Читать книгу Raumschiff Prokyon und die magischen Spiegel: Raumschiff Prokyon #20 - Harvey Patton - Страница 8

2

Оглавление

Zwei Wochen später befand sich der Forschungsraumer immer noch auf Thorga.

So nannten die bronzehäutigen Eingeborenen ihren Planeten. Sie selbst bezeichneten sich als Letho-Dimonds, ein Begriff, der sich nicht in eine der menschlichen Sprachen übersetzen ließ. Ansonsten hatte sich die mündliche Verständigung mit den Planetariern als nicht sonderlich schwierig erwiesen.

Die beiden Fahrzeuge waren von sieben Männern empfangen worden, die so etwas wie einen Gemeinderat darstellten, während sich die übrigen Männer, Frauen und Kinder in achtungsvoller Entfernung hielten. Es hatte kein übermäßiges Erstaunen gegeben, als die Raumfahrer aus ihren Gefährten stiegen. Dr. Mukumba hatte sofort die Initiative ergriffen, und bereits nach kurzer Zeit war, unter Zuhilfenahme verschiedener Gesten, die erste Unterhaltung in Gang gekommen.

Alles Weitere entwickelte sich dann ganz von selbst.

Die Geschenke wurden überreicht, von den Letho-Dimonds begutachtet und akzeptiert. Das erste Lächeln flog hin und her, dann erfolgte die Einladung an die Menschen. Ein Gastmahl war anscheinend schon vorbereitet worden, und die kunstvoll verzierten Tische bogen sich fast unter der Last von Früchten, gebratenem Fleisch und gekochtem Fisch.

Der Bordarzt Dr. Nyerere hatte alles unauffällig mit einem Bio-Analysator bestrichen und dann für essbar erklärt. Es war geradezu frappierend, wie sehr die Verhältnisse auf Thorga denen auf den besiedelten Welten der irdischen Raumkugel glichen. Nur die Sitten wichen naturgemäß in einigen Punkten von den dort gebräuchlichen ab.

Das hatte sich gezeigt, als der Dorfvorsteher seinen Gästen gegen Abend, nach einer Besichtigung des Dorfes und einer anschließenden zweiten Mahlzeit, eine Anzahl gutgewachsener junger Mädchen zur Auswahl präsentierte.

Marek Donja hatte zuerst ablehnen wollen, aber Dr. Mukumba hatte ihn rasch umgestimmt. Er hatte ihm erklärt, dass die Zurückweisung einer Beleidigung der Letho-Dimonds gleichgekommen wäre. Daraufhin hatte der Kapitän nachgegeben, und das nicht ungern. Schließlich war die BORKANA schon lange unterwegs, und an Bord gab es keine Frauen …

Auch die restliche Besatzung war ins Dorf übersiedelt und genauso gastfreundlich aufgenommen worden. Bald konnten sich alle ausreichend mit den Eingeborenen verständigen. Ihre vokalreiche Sprache war nicht sonderlich kompliziert, und der Linguist brachte den Männern rasch ihre Grundbegriffe bei.

Natürlich nutzten die Wissenschaftler die Zeit dazu, alles über die Letho-Dimonds herauszubringen, was zu erfahren war.

Die Bewohner von Thorga waren freundlich, friedliebend und sehr gastfreundlich. Auch in den anderen Ansiedlungen war es genauso, das bewiesen die zahlreichen Besucher, die sich nach und nach eingefunden hatten. Es gab einen regen Tauschhandel zwischen den verschiedenen Orten. Ackerbau und Viehzucht waren so gut wie unbekannt. Die Eingeborenen lebten von den Früchten der Wälder, die es in reicher Vielfalt gab. Fleisch erbeutete man auf der Jagd, und die Küstenstämme betrieben Fischfang in den Küstengewässern. Sie besaßen große, seetüchtige Boote, mit Auslegern und riesigen Segeln, die zuweilen bis zu den etwa vierhundert Kilometer entfernten Nachbarkontinenten im Norden und Süden fuhren. Diese waren jedoch unbewohnt, und die Letho-Dimonds hatten kein Interesse daran, sie zu besiedeln.

