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Aus dem Vorwort zur Auflage 1926

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Rudorffs„Heimatschutz“ ist nicht allein die grundlegende Schrift für die vielseitige Bewegung, die dieses Wort heute umfaßt, sondern hat auch die Bezeichnung zum ersten Male geprägt. Es sind fast dreißig Jahre her, daß das kleine Buch zum ersten Mal erschien. Seitdem sind einige Neuauflagen gedruckt worden, die aber seit etwa einem Jahrzehnt vergriffen sind. Es ist daher eine Ehrenpflicht, das klassische Buch des Heimatschutzes nicht der Vergessenheit anheimfallen zu lassen, sondern sein Weiterbestehen in einer Form zu sichern, in der es immer wieder für die Allgemeinheit wirkungsvoll bleibt.

Gewiß, manches darin erscheint uns heute stark romantisch und manche Forderung in dieser Fassung weit über das Ziel hinausschießend. Hätte der Heimatschutz sich für alle Zeiten auf Gesichtspunkte von 1900 festgelegt, so wäre er schon innerhalb der hinter uns liegenden kurzen Spanne von kaum dreißig Jahren nicht lebensfähig geblieben, sondern von der gewaltigen, umwälzenden Entwicklung, der er sich in die Speichen geworfen hätte, überrannt worden. Zwar deuten Rudorffs grundlegende Gedanken durchaus den Weg an, den wir seither einschlagen mußten. Wir haben uns keine Untreue gegen unseren Altmeister vorzuwerfen, wenn wir uns den berechtigten Anforderungen der Wirtschaft nicht verschließen, sondern – selbst wegsuchend –dafür eintreten, daß auch bei allem Neuschaffen neben den Erfordernissen des Zwecks auch die der Schönheit zu durchgeklärtem Ausdruck gelangen. Gerade dann handeln wir im Sinne des Rudorffschen Grundsatzes: von den wahrhaft schöpferischen Werken unserer Vorfahren zu lernen, wenn wir mit der gleichen Unbefangenheit und Klarheit und ebenso wohlbedacht wie sie den Zeitforderungen dienen. Es wäre also eine ganz falsche Einstellung, wenn man sagen wollte, das Buch wäre „veraltet“. Worte, die aus einem so ursprünglichen und tiefen Gefühl für Schönheit und Reinheit der Natur entsprungen sind, veralten nie. Wo Rudorff für unser Gefühl ungerecht gegen Technik und manches andere zu sein scheint, läßt sich vielleicht über das Maß hin und her feilschen, und man wird nicht umhin können,im Zwange der wirtschaftlichen Notwendigkeiten von heute manches Stück Natur mehr preiszugeben, als uns selbst lieb ist. Rudorff wäre nie, auch wenn er das Heute noch erlebt hätte, dazu berufen gewesen, das Hohe Lied der Technik zu singen. Seine Stärke liegt in dem unbestechlichen und sicheren Gefühl dafür, daß die freie und unberührte Natur für den Menschen etwas Unentbehrliches und über sein Wissensbedürfnis hinaus Notwendiges bedeutet, und daß er nicht etwa nur um einen ästhetischen Genuß ärmer wird, wenn er diesen ihm bisher gemäßen und vertrauten Hintergrund seines Lebens zerstört, sondern daß er sich damit auch Umweltsbedingungen schafft, die seinem Wesen über kurz oder lang verderblich werden müßten.–

Ich möchte noch angeben, wie weit und aus welchem Grund wir Veränderungen an dem vorliegenden Text vornahmen. Zunächst haben wir alle Stellen weggelassen, die auf irgendwelche Tagesereignisse Bezug nehmen, heute aber kaum mehr Interesse erwecken. Wo freilich Erwägungen von grundsätzlicher Bedeutung vorgetragen werden, sind diese ungekürzt beibehalten worden. Da gewissen von Rudorff berührten Einzelfällen auch jetzt noch grundsätzliche Bedeutung zukommt, erschien es erwünscht, sie auch vom heutigen Standpunkt aus zu beleuchten. Dies ist in einer Reihe von Anmerkungen der Schriftleitung geschehen, die am Schluß des Buches den Anmerkungen Rudorffs beigefügtsind. An Rudorffs Schrift selbst waren nur hier und da einige unwesentliche Änderungen mehr äußerlicher Natur notwendig. Endlich lag mir ein Handstück des Verfassers vor, in das er selbst eine Reihe von Verbesserungen eingetragen hatte.

Den Herausgeber verband eine herzliche und auf beiden Seiten gleich fest verankerte Freundschaft mit dem Verfasser. Obgleich ein Menschenalter an Jahren sie trennte, fanden sie sich doch sogleich, als sie sich in ihren Schriften kennenlernten. Und wer je diesem gütigen Menschen mit den Kinderaugen unter dem weißen Haar, mit seiner sprühenden und kampffrohen Jugendlichkeit nahetreten durfte, wird dies als einen unverlierbaren Gewinn für sein ganzes Leben behalten.

Prof. Dr. Paul Schultze‐Naumburg Saaleck, Frühjahr 1926

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