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Mafia - Allmacht einer Holding

Die Mafia ist weltweit allgegenwärtig. Da sie vor allem unterirdisch tätig ist, wissen nicht viele Menschen welche Gruppen es gibt und wie viel sie mit ihren Geschäften verdienen. In diesem Blog lesen Sie über die Top 5 der größten Mafia-Gruppen in der Welt. Sie werden erstaunt sein, wie groß und umfangreich die Gruppierungen sind und wie viel Geld sie verdienen.

Die Grundlagen der Mafia sind auf der italienischen Insel Sizilien zu finden und kamen zum ersten Mal ins Gerede im 19en Jahrhundert. Durch die Verschiebung der Mafia zwischen 1880 und dem Start der ersten Welt Krieg in die Vereinigten Staaten, sind dort immer noch große Gruppen von Mafiosi aktiv. Ihre Vertraulichkeit wird garantiert durch die Weitergabe des sogenannten "Code des Schweigens" (Omertà).

Wenn Sie an die Mafia denken, denken Sie möglicherweise an blutige Gefechte in den Straßen eines Vororts, an Drogenhandel, Waffenbesitz, Casinos und verrauchten Bereichen. Teilweise ist dies richtig, aber weitgehend spielt die Mafia sich unterirdisch ab. Erpressung und Gewalt spielen eine große Rolle in der Mafia, aber vor allem spielt sich alles in der Unsichtbarkeit ab.

Um Ihnen eine Idee zu geben über was sich alles unterirdisch abspielt, haben wir die fünf größten Mafia-Gruppen einmal aufgelistet

1. Solntsevskaya Bratva

Diese organisierte kriminelle Gruppierung stammt aus Russland und besteht aus zehn separate Gruppen, die eigenständig tätig sein. Der Rat trifft sich regelmäßig für Versammlungen unter dem Namen "festliche Aktivitäten" in verschiedenen Teilen der Welt. Diese Gruppierung besteht insgesamt aus ca. 9000 Mitgliedern und ist vor allem in dem Drogen- und Menschenhandel tätig. Die russische Unterwelt handelt vor allem in Heroin aus Afghanistan.

Das Aufkommen der organisierten Kriminalität in Russland und den Nachfolgestaaten der UdSSR ist eng mit der sowjetischen Gefängnis- und Lagerkultur verbunden. Ende der 1920er stieg in der Sowjetunion aufgrund aufkommender Massenrepressionen die Zahl der politischen Häftlinge in den Gefängnissen und Lagern stark an, wo die Inhaftierten mehr oder weniger sich selbst überlassen wurden. Dies führte zur Ausbildung einer Hierarchie und Gruppenordnung, an deren Spitze professionelle Verbrecher standen und die bei Bedarf mit radikalen und brutalen Methoden durchgesetzt wurde. Weil die politischen Häftlinge als potentielle Unruhestifter galten, begannen die Sicherheitsdienste mit den professionellen Verbrechern zusammenzuarbeiten, damit diese im Lager Ordnung und Disziplin sicherstellten. Im Gaunerjargon gab es eine eigene Bezeichnung für die professionellen Verbrecher: Blatnyje bzw. Blatnoj . Als Gegenleistung erhielten die Blatnyje Privilegien. Dies war lange Zeit ein stilles Übereinkommen zwischen Kriminellen und Lagerleitungen. Schließlich wurde in einem Dekret schriftlich die Erlaubnis fixiert, die gewöhnlichen Verbrecher im Kampf gegen die als „Volksfeinde“ stigmatisierten politischen Häftlinge einzusetzen. Die Autoritäten unter den professionellen Verbrechern begannen, sich selbst als „Diebe im Gesetz“ („wory w zakone“) zu bezeichnen. So schufen sie die kriminelle Elite der Sowjetunion und entwickelten einen Verbrecherkodex, zu dessen wichtigsten Prinzipien die Nichteinmischung in Politik und Wirtschaft sowie die Absage an eine legale Arbeitstätigkeit gehörten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs versuchte Stalin, die erstarkten kriminellen Eliten in ihrem Einfluss zu schwächen, was aber nur zu Unruhen und Aufständen in den Lagern führte. Dies zwang den sowjetischen Staat, die Zusammenarbeit mit den Verbrechern weiterzuführen. Die kriminellen Autoritäten in den Lagern gewannen an Macht und verfügten über gute Kontakte zur Außenwelt. Ihre wichtigsten Einnahmequellen waren Schmuggel von Edelmetallen und Kunstgegenständen, Erpressung von Untergrundunternehmen, Betäubungsmittelhandel und Raub von Erzeugnissen der Staatsbetriebe

Die ersten Anzeichen des organisierten Verbrechens in der Sowjetunion zeigten sich 1958–59 unter Nikita Sergejewitsch Chruschtschow. Nach heutigen Maßstäben betrug damals der durchschnittliche jährliche Verlust durch Wirtschaftsverbrechen nur etwa 2 Millionen Rubel. In den 1970er Jahren wurde die Mafia dann zum sozialen Phänomen. Diejenigen, die sich früher wegen ihrer legalen Millionen genierten, begannen dieses Geld ganz offen in ausländische Automarken, Diamantencolliers und Villen zu investieren. Immer mehr Gelder aus dem Staatsetat wanderten in private Hände. Methoden gab es dabei viele. Die wichtigste war die Schaffung von Untergrundwerkstätten (russ. zech), sogar Untergrundfabriken, über die eine Verlagerung der natürlichen Ressourcen des Staates erfolgte. Damit einhergehend tauchten die sogenannten Zechowiki auf – Kriminelle „mit weißem Kragen“ bzw. Wirtschaftsverbrecher. Und als Reaktion auf das Erscheinen der Schattenwirtschaft konnte eine plötzliche Aktivierung von professionellen Verbrechern neuer Art, den Nachfolgern der „Diebe im Gesetz“ aus der Stalinära, beobachtet werden. Konzepte für die „Arbeit“ mit den neuartigen Verbrechern wurden von einem „Dieb im Gesetz“ namens Tscherkassow ausgearbeitet. Die Konzepte lauteten: erstens, nimm von demjenigen, der etwas hat; zweitens, nimm nicht alles, denn die Geduld eines Menschen hat ein Ende; drittens, organisiere dir für jedes Verbrechen einen Mitarbeiter der Strafverfolgungsbehörde. Eben diese Prinzipien beherzigte die Verbrecherorganisation von Gennadi Aleksandrowitsch Karkow (Deckname: Mongol), als sie Anfang der 1970er Jahre in Moskau ihre kriminellen Aktivitäten aufnahm. Nach einhelliger Meinung der sowjetischen Kriminologen begann mit Karkows Organisation die Formierung der sowjetischen Mafia. Lediglich in der Usbekischen SSR begann dieser Prozess etwas früher (1967–68)

Auch die kriminelle Welt unterlag Veränderungen: Den ethnischen Russen, die weiterhin Wert auf Traditionen der „Diebe im Gesetz“ legten, standen zunehmend Gruppierungen aus dem Kaukasus gegenüber, die nach politischem und wirtschaftlichem Einfluss sowie einer Minimalisierung der Diebesregeln strebten. Dies verursachte eine Spaltung der vormals geschlossenen kriminellen Gemeinschaft. Der Zerfall des sowjetischen Staates und seiner Strukturen, die Ausrufung neuer Nationalstaaten sowie die wirtschaftlich schlechte Lage zu Beginn der 1990er Jahre trugen zum Entstehen neuer krimineller Gruppierungen bei. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde auf Jelzins Anweisung die KGB-Belegschaft um rund 100.000 Personen reduziert. Mit ihrem Insiderwissen und ihren Kontakten waren die entlassenen Mitarbeiter für die Verbrecherwelt in hohem Maße attraktiv. So entstand in Russland das heutige organisierte Verbrechen aus den Strukturen der Diebe im Gesetz, aus ehemaligen KGB-Agenten und vielen korrupten Beamten und Verwaltern staatlichen Eigentums.

Die Ausweitung der OK in Russland nach der Auflösung der Sowjetunion zu Beginn der 1990er Jahre stand einerseits im Zusammenhang mit dem gleichzeitigen wirtschaftlichen Niedergang und zum anderen mit sich bietenden Möglichkeiten der Privatisierung von Kollektiveigentum aus staatlichem oder Volksvermögen. Die sich verändernde Ökonomie, Schattenwirtschaft und Korruption im Zerfallsprozess der Sowjetunion bot Gelegenheit, mittels neuer halblegaler bis verbrecherischer Zusammenschlüsse Kapital in Oligarchenhänden zu akkumulieren. Verzweifelte Arbeitslose begannen in großer Zahl für das Verbrechen zu arbeiten, so konnte sich die Mafia ausbreiten. Nach offiziellen Schätzungen arbeiten um die 100.000 Menschen direkt für die Mafia, die Zahl indirekt abhängig in mafiotische Machenschaften Verstrickter ist unbekannt. Viele Bosse und wichtige Mitglieder der russischen Mafia rekrutierten sich aus dem Offizierskorps der sowjetischen Streitkräfte und des KGB, deren Mitglieder nach dem Ende des Kalten Krieges mit der Reduzierung der Streitkräfte ihre Posten verloren. Die Banden warben auch viele Sportler wie Boxer und Kampfsportler an, denen sie im Racketeering und als Personenschützer finanzielle Perspektiven bieten konnten. Große Teile der Geschäfte laufen über Drogen- und illegalen Waffenhandel sowie Erpressung.

Bei der Festnahme des berüchtigten Mafiabosses Wjatscheslaw Kirillowitsch Iwankow wurden dessen handschriftliche Notizen sichergestellt, in denen der Begriff „Familie der elf“ (russ. „Семья одиннадцати“) auftauchte. Nach Meinung des russischen Beamten Juri Gogolew vom Regionalamt für den Kampf gegen die organisierte Kriminalität zählen zu dieser „Familie“ solche Mafiagrößen wie Sergei Bojzow (Deckname: Bojez), Aslan Raschidowitsch Usojan (Deckname: ded Chasan, deduschka), Dschamal Chatschidze (Deckname: Dschamal), Jewgeni Wasin (Deckname: Batja, Dschem), Alimzhan Tursunowitsch Tochtachunow (Deckname: Taiwantschik), Zacharij Knjazewitsch Kalaschow (Deckname: Schakro-molodoj), Datiko Zichelaschwili (Deckname: Dato Taschkentskij), Salim Abduwalijew (Deckname: Salim). Unter der Kontrolle der „Familie“ befindet sich ein riesiges Territorium zwischen Region Primorje und Zentralrussland. Gogolew ist zudem überzeugt, dass die kriminellen Anführer in praktisch jeder Region direkten Zugang zu der jeweiligen Oblastverwaltung besitzen.

