Читать книгу Die Nordsee - Heinrich Heine, Heinrich Heine - Страница 5

Abenddämmerung

Оглавление

Am blassen Meeresstrande

sass ich gedankenbekümmert und einsam.

Die Sonne neigte sich tiefer, und warf

glührote Streifen auf das Wasser,

und die weissen, weiten Wellen,

von der Flut gedrängt,

schäumten und rauschten näher und näher –

ein seltsam Geräusch, ein Flüstern und Pfeifen,

ein Lachen und Murmeln, Seufzen und Sausen;

dazwischen ein wiegenliedheimliches Singen –

mir war, als hört ich verschollne Sagen,

uralte, liebliche Märchen,

die ich einst, als Knabe,

von Nachbarskindern vernahm,

wenn wir am Sommerabend,

auf den Treppensteinen der Haustür,

zum stillen Erzählen niederkauerten,

mit kleinen, horchenden Herzen

und neugierklugen Augen; –

während die grossen Mädchen,

neben duftenden Blumentöpfen,

gegenüber am Fenster sassen,

Rosengesichter,

lächelnd und mondbeglänzt.

Die Nordsee

Подняться наверх