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Fluchtvorbereitungen

„Aaaach Matthias, ist das geil! Das Duschen war und ist für mich immer das Schönste am Tag. Einfach Mensch sein. Und nun bei diesem Scheiß-Stink-Job erst recht. Erst musste ich den ganzen Tag Schlacke auf irgendwelche Förderbänder schippen. Und nun, nachdem ich mich wegen meiner empfindlichen Haut beschwert habe, stecken die Säcke mich in die Müllstraße. Was meinst du, was da Bakterien durch die Luft fliegen. Schau Dir bloß meine Fresse an. Durch diesen Ekel bekomme ich Ausschlag und Pickel. Habe sowieso Probleme damit.“ „Meinst du etwa mein Job ist besser? Den ganzen Tag diese schweren Gussteile schleppen und von a nach b packen. Die Knochenmaloche müssen natürlich die Knackis machen. Für die normalen Arbeiter sind wir doch nur Gesindel.“ „Das tut dir dünnem Hering ganz gut. Andere gehen ins Kraftstudio um zu trainieren und müssen dafür noch bezahlen. Du hast das alles umsonst und bekommst sogar noch einen fetten Lohn dafür. Ist das denn gar nichts?“ „Wenn mein Kreuz von dieser Scheißmaloche nicht so weh tun würde, könnte ich da glatt drüber lachen. Und was die Kohle betrifft, so ist das doch auch wohl nur ein schlechter Scherz. Du hast ja wenigstens vollen Einkauf. Aber bei mir geht noch ein Drittel aufs Überbrückungsgeld. Und die verbleibenden 120 Kröten reichen hinten und vorne nicht.“ „Ja, das ist wirklich ein Witz“, kommentierte Heinrich. „ Hier verdiene ich die Hälfte wie im geschlossenen Vollzug, benötige aber das Doppelte. Als wenn die es drauf anlegen, dass man schon von hier aus wieder krumme Geschäfte macht. Ich weiß sowieso nicht, wie das noch gehen soll, wenn ich erst mal gelockert bin und auch noch Geld für Ausgänge, geschweige denn für Urlaub benötige. Na ja, irgendwie werde ich das schon gebacken bekommen. Muss sehen, dass ich mir irgendwo eine Adresse besorge, wo ich mir ein paar Klamotten drauf bestelle. Hat mir in Werl jemand von erzählt. Wäre wohl kein Problem bei diesen Versandhäusern an einen Warendispositionskredit zu kommen.“ „Sag bloß du bist noh sauber was Versandhäuser betrifft. Ich habe damals ohne Ende bestellt. Mein Name ist im Eimer. Mir schickt keiner mehr was. Aber ’ne Adresse habe ich für dich. Ich habe doch immer noch meine Wohnung in Dortmund.“ „Schaffst Du es, dass jemand von hier aus meinen Namen an deinen Briefkasten klebt? In der Nähe von der Kantine ist eine Telefonzelle. Ich glaube zwar nicht, dass der Apparat hier im Offnen Vollzug abgehört wird, doch sicher ist sicher. Ich habe drei Versandhäuser mit Klamotten und sieben mit Münzen. Wenn der Andreas nachher zum Kraftsport geht, machen wir eine Liste mit allen Daten fertig. D.h., die benötigten Telefonnr. und Bestellnr. Da ich von der Müllstrasse schlecht weg komme, musst du das erledigen. Du rufst da jeweils an, meldest dich mit Heinrich Berg und bestellst auf die Dortmunder Adresse. Soweit ich weiß, kann man bei den Klamotten bis 1200,-DM auf Kombi bestellen. Wenn man dann die Kundennr. hat bis 3000,- DM. Interessanter sind e die Münzen. Denn die kann man direkt gegen Bargeld umtauschen. Bei den Münzen machen wir es über Kleinteile bestellen und dann mit der Kundennr. richtig absahnen. Wenn dich jemand beim telefonieren erwischt, sagst du, dass du mit deiner Perle telefonieren wolltest. Den Zettel schluckst du runter. Sobald ich in Urlaub fahre, bezahle ich die Rechnungen für die Kleinteile. Und dann wird richtig bestellt. Nach dem Umtauschen ist genügend Geld da um etwas Vernünftiges zu machen. Wenn du dir wirklich sicher bist, Deutschland Ade zu sagen, nehme ich dich mit.“„Jetzt sag mir endlich was du vorhast.“ „Warum nicht? - okay, in groben Zügen will ich dich aufklären. Und zwar will ich die Post abziehen. Dafür benötige ich lediglich einen falschen Ausweis und einen Stempel, den ich im Ausland anfertigen lassen muss. Es geht dabei um Sparbücher die ich eröffne und dann in ganz Europa einlösen werde. Natürlich muss ich diese vorher noch ein wenig manipulieren. Doch das ist ein Kinderspiel. Ein Mindestkapital von 5000,- DM benötige ich aber auf jeden Fall dafür. Da ich mehrere Möglichkeiten habe, um an die benötigten Utensilien zu kommen, klappt die Aktion auf jeden Fall. Wichtig ist nur das Startkapital von 5000 DM. Sobald ich das auf 100% sicher habe, bin ich hier weg. Und damit meine ich, wenn es in meiner Hosentasche ist. So kurz vorm Ziel gehe ich kein Risiko mehr ein. Thailand, das Land des Lächelns wartet auf mich. Vorher will ich aber noch einen Abstecher über Nigeria machen um jemand zu besuchen.“ „Ja, lass uns das klar machen. Ich komme mit wohin du willst. Laß uns gleich morgen abhauen. Die 5000 DM sind absolut kein Problem. Die besorge ich schon. Du hast doch gesagt, Eurocheques sind wie Bargeld für dich. 10, 20 Stück kann ich sofort besorgen. Und dann warten wir draußen, bis die Klamotten und die Goldmünzen der Versandhäuser da sind.“ „Mensch Matthias, wie oft eigentlich noch? Wir warten, bis alles l00%ig ist. Und überleg dir das bitte noch mal in Ruhe. Bei deinen paar Monaten lohnt sich die Flucht doch gar nicht. Und außerdem wartet noch deine große Liebe auf dich. 11 Jahre Beziehung steckt man nicht mal eben so weg.“ „Diese Schlampe ist mir scheißegal. Noch nicht mal die paar Monate konnte sie mir treu bleiben. Das hat sich erledigt für mich. In Thailand werde ich schon einen Ausgleich finden. Oder was meinst du?“ „Ja, da bin ich mir sogar sicher. Dein Mädel wirst du dort ruckzuck vergessen. Diese Thai-Bräute sind wirklich Wahnsinn. Ich werde mir eine aus dem Massagesalon besorgen. Da stehe ich drauf. Aber wie gesagt, lass uns nichts überstürzen. Mach das erst mal mit den Bestellungen und dem Briefkasten klar. Es läuft uns nichts weg.“