1994 erwirtschaftete die russische Mafia rund 150 Milliarden Dollar. Sie kontrollierte zu diesem Zeitpunkt ein Drittel der russischen Banken, 40 % der Industrieunternehmen und 80 % der Joint-Venture-Unternehmen. Zudem existierten damals 5.700 russländische Mafiagruppierungen, die mehr als 100.000 Menschen zählten. Etwa 3 Millionen Menschen zogen einen finanziellen Profit aus den Mafiamachenschaften.Der russische Präsident Boris Jelzin äußerte schon im Februar 1993, dass die OK zur direkten Bedrohung der strategischen Interessen und der nationalen Sicherheit Russlands geworden war. 1994 sagte CIA-Chef James Woolsey vor dem US-Kongress aus, die OK bedrohe die demokratische Reform in Russland. Im Mai 1996 gingen der CIA-Chef John M. Deutch und der FBI-Direktor Louis Freeh einen Schritt weiter und warnten den Kongress, dass die russische OK und Korruption das politische System Russlands zunehmend unterwanderten und begannen, für die USA eine Bedrohung darzustellen.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts vollzog sich eine signifikante Änderung. Um die russische Mafia wurde es sichtlich ruhiger, ungeachtet der Behauptungen, die OK würde nach der Weltfinanzkrise von 2008 weiterwachsen. Auch die Rolle der traditionellen kriminellen Gruppierungen mit den „Dieben im Gesetz“ an der Spitze verlor allmählich an Bedeutung. Zugleich verlagerten andere Mafiagruppierungen ihre Tätigkeit in die legale Wirtschaft. Nach Einschätzung des russischen Innenministeriums sind die kriminellen Organisationen aus der GUS in die bedeutendsten Wirtschafts- und Industriestrukturen vorgedrungen, kontrollieren sogar die Industrie ganzer Regionen. Nach Angaben des früheren Justizministers Wladimir Ustinow stellt die OK eine wahre Bedrohung für die innere Sicherheit Russlands dar. Neben den klassischen Tätigkeitsfeldern wie Drogen- und Waffenhandel engagieren sich die kriminellen Strukturen zunehmend im Handel mit natürlichen Ressourcen sowie im Banken- und Finanzbereich. Zu den besonders ertragreichen Deliktfeldern zählen auch Schmuggel, Steuerhinterziehung und Mehrwertsteuerbetrug. Haupteinnahmequelle bleiben weiterhin Staatsgelder, für deren Veruntreuung es zahlreiche Möglichkeiten gibt, wie z. B. der Zugang zu russischen Energie- und Metallressourcen, die zu niedrigen Inlandspreisen erworben und unter Umgehung der Ausfuhrbestimmungen ins Ausland erheblich teurer weiterverkauft werden. Die auf illegale Weise erworbenen Mittel werden unter Vorgabe legaler Geschäftstätigkeit über Briefkastengesellschaften im Ausland gewaschen.

Einige große kriminelle Organisationen sind länderübergreifend aktiv und drängen zunehmend in legale Wirtschaftsstrukturen. Sie verfügen häufig über eigene Sicherheitsdienste und technisch ausgefeilte Überwachungsmethoden, so dass zur Informationsbeschaffung zum Teil richtige nachrichtendienstliche Operationen oder Observationen durchgeführt werden. Angehörige der OK sind häufig gut ausgebildet, politisch informiert, verfügen über enge Verbindungen zu den Machtstrukturen ihres Herkunftslandes und über ausgeklügelte Kommunikationsnetzwerke. Für Staaten mit hohem Lebensstandard stellen die russischen Mafiaorganisationen angesichts der vorhandenen immensen Finanzmittel eine erhebliche Bedrohung dar, denn mit Hilfe von Erpressung und Korruption unterwandern sie nicht nur die Wirtschaft, sondern sind sogar in der Lage, rechtsstaatliche Institutionen zu infiltrieren.

Die Interpol beobachtet noch heute (Stand 2020) im Rahmen des Projekts „Millenium“ die postsowjetische OK. Das Projekt soll durch gegenseitigen Austausch von Ermittlungsinformationen die Interpol-Mitgliedsstaaten unterstützen, Menschen und Unternehmen, die hinter der transnationalen eurasischen OK stehen, zu identifizieren

Der Schweizer Nachrichtendienst „Dienst für Analyse und Prävention“ (DAP) veröffentlichte 2007 einen strategischen Analysebericht zum Thema „Organisierte Kriminalität und Nachrichtendienst aus der GUS“, aus dem hervorgeht, dass es Hinweise gibt auf enge Verbindungen der Vertreter der OK aus den Ländern der GUS zu Nachrichtendiensten dieser Staaten. Die deutschen Nachrichtendienste bezeichnen diese Verflechtungen als „symbiotische Beziehungen“ zwischen OK und Nachrichtendiensten.

So sollen viele Vertreter der OK vom FSB und anderen Staatsorganen gedeckt werden. Bis 2007 wurde noch keine Führungsfigur der russischen Mafiaszene in Russland zur Verantwortung gezogen, was dafür spricht, dass die Anführer der kriminellen Gruppierungen hohe Protektion genießen. Umgekehrt stellen ehemalige KGB- oder FSB-Agenten, von denen viele wichtige Posten in Banken, Sicherheitsfirmen oder sonstigen großen Unternehmen bekleiden, ihr Insiderwissen, ihre Erfahrungen und ihr Beziehungsnetz der OK zur Verfügung. Darüber hinaus ist aufgrund geringer Entlohnung und weitverbreiteter Korruption bei den Nachrichtendienstlern eine hohe Bereitschaft vorhanden, für Erpressungen nachrichtendienstliches Material an politische oder wirtschaftliche Interessengruppen zu verkaufen. Verschiedene ausländische Nachrichtendienste vertreten die Ansicht, dass nicht nur einzelne oder ehemalige Geheimdienstangehörige in kriminelle Machenschaften eingebunden sind, sondern nachrichtendienstliche Institutionen an einer systematischen Zusammenarbeit mit der OK interessiert sind. Motive einer Zusammenarbeit sind für die Nachrichtendienste die Ausnutzung bereits bestehender internationaler Unternehmens- und Beziehungsnetze der OK für eigene Zwecke, die Kontrolle wirtschaftlicher Aktivitäten – vor allem jene der OK – und hohe Einkünfte aus Dienstleistungen, die für die OK erbracht werden, oder Einkünfte auf Grundlage der Erpressung der OK. Motive seitens der OK sind Schutz vor Polizeiaktionen und Strafverfolgung, Informationsbeschaffung über Konkurrenten, vereinfachte Reiseformalitäten, Aufpolierung des Images von OK-Angehörigen und Aufstieg in wirtschaftliche Schlüsselpositionen durch nachrichtendienstliche Kontakte.

Beim Zerfall der Sowjetunion wurde bereits spekuliert, dass der KGB große Summen des Staats- und Parteivermögens über private Firmen ins Ausland geschleust hatte, um damit politische Aktivitäten finanzieren zu können. Ein Teil dieser Gelder wurde aber auch für private Geschäftsaktivitäten abgezweigt. Hinter diesen Prozessen standen häufig Individuen, die bereits Erfahrungen im Außenhandel hatten und deshalb Beziehungen und Unternehmensstrukturen im Ausland besaßen. Dazu gehörten unter anderem Sowjetbürger, die in den 1970er Jahren aufgrund ihrer ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit die UdSSR verlassen durften. Ein prominentes Beispiel dazu sind die Firmen Nordex von Grigori Emmanuilowitsch Lutschanski und Seabeco Group von Boris Iosifowitsch Birschtein. Lutschanski, geboren 1945, Sohn einer lettisch-jüdischen Familie, soll vom KGB zum Aufbau eines internationalen Firmengeflechts rekrutiert worden sein. Er gründete das Unternehmen Nordex mit Hauptsitz in Wien und Tochtergesellschaften auf der ganzen Welt, das offiziell mit Rohstoffen aus der GUS handelte. Doch da die Firma wiederholt mit Korruption, Unterschlagung, Geldwäscherei und Waffenhandel in Verbindung gebracht wurde, war ein Ausbau der geschäftlichen Tätigkeiten nicht mehr möglich. Boris Birschtein (bzw. Birstein, manchmal Birnstein), geboren 1947, war ebenfalls Sohn einer lettisch-jüdischen Familie und Direktor einer Textilfabrik in Vilnius. Er war ehemaliges KGB-Mitglied und stand in Kontakt mit russischen und israelischen Nachrichtendiensten. Er emigrierte 1979 nach Israel, wo er umgehend begann, das internationale Firmengeflecht Seabeco Group aufzubauen, welches mit Öl, Gold, Diamanten und chemischen Produkten handelte. Eine Zweigstelle der Seabeco war von 1992 bis 1999 in der Schweiz registriert. Auch Birschtein war sehr gut vernetzt sowohl mit der kriminellen Welt als auch mit den politischen Strukturen der Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Zu seinem Freundes- und Bekanntenkreis gehörten der Moskauer Bürgermeister Juri Michailowitsch Luschkow, die ukrainischen Präsidenten Leonid Krawtschuk und Leonid Kutschma sowie der moldawische Präsident Mircea Ion Snegur. Seine Firma Seabeco Group wurde der Geldwäscherei, der Veruntreuung von Geld aus Kirgisien, undurchsichtigen Finanzgeschäfte über die Firma Nordex, Unterschlagung von Hilfsgeldern und Durchführung von Auftragsmorden verdächtigt. Weder bei Nordex noch Seabeco konnte je der KGB (oder seine Nachfolgeorganisationen) als Drahtzieher der illegalen Finanzoperationen nachgewiesen werden. Mögliche Beweise befinden sich bei denjenigen Stellen, die kein Interesse an einer Aufarbeitung der Geschehnisse haben. Allerdings sprechen die weitverzweigten politischen Kontakte, die Lutschanski und Birschtein auf höchster Ebene pflegten, und der durch den Handel mit staatlichen Ressourcen schnell erworbene Reichtum dafür, dass sie ohne Wissen und Zustimmung der staatlichen Machtorgane kaum hätten agieren können.

