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• 1949-1955

• 1956-1960

• 1963-11/1963

• 11/63-6/1964

• 7/1964-9/1968

• 10/68-8/1974

• 9/1974-8/1980

• 9/1980-9/1988

• 10/88-9/2000

• 10/00-9/2001

• 10/2001-2006

Diese Chronik behandelt die Geschichte des Organisierten Verbrechens und der

Geheimdienste in den USA sowie deren Einflüsse auf die Politik.

Schwerpunkte bilden:

-die Präsidentschaften von John F. Kennedy, Richard Nixon, George Bush sen. und jun;

-die Ermordungen von John und Robert Kennedy, Marilyn Monroe und Martin Luther King;

-die Mafia in Chicago, Louisiana und New York;

-die Aktivitäten von CIA, FBI, NSA, Secret Service und der Militärgeheimdienste;

-die Kriege gegen Korea, Kuba, Vietnam, den Irak und Afghanistan;

-der 1 1 .September 2001 und der amerikanische Staatsterrorismus.

Zudem gibt es viele weitere Informationen zu relevanten, zeitlich angeordneten

Ereignissen.

Zu Beginn der jeweiligen Abschnitte sind die Stichworte und

Personen angegeben, die behandelt werden und mit den Links schnell gefunden

werden können.

Quellen

I Für eine vertiefte Beschäftigung mit dem jeweiligen Ereignis, Akteur oder Land habe

IlTheaterstück-l ich ^' e verwenc| eten Quellen angegeben und in einem

Expose

Kontakt:

zusammengefasst.

Diese Chronik ist die Zusammenfassung meiner Recherchen für das Theaterstück

, die ich weitergeführt und aktualisiert habe.

Last update 22. Februar 2006

Mafia, Geheimdienste und Politik der USA

Home

1:1865-1

Die wichtigsten Themen der einzelnen Abschnitte sind:

Die Entstehung und Konsolidierung der Mafia sowie die

Karrieren von J. Edgar Hoover, Prescott Bush und Joe Kennedy.

Die Kooperation von Armee, Geheimdienste, Industrie, Mafia,

Faschisten und Vatikan im 2. Weltkrieg und danach.

9:7/64-9/68

10:10/68-8/7 '

1 1 :9/74-8/8(

12:9/80-9/8?

13:10/88-9/0(

14:10/00-9/0 -

15:1 0/01 -20(

Quellen

.eaterstück:

Kontakt:

Mafia, Nixon und den Faschisten.

Die Mafia-Unterstützung für Kennedy und Nixon, die Revolution

in Kuba und die Interventionen der CIA.

Das erste Jahr der Präsidentschaft Kennedys: Aussenpolitik,

Geheimdienste, Mafia und Frauen.

Die Ermordung von Marilyn Monroe und die Kuba-Krise.

Kennedys Konfrontationspolitik und die Entstehung einer

Gegenallianz.

Die Ermordung von John F. Kennedy und die Ermittlungen der

Warren-Kommission.

Der Vietnamkrieg, der Garrison-Prozess und die Ermordungen

von Martin Luther King und Robert Kennedy.

Die Präsidentschaft von Richard Nixon: Vietnamkrieg, Putsch

in Chile und Watergate.

Die Aktionen der CIA in Italien, Kambodscha, Indonesien, Iran,

Afghanistan, Nicaragua und Irak unter Ford und Carter.

Der Iran-Contra- und der Sparkassenskandal während der

Reagan/Bush-Regierung.

Die Präsidentschaften von George Bush und Bill Clinton mit

der Panama-Invasion und dem Golfkrieg.

George W. Bush und das Terror- Attentat vom 1 1 . September

2001.

Die Folgen von 9-1 1 : Anthrax, Patriot Act, die Kriege gegen

Afghanistan und den Irak.

Mafia, Geheimdienste und Politik der USA

Home

Übersieh

Einleitung:

1865-1938

1939-1948

1949-1955

1956-1960

Zum Text

Die einzelnen Ereignisse und Biographien dieser Chronik sind

unterschiedlich genau dargestellt, weil ich im Rahmen meiner

Recherchen für das Theaterstück primär die

Hintergründe für Präsident Kennedys Ermordung verstehen wollte. Ich

habe jedoch auch andere wichtige Ereignisse und spätere

Entwicklungen (vor allem die Präsidentschaften von Nixon und Bush

sen. und jun.) in diese Chronik miteinbezogen. Der Text, eine

komprimierte Zusammenstellung von Fakten, Personen und ihren

Verbindungen, ist in 15 Abschnitte unterteilt.

1963-11/1

11/63-6/196'

7/1 964-9/1 9(

10/68-8/197'

9/1974-8/19?

9/1980-9/19?

10/88-9/200 (

10/00-9/20(

10/2001- 200

Quellen

.eaterstück:

Kontakt:

Methodologische Grundsätze

Staaten und Institutionen sind soziale Konstrukte. Wörter wie

"Regierung", "CIA" oder "Mafia" verweisen auf kollektive Illusionen, die

für die Koordination menschlichen Verhaltens handlungsrelevant sind.

Die Konstruktionen in den Köpfen werden durch Handlungen zu Fakten

(Faktum = Gemachtes). Wir haben keine andere Wahl, als am

Selbstverständnis der Akteure anzusetzen und diese Konstruktionen

ebenfalls zu verwenden, um das Funktionieren von Politik, Gesellschaft

oder Wirtschaft rekonstruieren zu können. Die begrifflichen Traditionen

erleichtern die historische Analyse, beinhalten aber die Gefahr der

alltagstheoretischen Selbstverständlichkeit. Denn "Staatsschutz",

"nationale Sicherheitsinteressen" oder "Gesetze" sind im Wesentlichen

Legitimationsformeln, um bestehende Macht- und

Herrschaftsverhältnisse aufrecht zu erhalten.

Da die Geheimdienste und die Mafia keine schriftlichen Quellen

hinterlassen oder diese meist nur ungenügend zugänglich sind, bleibt

die Historiographie ihrer Aktivitäten und Wirkungen ein delikates

Unterfangen. Die mangelnden 'Beweise' müssen durch mehrschichtige

Rekonstruktionen, systematische Vergleiche und detailierte

Fallanalysen kompensiert werden, entsprechend der

kriminalpolizeilichen Doktrin Ciceros: "Cui bono?"

Trotzdem bleiben Rekonstruktionen wie diese Chronik anfällig für die

Diffamierung als "Verschwörungstheorien." Jede Theorie und jede

Geschichtsschreibung muss die Komplexität der Ereignisse und

Zusammenhänge auf die wichtigen Faktoren reduzieren und mit

Generalisierungen arbeiten. Es gibt keine Person oder politische

Gruppe, die die Welt beherrschen könnte, sondern nur unzählige

Akteure, die jedoch gruppenspezifische Interessen verfolgen. Von ihren

Überzeugungen und Intentionen muss jede historische Analyse

ausgehen und diese in Bezug auf die Kontexte rekonstruieren, indem

sie nach den Möglichkeiten, Bedingungen und Effekte der

Handlungsfelder fragt. Politik ist das Feld der institutionalisierten

Machtkämpfe, bei dem die inoffiziellen Kampfmittel nicht ausgeblendet

werden dürfen.

Politische Einschätzungen

Die politische Struktur der der USA lässt sich am besten als

Faschismus charakterisieren, weil die Grosskonzerne, die

Geheimdienste, die Armee, die beiden Parteien und kriminelle

Organisationen personell und institutionell eng miteinander verflochten

sind und sich die Macht teilen. Demokratische Entscheidungen gibt es

in den USA noch weitgehend auf der lokalen Ebene, während die

Einzelstaaten und die Bundesregierung von einem plutokratischen Filz

korporativer Eliten beherrscht werden. Die Verflechtungen von

Industrie, Militär, Polizei, Medien, Regierung, Mafia und der

Geheimdienste lassen 'die Demokratie' zu einer Fassade verkommen.

Dies funktioniert in den USA besonders gut, weil die grosse Mehrheit

der Amerikaner über ein geringes politisches Bewusstsein verfügt, das

mit einer starken Religiosität gekoppelt ist und deshalb sehr einfach

manipuliert und kontrolliert werden kann. Kein anderes westliches Land

definiert sich so stark über den Verweis auf Gott und glaubt, dessen

Werk im auserwählten Land zu verwirklichen. Deshalb ist die

Religiosität gekoppelt mit einem Patriotismus, der mit dem Mythos der

Gründerväter und einer 'sakralen' Verfassung identifiziert wird und

immer noch als Primärtugend gilt, eine Tragödie. Die Verehrung der

Flagge bleibt ebenso unhinterfragt wie die Verdrängung die Geschichte

der Verklavung der Afroamerikaner und der Genozid der Ureinwohner

(es gibt in Washington D.C. ein Holocaust-Denkmal, aber keines für

Sklaven).

Ebenso unbekannt bleibt meist die Bedeutung der 'underground'-

Organisationen. Geheimdienste sind Manipulations- und

Unterdrückungsapparate, die jeder Idee von Demokratie

widersprechen, da sie weitgehend unkontrolliert und unter Ausschluss

von Öffentlichkeit arbeiten. Aufgrund der Möglichkeiten zur

Mittelbeschaffung und -anwendung in einem rechtsfreien Raum ist das

Kriminalitäts- und Gewaltpotenzial der Geheimdienste zwangsläufig

hoch, und die Assoziation mit (anderen) kriminellen Organisationen

naheliegend. Geheimdienste und Mafiaorganisationen sind die grössten

Bedrohungen eines friedlichen und vernünftigen Zusammenlebens der

Menschen, sowohl auf regionaler wie globaler Ebene. Der wirksamste

Schutz der Bürger vor den klandestinen Organisationen ist die

Veröffentlichung der Geheimnisse und die Einforderung demokratischer

Kontrollen. Nicht nur auf politischer, sondern auch auch wirtschaftlicher

Ebene.

lic. phil. Richard Kohler

Mafia, Geheimdienste und Politik der USA

Teil 1 (1865 bis 1938)

Dieser Teil der Chronik behandelt die Entstehung, Immigration und Konsolidierung der

Mafia, die US-Politik in Lateinamerika und die Aktivitäten von J. Edgar Hoover, Prescott

Bush, Joe Kennedy und Franklin D. Roosevelt.

Die zentralen Themen und Personen sind:

Entstehung der Mafia , Ermordung von Abraham Lincoln , Gründung des Secret Service,

Immigration der Mafia , Lateinamerika-Politik der USA , Monroe-Doktrin, Krieg gegen

Spanien, Interventionen in Kuba, Honduras, Nicaragua, Panama und Guatemala, Erster

Weltkrieg , Kooperation von Prescott Bush, Avereil Harriman und George Herbert Walker,

Prohibition , Konsolidierung der Mafia, Die Karriere von Joseph Kennedv , Partner Frank

Costello, J. Edgar Hoover beim FBI , AI Capone in Chicago , Flucht der Mafia aus Sizilien,

Börsenkrise 1929 , Die Mafia in New York : Lucky Luciano, Meyer Lansky, Benny Siegel, Joe

Masseria, Castellammare-Krieg, Salvatore Maranzano, Amerikanisierung der Mafia, Murder

Ine, Albert Anastasia, Roosevelt und Kennedv , Das Kartell der Erdölgesellschaften , John D.

Rockefeiler, Aristoteles Onassis, Das Attentat auf Roosevelt , Aufhebung der Prohibition ,

Glückspielgeschäft, Gewerkschaften, Heroinhandel, Meyer Lansky, Upton Sinclair , Die

Mafiakarriere von Carlos Marcello , Mafiaverfolgung , Hoover, die Nazis und die Mafia ,

Botschafter Kennedv in England .

Der Text umfasst ca. 24 Seiten.

Home Vorwärts zu Teil 2

1865: Die Entstehung der Mafia

Nach 1812 wurde der Feudalismus in Sizilien nach und nach gesetzlich abgeschafft. Da die

Landadeligen und Feudalherren die Bauern nicht mehr zur Arbeit zwingen konnten, verpachteten

sie ihre Latifundien an skrupellose Dorfhonoratioren, die die Bauern notfalls mit Schlägertruppen

auf die Felder treiben. Gegen die Franzosen entstand eine Untergrundbewegung in Form einer

Geheimgesellschaft, die mit dem Slogan "Morte Alla Francia Italia Anela!" Aufstände anzettelt.

Mithilfe der Bauern können die Truppen Garibaldis 1860 die Bourbonen stürzen und Sizilien wird

ein Teil des Königreiches Italien. Aber statt der ersehnten Freiheit von den parasitären

Landbesitzern folgen nach der Proklamation des italienischen Nationalstaates die Truppen und

Polizisten der Bourgoisie aus dem Norden und beuten den Süden wie eine Kolonie aus. Politisch

bleibt jedoch ein Vakuum, in dem lokale Herrscher sich durchsetzen können. 1865 schliessen sich

die sizilianischen Grossgrundbesitzer zu einer grossen Geheimgesellschaft, der "onorata societä",

zusammen. Mitglieder dieser "Ehrenwerten Gesellschaft" erobern die Kontrolle der

Stadtregierungen und des Managements der Fabriken. Um 1900 gibt es im westlichen Drittel der

Insel kaum eine Ecke, die sich dem Einfluss der Mafia entzieht. Der Begriff "Mafia" wird 1865 das

erste Mal von einer Strafverfolgungsbehörde für Gruppen von kleinen Hehlern und Organisatoren

von Verbrechen verwendet. Bald darauf wird er nur noch auf kriminelle Vereinigungen bezogen,

die von einem Boss geleitet werden und über Klientel-Beziehungen ihre Umwelt beherrschen.

Diese Mafiosi mit ihren Schlägertruppen hatten nie die Absicht, die Bauern und Kleingewerbe

gegen Unterdrücker zu verteidigen, sondern sie wollten sie selbst ausbeuten. Das insulare

Misstrauen gegen die italienische Staatsautorität hat allerdings zu einem gewissen Schutz

mafioser Geschäfte durch manche Bevölkerungsgruppen geführt. Obwohl es einen capo di tutti

capi gibt, um 1900 ist dies Don Vito Cascio Ferro, der bei Interessenkonflikten und Streitigkeiten

oberste Autorität geniesst, bleiben die Mafiosi lokale Herrscher.

Während es in Sizilien nie eine einheitliche Organisation mit Zentralleitung gibt, hat sich in Neapel

ein uniformes, straff hierarchisierstes Stadt-Gangstertum entwickelt. Im Unterschied zur Mafia

besetzen Camorra-Bosse keine hohen politischen Positionen und können jederzeit ausgewechselt

werden. Bei der Mafia steht die Familie im Vordergrund; dagegen rekrutiert die 'ndrangheta in

Kalabrien ihre Mitglieder aus den untersten Schichten, die gegenüber Sozialrevolutionären Ideen

viel aufgeschlossener sind. Ihre kriminellen Tätigkeiten liegen im Agrarsektor

(Schutzgelderpressung für Plantagen, Beherrschung der grünen Märkte) und im politischen

Bereich (Wahlstimmenbeschaffung und Einschüchterung von Gegnern) und haben durchaus auch

gewerkschaftliche Aspekte. Der Widerstand des von Fremdherrschaft gezeichneteten Südens

gegen die Zentralregierung und die damit verbundene Schwäche der staatlichen Institutionen

eröffnen jenes Machtvakuum, in dem das Briganten-Gangstertum und die organisierte Kriminalität

entstehen kann.

Quellen : Raith: 48-82, Davis (1994): 20-22, Best: 2.

April 1869: Ermordung von Abraham Lincoln top.

Präsident Abraham Lincoln wird vom 21jährigen Schauspieler John Wilkes Booth, einem angeblich

verrückten Einzeltäter, am 16.4.1865 ermordet. Gleichzeitig mit Lincoln werden zwei seiner

Kabinettsmitglieder an verschiedenen Orten in Washington ermordet. Die Motive des Täters und

der Tathergang bleiben im Dunkeln, wichtige Beweismaterialien verschwinden, und Booth wird

später im Gefängnis umgebracht. Diese Ermordung im typischen Mafiastil ist wie eine Vorlage für

das Kennedy-Attentat.

Im gleichen Jahr wird der Secret Service zur Verfolgung von Falschgeldherstellern gegründet,

weshalb er dem Finanzministerium untersteht. Obwohl schon am 10.1.1835 ein bewaffneter Angriff

auf Präsident Andrew Jackson missglückte, wird erst 1881, nach dem Anschlag auf Präsident

James A. Garfield, eine Polizeibewachung des Weissen Hauses organisiert. Secret Service-

Agenten übernehmen Begleitschutzaufgaben, als Präsident Grover Cleveland 1884

Morddrohungen erhält. Und erst nach der Ermordung von Präsident William McKinley am 6.9.1901

verfügt der Kongress einen Vollzeitschutz durch den Secret Service. Nach einem Mordversuch an

Harry S. Truman 1951 wird der Begleitschutz auch auf Familienangehörige und den

Vizepräsidenten ausgedehnt.

Quellen : Scott (1993): 295, Marrs: 240f.

1869: Immigration in die USA top

Während dem 19. und 20. Jahrhundert emmigrieren über eine Million Sizilianer in die USA. Die

italienischen und sizilianischen Einwanderer haben das organisierte Verbrechen nicht als erste in

die USA gebracht. Es gibt bereits irische und jüdische Gangster, die sich organisieren. Die Iren

haben kein Sprachproblem und alliieren sich mit den Politikern, für die sie Wähler einschüchtern

oder gegnerische Wahlveranstaltungen stören.

Die Sizilianer spezialisieren sich zuerst auf die Erpressung ihrer Landsleute und auf

Falschgeldherstellung. In Louisiana formieren sich 1869 vier von der italienischen Polizei aus

Palermo ausgewiesene Banditen zu einem Bund, den sie "Stoppagherra Society" nennen und der

eine Art Kolonie der sizilianischen Mafia darstellt. Kurz nach dem Bürgerkrieg organisiert der Sohn

eines sizilianischen Einwanderers, Joseph Macheca, die erste Familie in New Orleans, die

mehrheitlich im Hafen aktiv ist. Der sizilianische Mafioso Giuseppe Esposito flüchtet nach der

Ermordung seines Bosses De Leoni nach New Orleans und versucht als "Radzo" den Lokalboss

Tony Labruzzo zu entmachten. Dieser schaltet die Polizisten Mike und David Hennessy ein, worauf

Esposito verhaftet und nach Italien abgeschoben wird. Labruzzo wird daraufhin von Giuliano

Ardotta umgebracht, und auch Mike Hennessy wird erschossen. Ende der 80er Jahre entwickelt

sich die Organisation zur ersten voll organisierten Verbrecherfamilie in den USA. An ihrer Spitze

stehen als Nachfolger Machecas die Brüder Charles und Tony Matranza, die mit etwa 300

Mitgliedern den French Market für die Standard Fruit Company kontrollieren und die Werften und

Kais der gegnerischen Provenzanos ebenfalls unterjochen wollen. David Hennessy, alliiert mit den

neapolitanischen Provenzanos, schaltet sich in den entstehenden Krieg ein und wird am

15.10.1890 umgebracht. 19 Mitglieder der Matranza-Bande werden angeklagt, aber dank

Todesdrohungen und Bestechungen freigesprochen. Die erzürnte Bevölkerung stürmt unter der

Führung von William S. Parkinson das Gefängnis und lyncht 1 1 der Mobster. Nachfolger der

Matranzas wird Sam "Silver Dollar" Carolla, der die Kontrolle der Territorien der Provenzanos

sichert.