Das Klima war gleichmäßig mild, gefährliche Tiere gab es nur in den unwegsamen Regionen rings um die erloschenen Vulkane. Eis und Schnee waren vollkommen unbekannt, statt eines Winters gab es nur eine etwa zwei Monate dauernde Regenzeit. Es war eine Idylle wie aus einem Märchenbuch.

Allerdings sollte es nicht immer so gewesen sein. Uralte Legenden berichteten, dass die Letho-Dimonds einst ein Volk von großen Kämpfern gewesen seien, das viele – siegreiche – Kriege geführt habe. Sie enthielten allerdings so wenig Substanz, dass aus ihnen nicht einmal mehr hervorging, gegen wen diese Kriege gerichtet gewesen waren. Das alles lag unzählige Jahrtausende zurück, vom Nebel des Vergessens verhüllt. Jetzt besaßen die Eingeborenen nur noch Speere, Pfeil und Bogen, die allein zur Jagd benutzt wurden.

Dafür besaßen sie etwas anderes, das in keiner Weise in ihre bescheidene Kultur passte: schwarze Spiegel.

Sie waren oval und jeweils 18 Zentimeter hoch, ihre größte Breite betrug 13 Zentimeter. Die Spiegelflächen glänzten in sattem Schwarz, waren vollkommen eben und wirkten wie mit Lack überzogen. Sie besaßen eine Einfassung aus einem unbekannten, glasähnlichen und dunkelgrünen Material, die nach unten hin in einen etwa handlangen Stiel als Griff auslief. Die Letho-Dimonds nannten sie „magische Spiegel“, ohne diesen Begriff aber näher zu erklären.

Für sie schienen es irgendwelche Kultgeräte zu sein. Dafür sprach die Tatsache, dass sie, einzeln oder in Gruppen, oft stundenlang unbeweglich dasaßen und auf die schwarzen Flächen starrten. Jeder Eingeborene besaß einen solchen Spiegel, aber es sollte so viele davon geben, dass auf jeden Thorgaer etwa hundert Stück kamen. Die überzähligen wurden in besonderen, nicht bewohnten „Speicherhütten“, aufbewahrt, die nur von den Dorfvorstehern betreten werden durften.

Für den Exobiologen stand fest, dass diese Geräte keinesfalls Erzeugnisse der Letho-Dimonds waren. Er stellte vorsichtig Fragen nach ihrem Ursprung, erhielt aber nur unbefriedigende Antworten. Er erfuhr lediglich, dass die Spiegel von Wesen stammen sollten, die als Dimoniden bezeichnet wurden, für die es jedoch keine Definition zu geben schien.

Alle Bemühungen, schwarze Spiegel durch Tausch oder auf eine andere Weise zu erwerben, scheiterten. Kein Eingeborener gab sie her, man gestattete den Menschen nicht einmal, sie richtig zu betrachten. Die Besatzung der BORKANA legte allerdings auch keinen großen Wert darauf. Sie genoss die schönen Tage der ungetrübten Gastfreundschaft in vollen Zügen.

Natürlich konnte dieser paradiesische Zustand nicht von Dauer sein. Die Wissenschaftler vergaßen keinen Augenblick lang, was ihre eigentliche Aufgabe war. Sie sammelten eifrig Daten über Thorga und seine Bewohner, legten umfangreiche Memobänder an und belichteten unzählige Filmkassetten. Als zwei Wochen vergangen waren, meldete sich der Leiter des Forschungsteams, Dr. Mosambo, bei Marek Donja.

„Ich meine, dass es langsam an der Zeit wäre, an die Rückkehr nach Mokan zu denken, Kapitän. Unsere wissenschaftliche Arbeit ist praktisch abgeschlossen, mehr können wir mit unseren Mitteln nicht herausfinden. Ich persönlich hätte nichts dagegen, noch einige Zeit hierzubleiben, aber die Behörde in Arusa City dürfte bereits ungeduldig auf uns warten.“

Der Kommandant seufzte.

„Leider ist es so, Doc. Was sein muss, hat zu geschehen. Ich werde heute Abend die gesamte Besatzung zusammenrufen, um sie moralisch auf den Abflug vorzubereiten.“

Der Start wurde schließlich für den Morgen des übernächsten Tages angesetzt.

