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Apropos …Wahnsinn

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Bis heute habe ich nicht die geringste Ahnung davon, wie es mir gelungen ist, einen geistigen und in manchen Punkten sogar schriftlichen Maßnahmen - Katalog zu erstellen und innerhalb eines minimalen Zeitraumes von achtundvierzig Stunden abzuarbeiten, für den man im Normalfall und mit helfenden Händen sprich mindesten zwei weiteren Personen, mindestens vier, na ja gut, sagen wir drei Wochen benötigt. Unter anderem war dafür zu sorgen, dass …

mein Sohn gut untergebracht und versorgt wird, zur Schule gebracht und wieder abgeholt wird,

mein Hund Picco Bello dreimal am Tag gefüttert und ausgeführt wird,

mein Büro am Laufen gehalten wird (okay zu großen Teilen muss diese Arbeit mein voll ausgebildeter und gut gewarteter Anrufbeantworter übernehmen den Rest, also postalische Arbeiten werde ich vertrauensvoll meinem Großraum – Briefkasten überlassen),

der Rasen gemäht und die Hecken geschnitten werden und der Rest meines familiären Umfeldes, wegen der urplötzlich eingetretenen chaotischen Umstrukturierungsmaßnahmen, bei guter Laune gehalten wird, so dass ich meine erste Reise als „Schiffsreisender Künstler“ in die KARIBIK antreten kann.

Einfach der helle „Wahnsinn“ !

Nun ja, was soll ich sagen. Es ist, besser gesagt, war mir dann doch irgendwie gelungen mein geistiges Chaos innerhalb kurzer Zeit zu ordnen.

Hierzu wiederum war es leider zwingend notwendig wie unumgänglich, so schnell als irgendwie möglich, aber doch von mir bestens geplant (dreißig Minuten Zeitaufwand waren ausreichend bemessen dafür), systematisch und ohne Zeitverschwendung mein familiäres Umfeld in komplettes aber von Herzen hingenommenes und auch nur kurzzeitig währendes Chaos zu stürzen. (Meiner über alles geliebten und durch nichts aus der Bahn zu werfenden „Mama“ sei tausendfach gedankt dafür!).

Sie kennen das, da bin ich mir absolut sicher! Die größten Kopfschmerzen bereitete mir die Frage:„ Wie sag ich´s meinem Kinde“ …

Was dann, wie fast immer wenn mich mal wieder ein „Teufelchen“ reitet, wohlwollend, stressfrei und völlig komplikationslos von meiner Mama, also Sohnemanns Oma in die warmen Hände genommen und in null Komma Nix geregelt wurde. (Zu solchen heroischen hingebungsvollen Aktionen sind im Übrigen ausschließlich Vollblut – Mamas in der Lage.)

Zudem belastete mich eine Problematik der ich mich bis zu diesem Zeitpunkt noch niemals habe widmen müssen. Ein Problem das zum ersten Mal in meinem Leben schwerer wog, als die Frage nach der familiären Überrumpelungs – Einbindungs – Strategie...

Um es kurz zu machen, ich hatte keine Peilung! Mein rationales Denken versagte gänzlich als das Thema EINPACKEN, auf meiner geistigen To – do – Liste an die Reihe kam.

Was muss ich alles mitnehmen auf diese besondere Reise. Die erste Schiffsreise meines Lebens. Nein, meine erste berufliche Schiffsreise. Ein absolutes Novum für mich. Aber es klingt schon mal toll. --- „Schiffsreisender Gastkünstler“--- wow, kann ich mich schnell dran gewöhnen, aber da hin zu kommen und um ein schiffreisender Gastkünstler zu werden und auch hoffentlich auch vielleicht, hoffentlich, mal sehen, eventuell auch zu bleiben, muss ich KOFFER packen. Ach was einen! Keine Ahnung … fünf, sieben, zehn … HILFE, ich weiß es nicht. Bis auf das Übliche wie Zahnbürste, Socken, Schlüpper, jede Menge T-Shirts und vor allem Baldrian - Pillen habe ich nicht den geringsten Hauch einer Idee was ich einpacken soll oder muss!“ … „Was darf ich überhaupt alles mitnehmen“ …

