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DIE NATUR
ОглавлениеFür die Natur ist dieser Weg nach innen und der daraus entstehende Sog nach außen, den Elementen, der Art und den Jahreszeiten entsprechend, selbstverständlich, denn sie nützt die Kraft der Implosion im Gegensatz zum Menschen. Er stellt sich über die Natur, will sie beherrschen, ohne sie zu verstehen und deren verborgene magnetische Energieströme zu begreifen.
Als Beispiel denke ich an die Pflanzenzwiebeln von zwei weißen Lilien, die mir vor einigen Jahren von einem Freund für meinen Garten als Geschenk gemacht wurden. Ich setzte sie mit viel Freude zum rechten Zeitpunkt in die Erde und hegte sie. Diese Freude wurde auch daraus genährt, dass ich mich in meinem Wesen von diesem Freund erkannt fühlte, denn die Blüten der weißen Lilien entsprechen meiner Tiefgründigkeit und dem Sinn für Schönheit. Schon bald drängten, scheinbar mühelos und ganz von selbst, die ersten Triebe hervor und wendeten sich automatisch zum Licht. Es passierte einfach, ohne Zweifel, ohne Zögern und ohne den Wunsch, zum Beispiel ein Rosenstock sein zu wollen, der sich gleich daneben breit macht. Es war total eindeutig, dass die Natur und das Wesen der Lilienzwiebel nur Lilien werden und sein konnten, die mit den Rosen nicht viel gemein haben. Den Jahreszeiten entsprechend brachten sie mühelos ihr graziöses Sosein, im Sommer mit wunderschönen weißen Kelchen, hervor, um anschließend im Herbst die Blätter wieder fallen zu lassen und ganz selbstverständlich in den nächsten Abschnitt ihres Werdeganges zu gehen. Da war ebenfalls kein Zögern oder gar Trauern um die abgefallenen Blütenblätter, denn es entsprach ganz und gar ihrer Natur, nun wieder nach innen zu gehen und den Stamm nach und nach absterben zu lassen. Nichts anderes käme der Lilie im Herbst in den Sinn und wenn ich diesen nun leblosen Stiel nicht abgeschnitten hätte, wäre er auch ohne mein Zutun umgeknickt und zur Erde zurückgekehrt. In der Schöpfung hat alles seinen Sinn, gleicht sich aus und wirkt ökonomisch und ökologisch aufeinander ein. So dienen die am Boden liegenden Blätter als Schutz der Erde, während die Tage und Nächte immer kälter werden und in unseren Breitengraden reichlich Schnee vom Himmel fällt. Doch das ist noch lange nicht alles. Im Stillen und von den Menschen unbemerkt, liefern die Blätter Mineralstoffe, die heimlich durch die Wassertopfen in die Erde sickern und die Zwiebeln im Schoß von Mutter Natur liebevoll versorgen. In der Natur gibt es keine Abfallprodukte, und so wird wieder ohne unser Zutun Humus aus den nun zersetzten Blättern. Unter der Erde bildet sich in aller Ruhe und Gelassenheit das neue Leben heran, während wir annehmen, dass die Erde schläft oder die Pflanzen abgestorben seien. Diese Naturerscheinungen, egal ob es sich um Pflanzen, Tiere oder z. B. das Wasser handelt, in ihrer Genialität für uns verborgen und anscheinend unwesentlich, weil wir den Blick sosehr auf das Sichtbare, auf rasche Resultate und eigennützige Ziele gelenkt haben.
In den vielen so einfach scheinenden Naturbeobachtungen liegen alle Erkenntnisse für uns bereit, etwa: Die Natur in ihrer Ursprünglichkeit kümmert sich nicht um die Norm, oder was wie zu sein hat und was die Gesellschaft vorgibt. Wenn die Natur einer Pflanze die einer Sonnenblume ist, dann lebt sie sich als Sonnenblume, auch wenn sich die Gesellschaft Schneeglöckchen als Resultat vorstellen würde.
Die Natur folgt instinktiv ihren Lebenszyklen, ohne daran etwas komisch zu finden oder ändern zu wollen. Wenn es Zeit ist, nach innen zu gehen und auch im Inneren die eigene Göttlichkeit als Pflanze zu erfahren, dann gibt sie sich einfach ohne Gegenwehr hin und lässt geschehen, was in ihrer Natur angelegt ist (zu meinen beiden Lilien, hat sich inzwischen eine dritte gesellt).
In der Natur fällt die Bewertung von Gut und Böse weg, denn niemals hatte ich das Gefühl, dass die Lilien die Zeit der Blüte als gut erachteten und die Zeit des Zurückziehens mit Trauer verbrachten. Sie strahlten in jedem Abschnitt ihres Seins ihre Liebe der Selbstannahme und des Friedens mit allen Ereignissen aus.
In der Natur würde es einem Bach nicht einfallen, schnurgerade zu fließen, denn das Wasser springt gerne über Steine, es ist neugierig und bewegt sich in Mäandern fort, es weicht aus, nimmt an und auf, tanzt, umstreicht und stellt gleichzeitig ihre Kraft zur Verfügung. Im Wasserfall oder in den schäumenden Wellen des Meeres wird hier gleichzeitig die unendliche Stärke und Weite des Wassers als ein Ganzes von vielen einzelnen Tropfen bewusst. Und in jedem Tropfen ist die Quelle enthalten.
In der Natur verhält sich eine Wildsau nicht wie ein Tiger.
