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Die erste Zeit in meinem neuen Zuhause

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Ich bin ein junger Schäferhund-Rottweiler-Mix und mein neues Leben beginnt mit dem Tag der offenen Tür im Tierheim. Meine neuen Besitzer kommen auf einen spontanen Besuch vorbei und wollen sich die tierische Unterkunft einfach mal anschauen. Da sehen sie mich im Zwinger sitzen, ein kleiner Welpe mit riesigen Pfoten und einem freundlichen Gesichtsausdruck. Als ich sie sehe, wedele ich heftig mit meiner langen Rute und gucke sie mit meinen großen Kulleraugen an. Prompt ist es um sie geschehen. Sie beschließen sofort, der kleine Kerl darf zu uns kommen und arrangieren die Formalitäten mit dem Personal des Tierasyls. Momentan heiße ich noch Tyson, aber das wird sich ab sofort ändern, denn dieser Name gefällt meinen neuen Herrchen absolut nicht. Also werde ich kurzerhand umgetauft und trage jetzt den wohlklingenden Namen Lobo.

Soeben geht die Fahrt los zu meinem neuen Domizil. Es entpuppt sich als winzig kleiner Ort, idyllisch gelegen mitten in der Natur, umgeben von erholsamen Wäldern und saftig grünen Wiesen, komplett abseits vom Autoverkehr und jeglichem Straßenlärm. Sobald wir ankommen bin ich etwas aufgeregt. Neugierig beäuge ich meine neue Familie und das ungewohnte Zuhause. Jetzt muss ich erstmal rumlaufen, mich im vollen Umfang umsehen und ausnahmslos alles beschnüffeln. Aha, eine schwarze Katze gibt es hier auch, gleich mal hinterher laufen, um sie kennen zu lernen. Leider flüchtet diese umgehend auf den geräumigen Wohnzimmerschrank, na ja sie wird sich wohl noch an mich gewöhnen. Hier ist es ja schön, ziemlich viel Platz und es gibt auch einen hübschen Garten zum Buddeln, ist ja prima.

Die erste Zeit bin ich erstmal bei Frauchen, doch das passt mir als Macho überhaupt nicht. Sie versucht verzweifelt, mich stubenrein zu bekommen. Aber erstmal klappt das nicht so gut, weil ich viel zu viel andere aufregende Sachen zu tun habe. Wir gehen oft Gassi und ich muss all die anderen Hunde kennen lernen und mit ihnen spielen und kämpfen. Außerdem gibt es draußen unheimlich viele unbekannte Gerüche und ich bin überall intensiv am Schnüffeln. Alle Steine und Kiesel vom Erdboden werden in den Mund genommen und auch der ganze andere Dreck und Müll, der überall rum liegt. Frauchen hat alle Hände voll zu tun, um mir das abzugewöhnen, aber ich will nicht wirklich auf sie hören. Warum auch, sie mit ihrer leisen, piepsigen Stimme. Bei Herrchen, meinem Rudelchef, ist das ganz anders, der duldet keine Faxen, das habe ich sofort gemerkt.

Die ersten Tage bin ich durch und durch zufrieden. Ich bekomme viermal am Tag was zu fressen, damit ich groß und stark werde. Mein Heißhunger ist so gewaltig, dass mein Fressnapf jedes Mal bis auf den letzten Krümel ausgeleckt ist. Nach ein paar Tagen kommt etwas wirklich Schreckliches auf mich zu. Mein Herrchen und Frauchen meinen nämlich, ich rieche sehr streng und wollen mich baden. Da Herrchen ja der Stärkere ist, hebt er mich vorsichtig in die Wanne. Aber ich denke gar nicht daran, mir etwas gefallen zu lassen, was ich nicht kenne. Sofort fange ich an, heftig zu strampeln und will umgehend raus aus dem komischen Etwas. Uh, ist das aalglatt, da rutsche ich wie verrückt hin und her und jetzt fängt auch noch das Wasser an zu laufen. Oh, Schreck was mach ich nur, am besten aus voller Kraft wehren. Herrchen kann mich kaum noch halten, Frauchen naht schon mit einem Handtuch und ich will das alles wirklich nicht. Ich schüttele mich kräftig und das komplette Bad ist total beschmutzt und voller Flecken. Viel Seife habe ich nicht abbekommen, aber nass bis auf die Haut bin ich und extrem empört über diese Tat. Wie können sie mir so was antun. Dies war mein erster und auch letzter Wannenausflug, ab jetzt bevorzugt Frauchen den Garten und die Gießkanne. Das lasse ich mir gerade noch so gefallen, wasserscheu bin ich nämlich gar nicht.