Zwischen 1890 und 1920 kommen insgesamt mehr als 18 Millionen neue Bürger in die Vereinigten

Staaten, darunter sehr viele Kinder, die durch öffentliche Bildung integriert werden müssen. Als das

Stück des jüdischen Autors Israel Zangwill The Melting Pot 1908 in Washington Premiere hat,

befinden sich die Vereinigten Staaten mitten in der grössten Einwanderungswelle, die das Land je

erlebt hat. Die Metapher des "Schmelztiegels" verweist nicht einfach auf Ideologie, wenn man die

Institutionen der Integration betrachtet, also die Schulen und öffentlichen Bildungseinrichtungen.

Das Ziel der sozialen und kulturellen "Verschmelzung" kann nur mit einer integrativen Schulung

erreicht werden, die mit grossem Mittelaufwand angestrebt wird. Alle Einwanderergruppen bringen

kriminelle Organisationen hervor. Beispielsweise sind die Banden von Jesse Woodson James in

den Südstaaten Anglo-Saxen.

In Pennsylvania formen Stefano LaTorre und Santo Volpe "The Men of Montedoro", da um die

hundert Familien aus diesem sizilianischen Ort stammen. Ihr Einfluss auf die Kohleminenarbeiter

führt zur ersten Kontrolle einer Gewerkschaft, der United Mine Workers.

In Chicago werden nach sozialistischen Agitationen auf dem Haymarket und einer Verschwörung

des Managements vier Gewerkschaftsführer zum Tod verurteilt und am 1 .5.86 gehängt. Dieser Tag

wird seither jedes Jahr als Gewerkschaftstag begangen. Ende des Jahrhunderts entstehen die

irische Organisation unter Charles Dion O'Bannion und sizilianische und italienische Gangs wie die

"Camoras", die "Secret Hands" oder die "Mysterious Hands", die ihre Landsleute terrorisieren und

erpressen. Die bekannteste Gang wird die sizilianische "Black Hands". Deren Chef ist ab 1905

Diamond Joe Esposito, der dank seiner Korruptionstaktik und seinen Beziehungen zur Politik zum

Boss aufsteigt. Der zweite wichtige Mann ist Big Jim Colosimo, der seine Karriere bei einer

Puffmutter begann und nun die Prostitution kontrolliert. Die zunehmende Konkurrenz der Gangs

führt zu Kämpfen und erfordert immer wieder Verstärkung: Esposito lässt die Genna-Brüder aus

Sizilien kommen, Colosimo wird Johnny Torrio aus New York holen, und die lokalen Gangs von

jungen Kriminellen werden rekrutiert.

Die sizilianischen Immigranten in New York lassen sich mehrheitlich in Harlem, die

neapolitanischen vor allem auf der Lower East Side nieder. Die Sizilianer Ignazio Lupo Saietta und

Giuseppe Morello rekrutieren aus diesen Quartieren die Mitglieder ihrer Gang, die um die

Jahrhundertwende die grösste der Stadt sein wird. Auch hier gibt es eine "Black Hand", in die sich

der Polizeileutnant Joseph Petrosino infiltrieren kann. Als er die Polizeiarbeit gegen die Mafia mit

italienischen Fahndern koordinieren will, wird er in Sizilien angeblich von Don Vito Cascio Ferro

persönlich ermordet. Bekannt sind auch die "Five Points" und die "James Street Gang" von Johnny

Torrio, dem Neffen von Colosimo. Die Politik von New York City wird durch die Tammany Hall, ein

ämterverteilender Wahlapparat der Demokratischen Partei, beherrscht. Irische und dann auch

jüdische Gangster schmieren die Politiker der Tammany Hall, stellen ihnen die Wahlhelfer und

Schläger zur Verfügung, damit sie von Polizei und Justiz in Ruhe gelassen werden. Nach

bewaffneten Strassenschlachten im August 1903 zwischen der 1200 Mann starken jüdischen Gang

von Monk Eastman mit rivalisierenden Gangs greifen die Behörden ein, allerdings nicht, um die

Gangs zu eliminieren, sondern nur, um einen Waffenstillstand zu vermitteln.

Quellen : Davis (1988): 20-28, Delorme: 17-33, Giancana: 28ff, Marrs: 157, Best.

1898: Lateinamerika-Politik der USA top.

Bereits am 2.12.1823 verkündete Präsident James Monroe die nach ihm bekannte Doktrin, die den

Europäern jeglichen Einfluss in den amerikanischen Kontinenten verbietet. Die Briten wollen das

bröckelnde Kolonialreich der Spanier beerben, was die USA zu verhindern verstehen. 1824 erfolgt

eine militärische Intervention der USA in Puerto Rico, 1831 in Argentinien, und 1845 und 1847 in

Mexico, worauf die USA die Hälfte des Territoriums annektieren. Nach dem Ende des Bürgerkriegs

proklamierte Präsident Ulysses Grant seinen Glauben an die "offenkundige Bestimmung" der USA,

den gesamten Kontinent unter ihre Vorherrschaft zu bringen. Zur "Verteidigung der Demokratie"

werden laufend Unabhängigkeits-Bewegungen abgeklemmt.

Meist wird der amerikanische Imperialismus religiös legitimiert: Schon im Krieg gegen die

Mexikaner in den 1840er Jahre wurde mit Rekurs auf die Prädestinationslehre behauptet, Gott

selbst habe die Pferde und Kanonen der Vereinigten Staaten gesegnet. 1859 verteidigte Horace

Greeley die Massaker an den Prärieindianern mit derselben Logik: "Diese Leute müssen

aussterben - es kann ihnen niemand helfen. Gott hat die Erde denen gegeben, die sie sich

Untertan machen und sie zu kultivieren verstehen; es wäre vermessen, sich seinem gerechten

Auftrag zu widersetzen."

Die Depression im Winter 1893/94 brachte grosse Arbeitslosigkeit, gewalttätige Streiks in den

Stahlwerken von Pennsylvania und den Kohlebergwerken von West Virginia. Der Aufruhr zwang

die Oligarchen an der Ostküste, etwas zu finden, um den "Eiter aus dem anarchistischen,

sozialistischen und populistischen Furunkel zu ziehen", wie ein Banker aus Philadelphia sich

ausdrückt. Präsident William McKinley setzt auf die Idee eines amerikanischen Empire: Seit 1895

führte Jose Marti den zweiten Unabhängigkeitskrieg in Kuba, und McKinley nahm die Explosion

des Panzerkreuzers USS Maine im Hafen von Havanna zum Anlass, Spanien den Krieg zu

erklären. McKinley untergrub alle Versuche der Spanier zu verhandeln. Die Pressezaren Joseph

Pulitzer von World und William Randolph Hearst vom New York Journal behaupteten mehrere

Wochen lang, die Spanier hätten eine Mine gelegt. Die USA erobern Puerto Rico und unterstellen

es bis zur formalen Annektion von 1952 einem US-Gouverneur. Beim Feldzug auf den Philippinen

massakrieren die Marines 200'uOO Einwohner.

Albert Beveridge, republikanischer Senator aus Indiana, meint 1901 : "Wir werden nicht klein

beigeben im Auftrag, unserer Rasse, unter Gottes Wille weltweit als Treuhänderin der Zivilisation

zu wirken, und wir werden mit unserem Werk weitermachen, ohne wie Sklaven, die zu ihrer Arbeit

gepeitscht werden, unseren Schmerz herauszuschreien, sondern mit Dankbarkeit für ein

Unternehmen, das unserer Kraft würdig ist, mit Daknbarkeit gegenüber dem allmächtigen Gott,

dass er uns als sein auserwähltes Volk bezeichnet hat, das fortan seine Heilung der Welt anführen

darf."

191 1 kommt eine Untersuchungskommission zum Schluss, ein Explosionsunglück im

Maschinenraum habe den Untergang des Schiffes und den Tod von 260 Seeleuten ausgelöst. Die

USA dirigieren die Innenpolitik und intervenieren bei Widerstand militärisch: 1906, 1912 und 1917,

wonach bis 1934 eine US-Militärverwaltung besteht.

Wegen der Kontrolle der Häfen und der Hafengewerkschaften arbeiten die Import- und

Exportfirmen, vor allem wenn sie mit schnellverderblichen Gütern handeln, mit der Mafia

zusammen. In der Revolution von 191 1 in Honduras spielt die Mafia von New Orleans eine

führende Rolle. Dabei werden die europäischen Banken und Investoren zurückgedrängt, und die

US-Bananenfirmen bekommen freie Hand. Samuel Zemurray von der Cuyamel Banana Company,

die später zur United Fruit gehört, finanziert den in einem Bordell von New Orleans geplanten

Coup. Bereits 1903 und 1905 haben die USA die "Ordnung wiederhergestellt" und 1919 und 1924

erfolgen erneute militärische Interventionen.

Die Kooperation von US-Firmen, dem Militär, der Mafia und lokalen Herrschern bewährt sich in

ganz Lateinamerika: Nach einer ersten Intervention 1853 machte sich der Amerikaner William

Walker 1855 dank seiner Söldnerarmee zum Präsidenten von Nicaragua. 1857 und 1860

intervenieren die US-Marines erneut in Nicaragua. 1909 stürzten die Marines Präsident Zelaya und

die USA besetzten das Land, wobei die Mafia ihre Zusammenarbeit mit den US-Firmen

institutionalisiert. Nach der Intervention von 1912 wurde Adolfo Diaz an die Macht gesetzt, der den

Amerikanern die Kontrolle des Finanzsystems Nicaraguas und den Bau einer Militärgarnison bei

Managua erlaubte, wo die Marines bis 1925 blieben. 1914 erfolgte der Bryan-Chamorro-Vertrag,

der den USA das exklusive Recht auf den Bau eines geplanten Kanals sicherte. Nachdem der US-

Schützling Emiliano Chamorro sich an die Macht geputscht hat, greifen die Marines gegen die

Unabhängigkeitsarmee von Augusto Cesar Sandino 1927 erneut ein und bauen die berüchtigte

Nationalgarde auf, an deren Spitze Anastasia Somozo 1932 die Macht übernimmt.

1903 erweiterte Theodore Roosevelt die Monroe-Doktrin, indem die USA die Funktion der

"Weltpolizei" übernehmen müsse bei einem "Fehlverhalten" eines Staates. Da Kolumbien sich

weigerte, die Nutzungsrechte des geplanten Kanals in der Provinz Panama den Amerikanern für

hundert Jahre zu überlassen, erzwangen die USA 1903 die Gebietsabtrennung. Eine Invasion in

der kolumbianischen Provinz war bereits 1860 erfolgt, und 1926 erhielt Panama faktisch den

Status eines Bundesstaates. Präsident William Taft prophezeit 1912: "Die gesamte Hemisphäre

wird uns gehören, da sie uns kraft der Überlegenheit unserer Rasse moralisch eigentlich schon

jetzt gehört". In den nächsten 25 Jahren folgen 12 weitere Interventionen und 8 Invasionen. 1915

wird die Republik Haiti erstickt: Unter William B. Caperton landet ein Korps in Port-au-Prince und

zwingt das Land, wie schon im Falle der Dominikanischen Republik 1907, die Militär-, Zivil- und

Finanzverwaltung sowie das Zoll- und Steuersystem in die Hände der Amerikaner zu übergeben.

1921 wird mit einer US-Intervention Präsident Herrera in Guatemala gestürzt, der sich gegen die

Expansionspläne der United Fruit stellt. 1923 werden Pläne für eine Föderalistische Republik von

Guatemala, Honduras und El Salvador vereitelt. General Smedley D. Butler schreibt am 21.8.31 in

der New York Times: "Ich half 1903, Honduras für die amerikanischen Fruchtfirmen zu öffnen. Ich

half 1914 Mexico, und speziell Tampico, die Ölinteressen zu sichern. Ich half, aus Haiti und Kuba

einen netten Platz zu machen, wo die Jungs von der National City Bank Geld verdienen können.

Ich half ein halbes Dutzend zentralamerikanischen Republiken für die Wall Street weichzukopfen.

Ich half 1909-1912, Nicaragua für die internationale Bank Brown Brothers zu säubern. Ich öffnete

die Dominikanische Republik 1916 für die amerikanischen Zuckerfirmen. In China beschützte ich

Standard Oil. Rückblickend denke ich, dass ich AI Capone einige Tipps hätte geben können. Er

betrieb seine Erpressungsgeschäfte in 3 Distrikten, ich arbeitete in drei Kontinenten." 1927

behauptet der amerikanische Botschafter in Paris, Myron Herrick: "Die Vereinigten Staaten gieren

nicht nach Land. [...] Wer uns imperialistische Absichten unterstellt, kennt die Fakten nicht oder ist

unaufrichtig." Nachdem die USA in ganz Lateinamerika totalitäre Militärregimes installiert haben,

verkündet Präsident Franklin Roosevelt 1934 die "Politik der gutnachbarschaftlichen Beziehungen".

Quellen : Delorme: 17-33, CIA-Info: 15f, Davis (1988): 20-28, Best, Lemoine (2003), Ramonet

(2003b), Lapham.

1917: Erster Weltkrieg top

Der Untergang des Passagierdampfers Lusitania vor der Südküste Englands im Mai 1915 liefert

Woodrow Wilson den Vorwand, gegen Deutschland in den Krieg zu ziehen. Die Presse heizt die

Stimmung an, indem behauptet wird, belgische Nonnen würden von den Deutschen über

glühenden Kohlen geröstet.

Der erste Weltkrieg eröffnet ungeahnte Verdienstmöglichkeiten für Börsenspekulanten wie J. P.

Morgan oder Edward H. Harriman, der 1898 mit Krediten von William Rockefeiler, Otto Kahn,

Jacob Schiff und Felix Warburg die Kontrolle der Union Pacific Railroad übernommen hatte. Der

Bruder von John D. Rockefeiler besitzt die National City Bank (später City Bank), die die

Waffenindustrie für den Krieg reorganisierte. Percy A. Rockefeiler übernahm die Kontrolle der

Remington Arms Company, die die USA, England und Russland mit Maschinengewehren,

automatischen Pistolen und Munition beliefert. Trotz dem Kriegseintritt der USA wegen dem

Business und der Absicht, die Weltmachtstellung der Engländer zu übernehmen, präsentiert

Wilson seine "Vierzehn Punkte" auf der Friedenskonferenz in Versailles mit der Begründung:

"Amerika hat das unendliche Privileg, seine Bestimmung zu erfüllen und die Welt zu retten".

Prescotts Vater Samuel P. Bush, Präsident der Buckeye Steel Castings, wird 1918 dank Harriman

direkt dem Direktor der staatlichen Waffenbeschaffung unterstellt und nützt diese Position für die

Rüstungsfirma Remington. 1934 beschäftigt sich ein Untersuchungsausschuss des Senats mit den

Machenschaften des als ,Merchant of Death' bezeichneten Waffendealers im 1 . Weltkrieg. Zudem

ist Samuel Bush Präsident der Federal Reserve Bank von Cleveland und Berater des Präsidenten

Herbert Hoover.

Zusammen mit seinem Freund E. Roland Harriman wurde Prescott Bush 1916 in die rassistische

Yale-Geheimgesellschaft Skull & Bones aufgenommen. Der exklusivste von rund einem Dutzend

Geheimbünden der Ivy-League nimmt jedes Jahr nur 15 Mitglieder auf. Zur Ivy-League gehören

acht Eliteuniversitäten im Nordosten der USA: Brown University, Columbia University, Cornell

University, Darmouth College, Harvard, Princeton, University of Pennsylvania und Yale (Ivy Plus

unfasst noch das Massachussetts Institut of Technology und die Stanford University). Den Zugang

zu diesen Universitäten gelingt fast nur nach dem Besuch teurer Privatschulen wie der Phillips

Academy (die die Bushs besuchten), der Jegacy' (der Vater und der Grossvater haben bereits an

dieser Uni studiert) und der Spendenzahlung. Harvard ist mit einem Fond von $22 Mia. die reichste

Universität, gefolgt von Princeton und Yale mit je etwa der Hälfte. Die S&B wurde 1832 gegründet

und umfasst heute 800 Mitglieder. In Harvard ist es der Porcellian Club und in Princeton der Ivy-

Club, die das Old-Boy-Network und damit das rigide Klassensystem der USA reproduzieren. Die

Mitglieder dieser Aristokratie schanzen sich die obersten Stellen im Staat (in den Gerichten, im

Kongress, der CIA und der Regierung) und in der Wirtschaft (in den Anwaltskanzleien und den

Konzernen) zu.

George Herbert Walker baut 1919 die Privatbank W.A. Harriman & Co mit auf, an der unter

anderem Percy Rockefeiler als Direktor mitbeteiligt ist. Avereil Harriman bekommt nach

monatelangem Taktieren unter nie veröffentlichten Konditionen die von den USA am Ende des

ersten Weltkriegs konfiszierten Dampfschiffe der Hamburg-Amerika-Linie, was ihm das Monopol

für die nächsten 20 Jahre sichert. Die W.A. Harriman fusioniert mit der Privatbank Morton & Co.

und verschafft sich 1922 über die Warburg-Bank den Zugang zur deutschen Schwerindustrie und

zu russischen Ölkonzessionen. 1921 heiratet Prescott Bush Walkers Tochter Dorothy und wird

1926 Vizepräsident der W.A. Harriman Bank. Als Geschäftsführer der Union Banking Corp. und der

Hamburg-Amerika-Linie wird Bonesman Bush einer der wichtigsten Unterstützer der Nazis.

Nach der Fusion mit dem Bankhaus Brown Brothers 1931 wird die Brown Brothers Harriman zur

grössten und politisch einflussreichsten Privatbank Amerikas, und Avereil Harriman berät in

Sachen Finanzen insgesamt 6 US-Präsidenten. Er finanziert als Partner von Prescott Bush über

die Union Banking nicht nur die Nazis, sondern mit seiner Garanty Trust Company auch die

Aufrüstung der Sowjetunion.

Quellen : Tarpley/Chaitkin: 13-20, Ploppa, Bröckers, Birnbaum, Lapham (2004), Fantasia (2004),

Laurent: 18.

1920: Prohibition top

Während der Prohibition (16.1.20-5.12.33) entwickeln sich die Gangs zu eigentlichen

Industrieimperien-Besitzer. Bereits vor dem ersten Weltkrieg führte einige Staaten wie Kansas

aufgrund religiöser und feministischer Lobbygruppen das Alkoholverbot ein. Der Krieg verstärkte

den Alkoholismus, was die Einführung des nationalen Verbots von Herstellung, Vertrieb und

Verkauf alkoholischer Getränke erleichterte. Die jüdischen Mobster (Dutch Schultz mit der Firma

Seagrams und Jack "Legs" Diamond) sind die ersten im Alkoholschwarzbrennen und -schmuggeln.

