüber mit ihr zu unterhalten. In den letzten Jahren hatte ich das eine oder andere Vorstellungsgespräch, als ich mir einen Nebenjob gesucht habe oder auch meine Ausbildungsstelle. Und keines lief auch nur ansatzweise so ab, wie das hier. Deswegen macht sich die Frage in mir breit, ob man das hier überhaupt als ein Vorstellungsgespräch bezeichnen kann. Ein wenig kommt es mir eher so vor, als würde ich mich mit meiner Freundin unterhalten, die ich schon ewig nicht mehr gesprochen habe. Auch, wenn es hierbei ums Geschäft geht.

„Wir sprechen hier alle sehr offen miteinander und wie eine kleine Familie, Hannah war ja schon ein gutes Beispiel. In den letzten Jahren habe ich die Erfahrung gemacht, dass man so Ärger aus dem Weg gehen kann, der sich früher oder später anbahnt. Außerdem war ich noch nie ein Fan von einem Angestellten und Chef Verhalten. Klar bin ich die Chefin, aber das macht mich nicht allwissend, was manche leider immer von sich meinen. Ich gebe zu, dass es Dinge gibt, die ich vorher mit den anderen bespreche, oder mir auch mal eine zweite Meinung einhole.“

„Ja, das habe ich vorhin auch schon gemerkt“, erwidere ich.

Sally macht den Mund auf und will weiter sprechen, als ein schriller Ton zu uns in den Raum dringt, den man überhaupt nicht überhören kann. Auch wenn ich ihn nur selten höre, so weiß ich doch, dass es die Alarmanlage eines Autos ist.

„Oh nein“, seufzt sie und richtet sich erneut auf. „Noch so ein Punkt, um die ich mich dringend kümmern muss, sobald ich die Zeit dazu habe. Die Elektronik von meinem Wagen spinnt. Deswegen springt die Alarmanlage immer wieder an. Er stand schon so oft in der Werkstatt, bis jetzt hat aber noch keiner das Problem gefunden.“ Mit großen Schritten geht sie an mir vorbei nach vorne in den Laden.

Mit großen Schritten folge ich ihr und sehe, dass sich auch ein paar Kunden aus dem Laden bereits vor dem großen Fenster versammelt haben und nach draußen schauen. Und auch auf dem Bürgersteig sind bereits ein paar Fußgänger stehen geblieben.

Auch wenn sich ein paar Menschen vor mir befinden, so erkenne ich doch, dass es nicht der Wagen von Sally ist, der da Alarm schlägt. Es ist meiner.

Eilig gehe ich zur Tür und trete hinaus in die warme Luft. Während ich die Distanz zum Auto überbrücke, ziehe ich den Schlüssel aus meiner Tasche um die Türen zu entriegeln und die Alarmanlage zu deaktivieren. Als ich auf die Fahrerseite gehe, erkenne ich aber den Grund dafür, dass sie angesprungen ist. Und das war sicherlich kein Fehlalarm.

Die Tür steht ein Stück offen und sogar ich kann erkennen, dass sie aufgebrochen wurde. Die Kratzer und das verbogene Metall lassen auch gar keinen anderen Schluss zu. Vorher sah er definitiv noch nicht so aus.

„Ist das dein Wagen?“, erkundigt sich Hannah, nachdem sie ebenfalls den Laden verlassen hat. Sie bleibt ein paar Schritte von mir entfernt stehen und hält sich die Ohren zu.

Eilig gehe ich zur Tür und trete hinaus in die warme Luft. Während ich die Distanz zum Auto überbrücke ziehe ich den Schlüssel aus meiner Tasche, um die Türen zu entriegeln und die Alarmanlage zu deaktivieren. Als ich auf die Fahrerseite gehe, erkenne ich aber den Grund dafür, dass sie angesprungen ist. Und das war sicherlich kein Fehlalarm.

Die Tür steht ein Stück offen und sogar ich kann erkennen, dass sie aufgebrochen wurde. Die Kratzer und das verbogene Metall lassen auch gar keinen anderen Schluss zu. Vorher sah er definitiv noch nicht so aus.

„Ist das dein Wagen?“, erkundigt sich Hannah, nachdem sie ebenfalls den Laden verlassen hat. Sie bleibt ein paar Schritte von mir entfernt stehen und hält sich die Ohren zu.

„Das tut mir leid“, murmelt Hannah und verzieht ein wenig das Gesicht.

„Muss es nicht. Es ist ja nicht deine Schuld.“

Kaum habe ich ausgesprochen, dringt bereits die laute Sirene eines Polizeifahrzeugs an mein Ohr, was wahrscheinlich von einem Passanten gerufen wurde. Suchend schaue ich in die Richtung, aus der der Ton kommt. Während ich mich noch immer bewege kann ich einen dunklen Wagen erkennen, der gerade um die Ecke biegt und aus meinem Sichtfeld verschwindet.

