Читать книгу Bruckmann Wanderführer: Zeit zum Wandern Wilder Kaiser - Heiko Mandl - Страница 6
ОглавлениеDas Kaisergebirge und die Kitzbüheler Alpen – ein Überblick
Der Wilde Kaiser ist jedem Wanderer und Alpinisten ein Begriff. Obwohl das Massiv vielen als Kletterregion bekannt ist, zieht es jährlich auch Scharen Wanderer in seinen Bann. Ebenso verhält es sich in den Kitzbüheler Alpen: Die Region um Kitzbühel ist großteils sehr gut erschlossen und die Grasberge locken jedes Jahr viele Wandersleute an, damit sie die sanften Hügeln bezwingen und die schöne Almlandschaft hautnah erleben dürfen.
Lage und Charakter
Der Wilde Kaiser ist geprägt von steilen Kalkwänden mitten in einer sanften Landschaft aus grünen Almen mit zahmen Gipfeln. Der höchste Berg ist die Ellmauer Halt mit 2344 Metern. Die Kaiserregion wird in den Wilden und den Zahmen Kaiser unterteilt. Während sich der Zahme Kaiser im Norden eher gemäßigt von der Naunspitze bis zum Roßkaiser erstreckt, stechen die schroffen Gipfel des Wilden Kaisers im Süden aus der Landschaft hervor. Die Gipfel sind fast alle über Wanderwege oder leichte Klettersteige zu erreichen und eine Mautstraße führt Wanderer bis auf knapp über 1000 Meter zur Griesner Alm; von dort aus sind es nur mehr wenige Höhenmeter bis zu höher gelegenen Regionen des Kaisergebirges. Die beiden Teile des Kaisergebirges werden durch das 1580 Meter hoch gelegene Stripsenjoch verbunden und im Westen durch das Kaisertal und im Osten durch das Kaiserbachtal getrennt. Das Kaisergebirge ist eher ein kleiner Gebirgsstock mit einer Ost-West-Erstreckung von ungefähr 20 Kilometern und einer Nord-Süd-Ausdehnung von 14 Kilometern. Im Norden grenzen die Chiemgauer Alpen an den Zahmen Kaiser, im Westen begrenzt das Inntal mit dem Ort Kufstein den Wilden Kaiser und im Osten die Loferer Steinberge.
Einige Gipfel der Region sind nur für geübte Bergwanderer zu erreichen.
Blick vom Wilden Kaiser Richtung Leoganger Steinberge
Die Kitzbüheler Alpen liegen südlich des Wilden Kaisers in den beiden österreichischen Bundesländern Tirol und Salzburg und gehören geologisch zur sogenannten westlichen Schieferzone (Grauwackenzone). Sie sind ungefähr 80 Kilometer breit (von Ost nach West) und circa 30 Kilometer lang (von Nord nach Süd). Die Kitzbüheler Alpen sind im Westen durch die Tuxer Alpen, im Norden durch den Wilden Kaiser und die Loferer beziehungsweise Leoganger Steinberge, im Süden durch das Salzachtal und im Osten durch die Salzburger Schieferalpen begrenzt. Durch die Kitzbüheler Ache sind die Kitzbüheler Alpen in die Glemmtaler Alpen im Osten und die Kelchsauer Alpen im Westen gegliedert. Der höchste Gipfel der Kitzbüheler Alpen ist das Kreuzjoch mit 2558 Metern. Durch ihren sanften Charakter eignen sich die Kitzbüheler Alpen ideal für leichte bis mittelschwere Wanderungen. Schroffe Bergformen fehlen weitestgehend und viele Gipfel sind mit einem Lift erschlossen, was die Beliebtheit bei den Urlaubern noch einmal steigert.
Anreise
Von München aus fährt man zum Wilden Kaiser zuerst über die A 8 nach Rosenheim. Von dort geht es weiter über die Inntalautobahn bis zur Abfahrt Kufstein und danach bis in den Kaiserwinkl oder zum Beispiel nach Ellmau. Gesamtkilometer von München: ca. 100. In die Kitzbüheler Alpen fährt man von Ellmau aus über St. Johann in Tirol weiter Richtung Süden nach Kitzbühel. Der westliche Teil der Kitzbüheler Alpen ist schneller über Wörgl und Brixen im Thale zu erreichen. Mit dem Zug fährt man von München direkt nach Kitzbühel in ungefähr zwei Stunden. Information zum Fahrplan findet man hier: www.oebb.at.
Ziel vieler Wanderer: eines der vielen Gipfelkreuze des Kaisers
Geologische Fakten und Geschichte
Der Wilde Kaiser gehört zu den Nördlichen Kalkalpen und besteht hauptsächlich aus Wettersteinkalk und Dolomit. Der Wettersteinkalk hat eine maximale Mächtigkeit von 1000 Metern und dies entspricht auch der Maximalhöhe der Felsabbrüche im Wilden Kaiser. Dolomitgestein, das von der Entstehung her jünger als der Wettersteinkalk ist, findet man hauptsächlich in den Tälern und Mulden der Region. Es erstrecken sich in der Region des Wilden Kaisers auch Moränenfelder aus der letzten Eiszeit. Die ersten, 4000 bis 5000 Jahre alten Relikte menschlicher Ansiedlungen fand man im Kaisergebirge in der Tischhofer Höhle bei Kufstein, wo Überreste steinzeitlicher Jäger entdeckt wurden. Der erste urkundliche Beleg einer menschlichen Besiedelung stammt aus dem Jahre 1430, von einem Kaufvertrag über einen Bauernhof mit der Bezeichnung »Hinterkaiser«. Die ersten touristischen Erschließungen erfolgten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Um die Jahrhundertwende bis zum Ersten Weltkrieg waren es auch Kletterer aus der Münchner Kletterszene, die in den Felswänden des Kaisers neue Techniken erfanden und auch einige Erstbesteigungen absolvierten. Geschichte schrieben nach dem Zweiten Weltkrieg Reinhard Karl und Helmut Kiene, die mit der Begehung der Pumprisse den VII. Schwierigkeitsgrad einführten. Gegen Ende des letzten Jahrhunderts waren es Kletterer wie Stefan Glowacz und auch die Huber-Brüder, die mit einigen Erstbegehungen den Wilden Kaiser in der Kletterszene berühmt gemacht haben.