Jüdischen Ursprungs sind auch die Bronfman-Brothers in Kanada sowie Arnold Rothstein und

Mannie Kessler in New York. Die Iren steigen ebenfalls von Anfang an ins Bootlegging ein: Big Bill

Dwyer in New York, Steve Wallace, Dan Carroll und Joe Kennedy in Boston, Tommy McGinley in

Cleveland, Tommy Banks in Minneapolis und Charles O'Bannion in Chicago.

Nach den Juden und Iren entdecken die italienischen Gangs, die viel gewalttätiger sind und sich oft

gegenseitig bekämpfen (z.B. Sizilianer gegen Neapolitaner), den Markt. Allerdings arbeiten Juden

und Italiener auch manchmal zusammen. Die italienische Mafia, die bisher vor allem die

Prostitution und die Geldspiele beherrschte, wird erst durch den Alkoholschmuggel eine

bedeutende Macht.

Um Diamond Joe Esposito nicht in die Quere zu kommen, bleibt Big Jim Colosimo in Chicago beim

Prostitutionsgeschäft. Sein Neffe Johnny Torrio holt 1919 AI Capone aus New York, und sie

versuchen zu zweit, Colosimo von den Vorteilen des Alkoholschmuggels zu überzeugen. Da er

nicht einschwenkt, wird er am 11. Mai 1920 von Frankie Yale umgebracht. Danach baut John

Torrio ein weiteres Alkoholkartell in Chicago auf. Während drei Jahren kann Torrio den Frieden

aufrechterhalten, indem er die anderen Gangführer überzeugt, dass ohne Bandenkriege mehr Geld

zu verdienen ist. 1923 wollen verschiedene Gangs ihre Territorien erweitern, und neue sizilianische

Immigranten kommen in Chicago an, die die Unione Siciliana unterwandern, um am

Alkoholgeschäft mitzuverdienen. In den 20er Jahren ereignen sich 500 Mafiamorde in Chicago,

fast alle ohne eine Verurteilungen der Täter.

Die Machtstellung von Diamond Joe Esposito ist gesichert, weil er den für die Alkoholproduktion

notwendigen Zuckerimport kontrolliert, angeblich eine von Präsident John Calvin Coolidge

persönlich ausgestellte Lizenz. Esposito erzählt von mehreren Treffen mit Coolidge, für den er im

Gegenzug bei den Wahlen Stimmen organisiert. Der Boss demonstriert seine Macht, indem er von

den Italienern verlangt, mit den hübschesten Bräuten vor der Hochzeitsnacht zu schlafen. Trotz

dieser Entwürdigung wird ihm während den 20 Jahren seiner Herrschaft keine Jungfrau verweigert.

Johnny Torrio, AI Capone, Jake Guzik, Paul Ricca, Murray Humphreys, Frank Nitti, Jack McGurn

und Tony Accardo kamen alle aufgrund von Espositos politischen Beziehungen von New York

nach Chicago und arbeiten für ihn. Die sechs Genna-Brüder leiten die illegalen Destillerien im

Patch und schmieren über 400 Polizisten. Aufkommende Konkurrenten im Alkoholgeschäft werden

mit Bomben bekämpft, wofür Gangs wie die "42" angestellt werden. Allein 1925 werden über 100

Bombenattentate verübt. Der wildeste der Aufsteiger ist AI Capone, der 1928 im Alter von 29

Jahren das höchste Privateinkommen in den USA erzielt: $105 Mio.

In New York City wird die Korruption durch die Vormachtstellung der Tammany Hall besonders

gefördert. Es gibt zwei dominierende kriminelle Organisation: Die jüdische um Arthur Rothstein mit

Arnold "Dutch Schultz" Flegelheimer und James J. Hines. Und die italienische Organisation um

Albert C. Marinelli mit Joe Masseria, der Mitte der 20er Jahre zum dominanten Alkoholdealer in

New York aufsteigt und ein riesiges Vermögen anhäuft. Carlo Gambino, Joe Adonis und Albert

Anastasia arbeiten für "the Chinese", wie der vulgäre Masseria wegen seinen dicken Backen und

schmalen Augen von seinen Feinden genannt wird. Bereits ein Jahr nach Einführung des

Alkoholverbots bestehen in New York 5000 Spekeasies, deren Zahl bis 1927 auf 40'000 ansteigt.

Der 1920 zum Präsidenten gewählte Warren Harding, selbst ein Alkoholiker, wird wegen seiner

sexuellen Beziehungen erpresst, die grossen Schmuggler zu schützen.

Die unpopuläre Prohibition macht die Gangster zu Helden und salonfähigen Geschäftsherren und

festigt die Beziehungen zwischen Gangstern mit der amerikanischen Politik, da Polizisten, Richter

und Staatsbeamte durch die enormen Profite grosszüzig bestochen werden können. Laut dem

Chicagoer Polizeichef Charles Fitzmorris sind 60% der Polizisten im Alkoholgeschäft tätig. Von den

jährlich bis zu 4000 wegen illegaler Glückspiele Angeklagten werden durchschnittlich lediglich 175

vor Gericht gestellt.

Aufgrund der Bandenkriege und des wachsenden Drucks der Behörden verlegen die Gangs ihre

Hauptsitze in die umliegenden Vororten. Eine Bewegung weg von den traditionellen Zentren zu

besser kontrollierbaren Gemeinden entsteht. Aber die Gangster versuchen in allen Städten, die

Ämterverteilung zu beeinflussen. Politiker, die oft nur mit entsprechenden Stimmenkäufen gewählt

werden, bleiben für Skandale am exponiertesten und lassen deshalb den Mobster den benötigten

Freiraum. Journalisten, Richter, Justizbeamte, Polizisten und FBI-Beamte haben nichts zu

fürchten, da sie in den Augen der Mafia nur ihren Job tun. Wenn sie sich schmieren lassen, wird

allerdings Loyalität erwartet. Auch normale Bürger haben nichts zu befürchten, es sei denn, sie

haben Spielkredite von Loan Sharks aufgenommen, die sie nicht zurückzahlen können. Gefährlich

leben hingegen Informanten und Zeugen, die bei Prozessen aussagen.

Dutch Schultz baut sein Number Racket-Imperium auf und verdient vorwiegend an den armen

Schwarzen. Das einfache Spiel besteht darin, dass der Spieler eine Zahl zwischen und 999

wählt, bei der richtigen Zahl aber höchstens 600 Mal den Einsatz ausbezahlt bekommt. Da viele

spielen, setzt Dutch Schultz $80'000 pro Tag um. Dazu kommen die Pferderennwetten, wofür

Dutch Schultz das Mathematikgenie Otto Berman als Spielbankexperte anstellt. Mit der Zeit

beginnt jedoch die italienische Mafia, Geldspiele und Wetten zu kontrollieren, wobei die Juden die

"Banken" und "Buchhaltungen" weiterbetreiben und die Runners meist Schwarze sind. Die

Kontrolleure kassieren 35% der Einnahmen, wenn sie die Polizei schmieren, sonst 30% und die

"Bank" übernimmt die Schmiergelder. Der Kontrolleur bezahlt seinerseits 20 bis 25% seiner

Einnahmen an die Runners. Diese ziehen bei einem Gewinner aber auch einen Teil für sich ab. In

New York werden die Profite aus dem illegalen Spielgeschäft auf $500 Mio. geschätzt. Die

Mobster, die die Number-Rackets kontrollieren, sind zudem die grössten "Loan sharks": für 20%

Zins pro Woche leihen sie denen Geld, die sonst keines mehr bekommen, und ihre Methoden der

Wiedereintreibung sind effizient.

Quellen : Giancana: 30ff, 178, Lacey: 59, Best: 9, Davis(1993): 30-36, Delorme: 39, 77-83, Geffen,

Behr (2002).

1920: Joe Kennedys Karriere top

Joseph Patrick Kennedy steigt in den Alkoholschmuggel ein und verdient damit das Kapital, um an

der Börse im grossen Massstab zu investieren. Sein Vater, Patrick Joseph Kennedy, der Sohn des

1848 aus Dunganastown in Irland eingewanderten Patrick Kennedy, wurde 1885 nur 27jährig

Abgeordneter von East Boston im Repräsentantenhaus. Er begann seinen sozialen Aufstieg dank

seinem blühenden Alkoholgeschäft. Da er im "Hinterhof von Boston" äusserst populär war, wurde

er dreimal zum Senator gewählt, Mitglied des Zentralkomitees und später Vorsitzender des

Strategieausschusses der Demokratischen Partei. Trotz dieses Aufstiegs blieb Patrick Joseph

Kennedy letztlich nur ein Lokalpolitiker, weshalb er seinen 1888 geborenen Sohn Joseph Patrick

an die aristokratische Harvard schickte.

Obwohl Joe ein Star im Baseball war, blieb er aufgrund seiner irisch-katholischen Herkunft von

vielen Aktivitäten des Campus ausgeschlossen. Er setzte sich zum Ziel, mit 30 Millionär zu sein,

damit er "auf diese protestantischen Bastarde pissen" könne. Nach dem Harvardabschluss bekam

Joe Kennedy dank dem politischen Einfluss seines Vaters einen Posten als staatlicher Bankrevisor

mit einem Jahresgehalt von $1500. Da es Joe gelang, die kleine Columbia Trust Company, an der

sein Vater wesentlich mitbeteiligt war, vor einer Übernahme zu retten, wofür er sich mit $45'000

persönlich verschuldete, wurde er vom Aufsichtsrat mit nur 26 zum jüngsten Bankpräsidenten der

USA befördert.

1914 heiratete er Rose Fitzgerald, die Tochter des eben rausgeworfenen Bürgermeisters von

Boston. Mit vielen gewagten Einsätzen in legalen und anderen Geschäften entstand der

Grundstock von Kennedys Vermögen. Um den Aktivdienst zu vermeiden, stieg Kennedy 1917 als

stellvertretender Manager der Bethlehem Steel in der riesigen Fore River Werft, wo Zerstörer

gebaut werden, ein. Daneben kaufte er sich eine Vertriebskonzession der Universal Pictures.

John F. Fitzgerald gewinnt am 5.1 1 .1918 die Wahl zum Repräsentanten von Boston gegen den

ebenfalls demokratischen Konkurrenten Peter F. Tague. "Honey Fitz" Fitzgerald forderte Tague

heraus, da dieser sich nicht an einem einträglichen Grundstückhandel mit dem Fore River

Shipyard, wo sein Schwiegersohn Joe Kennedy im Management tätig ist, beteiligen wollte. Seine

Wahlkampforganisatoren, zu denen Joe Kennedy gehört, rekrutieren italienische Immigranten und

Profiboxer, die Tague-Wähler mittels Drohungen und Schlägen umstimmen. Ein Drittel der

ungültigen Stimmen kommen von Personen, die nicht im Bezirk leben, andere Stimmen lauten auf

Namen von Kriegsgefallenen oder noch in Europa stationierten Soldaten. Am meisten falsche

Stimmen kommen aus dem Prostituiertenmilieu. Am 24.10.19 wird Fitzgerald nach achtmonatiger

Untersuchung wegen Wahlbetrugs aus dem Repräsentantenhaus ausgeschlossen. 1942 schickt

Joe Kennedy den dann 79-jährigen nochmals ins Rennen, um den populären New Deal

Demokraten Joseph E. Casey, einer von Roosevelts Favoriten und daher möglichen Konkurrenten

seines Sohnes Joe Jr. zu schwächen. Der Republikaner Henry Cabot Lodge Jr. gewinnt dann

zwar, aber die Kennedys haben gelernt, wie man mit viel Geld und geschickter Propaganda auch

einen sehr guten Kandidaten ausschalten kann. 1920 steigt Kennedy bei der Massachusetts

Electric ein und zieht nach New York an die Wall Street.

Nach dem Krieg arbeitet Joe Kennedy als Leiter der Aktienabteilung des Maklerhauses Hayden,

Stone and Company und macht dank Insiderinformationen mit Börsenspekulationen so viel Geld,

dass er sich für seine sechsköpfige Familie ein neues Zwölfzimmerhaus in Brookline und einen

neuen Rolls-Royce kaufen kann. Wieviel und wie Kennedy Geld verdient, bleibt sein Geheimnis,

auch seiner Familie gegenüber, die gelernt hat, niemals Fragen darüber zu stellen.

Joe Kennedy, dessen Vater schon Alkohol importierte, benutzt medizinische Erlaubnispapiere für

den Import von kanadischem Whiskey, wovon er 200'000 Kisten ins Land geschmuggelt haben

soll. Damit wird er zu einem Konkurrenten der Mafiosi, zu denen er zwangsläufig auch

partnerschaftliche Kontakte unterhält. Anfangs schifft Kennedy englischen Scotch und Gin an die

12-Meilen Grenze, wo Frank Costellos Leute den Alkohol übernehmen, weshalb Costello später

behauptet, er habe Kennedy reich gemacht. Kennedy arbeitet während Jahren auch mit Owny

Madden zusammen und mietet Leute von Murder, Ine, um mit den Gewerkschaften fertig zu

werden. Weil Kennedy auf dem Gebiet der jüdischen Purple Gang in Detroit ohne Erlaubnis

geschmuggelten Rum verkauft, will diese seinen Kopf. Kennedy geht nach Chicago und bittet

Diamond Joe Esposito um Unterstützung. Da ihm dieser das Leben rettet, bleibt er in der Schuld

der Mafia von Chicago. Die Gewinne aus dem Alkoholschmuggel investiert Kennedy meist an der

Börse und beteiligt sich an einer Kinokette. Er gibt seine Stelle bei Hayden, Stone and Company

1923 auf und eröffnet sein eigenes Büro in Boston: "Joseph P. Kennedy, Bankier". Für seine bisher

sieben Kinder und seine Frau Rose gründet Kennedy Treuhandfonds, womit er ihnen eine

wirtschaftliche Unabhängigkeit für politische Karrieren ermöglicht. Sie sollten schliesslich über je

$10 Mio. verfügen können.

Nachdem er, offenbar auch mit Geldern der Mafia Chicagos, die Kontrolle der "Film Booking Office

of America" erringt, zieht Kennedy 1925 nach Hollywood. Hollywood ist seit 1912 von jüdischen

Flüchtlingen aus Osteuropa (Samuel Goldman, Louis B. Mayer, Karl Lemmle, William Fox, Adolph

Zukor, Harry Cohn und die Brüder Jack und Harry Warner) aufgebaut worden, die wie niemand

sonst den American Way of Life definieren. Im Bedürfnis nach Assimilation schufen die

Aussenseiter eine idealisierte Welt, bei der das Böse immer vom guten Helden besiegt wird. Mayer

verschob seinen Geburtstag auf den 4. Juli und feierte ihn jeweils mit grossem Pomp und

hunderten von illustren Gästen. Auch die meisten berühmten Schauspielerinnen wie Kirk Douglas,

Paul Newman, Lili Palmer Clark Gable, Tony Curtis oder Judy Holliday sind jüdischer Herkunft und

werden zum Inbegriff der amerikanischen Kultur. Trotzdem werden Juden bis in die 30er Jahre

nicht in die Klubs der Reichen aufgenommen, und die gesellschaftliche Anerkennung bleibt den

,Superamerikanern' versagt.

Während die Familie in New York wohnt, vergnügt sich Joe Kennedy mit Jean Harlow, Anita Page

und Greta Garbo und versucht sich als Filmproduzent von Lowbudgetfilmen. Seine wichtigste

Geschäftspartnerin und Liebhaberin ist Gloria Swanson, die ihm einen Sohn (Joseph) zur Welt

bringt. Kennedy übernimmt faktisch die Kontrolle über ihr Leben, startet die Gloria Productions und

versucht vergeblich, von der Katholischen Kirche einen Dispens zu erhalten, der das

Zusammenleben erlaubt hätte. Rose setzt sich häufig nach Europa ab und kompensiert ihre

Frustration mit Einkäufen. Besonders der junge Jack leidet unter den dauernden Absenzen seiner

Eltern. Mit Käufen und Verkäufen von Filmgesellschaften bereichert sich Kennedy um geschätzte

$5 Mio. in Hollywood.

Quellen : Hersh: 35-43, Best: 16ff, Kessler (1997), Collier/Horowitz: 7-54, Giancana: 73, 214, Wolfe:

125ff, Jacobovici, Drugwar (1): 6, Geffen, Amara, Gabler.

1924: J. Edgar Hoover und das Bureau of Investigation top

John Edgar Hoover wird im Mai 1924 vorläufiger Chef des Bureau of Investigation, ernannt vom

Generalstaatsanwalt Harlan Fiske Stone.

Hoover übernahm 1918 24jährig die General Intelligence Division, mit dem Auftrag, die

subversiven Umtriebe zu studieren. Das Bureau of Investigation wurde 1909 vom rassistischen und

schwachsinnigen Präsidenten Theodore Roosevelt gegründet, der seine Karriere als

Polizeikommissär in New York begann. Charles Bonaparte, dem Grossneffen Napoleons, ging mit

9 Agenten gegen die Arbeiter-Bewegung vor. Die Syndikalismus-Bewegung mobilisierte 4 Mio.

Streikenden in 2665 Streiks in einem Jahr. Zur Bekämpfung der Gewerkschaften wurden

Bürgervereine und Freiwilligenverbände wie die American Protective League gegründet und von

der Industrie finanziert. Innenminister A. Mitchell Palmer Hess am 2.1.19 ganze Stadtviertel

abriegeln und durchsuchen, um Linke zu finden. Hoover beurteilte die vorgenommenen Razzien,

Verhaftungen, Verurteilungen und Ausweisungen als "zu lasch". In seinem Eifer umging er die

Grundrechte im Kampf gegen die Anarchisten und Kommunisten, indem er diese ohne

Gerichtsurteile ausschaffen Hess (am 21 .12.19 249 Personen und am 2.1 .20 556). Das Vorgehen

Hoovers kostete Palmer seine Karriere, im Gegensatz zu Hoover, der zu seiner Verteidigung

begann, nicht nur Informationen über Radikale und Schwarze zu sammeln, sondern auch über

gewählte Politiker, Richter und Wissenschaftler. Im Jahre 1920 verhaftete die Polizei 4000

"subversive Elemente" in 33 Städten. Bekannt wurden die beiden Anarchisten Nicola Sacco und

Bartolomeo Vanzetti, die dem Rachewillen der Politiker und der Polizei zum Opfer fielen. Die

Mafiosi Joe und Butsey Morelli aus Providence, Rhode Island, waren für die den Anarchisten

zugeschobenen Überfälle und Morde verantwortlich.

Am 22.8.21 wurde Hoover von Justizminister Harry Daugherty zum Vizedirektor des Bureau of

Investigation, das bereits Dossiers über 500'000 Personen besitzt, ernannt.