*

Bereits am Vorabend befand sich die Mannschaft vollzählig an Bord. Es hatte eine große Abschiedszeremonie gegeben, ein letztes Festessen, und so manche Träne war aus dunklen Mädchenaugen geflossen. Vermutlich würde es aber kein Abschied für immer sein. Früher oder später würde die zuständige Behörde weitere Schiffe nach Thorga entsenden, und die BORKANA würde mit Sicherheit darunter sein. Diesen Trost konnte Marek Donja seinen Männern geben.

Als die Nacht hereinbrach, saß er mit dem Ersten Offizier und einigen Wissenschaftlern zusammen. Es wurden ausgesprochen sachliche Reden geführt und ein Fazit der Expedition gezogen. Es fiel im Großen und Ganzen sehr zufriedenstellend aus.

„Eines ärgert mich aber doch“, sagte Dr. Kangewe schließlich. „Wir haben unsere Magazine soweit wie nur möglich geplündert und dafür alles eingetauscht, was zu haben war. Schmuck und Keramiken, primitive Waffen und Holzschnitzereien und so manches mehr. Und doch fehlt noch etwas: Wir haben nicht einen einzigen schwarzen Spiegel an Bord.“

Der Kapitän zuckte mit den Schultern.

„Ich fürchte, dass Sie sich damit abfinden werden müssen, Doc. Schließlich besagen unsere eindeutigen Vorschriften, dass wir nichts von fremden Intelligenzen nehmen dürfen, was uns nicht freiwillig gegeben wird. Die magischen Spiegel sind Kultgegenstände und damit für uns automatisch tabu.“

„Das gilt aber doch wohl nur für jene, die von den Letho-Dimonds benutzt werden“, ereiferte sich der Exobiologe. „Es gibt aber noch Hunderttausende weiterer, die offenbar zu nichts nütze sind! Sie liegen seit undenklichen Zeiten in Hütten aufgestapelt, ohne dass sich jemand darum kümmert, und werden vermutlich auch in weiteren hundert Jahren so dort liegen. Es würde also gar nicht auffallen, wenn wir eine Anzahl davon an uns bringen.“

„Wollen Sie damit zum Ausdruck bringen, dass wir sie stehlen sollen?“, erkundigte sich Marek Donja mit hochgezogenen Brauen. Dr. Kangewe schüttelte den Kopf'

„Ich glaube nicht, dass unter diesen Umständen ein so hartes Wort angebracht ist, Kapitän. Die Spiegel waren ein Geschenk der mysteriösen Dimonids, wer immer das auch sein mag. Dieses Geschenk wurde wohl angenommen, aber nur in sehr beschränktem Rahmen genutzt. Die Eingeborenen wissen einfach nicht, was sie damit anfangen sollen, also sind die vielen überzähligen Exemplare gewissermaßen herrenloses Gut.“

„So sehe ich es auch“, stimmte ihm Dr. Mukumba zu. „Für uns könnten die Spiegel jedoch, falls sie wirklich magische Kräfte in irgendeiner Form besitzen, sehr interessant sein. Wir sind Wissenschaftler, Kapitän, also von Berufs wegen neugierig. Für uns stellt jedes ungelöste Rätsel eine Herausforderung dar.“

„Früher oder später wird es ohnehin geschehen, dass wir den einen oder anderen Spiegel bekommen“, ergänzte der Teamleiter. „Andere Schiffe werden Thorga anfliegen, und dann wird mit Sicherheit jemand auf denselben Gedanken kommen wie Kangewe. Wir greifen diesen Leuten also nur vor, sonst nichts:“

Donja gefiel diese Art des Vorgehens durchaus nicht, aber am Ende der Diskussion gab er doch nach. Im Schutz der Nacht begab sich ein halbes Dutzend Männer unter Führung des Exobiologen zum Dorf zurück. Die Letho-Dimonds schliefen, niemand bemerkte sie, und die „Speicherhütte“, lag abseits. Ihre Tür war nur durch ein Bastseil gesichert, das sich leicht entfernen ließ.

