Читать книгу Raumschiff Prokyon und die magischen Spiegel: Raumschiff Prokyon #20 - Harvey Patton - Страница 7

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„Achtung: Rücksturz aus dem Hyperraum erfolgt in exakt drei Minuten!“, klang eine Lautsprecherstimme auf. Gleichzeitig wurde das Ticken intensiver, das der Autopilot von sich gab. Die Bildschirme zeigten noch jene wesenlose Schwärze ohne den geringsten Lichtpunkt, die das

Charakteristikum der übergeordneten Dimension war, in der sich das Schiff befand.

Zögernd, mit sichtlichem Widerwillen, löste sich Raumkapitän Marek Donja aus seiner Erstarrung. Er musste erst sekundenlang darüber nachdenken, was nun zu tun war.

Dann fiel seine Rechte auf einen rot markierten Knopf, und in allen Räumen des Schiffes klangen die Summer auf. Sie riefen die technische Besatzung auf die Manöverstationen.

Die betreffenden Männer befolgten diese Aufforderung zwar, aber lustlos und mit merklicher Verzögerung. Es gelang ihnen nur schwer, sich von den schimmernden Flächen der schwarzen Spiegel loszureißen, die sie in den Händen hielten oder vor sich befestigt hatten. Als sie dann ihre Positionen einnahmen und mit den gewohnten Tätigkeiten begannen, geschah das wie in Trance.

Keiner sprach auch nur ein Wort mehr als nötig, und auch das war ausgesprochen seltsam. Normalerweise freuten sich die Männer darauf, endlich wieder heimzukehren. Jeder malte sich, je nach Familienstand, die Ankunft und den Empfang zu Hause mehr oder weniger phantasievoll aus. Diesmal war jedoch alles anders, obwohl dies der längste Flug gewesen war, den sie hinter sich

gebracht hatten.

Die BORKANA war ihrer Hauptaufgabe nach ein Forschungsschiff.

Sie war lange Wochen unterwegs gewesen, denn sie hatte den offenen Sternhaufen NGC 188 aufgesucht, rund siebentausend Lichtjahre von der Erde entfernt. Nun trennten sie nur noch wenige Stunden von der Rückkehr zu ihrer Basis auf Mokan.

Dies war der zweite Planet der Sonne Sadir, Fachbezeichnung Gamma Cygnus, im Sternbild Schwan. Eine Welt, etwas kleiner als die Erde, die Schwerkraft am Äquator betrug nur 0,79 g.

Sie war relativ trocken, die seichten Ozeane machten nur etwa die Hälfte der Oberfläche aus. Dem entsprach auch der Zustand ihrer Kontinente, die größtenteils aus Steppenland bestanden.

Doch gerade das hatte die Kolonisten einst angezogen. Sie stammten durchweg aus Afrika, aus dem Gebiet der Massaistämme in Tanganjika und Kenia. Ein großer Teil dieser schwarzhäutigen Menschen hatte die Erde verlassen, als dort die Technisierung immer weiter um sich griff. Sie wollten das einfache Leben ihrer Vorfahren leben, nicht in Städten eingeengt, sondern als freie Hirten und Nomaden.

Die terranischen Behörden leisteten ihnen großzügige Hilfe, und so gelang dieses Vorhaben auch. Bald schon grasten auf den riesigen Steppen gewaltige Rinderherden, der Export von Fleisch zur Erde und anderen Welten blühte. Mit ihm auch der Wohlstand der Siedler.

Wer aber genug Geld besitzt, will es auch ausgeben können, um etwas davon zu haben. Das war jedoch den Hirten, die wie ihre Vorväter nomadisierend umherzogen, kaum möglich. So leitete sich schon in der zweiten Generation, fast unmerklich, ein allgemeiner Umschwung ein. Erste Städte wurden gegründet, erste Fabriken gebaut, um die steigenden Ansprüche befriedigen zu können. Die Alten sahen es stirnrunzelnd, aber die Jungen erlagen, wie üblich, bald dem Lockruf von leichterem Leben und noch mehr Wohlstand.