Gut, das Wichtigste war, nur keine Zeit vergeuden ..., Sie werden sich erinnern, meine Uhr tickt rückwärts ... noch 46 Stunden, noch 45 Stunden, noch 44 Stunden, …

Okay, jetzt nur keine Panik. Oh mein Gott, das sagt ja jetzt gerade der Richtige. Der beste Beweis für Sie natürlich, dass auch ich „ The Mentalist “ nur ein ganz normaler Durchschnittsmensch bin, mit ein paar besonderen Fähigkeiten mehr ausgestattet vielleicht aber doch eben (gerade und im Besonderen JETZT!) ein Bündel „Normalmann“ wie SIE.

Könnte es sein, das ich mich gerade geoutet habe? Na da sehen Sie es, eben genauso dämlich wie die Normalos.

Als meine innere Mahnung noch 42 Stunden verkündete, klingelte es an der Haustür. Oh nein, das auch noch, und wie so oft in solchen Momenten, in denen man sowieso nicht mehr weiß wo einem der Kopf steht, ist mal wieder kein Mensch da, der einem zur Hand gehen könnte, weder mit dem Einen noch mit dem Anderen, und Alles bleibt an einem selbst kleben. Das ist wie ein Kaugummi der an der Schuhsohle klebt. Wenn Du einmal rein getreten bist bekommst Du ihn so schnell nicht mehr ab. Der klebt an Dir wie verheiratet.

Notgedrungen hastete ich die Treppe wieder nach oben, denn ich befand mich gerade auf dem Weg in meine „Asservatenkammer“, (Kellerraum der meine magischen Requisiten beherbergt) um dem Problem einpacken zu Leibe zu rücken, was mir beinahe zum zweiten Mal an diesem Tag zum Verhängnis wurde.

WARUM????

Ich hatte vergessen meine Schuhe wieder anzuziehen!

Der unglaubliche Adrenalinschub (Adrenalin : ein stark Leistung anregendes Hormon der Nebenniere) der während des Telefongesprächs mit Herrn Hase einsetzte, hatte meine Füße dazu veranlasst, innerhalb von Sekunden ins unermessliche an zu schwellen, so dass meine bis dato getragenen Sneakers plötzlich die Funktion von Schraubstöcken ausübten und begonnen haben den Blutfluss sehr stark zu unterbinden … was daraufhin zur Folge hatte, dass meine Gehirnzellen signalisierten „ Error Füße … Error Füße“ , und Männer! wie Sie wissen, sind in Multi – Tasking nicht so geübt wie die Damen. Im Klartext: ich konnte mich nur noch auf meine dicken Füße konzentrieren, was mich tierisch nervte und mich abrupt aus meinem euphorischen Rausch katapultierte... und das ging nun mal überhaupt nicht. Kurzerhand landeten die Sneakers in irgendeiner Ecke meines Büro´s, wo sie seeeeehhhrrrrr lange verbleiben sollten.

Nunmehr auf Socken der Haustüre entgegen hastend kam was kommen musste…,

Die vorletzte Stufe ... flutsch … zwei Rollen rückwärts und eine unsanfte Landung auf der handgeknüpften Brücke (kleiner Teppich) meiner Mama.

Mich noch in der zweiten Flugrolle befindend, vernahm ich ein schon etwas energischeres Läuten an der Haustür. Da mir ein wenig die Luft zum Atmen fehlte, flötete ich eher als das ich rief: ... KOMME – DOCH – SCHON!-.

Immer noch rücklings auf der Brücke meiner Mama liegend, vernahm ich von der Haustür ... “Einschreibe-Eilzustellung für Herr Sher ... Bitte “...

Sie hätten mich sehen sollen! Mit einer akrobatischen Einlage befand ich mich in Millisekunden wieder auf den immer noch bestrumpften Füssen und hastete nunmehr mit etwas mehr Bedacht die Treppe hinauf.

