Читать книгу Selbstlernkurs: Die Bücherschmiede - Heike Thormann - Страница 7
ОглавлениеLektion 3: Die Zielgruppe. Und für welche Leserschar schreiben Sie?
Ihre Motive können auch wichtig für die Frage sein, ob Sie Ihr Buch auf eine bestimmte Zielgruppe zuschneiden sollen oder nicht. Denn wenn Sie, wie erwähnt, beispielsweise autobiografisch schreiben und sich Familie und Freunden mitteilen wollen, können Sie sich die Frage nach möglichen Lesern sparen. Anders sieht es aus, wenn Sie für den Buchmarkt schreiben oder berufliche Ziele wie die Akquise neuer Kunden vor Augen haben. Dann kann es verheerend werden, nicht über mögliche Leser nachgedacht und Ihr Buch nicht für genau diese spezielle Zielgruppe so attraktiv wie möglich gestaltet zu haben.
Im Folgenden nenne ich Ihnen einige gute Gründe, warum es hilfreich sein kann, sich über Ihre zukünftigen Leser Gedanken zu machen und Ihr Buch auf diese zuzuschneiden.
Einige gute Gründe, Ihr Buch auf Zielgruppen zuzuschneiden
a) Sie können Ihren Lesern einen höheren Nutzen bieten
Je besser Sie Ihre Leser kennen, desto genauer können Sie sich auf deren Bedürfnisse und Interessen einschießen. So können Sie den Wert, den Ihr Buch für jemanden hat, erhöhen. Und je nützlicher Ihr Buch für jemanden ist, desto bereitwilliger wird es dieser auch lesen. Schließlich kostet es Zeit (und Geld), ein Buch zu lesen. Wenn ein Leser darin nicht das findet, was ihn interessiert, wird er diese Zeit nicht mehr aufbringen und das Buch in die Ecke werfen – und vielleicht verfluchen, das Geld dafür bezahlt zu haben :-).
b) Sie können Ihr Buch leichter vermarkten und verkaufen
Egal, ob Sie Ihr Buch selbst veröffentlichen wollen oder ob das ein Verlag tun soll – je genauer Sie wissen, für welche Leser Ihr Buch geeignet ist, desto besser kann man es bei diesen Lesern bewerben und verkaufen. Denn wen wollen Sie oder soll der Verlag über Ihr neues Buch informieren, wenn Sie nicht wissen, wer sich für dieses Buch interessieren könnte? Zudem werden vermutlich weder Sie noch Ihr Verlag unbegrenzte Geldmittel zur Verfügung haben, um Ihr Buch in aller Breite zu bewerben. Dann ist es oft besser, diesen Kreis von Interessenten möglichst genau zuschneiden zu können. Die Zielgruppe „Kinderärzte“ ist leichter zu erreichen als die Zielgruppe „alle, die mit Kindern zu tun haben“.
c) Sie können passender und verständlicher schreiben
Mit konkreten Lesern vor Augen fällt es Ihnen auch leichter, Inhalt und Sprache Ihres Buches an diese anzupassen. So können Sie bei einem Fachbuch mit Fachinhalten und Fachsprache den Ansprüchen eines Fachpublikums genügen, ohne mit denselben eine breitere Öffentlichkeit zu erschlagen und zu überfordern. Sie wissen auch eher,
■ was Sie voraussetzen können und was Sie noch erklären müssen,
■ welche Fachbegriffe und Ausdrücke Sie verwenden können und sollten,
■ welche Sprache und welcher Stil vermutlich gut ankommt und welche(r) nicht.
Dadurch schreiben Sie leichter und verständlicher.
Achtung: Nicht immer ist es möglich, klare Zielgruppen zu bestimmen. Es ist auch nicht immer nötig, Zielgruppen zu bestimmen; so manches Buch hat sich seine Leser selbst „gesucht“. Manchmal reicht es auch, einen bekannten Namen zu haben, um ein Buch zu verkaufen. Und Geschmäcker sind nun einmal verschieden. Manche Menschen werden das, was Sie schreiben, mögen, andere nicht. Machen Sie sich deshalb natürlich auch bitte nicht mit Zielgruppen verrückt.
Doch wenn Sie die Gelegenheit haben, Ihr Buch auf eine oder mehrere, möglichst nah verwandte Zielgruppen zuzuschneiden, dann tun Sie das ruhig. Denn je attraktiver Ihr Buch für eine bestimmte Zielgruppe ist, je leichter Sie diese Zielgruppe erreichen, je glaubwürdiger Sie auf diese Leute wirken und je eingängiger Ihre Texte dort ankommen – desto besser stehen wieder die Chancen für Ihr Buch.