Stone verbietet dem neuen Bundespolizeichef Untersuchungen in politischen Prozessen und

ordnet eine Reform der Abteilung an. Deshalb säubert Hoover das korrupte Netz seiner 657

Agenten, baut eine Elitetruppe auf und führt eine autoritäre Hierarchie ein. Die Agenten des streng

presbyterianisch erzogenen Juristen dürfen nicht trinken, keine Schnurrbarte tragen, werden bei

Ehebruch sofort gefeuert, permanent kontrolliert und in Akten erfasst. Die Repression der linken

Arbeitervertretungen, die Verurteilungen und Rückschaffungen von Kommunisten und Anarchisten

und das neue Einwanderungsgesetz lassen die Zahl der Einwanderer ab 1924 stark zurückgehen.

Der Johnson-Reed Immigration Act kommt aufgrund der , Beweise' der Intelligenzforscher

zustande, wonach Schwarze, arme Weisse und Süd- und Osteuropäer, wobei vor allem die

jüdischen Einwanderer gemeint sind, geistig minderwertig und kriminalitätsgefährdet seien.

Hoover und seine Agenten legen trotz des Verbots nicht nur über Linke, Bürgerrechtler und

Kriminelle, sondern auch über Politiker Dossiers an. Am 25.3.25 eröffnet Hoover sein "Obscene

File". Seine Macht beruht auf diesen - zum Teil intimen - privaten Daten, mit denen er die Politiker

erpressen kann. Kein Präsident wagt es, Hoover zu entlassen. Sein Stellvertreter William Sullivan

bezeichnet Hoover als den grössten Erpresser aller Zeiten. Dank diesen Unterlagen bleibt Hoover

bis zu seinem Tod 1972 Direktor des FBI und überlebt acht Präsidenten und 16 Justizminister. Er

ist den Präsidenten allerdings auch gefällig: Auf Wunsch von Roosevelt, Truman, Johnson und

Nixon lässt er deren Gegner überwachen.

1925 wird zur Stärkung des umstrittenen FBI die private National Crime Commission geschaffen,

allerdings nicht um den Alkoholschmuggel und das Gangstertum zu bekämpfen, sondern um die

Macht der Polizei im Kampf gegen die Gewerkschaften zu stärken. Die Gründungsversammlung

findet bezeichnenderweise in den Räumen der United States Steel Corporation statt.

1928 erklärt der Oberste Gerichtshof das Abhören von Telefongesprächen für verfassungsmässig.

Am 2.4.28 stellt Hoover seinen Lebenspartner Clyde Tolson ein, der Guy Hottel mitbringt. Die

beiden werden seine Vertrauensmänner an der Spitze des Federal Bureau of Investigation.

Nebenbei ist Hoover zugleich Direktor einer Versicherungsgesellschaft.

Quellen : Davis (1984), Fox: 65, Theoharis/Cox: 21-88, 159, Schulz: 41, Todd, Summers (1993),

Tarpley/Chaitkin: 536f,

1925: AI Capone in Chicago top

Benito Mussolini besuchte 1924 das erste Mal Sizilien, und schickt kurz darauf mehrere

Infanterieregimente nach Sizilien. Der Präfekt Cesare Mori baute ein System von Spitzeln auf und

konnte 1926 die Macht der Mafia brechen, indem er mit Folter und Erpressung die 1 1'000

Verhafteten zum Reden brachte. Selbst die beiden mächtigsten Bosse Don Calo Vizzini und Genco

Russo kamen ins Gefängis. Mussolini löste damit eine Mafiosi-Fluchtwelle, wozu Stefano und

Antonio Magaddino, Salvatore Maranzano, Joe Bonanno, Mike Coppola, Joe Profaci und Joe

Magliocco gehörten, ins Paradies der Prohibition aus. Bis Mitte des Jahrhunderts emigrieren

insgesamt über 5 Mio. Italiener in die USA, die die lokale Struktur der bisherigen Mafia in den USA

verändern.

In Chicago unterwanderten die Neuankömmlinge aus Sizilien die Unione Siciliana, eine 1895

gegründete Genossenschaft für gegenseitige Hilfe, und benutzten sie als Front für kriminelle

Aktivitäten. Michele Merlo, einer der Bosse Chicagos, starb am 8.1 1 .24 an Krebs. Die Mafia hatte

im folgenden Mühe, sich zu behaupten. In internen Kämpfen werden sechs führende Mafiosi

umgebracht: Angelo Genna und Sam Samoots Amatuna (1925), Antonio Lombardo (1928),

Pasquale Lolordo (1929), Giuseppe Aiello (1930) und Agostine Loverdo (1931).

Neben den verschiedenen Mafia-Familien und dem Syndikat von Torrio mit Alfonso Capone gibt es

die irische North Side Gang, die ebenfalls im Alkoholgeschäft tätig ist. Ihr Chef, Charles Dion

O'Bannion, wurde am 1 0.1 1 .24 in seinem Blumenladen, in dem AI Capone für $1 0'OOO rote Rosen

und Johnny Torrio für $10'000 Chrysanthemen für das Begräbnis von Merlo bestellt hatten,

ermordet. O'Bannion soll selbst für den Mord von 24 Personen verantwortlich gewesen sein. Zum

Konflikt kam es, weil seine Männer mehrere Lastwagen mit Alkohol der Genna-Brüder entführten.

Nachfolger O'Bannions wurden Frank Gusenberg und George "Bugs" Moran. Sowohl die Gennas

wie auch die Aiellos gehören im Gegensatz zu Torrio der Unione Siciliana an.

Im Januar 1925 wollen der 17jährige Sam Giancana und Leonard Gianola Johnny Torrio im Auftrag

AI Capones umbringen, verletzen ihn aber nur. Capone erträgt es nicht, dass Torrio sich weigert,

den Kuchen zu teilen. Torrio verlässt daraufhin die Stadt mit seinen angehäuften $40 Mio. und

überlässt Capone seinen Platz. Dieser schaltet nun systematisch alle Konkurrenten aus: Giancana

wird im Mai 1925 erneut engagiert, um die Gennas auszuschalten: Nachdem Angelo, Mike und

Tony Genna umgekommen sind, flüchten die restlichen drei Brüder. Giancana bringt am 3.10.28

auch seinen Mentor und Beschützer Diamond Joe Esposito um. Am 8.1 .29 wird Pasqualino

Lolordo von Joe Aiello und den Brüdern Frank und Pete Gusenberg ermordet. AI Capone, der im

Laufe seiner Karriere 215 Morde angeordnet haben soll, organisiert das Management des

Verbrecherkartells, das mithilfe der geschmierten Kooperation von Politikern, Polizei und

Justizbeamten $60-250 Mio. Umsatz erwirtschaftet. Der populäre Capone gibt der Bevölkerung,

was sie will: Alkohol, Sex und Spiele, und zusammen mit Paul Ricca führt er die politischen

Beziehungen Espositos weiter. Das Syndikat AI Capones ist mit der Lolordo-Familie verbündet, die

mit der Aiello-Familie in Konflikt steht.

Am 14.2.29 wird die irische North Side Gang mit einem siebenfachen Mord ausgeschaltet. Die

Mörder fahren am Valentinstag in einem Polizeiauto und in Uniform beim Treffpunkt vor und

erschiessen die nichtsahnenden Anwesenden. Capone steht hinter der Ermordung von Frank und

Pete Gusenberg, Jack May, AI Weinshank und Adam Heyer. Bugs Moran, eigentliches Ziel des

Anschlags, und seine Leibwächter Willie Marks und Ted Newsberry überleben, weil sie verspätet

zum Treffpunkt erscheinen. Moran zweigte Capones Alkohol ab und verkaufte ihn an eigene

Kunden. Moran verliert trotz dem fehlgeschlagenen Attentat seine Machtbasis und zieht sich aus

dem Alkoholgeschäft zurück.

Damit besitzen AI Capone und und Don Giuseppe Aiello, der am 23.10.30 im Auftrag von Pasquale

Prestigiocomi ermordet wird, das Alkoholmonopol in Chicago.

Aber AI Capones Berühmtheit als .scarface' ist den anderen Mafiosi ein Dorn im Auge, weil es das

Geschäft gefährdet. Mafia-Bosse von verschiedenen Familien und Städten treffen sich im Mai 1929

in Atlanta City und teilen die Territorien den einzelnen Familien zu. Aufgrund der Prohibition

systematisierte sich die Kooperation zwischen den Schmugglern der einzelnen Staaten, wobei die

grossen Bosse des Nordwestens den Ton angeben. Dazu gehören AI Capone, Joe Adonis, Lepke

Buchalter, Moe Dalitz, Johnny Torrio, Lucky Luciano, Frank Costello, Charlie Solomon, Waxey

Gordon, Longy Zwillman, das Reinfeld Syndikat, Meyer Lansky und Bugsy Siegel. In

Nebengesprächen wird beschlossen, dass der publizitätssüchtige AI Capone, der die Plätze von

Torrio und Esposito und damit die Macht in Chicago übernommen hatte, gehen muss. Auf dem

Nachhauseweg von Atlanta wird Capone wegen unerlaubtem Waffenbesitz verhaftet und zu einem

Jahr Gefängnis verurteilt. Kaum entlassen, kommt AI Capone wegen Steuerhinterziehung erneut

für 1 1 Jahre ins Gefängnis.

Paul Ricca übernimmt den Vorsitz in Chicago. Ricca hiess Paul DeLucia, bis er 1920 in die USA

flüchtete. Er wurde 17jährig wegen Mordes verurteilt und brachte unmittelbar nach seiner

Entlassung den Zeugen, der ihn ins Gefängnis gebracht hatte, um. In den USA arbeitete er dann in

der Zentrale von Esposito, dem Cafe Bella Napoli, woher er seinen Übernamen "the Waiter" hat.

Die Medien sind überzeugt, dass Frank "the Enforcer" Nitti der Nachfolger von "Scarface" sei, was

Ricca, Humphreys und Jake Guzik, der für die Finanzen zuständig ist, ziemlich freie Hand lässt.

Tatsächlich plante Nitti zusammen mit Capones Cousin Rocco Fischetti die Kontrolle der

Organisation zu übernehmen, aber Ricca hat die Rückendeckung des Syndikats. 1939 wird

Capone entlassen, stirbt aber kurz darauf an Syphilis, die er sich bei einer seiner minderjährigen

Prostituierten zugezogen hatte.

Quellen : Bradley, Raith: 72f, Delorme: 87ff, 133-145, Giancana: 30-34, 67, Best: 4,10, Behr (2002),

Olgiatti, Drugwar (1): 1f.

Oktober 1929: Börsenkrise top

Drei Monate vor dem Börsen-Crash 1929 stösst Joe Kennedy alle Aktien ab, wie Michel C. Bouvier

auch. Er gehört damit zusammen mit Industriellen wie William Crapo Durant von der General

Motors und John Davison Rockefeiler zu den Auslösern des "Schwarzen Freitags". Kennedy wird

wie Bernard Baruch oder Jean Paul Getty dank dem Börsencrash zum Multimillionär, weil er

sichere Aktien wie beispielsweise von General Electric kauft, die von $391 auf $10 gefallen sind.

Die Folgen sind eine zehnjährige Depression mit Millionen von Arbeitslosen, Bürgerkriegszustände

und Aufstände in den USA, die mit Truppen niedergeknüppelt werden. Aufgrund der

internationalen Kreditsysteme ist die ganze Welt vom Zusammenbruch betroffen. Allein in den

Industrieländern sind 1930 bereits 35 Mio. Menschen ohne Arbeit. Vor allem in Deutschland

bewirkt die politische Radikalisierung aufgrund der Arbeitslosigkeit von 40% den Nährboden für

den Erfolg des Nationalsozialismus und den 2. Weltkrieg.

Quellen : Martin: 81 f, Best: 16ff, Kessler (1997), Collier/Horowitz: 35-54, Hillesheim, Cash 5.1.96.

1931 : Die Mafia in New York top

Charlie Luciano, Benjamin Siegel und Meyer Lansky hatten sich schon vor der Prohibition

kennengelernt und schlössen ihre italienische und jüdische Bande zum Kampf gegen die irischen

Gruppen zusammen. Charlie Luciano, als Neunjähriger 1906 von Sizilien eingewandert, machte

seine ersten Erfahrungen mit sogenannten Schutz-Rackets. Er nutzte als 18jähriger die grosse

Zahl der Rauschgiftsüchtigen in der Gegend um die East Tenth Street, indem er sich eine halbe

Flasche Opium kaufte und deren Inhalt in kleinen Mengen weiterverkaufte. Beim Verkauf seiner

dritten Flasche wurde er erwischt und zu 8 Monaten Erziehungsanstalt verurteilt. Als er 5 Jahre

später wegen Heroinhandels verhaftet wird, entgeht er dem Gefängnis, weil er die Beamten zu

einem Drogenlager an der Mulberry Street führt, worauf mehrere seiner Konkurrenten von der

Bildfläche verschwinden.

Meyer Lansky wurde 1902 in Grodno (Polen) als Meyer Suchowljansky geboren und kam 1912 in

die USA. Seine ersten Erfahrungen machte Meyer mit Craps-Spielen an Strassenecken an der

Lower East Side in Manhattan. Er verdingte sich als Wachtposten, Einbrecher und Schläger für

Gewerkschaften, die Streikbrecher verprügeln und Maschinen und Waren sabotieren Hessen.

Bereits im Alter von 16 Jahren versuchte er vergeblich, Zuhälter zweier Prostituierten zu werden.

Angezogen durch die neue phantastische Einkommensquelle mit Alkoholschwarzhandel gab

Lansky seinen Job als Automechaniker für immer auf. Seine bürgerliche Fassade bleibt jedoch ein

Auto- und Lastwagenverleih. Lansky organisierte mit Benny Siegel, Sohn von eingewanderten

russischen Juden, den Alkoholtransport und stellte Freunde wie Moe Sedway oder Red Levine als

Überwacher und Fahrer ein. Siegel ist ein geschickter Autodieb und wird wegen seiner

Furchtlosigkeit Bugsy genannt.

Lansky wurde Geschäftspartner des unverfrorenen Fat AI Levy und Schützling des Archetypen für

das organisierte Verbrechen in Amerika, Arnold Rothstein. Der weltmännische und charmante

Rothstein traf nur separate Absprachen, so dass niemand, der auffliegt, sein Imperium durch

Geschwätzigkeit in Gefahr bringen kann. Als erster Jude erlangte er bedeutenden Einfluss in den

rauchgeschwängerten Hinterzimmern der Tammany Hall und wurde zum , König' der

Alkoholschmuggler. Arnold Rothstein erhielt am 4.1 1 .28 beim Park Central Hotel Kugeln in den

Bauch, nachdem in Cleveland das erste bekannte Mafia-Meeting im Hotel Statler stattfand, an dem

27 Mafiosi aus dem Osten, dem Süden und dem Mittleren Westen der USA teilnahmen. "The

Brain" starb zwei Tage später im Krankenhaus, nachdem er sich bis zuletzt geweigert hatte, der

Polizei auch nur den kleinsten Hinweis auf Täter oder Motiv zu geben.

Luciano versuchte, Meyer zu erpressen und lernte ihn so kennen. Nun koordinierten Luciano,

Lansky und Siegel den Alkoholschmuggel und verkauften in ihren Speakeasies den selben

Alkohol. Später kamen die Neapolitaner Frank Costello (Francesco Castiglia) und Vito Genovese

zum Team dazu. Luciano beanspruchte schon früh die Führung der Gang und plante mit Siegel die

Diebstähle, Entführungen, den Transport und Verkauf von Alkohol. Der diplomatische Costello

spezialisierte sich auf das Schmieren von Polizisten, und Lansky kümmerte sich um die Finanzen.

Der brutale Genovese, der oft eigene Wege geht, galt als der Schläger der Gang. Bis Mitte der

20er Jahre kontrollierte Lucianos Gang mehrere Destillerien, eine Lastwagenflotte, um Alkohol von

Kanada nach New York zu bringen, Lagerhäuser, ein Entführer-Team für die Alkohollieferungen

der konkurrenzierenden Schmuggler sowie Dutzende von Speakeasies. Insgesamt beschäftigte die

Gang etwa 100 Personen und soll $4 Mio. pro Jahr verdient haben, was sich Luciano, Lansky,

Siegel und Costello untereinander aufteilten. Joe Masseria bemerkte den erstaunlichen Aufstieg

von Lucianos Gang und begann, Luciano zu umwerben, damit dieser sich seiner Organisation

anschliesst.

In New York tobte Ende der 20er Jahre der "Castellammare-Krieg": In Brooklyn leben Hunderte

von Sizilianern aus Castellammare, westlich von Palermo, die durch ihre Herkunft eine Art Clan

bilden. Salvatore Maranzano wurde vom sizilianischen Capo di tutti capi Don Vito Cascio Ferro in

die USA gesandt, mit dem Auftrag, die amerikanische Mafia unter sizilianische Kontrolle zu

bringen. Maranzano wurde zum Führer des Castellammare-Clans und begann, Joe Masserias

Macht zu untergraben, indem er dessen Alkohollieferungen entführen Hess und die Speakeasies

zwang, seinen Alkohol zu verkaufen. 1928 verlangte Masseria Tribut und Hess prompt einen Mann

von Maranzanos Clan umbringen, als dieser sich weigerte zu zahlen. Es folgten Morde an weiteren

Castellammarese in anderen Städten, worauf Maranzano seine Angriffe auf Masserias

Alkoholgeschäfte intensivierte. Masseria war der Situatinon je länger je weniger gewachsen, bis er

schliesslich die Ermordung aller Castellammerese anordnete, worauf ein eigentlicher Krieg

ausbrach, da Maranzano durch seine 400 Männer zurückschlagen Hess. Nach einem Jahr hat

Masseria bereits 50 seiner Männer verloren. Zu dieser Zeit beginnt die Gang von Luciano als Teil

von Masserias Organisation mit Anastasia und Gambino zusammenzuarbeiten. Diese Allianzen

sind allerdings nicht stabil: Masserias Schützling Carlo Gambino wechselt zu Maranzanos

Organisation, zu der aufsteigende Kräfte wie Joe Profaci, Joe Bonanno und die Magaddinos

gehören, als er das Gefühl hat, Masseria werde unterliegen.

Luciano weigerte sich, die Seite zu wechseln, und wurde deshalb am 16.10.29 von Maranzanos

Männern in eine Falle gelockt und so geschlagen, dass sein Gesicht für immer entstellt bleibt. Sie

hängten ihn an den Daumen an einen Baum und bearbeiteten ihn mit Rasierklingen und

brennenden Zigaretten bis zur Bewusstlosigkeit, schlitzten ihm die Kehle auf und warfen ihn in ein

Lagerhaus. Nur durch Zufall wurde er gefunden und überlebte, Jucky', wenn auch mit bleibenden

Schäden. Zu diesem Zeitpunkt hatte er 17 Haftstrafen hinter sich.

1931 wechselten Luciano und Genovese aber ebenfalls die Seite. Luciano trifft Masseria am

15.4.31 im Restaurant Nuova Villa Tammarano auf Coney Island zum Lunch. Als Luciano auf die

Toilette geht, stürzen Genovese, Anastasia, Siegel und Adonis herein und erschiessen Masseria.