Aufrecht und in einem Stück, ohne meinen dicken Füssen und dem gerade eben hinzu gekommenen schmerzenden Hintern größere Beachtung zu schenken, öffnete ich dem Briefträger mit neuem Elan beseelt die Haustür.

„Einschreibe-Eilsendung für Herr Harry Sher, bitte“! unterbreitete mir eine Art Sing – Sang, welcher einem überbreit grinsendem Mund eines offensichtlich nicht deutschen, Turban tragenden Kopfes der, der Person des Briefträgers gehörte , entsprungen war.

Wie durch Zauberhand (nicht meiner!) und ohne jedes Vorzeichen breitete sich genau in diesem Moment ein messerscharfer Schmerz über meiner eh schon schmerzenden hinteren, unteren Körperpartie aus. Ob der Briefträger oder der vorangegangene Salto Mortale der Auslöser war, vermag ich bis heute nicht zu sagen.

Unter höchster Qual presste ich ein „Ja, der bin ich“ , heraus. Um die peinliche als auch schmerzhafte Situation so schnell als möglich hinter mich zu bringen, schob ich die Frage „Wo muss ich unterschreiben?“ direkt hinterher.

Das von mir dringend und umgehend erwartete „HIER“ des Briefträgers blieb leider aus. Stattdessen erreichte mich das „Ich bräuchte mal bitte Ihren Personalausweis Herr Sher“ , wie ein Blitz aus heiterem Himmel! Aus den Tiefen meines chaotischen Inneren entfuhr mir ein sehr schrilles „WAASSS“?!? … Der Briefträger sichtlich zu Tode erschrocken und um Jahre gealtert: „Herr Sher, Sie müssen sich ausweisen. Ansonsten darf ich Ihnen die Postzustellung nicht aushändigen. Ihr Reisepass oder Führerschein würden mir zum Ausweisen auch genügen!“

Nunmehr war ich derjenige der leichenblass wurde! Nicht weil ich mich ausweisen sollte, OH NEIN!

Ohne auch nur zu ahnen, was er mit dem Wort „Reisepass“ ausgelöst hatte, fragte der Briefträger mich mit einer gewissen Vorsicht und einen Schritt rückwärtsgehend, „Herr Sher, geht es Ihnen gut, … Sie müssten sich nur schnell ausweisen, dann sind Sie mich auch ganz schnell wieder los“

... und genau in diesem Augenblick, wie sollte es auch anders sein, vernahm ich nicht nur das Ticken meiner inneren Uhr die mich zur Eile drängte, sondern auch noch ein weiteres dickes fettes Problem dessen Lösung umgehend in Angriff genommen werden musste, da sich sonst die gefühlten Einhundertsiebenundzwanzigtausend restlichen Probleme von selbst gelöst hätten.

Ohne auch nur die geringste Rücksicht auf meine dicken Füße und dem jetzt auch noch verletzten und schmerzenden Hinterteil zu nehmen, musste ich umgehend all meine Kräfte wieder mobil machen, denn wie der plötzliche Schmerz tauchte ein weiteres dringendes Problem auf, welches ich bis zu diesem Zeitpunkt völlig ungeachtet lies was aber umgehend angegangen und ausgeräumt werden musste, da sich sonst das gesamte Projekt „Schiffsreisender Künstler“ ganz von selbst erledigt haben dürfte und in Luft auflösen könnte.

DER R E I S E P A S S …

In einer, den Briefträger sichtlich verwirrenden Geschäftigkeit, nestelte ich meine Geldbörse aus der hinteren Hosentasche, wobei ich den darunterliegenden immer noch sehr schmerzhaften Körperteil angestrengt, aber mehr oder weniger erfolgreich ignorierte.