Alexander Wassiljewitsch Korschakow, der ehemalige KGB-Offizier und Leibgardechef von Boris Nikolajewitsch Jelzin, hatte ebenfalls mit der russischen Unterwelt zusammengearbeitet. Korschakow, unter dessen Kommando rund 90.000 Soldaten des Sicherheitsdienstes standen, lieh in den 1990er Jahren seine Untergebenen zur Eintreibung von Schutzgeldern an die Mafia aus.

2. Yamaguchi-Gumi

Dies ist die größte bekannte Mafia-Gruppe in der Welt und kommt aus Japan. Ihr Name ist bekannt durch ihre Tätigkeit in dem Drogenhandel, der größer ist als irgendwo. Die Gruppierung besteht aus mehreren sogenannten Yakuza-Gruppen und entstand hunderte von Jahren her. Diese Gruppe verfügt über eine umfangreiche Hierarchie und zahlreiche Mitglieder. Alle Mitglieder sind durch die Ehe miteinander verbunden. Alle Beziehungen mit Familienmitgliedern außerhalb der Gruppierung müssen durchbrochen werden.

Der Yamaguchi-Gumi ist die größte Yakuza-Familie und macht mit mehr als 8.900 Mitgliedern 30% aller Yakuza in Japan aus. Von seinem Hauptsitz in Kobe aus leitet es kriminelle Aktivitäten in ganz Japan. Es ist auch an Operationen in Asien und den Vereinigten Staaten beteiligt. Shinobu Tsukasa , auch bekannt als Kenichi Shinoda, ist der aktuelle Oyabun des Yamaguchi-Gumi. Er verfolgt eine expansive Politik und hat seine Aktivitäten in Tokio (das traditionell nicht das Territorium der Yamaguchi-Gumi war) verstärkt. Die Familie Yamaguchi ist so erfolgreich, dass ihr Name in vielen Teilen Asiens außerhalb Japans zum Synonym für japanisches organisiertes Verbrechen geworden ist. Viele chinesische oder koreanische Personen, die den Namen "Yakuza" nicht kennen, würden den Namen "Yamaguchi-gumi" kennen, der häufig in Gangsterfilmen dargestellt wird.

Der Sumiyoshi-kai ist die zweitgrößte Yakuza-Familie mit geschätzten 4.500 Mitgliedern. Sumiyoshi-kai ist eine Konföderation kleinerer Yakuza-Gruppen. Sein aktueller Kopf (会長 kai-cho) ist Isao Seki. Strukturell unterscheidet sich Sumiyoshi-kai von seinem Hauptkonkurrenten, dem Yamaguchi-gumi , darin, dass es wie eine Föderation funktioniert . Die Befehlskette ist entspannter und ihre Führung wird auf mehrere andere Mitglieder verteilt.

Der Inagawa-kai ist mit rund 3.400 Mitgliedern die drittgrößte Yakuza-Familie in Japan. Das Unternehmen hat seinen Sitz in der Region Tokio-Yokohama und war eine der ersten Yakuza-Familien, die ihre Aktivitäten außerhalb Japans ausgeweitet hat.

Yakuza gelten als halb legitime Organisationen. Unmittelbar nach dem Erdbeben in Kobe 1995 mobilisierte sich beispielsweise der Yamaguchi-gumi , dessen Hauptsitz sich in Kobe befindet , um Katastrophenhilfe (einschließlich des Einsatzes eines Hubschraubers) zu leisten, und dies wurde von den Medien im Gegensatz zu den weit verbreiteten Berichten berichtet viel langsamere Reaktion der japanischen Regierung. Die Yakuza wiederholten ihre Hilfe nach dem Erdbeben und dem Tsunami in Tōhoku 2011 , wobei Gruppen ihre Büros für Flüchtlinge öffneten und Dutzende von Lastwagen mit Vorräten in die betroffenen Gebiete schickten .Aus diesem Grund betrachten viele Yakuza ihr Einkommen und ihre Hektik ( Shinogi ) als Erhebung einer feudalen Steuer.

Die Yakuza und ihre angegliederten Banden kontrollieren den Drogenhandel in Japan, insbesondere Methamphetamin . Während viele Yakuza-Syndikate, insbesondere die Yamaguchi-gumi , ihren Mitgliedern offiziell den Drogenhandel verbieten , sind einige andere Yakuza-Syndikate, insbesondere die Dojin-kai , stark daran beteiligt. Es ist bekannt, dass einige Yakuza-Gruppen sich intensiv mit Menschenhandel befassen . Die Philippinen zum Beispiel sind eine Quelle junger Frauen. Yakuza bringt Mädchen aus verarmten Dörfern dazu, nach Japan zu kommen, wo ihnen respektable Jobs mit guten Löhnen versprochen werden. Stattdessen werden sie gezwungen, Sexarbeiterinnen und Stripperinnen zu werden. Die Gassen und Straßen von Shinjuku sind ein beliebter moderner Treffpunkt in Tokio Yakuza. Yakuza üben häufig eine einzigartige Form der japanischen Erpressung aus, die als sōkaiya bekannt ist . Im Wesentlichen handelt es sich hierbei um eine spezielle Form des Schutzschlägers .

Anstatt kleine Unternehmen zu belästigen, belästigen die Yakuza eine Hauptversammlung eines größeren Unternehmens. Sie erschrecken den normalen Aktionär einfach mit der Anwesenheit von Yakuza-Mitarbeitern, die das Recht erhalten, an der Versammlung teilzunehmen, indem sie einen kleinen Aktienkauf tätigen. Yakuza ist über Jiageya auch mit dem japanischen Immobilienmarkt und dem Bankwesen verbunden . Jiageya hat sich darauf spezialisiert, Inhaber kleiner Immobilien zum Verkauf ihrer Immobilien zu bewegen, damit Immobilienunternehmen viel größere Entwicklungspläne durchführen können. Japans Blasenwirtschaft der 1980er Jahre wird häufig auf Immobilienspekulationen von Bankentöchtern zurückgeführt. Nach dem Zusammenbruch der japanischen Immobilienblase wurde ein Manager einer großen Bank in Nagoya ermordet, und es gab viele Spekulationen über die indirekte Verbindung des Bankensektors mit der japanischen Unterwelt.

Yakuza nehmen oft an lokalen Festivals wie Sanja Matsuri teil, wo sie oft mit dem Schrein durch die Straßen fahren und stolz ihre aufwändigen Tätowierungen zeigen. Es ist bekannt, dass Yakuza große Investitionen in legitime Mainstream-Unternehmen tätigt. 1989 kaufte Susumu Ishii, der Oyabun der Inagawa-kai , Aktien der Tokyo Kyuko Electric Railway im Wert von 255 Millionen US-Dollar . Die japanische Securities and Exchange Surveillance Commission hat Kenntnis von mehr als 50 börsennotierten Unternehmen mit Verbindungen zur organisierten Kriminalität. Im März 2008 beschloss die Osaka Securities Exchange , alle börsennotierten Unternehmen zu überprüfen und diejenigen mit Yakuza-Verbindungen auszuschließen. Diebstahl wird grundsätzlich nicht als legitime Tätigkeit von Yakuza anerkannt. Dies steht im Einklang mit der Idee, dass ihre Aktivitäten halboffen sind; Diebstahl wäre per Definition eine verdeckte Aktivität. Noch wichtiger ist, dass eine solche Handlung von der Gemeinschaft als Übertretung angesehen wird.

Außerdem führt Yakuza den eigentlichen Geschäftsbetrieb normalerweise nicht selbst durch. Kerngeschäftsaktivitäten wie Merchandising, Kredithai oder die Verwaltung von Glücksspielhäusern werden in der Regel von Nicht-Yakuza-Mitgliedern verwaltet, die für ihre Aktivitäten Schutzgebühren zahlen. Es gibt viele Hinweise darauf, dass Yakuza an der internationalen Kriminalität beteiligt ist. Es gibt viele tätowierte Yakuza-Mitglieder, die in verschiedenen asiatischen Gefängnissen wegen Verbrechen wie Drogenhandel und Waffenschmuggel inhaftiert sind. 1997 wurde ein verifiziertes Yakuza-Mitglied beim Schmuggel von 4 Kilogramm Heroin nach Kanada erwischt . Aufgrund ihrer Geschichte als legitime feudale Organisation und ihrer Verbindung zum politischen System Japans durch die Uyoku Dantai (rechtsextreme politische Gruppen) sind Yakuza ein Teil des japanischen Establishments. Sechs Fanmagazine berichten über ihre Aktivitäten.

Das Engagement von Yakuza in der Politik funktioniert ähnlich wie das einer Lobbygruppe, wobei sie diejenigen unterstützen, die an ihren Meinungen oder Überzeugungen teilhaben. Eine Studie ergab, dass jeder zehnte Erwachsene unter 40 Jahren der Meinung war, dass die Yakuza existieren dürfen. In den 1980er Jahren geriet in Fukuoka ein Yakuza-Krieg außer Kontrolle und Zivilisten wurden verletzt. Es war ein großer Konflikt zwischen den Yamaguchi-Gumi und Dojin-Kai , der als Yama-Michi-Krieg bezeichnet wurde . Die Polizei trat ein und zwang die Yakuza-Chefs auf beiden Seiten, öffentlich einen Waffenstillstand zu erklären. Zu verschiedenen Zeiten haben Menschen in japanischen Städten Anti-Yakuza-Kampagnen mit gemischtem und vielfältigem Erfolg gestartet. Im März 1995 verabschiedete die japanische Regierung das Gesetz zur Verhinderung rechtswidriger Aktivitäten von Mitgliedern der kriminellen Bande , das das traditionelle Erpressen erheblich erschwerte. Ab 2009 begann die japanische Polizei unter der Führung von Agenturchef Takaharu Ando , gegen die Banden vorzugehen. Kodo-kai- Chef Kiyoshi Takayama wurde Ende 2010 festgenommen. Im Dezember 2010 verhaftete die Polizei Yamaguchi-gumis mutmaßlichen Anführer Nummer drei, Tadashi Irie .