Im Schein ihrer abgeblendeten Lampen sahen die Raumfahrer mit gelinder Verblüffung, wie riesig die Zahl der hier auf bewahrten schwarzen Spiegel war. Fast die ganze Hütte war mit ihnen angefüllt, es mussten mehrere Zehntausend sein. Die Männer zögerten nicht, sondern füllten die mitgebrachten Plastikkisten bis zum Rand. Anschließend brachten sie das Seil wieder vor der Tür an und kehrten mit ihrer Beute zum Schiff zurück.

Am nächsten Morgen startete die BORKANA, und die Eingeborenen winkten ihr nach. Indessen hatten die Wissenschaftler bereits die Kisten geöffnet und gingen voller Eifer daran, die Spiegel zu untersuchen.

Sie kamen aber nicht einmal dazu, eine Analyse des harten Materials vorzunehmen, aus dem die Spiegelflächen bestanden. Es blieb naturgemäß nicht aus, dass sie in die Spiegel sahen, und im gleichen Moment ging eine seltsame Veränderung mit ihnen vor. Sie schienen in eine Art von Trance zu verfallen und vergaßen von einem Moment zum anderen ihr Vorhaben. Nur einfach dazusitzen und auf die glänzenden schwarzen Flächen zu starren, schien nun das einzig Wichtige in der Welt für sie zu sein.

Das Schiff befand sich bereits im Hyperflug, als dem Kapitän ihr langes Schweigen auffiel. Interkomanrufe wurden nicht beantwortet, und so schickte er den Ersten Offizier hinunter in den Laborraum. Der Mann kehrte zwar zurück, brachte aber einige Dutzend der schwarzen Spiegel mit, die er wortlos an die anderen Besatzungsmitglieder verteilte. Auch bei ihnen genügte ein Blick, und sie verfielen in den Trancezustand.

Von diesem Augenblick an glich die Rückreise der BORKANA einem gespenstischen Wachtraum. Die Männer wussten noch, was sie taten, aber sie taten es gleichgültig und mechanisch, wie lebende Puppen. Hätte nicht der Autopilot das Schiff geführt, wäre es wohl kaum wieder nach Mokan zurückgelangt.

Auch Marek Donja war dem Bann eines der magischen Spiegel erlegen. Im Gegensatz zu den anderen gelang es ihm aber, sich zuweilen daraus zu befreien. Dann sorgte er dafür, dass der Grad der allgemeinen Vernachlässigung keine katastrophalen Ausmaße annahm. Lange hielten aber die „lichten Momente“, auch bei ihm nicht vor. Sein Spiegel schien ständig zu rufen und ihn zu locken; erst, wenn er wieder hineinsehen konnte, war diese Sehnsucht gestillt.

So stand es um die Besatzung der BORKANA, als sie nach langer Abwesenheit wieder den Heimatplaneten anflog.

*

Das Schiff landete auf dem Raumhafen II Arusa, in der Nähe der Hauptstadt. Dass es dabei keine Komplikationen gab, war der Mannschaft im Tower zu verdanken, die den Raumer in Fernsteuerung nahm. Die geistige Abwesenheit und die erheblich verringerte Reaktionsfähigkeit der Besatzung war den erfahrenen Männern nicht verborgen geblieben.

Sie meldeten ihre Beobachtungen an das Büro der staatlichen Raumreederei weiter, der einzigen, die es auf Mokan gab. Ihr Leiter nahm die Angelegenheit aber nicht sonderlich ernst. Er wusste, dass man bei Männern, die nach monatelanger Abwesenheit zurückkamen, nicht die üblichen Maßstäbe anlegen durfte. Deshalb beorderte er lediglich einige Fahrzeuge zum Schiff, die die Besatzung abholen und in ihre Quartiere bringen sollten.

Er tat das, was er für angemessen hielt, mehr nicht. Dass er sich später deswegen noch bittere Vorwürfe machen würde, konnte er nicht ahnen. So nahm das Verhängnis seinen Lauf.

