Читать книгу Lady, Tagebuch eines Findelhundes - Heidi Christina Jaax - Страница 5

4. Das neue Zuhause

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Meine Spielwiese

Da ich keine Anstalten machte den Wagen wieder zu verlassen, beobachteten die beiden mich zunächst einmal. Dann warteten sie ob jemand auf dem Parkplatz einen Hund vermisste, was nicht der Fall war. Schließlich beschlossen sie angesichts meiner offensichtlich schlechten Verfassung den Tierarzt aufzusuchen. Dieser hatte zwar am Samstag keine Sprechstunde, öffnete jedoch nach mehrmaligem klingeln. Er führte eine erste Untersuchung durch, ich besaß ein schütteres Fell, kratzte mich unaufhörlich, war völlig abgemagert und hatte ein eingewachsenes Halsband. Dieses entfernte der Tierarzt vorsichtig und verabschiedete die zwei jungen Leute mit ein paar Ratschlägen und der Empfehlung mich in den nächsten Tagen wieder vorzustellen. Auch der Tierschutzverein wurde kontaktiert, da ich aber keinerlei Marke, Kennziffer oder Chip hatte, empfahl man mich zunächst zu behalten und aufzupäppeln. Da es mittlerweile Nachmittag war und alle Geschäfte geschlossen hatten, wurde ein Punkerhalsband mit Nieten umfunktioniert und eine Hundeleine ausgeborgt. So ausgestattet gab es erstmal Futter und Wasser, ich betrat zum ersten Mal eine Wohnung und fand alles ungewöhnlich und aufregend. Eine gemütliche Ecke wurde mit einer weichen, lila Decke für mich ausgestattet. Ich getraute mich zuerst gar nicht darauf Platz zu nehmen, solch einen kuscheligen Platz für mich alleine hatte ich noch nie besessen. Aber sehr bald bekam ich Gesellschaft, eine tierische Mitbewohnerin näherte sich zaghaft und gesellte sich schließlich zu mir. Ebenfalls in dieser Wohnung übernachtete die Katze des benachbarten Reitstalls, ich mochte sie sofort. Obwohl sie sich immer an meinem Futter bediente und mir auch manchmal einen Tatzenhieb versetzte, wurden wir ein gutes Team. Denn wenn die jungen Leute nach einer Party länger schliefen, öffnete sie mir die Tür und ich konnte im angrenzenden Wald meine Notdurft verrichten. Danach kam ich aber brav wieder zurück, ich wusste schließlich wo ich nun hin gehörte. Ebenfalls zum Haushalt gehörten zwei zahme Ratten im Käfig, auch mit ihnen wollte ich Freundschaft schließen. Als ich dem Käfig zu nahe kam, biss mich eine der beiden in die Nase. Autsch, das tat weh, in Zukunft machte ich einen großen Bogen um den Käfig. So verging mein ereignisreicher erster Tag im neuen Zuhause wie im Flug. Endlich gesättigt kuschelte ich mich auf mein neues Lager und schlief vor Erschöpfung augenblicklich ein. Da am nächsten Tag Muttertag war, wollte mein neues Herrchen seiner Mutter ein paar Blümchen bringen, da diese aber noch nicht von der Arbeit zurück war, besuchten wir zwischenzeitlich seine Großmutter. Obwohl diese in der Vergangenheit nicht unbedingt versessen auf haarige Tiere war, erregte mein Aussehen gleich Mitleid und sie brachte mir Kekse. Als sie die von mir verursachten Krümel auffegen wollte und mit einem Besen ins Zimmer kam, flüchtete ich voller Panik in die nächste Ecke. Dass man sich vor Stöcken in Acht nehmen muss, gehörte zu meinen leidvollen Erfahrungen aus der Vergangenheit. Schließlich gingen wir zur Mami von meinem Herrchen, welche mittlerweile zu Hause eingetroffen war. Wir sahen uns an, es war Liebe auf den ersten Blick, sie brachte mir Wasser und kleine Stückchen gekochten Schinken, Hundefutter war natürlich nicht vorhanden. Ich stürzte mich heißhungrig auf den Schinken und vertilgte in kurzer Zeit, das Gefühl immer hungrig zu sein begleitete mich noch sehr lange. Schließlich ließ ich mich von ihr streicheln und nach kurzer Zeit wollte sie versuchen mit mir Gassi zu gehen. Ich schaute mich zwar fragend nach meinem Herrchen um, folgte ihr jedoch brav nach draußen. Ich zerrte sie von rechts nach links und es kostete sie eine Menge Kraft, mich von den vorbeifahrenden Autos fernzuhalten. Ich war nun mal ein den Freilauf gewöhnter Hütehund mit großem Bewegungsdrang und ein braver Leinengänger wurde ich auch später leider nicht.

Mein Bach

Lady, Tagebuch eines Findelhundes

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