Die Steppen begannen zu veröden, die Zahl der Rinderherden nahm drastisch ab. Um einen Ausgleich für die schwindenden Exporte zu schaffen, wurden Techniker von der Erde herangeholt. Immer neue Fabriken entstanden, vor allem Anlagen für die Produktion von Computern und anderen elektronischen Artikeln. Sie fanden auf anderen Kolonialwelten reißenden Absatz, und so war diese Entwicklung nicht mehr aufzuhalten.

Als die dritte Generation herangewachsen war, hatten sich die Verhältnisse auf Mokan vollkommen gewandelt. Die Herden verwilderten, weil niemand mehr da war, um sie zu betreuen. Die meisten Menschen lebten im Gebiet von Arusa City auf dem Hauptkontinent, in deren Nachbarschaft es reiche Erzlager gab. Automatische Förderanlagen und Hüttenwerke waren entstanden und belieferten die Industriewerke. Selbst der Anbau der notwendigen Agrarprodukte war weitgehend automatisiert worden – man hatte im Endeffekt genau das Gegenteil von dem erreicht, was die ersten Kolonisten gewollt hatten.

Immerhin waren die Bewohner dieser Welt extrem friedliebend. Kluge Männer hatten zu verhindern gewusst, dass unnötiges Geld für Militär oder gar eine eigene Raumflotte verplempert wurde. Es gab nicht einmal eine richtige Polizei, weil die sonst üblichen Eigentumsdelikte entfielen. Alle Mokaner waren gleich wohlhabend, denn die Gewinne der Industrie wurden nach Art von Genossenschaften gleichmäßig aufgeteilt. So gesehen, waren die Verhältnisse auf Mokan fast ideal zu nennen.

Fast der gesamte Handel mit der Erde und den anderen Welten der Raumkugel wurde durch die großen interstellaren Frachtlinien abgewickelt. Der einzige Luxus, den sich die Massaiabkömmlinge leisteten, waren einige Forschungsraumer, die oft weit in noch unerforschte Gebiete der Milchstraße vorstießen. In ihren Besatzungen fanden sich jene Männer zusammen, deren Blut immer noch nach Abenteuern rief.

Einer dieser Raumer war die BORKANA, die sich nun auf dem Rückflug nach Mokan befand. Sie hatte zwischen den etwa 150 Sonnen des NGC 188 einen Planeten ausfindig gemacht, der von einer intelligenten, menschenähnlichen Rasse bewohnt war. Von ihm stammten jene schwarzen Spiegel, deren seltsamer Einfluss nun die Besatzung in ihrem Bann hielt.

Nur Kapitän Marek Donja war weniger stark davon betroffen als seine Untergebenen. Er war ein hochgewachsener, schlanker Mann von 44 Jahren mit ebenholzfarbener Haut. Nachdem er sich einmal aus dem Bann seines Spiegels gelöst hatte, kehrte sein klares Denken wieder zurück. Er atmete wie erlöst auf, als die BORKANA aus dem Hyperraum fiel und das Sadir-System auf den Bildschirmen erschien.

Mit misstrauischem Blick beobachtete er den Piloten, der nun den Kurs nach Mokan einschlug. Er fand jedoch keinen Grund zu Beanstandungen. Die Miene des Mannes zeigte zwar noch immer den Ausdruck geistiger Abwesenheit, aber die Routine, die er sich auf vielen Flügen erworben hatte, ließ ihn trotzdem vorschriftsmäßig handeln.

Donja lehnte sich aufatmend zurück, und seine Gedanken gingen noch einmal den Weg zum NGC 188. Er bemühte sich, alles dort Erlebte in sein Gedächtnis zurückzurufen.

*

Von der Erde aus betrachtet, lag der offene Sternhaufen NGC 188 zwischen dem Polarstern und dem Sternbild Kepheus. Infolge der großen Entfernung konnte er nicht mit dem bloßen Auge wahrgenommen, sondern nur durch Teleskope beobachtet werden. Er bestand aus rund 150 Sonnen der Spektralklassen G 8 bis K 4, durchweg ältere Gestirne der sogenannten Population II.

