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Kapitel 52 von Helen Carter

Ivy konnte sich nur schlecht auf ihre Lektüre konzentrieren. Sie hatte sich für ihre Mittagspause die Liste mit den gesetzlichen Änderungen der Verordnungs-Vorschriften vorgenommen. Ein Paragraph reihte sich an den anderen. Und draußen fiel der Schnee in dichten Flocken. Seit dem Jahreswechsel erstickte London beinahe im Schnee. Es hatte einen Tag nach Jeffs Abreise begonnen und seitdem nicht mehr aufgehört. Selbst auf den Weihnachtsbeleuchtungen lagen dicke weiße Kissen.

Je näher die Termine für die Europatournee rückten, desto unwohler wurde ihr. Sie schlief kaum noch und essen konnte sie auch praktisch nicht mehr.

Es war schwer, Jeffs Nachrichten zu ignorieren, aber wie sollte sie sich verhalten, wenn sie – wie Jenny vorgeschlagen hatte – in Paris vor ihm stünde? Ja, sie wollten sich tatsächlich in Paris treffen! Kannte sie nicht seine Anziehungskraft? Sie liebte ihn noch immer ...

Und seine SMS zu lesen, wie er litt, dass sie sich nicht bei ihm meldete, machte sie beinahe wahnsinnig. Doch sie machte sich nichts vor. Sie kannte alle Berichte in den britischen Medien. Die Jubelarien auf den Stern, der dort am Firmament der Rockmusik aufgegangen war. Die Bilder der Fans, der Hysterie nahe, die vor den Plattenläden Schlange standen, um das neueste Album in der Special Edition zu ergattern.

Sie wollte seine Nachrichten nicht mehr lesen. Es war für sie, wie mit dem Rauchen aufzuhören. Entweder man ließ die Finger davon oder rauchte weiter. Aber so sehr sie sich auch bemühte, es gelang ihr nicht, die grauenhaften Bilder von ihm mit anderen Frauen zu verdrängen, sie kamen ihr ständig vor Augen. Und je länger die Trennung von ihm dauerte, desto mehr vermisste sie Jeff. Immer wieder stellte sie sich die Frage, warum er es getan hatte.

Noch nie hatte Ivy so viel wegen eines Mannes geweint. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er ein ganz normaler Mann wäre. Aber dann, und dessen war sie sich ebenso bewusst, wäre Jeff eben nicht Jeff, und schon gar nicht Bones. Mit all seiner Kreativität, seiner Einfühlungskraft, seinen vielen Ideen und Visionen ...

Ivy senkte den Kopf. Sie fühlte sich, als hätte sie jemand verprügelt. Ihr Körper schmerzte ebenso wie ihre Seele. Sie sah auf die Uhr ... Es war nach Mitternacht und somit waren es noch zwei Tage bis zu ihrer Abreise nach Paris. Die Stadt der Liebe.

Sie erhob sich und lief ruhelos durch die Wohnung. Überall standen noch seine Fotos. Schnappschüsse. Sie sah auf ein Bild und erinnerte sich, wie er in der Küche gestanden und Kaffee gekocht hatte. »Jeff!«, hatte Ivy gerufen. Er hatte sich umgedreht und sie hatte auf den Auslöser gedrückt. Ivy lächelte. Ihr Blick wanderte weiter zu eins ihrer Lieblingsbilder von ihm, wo er nackt auf dem Bett gesessen und in einem Buch gelesen hatte. Dieses Grinsen, dieses Funkeln in den Augen ... Er hatte das Buch zur Seite geworfen und sie gepackt. Wie die Kinder hatten sie sich mit Kissen verprügelt. Waren sich am Ende atemlos in die Arme gesunken und hatten sich geliebt ...

Das war der Mann, der all ihre Gedanken beherrschte, der aus ihrem eintönigen Arzt-Leben ein neues Dasein geschaffen hatte.

Tränen stiegen in Ivys Augen. Die Vorstellung, ihn zu verlieren, war unerträglich. Sie schaffte es nicht, ihn zu verbannen. Ihr altes Leben stand wie eine graue, trostlose Einsiedelei vor ihr. Dahin wollte sie auf keinen Fall mehr zurück.

Ivy kam zu einem Entschluss: Sie würde die Dinge auf sich zukommen lassen, nach Paris fahren und einfach sehen, was passieren würde.

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Rockstar | Band 1 | Teil 6 | Erotischer Roman

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