Auch die Ankunft auf der Heimatwelt führte keine wesentliche Änderung im Zustand der Besatzung der BORKANA herbei. Die Männer wussten, dass sie wieder zu Hause waren, aber das berührte sie kaum. Allein die Routine diktierte ihre Handlungen, als sie die Schiffsaggregate stilllegten und sich daranmachten, von Bord zu gehen. Sie nahmen ihre persönlichen Sachen mit, die Wissenschaftler die Kassetten mit den Filmen und Memobändern. Auch die Behälter mit den auf Thorga eingetauschten Dingen wurden von Bord gebracht – als erstes jedoch die Kisten mit den magischen Spiegeln.

Niemand hatte sich die Mühe gemacht, sie wieder mit Deckeln zu versehen. Sie standen offen da, das Licht der Sonne brach sich in den Spiegeln und rief seltsam schillernde Reflexe hervor. Ein Fahrzeug des Wartungspersonals näherte sich dem Schiff, kurvte elegant ein und hielt neben der Ausstiegsrampe an. Die sechs Techniker stiegen aus und gingen auf die teilnahmslos dastehende Besatzung zu.

Sie riefen ihr launige Begrüßungsworte zu, erhielten jedoch keine Antwort. Der Anführer des Wartungsteams sah verwundert, dass die Männer unverwandt in seltsame Spiegel starrten, die aber nichts Wiedergaben, weil ihre Flächen schwarz waren. Er redete Marek Donja an, aber der Kapitän reagierte nicht.

Der Teamleiter tippte sich mit einer bezeichnenden Geste an die Stirn. „Die Brüder spinnen, wie es scheint“, bemerkte er halblaut zu seinen Untergebenen. „Raumfahrer waren ja schon immer besondere Vögel, aber denen da scheint die lange Reise besonders schlecht bekommen zu sein. Eine Art von Raumkoller, möchte ich sagen. Los, wir sehen mal nach, was sie mitgebracht haben. Vielleicht ist etwas dabei, das sich gut zu Geld machen lässt.“

Die Techniker öffneten ungeniert die Behälter, in denen die geschnitzten Figuren, Keramiken und sonstigen Dinge verstaut waren. Leise Pfiffe der Bewunderung ertönten, und flinke Finger schoben kleinere Gegenstände rasch in die Werkzeugtaschen. Auch einige schwarze Spiegel verschwanden darin, ohne dass jemand von der BORKANA-Besatzung Einspruch erhob.

„Aufhören!“, rief der Teamleiter plötzlich. „Da kommen schon die Gleiter, um unsere seltsamen Freunde abzuholen. Los, auf ins Schiff, ehe jemand etwas merkt.“

Zufrieden grinsend eilten die Techniker die Rampe hoch. Sie hatten im Laufe der Jahre genug gesehen, um den Wert der eben „organisierten“ Dinge abschätzen zu können. Handarbeiten, die unverkennbar von einer Primitivwelt stammten, standen überall und zu jeder Zeit hoch im Kurs.

Wenig später landeten vier große Gleiter neben dem Schiff. Ihre Luken wurden geöffnet, aber nur ein Mann stieg aus. Es war Narjo Malomba, der direkte Vorgesetzte aller Forschungsteams von Mokan. Er lächelte erfreut, als er auf Marek Donja und die Wissenschaftler zuging, die bei seinem Anblick vorübergehend aus ihrer Versunkenheit erwachten.

„Willkommen daheim!“, rief er aus und strahlte über das ganze kaffeebraune Gesicht. „Ihre Reise war von Erfolg gekrönt, das beweisen die Kisten, die Sie mitgebracht haben. Nein, sagen Sie nichts, ich lasse mich gern überraschen.“

Er öffnete den Deckel der ersten Kiste, und ein fast ehrfürchtiger Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. Er vertiefte sich noch, als er die Vielzahl der Gegenstände von Thorga in den anderen Behältern sah. Den Kisten mit den schwarzen Spiegeln gönnte er dagegen nur einen kurzen Blick.

