Читать книгу Xianu und die Liebe - Helen Fulda - Страница 6
Оглавление1. Der Aufbruch
Heute habe ich das erste Mal meine Augen aufgemacht und meine Mama gesehen. Sie ist wunderschön. Sie ist ganz schwarz und hat weiße Ohren, eine weiße Nase und weiße Pfoten. Sie streichelt mich und sagt: „Willkommen Xianu auf dieser Welt. Mögest du ein gutes Leben haben und dass die Engel dich begleiten“. Ich habe Hunger. „Du hast immer Hunger, Xianu. Du wirst mal eine starke Katze“. Mir ist das total egal. Ich möchte nur die zuckersüße warme Milch von meiner Mama trinken. Mama leckt mich.
Wir sind nicht alleine. Ich habe drei Geschwister: Yord, Cewu und Vada. Cewu sieht komisch aus und riecht auch seltsam. Mama sagt, dass er krank ist und sterben wird. Yord ist hellwach und will endlich mit mir spielen. Vada ist die Jüngste. Ihre Augen sind noch geschlossen und sie schläft. Mama sagt „Passt mir gut auf Vada auf. Ich muss mir was zu essen besorgen.“ Wir drei liegen dicht beieinander. Es ist schön warm und die Sonne scheint auf uns herab. Um uns herum ist es grün und es riecht gut. Es ist schön, da wo wir sind.
Irgendwann ist Mama wieder da. Sie sagt, dass wir umziehen werden. Sie wird uns nacheinander zu unserem neuen Zuhause tragen. Sie streichelt Vada. Dann sagt sie „Zuerst Yord, dann Vada und zuletzt mein kleiner Vielfraß“. Damit bin ich gemeint. Ich bin nicht begeistert. Ich werde nicht gefragt. Mama wendet sich Cewu zu. „Gute Reise, Cewu!“ sagt sie. Ihre Stimme klingt traurig. Dann fasst Mama Yord im Nacken und läuft los. Ich will auch laufen. Ich stehe also auf wie Mama und falle um. Nicht wie Mama. Mist. Noch einmal. Bum. Mist! Noch einmal. Bum. Mist! Ich heule ein bisschen. Dann streichele ich Vada. „Ej, Vada! Glaub bloß nicht, dass du laufen kannst, wenn du die Augen aufmachst! Weißt du was passiert? Du fällst um. Bum.“ Ich überlege, ob ich noch etwas Frustrierendes sagen kann, aber mir fällt nichts ein.
Mama ist wieder da. Ich darf trinken und sie sagt mir, was für eine tolle Tochter und Katze ich doch bin. Ich fühle mich sehr wohl. Dann sagt sie, dass sie aufbrechen muss und dass sie ruckzuck zurück ist, um mich zu holen. Sie fasst Vada im Nacken und läuft los. Ich räkele mich in der Sonne. Dann schaue ich zu Cewu hinüber. Er sieht noch schlechter aus und hat die Augen geschlossen. „Ej, Cewu, hörst du mich? Cewu!“ Keine Reaktion. „Cewu!“ Ich döse vor mich hin, ohne Cewu aus den Augen zu lassen. Plötzlich macht er die Augen auf und sieht mich direkt an. Er lächelt „Auf Wiedersehen, Xianu!“ Dann hört er auf zu atmen. Ich bin traurig. Doch dann ist Mama wieder da. Sie fasst mich gleich im Nacken – ein komisches Gefühl – und läuft mit mir los. Wow! Das ist klasse! Sie läuft ganz weit. Aber ehe ich mich versehe sind wir schon da. Vada hat die Augen geöffnet! Sie ist bildschön! Yord lässt den Älteren heraushängen „Da kommt ja endlich Xianu!“ Dieses Großmaul.