Die Kitzbüheler Alpen gehören zur Grauwackenzone und bestehen zum Großteil aus Schiefer und Phylliten. Die Bergformen haben mehrheitlich sanften Charakter und weisen meist grüne Almen und Wiesen auf. Aber auch Felsbildungen in Kalkgestein und Dolomit kann man in den Kitzbüheler Alpen beobachten, zum Beispiel beim Großen Rettenstein (2366 m). Im Westen der Kitzbüheler Alpen verlaufen die meisten Täler in Nord-Süd-Richtung, im Osten jedoch mehr in Ost-West-Richtung. Der Grund dafür liegt in der markanten Längstalfurche des Salzachtales.
Die ersten Spuren menschlicher Tätigkeit führen in die späte Bronzezeit zurück. Rund um Kitzbühel befinden sich mehrere Abbaustellen. Eine der bekanntesten ist die Kelchalpe, ein paar Kilometer südlich von Kitzbühel. Die bekannte Bochumer Hütte (Tour 37) wird auch als Kelchalm-Berghaus bezeichnet, was auf den Kupferabbau zurückzuführen ist. Die touristische Entwicklung der Region fand besonders im Winter statt. Vor 120 Jahren war es der Pionier Franz Reisch, der das erste Mal eine Skitour in den Kitzbüheler Alpen unternahm. Im Jahre 1902 wurde schließlich der Kitzbüheler Skiclub gegründet, einer der berühmtesten Skiclubs der Welt. Dieser Skiclub organisiert auch das weltbekannte Hahnenkammrennen, bei dem jährliche Tausende Fans nach Kitzbühel kommen und Millionen Zuseher vor dem Fernseher sitzen. Und schließlich ist es die Skirennlegende Toni Sailer, die den Ort Kitzbühel quasi in die ganze Welt hinausgetragen hat. Insofern dreht sich in jüngerer Zeit viel um die Stadt Kitzbühel als Touristenhotspot.
Energie tanken auf der Gaudeamushütte
Klima und Wetter
Die Region gehört der gemäßigten Klimazone an. Sie liegt im Grenzbereich zwischen atlantischem, kontinentalem und mediterranem Einfluss. Das inneralpine Gebirgsklima ist hier besonders dominant: Feuchte Sommer, trockene Herbste und meist schneereiche Winter kennzeichnen das Klima der Region. Zwischen April und Oktober ist es normalerweise warm, zu Beginn und Ende des Sommers kann es jedoch auch wechselhaft sein. Die meisten Urlauber sind in der Hochsaison im Juli und August unterwegs, wenn allerdings auch die Unterkunftspreise am höchsten sind.
Gieriger Begleiter: eine Bergdohle am Gipfel
Beste Reisezeit
Die beste Reisezeit für Wanderungen in der Region Wilder Kaiser und Kitzbüheler Alpen ist von Mitte Mai bis Anfang November. Während Wanderrouten in mittlerer Höhe zum Teil schön früher begangen werden können, liegt in den höheren Regionen manchmal bis Juni noch Schnee. Schneereste können auch das ganze Jahr an den steilen Nordhängen des Kaisermassivs vorhanden sein. Der Sommer ist oft durch viele Niederschläge geprägt, während sich der Herbst meist trocken und schön präsentiert. Hier kann man an warmen Tagen noch weit bis in den Oktober seine Unternehmungen planen. Aufpassen sollte man in den Bergen immer bei einem Wetterumschwung. Dann kann es schnell kalt werden.
Bergwetter Tirol: www.zamg.ac.at
Essen und Trinken
Ein Sprichwort in Tirol besagt, dass Essen und Trinken Leib und Seele zusammenhalten. Bei der regionalen Küche wird sehr viel Wert auf Tradition gelegt. Die Speisen reichen von Gerichten wie Kaiserschmarrn, Gröstl und Backhendl bis hin zu moderner internationaler Küche.
Übernachtung
Ein Fünf-Sterne-Hotel in Kitzbühel oder ein Bauernhof am Walchsee? Die Auswahl an Unterkünften ist riesig und umfasst sämtliche Preisklassen und Kategorien. Hier sei auf die Kontaktadressen der Tourismusverbände verwiesen, die für jeden Gast das Richtige in petto haben.
Kultur und Brauchtum
Der Kalender der Orte ist voll mit Veranstaltungen und Brauchtümern. In Tirol wird noch Tradition gelebt – seien es die Bergfeuer der Sommersonnenwende oder die Fronleichnamsprozessionen; viele Feste und Bräuche sind mit dem christlichen Glauben eng verbunden.
Naturschutz
Das Naturschutzgebiet rund um das Kaisergebirge umfasst sämtliche Gipfel des Zahmen und Wilden Kaisers und hat eine Größe von 102 Quadratkilometern. Es dürfen in dem Gebiet keine Lifte gebaut werden, als einzige Ausnahme sei hier der Sessellift zum Brentenjoch (Tour 12) erwähnt.
Wasserquellen sind eine Rarität.