Mit etwas zittriger Hand entnahm ich der Geldbörse den Personalausweis um ihn ohne Umwege dem inzwischen wieder einen Schritt näher gekommenen, aber immer noch recht verwirrten Briefträger zu reichen. Ohne Zeit und Worte zu verlieren kontrollierte der mir leicht genervt erscheinende Postbote meinen Personalausweis, notierte geforderte Formalitäten in seinem Formular, lies mich dieses nach zweimaliger Überprüfung (einmal Er, einmal Ich) unterschreiben, drückte mir im Gegenzug mit der anderen Hand den Briefumschlag vor die Brust, um dann mit wehenden Fahnen und den Worten “- na sehen Sie Herr Sher, ist doch alles halb so schlimm, … auf Wiedersehen“ um die Hausecke und ab durch das Hoftor in Richtung Postauto zu verschwinden.

Mit einem kurzen Kopfschütteln beendete ich die Episode„Briefträger“, klemmte mir den immer noch vor meiner Brust klebenden Briefumschlag unter den Arm und verstaute den Personalausweis wieder in der Geldbörse. Diese aber hielt ich in der Hand während ich mich nach dem Türe schließen wieder zurück in die Höhle des Löwen, nach unten in den Keller begab. Diesmal , zwar immer noch strümpfig aber Unfall frei!

Von nun an musste alles, trotz schmerzendem Hinterteil einen Zacken schneller von statten gehen. Zunächst entriss ich dem soeben gelieferten Briefumschlag seinen Inhalt. Was konnte so Wichtig sein, dass es per Eilzustellung geschickt wurde!?!

Die Vertragsunterlagen konnten es ja auf keinen Fall sein, denn das Telefongespräch mit Herrn Hase war ja kaum erst beendet ... also was konnte jetzt so dringend sein!?!

Unglaublich, aber wahr! Meine neuen Visitenkarten.

Wegen der Ihnen bekannten vorangegangenen Ereignisse, bei mir völlig in Vergessenheit geraten, hielt ich nun das doch sehr gut gelungene Produkt meines letzten Projekts „Werbung“ in Händen. Sollte das etwa so etwas wie ein „Gutes Omen“ sein. !?!? Ich jedenfalls deklarierte es umgehend als solches.

Egal was auch immer ... auf jeden Fall genau zum richtigen Zeitpunkt. Eine gute Hand voll davon müssen zu den Reiseutensilien gepackt werden ... und prompt ... da war es wieder! Es sprang mich an wie eine Raubkatze ihre Beute, das Wort „Reisepass“. Auf der Stelle erfasste mich wieder der Drang alles auf einmal erledigen zu müssen. REISEPASS, wo war mein Reisepass? Mit einem Stoßgebet auf den Lippen, dass der Reisepass, so denn ich ihn finden sollte, bitte noch gültig sein möge, raste ich mittlerweile barfuß (die Socken gesellten sich zwischenzeitlich, zu meiner eigenen Sicherheit, zu den Sneakers in der Büroecke), die Treppen hoch, dem Schlafzimmer entgegen.

Einer plötzlichen Eingebung folgend, schnappte ich mir im Vorbeirennen den nächstbesten Koffer, der unter der Kellertreppe geparkt war und verspürte beim Betreten der oberen Gemächer ein unbändiges Glücksgefühl, welches meines Erachtens daraus resultierte, schwerbeladen aber ohne weitere Schäden an Leib und Material das Obergeschoss erreicht zu haben,- und was noch viel bemerkenswerter war, dem Organisationschaos ein Schnippchen geschlagen zu haben.

Der Koffer musste ja dann auch noch so schnell wie möglich mit meinen persönlichen Dingen gepackt werden. Die dafür benötigten Utensilien befinden sich wo? Natürlich ! Im Schlafzimmer. Ach was bin ich doch für ein Teufelskerl. Im größten Chaos lauf ich zur Höchstleistung auf. Klasse Harry mach weiter so ... mit einem imaginären Schulterklopfer beflügelt, machte ich mich auf die Suche nach meinem Reisepass. Eine kurze Orientierungspause einlegend blickte ich mich prüfend im Schlafgemach um und blieb mit versteinertem Blick an meiner Schlafzimmerkommode kleben.