Laut den Medien haben lokale Regierungen und Bauunternehmen begonnen, Yakuza-Aktivitäten oder die Beteiligung an ihren Gemeinden oder Bauprojekten zu meiden oder zu verbieten, was durch strengere Gesetze und Gesetze gegen Yakuza gefördert wird. Die Polizei ist jedoch behindert, weil Japan kein Äquivalent zu Verhandlungen , Zeugenschutz oder dem US-amerikanischen Gesetz über von Racketeern beeinflusste und korrupte Organisationen hat .

In den Jahren 2010 und 2011 wurden in Osaka und Tokio Gesetze erlassen, um den Einfluss der Yakuza zu bekämpfen, indem es für jedes Unternehmen illegal wurde, Geschäfte mit den Yakuza zu machen. Yakuzas Hilfe bei der Tōhoku-Katastrophe Nach dem Erdbeben und dem Tsunami in Tōhoku am 11. März 2011 schickten die Yakuza Hunderte von Lastwagen mit Lebensmitteln, Wasser, Decken und Sanitärzubehör, um den Menschen in den betroffenen Gebieten der Naturkatastrophe zu helfen. CNN México sagte, dass die Yakuza zwar durch Erpressung und andere gewalttätige Methoden operieren, sich aber "schnell und leise bewegten, um den Bedürftigsten Hilfe zu leisten". Solche Aktionen der Yakuza sind das Ergebnis ihres Wissens darüber, wie es ist, "für sich selbst zu sorgen", ohne staatliche Hilfe oder Unterstützung durch die Gemeinschaft, da sie auch als "Ausgestoßene" und "Aussteiger aus der Gesellschaft" gelten.

Darüber hinaus schätzt der Ehrenkodex der Yakuza ( Ninkyo ) Berichten zufolge Gerechtigkeit und Pflicht über alles und verbietet es anderen, leiden zu dürfen. Vereinigte Staaten Die Aktivitäten von Yakuza in den Vereinigten Staaten sind größtenteils auf Hawaii beschränkt , aber sie haben ihre Präsenz in anderen Teilen des Landes bekannt gemacht, insbesondere in Los Angeles und der San Francisco Bay Area sowie in Seattle , Las Vegas , Arizona , Virginia , Chicago und New York City . Die Yakuza sollen Hawaii als Zwischenstation zwischen Japan und dem amerikanischen Festland nutzen, Methamphetamin ins Land schmuggeln und Schusswaffen zurück nach Japan schmuggeln. Sie passen leicht in die lokale Bevölkerung, da viele Touristen aus Japan und anderen asiatischen Ländern die Inseln regelmäßig besuchen und es eine große Bevölkerung von Bewohnern gibt, die ganz oder teilweise japanischer Abstammung sind. Sie arbeiten auch mit lokalen Banden zusammen und leiten japanische Touristen zu Spielstuben und Bordellen. In Kalifornien haben die Yakuza Allianzen mit lokalen koreanischen Banden sowie chinesischen Triaden geschlossen . Sie verbündeten sich mit vietnamesischen Banden, um sie als Muskeln zu nutzen, da sie das Potenzial hatten, bei Bedarf extrem gewalttätig zu werden.

Die Yakuza erkannten ihr Potenzial nach den ständigen Schießereien in vietnamesischen Cafés und Einbrüchen bei Hausinvasionen in den 1980er und frühen 1990er Jahren. In New York City scheinen sie Findergebühren von russischen, irischen und italienischen Gangmitgliedern und Geschäftsleuten zu erheben, um japanische Touristen zu legalen und illegalen Glücksspieleinrichtungen zu führen. In den USA hergestellte Handfeuerwaffen machen einen großen Anteil (33%) der in Japan beschlagnahmten Handfeuerwaffen aus, gefolgt von China (16%) und den Philippinen (10%). 1990 konnte ein Revolver vom Kaliber 38 von Smith & Wesson , der in den USA 275 US-Dollar kostete, in Tokio für bis zu 4.000 US-Dollar verkauft werden. Bis 1997 würde es aufgrund der zunehmenden Verbreitung von Waffen in Japan in den 1990er Jahren für nur 500 US-Dollar verkauft. Das FBI vermutet, dass die Yakuza verschiedene Operationen durchführen, um Geld in den USA zu waschen Im Jahr 2001 veranlasste der Vertreter des FBI in Tokio, dass Tadamasa Goto , der Leiter der Gruppe Goto-gumi , eine Lebertransplantation im UCLA Medical Center in den USA erhielt, um Informationen über die Operationen von Yamaguchi-gumi in den USA zu erhalten. Dies geschah ohne vorherige Konsultation der NPA . Der Journalist, der den Deal aufgedeckt hatte, erhielt Drohungen von Goto und erhielt Polizeischutz in den USA und in Japan. Ostasien außerhalb Japans

Die Yakuza sind seit den 1960er Jahren in Südostasien beschäftigt. Sie arbeiten dort an der Entwicklung des Sextourismus und des Drogenhandels. Dies ist der Bereich, in dem sie heute noch am aktivsten sind. Neben ihrer Präsenz in südostasiatischen Ländern wie Thailand , den Philippinen und Vietnam sind Yakuza-Gruppen auch in Südkorea , China , Taiwan und auf den Pazifikinseln (hauptsächlich Hawaii ) tätig. Yakuza-Gruppen sind auch in Nordkorea präsent; 2009 wurde Yakuza-Mitglied Yoshiaki Sawada aus Nordkorea entlassen, nachdem er fünf Jahre im Land verbracht hatte, weil er versucht hatte, einen nordkoreanischen Beamten zu bestechen und Drogen zu schmuggeln

3. Camorra

Diese Mafia-Gruppierung stammt ursprünglich aus Italien und entstand in den Gefängnissen. Entlassene Gefangene führen die Aktivitäten anderer Gefangenen weiter. Viele Mafiosi sind im Laufe der Jahre in die USA gezogen, aber durch die strenge Gesetzgebung dort sind die Mafia-Gruppen abgeschwächt. In Italien ist die Organisation stark geblieben, weil die italienische Regierung ihr die Hand über dem Kopf gehalten hat. Trotz der Versuche von Journalisten, Bürgern und Regierungsbeamten ist es immer noch nicht gelungen um Maffia und die Regierung in Italien zu trennen. Die Camorra ist die erfolgreichste Mafia-Gruppe in diesem Land. Sie entstand im 19. Jahrhundert in Neapel. Sie erzeugt Geld in erster Linie von sexueller Ausbeutung, Handel mit Waffen, Drogen, gefälschte Produkte und Glücksspiele

Als Camorra, auch bekannt als Bella Società Riformata, Società dell’Umirtà, Onorata Società oder Il Sistema, werden organisierte kriminelle italienische Familienclans in Neapel und der Region Kampanien bezeichnet. Die Camorra ist eine der ältesten und größten kriminellen Organisationen in Italien und besteht seit dem 16. Jahrhundert. Im Gegensatz zur sizilianischen Cosa Nostra und der kalabrischen ’Ndrangheta mit ihrem überwiegend ländlichen Operationsfeld agiert die Camorra vorwiegend von Neapel und dem Umland aus. Die Camorra besteht aus autonomen Clans und ist daher auch nicht wie die Cosa Nostra vertikal, sondern horizontal organisiert. Zulauf erhält die Camorra vor allem aufgrund der – besonders unter Jugendlichen – hohen Arbeitslosigkeit. Sie bietet ihnen (statistisch nicht erfasste) Arbeit an; überhaupt ist die Schattenwirtschaft eine bedeutende ökonomische Kraft der Stadt.

Die Ursprünge der Camorra sind bis heute nicht ganz klar. Man nahm bisher an, dass sie seit dem 16. Jahrhundert als direkter Nachkomme einer spanischen Geheimgesellschaft namens „Garduña“ zurückreichen, welche im Jahr 1417 gegründet wurde. Jüngste historische Forschungen in Spanien legen jedoch nahe, dass die Garduña nie wirklich existierte und nur auf einem fiktiven Buch aus dem 19. Jahrhundert basieren würde.

Die Herkunft des Wortes „Camorra“ ist unklar, es gibt jedoch zahlreiche Theorien. Die erste offizielle Verwendung des Wortes soll aus dem Jahre 1735 stammen, als eine königliche Verfügung die Einrichtung von acht Spielhöllen in Neapel zuließ. In dem besagten offiziellen Dokument ist die Rede von Camorra avanti palazzo, damit meinte man eine Spielhölle in der Nähe eines Palasts.Daher ist das Wort nahezu zweifellos eine Mischung aus „Capo“ (Chef) und einem neapolitanischen Straßenspiel namens „Morra“.

Die Camorra operiert in der gesamten Europäischen Union mit Drogenhandel, Waffenhandel, Produktpiraterie von Luxusgütern, illegaler Müllentsorgung und Schutzgelderpressung.[10] Mit Hilfe von Korruption und Erpressung erlangte sie Großaufträge im Baugewerbe.Weiterhin investiert die Camorra in hohem Maße in die Herstellung von Designermode und Zement. Schutzgelder werden in camorrakontrollierten Betrieben gewaschen und legal in den europäischen Großstädten reinvestiert.

Wie die Cosa Nostra, ’Ndrangheta und andere Gruppierungen der Organisierten Kriminalität hat auch die Camorra längst ihre regionale Herrschaftszone verlassen und ihre Verbrechen auf andere Länder der EU und darüber hinaus ausgeweitet. Roberto Saviano hält kriminelle Organisationen sogar für den Inbegriff von Internationalismus, da diese Syndikate mit modernsten Mitteln operieren und sich überdies untereinander verheiraten wie einst der europäische Hochadel. Als Beispiele führt er an:

„Im schottischen Aberdeen investiert der Clan La Torre in den Tourismus.“

„Francesco Schiavone, genannt ‚Cicciariello‘, wurde in Polen verhaftet und investierte auch in Rumänien.“

„Vincenzo Mazzarella wurde in Paris verhaftet, wo er mit den afrikanischen Kartellen mit Diamanten handelte.“

„In Nizza gibt es Investitionen in Immobilien.“

Die kampanische Kleinstadt Castel Volturno in der Provinz Caserta bei Neapel soll ausländischen Clans „komplett überlassen“ worden sein, nämlich „Clans aus Lagos und Benin City“, zum Zwecke des Kokainhandels und für den Transit von Prostituierten nach ganz Europa.