Jetzt komme ich jedoch zurück zum stubenrein werden. Die ersten Tage passieren einige Unfälle im Haus. Gott sei Dank, auf die pflegeleichten Fliesen. Na ja, ich bin ja auch noch klein und Frauchen steht fleißig nachts alle paar Stunden auf, um mich raus in den Garten zu lassen. Nach einer Woche sind schon die ersten Erfolge vorhanden und als echter Rüde habe ich auch schon gelernt, mein Bein zu heben. Der erste Versuch war schon schwer und ich bin fast umgefallen, aber das ist egal. Ich will das jetzt können und versuche geduldig bis es klappt. Nachts weckt mich Frauchen allerdings viel zu oft, ich kann jetzt schon viel besser einhalten. Wie soll ich ihr das bloß klar machen? Ich bleibe einfach liegen und gehe nicht raus, das wird wohl das Beste sein. Aber Frauchen lässt nicht locker und scheucht mich andauernd raus in den Garten zum Pinkeln. Doch bald hat sie es kapiert und ich habe meine unbehelligte Nachtruhe und auch tagsüber klappt es immer besser.

Während der nächsten Tage lerne ich die Nachbarn und alle andere Familienmitglieder kennen und schon bald habe ich einige Hundefreunde. So treffe ich oft Gino, ein Pudelrüde und wir verstehen uns glänzend. Wir spielen und tollen stundenlang durch den Garten, bis wir beide richtig kaputt sind und uns eine wohlverdiente Pause gönnen. Außerdem lerne ich Mona und Lisa kennen, die beiden Hunde der Nachbarn. Die beiden Weibchen machen nicht wirklich Anstalten, mit mir zu kämpfen und zu rennen. Das will ich aber nicht hinnehmen und gehe den beiden mit meinem ausgeprägten Spieltrieb gehörig auf die Nerven. Lisa, die Ältere der beiden kennt kein Pardon und erzieht mich gnadenlos mit einen deutlich warnenden Knurren.

Mein neues Zuhause kenne ich inzwischen gut. Eine Sache juckt mich ja in den Pfoten und das ist das Loch in der Balkontür, durch das unsere Katze Morly ein und aus geht, Katzenklappe genannt. Was gut für die Katze ist, kann ja auch nicht schlecht für Hunde sein, denke ich und nehme mir fest vor, es gelegentlich auszuprobieren, sobald mich Frauchen aus den Augen lässt. Binnen kurzem ist die passende Gelegenheit da: Frauchen geht kurz zur Toilette und ich kleiner Kerl schlüpfe durch die Öffnung. Ach, ist das herrlich, ich bin ganz alleine draußen. So schnell ich kann flitze ich in Richtung des undurchdringlichen Waldes, aber Frauchen inzwischen zurück, vermisst mich natürlich sofort und entdeckt mich auf der Wiese entlang sausen durch die Wohnzimmerfenster. Sie rennt sofort hinter mir her und fängt mich schleunigst ein. Mein Herrchen erfährt abends von meinem kleinen Alleingang und beide sind sich einig: Ein stabiler Zaun muss her, damit ich in Zukunft alleine im Garten bleiben kann.

Als pflichtbewusste Hundebesitzer haben mir meine Besitzer auch Spielzeug für Welpen besorgt. Mein Lieblingsspielzeug ist eine quietschende Gummidose, die Frauchen echt den letzten Nerv raubt. Herrchen sieht die ganze Sache eher gelassen und meint zu Frauchens Beschwerde: „ Lass ihn nur, er muss doch seinen Spieltrieb ausleben können.“ So hat Frauchen sich ein spezielles Verfahren ausgedacht. Sie lässt mich kurze Zeit mit dem nervtötenden Spielzeug spielen und ich quietsche mit der lauten Dose ausgelassen durch das ganze Haus. Dann nimmt Frauchen sie mir ab und versteckt meine geliebte Spieldose so, dass ich nicht dran komme. Die nervige Spielsache kommt erst wieder zum Einsatz, wenn so mancher unliebsame Besucher sich gar nicht verabschieden will. Davon gibt es mit einem aufgeschlossenen Welpen im Haus eine ganze Menge, doch diese fühlen sich von dem Geräusch der durchdringenden Quietschdose gleichfalls ziemlich schnell belästigt und beschließen zu gehen.

Der quicklebendige Rüde namens Lobo

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