Über dieser Kommode blinkte in schrillen, Neon farbenen, riesengroßen imaginären Lettern mit nach unten weisendem Pfeil das Wort: REISEPASS!

Mit einem einzigen riesigen Satz stand ich vor der Kommode und hatte schon die entsprechende Schublade in der Hand. Da war Sie! Meine Diebstahl gesicherte, Wasser -, Feuer - und Säurefeste Stahlkassette mit allen lebenswichtigen Dokumenten!

Raus mit dem Ding, rauf aufs Bett und … na klar, wie könnte es auch anders sein … dafür hat man dieses Ding ja …

A B G E S C H L O S S E N!!!

Nur durch mehrmaliges tiefes und vor allem langsamen und ruhigen Ein- und Ausatmen ist es mir schlussendlich gelungen eine Herzattacke die sich durch spontan einsetzende Schnappatmung ankündigte, zu verhindern.

Als ich wieder einigermaßen die Kontrolle über meinen Geist und Körper zurückgewonnen hatte, stürzte ich mich erneut die Treppe hinunter Richtung Büro.

Dort nämlich befand sich, vor unbefugtem Zugriff geschützt, im Patronenfach meines Druckers gut versteckt, der Schlüssel zu meiner Kassette. (gut, spätestens jetzt brauche ich ein neues Versteck.)

Schon wieder in Laufschritt verfallen entriss ich den Schlüssel dem wohl gehüteten Versteck und war mit zehn na ja, fünfzehn Sprüngen die Treppen hoch, wieder im Schlafzimmer zurück. Schlüssel ins Schloss der Kassette, umdrehen und ... ah, da lag ER!

Wie ein frisch gewickelt und gefüttertes Baby, zufrieden in der Wiege schlummernd.

Aus meiner ungezügelten Freude entwickelte sich innerhalb des Bruchteils einer Sekunde eine leichte Ekstase, als ich nach Feststellung der Gültigkeit meines Reisepasses, in der Kassette auch noch meinen dringend erforderlichen Impfpass und die Dokumente der Auslandsreise-Krankenversicherung vorfand.

Prompt schoss mir das Lieblingssprichwort meiner Oma durch den Sinn, mit dem sie mich und meine Brüder während unserer Kinder- und Jugendzeit zu jeder ihr passend erscheinenden Gelegenheit, (für uns natürlich ausschließlich unpassend) ermahnte: „Halte Ordnung, übe sie, sie erspart Dir Zeit und Müh“. Damals mein Fluch, heute mein Segen. Merci Großmütterchen.

Eine neben der Dokumentenkassette, in der Schublade gelagerte, noch nagelneue, jungfräuliche Brieftasche kam sogleich zum Einsatz. Prallgefüllt mit all den erforderlichen Reisedokumenten meine Person betreffend, verschwand Sie bis auf weiteres in der Außentasche meines noch leeren Koffers.

Die leichte Ekstase in der ich mich immer noch befand, bis zum letzten Moment nutzend, griff ich beherzt in die untere Etage, sprich Schublade, meiner Kommode, entnahm ihr einen kompletten Stapel T-Shirts und fünf Jeanshosen um postwendend das gesamte Bündel unbesehen in den mittlerweile weit geöffneten Koffer zu katapultieren. Aus der darüber liegenden Schublade kippte ich den gesamten Inhalt, der aus etwa dreißig Unterhosen und an die fünfundzwanzig Paar Socken bestand, dazu.

Die Schublade fand noch mit der gleichen geschmeidigen aber etwas hektisch anmutenden Bewegung, dafür aber leichter weil leer, ihren Weg zurück in die Kommode. Somit stellte ich zum einen die von Großmütterchen geheiligte Ordnung und zum anderen einen Rekord im Koffer packen und somit eine enorme Zeitersparnis her.

Die Rückverbringung der Schublade in die Kommode, lies mir zudem ausreichend Zeit, meinen Blick nochmals über den gesamten restlichen Inhalt der Kommode schweifen zu lassen. Ein erneuter Geistesblitz durchzuckte mich.