Das war es, was ihn für die Forschungsteams von Mokan interessant machte. Die Folgerung, dass dort, auf den Planeten dieser Sonnen, viel früher intelligentes Leben entstanden sein musste, lag auf der Hand. Man hatte deshalb die BORKANA ausgeschickt, um in dieser Hinsicht Nachforschungen anzustellen. Je nach Lage der Dinge sollte sie versuchen, Kontakte zu dortigen fremden Rassen aufzunehmen.

Falls eine Verständigung mit ihnen möglich war.

Falls sie überhaupt kontaktfreudig waren.

Falls sie sich nicht als kriegerisch erwiesen.

Falls sich keine Nachteile für die Menschheit ergaben.

Der Katalog dieser und ähnlicher Vorbehalte, den man Marek Donja unterbreitet hatte, war ellenlang gewesen. Die vielen schlechten Erfahrungen, die man früher mit Extraterrestriern gemacht hatte, ließen ihn jedoch als angebracht erscheinen.

Raumkapitän Donja hatte sich strikt an diese Vorschriften gehalten. Er war fast übervorsichtig gewesen, kein System wurde ohne vorhergehende gründliche Erkundung durch die vielfältigen Ortungen besucht. Es hatte sich jedoch bald erwiesen, dass all diese Vorsicht überflüssig war. Nirgends waren fremde Raumschiffe festzustellen gewesen, nirgends zeigten energetische Emissionen das Vorhandensein hochentwickelter Zivilisationen an. Zumindest nicht in jenem Randbezirk des Sternhaufens, den die BORKANA durchforschte.

Alle vorhandenen Systeme zu untersuchen, wäre eine Lebensaufgabe für die Männer gewesen. Marek Donja musste sich deshalb selbst ein Limit setzen. Er hatte sich dafür entschieden, etwa ein Dutzend Einzelsonnen anzufliegen. Sie standen relativ nahe beieinander, so dass die Reisezeit durch den Hyperraum nicht sehr ins Gewicht fiel. Die Erforschung der diversen Systeme dauerte erheblich länger.

Planeten gab es bei diesen zumeist großen Sonnen in Hülle und Fülle. Es zeigte sich aber, dass diese, gleich ihren Muttergestirnen, den Zenit ihrer Entwicklung längst weit überschritten hatten. Man war nur noch auf sechs Sauerstoffplaneten gestoßen, auf denen es überhaupt Leben gab.

Drei von ihnen waren von vornherein uninteressant gewesen. Ihre Meere waren ausgetrocknet, die Reste einer einst üppigen Fauna und Flora mehr als kümmerlich. Zwei weitere boten noch bessere Bedingungen, erwiesen sich aber ebenfalls als unergiebig. Falls es auf ihnen einmal intelligente Lebewesen mit einem hohen technischen und zivilisatorischen Standard gegeben hatte, mussten sie längst wieder ausgestorben sein. Man fand jedenfalls inmitten der ungeregelt wuchernden Vegetation nicht mehr den kleinsten Hinweis auf sie.

Daraufhin hatte sich Donja entschlossen, direkt bis in den Mittelpunkt des Sternhaufens vorzustoßen. Dort befand sich ein markanter Stern, die Riesensonne Fasom, etwa hundertmal heller als Sol. Zur Überraschung der Männer zeigte sich, dass sie entgegen den Erwartungen nur fünf Planeten besaß. Sonst hatte man bei Gestirnen vergleichbarer Größe bereits bis zu zwanzig Trabanten festgestellt.

Doch ausgerechnet dieses System hatte es in sich.

Die Einordnung der fünf Welten bereitete keine große Mühe. Der äußere Planet war ein Gasriese vom Jupiter-Typ, die drei inneren heiß und vollkommen ausgetrocknet. Der vierte dagegen, von ungefährer Erdgröße, war eine Sauerstoffwelt. Die BORKANA flog ihn an und ging in einen Orbit, nachdem die Ortungsergebnisse negativ geblieben waren.