Die deutsche Hafenstadt Rostock spiele 2008 eine Schlüsselrolle im internationalen Kokainhandel. Die Camorra baue für den Kokainschmuggel speziell konstruierte Schiffe mit doppelten Wänden. Das Kokain sei nur über eine komplette Schiffsdemontage zugänglich, doch die enorme Gewinnspanne beim Kokainhandel erlaube den Verlust eines ganzen Handelsschiffes.

In vielen deutschen Großstädten (Stuttgart, Leipzig, München, Frankfurt am Main) hätten alle Clans der Camorra ihre Vertretungen; vor allem in der ehemaligen DDR seien bestimmte Wirtschaftsbereiche wie Tourismus, Bauindustrie, Transportwesen und Textilindustrie unterwandert.

Der deutsche Geheimdienst (vermutlich: BfV) soll ebenfalls schon von Camorra-Informanten infiltriert sein.

Saviano sieht die Unternehmen an der Costa del Sol mittlerweile weitgehend unter der Kontrolle der Camorristi des Casalesi Clans. Dort werde neben dem Rauschgifthandel (Kokain) vor allem Geldwäsche über das Baugewerbe betrieben.Die Camorristi nennen die Costa del Sol bereits „costa nostra“ (= unsere Küste). Saviano führt die Ignoranz spanischer Politiker gegenüber der Camorra zurück auf „eine stillschweigende Übereinkunft, nach der die Kriminellen aus Neapel ihre Geschäfte machen dürfen, solange sie keine militärischen Aktionen provozieren

Saviano folgert aus dieser bislang ungestörten Expansion: „Für die Camorra ist die Welt eine Art Brettspiel, wo einzelne Familien bestimmte Gebiete einfach in Besitz nehmen.“ Nur eine Kooperation auf europäischer Ebene könnte der organisierten Wirtschaftskriminalität noch Einhalt gebieten. Ein erster notwendiger Schritt dazu sei die Einführung der „Mafia als Straftatbestand“ in der EU, der 2007 ausschließlich in Italien Geltung hatte.

Nach einer Untersuchung von Confesercenti, dem zweitgrößten italienischen Handels- und Unternehmerverband, vom 22. Oktober 2007 im Corriere della Sera, werden in Neapel die Fischerei, die Milchproduktion, der Kaffeehandel und 2.500 Bäckereien nahezu vollständig von der Camorra kontrolliert.

Sie ist in zig verschiedene grössere und kleinere Clans aufgeteilt.Zu den dominierenden Clans gehört die sogenannte Alleanza di Secondigliano, die vor allem von den Clans Licciardi, Di Lauro und Contini-Bosti repräsentiert wird.

Die Camorra existierte in den USA schon zwischen der Mitte des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts. Sie wetteiferte in einem Krieg gegen die sizilianisch-stämmige Mafia bzw. der späteren amerikanischen Cosa Nostra, welchen sie jedoch verlor und so schließlich unter der neuen Führung des Sizilianers Salvatore D’Aquila mit der frühen amerikanischen Cosa Nostra verschmolz, was heute als Vorläufer des später als „Gambino-Familie“ klassifizierten Clans gilt.

Antonio La Torre aus Aberdeen (Schottland) war der dortige lokale „Don“ der Camorra. Er ist der Bruder von Camorra-Chef Augusto La Torre des La Torre Clans, welcher in Mondragone (Kampanien) seine Basis hatte. Der La Torre Clan war Hunderte Millionen Euro schwer. Antonio betrieb mehrere legitime Geschäfte in Aberdeen, während sein Bruder Augusto dort illegale Geschäfte führte. Er wurde später in Schottland verurteilt und wartet auf seine Auslieferung nach Italien. Augusto wurde im Januar 2003 schließlich zum Pentito und gestand mehr als 40 Morde. Seinem Beispiel folgten später viele seiner Männer

In Deutschland ist die Camorra seit den 1980er Jahren verstärkt aktiv. Regionale Brennpunkte liegen in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Hessen und Bayern. Laut Bundeskriminalamt hielten sich zuletzt 88 mutmaßliche Mitglieder der Organisation aus dem Raum Neapel in Deutschland auf. Am häufigsten waren Mitglieder der Clans Licciardi, Moccia, Cava und Ascione vertreten

Beispielsweise unterhielten die Corleonesi von der Cosa Nostra, besonders unter dem berüchtigten Boss Salvatore „Totò“ Riina, traditionell enge Verbindungen zur Camorra-Dependance in Baden-Baden. Diese, aus Giugliano in Campania stammend, soll unter ihrem Anführer Sabatino Ciccarelli den Kokainhandel in Deutschland organisiert haben.

Im Jahr 2009 wurden nach großangelegten Razzien in Deutschland und Italien neun Mafiosi der Camorra aus Neapel in Karlsruhe festgenommen. In Offenbach wurde eine gesamte Lagerhalle voll Mafia-Gut sichergestellt. Den verhafteten Beschuldigten wurde vorgeworfen, banden- und gewerbsmäßig betrogen zu haben.

Im Jahr 2010 wurden in Hamburg 5 Angehörige des Camorra-Clans Rinaldi festgenommen.Auch hier wurde wieder gewerbs- und bandenmäßiger Betrug in großem Stil vorgeworfen.

4. Ndrangheta

Auch diese Mafia-Bande entstand in Italien, nämlich in der Region Kalabrien. Sie ist die größte Mafia-Organisation des Landes hinter der Camorra. Die Ndrangheta-Mitglieder sind hauptsächlich im Kokainhandel tätig und unterhalten enge Verbindungen mit Südamerika. Sie versorgen insbesondere den transatlantischen Teil der Welt mit den notwendigen Drogen. Später fing diese Gruppierung auch an sich mit dem Drogenhandel in Amerika zu bemühen und hat sie einige italienische Mafia-Familien mit der Ausweitung ihres Handels geholfen.

Die ’Ndrangheta [(n)ˈdraŋɡeta] ist die Vereinigung der kalabrischen Mafia, deren Aktionsradius ganz Europa, Nord- und Südamerika sowie Russland und Australien umfasst. Mit geschätzten 54 Milliarden Euro Jahresumsatz (2013) gilt die ’Ndrangheta seit Mitte der 1990er Jahre als mächtigste Mafia-Organisation Europas. Wichtigste Einnahmequellen sind der Drogenhandel und die illegale Müllentsorgung, insbesondere von Giftmüll. Sie kontrolliert weite Teile des Kokainhandels in Europa.

Die Wurzeln der ’Ndrangheta reichen zurück bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Damals hieß sie Picciotteria und gedieh in ländlichen Gebieten. Man vermutet, dass sie aus Briganten und Rebellen in den Gemeinden Platì und San Luca entstand. Das Einkommen bestritt man vornehmlich aus Erpressungen und Entführungen. Die Herkunft des Namens ist nicht ganz geklärt. Er könnte aus dem in Teilen Kalabriens gesprochenen griechisch-kalabrischen Dialekt stammen und verwandt sein mit griechisch ἀνδραγαθία andragathía „Heldentum, Tugend“ oder ἀνδράγαθος andrágathos „helden-, tugendhaft“, zusammengesetzt aus ἀνήρ anḗr (Genitiv ἀνδρός andrós) „Mann“ und ἀγαθός agathós „gut“. Die Auslassung von Anfangsvokalen ist in süditalienischen Dialekten ein häufiges Phänomen. Erstmals gebrauchte der kalabrische Schriftsteller Corrado Alvaro das Wort 'Ndrangheta vor einer breiteren Öffentlichkeit im September 1955 im Corriere della Sera. In einer konfiszierten Mafia-Villa in Reggio Calabria widmet sich das Museo della ’ndrangheta der Dokumentation und Erforschung der ’Ndrangheta.

Nach Erkenntnissen europäischer Drogenermittler stellt die ’Ndrangheta die bedeutendsten Gruppen im europäischen Kokain-Handel, noch vor den kolumbianischen Drogenkartellen. Die Dominanz der ’Ndrangheta ist vor allem darauf zurückzuführen, dass es ihr gelang, Teile des Geschäfts an sich zu reißen, als die sizilianische Cosa Nostra in den 1990er Jahren unter Druck geriet.

Laut einem Bericht der Anti-Mafia-Kommission aus dem Jahr 2014 liegt die Stärke der ’Ndrangheta sowohl in ihrer ökonomischen Macht als auch in ihrem starken Einfluss auf die Politik. Beim Drogenhandel hat die ’Ndrangheta keine Gegner: Sie kooperiert mit den südamerikanischen Kartellen und arbeitet oft in enger Verbindung mit amerikanischen Mafia-Clans oder der amerikanischen Cosa Nostra. Die „Operation New Bridge“ enthüllte beispielsweise die Verbindung zwischen dem Ursino Clan aus Marina di Gioiosa Ionica und der Gambino-Familie aus New York City.

Weitere wesentliche Ertragsquellen sind Waffenhandel, Geldwäsche und Erpressungen. Sie gilt als das wirtschaftlich stärkste Syndikat und setzte im Jahr 2013 vermutlich rund 53 Milliarden Euro um, das sind etwa 2,7 Prozent des italienischen Bruttoinlandsprodukts.Der Drogenhandel stellt dabei die größte Einnahmequelle dar, an zweiter Stelle folgt illegale Müllentsorgung. Geringere Bedeutung haben heutzutage noch Schutzgelderpressung, illegales Glücksspiel, Menschenhandel, Prostitution und Markenfälschung.

Durch Auswanderer hat die ’Ndrangheta „Zweigstellen“ in Europa, Südamerika, Russland, den USA, Kanada und Australien. Die Organisation ist mit 400 Führungsfiguren in 30 Ländern aktiv. Insgesamt sind weltweit rund 60.000 Menschen in die Aktivitäten der 'Ndrangheta verwickelt. Besonders betroffen sind Deutschland und die Benelux-Staaten.