Salvatore Maranzano ist nun der mächtigste Boss im Land und beruft im Mai ein Meeting aller

Familien des Landes in einer grossen Banketthalle in der Bronx ein, zu dem 400 Männer

erscheinen. Er erklärt sich zum Boss der Bosse und verkündet eine neue Organisationsstruktur,

wobei er den Begriff "Cosa Nostra" braucht. Maranzano ist der gebildetste aller Bosse: er spricht

sechs Sprachen, ist ein guter Rhetoriker und ein grosser Verehrer Cäsars, den er auf Lateinisch

liest, und lebt nach den Maximen von Macchiavelli. Maranzano führt die militärische Organisation

der Mafia ein: La Cosa Nostra wird in 24 Familien eingeteilt und von je einem "Capo" regiert. Dem

Boss steht ein "Sotocapo" (Stellvertreter) zur Seite. Sie befehlen mehrere

"Caporegime" (Leutnants), die für die "button men" (Soldaten) verantwortlich sind. Eine strenge

Befehls- und Kommunikationshierarchie soll die Disziplin und Effizienz der Organisation

garantieren. Gleichzeitig verstärkt Maranzano mit dem Obligatorium von Katholizismus und

italienischer Nationalität die traditionellen Werte und verlangt unbedingte Einhaltung der Omertä.

New York wird in 5 Familien aufteilt: Die Maranzano-Familie in Brooklyn mit Joe Bonanno als

Stellvertreter. Eine zweite in Brooklyn mit Maranzanos gutem Freund Joe Profaci als Boss und mit

Joe Colombo als Sotocapo. Eine dritte in Brooklyn mit Vincent Mangano, dem Herrscher über die

Werft, mit Anastasia als Unterboss und Adonis, Gambino und Scalise als Leutnants. Der

extrovertierte Adonis heisst eigentlich Doto, hat aber seinen Namen in Hommage an seine

Schönheit gewechselt. Im Gegensatz zum ruhigen und eleganten Gambino, der vorwiegend für

das Alkoholgeschäft zuständig ist, gilt sein Vorgesetzter Anastasia als blutdürstig und jähzornig.

Manganos Bruder Philip steigt in der International Longshoremen's Association auf, und Anastasia

macht für Mangano viel Geld, indem er die Schiffsgesellschaften und -besitzer, Hafenarbeiter und

Kapitäne erpresst. Mit der Kontrolle des Hafens lassen sich auch grosse Gewinne mit Schmuggel

von Alkohol und Drogen machen. Anstelle von Masseria steht jetzt Lucky Luciano, zu dem Costello

und Genovese gehören, an der Spitze der vierten Organisation. Luciano übernimmt Masserias

Lotterie-Rackets und ist Maranzanos Kronprinz. Anstelle der bisherigen Reina-Gang wird eine

fünfte Familie geschaffen, die von Tommy Lucchese geführt wird und zu der Frank Scalise gehört.

Im ganzen Land zählt die Cosa Nostra 4000-5000 Mitglieder und hat 30-40'000 Verbündeten.

Maranzano weiss, dass er seine eroberte Macht gegen die ambitionierten Jungen verteidigen muss

und plant, AI Capone, Frank Costello, Joe Adonis, Vito Genovese und Lucky Luciano umbringen zu

lassen. Luciano hält nichts von den traditionellen Werten eines Maranzano, ihm geht es ums

Geldmachen, weshalb er Lansky und Siegel mit der Cosa Nostra assoziiert haben will. Maranzano

setzt den jungen irischen Killer Vincent "Mad Dog" Coli auf Luciano und Genovese an und teilt

seine Pläne unvorsichtigerweise seinen Verbündeten mit, von denen einer Luciano warnt. Luciano

kommt ihm zuvor, indem er ihm am 10.9.31 vier Killer der Siegel-Lansky-Gang in Uniformen von

Steuerbeamten in sein Büro schickt. Danach sichert sich Luciano die Macht, indem er die

Säuberung der alten Garde anordnet: 60 Maranzano-Loyalisten werden umgebracht. Damit ist der

Versuch fehlgeschlagen, die US-Mafia von Sizilien aus zu kontrollieren.

Unter dem Pseudonym Charles Ross organisiert Luciano eine .Friedenskonferenz' im Waldorf-

Astoria, in dem er residiert. Dabei vollzieht sich die endgültige Amerikanisierung der Mafia: Eine

Kommission von zwölf Bossen unter Leitung von Vincent Mangano (Präsident), mit Lucky Luciano,

Joe Profaci, Joseph Colombo, Frank Milano und anderen, soll demokratisch Aktionen und

Streitigkeiten regeln. Allerdings hat diese Kommission keine zentralistische Struktur, sondern dient

der Abgrenzung von Territorien, und die 24 Familien bleiben autonom. Miami bleibt eine offene

Stadt, wo alle Geschäfte betreiben können. Die Einteilung Maranzanos lässt Luciano bestehen,

aber er fügt jedem Boss einen "Consigliere" (Berater) bei. Auch in der Unterwelt herrscht nun das

marktwirtschaftliche Prinzip des Laissez faire, wobei Geschäftsinteressen im Vordergrund stehen

und nicht mehr formale soziale Strukturen wie Familien- und Nationalzugehörigkeit. Allerdings

stabilisiert das ethnische Bewusstsein die Unterwelt dahingehend, dass Aufgabenteilung und

Kompetenzenverteilung sich entsprechend der Herkunft durchsetzt: Die Iren sind für

Politikerbestechung zuständig und stark in den Gewerkschaftserpressungen vertreten. Nach

eigenen Angaben haben Luciano und Costello 1932 die Tammany Hall, die politische

Schaltzentrale New Yorks, in der Hand. Die Juden, die nie zum innersten Kreis gehören, sind in

Spielgeschäften und Finanzangelegenheiten favorisiert, und die Italiener übernehmen Gewaltakte

und beanspruchen die Führung. Luciano ist damit der erste moderne Mafiaboss, beraten von

Meyer Lansky.

Nach dem Modell der Gang von Siegel und Lansky (The Bug and Meyer Mob) stellt Luciano die

später so benannte Murder, Incorporated auf die Beine, die in den 30er und 40er Jahren in New

York und New Jersey Mord auf Bestellung ausführt. Hauptziel ist, dass keine Verbindung zwischen

Auftraggeber und Opfer hergestellt werden kann, da die Auftraggeber die Täter nicht kennen.

Deshalb werden oft professionelle Killer aus anderen Staaten angeheuert, um einen Auftrag zu

erledigen. Albert Anastasia kontrolliert die von Louis "Lepke" Buchalter und Jacob "Gurrah" Shapiro

geführte, eigenständige Organisation. Beide hatten mit Erpressungen bei den Hafenarbeitern und

in der Bekleidungsindustrie begonnen. Die jüdischen und italienischen Mörder verdienen $200 in

der Woche, müssen aber immer verfügbar sein. Das Hauptquartier ist ein immer geöffneter

Süssigkeitsladen in Brooklyn, das "Midnight Rose's". Anastasia hat durch die Kontrolle der Murder

Inc. und des Hafens eine unglaublich starke Machtposition innerhalb der Mafia und wird Ende der

30er "Mad Hatter", "Earthquake" und "Lord High Executioner" genannt. Man schätzt die Zahl der

ausgeführten Ermordungen der Murder Inc. auf mindestens 400-500, vielleicht aber auch viel

mehr. Mitilfe seines Bruder Anthony "Tough Tony" Anastasio, der Vizepräsident der International

Longshoremen, aber nie offizielles Mitglied der Cosa Nostra wird, kontrolliert Anastasia effizient

den Hafen von Brooklyn.

Quellen : Delorme: 12-15, 57-68, Davis (1994): 34-58, Drugwar (1): 6, Best: 4f, Konkret Nr.7/1973:

49f, Behr: 111-119, Amendt: 28, Lacey: 55-64, Anson: 306f.

1932: Roosevelt und Kennedy top

Franklin Delano Roosevelt wird mit der Unterstützung der Mafia, die über Joe Schenk Millionen in

die Wahlkampagne fliessen Hess, zum Präsidenten gewählt. 1937 soll Ricca, unterdessen offizieller

Boss von Chicago, sogar im Weissen Haus empfangen worden sein. Joe Kennedy arbeitete im

Wahlkampfausschuss, spannte den Herausgeber William Randolph Hearst für die Nomination ein

und zahlte beinahe $100'000 an Roosevelts Wahl, ohne dann aber einen Job in der Regierung zu

bekommen. Dafür wird Kennedy von Roosevelt als Vorsitzender der "Securities and Exchange

Commission", der staatlichen Kommission zur Börsenüberwachung, eingesetzt. Dem erstaunten

Publikum erklärt Roosevelt: "Diebe fangen Diebe am besten." Kennedy führt, nachdem er selbst

mit Spekulationen viel Geld verdient hat, harte Bestimmungen ein und erzwingt die Offenlegung

der Handelsgeschäfte der Makler. Dank der Erfolge dieser Stabilisierungspolitik wird Kennedy zum

Vertrauten Roosevelts.

Zudem kann er sich bei einer Reise mit Roosevelts Sohn nach England die Konzessionen von

Gordon's Gin und Dewars- und Haig-Whiskeys sichern und gründet "Somerset Importers". Ihm

gehört ein Teil einer Pferderennbahn Hialeah, was neben seiner Spielleidenschaft die Kontakte zu

Mobstern aufrechterhält. Die Aufhebung der Prohibition führt zu einem vehementen Kampf mit der

Mafia, die sich ebenfalls Konzessionen sichern will. Eine besondere Feindschaft verbindet

Kennedy mit Meyer Lansky und Joseph "Doc" Stacher, nachdem diese 1927 eine ganze Ladung

irischen Whiskey entführten, wobei elf Männer getötet wurden. Kennedy glaubte zuerst, Zwillman

hätte ihn bestohlen. Da er nicht nur den Alkohol verlor, sondern die Wittwen und Angehörigen

entschädigen musste, kostete ihn dies ein Vermögen. Kennedys Firma und Costellos Firma

"Alliance Distributors" sind Mitte der 30er Jahre erbitterte Konkurrenten, nachdem es einen Streit

zwischen ihnen gegeben hat.

Quellen : Davis(1988): 39, Kessler (1997), Best: 18, Collier/Horowitz: 73-85.

1933: Das Kartell der Erdölgesellschaften top

Die sieben bedeutendsten Ölgesellschaften Exxon, Mobil Oil, Texaco, Gulf Oil, Standard Oil of

California, Anglo-Persian Oil Company und Royal Dutch-Shell unterzeichnen ein kartellähnliches

Abkommen zur Ausbeutung der arabischen Ölfelder.

Bisher wurde das meiste Öl in den USA gefördert und von John D. Rockefellers Standard Oil

Company raffiniert. Diese wurde 191 1 aufgrund von Antitrustverfügungen in Standard Oil of New

Jersey (=Exxon), Standard Oil of New York (=Mobil Oil), Standard Oil of California, Standard Oil of

Ohio, Standard Oil of Indiana und Marathon Oil aufgeteilt. Noch 1920 wurden zwei Drittel des Öls

in den USA gefördert, aber die übrigen Weltmächte zogen Konsequenzen aus dem ersten

Weltkrieg und versuchten, an die Ölvorräte im Nahen Osten heranzukommen. Vor allem die

Engländer hatten sich mit einer 60jährigen Konzession im Iran den zweiten Platz im Ölgeschäft

gesichert. Zudem standen den Europäern die politisch unsicheren russischen Ölfelder von Baku,

die mit dem Kapital der Nobels und Rothschilds erschlossen wurden, und die Einrichtungen der

Royal Dutch Company in Niederländisch-Ostindien zur Verfügung.

Im Juli 1928 wurde die vor dem Krieg gegründete Turkish Petroleum Company unter den

Amerikanern (Exxon, Gulf und Mobil bekamen 23.75%), den Briten (Anglo-Persian und Royal

Dutch-Shell 47,5%) und Franzosen (Compagnie Frangaise des Petroles 23,75%) aufgeteilt. Der

Besitzer Calouste Sarkis Gulbenkian behielt 5% der Aktien, womit die weitere Konkurrenz

ausgeschlossen werden konnte. Im September 1928 wurden von Henri Deterding (Royal Dutch-

Shell), Walter Teagle (Standard Oil of New Jersey) und John Cadman (Anglo-Persian) auch die

Aufteilung der Märkte festgelegt.

1933 wurde auch Gulf Oil ins das Kartell miteinbezogen und Kuwait aufgeteilt. Allerdings hatte sich

die Standard Oil of California bereits Saudi-Arabien unter den Nagel gerissen, indem Harry St.

John Philby mit König Ibn Saud eine Konzession aushandelte. Aber die Standard Oil of California

kann sich auf den abgesprochenen Märkten nicht durchsetzen, weshalb 1933 Aramco (Arabian-

American Oil Company) gegründet wird, die sich zum grössten Erdölproduzenten entwickeln wird.

Während der Depression sinkt der Ölpreis auf 10 Cents pro Barrel, und die Aramco muss

versuchen, da die Bohrtürme in Texas und Mexico förmlich aus dem Boden schiessen, die

Förderung anderswo radikal zu unterbinden. 1935 wird über Harry St. John Philby ein neues

Abkommen zwischen König Ibn Saud und der Aramco geschlossen, das ihr die Produktions- und

Transportrechte bis ins Jahr 2000 garantiert.

Rockefeiler lässt das saudische Öl von Aristoteles Sokrates Onassis transportieren, der 1930 die

ersten sechs Tanker kaufte und den ersten Grosstanker Ariston bauen lässt. Onassis wurde 1906

in Smyrna (Türkei) geboren. Sein Vater war ein wohlhabender Tabakhändler und Leiter der Börse

bis zum 1. Weltkrieg, der das Vermögen seiner Familie zunichte machte. Onassis floh 1922 vor

den grauenhaften ethnischen Säuberungen der Türken, die Karatass besetzten, nach

Griechenland und kaufte mit dem geretteten Geld seinen inhaftierten Vater frei. 1923 wanderte er

mit $250 nach Argeninien aus. In Buenos Aires arbeitete er in einer Telefongesellschaft, handelte

mit türkischem Tabak und Opium, kreierte er eine eigene Zigarettenmarke für Frauen und

schmuggelte Alkohol in die USA.

Nachdem die griechische Regierung die Anhebung der Zollsteuer um 1000% beschlossen hat,

reiste Onassis 1928 nach Griechenland, wo er seinen Kontakt zu Minister Michalakopoulas

aufbaute, um eine Ausnahmeregelung für ihn zu erwirken. Onassis wurde kurz darauf griechischer

Vizekonsul, erhielt die griechisch-argentinische Doppelnationalität, arbeitete im

Devisenschwarzmarkt und hatte mit Spionage zu tun. 1932 wurde ein Versicherungsbetrug für eine

angeblich gesunkene Fracht, an dem Onassis beteiligt war, unterdrückt, indem die Dossiers

verschwinden.

Quellen : Marrs: 276, Epstein: 6-14, Best: 53, Evans, Morgenthaler.

Februar 1933: Das Attentat auf Roosevelt top

Der Bürgermeister von Chicago, Anton Cermak, ist mit Roosevelt an einer Veranstaltung in Miami.

Cermak wurde dank seinem Versprechen, mit AI Capones Organisation in Chicago aufzuräumen,

zum Bürgermeister gewählt. Der Krieg Cermaks gegen die Capone-Organisation nützt vor allem

dem Konkurrenten Teddy Newberry. Nach einem Mordversuch an Frank Nitti Hess Ricca Newberry

umbringen, und Cermak, der um sein Leben fürchtete, flüchtete nach Florida.

Ricca engagierte Joe Zangara, den Esposito fünf Jahre früher aus Sizilien holen Hess und nach

Florida setzte, um den Zuckerimport aus Kuba zu überwachen. Zangara war Eliteschütze der

italienischen Armee und ist aufgrund seiner Spielleidenschaft stark verschuldet. Giuseppe Zangara

feuert am 15.2.33 angeblich fünf Schüsse auf den Präsidenten, ohne ihn allerdings zu treffen.

Sechs Leute werden in der Schiesserei getroffen, darunter Cermak. Zangara hat eine .32 Pistole,

Cermak wird mit einer .45 getroffen und stirbt drei Wochen später. In der Nähe von Zangara steht

ein zweiter unbemerkter Killer. Die Untersuchung ergibt, dass Zangara ein Einzeltäter mit

psychotischen Problemen sei, der unter chronischen Magenbeschwerden leidet, für die er die

herrschende Klasse verantwortlich mache. Zangara wird verurteilt und auf dem elektrischen Stuhl

hingerichtet.

Quellen : Callahan: 146, Giancana: 63f .

Dezember 1933: Die Aufhebung der Prohibition top

Mit der Aufhebung der Prohibition muss sich die Mafia neue Geldquellen erschliessen. Meyer

Lansky, Moe Dalitz, Sam Tucker und andere gründen die Molaska Corporation, die illegale

Schnapshersteller mit Rohstoffen beliefern. Da mit der Legalisierung eine hohe Alkoholsteuer

eingeführt wird, geht der illegale Schmuggel weiter, wobei die Gewinnmargen massiv zurückgehen.

Auch andere Schmuggler wie Sam Bronfman (Seagram), Lewis S. Rosenstiel (Schenley Distillers),

Joe Reinfeld, Longy Zwillman und Doc Stacher (Browne Vintners), Joe Linsey (Whitehall

Distributers) oder Joe Fusco der Capone-Gang (Gold Seal Liquors) legalisieren ihre Geschäfte,

zumindest zum Teil. Praktisch alle Alkoholfirmen sind ehemalige Schmuggler. Die meisten suchen

sich erträglichere Einnahmequellen und nehmen ihre kriminellen Aktivitäten vor der Prohibition

wieder auf.

In den Aussenbezirken der Städte blühen die "Carpet Joints", eine Kombination von Flüsterkneipe

und Spielkasino, die ebenfalls Schmiergeldzahlungen an die lokalen Polizeibeamten und Politiker

erfordern. Die "Ricks", die von 1933 an diese Teppichschuppen betreiben, sind die ehemaligen

Flüsterkneipenbesitzer. Meyer Lansky konzentriert sich auf das Glückspielgeschäft, hauptsächlich

in Saratoga, wo er zusammen mit Frank Castello und Joe Adonis das Piping Rock Casino aufbaut.

Auf dieser Basis etabliert er sich als Nachfolger von Arnold Rothstein und wird eine Art Bankier der

Unterwelt, Experte in Geldwäscherei, Finanzmanipulationen und Buchmacherei.

Paul Ricca versucht an einer Geheimkonferenz im Hotel Bismarck in Chicago, Lucky Luciano,

Rocco Fischetti, Harry Ducket und Sylvester Agoglia zu überzeugen, die Gewerkschaften unter

Kontrolle zu bringen. Murray Humphreys hatte die Idee, nicht nur politische Macht der

Arbeitnehmer-Organisationen zu sichern, sondern sich an den vollen Gewerkschaftskassen zu

bereichern. Die Kontrolle der Arbeiter und die Öffnung der Gewerkschaftskassen wird mit

Intimidation erreicht, was Sam Giancana, Willie Bioff und Johnny Roselli übernehmen.