Wie überall zuvor, wurde auch hier eine gründliche Analyse über die klimatischen und sonstigen Verhältnisse vorgenommen. Es gab sieben unterschiedlich große Kontinente, die man kartographisch erfasste. Sie trugen tierisches und pflanzliches Leben, aber keine Spuren irgendeiner Zivilisation.

Eine Überraschung erlebten die Männer jedoch, als sie zuletzt den schmalen offenen Landgürtel näher in Augenschein nahmen, der die Äquatorgegend zu drei Vierteln umspannte. Er war im Durchschnitt nur etwa neunzig Kilometer breit und zum größten Teil mit üppiger tropischer Vegetation bedeckt. Er war fast eben und wies keine Gebirge auf, nur wenige erloschene Vulkankegel, die aus dem Urwald ragten. Vor seinen Küsten lagen ausgedehnte Korallenbänke, die sich zwischen kleinen vorgelagerten Inseln erstreckten. Sie bildeten einen natürlichen Schutz vor den Gezeiten, die durch die beiden Monde dieser Welt hervorgerufen wurden.

Die Männer in der Schiffszentrale waren nur noch mit halbem Herzen bei der Sache. Keiner von ihnen rechnete noch damit, hier etwas zu finden, das irgendwie von Belang war. Sie führten ihre Routinearbeiten durch und bereiteten sich innerlich schon auf die beabsichtigte Rückkehr nach Mokan vor.

Ein erregter Ausruf des Astrogators riss die Männer urplötzlich aus ihrem Trott. Er hatte sich vorgebeugt und deutete auf den Sektorbildschirm vor sich, auf dem ein Ausschnitt des Gürtelkontinents in starker Vergrößerung zu sehen war.

„Da – sehen Sie doch nur, Kapitän! Dort unten gibt es ohne jeden Zweifel Ansiedlungen intelligenter Wesen!“

Der Kommandant wies seinen Piloten an, die BORKANA abzubremsen, so dass sie über diesem Gebiet verblieb. Dann betrachtete er, zusammen mit den eilig herbeigerufenen Wissenschaftlern, das Bild auf dem Schirm.

„Tatsächlich!“, stieß der Exobiologe Dr. Kangewe schon nach wenigen Sekunden aufgeregt aus. „Richtige Holzhäuser, zum Teil auf Pfählen, wie es sie früher auch auf Terra gegeben hat. Das ist eine echte Sensation!“

„Sagen wir: es ist bemerkenswert“, schränkte Marek Donja ein. „Eine Sensation wäre erst dann gegeben, wenn es da unten eine Zivilisation und Technik gäbe, die der unseren glich oder ihr sogar überlegen wäre.“

Kangewe sah ihn fast beleidigt an.

„Wir sind auf eine fremde Rasse gestoßen, Kapitän – nur das allein zählt hier. Ihre Kopfzahl scheint recht erheblich zu sein, denn überall auf den Lichtungen stehen diese Holzhäuser. Die Übereinstimmung ihrer Bauweise mit der entsprechender Kulturen, die es früher auf der Erde gab, ist direkt frappierend. Ich behaupte sogar, dass die Wesen da unten ausgesprochen humanoid, wenn nicht sogar menschengleich sind.“

Donja zuckte mit den Schultern.

„Gut, Sie sind der Fachmann. Ich gehe wohl nicht fehl, wenn ich annehme, dass Sie für eine Landung auf diesem Kontinent, und damit für eine Kontaktaufnahme mit den Eingeborenen sind?“

„Wozu sind wir schließlich hier?“, fragte der Exobiologe spitz zurück. Der Kapitän hob beschwichtigend die Hände.