Die als Mafiamorde von Duisburg bekannt gewordenen Verbrechen vom August 2007, bei denen sechs Italiener getötet wurden, erregten Medieninteresse. Es waren die ersten Morde dieses Ausmaßes, die die ’Ndrangheta im Ausland verübt hatte. In einem Spiegel-Interview vom 19. August 2008 sprach ein Pate allerdings davon, dass es sich bei den Morden um keine Fehde handelte, sondern eine Abspaltung innerhalb der Gesellschaft verhindert werden sollte. Um Nicola Di Girolamo, der ’Ndrangheta treu zu Diensten, bei der Wahl 2008 in den römischen Senat zu hieven, hatte sich die kalabrische Mafia-Organisation vornehmlich in Stuttgart von Italienern Blanko-Wahlzettel beschafft und zugunsten des angeblichen Auslandsitalieners Di Girolamo gefälscht. Ein Zentrum der ’Ndrangheta in Deutschland ist die Gastronomie in Erfurt, deren Hauptakteure aus dem Dorf San Luca stammen .Auch im Raum Stuttgart und in Nordhessen sind Clans aus Kalabrien aktiv, wie etwa die Polizeioperation "Stige" gezeigt hat. In Nordrhein-Westfalen verfügt die ’Ndrangheta über Stützpunkte für den internationalen Rauschgifthandel.

Im Gegensatz zur Cosa Nostra ist die ’Ndrangheta horizontal strukturiert und zählt aktuell vermutlich etwa 60.000 Mitglieder, sie umfasst etwa 90 Clans oder Cosche (benannt nach dem sizilianischen Wort für die Artischocke, die als Symbol für den Zusammenhalt stehen soll) wie die Familie Tegano. Im Vergleich zur Cosa Nostra basiert die Mitgliedschaft in der ’Ndrangheta aber weit stärker auf Blutsverwandtschaft. Die einzelnen Mitglieder nennen sich ’ndrinu und der Clan selbst ’ndrina. Will sich eine ’Ndrina ausdehnen, muss eine ihrer Frauen in eine andere Familie einheiraten – dies geschieht auch gegen den Willen der Frau. Schließen sich mehrere ’Ndrine (plural für ’Ndrina) zusammen, so werden diese als Locale bezeichnet.

Die Gliederung erfolgt innerhalb der Struktur.

Capo Provincia: koordiniert die Locali, bewacht die Traditionen und löst interne Konflikte.

Capobastone: steht an der Spitze einer ’Ndrina und entscheidet über Leben und Tod eines Mitglieds.

Contabile: verwaltet die Finanzen der ’Ndrina.

Capo Crimine: plant und koordiniert.

’Ndrinu ist ein einfaches Mitglied. Im Volksmund auch ’Ndranghetisti genannt.

Der Blutsverwandtschaft ist ein größerer Zusammenhalt zu verdanken: Bislang sind 157 Kronzeugen aus der Organisation ausgestiegen (zum Vergleich: In Sizilien waren es etwa 390). Eine neue Untersuchung, bekannt als „Operation Crimine“, endete im Juli 2010 mit der Verhaftung von 305 ’Ndranghetisti. Nach den Worten von Staatsanwalt Piero Grasso, Italiens Antimafiachef, ist die ’Ndrangheta extrem „hierarchisch, vereinigt und pyramidal“ und nicht nur klanbasiert aufgebaut.

Das Zentrum der Organisation liegt nach wie vor in Kalabrien in der Metropolitanstadt Reggio Calabria und der Provinz Crotone. Ähnlich wie in Sizilien die Kleinstadt Corleone gibt es in Kalabrien ein Dorf, das als Hochburg der ’Ndrangheta bezeichnet wird: Platì am Fuße des Gebirges Aspromonte. Das Dorf soll unterirdische Gänge und Kammern mit getarnten oder versteckten Türen haben, die den Mitgliedern des Clans ein Verschwinden bei Gefahr ermöglichen.

In der Gegend um Lecco, eine Stadt im Norden Mailands in der reichen Lombardei, ist es der Polizei im Mai des Jahres 2014 gelungen, heimlich den Initiationsritus der ’Ndrangheta bei einem Abendessen in einem Restaurant zu filmen.

Die Begrüßungsformel lautete: “Buon vespero e santa sera ai santisti.” (deutsch: „Ein gutes Abendessen und eine gesegnete Nacht an unsere heiligen Brüder.“) Santisti ist eine Hierarchiebezeichnung der ’Ndrangheta. Anschließend werden die italienischen Nationalhelden Garibaldi, Mazzini und La Marmora aufgerufen. Der Vorsitzende führt weiter: „In Demut nehme ich an der heiligen Gesellschaft teil. Sprecht mir nach: ,Ich schwöre, alles abzustreiten. Bis zur siebten Generation. […] Um die Ehre meiner weisen Brüder zu bewahren. Unter dem Licht der Sterne und der Schönheit des Mondes forme ich die heilige Kette.“ Am Ende werden erneut die drei Nationalhelden angerufen. Die neu Aufgenommenen müssen versprechen, dass sie sich bei schweren Verfehlungen entweder mit Gift umbringen oder sich erschießen werden. „Nicht die Menschen urteilen über euch, sondern ihr selbst. Ihr müsst immer eine Kugel für euch übrig haben“.

Die Schwüre unterscheiden sich von Clan zu Clan, aber geschworen wird stets auf das gleiche.

Nach diesen Regeln soll die ’Ndrangheta funktionieren:

Umiltà – Demut gegenüber Anderen („Ehrenwerten“ und der Bevölkerung)

Fedeltà – Uneingeschränkte Treue, deren Bruch mit dem Tod bestraft wird

Politica – Geheimsprache zwischen den „Ehrenwerten“, bei der die Wahrheit zu sagen das oberste Gebot ist

Falsa Politica – Sprache gegenüber Polizisten und Verrätern, die nie die Wahrheit erfahren dürfen

La Carta – Alle wichtigen Ereignisse werden aufgeschrieben

Il Lapis – Der Boss ist verpflichtet, eine geheime Chronik zu führen

Il Coltello – (wörtlich: Das Messer) Die Interessen der Organisation stehen an erster Stelle und werden mit Androhung des Todes beschützt

Die Anwendung der Prinzipien bedeutet Efferatezza (deutsch „Grausamkeit“) gegenüber den Betroffenen, da deren Menschenrechte missachtet werden.

5. Sinaloa-Kartell

Ursprünglich in Mexiko entstanden, unterhielt das Kartell später auch enge Beziehungen mit Lateinamerika und den Vereinigten Staaten. Sinaloa ist das größte Drogenkartell, das Mexikos jemals gekannt hat. Von allen Drogen, die einst in Amerika konsumiert wurden, kommt durchschnittlich 60% von dem Sinaloa-Kartell. Das Kartell verdient etwa $ 3 Milliarden pro Jahr mit diesem Geschäft. Als der Anführer einer Mafia-Gruppe verhaftet wird, äußeren die Mitglieder ihre Frustration in der Regel in blutigen Massakern. Also wird entschieden, wer der Nachfolger ist. Das Sinaloa-Kartell bleibt davon aber verschont und löst solche Sachen auf friedlichere Weise.

Als Sinaloa-Kartell (spanisch Cártel de Sinaloa) bekannt ist die mexikanische Verbrecherorganisation, die Geschäften im Drogenhandel, der Geldwäsche und dem Menschenhandel nachgeht. Das Kartell hat seine Basis in Culiacán, Sinaloa, agiert aber in mehr als 20 mexikanischen Bundesstaaten. Das Kartell ist auch unter den Bezeichnungen Guzmán-Loera-Organisation und Pazifik-Kartell bekannt. Das Kartell wurde auch „Federación“ genannt. Diese „Federación“ löste sich aber mit der Abspaltung der Gebrüder Beltrán Leyva vom Sinaloa-Kartell auf.

Das Sinaloa-Kartell soll 2010 in etlichen lateinamerikanischen Staaten aktiv gewesen sein. Es soll auf die Unterstützung von mexikanischen Behörden auf kommunaler, regionaler und Bundesebene zählen können.

Die United States Intelligence Community bezeichnete 2010 das Sinaloa-Kartell als „die mächtigste Organisation im Drogenhandel weltweit“.[2] Laut dem United States Attorney General ist das Sinaloa-Kartell verantwortlich für den Import und den Vertrieb von über 200 Tonnen Kokain zwischen 1990 und 2008.

Zu Beginn der 2010er Jahre gewann das Verbrechersyndikat aus Sinaloa zunehmend an Einfluss und wird mittlerweile wieder als das mächtigste Kartell Mexikos gehandelt

Der Drogenhandel in Mexiko professionalisierte sich im Laufe der 1980er Jahre. Während früher überwiegend kolumbianische Kartelle, wie das Cali-Kartell und das Medellín-Kartell, dafür sorgten, dass Kokain, Marihuana und Heroin in die USA gelangten, begann sich in den 1980er Jahren ein Kartell mit seiner Basis in Guadalajara, Jalisco, zu bilden. Der ehemalige Polizeibeamte Miguel Ángel Félix Gallardo gründete gemeinsam mit seinen Partnern Ernesto Fonseca Carrillo und Rafael Caro Quintero das Guadalajara-Kartell, welches in seiner Hochblüte in den 1980ern den gesamten Kokainhandel in Mexiko beherrschte.

Gallardo entwickelte Mitte der 1980er ein neues Vertriebsmodell für Kokain, verzichtete dadurch aber auf große Teile seiner Macht. Er unterteilte sein Einflussgebiet in sechs neue Bezirke.

Zu diesem Zeitpunkt war das Guadalajara-Kartell das wohl einflussreichste und mächtigste Drogenkartell in der Geschichte Mexikos.Doch nachdem Miguel Angel Felix Gallardo 1989 verhaftet wurde, entbrannten Kompetenzstreitigkeiten. Da sich jeder der fünf verbliebenen Drogenbosse erhöhten Einfluss sichern wollte, zerbrach letztlich die Federación, und es entstanden mehrere kleine Gruppierungen, die stellenweise bis heute existieren: Sinaloa-Kartell, Golf-Kartell, Tijuana-Kartell, Juárez-Kartell.