Schlagartig beginnt mein Herz schneller zu schlagen. Das Auto, was da gerade verschwunden ist, sieht genauso wie der Geländewagen aus, den ich gestern mehrere Male ausgemacht habe. Das ist ein Punkt, was mir schon ein wenig merkwürdig vorkommt.

„Mein Töchterchen. Seit gestern bist du in der Stadt und das erste Mal, dass ich dich sehe, muss natürlich bei einem Einsatz sein“, höre ich die Stimme meines Vaters. Der Ton, mit dem er spricht, klingt vorwurfsvoll. Man braucht nur einen Blick in sein Gesicht zu werfen, um zu wissen, dass er das nicht ist. Müsste ich raten würde ich eher behaupten, dass es ihn ein wenig amüsiert.

„Hi, Dad“, begrüße ich ihn. Ich versuche so gelassen wie möglich zu sein. Die Wahrheit sieht so aus, dass mein Herz noch immer so schnell rast, als würde es sich aus meiner Brust befreien wollen. Fettnäpfchen sind mir zwar nicht unbekannt, aber das ist doch schon neu.

„Was ist passiert?“

„Ich habe keine Ahnung. Es tut mir leid, wegen deinem Wagen“, erkläre ich.

„Mach dir deswegen keine Sorgen“, murmelt er und begutachtet den entstandenen Schaden. „Die Hauptsache ist, dass dir nichts passiert ist. Das kann man reparieren lassen.“

Es dauert, doch schließlich kommt sein Kollege hinzu. Er beginnt Bilder zu machen und ein paar Passanten zu befragen, während ich meinem Dad erzähle, was ich mitbekommen habe. Obwohl ich mir sicher bin, dass es ihm nichts bringt. Dabei behalte ich aber für mich, was ich beobachtet habe, bevor er angekommen ist. Ich habe das Gefühl, als wäre es besser. Vor allem deswegen, weil ich mich auch irren kann. Schließlich bin ich hier in den USA. Hier sind riesige dunkle Autos nichts Ungewöhnliches.

Während ich die Polizisten ihren Job machen lasse, stehe ich am Rand und schaue mich um. Dabei weiß ich aber selber nicht so genau, nach was ich eigentlich Ausschau halte.

Als ich mich abwenden und noch einige Schritte entfernen will, fällt mir jemand auf. Jemand, mit dem ich definitiv nicht gerechnet habe. Ich habe nicht einmal gedacht, dass ich ihn überhaupt wiedersehen werde. Weder jetzt noch sonst wann.

Der Typ vom Flughafen, schießt es mir durch den Kopf. Und wenn ich mich nicht irre, sind auch seine Freunde dabei, die ihn gestern auch begleitet haben.

Als er merkt, dass ich ihn wiederum bemerkt habe, grinst er mich schief an, dreht sich um und haut ab. Das alles geht so schnell, dass ich keine Zeit mehr habe, zu reagieren. Ich wüsste überhaupt nicht, wie ich reagieren sollte. Ich kann ihm ja schlecht hinterherrufen.

„Die Tür kann noch richtig verschlossen werden, was ein Wunder ist bei dem verbogenen Metall“, überlegt mein Dad, als er sich zu mir stellt.

Es dauert, bis ich mich wieder auf ihn und darauf eingehen kann. Noch immer starre ich auf die Stelle, an der er vorhin stand, als würde er jeden Augenblick wieder auftauchen. Ich rede mir ein, dass es einfach ein Zufall war, dass er da war. Auch wenn ich zugeben muss, dass es ein ziemlich großer Zufall gewesen ist. Wir sind uns ja nicht gerade zwei Straßen weiter das erste Mal über den Weg gelaufen.

Ungefähr so groß, wie die Tatsache, dass der Geländewagen immer wieder auftaucht.

„Du bist der Polizist“, erwidere ich nur, zucke mit den Schultern und stelle mich zu der wartenden Menge. „Ich habe keine Ahnung von solchen Dingen.“

„Es ist noch nie passiert, dass in hier ein Auto aufgebrochen wurde. Auf jeden Fall nicht, seitdem ich hier den Laden habe. Und den gibt es schon seit Jahren“, sagt Sally. Ich war so sehr auf die Geschehnisse konzentriert, dass ich gar nicht gemerkt habe, dass sie sich ebenfalls neben mich gestellt hat.

„Einmal ist immer das erste Mal“, gebe ich zurück. Nach außen hin scheine ich vielleicht gelassen zu sein. Nach innen sieht es aber ganz anders aus.

Der Schreck darüber, dass dies ausgerechnet mir passiert, sitzt tief, auch wenn es mich eigentlich nicht verwundern dürfte. Doch es gehört nicht zu den Dingen, mit denen man rechnet. Ich kann nicht einmal feststellen, ob etwas geklaut wurde.