„Herr Berg!, Ich will bei ihnen mal ein Auge zudrücken. Sie kommen ins Styroporlager. Dort ist alles ein wenig sauberer. Aber heben sie sich keinen Bruch,“ flachste der Beamte. „Wenn sie alle so nett wären“, dachte Heinrich.

„Guten Morgen, ich bin der Heinrich und. komme jetzt öfters“, stellte er sich bei seinen neuen Kollegen vor. Timmi, ein Knacki und Rob der Vorarbeiter von draußen. Beides symphatische Kerle. „Der Timmi wird dir erzählen, was zu tun ist. Ich muss jetzt leider weg“, sagte Rob bevor er um die Ecke verschwand. „Da hast du aber Glück gehabt. Dies ist der beste Job in der ganzen Fabrik. Rob ist meistens nicht da und Arbeit ist hier auch nicht viel. Nur wenn die Beamten ihre Runden machen. Dann müssen wir so tun als ob. So, hier hast du 1,40 DM. Schnapp dir den Hubwagen und bring die Paletten dort hinten zur Laderampe.“ Dabei deutete er mit den Fingern auf einen Stapel Paletten und auf die ca. l00m entfernte Laderampe. „Gleich um die Ecke der Rampe ist eine weiße Eisentür. Dort gehst du rein und besorgst uns zwei Kaffee vom Automaten. Für mich bitte schwarz.“

Das Gebäude in dem der Kaffeeautomat stand begrenzte diesen Teil des Fabrikgeländes. Eine Hauptstraße führte dort entlang. Heinrich staunte nicht schlecht, als er auf der anderen Seite der Straße eine Telefonzelle sah. In den nächsten Tagen hatte er immer genügend Kleingeld in der Tasche um bei jeder günstigen Gelegenheit mit der Außenwelt in Verbindung treten zu können.