Anfang der 1990er entwickelte sich dann das Sinaloa-Kartell, trotz zahlreicher Gefechte mit den verfeindeten Kartellen, zum einflussreichsten Kartell Mexikos. Dies änderte sich, als die Kämpfe intensiver wurden. Besonders die Schmuggelroute über Tijuana nach Kalifornien wurde heftig umkämpft. Es kam vermehrt zu Auseinandersetzungen mit den Arellano-Felix-Brüdern vom Tijuana-Kartell. So entging El Chapo oft nur knapp Attentaten, die auf das Tijuana-Kartell zurückzuführen waren. Immer seltener hielt er sich über längere Zeit an ein und demselben Ort auf. Er nutzte überwiegend Hotelzimmer, blieb oft nur zwei Nächte, um nicht gefunden zu werden. Seine Flucht endete 1993 in Guatemala, wo er gefangen genommen und anschließend in das Hochsicherheitsgefängnis Puente Grande in Jalisco gebracht wurde.

Infolgedessen war das Sinaloa-Kartell sichtlich geschwächt, auch wenn El Chapo die Geschicke aus der Gefängniszelle fortführen konnte. Nach seinem legendären Ausbruch 2001 fand das Sinaloa-Kartell zu alter Stärke zurück. Besonders während der Amtszeit von Felipe Calderón (2006–2012) wuchs die Macht des Kartells stark an. In der jüngeren Vergangenheit wird es wieder als stärkstes Kartell Mexikos bezeichnet. Während andere Kartelle, besonders das Golf-Kartell und die Los Zetas, brutale Auseinandersetzungen mit den mexikanischen Streitkräften hatten, blieb das Kartell aus Sinaloa weitestgehend verschont. Dies führte zur Vermutung einer geheimen Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen Präsident Felipe Calderón und den Führern des Sinaloa-Kartells. Auch der US-amerikanischen Drug Enforcement Administration wurde eine Kooperation mit dem Kartell unterstellt.

Am 30. Juli 2010 wurde Ignacio „Nacho“ Coronel, einer der drei Anführer des Kartells, von mexikanischen Militärangehörigen getötet. Es war der größte Erfolg der mexikanischen Armee im Kampf gegen das Sinaloa-Kartell seit Beginn des Drogenkrieges.

Am 25. September 2010 wurde mit Margarito Soto Reyes der mutmaßliche Nachfolger von Ignacio Coronel von der Polizei verhaftet.

Am 26. Mai 2011 lieferten sich Angehörige des Sinaloa-Kartells, laut Regierungsangaben, in Ruiz auf der Hauptstraße von Tepic nach Mazatlán mit Mitgliedern der Zetas ein einstündiges Feuergefecht aus fahrenden Autos heraus, bei dem 29 Personen, teilweise mit Kampfanzügen und Schutzwesten bekleidet, getötet wurden. Die Polizei konfiszierte 14 Fahrzeuge, darunter zwei gepanzerte, und zusätzlich Gewehre, Munition und Handgranaten.

Am 22. Februar 2014 wurde El Chapo verhaftet. Als Nachfolger galt nun sein langjähriger Vertrauter Ismael „El Mayo“ Zambada. Eine Woche nach der Festnahme Guzmáns demonstrierten mehrere Tausend Anhänger landesweit für die Freilassung des ehemaligen Anführers des Sinaloa-Kartells. Am 11. Juli 2015 brach El Chapo jedoch zum zweiten Mal aus dem Gefängnis aus.Nach sechsmonatiger Flucht wurde er am 8. Januar 2016 von mexikanischen Marineinfanteristen in Los Mochis, zusammen mit seinem Sicherheitschef, Jorge Iván Gastélum Ávila (alias „El Cholo“), verhaftet und am 19. Januar 2017 an die USA überstellt.

Als mutmaßlicher neuer Kartellführer und Nachfolger El Chapos etablierte sich in einem Machtkampf 2016/17 zunächst Dámaso López Núñez, genannt „El Licenciado“ („Der Akademiker“), ein langjähriger Weggefährte und Berater El Chapos, der im Mai 2017 vom mexikanischen Militär festgenommen wurde. Einige Sicherheitsexperten vermuten, er stecke hinter der Entführung der Söhne von El Chapo im August 2016 und sei mit dem Kartell Jalisco Nueva Generación (CJNG) verbündet, um sich gegen das Lager der Familie Guzmán durchzusetzen, das ihn nicht akzeptierte. Bereits seit 2015 soll das Kartell zwischen Anhängern und Gegnern der Familie El Chapos gespalten sein. Seit Jahresbeginn bis Mai 2017 forderten Auseinandersetzungen zwischen der Fraktion von El Licenciado und seinem Sohn „Mini Lic“ auf der einen und dem Bruder und den Söhnen von El Chapo auf der anderen Seite vor allem an der Pazifikküste Mexikos über 140 Menschenleben.

Nun haben sie einen Kleinen Einblick in die Organisationen erhalten.

Italien ist eins der acht mächtigsten Länder der Welt (G8) und Gründungsmitglied der Europäischen Union. Ihr größtes Unternehmen kontrolliert 14,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes - und heißt Mafia.

In den 1970er und 1980er Jahren verging kaum ein Tag, an dem die italienische Presse nicht über die Mafia berichten musste. Mal ging es um die blutigen Kämpfe zwischen den Clans, mal um den Drogen- und Rüstungshandel, mal um die Zusammenarbeit mit „umgelenkten Teilen“ der Geheimdienste und das enge Verhältnis zu korrupten Politikern. Die Liste der Berichte über die Morde an unbequemen Richtern, Journalisten oder Politikern ist lang.

Giuseppe Impastato war ein junger Idealist, der in Cinisi bei Palermo lebte. Er widersetze sich seiner eigenen Familie, weil sie von Mafiosi verseucht war: Der Vater war einer von ihnen. Über einen selbstfinanzierten freien Radiosender berichte Impastato über die Machenschaften der Mafiosi in der Region. Während des Wahlkampfes zu den sizilianischen Kommunalwahlen 1978 setze die Mafia dem jungen Widerstand ein Ende. Beim Warten an einem Bahnübergang wurde Impastato aus seinem Wagen gezerrt, mit einem Stein erschlagen und an die Schienen gefesselt. Anschließend deponierte man einen Sprengsatz neben ihm und zündete diesen fern. Wenig später wurde ein Brief veröffentlicht, der die Tatsache bekräftigen sollte, dass es sich bei der Explosion um einen Selbstmord gehandelt hatte. Impastato wurde 30 Jahre alt.

Ein Jahr später wurden der leitende Polizeibeamte Boris Giuliano und der Ermittlungsrichter Cesare Terranova in Palermo erschossen.

Der ehemalige Präsident der Region Sizilien, Piersanti Mattarella, wurde am 6. Januar 1980 ermordet: Er hatte die Verstrickung zwischen Mafia und Politik (involviert waren auch eigene Parteikollegen) öffentlich verurteilt.

Der General der Carabinieri, Carlo Alberto dalla Chiesa, und seine Frau wurden am 3. September 1982 von der Mafia ermordet. 1983 wurde der Staatsanwalt Rocco Chinnici umgebracht. Er war der Begründer des Antimafia-Pools von Palermo.

Der sizilianische Unternehmer Libero Grassi wurde 1991 getötet, weil er sich öffentlich gegen die Schutzgelderpressungen der Mafia gewehrt hatte. Ein Jahr später wurden die zwei populären Anti-Mafia-Richter samt Eskorte in die Luft gejagt: erst Giovanni Falcone; zwei Monate später sein Freund und Kollege Paolo Borsellino. Ein Jahr nach diesem Anschlag nahm die Polizei einen der Attentäter, Santino di Matteo, fest. Di Matteo begann mit der Justiz zu kooperieren und wurde in staatliches Schutzprogramm für Mafiaaussteiger (Pentiti) aufgenommen. Die Rache der Mafia ließ nicht lange auf sich nicht warten. Sie entführte den zwölfjährigen Giuseppe di Matteo, Sohn von Santino. Nach zwei Jahren Gefangenschaft wurde das Kind erdrosselt. Um die Spuren der Gewalttat zu verwischen, wurde sein Körper in einem Fass Säure aufgelöst.

Vor allem das letzte Beispiel gibt einen Einblick ins Selbstverständnis der Mafia. Sie ist „ein totalitäres System – bestimmt von der Verachtung für das menschliche Leben […] Mafiakultur bedeutet, dass der Einzelne nicht existiert und dass alle Interessen der Mafia untergeordnet sind. Dass es keine Werte gibt, an die man glaubt. Dass ‚Ehre’ und ‚Familie’ nur hohle Floskeln sind, weil stets nur eines zählt: das Weiterbestehen der Mafia. Und dass die Mafia, um dieses Ziel zu erreichen, jeden Einzelnen mit einem ‚Über-Ich’ ausstattet, mit dem Bewusstsein, zu einem auserlesenen Volk zu gehören,“ schreibt die Mafia-Expertin Petra Reski in ihrem neuen Buch „Von Kamen nach Corleone“.

Nur der Cosa Nostra sollen mehr als 5.000 Menschen zum Opfer gefallen sein . Die Tatsache, dass auch viele Polizisten und Richter zu ihnen gehören, zeigt, dass die italienische Justiz in all den Jahren nicht untätig geblieben ist. In dem legendären Maxiprozess war es Giovanni Falcone und Paolo Borselino gelungen, 360 Mafiabosse zu insgesamt 2665 Jahren Haft zu verurteilen [Reski 2010:103]. Als die berüchtigten Paten Totò Riina und Bernardo Provenzano festgenommen wurden, zeigte das italienische Fernsehen zwei alte mitgenommene Männer in Handschellen, die eher einfältigen Schafhirten als mächtigen, brutalen Herrschern ähnelten. Ein trügerisches Bild. Zur Cosa Nostra (so heißt die Mafia in der Region Sizilien), Ndrangeda (Kalabrien), Camorra (Kampanien) und Sacra Corona Unita (Apulien) gehören insgesamt 629 Clans, die auf einer Armee von 20.200 Mitgliedern und fast 220.000 Unterstützern („fiancheggiatori“) zählen . Nur beim Clan Sarno in Neapel stehen 5.000 Personen unter dem Befehl eines Mafia-Bosses . Der Kampf der Justiz gegen die Mafia gleicht dem Kampf gegen einen Tumor: „Mafiosi wachsen nach wie Tumorzellen,“ sagt Nicola Gratteri, leitende Oberstaatsanwalt im kalabrischen Reggio Calabria [Reski 2010:55].