„Schade, dass unser Gespräch unterbrochen wurde. Aber vielleicht können wir es ja fortsetzen, wenn du zum Probearbeiten kommst“, fährt Sally fort.

Kaum sind ihre Worte bei mir angekommen, drehe ich mich zu ihr um und schaue sie mit großen Augen an. Vorhin kam es mir noch so vor, als wäre der Einbruch ein Zeichen gewesen. Ein Zeichen, dass es mit dem Job nicht klappen soll und ich mich vielleicht auch noch nach einem anderem umsehen sollte. Doch nun freue ich mich darüber, dass es anscheinend doch geklappt hat. Auch wenn es nur eine Einladung zum Probearbeiten ist, so ist es doch ein Schritt in die richtige Richtung.

„Ja, das würde ich gerne machen“, gebe ich begeistert mein Einverständnis. Das Angebot zu bekommen habe ich nicht erwartet. Und würde es klappen, könnte ich mir sogar die anderen Gespräche in einer Woche sparen.

„Super, ich würde vorschlagen, dass wir das in drei Tagen machen. Da bin ich auf jeden Fall hier und kann dich ein wenig beobachten. Obwohl ich mir sicher bin, dass du das wunderbar machen wirst.“

Nachdenklich sieht sie mich an. Die Nervosität, die mich heute Morgen im Griff hatte, packt mich wieder. Dennoch nicke ich und verabschiede mich von ihr. Am liebsten würde ich mich noch einmal bei ihr für die Chance bedanken. Mir ist klar, wie bescheuert das ist. Deswegen versuche ich wenigstens die selbstbewusste Frau zu sein, die sonst in mir steckt.

„Das glückliche Strahlen kann nur heißen, dass es doch noch mit dem Job geklappt hat“, stellt mein Dad fest, als ich zu ihm gehe.

„Noch nicht, aber ich kann zum Probearbeiten kommen. Das ist auch schon einmal ein gutes Zeichen. Aber was ist nun mit dem Wagen?“, frage ich ihn und deute nach links, wo er steht.

„Du brauchst dir deswegen nicht den Kopf zu zerbrechen. Es ist alles dokumentiert und wir haben Fingerabdrücke genommen. Ich brauche nur die von Monica und dir zum Vergleich. Aber er wird gleich von einem Abschleppwagen geholt und in die Werkstatt gebracht werden, damit er wieder fertig gemacht werden kann.“

„Es ist nicht meine Schuld. Dennoch mache ich mir Gedanken, das wirst auch du nicht verhindern können. Schließlich hat Monica ihn mir anvertraut“, flüstere ich niedergeschlagen. „Mir ist das noch nie passiert.“

„Cindy wird dich nach Hause bringen, wenn du willst“, spricht mein Dad weiter. Schon vor Jahren hat er gekonnt überhört, was ich gesagt habe. In solchen Fällen ist ein Themenwechsel aber auch gut für mich. Sonst würde ich mir noch mehr Gedanken machen. Und früher oder später würde es nur dafür sorgen, dass ich auch meinen restlichen Verstand verliere.

Während er spricht, zeigt er auf eine Polizistin, die vielleicht zehn Jahre älter ist als ich. Sie spricht gerade mit einem der Männer, die sich am Rand befinden. Er steht vor ihr und redet wild auf sie ein. Er fuchtelt mit den Armen vor ihr herum, als würde er sich nur so Gehör verschaffen können. Cindy macht einen genervten Eindruck auf mich, sodass ich mich frage, ob er damit nicht eher das Gegenteil erreicht. Als ich gerade sagen will, dass sie das ruhig machen kann, wird sie von einem anderen Polizisten zur Seite gezogen und damit von ihm weggeholt.

„Nein, ist schon in Ordnung. Ich will keinen von euch von seiner Arbeit abhalten. Ich werde einen kleinen Spaziergang machen und noch bei Katie vorbeischauen, bevor das Grillfest startet“, winke ich ab. Eigentlich hatte ich vorgehabt, sofort wieder zurückzufahren, schon alleine deswegen, um noch ein wenig zu helfen. Nun muss ich mich aber erstmal auf andere Gedanken bringen und mich ablenken, was wiederum am besten mit meiner Freundin geht.

„Wenn sie nichts anderes zu tun hat, kannst du sie ja auch mitbringen“, schlägt mein Dad vor. „Je mehr wir sind, umso lustiger wird es.

„Bist du dir sicher, dass bei all unseren Nachbarn nicht schon genug da sind?“

„Eine Person mehr oder weniger, fällt auch nicht mehr auf“, lacht mein Dad.

„Ich werde sie fragen“, erwidere ich und drücke meinem Vater noch einen Kuss auf die Wange, ehe ich verschwinde.

Love and Crime

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