- KARIBIK = SONNE = WASSER = BADEVERGNÜGEN -

Meine schon längst in Vergessenheit geratenen Badehosen (die seit gefühlten hundert Jahren, nein im Ernst, jedenfalls schon so lange, dass ich mich ohne länger darüber nach zu denken, wozu ich sowieso keine Zeit habe, nicht an deren letzten Einsatz erinnern kann), strahlten mich an wie die aufgehende Morgensonne. Die müssen mit, komme was wolle. Ein Griff und schon waren sie im Koffer verschwunden. So das musste genügen. Ab mit dem Koffer ins Badezimmer nebenan.

Drei Handtücher, drei Badelaken, Zahnbürste, Duschgel, Haarshampoo und Rasierzeug in den noch neuen Kulturbeutel (ein Weihnachtsgeschenk meines Sohnes) der mir jetzt wie gerufen aus dem Badezimmerschrank entgegen fiel.

Alles ab in den nun doch schon gut bestückten Koffer und weiter im Text. Wieder die Treppe runter, Zwischenstopp am Schuhschrank. Meine letzte Woche neu gekauften Turnschuhe (Zufall oder weises Voraus -„Sehen“) und noch ein Paar gut eingelaufene Sommerlatschen raus aus dem Schrank und rein in die schon geöffnete Schuhtasche meines Koffers. Abhaken und weiter.

Der nun schon merklich schwerer gewordene Klamotten- Transportbehälter bleibt oben im Hausflur stehen. Ich rase wie von einem Dämon besessen weiter, meiner Asservatenkammer entgegen. Plötzlich, schon an meiner Bürotür vorbeigeschossen, bremste ich abrupt mein emsiges Treiben und hielt inne.

Eine Wahrnehmung, die sich bei dem Überfliegen der kurz vorher per Fax erhaltenen Reise-Vorbereitungs-Unterlagen festgesetzt haben musste, machte sich bemerkbar -

Maximales Reisegepäckgewicht pro Person beträgt …,

Ja, ja spuck es aus, Wieviel denn!?! … ,

NICHTS, mein Hirn arbeitete auf Maximum, fand aber keinen Treffer. Also doch zurück, rein ins Büro, sämtliche Unterlagen auseinandernehmen und dieses blöde „Maximale Gepäckgewicht“ suchen. Ha, gefun.........den.

Das kann doch nicht wahr sein! Das musste ein Druckfehler sein. Maximal zulässiges Reisegewicht pro Person beträgt zweiundzwanzig Kilogramm!!!!! Auch nach dreimaligem Kontrolllesen, blieben es ohne Wenn und Aber genau zweiundzwanzig Kilogramm Reisegewicht. Mein Gehirn war nur bedingt gewillt das zu glauben was die Augen soeben gelesen und gnadenlos offengelegt haben.

Na dann, nicht lange überlegt, kehrt Marsch, rauf in den Flur, Koffer im Gäste-WC auf die Personenwaage, ... zehn Komma drei Kilogramm! , Koffer wieder raus in den Flur, runter in die Asservatenkammer, Künstlerkoffer nicht vergessen! Das Wichtigste für dieses neue, unglaubliche Projekt. Alles was klein, leicht und handlich ist, rein schmeißen. Hauptsache das Grundgerüst meiner Show ist dabei, der Rest wird sich vor Ort finden. Zum gründlichen Planen blieb mir jetzt sowieso keine Zeit mehr. Sollte etwas fehlen musste ich halt an Bord improvisieren. Gesagt getan, verstaute ich all die restlichen aber notwendigen Utensilien, die ich während der Reise wohl nicht so schnell beschaffen könnte, in den beiden Transportbehältern, sprich Koffern und schaffte es tatsächlich, von geringfügigen Abweichungen einmal abgesehen, sämtliche Vorgaben in allen Punkten Zeit und Termingerecht einzuhalten.

Wichtig war jetzt nur noch, ich und mein Gepäck von maximal zweiundzwanzig Kilogramm, mussten vereinigt dort ankommen wo wir hin sollten...

Mann über Bord.....

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