„Beruhigen Sie sich, Doc, ich habe ja gar nichts dagegen. Allerdings müssen wir erst noch weitere Daten sammeln, ehe wir handeln. Darüber dürfte wohl der Rest des Tages vergehen, da unten wird es in wenigen Stunden dunkel. Sorgen Sie dafür, dass alles Notwendige getan wird. Die BORKANA bleibt solange hier im stationären Orbit. Morgen, nach Ablauf unserer Schlafperiode, sehen wir weiter.“

*

Zwölf Stunden später setzte das Forschungsschiff zur Landung auf dem Gürtelkontinent an.

Inzwischen war vom Bordcomputer durch Extrapolation errechnet worden, dass es auf dieser Landmasse mindestens eine halbe Million von Eingeborenen gab. Wahrscheinlich waren es eher noch mehr, denn die Landschaft war unübersichtlich, so dass längst nicht alle Ansiedlungen auszumachen waren. Der Kontinent war jedoch ziemlich gleichmäßig besiedelt, und darauf stützten sowohl der Rechner als auch die Wissenschaftler ihre Annahmen.

Marek Donja hatte als Landeort eine große Lichtung ausgewählt, in deren Mitte sich eine Ansammlung von etwa dreihundert Häusern befand. Die BORKANA sollte, um die Eingeborenen nicht über Gebühr zu erschrecken, rund einen Kilometer entfernt, am Rand des Urwalds niedergehen. Anschließend, dazu hatte Dr. Kangewe geraten, wollte man sich einige Stunden lang passiv verhalten. Dann erst sollte ein Kommando die Siedlung aufsuchen, um den ersten Kontaktversuch zu unternehmen.

Die Hauptaufgabe dabei würde Dr. Mukumba zufallen, dem Linguistikspezialisten des Forschungsteams. Er war ein kleiner, rundlicher Mann mit Froschaugen und dicken Wulstlippen, aber ein wahres Phänomen auf sprachlichem Gebiet. Ihm genügten bereits wenige Brocken eines fremden Idioms zur Basisanalyse und eine halbe Stunde bis zu einer sinnvollen Verständigung. Die Voraussetzung dafür war eine gewisse Menschenähnlichkeit der Eingeborenen, aber daran zweifelte jetzt niemand mehr.

Das Schiff landete auf einem Antigravkissen, weich und fast geräuschlos. Natürlich wurde die Bilderfassung sofort auf das Dorf der Fremden ausgerichtet, aber dort blieb es entgegen den Erwartungen vollkommen ruhig. Man sah keine rennenden Gestalten, die sich in abergläubischer Scheu vor dem silbernen Riesenvogel in Sicherheit zu bringen versuchten.

„Was meinen Sie? Sind die Eingeborenen zu dumm oder zu arglos, um die BORKANA mit dem Begriff Gefahr in Beziehung zu bringen? Oder kann es sein, dass sie bereits Raumschiffe kennen, weil sie schon früher Besuch anderer Intelligenzen hatten?“, erkundigte sich Donja bei dem Exobiologen.

Dr. Kangewe wiegte unschlüssig den Kopf.

„Diese Frage lässt sich jetzt noch nicht definitiv beantworten, Kapitän. Solange wir nicht das geringste über diese Leute wissen, ist es praktisch unmöglich, aus ihrem Verhalten irgendwelche Schlüsse abzuleiten. Allerdings sollten sie sehr wohl imstande sein, die BORKANA als ein Phänomen einzustufen, das so oder so ihre Beachtung verdient.“

„Sehr aufschlussreich, Doc“, spöttelte der Erste Offizier. „Wenn letzteres zutrifft, warum handeln sie dann aber nicht auch danach? Wir stehen jetzt bereits eine Viertelstunde hier, aber sie reagieren einfach nicht.“

„Unbewohnt ist das Dorf auf keinen Fall“, warf der Astrogator ein. „Ich erkenne einige Gestalten, die sich zwischen den Häusern bewegen.“

„Ausschnittvergrößerung, sofort!“, befahl der Kapitän. Der Mann nickte und regulierte seine Instrumente neu ein. Gleich darauf erschienen einige der nächstgelegenen Häuser auf dem Sektorbildschirm.