Während früher die sizilianische Cosa Nostra als mächtigste Mafia-Organisation galt, hat in den letzten zwei Jahrzehnten die kalabrische ’Ndrangheta eine steile Karriere hingelegt. „Nach den Morden an den beiden Staatsanwälten Giovanni Falcone und Paolo Borsellino waren die Scheinwerfer des öffentlichen Interesses fast ausschließlich auf Sizilien gerichtet,“ und im Schatten der Cosa Nostra konnte die `Ndrangheta fast unbemerkt wachsen. „Aus den bäuerlichen Clans, die einander Schafe raubten, war die reichste Mafiaorganisation Italiens geworden, mit einem geschätzten jährlichen Geschäftsumsatz von 45 Milliarden Euro“ [Reski 2010:87].

Die Mafia ist die größte italienische Holding, mit einem jährlichen Gesamtumsatz von 135 Milliarden Euro und einem Nettogewinn von 70 Milliarden Euro [4]. Im Oktober 2009 berichtete die englische The Guardian [5], dass die Mafia 14,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes Italiens kontrolliert, das heißt eines Landes, das zu der Gruppe der acht mächtigsten Nationen der Welt gehört (G8).

Die Aktivitäten der Mafia liegen nicht nur in Waffen- und Kokainhandel, Betrug und Fälschung, Mord und Erpressung. Die Mafia braucht auch das legale Geschäft (z.B. Restaurants und Pizzerien), unter anderem um ihr Geld zu waschen. „In Italien gaben die Antimafiafahnder im Sommer 2010 bekannt, dass heute mindestens 5.000 Restaurants Geldwaschanlagen der Mafia sind, in Großstädten wie Rom und Mailand soll sogar jedes fünfte Restaurant der Mafia gehören“ [Reski 2010:111].

Die Mafia mischt auch im Baugeschäft und Finanzhandel kräftig mit.

In Italien pflegt die Mafia seit mehr als einem halben Jahrhundert enge Kontakte zur Politik. Der sizilianische Staatsanwalt und oberste Mafia-Jäger Piero Grasso beschreibt dieses Verhältnis so: „Mafia und Politik verhalten sich zueinander wie der Fisch und das Wasser: Es gibt kein Wasser ohne Fische und keine Fische ohne Wasser. Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Politik eher Lust auf die Mafia hat und sich davon nicht wirklich befreien will.“

Die Mafia kontrolliert viele Wählerstimmen und war in Italien immer wieder Teil der Regierung. Mehrere Mafiaaussteiger wie Tommaso Buscetta berichteten vor den Richtern über die Treffen zwischen Giulio Andreotti und den Mafiabossen. Andreotti war 21mal Minister, 7mal Regierungschef, ewiger Strippenzieher der Democrazia Cristiana (DC) und zählt Henry Kissinger und Helmut Kohl zu seinen engen Freunden .

Seit 2010 ist endgültig bewiesen, dass auch Silvio Berlusconi seit Jahrzehnten enge Kontakte zur Mafia pflegt [8]. Der Mediator ist seine rechte Hand Marcello Dell’Utri.

Dell’Utri war leitender Manager von Berlusconi’s Holding Fininvest, Mitbegründet von Berlusconi’s Partei Forza Italia im Jahr 1993, von 1999 bis 2004 Europäischer Abgeordneter in den Reihen des Europäischen Volkspartei (PPE), heute Mitglied des italienischen Senats. Dell’Utri wurde 2004 zu einer Gefängnisstrafe von neuen Jahren verurteilt, wegen externer Beteiligung an einer mafiösen Vereinigung. Im Juni 2010 hat das Berufungsgericht von Palermo die Verurteilung bestätigt, die Gefängnisstrafe jedoch auf sieben Jahre herabgesetzt.

© Davide Brocchi, 15.12.2010

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Was Geheimdienste damit zu tun haben und wie sich so manches verändert hat beschreibt Alfred McCoy in einem seiner gut recherchierten Bücher :

Mit Drogenkriegen Politik betreiben – das gehört seit 50 Jahren zur Strategie der CIA, so Alfred W. McCoy in „Die CIA und das Heroin“. Und er kann es belegen. Was als Abwehrkampf gegen Kommunismus und Terrorismus gedacht war, hatte – und hat – dramatische Folgen.

Ganz gleich, ob in Südostasien, am Hindukusch oder in Südamerika, ob in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts oder in der Gegenwart: Die Drogenkriege der CIA laufen stets nach ein und demselben Muster ab. Lediglich das Feindbild hat sich geändert.

Über Jahrzehnte versuchte die Central Intelligence Agency die Ausbreitung des Kommunismus mit der Geheimwaffe Heroin einzudämmen, nun ist der islamistische Terrorismus als „Staatsfeind Nummer Eins“ in den Fokus gerückt.

Alfred McCoy kann seine Kernthese, ihre Ursachen und ihre Folgen, anhand zahlreicher Beispiele belegen. Das Muster der CIA-Aktionen funktionierte und funktioniert demnach überall so wie in Asien:

In Birma, Laos und Afghanistan sorgte eine gesteigerte Opiumproduktion für die entscheidende Unterstützung der Geheimoperationen. Als die Stammesgesellschaften für die CIA-Geheimkriege mobilisiert wurden, mussten sie Arbeitskräfte vom Subsistenzlandbau abziehen und sie in den Krieg umlenken. Dadurch sank die Lebensmittelproduktion. Um sich dennoch ausreichend versorgen zu können, waren diese Gesellschaften nun auf die vergleichsweise guten Erlöse aus dem marktorientierten und zudem nicht so arbeitsintensiven Mohnanbau angewiesen. Aus Sicht der CIA ersparten ihr die Erlöse aus dem Drogenverkauf hohe, vielleicht sogar unbezahlbar hohe Kosten.

Die Folgen sind stets verheerend: Aus den von der CIA protegierten lokalen Kriegsherrn werden Drogenproduzenten, die an ihrem Geschäftsmodell auch dann noch festhalten, wenn die CIA ihre Dienste nicht mehr benötigt. So entstand in der Mitte des letzten Jahrhunderts mit maßgeblicher Unterstützung des US-Geheimdiensts das so genannte „Goldene Dreieck“ in der Region Laos-Thailand-Birma. Dort wurde im Überfluss hochwertiges Heroin hergestellt, das zunächst buchstäblich tonnenweise von den GIs im Vietnamkrieg konsumiert wurde – und später dann den amerikanischen Markt überflutete.

Die Zahl der Rauschgiftabhängigen wuchs dramatisch an

Aber nicht nur Millionen von US-Bürgern wurden auf diese Weise zu Drogenopfern, die Produkte der riesigen Mohnanbaugebiete fanden überall auf der Welt ihre Abnehmer. Somit führte die fahrlässige Drogenpolitik der CIA ungewollt zu einem dramatischen Anstieg der Zahl von Rauschgiftabhängigen auf allen Kontinenten, während zugleich ganze Regionen und Staaten dauerhaft destabilisiert wurden.

Denn die Bemühungen der USA – und auch das zeigt McCoy in seinem Buch –, die aus dem Ruder gelaufene Heroinproduktion nach dem Abschluss der verdeckten militärischen Operationen zu unterbinden, schlagen in der Regel fehl: Die lokalen Drogenkartelle sind meist mächtig genug sich zu widersetzen, etwa durch eine flexible Verlagerung der Anbaugebiete oder durch Bestechung der korrupten Politiker in ihrer Heimat. So verharrt die Verbreitung von Drogen auf hohem Niveau, mit weltweiten katastrophalen Konsequenzen:

Während der 1990er Jahre speiste die stark steigende afghanische Opiumernte einen internationalen Schmuggel, der Zentralasien, Russland und Europa zu einem riesigen illegalen Markt für Waffen, Drogen und Geldwäsche verknüpfte: Die Drogen flossen aus Afghanistan Richtung Westen nach Europa; Waffen und Geld strömten nach Osten zurück (…) Wo immer dieser unsichtbare Handel Etappe machte, um das Rauschgift zu verarbeiten, zu verpacken oder zu tauschen, verästelte sich das illegale Geschäft rasch und förderte Korruption, Massensucht und HIV-Infektionen. Durch die Alchemie des Kapitalismus entstanden allenthalben Mafiaorganisationen, bewaffnete ethnische Separatisten und eine Kultur der Kriminalität.

Alfred McCoys Buch „Die CIA und das Heroin“, das in den USA erstmals 1972 erschien, gilt längst als Klassiker, der jetzt aktualisiert in deutscher Übersetzung vorliegt. Vor über vierzig Jahren wäre es der CIA beinahe gelungen, eine Veröffentlichung des Buches zu verhindern. Inzwischen ist McCoy ein hoch angesehener Hochschullehrer, der mehrfach als Experte in staatlichen Untersuchungskommissionen zur Verstrickung der CIA in den internationalen Drogenhandel befragt wurde.

Meine einstmals umstrittene These über die Komplizenschaft der CIA im Drogenhandel, die sich aus ihrer engen Zusammenarbeit mit mächtigen Drogenbaronen ergibt, wird von den eigenen Quellen des Geheimdienstes und, wichtiger noch, von der Geschichte selbst untermauert.

Die Alleingänge der CIA sabotierten die US-Außenpolitik

An mehreren Stellen weist der Autor zudem nach, wie sehr sich die CIA mit ihrer Drogenpolitik in Alleingänge verstrickte, die die offizielle Washingtoner Agenda sabotierten:

Indem sie geflissentlich den Drogenhandel ihrer geheimen Bundesgenossen übersah, verletzte die CIA das US-Geheimdienstgesetz und spätere Regierungsdirektiven, die von ihr Informationen zur Unterstützung der Drogenkriege verlangten.

Alfred McCoy beschreibt äußerst detailliert, anschaulich und kenntnisreich die fatalen Irrtümer der CIA-Drogenpolitik. Bei der Lektüre begegnen dem Leser berühmt-berüchtigte Stichworte wie „Medellin-Kartell“, „Iran-Contra-Affäre“ oder „French Connection“, um nur einige zu nennen. In ausführlichen Exkursen, etwa unter dem Titel „Eine kleine Geschichte des Heroins“ liefert der Autor zahllose vertiefende Informationen über sein akademisches Lebensthema, das ihn seit gut einem halben Jahrhundert nicht loslässt. Es ist sein bleibendes Verdienst, dass er diese dunkle Seite einer völlig verfehlten amerikanischen Geheimdienst-Politik ausleuchtet.

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Mafia - Allmacht einer Holding

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