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Einleitender Essay

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Ernst Rudorff ist zu Beginn des 21. Jahrhunderts nahezu vergessen. Kaum jemand würde diesen Namen mit einer Person des ausgehenden 19. Jahrhunderts verbinden, die den Gedanken des Heimatschutzes popularisierte. Dieses hier veröffentliche Buch wurde zu einem der programmatischen Grundfesten des „Bund Heimatschutz“, der 1904 von Rudorff mitbegründet worden war.

Der Gedanke des Heimatschutzes war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Buches 1897 nicht völlig neu. Der Begriff Heimat war schon zur Zeit der Befreiungskriege gegen Napoleon um 1810 politisch aktuell und wurde durch die parallel stattfindende Bewegung der Romantik verklärt. Befeuert wurde die Idee des Heimatschutzes indessen vor allem nach der Reichsgründung 1871. In ihrem Gefolge von fallenden Zollgrenzen schritten die Industrie und Verstädterung immer weiter voran: Sie beschränkten sich nun eben nicht mehr auf die urbanen Zentren, sondern wirkten sich – zwar indirekt, aber spürbar- auch auf die ländlichen Gebiete aus.

Bemerkenswerterweise war es der Großstädter Ernst Rudorff, als Komponist und Professor an der Berliner Hochschule für Musik tätig, der den Gedanken aufgriff, dass sich die Lebenswelt der Menschen merklich veränderte. Die Gedankenwelt Ernst Rudorffs war maßgeblich durch seine Jugend geprägt. Er verbrachte einen Großteil seiner Sommerferien auf dem elterlichen Gut Knabenburg in Lauenstein – einem Dorf in Niedersachen. Später besuchte er mit seiner Berliner Familie regelmäßig das Gut. In Zusammenhang mit seinen Reisen durch die Mark Brandenburg und das Siebengebirge verfestigte sich bei Rudorff jene Idee des Heimatschutzes, die er in seinem Buch 1897 vorlegte und ab 1904 mit der Gründung des „Bund Heimatschutz“ praktisch umzusetzen versuchte. Er war damit am Ende des 19. Jahrhunderts einer der ersten und aktivsten Naturschützer.

Mit seinem 1897 veröffentlichten Buch „Heimatschutz“ erhob Ernst Rudorff als einer der ersten aus national‐konservativen Kreisen seine Stimme gegen die industrielle Veränderung der Lebenswelt und damit – so Rudorff – den Verlust nationaler Identität.

In diesem Zusammenhang wird auch verständlich, warum Rudorff sich dabei schon im Titel eines Begriffes bediente, der – wie oben erwähnt ‐ bis zum Erscheinen der Schrift nur in einem rein militärischen Sinne verwendet worden war: nämlich den Schutz der Heimat vor Gefahren von außen. Er verlieh diesem Begriff in Zusammenhang mit der drastischen Veränderung von Natur und Tradition eine neue Bedeutung. Das „Vaterland“ musste gegen Feinde verteidigt werden, allerdings gegen keine militärischen aus dem Ausland. Vielmehr befürchtete Rudorff das Vergessen alter Sitten und Gebräuche speziell in den ländlichen Regionen.

Bei Rudorff findet eine Romantisierung der Natur und ihrer Schönheit statt. Die Zerstörung der Natur durch die Industrialisierung als auch der beginnende Tourismus sah er als Gefahr an. Aber Rudorff war nicht einfach ein früher Naturschützer im heutigen Verständnis, kein Begründer einer ersten „grünen Bewegung“. Der gewaltige Unterschied zu der Naturschutzbewegung in Deutschland, wie sie seit den 1970er entstand, ist dabei der, dass Rudorff die Natur als Teil der nationalen Identität sah. In romantischer Verklärung verwies er immer wieder auf die kulturellen Errungenschaften in der Vergangenheit. In der habe angeblich kein Raubbau an der Natur stattgefunden, sondern, so behauptete Rudorff, man habe in Einklang mit ihr gelebt. Rudorff verband ein ästhetisiertes Bild der Natur mit einem konservativen Nationalismus. Urwüchsigkeit und Natürlichkeit wurde dabei in scharfer Abgrenzung zu den anderen Nationen als typisch deutsch deklariert. Eben deshalb lässt sich seine Schrift „Heimatschutz“ nicht einfach mit unserem heutigen Verständnis von Naturschutz gleichsetzen. Sie gewinnt aber dennoch dahingehend an Aktualität, da hier Probleme wie Raubbau an der Natur mit gleichzeitigem Verlust von Identität wieder im Zuge der heutigen Globalisierung diskutiert werden.

Heimatschutz

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