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Bisphenol A (BPA)

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Die chemische Substanz Bisphenol A ist in vielen Plastikprodukten enthalten. BPA ist weltweit die am häufigsten produzierte Industriechemikalie und findet sich als Weich- oder Hartmacher in vielen Alltagsgegenständen aus Kunststoff. Täglich sind wir dieser Chemikalie ausgesetzt: Wir essen Gemüse oder Fertiggerichte aus mit Kunststoff beschichteten Dosen und erhitzen unser Essen vielleicht in Mikrowellengeschirr. Wir trinken Wasser aus Plastikflaschen und geben unseren Kindern Milch in Plastik-Babyflaschen. Wir legen CDs und DVDs mit der Hand ein, tragen Kunststoffbrillen, haben Kunststoff-Zahnfüllungen oder halten beschichtete Kassenbons oder Tickets in der Hand. Definitiv befindet sich Bisphenol A in allen Produkten aus Polycarbonat – ein durchsichtiger und harter Kunststoff –, unter anderem in Flaschen und anderen Behältern für Lebensmittel. Über jedes dieser Produkte findet die Chemikalie den Weg in unseren Körper – hauptsächlich über die Nahrung, durch Lebensmittel oder Getränke, die mit BPA in Kontakt gekommen sind, aber auch über die Haut und die Atmung (belasteter Hausstaub).

Jedes Nahrungsmittel, das in einem Bisphenol-A-haltigen Behälter aufbewahrt wird, ist mit BPA belastet; dieses kann sich beim Erhitzen oder durch Säureeinwirkung besonders leicht herauslösen. Plastik in der Spülmaschine kann durch Kontakt mit heißem Wasser ebenso BPA freisetzen, das dann wiederum an anderem Geschirr haften bleibt. Zudem ist diese Chemikalie fettlöslich und belastet fetthaltige Nahrungsmittel, sobald diese mit dem Plastik in Berührung kommen.

„Die Menschen in den industrialisierten Staaten sind mittlerweile zu über 90 Prozent chronisch mit Bisphenol A (BPA) belastet, also sozusagen ,plastiniert‘“, sagt Dieter Swandulla, Institutsdirektor der Physiologie II an der Universität Bonn. „In nahezu jeder Urinprobe lassen sich nennenswerte Konzentrationen von BPA nachweisen.“ (D. Swandulla im Handelsblatt, 2013 a)

Ob dies nun ein Grund zur Sorge ist, darüber streiten sich die Wissenschaftler schon seit Jahren. Obwohl Behörden wie die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und das Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) die Unbedenklichkeit von Bisphenol A bei sachgemäßer Verwendung betonen, bestätigen sie gleichzeitig die Tatsache, dass sich die Chemikalie aus den Kunststoffprodukten lösen und in die Lebensmittel gelangen kann. Sie sehen darin aber keine gesundheitlichen Risiken, weil die in die Lebensmittel eintretenden Mengen viel zu gering seien. Bisphenol A gehört jedoch zu den hormonellen Schadstoffen und viele unabhängige Wissenschaftler sind der Meinung, dass BPA bereits in kleinsten Dosen in das Hormonsystem eingreifen und die Gesundheit gefährden kann.


Bisphenol A im Körper kann im Labor nachgewiesen werden.


Laborbefund für den Nachweis von Bisphenol A im Urin (Quelle: Medizinisches Labor Bremen)

Zur Wirkung dieser Chemikalie auf die menschliche Gesundheit sind international zahlreiche wissenschaftliche Studien durchgeführt worden – mit teilweise erschreckenden Ergebnissen. Bisphenol A gehört zu den sogenannten endokrinen Disruptoren und kann wie das weibliche Sexualhormon Östrogen wirken: Unter anderem werden sexuelle Frühreife, eine reduzierte Spermienzahl und Verhaltensstörungen als Folgen diskutiert. Durch seine Fettlöslichkeit besteht die Gefahr, dass sich BPA in Körpergeweben einlagert und so hohe Konzentrationen erreicht.

Während in Deutschland noch darüber nachgedacht wird, sind andere Länder skeptischer und handeln lieber nach dem Vorsorgeprinzip, um eine mögliche Gesundheitsgefährdung auszuschließen. Frankreich verhängte im Januar 2015 ein generelles Verbot von BPA in Lebensmittelverpackungen und war damit Vorreiter in der EU. Kanada hat bereits 2008 Bisphenol A in Babyflaschen verboten. Seit 2011 gilt auch in der Europäischen Union ein entsprechendes Verbot. Einzelne EU-Mitgliedsstaaten gehen bereits über diese Regelung hinaus. In Österreich ist BPA auch in Babyschnullern und Beißringen verboten, in Dänemark, Belgien und Schweden gilt dieses Verbot für alle Lebensmittelbehältnisse für Kleinkinder.

Auch die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat endlich reagiert: Im Jahr 2015 korrigierte sie den Grenzwert für BPA (die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge) drastisch nach unten, und zwar von 50 auf 4 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht. Die EFSA verpflichtete sich zu einer Neubewertung der Toxizität (voraussichtlich in 2017). Unabhängigen Wissenschaftlern ist das jedoch viel zu wenig – sie fordern ein generelles Verbot von Bisphenol A.

Studie: Essen aus Konservendosen führt zu stark erhöhter Belastung mit BPA

Wissenschaftler der Harvard School of Public Health führten eine Studie mit 75 Teilnehmern durch, die in zwei Gruppen aufgeteilt wurden. Eine Gruppe konsumierte fünf Tage lang täglich 350 ml Gemüsesuppe aus Konservendosen, die andere Gruppe bereitete sich 350 ml frische Gemüsesuppe zu. Nach zwei Tagen Karenz wurde getauscht. Die hormonaktive Chemikalie BPA ist Bestandteil der Innenbeschichtung von Konservendosen. Der Vergleich der Urinproben während der Testtage zeigte einen mehr als 1000-prozentigen Anstieg von BPA im Urin bei den Probanden, die aus den Konservendosen gegessen hatten! (Carwile 2011) Die unerwartete Höhe des BPA-Anstiegs nach Konsum von nur einer Portion Suppe am Tag könnte für diejenigen sehr bedenklich sein, die regelmäßig aus Konservendosen essen oder täglich Getränke aus Dosen trinken.

Die gute Nachricht: Alleine das Weglassen von Plastikmaterialien im Haushalt und bei Lebensmitteln führt nach circa zwei Monaten zu einer messbaren und signifikanten Verringerung der BPA-Konzentration im Urin.

Tipps: Vermeiden Sie Produkte aus Polycarbonat, erkennbar am Recyclingcode 07 oder am Kürzel „PC“ auf dem Produkt. Verwenden Sie bei Bedarf Schnuller aus Naturkautschuk, vermeiden Sie Getränkeflaschen aus Plastik sowie Getränke- und Konservendosen. Entsorgen Sie Plastikbehälter mit Kratzern und verwenden Sie kein Plastik in der Mikrowelle. Kaufen Sie keine fetthaltigen Lebensmittel (wie Käse, Wurst, Sahne) in Plastikverpackungen.

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