„Eine wahre Fundgrube an primitiver Kunst“, sagte er schließlich. „So wunderbare Dinge habe ich lange nicht mehr zu Gesicht bekommen. Leider wird unser Institut aber nur einen kleinen Teil davon behalten können. Alles andere muss der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden, wird also zur Versteigerung freigegeben. Dafür fließt aber der Erlös an uns zurück, mit dem wir neue Forschungsexpeditionen finanzieren können. Vielleicht können Sie bald schon auf eine neue Reise gehen, die noch bessere Ergebnisse bringt.“

Marek Donja zwang sich dazu, einige passende Sätze zu sagen. Alles in ihm drängte danach, jeden Trubel zu vermeiden, um sich ungestört wieder der Betrachtung seines Spiegels hingeben zu können. Daran war aber vorerst kaum zu denken. Er musste seinen Reisebericht abgeben, dann stand allen eine eingehende ärztliche Untersuchung bevor.

Trotzdem war auch eine gewisse Befriedigung in ihm.

Sie hatten schätzungsweise zweieinhalb bis dreitausend der schwarzen Spiegel nach Mokan gebracht. Fast alle würden zur Versteigerung gelangen und zweifellos hohe Preise erzielen. Sie würden in die Hände von Liebhabern gelangen, und diesen würde nun die Wohltat zuteil werden, die magische Wirkung der Spiegel genießen zu können! Es war ein herrlicher Gedanke.

Narjo Malomba ahnte naturgemäß nichts von diesen Gedanken. Er wusste auch nicht, dass die Mannschaft der BORKANA unter dem Einfluss der magischen Spiegel stand. Alle hatten diese in ihrem Gepäck verborgen, ganz automatisch und ohne jede Verabredung. Infolge seiner Begeisterung über die vielen Mitbringsel fiel ihm auch der seltsame Geisteszustand der Männer nicht auf.

Die Behälter wurden in einem Gleiter verstaut, die übrigen nahmen die Schiffsbesatzung auf. Dann starteten alle vier Maschinen zum Raumfahrtzentrum. Während Donja und seine Männer das Medozentrum aufsuchten, begannen Malomba und seine Fachleute bereits mit der Sichtung der Gegenstände von Thorga. Ein Sortiment davon wurde in einen Raum gebracht, der bereits zahlreiche Artefakte von fremden Welten enthielt. Die übrigen landeten in der Versteigerungshalle.

Irgendwie hatte es sich schnell herumgesprochen, dass die BORKANA eine wertvolle Ladung mitgebracht hatte. So fanden sich bereits die ersten Interessenten ein, als die verschiedenen Dinge noch katalogisiert und wertmäßig abgeschätzt wurden. Als zwei Stunden später die Versteigerung begann, brodelte die Halle bereits von Männern und Frauen, die gewillt waren, eine Menge Geld für ihre Liebhaberei auszugeben.

Die Auktion wurde, vom Standpunkt Narjo Malombas aus, ein voller Erfolg. Die relativ einfachen, aber kunstvoll angefertigten Figuren, Keramiken und Schnitzereien, der Schmuck und die Waffen fanden zuerst ihre Abnehmer. Sie trieben die Preise gegenseitig in die Höhe, und die Auktionatoren rieben sich die Hände.

Die schwarzen Spiegel hatten sie bis zuletzt zurückgehalten. Als sie dann damit herausrückten, erreichte die Begeisterung ihren Höhepunkt. Hunderte von Spiegeln fanden innerhalb von einer halben Stunde neue Besitzer. Die Preise dafür erreichten Rekordhöhen, für den Gegenwert bekam man sonst ein komplettes Gleiter-Antigravaggregat.

Nach zwei Stunden hatten die Sammler sich verausgabt, aber es waren immer noch weit über zweitausend Spiegel vorhanden.

Nun traten die professionellen Händler auf den Plan. Sie kauften die restlichen Gegenstände in Bausch und Bogen zu Pauschalpreisen, und bald darauf wurde es in der Versteigerungshalle wieder still. Die Händler flogen nach Arusa City zurück und beeilten sich, ihre Ware in den Schaufenstern auszustellen.

Bald setzte auch hier der Run ein. Als der Abend hereinbrach, waren sämtliche schwarzen Spiegel abgesetzt, ohne dass jemand auch nur ahnte, was er sich mit ihnen eingehandelt hatte.

Raumschiff Prokyon und die magischen Spiegel: Raumschiff Prokyon #20

Подняться наверх