Die Mafia von Chicago nistet sich über Joe Kennedy in Hollywood ein. Roselli überwacht die

Aktivitäten in Kalifornien, zusammen mit Bugsy Siegel, Mickey Cohen und Frank Costello. George

Browne und Willie Bioff werden an die Spitze der Kinogewerkschaft International Alliance of

Theatrical Stage Employees gesetzt. Die Gangster konzentrieren ihre Investitionen als gute

Kapitalisten in Bereichen, in denen die Gewerkschaften eher schwach sind. Verhängnisvoll für die

Arbeiter ist die Übernahme der Kontrolle der Hafenarbeiter (Longshoremen) unter Joseph Patrick

Ryan (Präsident von 1927-53) und der Lastwagenfahrer (Brotherhood of Teamsters) unter Daniel

Tobin (1907-52).

Im New Yorker Hafen koordinieren die verschiedenen Gangster die Kontrolle durch die Gründung

der Varick Enterprises Ine, die den Umschlag des Hafens überprüft, Abgaben einzieht und verteilt.

Der starke Mann hinter Ryan ist William J.McCormick. Neben den Hafen- und

Transportgewerkschaften können sich die Mafiosi vor allem bei den Laborers (Baugewerbe) und im

Gastgewerbe einnisten. Für ihre Schläger, die sie gegen Arbeiterforderungen und Streiks

einsetzen, kassieren sie anfänglich von den Firmenbesitzern. Mit der Kontrolle der

Gewerkschaftsspitzen kassieren sie auch einen Teil der Gewerkschaftsabgaben der Arbeiter.

Manchmal übernehmen die Mobster die Firmen auch gleich selbst.

Besonders übel geht es in der Textilindustrie New Yorks zu, wo die Gewerkschaften Lepke

Buchalter und Gurrah Shapiro anheuern, die die Streikbrecher erfolgreich bekämpfen und sich

gewaltsam in den Besitz einiger Kleiderfirmen bringen. Nach der Depression und dem

Verschwinden der Kommunisten in der McCarthy-Hysterie und der Arbeitskämpfe bleiben die

Mobster als Parasiten trotzdem in ihren Machtpositionen.

Lucky Luciano konzentriert sich auf sogenannte Dienstleistungs-Rackets: Buchmacherei,

Prostitution und Drogenhandel. Mit dem Ende der Prohibition gewinnt der Heroinhandel an

Bedeutung und verspricht noch höhere Gewinne als der Alkoholschmuggel. Nach der Erfindung

der Injektionsspritze 1864 wurde das 1803 entdeckte Morphin als Wundermittel für kranke und

gesunde Soldaten verwendet. Die Firma Bayer brachte 1898 das Heroin als Hustenmittel auf den

Markt und warb mit dessen "Fähigkeit, Morphinsüchtige schnellstens zu heilen". Dann löste der

Erste Weltkrieg eine eigentliche Suchtepidemie aus, worauf die meisten Staaten versuchten, mit

Vorschriften und Verboten dagegen anzukämpfen. In Deutschland wurde Heroin zwar 1921

verschreibungspflichtig, aber erst seit 1958 ist es nicht mehr als Medikament erhältlich und wird

durch Valium und Librium ersetzt. In den USA wurde das Heroin 1924 verboten, worauf einige

Paten ins Geschäft einstiegen. Die meisten Mafiosi waren jedoch gegen den unmoralischen

Drogenhandel.

Lucianos geniale Idee ist die Verbindung von Heroin und Prostitution: süchtige Dirnen sind willige

Arbeitskräfte und erlauben einen doppelten Gewinn. Wenn sie in den Bordellen Heroin an die

Freier weiterverkaufen, sogar einen dreifachen. Vier Jahren später kontrolliert Lucky Luciano 200

Bordelle mit 1800 Prostituierten und macht damit $10 Mio. Gewinn jährlich.

Meyer Lansky reist 1935 ins britische Shanghai und organisiert den Heroinhandel mit

"Pockennarbe" Huang, dem Chef der "Grünen", und Chang Hsiao-Iin, dem Chef der "Roten". Die

Gang der "Grünen" arbeitete mit den Franzosen zusammen und besorgte für sie Rauschgift- und

Geheimdienstgeschäfte, die "Roten" kollaborierten mit dem britischen Geheimdienst. 1927

zerschlugen die Gangs zusammen mit Tschiang Kai-schek den Generalstreik der

Arbeiterbewegung gegen die ausländischen Wirtschaftsmächte und gegen die Generalität. Das

Massaker an den vormals verbündeten Kommunisten dauerte einige Monate. Tschiang Kai-schek

verwandelte das Opiumverbot in ein Staatsmonopol, das allerdings Ende 1928 wieder aufgehoben

wurde, da sich in der Illegalität grössere Geschäfte machen lassen. Die Huangs kontrollieren

seither den Osten, die Changs den Westen Chinas. Für Meyer Lansky liefert Chang ab 1935

Heroin aus seinen Raffinerien, während Huang den Transport in die USA kontrolliert.

Um nicht von einer Lieferorganisation abhänging zu sein, baut Meyer Lansky eine zweite

Heroinkette auf. Da die Mafia in Sizilien von Mussolini bekämpft und unterdrückt wird, kommt diese

als Handelspartner nicht in Frage. Fündig wird Meyer Lansky in Istanbul: Die Brüder Eliopoulos

kaufen türkisches Opium auf und transportieren es - teilweise schon zu Morphin verarbeitet - nach

Marseille. Dort beherrschen die beiden Bosse Paul Bonnaventure Carbone und Francois Spirito die

aus Korsen rekrutierte Unterwelt. Der Umsatz deren Heroinraffinerie vergrössert sich dank der

Zusammenarbeit mit Meyer Lansky um das Dreissigfache. Ein wichtiger Mann wird zudem der

Finanzmakler John Pullman, der dafür sorgt, dass die nötigen Bankgeschäfte von nun an mit

Schweizer Diskretion erledigt werden. Meyer Lansky steigt 1936 in Hallandale ins

Glückspielgeschäft ein, das Julian "Potatoes" Kaufman dort auf die Beine gestellt hat. Florida

entwickelt sich zum Paradies für Glückspieler.

Meyer Lansky übersiedelt 1938 für drei Jahre nach Kuba. Fulgencio Batista, seit 1933 nach einem

Putsch an der Macht, und Meyer Lansky schliessen einen Vertrag: Lansky zahlt Batista $3 Mio. pro

Jahr und bekommt dafür nach die Rechte für das Glückspielgeschäft auf der Insel, womit der

Einzug der Mafia und des Glückspiel- und Freiertourismus in der Karibik beginnt.

Der Waffenhändler Rolando "El Tigre" Masferrer überzeugte Batista, sich mit Meyer Lansky zu

assoziieren. Der kubanische Senator schützt die Mobinteressen mit seiner Privatarmee und baut

eine langjährige Freundschaft mit den Trafficantes auf, die auch nach Castros Machtübernahme

anhält. Der seit 1933 die Politik dominierende Feldwebel Fulgencio Batista stellte die Glückspiele

im Januar 1937 unter militärische Kontrolle und wollte die Einnahmen aus diesem Geschäft

erhöhen. Dazu stellte er Lou Smith, ein erfolgreicher Betreiber von Rennanlagen aus New

England, an, der Frank Erikson und Lansky nach Kuba holte. Meyer Lansky, der seit 5 Jahren

Spielkonzessionen hat, baut sein Imperium auf der Insel aus: er kauft fünf Hotels, pachtet und kauft

verschiedene Spielkasinos und pachtet im Namen von Rockefellers Chase Manhattan Bank die

Rennbahn von Havanna. Nach der Wahl Batistas zum Präsidenten verlässt Meyer Lansky 1940

Kuba und setzt Santos Trafficante Sr. als seinen Stellvertreter ein, den die US-Drogenbehörde

zukünftig für den Koordinator der Drogengeschäfte hält. Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage

verliert Batista die auf Druck der Amerikaner durchgeführten Wahlen 1944 und geht für 8 Jahre ins

Exil nach Florida.

Quellen : Geffen, Giancana: 69-72, Fox: 210, Olgiatti, Best: 6f, 32, Moldea: 4f, Behr: 160-170, 174f,

Lacey, Drugwar (1): 3, Amendt: 28, Anson: 306f, Bartholomew (4): 18.

1934: Upton Sinclair top

Der Journalist und Schriftsteller Upton Sinclair gewinnt die demokratischen Vorwahlen in

Kalifornien haushoch, mit mehr Stimmen als alle anderen Kandidaten zusammen. Sinclair

praktiziert einen investigativen Journalismus: Sein Roman Der Dschungel von 1906, in dem er die

Ausbeutung der Arbeiter in Chicago schilderte, erreichte Millionenauflage. Er produzierte einen

Film von Sergej Eisenstein, verteidigte Sacco und Vanzetti und war eine sozialistische

Berühmtheit. Er versprach im Wahlkampf, die durch die Wirtschaftkrise grassierende Armut

abzuschaffen, indem er die leerstehenden Fabriken von den Besitzern pachten und die Leitung

den Arbeitern übergeben und eine neue Steuer für Filmstudios einführen würde. Alle 700

Zeitungen in den USA starten daraufhin eine Verleumdungskampagne, die von den

Grossbrauereien, Southern Pacific, Standard Oil und der Elektrizitätsfirma PG&E finanziert wird, in

der Sinclair als Antichrist und kommunistischer Agitator dargestellt wird. Die Kinos zeigen Kurzfilme

der Firma Whitaker & Baxter, in denen seine Anhänger als zerlumpte Galgenvögel dargestellt

werden, die von einer Revolution sowjetischer Art träumen. Sinclair verliert die Wahl knapp und

verlässt 1966 Kalifornien, als Ronald Reagan Gouverneur wird.

Quellen : Halimi/Wacquant

1935: Die Mafia-Karriere von Carlos Marcello top.

Calogero Minacore wurde 1910 in Ravunsa Sizilien geboren. Der Vater musste, da er den gleichen

Namen hatte wie einer der Aufseher auf der Zuckerpflanzung, auf der er arbeitete, für sich und

seine Familie einen neuen Namen suchen. Seine Eltern Hessen sich in den USA einbürgern, was

für Sohn Carlos versäumt wurde. 1928 verübte Marcello sein erstes Verbrechen: ein $7000-

Bankraub mit drei minderjährigen Komplizen. Er wurde von seinem Bruder verraten, aber eine

Anklage gegen ihn und seine Komplizen wurde fallengelassen. Nach einem weiteren bewaffneten

Raubüberfall wurde er erneut verhaftet und zu 9-12 Jahren Gefängnis verurteilt, die er am 28.5.30

antrat. Nach 4 Jahren Gefängnis wurde er vorzeitig entlassen, nachdem ihm Gouverneur O. K.

Allen auf Druck korrupter Beamte, die von Marcellos Vater gratis mit Gemüse beliefert wurden,

Straferlass gewährte. Marcello übernahm die Bar .Brauner Bomber' in Gretna, wo er Drogen an

junge Schwarze verkaufte.

25jährig tritt er dank Frank Todaro der Mafia von Louisiana bei und heiratet 1936 dessen Tochter

Jacqueline. Kurz darauf gründet er mit seinem Bruder Vincent die Spielautomatenfirma "Jefferson

Music Company". Frank Costello kommt nach New Orleans, nachdem Bürgermeister Fiorello La

Guardia in New York seine Spielkästen öffentlich mit einer Axt zertrümmerte. Bürgermeister und

Senator Huey B. Long empfängt Costellos Spielmaschinen mit offenen Armen, weil er damit, so die

Begründung, staatliche Wohltätigkeitsprogramme finanzieren möchte. Long wurde 1928

Gouverneur, machte sich mit publizitätswirksamen Massnahmen einen Namen und befreundete

sich als Senator im New Yorker Jet-set mit Costello. Vom ersten Jahresgewinn der

neugegründeten Pelican Novelty Company von $800'000 gehen monatlich $20'000 an Long und

$600 werden an Wittwen und Waisen ausbezahlt. Carlos Marcello wird Frank Costellos Partner:

Marcello kann 250 der 1000 Spielautomaten Costellos verwalten und zwei Drittel der Einnahmen

davon einstecken. Um das verbotene Spielgeschäft zu sichern, schmiert er den Polizeichef

Beauregard Miller. Mit Waffengewalt werden überall seine Automaten installiert und Marcello

erwirbt sich den Ruf eines unnachgiebigen Eintreibers.

Die Mafia von New Orleans unter Sam Carolla ist, da es keine rivalisierende Banden gibt, die

einzige nicht straff hierarchisch organisierte im ganzen Land. Die bis anhin isolierte Mafia von

Louisiana wird nun Teil des nationalen Syndikats, und Costello, Carolla und Finanzfachmann

Meyer Lansky beschliessen, in New Orleans ein Unterwelt-Kommunikationszentrum zu errichten,

während Crescent City zum Finanzzentrum wird. Long setzt sich für die Interessen des Mob ein

und wird dafür geschmiert. Meyer Lansky schreibt Finanzgeschichte, als er für Long ein

Nummernkonto in der Schweiz eröffnet. Allerdings wird Long 1935 im Zusammenhang mit seinen

Präsidentschaftsambitionen gierig; er verlangt über $3 Mio. Schmiergelder pro Jahr. Seymour

Weiss, Verwaltungsrat der Standard Fruit, dealt mit Costello und Rosenstiel und ist der

Schmiergeldzahler von Long. Roosevelt setzt das IRS auf Long und Weiss an, nachdem Long

Präsidentsschaftsabsichten äusserte, und Long wird daraufhin eliminiert. Offiziell wurde Long von

einem verrückten Arzt erschossen, der dann selbst sofort umgebracht wird. Vermutlich ist Guy

Molony, der in in Zentralamerika mehrere Revolutionen für die Bananenfirmen mitorganisiert hat,

der Mörder Longs. New Orleans Bürgermeister T. Semmes Walmsley hatte den früheren

Polizeichef Molony kurz vorher zurückgebracht. Molony baute beim Zusammenbruch der

Bananenwirtschaft in den 30er Jahren einen erfolgreichen Drogenhandel mit der honduranischen

Staats-Airline TACA auf und wird später durch die CIA geschützt. Seine Konkurrenten im

Heroinhandel, zu denen Marcellos Kollege Nofio Pecora gehören, fliegen auf.

Die Früchtefirmen sind schon seit langem mit der Mafia liiert. Weil ihre Produkte verderblich sind,

können sie leicht mittels Streiks erpresst werden. Um die Gewerkschaften zu kontrollieren,

engagierten die erfolgreichen Firmen Mobsters: in New Orleans arbeitete United Fruit bereits mit

dem Boss Joe Machecha zusammen. Aus den sizilianischen Vaccaro Brothers entstand Standard

Fruit & Shipment. Seymour Weiss von der Standard Fruit kooperiert mit Frank Costello, und der

Enkel von Lucca Vaccaro, Blaise d'Antoni, geschattet mit Paul Frankie Carbo von der Lucchese-

Familie. Mit Longs Mord kann eine ganze Serie von Korruptionsaufdeckungen verhindert werden.

1940 wird allerdings fast der gesamte Hafen von New Orleans angeklagt wegen Erpressung und

Betrug, inklusive Earl Long, Hueys Bruder und Nachfolger.

Carlos Marcello verkauft im März 1938 einem FBI-Agenten 23 Pfund Marihuana, wird verhaftet und

zu einem Jahr Gefängnis und $76'830 Busse verurteilt. Er wird jedoch mit einer Busse von nur

$400 nach 9 Monaten, erneut dank O.K. Allen, freigelassen. Nach der Begnadigung 1935 gibt es

gegen Marcello Anklagen wegen Überfälle und Raub, Steuerhinterziehung, Überfälle mit

Tötungsabsicht eines Polizisten und eines Reporters und Drogenhandels, aber keine kommt je vor

Gericht. Dazu kommen die meist sehr grausamen Morde, denen Marcello verdächtigt, aber

niemals angeklagt wird.

Quellen : Giancana: 64f, Davis(1988): 29-41, Best: 7.

Mafiaverfolgung top

Thomas E. Dewey wird von Bürgermeister Foriello La Guardia zum Sonderankläger von New York

ernannt. La Guardia wurde 1932 gewählt, nachdem sein Vorgänger Jimmy Walker wegen

Schmiergeldern zurücktreten musste, und versucht nun ernsthaft, das Glückspielgeschäft, die

Korruption und die Macht der Tammany Hall zu brechen. Dewey fordert die Bevölkerung über das

Radio zur Mithilfe auf, und im ersten Monat melden sich bei ihm 3000 Informanten. Seine

Verfolgung der Mobster, die ihnen als "the Big Heat" in Erinnerung bleibt, startet mit Dutch Schultz

und seinen Number-Rackets. Schultz, wegen Steuerhinterziehung angeklagt, bittet das Syndikat,

Dewey umzubringen. Aber das Risiko wird als zu gross eingestuft. Am 23.10.35 wird Dutch Schultz

zusammen mit seinem Bankier Otto Berman und seinen Leibwächtern Lulu Rosenkrantz und

Abraham "Abe" Landau im Palace Chop House in Newark, New Jersey, von Charly "the Bug"

Workman und Emmanuel "Mendy" Weiss umgebracht.

Dewey ermittelt danach gegen Lucky Luciano und sein Prostitutionsunternehmen, das diesem $12

Mio. jährlich einbringt. Luciano war unangenehm aufgefallen, weil er die Schauspielerin Thelma

Todd zu Tode prügeln Hess. Da die Angestellten des Paramount-Studios und die Kriminalpolizei

von Santa Monica die Beweise verschwinden Hessen, wurde der Tod als tödlicher Selbstunfall

klassiert. Dewey lässt 68 Zeugen, davon 40 Prostituierte, im Prozess auftreten. Luciano, der sich

bei seinen Dirnen siebenmal mit Tripper und mit Syphilis angesteckt hatte, wird 1936 zu 30 bis 50

Jahre Haft verurteilt, nachdem 3 Prostituierte gegen ihn aussagten. Das einzige Beweismaterial

gegen Luciano kommt von der heroinsüchtigen Strassenhure "Cokey" Flo Brown, die ihre

Geschichte nach mehreren Tagen im Gefängnis ohne Drogen erzählte.

Über Vito Genovese kann Luciano sein Unternehmen von der Zelle in Dannemora aus weiterleiten.

1932 verliebte sich Genovese in eine verheiratete Frau, die er zwölf Tage nach dem Tod ihres

erwürgten Ehemannes heiratete. Nach den Flitterwochen tätigte Genovese ein

Erpressungsgeschäft mit Fernand "the Shadow" Boccia im Spielgeschäft. Anstatt die $150'000 zu

teilen, setzte er zwei Killer auf Boccia an und bezahlte dann den einen der beiden, um seinen

Kollegen zu ermorden. Aber dieser überlebte und ging zur Polizei. 1938 flieht Genovese nach

Italien, um einer Verhaftung durch Dewey wegen dem Mord an Boccia von 1934 zu entgehen, und

Frank Costello ersetzt Genovese.