„Ja, ich bin’s der Heini. Bin jetzt endlich im Offnen. Kannst du dich noch an unsere Gespräche erinnern? Du weißt schon, diese viereckigen Teile für 100 Mark das Stück.“ Damit meinte er Eurocheques. „Im Moment habe ich nichts da. Doch ich kümmere mich drum. Ruf nächste Woche noch mal an.“ „Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass du deine Zusagen von damals einhalten kannst? Wenn nicht, ist okay, aber bitte keine Stories.“ „Mach dir keine Sorgen. Vor ein paar Wochen hätte ich dir sofort 35 Stück geben können. Ich brauche nur ein wenig Zeit.“ „Okay, ich muss auflegen. Wir sehen uns bald.“

„Ja, ich bin’s der Heini. Bin jetzt im Offnen. Wollte nur schnell fragen, ob dein Angebot noch steht. Du weißt schon, die Kleinen für ’nen Hunni, die Großen für ’ne Mille.“ Damit meinte er Fahrzeugscheine und Fahrzeugbriefe. „Ja normal, oder für wen hältst du mich?“ „Okay, wunderbar. Mehr wollte ich nicht wissen. Ich komme auf dich zu. Wird wohl noch einige Wochen dauern. Aber du läufst mir ja nicht weg.“

„Hallo alter Junge. Ich bin’s der Heini. Bin jetzt im Offnen. Du musst mir einen Gefallen tun. Wenn du das nächste Mal in Holland bist, so erkundige dich doch bitte mal, ob das immer noch so easy mit dem Postgirokonto und den Probescheques läuft. Und zwar wann genau nach Kontoeröffnung. Wie viele Bewegungen müssen gelaufen sein und wie viele Scheques gibt’s beim ersten Mal. Bis dann.“

Abends saßen sie wieder alle im Bus Richtung JVA. Der Knast lag sehr abgelegen. „Irgendwie am Ende der Welt. Offner Vollzug und trotzdem noch vergitterte Fenster. Die spinnen die Römer“, dachte Heinrich bei sich. Matthias schaute zu ihm rüber und formte lautlos mit seinen Lippen: „Flitze“. „Der Junge konnte es einfach nicht lassen“. Heinrich ging wieder seinen Gedanken nach: So schlecht sah es ja gar nicht aus. Die benötigten fünf Mille müsste er ohne große Schwierigkeiten zusammen bekommen. Und selbst wenn alles in die Hose gehen sollte, so waren da ja noch zwei Leute, bei denen er sich absolut sicher war, dass sie ihre Zusagen einhalten würden. Leider konnte er sie telefonisch nicht erreichen. Die gefälschten Ausweise auf Kommission waren auch fast wie Bargeld für ihn. Damit könnte er sich notfalls teures Werkzeug mieten und dann weiter verkaufen.Sollte das mit der über den Postweg abgefangenen Kreditkarte, oder vielleicht sogar mehreren Kreditkarten klappen, so hätte er auch direkt genug Bares. Und wenn das mit dem Kontakt zur Amsterdamer Scheques-Mafia stimmen sollte, so könnte er direkt Gas geben, und alle anderen Geschäfte erst mal vergessen. Die ganze spanische Küste würde ihm gehören. Die Scheques dort einzuwechseln war ein Kinderspiel. Warum sollte es auch nicht stimmen? Er hatte doch bei seiner letzten Flucht selber gesehen, was die Junkies in Amsterdam so zusammen klauten. Nicht umsonst standen dort überall die Schilder ‚Warning pickpockets!’. Die Scheques landeten natürlich bei den Dealern für ein Butterbrot oder ein Briefchen Heroin. Ja, das klappt bestimmt. Warum hätte Murrad ihn damals anlügen sollen. Das war kein Lulli. Diesmal geht die Flucht nicht schief, wie beim letzten Mal.

Der Zuhälter vom Drogenstrich

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