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Vorwort von Prof. Dr. Walther Heipertz
ОглавлениеDie Hertensteiner Gespräche sind hinsichtlich der Entwicklung von Europa – ihrer Kommentierung und Beförderung – ein einzigartiges Format: Sie dokumentieren den – nicht nur einmaligen, sondern kontinuierlichen – Prozess und die Ergebnisse eines „geführten“ Gedankenaustauschs von Menschen, die das Thema bewegt, die Europa voranbringen wollen und die aus ganz verschiedenen Perspektiven darauf blicken bzw. daran beteiligt sind. Zum einen ist das ‚auch’ die Politik, was naheliegt, auch die entsprechend ausgerichteten Organisationen, etwa die Jungen Europäer und die EUROPA-UNION, aber eben auch ganz andere Menschen und Gruppen. Dies spiegelt sich nicht nur in den Themen der Gesprächskreise und ihren jeweiligen ‚Vorbereitern’, sondern deutlicher noch bei den Teilnehmern selbst, die etwa aus dem Bereich Städtepartnerschaften und Umweltverbänden kommen, aber auch ‚nur’ engagierte Ärzte, Anwälte, Geschäftsleute, Gewerbetreibende, Angestellte, Beamte, Auszubildende, Ruheständler u.a. sind. Der bunte Querschnitt engagierter Bürger ist es also, der sich hier außerhalb der beruflich gebahnten Kanäle einmal im Jahr zusammenfindet und diskutiert. Hier findet ein kontinuierlicher, sich also fortschreibender, somit nicht nur einmaliger und auch nicht jeweils komplett neuer Diskurs statt, im Sinne eines ablaufgeplanten, also vorbereiteten und vorangekündigten, somit methodisch im Mindestmaß qualitätsgesicherten bzw. ‚standardisierten’ Gesprächsrahmens. Die Mehrzahl der Themen bzw. Gesprächsgruppen werden – wegen ihrer bei Beginn der Gespräche vor 4 Jahren für gleichsam konstitutiv angesehenen Bedeutung – über die Jahre nur geringfügig verändert oder allenfalls lediglich mit aktuellen Schwerpunktsetzungen ergänzt. So soll ein kontinuierlicher, jeweils auch dokumentierter Entwicklungsprozess der themenzentrierten Reflexion des „Weltprojektes Europa“ erkennbar werden, bzw. damit auch die Entwicklung des europäischen Prozesses selbst, im Spiegel eben des Bewusstseins von sich damit beschäftigenden und davon betroffenen Menschen. Einschlägige, immer wieder auch sehr grundlegende Statements und Bücher von Soziologen, Politikern und Historikern, die eigentlich aber ‚nur’ in die Tiefe gehende ‚Einzelleistungen’ darstellen, sind unabdingbar und gehen deshalb in die Vorbereitung und den Verlauf der „Hertensteiner Gespräche“ ein, gelegentlich auch als zentraler Anknüpfungspunkt, ohne dass sie zu einem jährlichen Fortbildungskongress würden. Unsere Gespräche sind dagegen sowohl eine ‚erste Antwort des Gegenstands selbst’, also eines sich artikulierenden, europäischen Selbstverständnisses, auf neue Deutungsentwürfe – eine Antwort, die gegebenenfalls auch den Autoren und Spezialisten zurückgespielt bzw. zugänglich gemacht wird – , sind aber auch ein wichtiger Multiplikator für die – positive oder negative – Breitenwirkung bzw. ‚Einspielung’ solcher Impulse in den europäischen Prozess, jenseits eben der üblichen Vermarktung von Büchern. Diese Gespräche sind insofern ein wechselseitiger Widerhall zwischen den theoretischen und den praktischen Fortschritten in der geistig-politischen Wirklichkeit Europas, sollen also – im besten Sinne des Wortes – ein ‚Prozessbeschleuniger’ für die Weiterentwicklung sein: auf Basis sowohl praxisrelevanter Theorie, also auch theorierelevanter Praxis. Hierzu treffen sich inzwischen schon viele Teilnehmer jedes Jahr wieder, einige schon von Anfang an. Glücklicherweise kommen aber immer wieder auch neue hinzu, die neue Ideen haben, sich aber auch von denjenigen, die schon länger dabei sind – vielleicht auch als Moderatoren bzw. ‚Themenverantwortliche’ – über den ‚Hertensteiner Stand zum Thema’ informieren lassen wollen. Die Gesprächsprotokolle sind somit eine Art ‚Kompendium’ der sich selbst reflektierenden und weiterentwickelnden, europäischen Integrationsgeschichte, aus der Perspektive einer – primär laienhaften, wenn auch informierten – Selbstbetroffenheit. Dies markiert nicht nur den Unterschied zu klassischen Publikationen aus der Fachwelt, die sich ja bestmöglich um Objektivität und ‚Abstand’ vom Gegenstand bemühen muss, sondern macht sie so – wie wir ein wenig stolz und hoffnungsfroh ‚beanspruchen’ – zu einer einzigartigen ‚Tendenzliteratur’, die wir auch brauchen.