Ihr Anblick verriet dem erfahrenen Betrachter, dass die Eingeborenen nicht nur ein beachtliches handwerkliches Geschick, sondern auch einen ausgeprägten Schönheitssinn besaßen. Die meist zweigeschossigen Gebäude waren keine primitiv zusammengebastelten Blockhütten, wie es zuerst der Anschein gewesen war. Sie waren aus sorgfältig behauenen und geglätteten Stämmen und Brettern errichtet, die mit kunstvollen farbigen Verzierungen versehen waren. Es gab darin richtige Türen sowie große rechteckige Fenster, in deren Öffnungen feinmaschige Netze aus Pflanzenfasern gespannt waren.

Das alles registrierten die Beobachter jedoch nur nebenbei. Ihr Hauptaugenmerk galt den fremden Wesen, die sich zwischen den Häusern bewegten, und der Exobiologe stieß bei ihrem Anblick geräuschvoll die Luft aus.

„Ich hatte also recht, Kapitän“, sagte er triumphierend. „Diese Leute sind nicht nur humanoid, sondern so weitgehend menschenähnlich, dass sie auch von einem unserer Planeten in der Raumkugel stammen könnten. Wären sie anders gekleidet, würden sie im Gebiet der Südsee oder Vorderindien kaum Aufsehen erregen.“

Die anderen mussten ihm recht geben. Die Eingeborenen waren große und kräftige Gestalten, die Männer im Durchschnitt etwa 180 Zentimeter groß, die Frauen etwas kleiner. Ihre Haut war bronzefarben, das lang oder halblang getragene Haar schwarz. Ihre Kleidung bestand aus hemdähnlichen Gewändern, knielang und mit kurzen Ärmeln. Sie war offenbar aus Pflanzenfasern gewebt, die durch sorgfältige Bearbeitung geschmeidig gemacht worden waren. Exotisch anmutende bunte Muster zeugten auch hier vom Schönheitssinn der Fremden.

„Sie haben uns längst bemerkt“, stellte Dr. Mukumba fest. „Sie sehen immer wieder zum Schiff herüber, können sich aber anscheinend nicht dazu entschließen, etwas zu unternehmen. Offenbar erwarten sie, dass wir als die Besucher dieser Welt die Initiative ergreifen.“

Marek Donja nickte. „Gut, das können sie haben. Erster, sorgen Sie dafür, dass zwei unserer Bodenfahrzeuge ausgeschleust werden. Ich werde das Kontaktteam selbst anführen, Kangewe und Mukumba kommen natürlich gleichfalls mit. Außerdem sieben weitere Männer, die Auswahl überlasse ich Ihnen. Waffen werden vorsichtshalber mitgenommen, sollen aber nicht offen getragen werden. Ich möchte alles vermeiden, was einen schlechten Eindruck auf diese Leute machen könnte.“

Dr. Kangewe hob die Hand.

„Wenn mich nicht alles täuscht, haben wir einen ausgesprochen gastfreundlichen Empfang zu erwarten, Kapitän. Wir sollten uns darauf vorbereiten, ihn entsprechend zu erwidern. Ich denke da an Geschenke. Irgendwelche Gebrauchsgegenstände, die wir entbehren können, möglichst nicht so kompliziert, dass die Eingeborenen nicht damit fertig werden.“

Donja überlegte kurz und gab dann dem Ersten Offizier entsprechende Anweisungen. Ein Sortiment einfacher Werkzeuge wurde aus den Lagern der BORKANA geholt. Messer, Beile und ähnliche Dinge. Außerdem ein Ballen von bunt-kariertem Stoff, der sonst zum Anfertigen von Bettbezügen diente, sich aber ohne Weiteres auch zu Kleidung verarbeiten ließ. Die Hauptattraktion waren einige elektronische Feuerzeuge, deren Lebensdauer praktisch unbegrenzt war.

So ausgerüstet, brachen die zehn Männer in ihren Fahrzeugen eine halbe Stunde später zum Dorf der Eingeborenen auf.

Raumschiff Prokyon und die magischen Spiegel: Raumschiff Prokyon #20

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