1936 wird Lepke Buchalter angeklagt, Heroin im Wert von $10 Mio. von Shanghai und Hong Kong

in die USA geschmuggelt zu haben. Anastasia versteckt Buchalter, auf dessen Kopf eine

Belohnung von $1 Mio. ausgeschrieben wird, muss aber immer wieder Zeugen bestechen, weil

Buchalter weiterhin für die Murder Inc. und an Schutzerpressungen von Firmen arbeitet. Lucky

Luciano entscheidet im August 1939 im Gefängnis, Buchalter zu opfern, um dem Sonderermittler

Thomas Dewey den Wind aus den Segeln zu nehmen. Der Kopf der Murder Inc. wird über Meyer

Lansky angewiesen, sich Hoover zu ergeben. Costello trifft sich auf Vermittlung von Lewis

Rosenstiel mit Hoover, der Buchalter am 24.8.39 mit grosser Publizität festnimmt. Dewey und die

Polizei von New York fühlen sich ausgetrickst, da Hoover hinter ihrem Rücken arbeitet und ausser

Prestigeerfolg absahnen nichts zum "Big Heat" beiträgt. Lansky, der Lucianos Drogenhandel und

die Geldtransaktionen weiterführt, gewährt den Rosenstiels daraufhin unbeschränkte Spielkredite

im Hotel Nacional in Havanna. Er profitiert besonders von diesem Deal, lässt ihn doch nicht nur

Hoover, sondern auch Anslinger in Ruhe. Obwohl er in den Berichten von FBN und FBI oft figuriert,

wird er, abgesehen von einer kurzen Periode, in der Robert Kennedy versucht, Licht in die Casinos

von Las Vegas zu bringen, nie abgehört oder genauer unter die Lupe genommen. Als Lansky

schliesslich angezeigt wird, steckt das IRS dahinter.

Da Abraham Reles und Allie Tannenbaum 1940 wegen Immunitätszusicherung zu singen

beginnen, kommen Workman und Weiss wegen dem Mord an Dutch Schultz im Gefängnis. Dank

den Aussagen kann die Polizei 40 Morde der Murder Inc. aufklären, ohne aber einen

Zusammenhang zur Mafia beweisen zu können. "Abe Kid Twist" Reles, dessen Spezialität Mord

mit Eispickeln war, wird am 1 2.1 1 .41 , obwohl unter Polizeischutz stehend, aus dem Fenster des

sechsten Stocks des Half Moon-Hotels geworfen. Er hätte kurz darauf gegen Anastasia aussagen

sollen. Joe Adonis rühmt sich, den Staatsanwalt, der die Untersuchung von Reles Tod nach nicht

mal einem Tag einstellt und Anastasias Namen vom Fahndungsregister streicht, im Griff zu haben.

Zusätzlich zu den ergiebigen Schutzgelderpressungen steigt Adonis in den Zigarettenmarkt ein.

Tausende von Verkaufsmaschinen werden installiert und oft mit gestohlenen Zigarretten von

Lastwagenlieferungen der Konkurrenz gefüllt. Buchalter und Weiss landen 1944 auf dem

elektrischen Stuhl. Buchalter ist der einzige bedeutende Mafiosi der amerikanischen Geschichte,

der legal hingerichtet wird. Shapiro, wegen Mord zu lebenslänglich verurteilt, stirbt im Gefängnis.

Damit verliert die Murders Inc. an Bedeutung, und die jüdischen Namen werden seltener.

Auch Bugsy Siegel wird wegen Mord an Harry Greenbaum, einem Gangster aus dem Umkreis von

Lepke Buchalter, der Siegel verpfiffen hat, verhaftet. In der Zelle, mit allen VIP-Privilegien

ausgestattet, entwickelt er den Plan, dem Dreamland Kuba ein zweites in Las Vegas

entgegenzustellen, weil Nevada 1931 das Glückspiel legalisierte. Dank seinem Jugendfreund und

Bierschmuggler George Raft ist Siegel nach Hollywood gekommen und hat dort sowohl

Filmproduzenten wie auch Schauspielerinnen, die auf ihre grosse Karriere hofften, erpresst. Die

$500'000, die er pro Jahr so erwirtschaftete, investierte er weitgehend in den Drogen- und

Mädchenhandel. Mithilfe seines Verteidigers Jerry Geisler und dem rätselhaften Tod einiger

Zeugen kommt Siegel bald wieder frei und macht sich daran, in Las Vegas ein luxuriöses Hotel mit

integriertem Casino aufzubauen. Der spätere Schauspieler Raft arbeitet in Lanskys Casinos in

Havanna und London.

Quellen : Davis (1994): 59, Delorme: 60, 115ff, Best: 5-8, 19, Summers (1993): 238f, Lacey: 110,

Knorr (1992a): 45.

1937: Hoover, die Nazis und die Mafia top

J. Edgar Hoover bekämpfte bisher die Prostitution und die Erpressungsgeschäfte der Mafia, aber

nicht die verbotenen Wetten der Pferderennbahnen, die nach dem Ende der Prohibition das meiste

Geld einbringen. Hoover liebt die Pferdewetten.

Im Juli 1933 konnte Hoover nur mit viel Lobbying, indem er diffamierende Informationen über

andere Kandidaten streute, und Mord (oder Glück) seine Stelle behalten: Der ihm feindlich

gesinnte Staatsanwalt Thomas Walsh starb zwei Tage vor Amtsantritt als Justizminister an einem

Infarkt. Der neue Justizminister Homer Cummings startete einen Anti-Gangster-Kriegszug,

zusammen mit einer vom Journalisten Henry Suydam geleiteten, breit angelegten PR-Kampagne.

Die Erfolge der Jagd auf Einzelgänger-Banditen wie "Machine Gun" Kelly, "Baby Face" Nelson

oder John Dillinger wurden vor allem Hoover zugeschrieben, der Louis B. Nichols als Leiter der

Crime Records Division für die Public Relation einstellte. Mit der Förderung der G-Man-

Unterhaltungskultur (Filme, Groschenhefte, Comics) kann sich Hoover zum Volkshelden stilisieren.

Er baute eine Zentralkartei für Fingerabdrücke und eine Nationale Polizeiakademie auf und stellte

die FBI-Akten den Polizeidienststellen zur Verfügung, worauf sich die Beziehungen zu den lokalen

Ordnungshütern etwas verbesserte.

Während sich die Mafia als "Organisation" etabliert, gibt Hoover deren Bekämpfung 1937 ziemlich

abrupt auf und behauptet, es gebe keine nationale Verbrecherorganisation. Laut Boss Carmine

Lambordazzi hat die Mafia Hoover in der Tasche. Hoover fährt gelegentlich nach Manhattan und

trifft Frank Costello. Der Mafiosi hatte Hoover in den frühen 30er Jahren auf der 5th Avenue in New

York angesprochen und ihn seither "kultiviert". Hoover und Costello sind Freunde und treffen sich

in Washington, im Central Park, in der Lobby des Waldorf-Astoria, an den Pferderennen oder bei

einem gemeinsamen Freund. Hoover mag es nicht, mit einem monatlichen Geldcouvert geschmiert

zu werden, weshalb Costello Pferderennen manipulieren lässt, um Hoover bei der Stange zu

halten. Frank Erikson, der grösste und mächtigste Buchmacher, informiert Costello über ein

bevorstehendes abgekartetes Rennen, der dann den Chronisten Walter Winchell benachrichtigt,

welcher wiederum Hoover ins Bild setzt. Der FBI-Direktor kann so selbst entscheiden, wieviel er

gewinnen will. Er selbst setzt immer nur die legalen $2, aber einer seiner Agenten oder Clyde

Tolson setzen grosse Summen, im Schnitt $200, und gewinnen immer. Hoover lässt sich auch in

Mafiakreisen sehen wie im Stork Club von Sherman Billingsley in New York, in Joe's Stone Crab

Restaurant von Jesse Weiss in Miami oder bei Del Webb, Casinobesitzer in Las Vegas, der ihn

gratis einquartiert.

Hoover hat Kontakt mit Ed Levinson, John Drew, Ray Ryan, Art Samish, Dub McCanahan, einem

Marcello-Partner, Johnny Roselli oder Irving Davidson. Die Mafia hilft Hoover, solange es nicht um

ihr eigenes Geschäft geht, dafür lässt Hoover die Mobster in Ruhe. Als Costello in den frühen 50er

Jahren von einem fleissigen FBI-Agenten überwacht wird, versetzt Hoover diesen nach einem

Telephonanruf Costellos nach Alaska. Dasselbe passiert einem anderen FBI-Agenten, der Lansky

bewacht und nach Georgia versetzt wird. Costello ist der wichtiste Kontaktmann der Mafia mit der

Oberwelt in den 40er und 50er Jahren, bis er von Gigante angeschossen wird. Danach zieht er

sich dann eine Art Halbpension zurück, wobei er immer noch Deals arrangiert und Streit zwischen

Mobstern schlichtet.

Der Journalist Walter Winchell, Hoovers Freund, kennt auch Owney "the Killer" Madden, Meyer

Lansky, der in New York im selben Haus wohnt, und Joe Kennedy persönlich. Als Kennedy 1933

eine Affäre hatte mit dem Broadway Showgirl Evelyn Crowell, der Wittwe des New Yorker Gansters

Larry Fay, und im New York Journal-American darüber berichtet wurde, besuchte Kennedy

Winchell. Die beiden befreundeten sich, die Story konnte unterdrückt werden und Kennedy wurde

zu einer der Schlüsselquellen für seine Boulevardgeschichten.

Meyer Lansky ist im Besitz von kompromittierenden Photos, auf denen Hoover gut erkennbar

seinem Freund Clyde Tolson einen bläst. Lansky schmiert auch Nahestehende Hoovers und

bekommt sogar FBI-Reports von den FBI-Agenten, die ihn "überwachen" sollen. Der Stillhaltepakt

dauert bis zum Tode Hoovers. Manchmal behindert Hoover aktiv und bewusst ein Vorgehen gegen

die Mafia, zum Beispiel als der Pferderennservicebesitzer James Ragen dem FBI über seine

neuen Konkurrenten alles berichtet, was er weiss. Das FBI startet zwar eine Operation, verweigert

Ragen aber Begleitschutz. Nachdem dieser von Lenny Patrick und Dave Yaras auf Befehl von

Jake Guzik umgebracht wird, weist Hoover seine Agenten an, die Untersuchung abzubrechen.

Der FBI-Direktor, der Homosexuelle in der Öffentlichkeit als pervers bezeichnet, hat auch

fetischistische und pädophile Tendenzen. Er verkleidet sich bei Sexparties als Frau, und die

Sittenpolizei von New Orleans verhaftete ihn Ende der 20er Jahre einmal mit einem minderjährigen

Strichjungen. Da Henry G. C. Corcoran damals intervenierte und eine Strafverfolgung verhinderte,

kann sich dieser im Gegenzug illegale Geschäfte erlauben, ohne mit Strafverfolgung rechnen zu

müssen. Der Ex-Agent Guy Hottel erzählt, wenn er betrunken ist, von Sex-Parties ohne Mädchen

bei Hoover, weshalb Hoover ihn jeweils in Polizeigewahrsam nehmen lässt. Da Hottel aber zuviel

weiss, entlässt Hoover ihn nicht. Hoover lässt jedes Gerücht über seine eigene Homosexualität

unterdrücken und seine Agenten während 23 Jahren gegen die "homosexuals right groups"

vorgehen, um davon abzulenken. Offenbar macht Hoover das Risiko der möglichen Entdeckung

seiner Homosexualität paranoid. Hoover befindet sich von 1941-71 in psychiatrischer Behandlung,

und oft verhält er sich sehr brutal gegenüber Homosexuellen (wie gegen Sumner Welles) und

benutzt Gerüchte angeblicher Homosexualität als politische Waffe (wie gegen Adlai Stevenson).

Hoover besteht darauf, beschlagnahmtes pornographisches Material selbst zu sichten.

Fords rechte Hand Harry Bennett trifft sich als Informant mit J. Edgar Hoover. Bennett ist der

Verbindungsmann zu ehester LaMare, Boss des Detroiter Mafia, der eine Privatarmee gegen

Gewerkschaftsaktivitäten aufgebaute, womit Henry Ford keine Gewerkschaftsprobleme mehr hat.

Im Gegenzug erhalten Gangster wie Joe Tocco, Leo Cellura, Joe Adonis, Tony D'Anna

Beteiligungen bei Ford. Bennett versorgt Hoover mit Informationen über Linke, wobei sich später

herausstellt, dass viele Namen vom lokalen Faschistenführer Gerald Smith stammen.

1934 erhielt Hoover von Roosevelt den geheimen Auftrag, die Nazis und deren Sympathisanten zu

überwachen, wobei alle anderen Aktivitäten gegen Radikale ausdrücklich verboten bleiben. Aber

Hoover arbeitet eng mit der 1923 in Berlin gegründeten Interpol zusammen, in der Heinrich

Himmler, Reinhard Heydrich, Arthur Nebe und andere fanatische Nazis aktiv sind. Auch nach dem

Überfall der Tschechoslowakei und dem Fall Frankreichs tauscht Hoover noch immer

Fahndungslisten mit Interpol aus. Erst drei Tage vor Pearl Harbor stoppt er die Zusammenarbeit.

Nach dem Krieg verlegt Interpol seinen Sitz nach Paris, ernennt Hoover zu Vizepräsidenten und

weigert sich hartnäckig, Nazi-Kriegsverbrecher zu suchen. In den 70er Jahren wird der ehemalige

SS-Offizier Paul Dickopf Präsident der Interpol.

Am 24.8.36 ersuchte ihn Roosevelt wiederum geheim, neben den Faschisten auch die

Kommunisten zu überwachen, was Hoover schon lange machte. Wegen Spionage- und

Sabotagegefahr bewilligte Roosevelt $150'000. Die Abteilung für Spionage heisst Division Five, die

bereits seit 1919 existieren soll, aber erst zu diesem Zeitpunkt offiziell wurde.

Nach einer cleveren Intrige seitens Hoovers beschliesst Roosevelt am 26.6.39, dem FBI die

Leitung bei Spionage- und Sabotagefällen zu übertragen, und nicht der Military Intelligence

Division oder dem Office of Naval Intelligence. Das FBI expandiert von 898 Agenten 1940 auf 4886

Agenten 1945. Hoover eröffnet am 2.9.39 eine präventive Notverhaftungsliste "aller Feinde der

USA". Justizminister Briddle verbietet diese Auflistung als sinnlos, wonach sie Hoover unter

"Security Matter" geheim weiterführt. Eine weitere geheime Archivierung veranlasst Hoover mit

Informationen, die durch illegale Aktionen des FBI wie Einbrüche bei politischen Organisationen,

um beispielsweise Mitgliederlisten zu stehlen, zustande kommen. Obwohl offiziell seit 1934 durch

den Kongress verboten, hat Hoover das Telephonabhören permanent eingesetzt. Am 21 .5.41

legitimiert Roosevelt das geheime Abhören von Subversiven. Roosevelt beauftragt Hoover auch,

Informationen über seine Gegner bei der nächsten Präsidentenwahl zu sammeln.

Alle Präsidenten seit Roosevelt benutzen Hoovers Wanzen auch für eigene politische Zwecke, was

Hoovers Position sichert. Hoover sichert seine Macht auch durch die Mitgliedschaft in vielen

Organisationen: American Bar Association, Boy Scouts, United States Chambres of Commerce,

Kiwanis International, Knights of Columbus, Optimists International, Rotary International, Veterans

of Foreign Wars u.a.m. Am meisten bringt ihm die American Legion, die dem Justizminister

Jackson im Juni 1940 vorschlägt, er solle 1 1'000 Posten der Legion erlauben, die das Land in

Bezug auf "subversive Aktivitäten" flächendeckend überwachen würden. Jackson lehnt ab, aber

Hoover kann es so drehen, dass die Legionäre als Informanten die FBI-Büros kontaktieren können.

Obwohl über die Legion bis im Oktober 1943 60'000 Informanten rekrutiert werden, kommen wenig

Brauchbares über diese Kanäle. Aber sie eröffnen Hoover einen breiten Kontakt mit konservativen

Medienschaffenden und Abgeordneten. Zudem baut Hoover über seinen Freund Carl Mclntire die

Cover-Institution American Council of Christian Churches auf.

Quellen : Theoharis/Cox: 119, 187, 237, Schulz: 82,181, Davis (1988): 237, 267f, Davis (1994): 103-

107, Todd, Brussell: 5f, Summers (1993): 43-91, 91-129, 225-245, Cran, Lacey: 89, Hersh: 48,

Giancana: 247f,

Dezember 1937: Botschafter Kennedy in England top

Joe Kennedy wird, obwohl er über keinen politischen Background verfügt, als Dank für die

Unterstützung von Roosevelts Wiederwahl zum Botschafter in England ernannt. Die beiden Jahre

vorher beschäftigte Kennedy sich mit der Reorganisation der Firmen RKO, Paramount und Hearst

Corporation und schrieb zusammen mit dem Journalisten Arthur Krock das Buch l'm for Roosevelt.

Krock ist der Leiter des New York Times-Büros in Washington und wird von Kennedy mit bezahlten

Ferien, teuren Geschenken und Frauen versorgt.

Nach dem Wahlsieg Roosevelts wurde Kennedy, der eigentlich auf das Finanzministerium hoffte,

zum Direktor der maroden Obersten Handelsschifffahrtsbehörde berufen, ein Job zweiter Klasse,

aus dem Kennedy das Beste macht. Kennedy verbringt Monate mit Lobbying für eine

angemessene Stellung und beackert James Roosevelt. 1933 begleitete der Präsidentensohn

Kennedy nach England, als es um die Neuorganisation und Legalisierung von Alkoholimporten

ging, wobei Joe die Schwächen Roosevelts für Frauen und Reichtum gezielt auszunützen

verstand. Als dann der Botschafter in London unerwartet neu zu besetzen ist, ist Roosevelt froh,

dass er den aufsässigen Kennedy, der ihm gefährlich werden könnte, abschieben kann.

Als Botschafter versagt Kennedy auf der ganzen Linie, vor allem wegen seiner Fehleinschätzungen

der politischen Situation. Er glaubt, dass England weder den Willen noch die Waffen zur

Verteidigung gegenüber Deutschland habe. Bei Ausbruch des Krieges bezeichnet er Hitler als

Genie und empfielt seiner Regierung, ein Arrangement mit dem Führer zu suchen, damit die

Vereinigten Staaten nicht in den Krieg hineingezogen werden. Antisemitische Äusserungen, seine

politische Ignoranz der europäischen Lage und die Feigheit, sich während der Bombenangriffe auf

dem Land in Sicherheit zu bringen, machen ihn bei Winston Churchill und allen Diplomaten

äusserst unbeliebt. Über John J. Burns spekuliert der Botschafter trotz Businessverbot weiterhin an

der Wallstreet und missbraucht dringend benötigten Frachtraum für den Whiskey seiner Somerset

Importers. Da England nur mithilfe der USA eine Chance gegen Hitler hat, wird Kennedy für

Churchill zum Sicherheitsrisiko. Der Botschafter wird vom MI-5 abgehört und beschattet, wobei klar

wird, dass Kennedy über eine reiche Engländerin in Kontakt mit dem Führer der britischen

Faschistenbewegung, Sir Oswald Mosley, getreten ist. Kennedy trifft sich im Geheimen am 9.5.39

trotz dem expliziten Verbot Roosevelts mit Dr. Helmut Wohltat, dem Vertreter Görings, zur

Besprechung gegenseitiger Konzessionen. Mit seiner Indiskretion bringt Kennedy die Anti-Hitler-

Verschwörergruppe um die Generäle Ludwig Beck und Franz Halder in Lebensgefahr, indem er

deren Absichten und Namen an einer Pressekonferenz bekanntgibt. Kennedy will ein Attentat

Hitlers verhindern, weil die Sowjetunion für ihn gefährlicher ist als Nazi-Deutschland.