Wie Sie Zielgruppen bestimmen und eingrenzen
Was genau ist nun eine Zielgruppe? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Zielgruppe zu definieren und einzugrenzen. Zum Beispiel:
■ Demografisch, also nach Alter, Geschlecht, Wohnort, Kaufkraft usw.
■ Nach sogenannten Lifestyle-Gruppen, also gut situierte Doppelverdiener ohne Kinder, Rentnerin mit bescheidener Rente, ökologisch orientierter Student usw.
■ Nach Merkmalen wie Beruf, Funktion, (sozialer) Status, Hobbys, Interessen usw.*
(* Ein Beispiel: Beruf Kinderarzt, Funktion Facharzt für frühkindliche Entwicklungsstörungen, Status Angestellter, sozialer Status verheiratet und/oder sogenannte Mittelschicht.)
Allgemein könnte man vielleicht sagen:
1. Fragen Sie sich, wer Ihr Buch lesen wollen könnte. („Alle, die mit Kindern zu tun haben.“)
2. Überlegen Sie, ob Sie das noch weiter zuspitzen können. („Alle, die Kinder behandeln.“)
3. Prüfen Sie, welche Gruppe davon für Sie besonders attraktiv ist oder vor allem in Frage kommt. („Ärzte ja, Therapeuten nein.“)
Natürlich sind auch Kombinationen möglich: „Ärzte, Therapeuten, Lehrer für Kinder“.
Dazu noch ein paar Tipps:
■ Suchen Sie immer nach verbindenden Merkmalen. Bei der noch groben Zielgruppe „alle, die mit Kindern zu tun haben“ sind die Kinder die Verbindung, ohne dass diese aber selbst angesprochen werden.
■ Machen Sie Ihre Zielgruppe nicht zu eng und nicht zu breit. Eine zu enge ist für Sie vielleicht nicht ergiebig genug und eine zu breite ist schwer zu erreichen und zu bewerben.
■ Wenn mehrere Zielgruppen in Frage kommen, die relativ unähnlich sind, entscheiden Sie sich für diejenige, die Ihnen am vielversprechendsten zu sein scheint.
■ Wenn mehrere Zielgruppen in Frage kommen, die relativ ähnlich sind, konzentrieren Sie sich auf eine Kernzielgruppe und schauen Sie, ob Sie Leser aus den Randzielgruppen miteinbeziehen können. Bei der Kernzielgruppe „Kinderärzte“ mit den Randzielgruppen „am Thema kindliche Gesundheit interessierte Eltern und Lehrer“ ist das zum Beispiel möglich, wenn Sie relativ allgemeinverständlich schreiben. Wenn Sie das nicht wollen oder können, konzentrieren Sie sich am besten nur auf die Zielgruppe der Kinderärzte.
Und zur Vorgehensweise:
Es gibt zwei Wege, wie Sie vorgehen können. A) Sie haben ein Thema, eine Idee und suchen nach Zielgruppen, die dafür in Frage kommen und Sie interessieren. Das ist der häufigere Weg, deshalb habe ich in diesem Kurs mit dem Thema begonnen und die Zielgruppe folgen lassen. B) Sie schreiben gleich bedarfsorientiert. Das heißt, Sie picken sich eine Zielgruppe heraus und überlegen, welche Themen für diese interessant sein können.
Es hilft übrigens, sich Ihre Zielgruppe als fiktiven ideellen Leser vorzustellen. Haben Sie sich beispielsweise auf Kinderärzte eingeschossen? Dann schreiben Sie doch von nun an gedanklich für genau diesen Typ Mensch. Vielleicht mit dem Bild des Arztes Ihrer eigenen Kinder vor Augen? Einer meiner früheren Teilnehmer hat es übrigens so gehalten: Er hat das Bild seines fiktiven Lesers gezeichnet und es sich an den Monitor geklebt. Von nun an konnte er immer ganz wortwörtlich „für den Leser schreiben“. :-)
Aufgabe: Meine Zielgruppe wählen
A) Wer soll Ihr Buch lesen? Wer könnte es lesen wollen?
B) Lassen sich diese Menschen weiter eingrenzen, auf eine Zielgruppe beziehungsweise auf eine Kernzielgruppe mit Randzielgruppen zuschneiden?
C) Wenn Sie mehrere (Kern-)Zielgruppen haben: Welche ist für Sie besonders attraktiv?
D) Wie sieht Ihr „fiktiver ideeller Leser“ aus? Können Sie ihn oder sie vor Augen sehen?
Begründen Sie gegebenenfalls Ihre Antworten.