Hauptinteressen Kennedys sind allerdings seine eigenen Präsidentsschaftspläne und die

Wahlkampfstrategie für die demokratische Nomination von 1940. Roosevelt isoliert Kennedy in

London, indem alle wichtigen Verhandlungen und Entscheidungen über persönliche Vertreter wie

William Donovan und den amerikanischen Botschafter in Paris laufen lässt und selbst in direktem,

aber geheimen Kontakt zu Churchill steht. Kennedy versucht daraufhin, Roosevelt zu erpressen,

indem er diesen Geheimkontakt, der über die Amerikanische Botschaft läuft, an die Presse

verraten würde, falls der Präsident ihn nicht zurückrufe. Kennedy hatte den Codespezialisten Tyler

Kent angewiesen, von allen aussergewöhnlichen Telegrammen Kopien zu machen und diese aus

der Botschaft zu schmuggeln. So stellt er sich ein Dossier der geheimen Roosevelt-Churchill-

Telegramme zusammen, das er in die USA schiffen lässt, um Roosevelt damit politisch

auszuschalten. Im Frühjahr 1940 schlägt die britische Gegenspionage-Abteilung nach

achtmonatiger Bewachung zu und entdeckt in Kents Wohnunng 1500 dekodierte Kopien. Kennedy

lässt Kent fallen, indem er dessen diplomatische Immunität aufhebt - Kent verbringt die Kriegsjahre

nach einem geheimen Prozess in einem britischen Gefängnis - und kann so verhindern, dass die

amerikanische Öffentlichkeit etwas erfährt.

Am 26.10.40 kehrt Kennedy in die USA zurück und trifft sich, zehn Tage vor der Nomination, mit

Roosevelt. Roosevelt kann Kennedy nicht einfach fallenlassen, denn er will sich widerrechtlich ein

drittes Mal wählen lassen und braucht jede Unterstützung. Da Roosevelt Kennedy vor allem nicht

als Konkurrent für die Präsidentschaft will, macht er ihm Hoffnungen auf einen Ministerstuhl,

verspricht seine Unterstützung für die Kandidatur seines Sohnes Joe Jr. zum Gouverneur von

Massachusetts und droht mit einer alten Steuerhinterziehung. Nach der erneuten Wahl Roosevelts

bekommen die beiden jedoch Streit, da Kennedy die Aussenpolitik in einem Interview kritisiert und

damit seine eigene Politkarriere sabotiert. Kennedy, dessen Vermögen unterdessen auf $250 Mio.

angewachsen ist, setzt nun alle seine politische Hoffnung auf seinen ältesten Sohn Joe Jr.

Quellen : Kessler (1997), Hersh: 61 ff, Best: 18, Collier/Horowitz: 84-137.

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Mafia, Geheimdienste und Politik der USA

Teil 2 (1939 bis 1948)

Dieser Teil der Chronik behandelt die Zusammenarbeit der amerikanischen Armee,

Geheimdienste, Politiker und Industriellen mit der Mafia, den Nationalsozialisten und der

Katholischen Kirche während dem 2. Weltkrieg und in den Jahren danach.

Die zentralen Themen und Personen sind:

Zweiter Weltkrieg , US-Firmen und die Nazis , IBM, Ford, GM, Onassis, Karriere von Howard

Hughes , Angriff auf Pearl Harbor , Gründung des OSS und J. Edgar Hoover, US-Finanzierung

Hitlers durch Prescott Bush, Avereil Harriman, Fritz Thyssen, Friedrich Flick, Montagu

Collet Norman und Warburg. Ölhandel, Rockefeiler, I.G.Farben, William Stamps Farish,

Eugenik und George Bush, Kooperation von Mafia und Militär , Coca-Cola, USA und

Frankreich , Charles de Gaulle, Mafia, Roosevelt und Hollywood , Italien-Invasion , Rückkehr

der Mafia, Hoover und Kennedv , Politikerbespitzelung, Bretton Woods , Gründung des

Internationalen Währungsfonds und der Weltbank, Dollar, Saudisches Öl, UNO und Harry S.

Truman , Niederlage Japans , Atombomben, biologische Waffen, John F. Kennedys Einstieg

in die Politik , Reorganisation der Mafia , Heroin-Schmuggel, Las Vegas, Der Kalte Krieg , die

Unterstützung der Partisanenbewegungen, der Antikommunismus, der Marshall-Plan, die

Containment-Strategie, Josip Tito in Jugoslawien, Gründung der CIA , Hoover, das HUAC,

Reagan und Nixon, CIA und Kriegsverbrecher , Allen Dulles, George F. Kennan und der

Vatikan retten Faschisten wie Ante Pavelic, Otto Skorzeny, Reinhard Gehlen oder Otto

Albrecht von Bolschwing, CIA in Italien , CIA und Gewerkschaften , Howard Hughes und

Nixon, Chotiner und Johnson, Truman und die Mafia .

Der Text umfasst ca. 30 Seiten.

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1939 Zweiter Weltkrieg

Der Heroinhandel bricht während des Zweiten Weltkrieges beinahe zusammen. Die Brüder

Eliopoulos ziehen sich in den ersten Kriegstagen aus dem Handel zurück, und die Unterwelt von

Marseille kollaboriert mit den Nazis. Als Japan Shanghai besetzt, versiegt der schon zuvor

verminderte Heroinnachschub vollends. Meyer Lansky reist nach Mexiko und organisiert dort den

Mohnanbau in den Bergen, der jedoch nur minderwertiges Heroin liefert. Auch eine zweite

Verbindung, über die Heroin aus der I.G. -Farben-Produktion nach Kuba geliefert wird, bricht 1943

ab. 1938 ist das Heroin noch zu 28% rein verkauft worden, 1941 nur noch zu 3%, obwohl der Preis

sich verzwölffachte. 1945 kostet das Heroin das 70fache von 1938, und die Zahl der Süchtigen hat

sich von 300'uOO auf 20'000 vermindert.

Für die Mafia eröffnen sich mit dem 2. Weltkrieg aber andere Einnahmequellen. Die amerikanische

Regierung verfügt Kriegsrationierungen und Preiskontrollen, was zur sofortigen Entstehung von

Schwarzmärkten führt. Dank der Kontrolle über die Häfen von Brooklyn und Manhattan können die

Mobster auch genügend Waren für den Schwarzmarkt abzweigen. Die Mafia handelt mit Fleisch,

Zucker, Speiseöl, Autos, Pneus und Nylon und verkauft rationiertes Benzin. Das Office of Price

Administration errechnet, dass jeden Tag 2,5 Mio. Gallonen Benzin (1 Gallone = 3,785 Liter) illegal

verkauft werden. Am lukrativsten ist der Verkauf von gefälschten Rationierungsmarken, vor allem

für Benzin, die nicht einmal alle gefälscht werden müssen. Sie kommen von korrupten Beamten

des OPA, wo Richard M. Nixon und Charles Gregory Rebozo arbeiten. Vor allem Carlo Gambino

hat sich diesen Handel unter den Nagel gerissen und kauft sich Hunderttausende von Marken von

korrupten OPA-Beamten und macht laut Valachis Aussagen bis zu $1 Mio. pro Deal. Nixons

ethische Qualifikationen als Anwalt wurden schon bei dessen ersten Prozess von Richter Alfred

Paonessa ernsthaft in Frage gestellt. Rebozo gründet mit 23 eine Auto-Service Station und

verdient am illegalen Handel mit gebrauchten Pneus und anderen Secondhandgeschäften so viel

Geld, dass er nach dem Krieg eine Wäschereikette kaufen und in die Bodenspekulation einsteigen

kann.

Quellen : Delorme: 83-85, Weberman (6), Best: 85, Summers (2000): 29-34,102,495.

1939 US-Firmen und die Nazis top

Aber nicht nur die Mafia, auch andere Firmen und Grossinvestoren verdienen am Krieg. IBM-Chef

Thomas J. Watson lieferte seinem Freund Adolf Hitler die Hollerith-Lochkartenmaschinen, womit

die erste Volkszählung im Dritten Reich durchgeführt wurde. Dank diesen Personendaten können

die Konzentrationslager, Gettos, Judendeportationen und deren Vernichtung effizient organisiert

werden. Die auf den Armen tätowierten KZ-Häftingsnummem entsprechen den

Personenkennziffern der IBM-Maschinen, die Haftgrund, Gesundheitszustand, Nationalität, Beruf,

Art der Lagerstrafen und schliesslich die Todesart auf den Lochkarten festhalten. Da auch die

gesamten Wirtschafts- und Rüstungsdaten mit den Hollerrith-Maschinen verrechnet werden,

besteht die Gefahr der Enteignung und Verstaatlichung der Tochter Dehomag, was Watson mit der

Einsetzung eines Treuhänders verhindern kann. Als Präsident der Handelskammer und Berater

Roosevelts sprach sich Watson stets gegen die Isolation Deutschlands aus und kooperierte bis

1940 direkt und danach indirekt mit allen Regierungsstellen des NS-Regimes. Die europäischen

Interessen von IBM während dem Krieg vertritt Werner Lier, ein Hauptmann der Schweizer Armee

in Genf. 1942 hält IBM 94% der Munitions Manufacturing Corporation, die Kanonen und

Flugzeugmotorteile produziert und IBM $200 Mio. einbringt. Nach dem Krieg erhält Watson nicht

nur die "Computer"-Maschinen zurück, sondern auch die Gewinne der Tochterfirma Dehomag.

Watson wird Vetrauter und Golfpartner von Eisenhower und sitzt von 1952 bis 1962 als Senator

von Connecticut

Nur etwa 60'000 der Hunderttausenden jüdischen Flüchtlige, die ein Visumsgesuch stellen,

gelangen aus Europa in die USA. Viele der Abgewiesenen schicken Geld voraus, da Mittellose

sowieso keine Chance haben, weshalb Milliarden von Dollars an Flüchtlingsgelder in die USA

strömen und von den Behörden als Vermögen der "enemy aliens" eingefroren werden. Nach der

Krieg beschlagnahmt die US-Regierung $900 Mio. (der heutige Wert ist rund 10 Mal höher) auf

diesen Bankkonten und entschädigt damit die deutschen Tochterfirmen amerikanischer

Unternehmen wie General Motors mit $16,4 Mio. oder Ford mit $785'000, obwohl Henry Ford

Hitlers Wahlkampf mitfinanzierte. Ford ist ein radikaler Antisemit, dessen Ansichten Hitler

beeinflussten, und geht mit eigenen Werkpolizisten gegen Gewerkschafter vor. Beide Firmen

beschäftigen Zwangsarbeiter und sind Bestandteil von Hitlers Kriegsmaschinerie: 1942 stammt ein

Drittel der 350'000 produzierten Lastwagen aus Ford-Fabriken. Seit 1929 gehört Opel zu 100% der

GM und bildet mit 100'000 produzierten Opel Blitz-Lastern das Rückgrat der Reichwehr. Während

dem Krieg baut Opel etwa die Hälfte der Antriebssysteme für die JU-88-Bomber. Obwohl Carl Luer

am 25.1 1 .42 die Verwaltung in Rüsselheim für die Nazis übernimmt, werden die wesentlichen

Entscheidungen weiterhin in Detroit gefällt. 1943 entwickelt, prodiziert und montiert Opel die

Motoren für das erste Düsenflugzeug Messerschmitt 262, während Gemeral Motors die US-

Luftwaffe aufrüstet. Für die Schäden an den Tochterfabriken in Deutschland, Österreich, Polen und

China durch die Bombardierungen der Alliierten erhält GM 1967 Steuervergünstigungen von $33

Mio. Die Fabriken von Ford und IBM werden bei den Bombardierungen der USA offensichtlich

geschont.

Opel erziehlt dank den Zwangsarbeitern hohe Kriegsgewinne, ohne einen Cent an den

Zwangsarbeiterfonds der amerikanischen Handelskammer zu zahlen. Insgesamt werden 10

Millionen Verschleppte aus 26 Nationen im Dritten Reich zur Arbeit gezwungen (davon 3 Mio.

Russen, 1,2 Mio. Polen und 1,2 Mio. Franzosen). Ohne diese Sklaven wären die Landwirtschaft

und die Kriegsindustrie nicht in der Lage, die Produktion aufrecht zu erhalten.

Auch die Tochterfirmen von schweizerischen Unternehmen wie Georg Fischer, Maggi, BBC, oder

Alusuisse profitieren von den Gratisarbeitern. 1944 schliessen sich Hunderte von Firmen dem SS-

Proramm "Vernichtung durch Arbeit" und rekrutieren die Zwangsarbeiter vor allem aus den

Konzentrationslagern, womit sie ihre Nachkriegs-Konkurrenzfähigkeit markant verbessern.

Aristoteles Onassis verkauft an beide Seiten Öl und Waffen und vermietet seine Schiffe, wofür die

Allierten $250'000 pro Jahr zahlen. Interessanterweise verliert er als einziger während des ganzen

Krieges kein einziges Schiff und keinen einzigen Matrosen, während beispielsweise von den 450

griechischen im Krieg eingesetzten Frachtschiffen 360 sinken. An die Japaner, die einen

grausamen Eroberungskrieg in Asien führen, verkauft Onassis Schiffe, die er durch neue aus

Südamerika ersetzt. Ab dem November 1942 wird Onassis vom FBI wegen seinen Beziehungen

mit Faschisten wie Fritz Mandl, Juan Peron, Alfred Krupp oder Hjalmar Schacht überwacht. Als

Hollywoodplayboy hat er eine Affäre mit Gloria Swanson, mit der Kennedy ein langdauerndes

Verhältnis hatte.

Nach dem Krieg beschliesst der amerikanische Kongress den Verkauf der nicht mehr benötigten

Kriegsfrachter "Liberty ships" für $550'000 pro Stück. Da Onassis nicht zur kaufautorisierten

griechischen Reederunion gehört, ist er von der einmaligen Gelegenheit ausgeschlossen. Er

umgeht die Bestimmung mithilfe des Anwalts Burke Marshall und der neu geschaffenen

Scheinfirma "United States Petroleum Carriers Ine", die 4 T2-Tanker kaufen kann. Er schliesst

zudem Kohletransportverträge mit 1 6 "Liberty ships", die er gar nicht hat, ab. Dasselbe macht er

mit Öltankern, die noch gar nicht gebaut sind. Mit der Metropolitan Life Insurance Company handelt

er einen Investitionsvertrag über $40 Mio. für eine neue Supertankergeneration aus. Die vier

"Liberty"-Schiffe aus den US-Kriegsbeständen werden für die Waljagd eingesetzt, in die Onassis,

unter Umgehung der Jagdgesetze, einsteigt. Die erste Walexpedition bringt ihm $4,2 Mio, weshalb

es nicht kümmert, dass beispielsweise 69% der Pottwale, die er vor der Küste Perus erlegen lässt,

nach den Bestimmungen zu klein sind. 1950 schliesst Onassis einen Vertrag mit Lars Anderson für

den Walfang in der Antarktis und in Argentinien. Anderson gehörte zur norwegischen

Nazikollaborationsgruppe Vidkum Quisling. Ebenfalls 1950 wird ein Geheimabkommen zwischen

dem Aussenministerium und den sieben Ölmultis geschlossen, dass alle Tantiemen für die

arabischen Nationen steuerfrei sind. Onassis gewinnt den Konkurrenzkampf um Tina Livanos

gegen bereits verheirateten Stavros Niarchos, der sich mit der älternen Schwester zufrieden geben

muss.

Über Sasha de Seversky lernt Onassis während dem Krieg den Nobelgangster Johnny Meyer

kennen. Meyer arbeitet für Howard Hughes, für den er dank seinen ausgezeichneten Beziehungen

in Washington Rüstungsaufträge und Mädchen organisiert.

Quellen : Morgenthaler Piechowiak, Evans, Glaser, Best: 47-49, Morgenthaler, Schweitzer, Levis,

Brussell (1983), Haar, Kindhauser, Schröder/Schroeder. Laurent: 13-17.

1939 Karriere von Howard Hughes top

Howard Robard Hughes erbte 1924 mit 19 Jahren die Ölfirma seines Vaters, der mit Ölboom 1901

nach Houston zog und und eine Bohrmaschine erfand, die seinen Reichtum begründete. Obwohl

noch minderjährig, konnte er den Richter von seinen Kompetenzen überzeugen und brauchte dann

die gesamten Firmenreserven von $325'000, um die weiteren Erben auszuzahlen. Noch 1950

beherrscht die Hughes Tool Company 85% des Ölbohrmarktes, was seine enormen Ausgaben

weitgehend deckte. Während eine normale Familie mit $4000 pro Jahr lebte, gab er in den ersten

beiden Jahren $100'000 für Autos und $550'000 für die Entwicklung eines Prototyps mit

Düsenantrieb, $20'000 für Kleider und Schmuck, $20'000 für Hotel- und Unterhaltungskosten und

$25'000 für einen persönlichen Telex für die Verbindung nach Wall Street aus und verlor $4 Mio. in

Investitionen. Bis zur Krise von 1929 setzte er an der Börse $8 Mio. in den Sand. Hughes zog 1925

nach Hollywood, wo er eine Karriere als Schauspieler, Regisseur, Pilot und Flugzeugbauer

startete. Nach einem ersten Fehlschlag, den $80'000 teuren und nie veröffentlichten "Swell Hogan"

gewann "Two Arabian Nights" (1928) einen Preis. Für seinen Flieger-Film "Hell's Angels" (1930)

kaufte er für über $500'000 mehr als 40 Kampfflugzeuge des Ersten Weltkriegs, womit er die

grösste private Flugwaffe der Welt besass. Drei Piloten und ein Mechaniker (und er beinahe)

kamen bei den Dreharbeiten ums Leben für den Film, der $4,2 Mio. kostete (wovon nur $2,7 Mio.

eingespielt wurden), und Jean Harlow zum Star machte. In den 30er Jahren baute er im Rahmen

einer Kinokette das Texas Theater in Dallas, in dem Lee Harvey Oswald verhaftet wird.

"Scarface" (1932) und "The Outlaw" (1941) über Billy the Kid mit den gewagten Aufnahmen von

Mafia - Allmacht einer Holding

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