Warum leben wir so hautnah mit dieser Natur, ohne nur ein kleines bisschen davon zu verstehen, zu lernen und sie in ihrem Wesen nachzuahmen, indem wir unsere eigene Natur leben?
Wir Menschen folgen blind der Herde, den Vorgaben von anderen, den Normen der Gesellschaft, den Dogmen und Glaubenssätzen, die man uns übergestülpt hat, den familiären Programmen und wir spielen die verschiedensten Rollen, die uns mehr oder weniger Spaß machen. Selten folgen wir unserer eigenen Natur, unserem göttlichen Wesen, dem Meister, der Heilerin in uns, den uns schützenden Engeln und Geistwesen, weil wir sie und die innere Stimme so wenig wahrnehmen, und auch nicht, was wirklich vor sich geht und wesentlich für uns ist. Daraus entstehen all die Schicksalsschläge, die uns zu uns selbst zurückführen sollen und uns zwingen mögen, uns selbst wie das Wesen der Natur kennen zu lernen und zu erforschen.
Leben wir als Eltern fremdbestimmt, unglücklich, aufopfernd, im Stress, frustriert und genervt, krank ... dann glauben auch unsere Kinder, dass das Leben so ist oder so sein soll, was allerdings in keiner Weise natürlich, echt und wahr ist.
Gottes Schöpfung kennt keine Hast, keine Verurteilung, keinen Widerstand und -spruch, keinen Druck und keinen Zweifel. Sie kennt Lebendigkeit, Freude, Einfachheit, Frieden, Liebe, Erfüllung, Einheit, im Rhythmus des Lebens, im Wachsen und Sterben, hin zum neuen Zyklus des neuen Seins...
Was ist an dieser Ursprünglichkeit so schlimm oder veränderungswürdig? Warum stellen wir uns gegen oder über sie? Warum soll alles so schnell gehen? Warum erheben wir uns und meinen, dass wir es besser wissen als Gott in uns?
Wir sind nichts und ein Niemand! Wenn uns dies einmal bewusst wird, dann können wir uns entspannen und uns unserem Sosein hingeben und es ganz und gar Gott in uns überlassen. Wir brauchen nicht besser, schneller, kompetenter, schöner, begehrenswerter, erfolgreicher, braver und genialer als andere sein. Wir dürfen einfach so sein, wie und was wir jetzt sind! Ohne Wenn und Aber, ohne Müssen, Sollen, ... – und ohne Angst, Eile, Zwang, Krankheit (Disharmonie) und Not.
An diese Stelle möchte ich eine Weisheit von Laotse (herausgegeben von Lin Yutang) setzen, in der er uns warnt, in die Natur der Dinge einzugreifen. Die Folge davon ist Streit, Krieg, Streben, Stress, Unfrieden, ...
„29. Warnung vor dem Eingreifen
Es gibt solche, die wollen die Welt erobern,
Und aus ihr machen (was sie sich vorstellen und begehren).
Ich sehe, dass es ihnen nicht gelingen wird.
(Denn) die Welt ist Gottes eigenes Gefäß;
Es kann (durch menschliches Eingreifen) nicht gemacht werden.
Wer es macht, verdirbt es.
Wer es festhält, verliert es.
Denn: Manche Dinge gehen vorwärts,
Manche Dinge folgen nach.
Manche blasen heiß (aus),
Manche blasen kalt (ein),
Manche sind stark,
Und manche sind schwach;
Manche können brechen
Und andere können fallen.
Daher vermeidet der Weise das Übermaß,
Vermeidet Aufwand,
Vermeidet Hoffart.“
Dies gilt auch für unsere Kinder. Ich bin dafür, möglichst nicht in ihre Natur einzugreifen und sie in ihrem Wesen so zu belassen, wie Gott sie geschaffen hat. Manche sind sensibel, manche sind stark und robust, manche sind introvertiert, manche sind eher extrovertiert, manche sind still und phantasievoll und manche sind lebhaft und kreativ. Lassen wir sie wie sie in ihrem Naturell sind und erziehen, d.h. ziehen wir sie nicht in eine Richtung, die uns beliebt oder die wir auf die Kinder projizieren. Ich bin auch nicht für die antiautoritäre Erziehung, denn das ist lediglich das andere Extrem und zieht damit nur in die andere Richtung. Kinder brauchen einen Rahmen und ihrem Alter gemäß natürliche Grenzen, doch in diesem Schutz, in dieser Liebe dürfen sie so sein, wie sie sind. Sie übertreiben nur oder reagieren, wenn ihr Umfeld nicht in Harmonie ist, weil sie einfach widerspiegeln, was sie spüren, was unecht ist und was Ausgleich braucht.
Es passierte auch mir selbst, dass ich meinen Sohn, als er klein war, stets antrieb, schneller zu sein (z. B. beim Anziehen und Waschen ...) weil ich selbst recht rasch agiere. Heute weiß ich, dass er im Wesen recht ausgeglichen, ruhiger und bedachter ist als ich es bin. Dies hat genauso seine Berechtigung und in vielen Dingen Vorzüge, da er nicht so impulsiv und spontan handelt und sich so manches Fettnäpfchen erspart. Doch es dauerte einige Jahre, bis ich dies annehmen und akzeptieren konnte, denn ich glaubte, die Welt und die anderen Menschen müssten so funktionieren, wie ich es tat oder wünschte. Wie Laotse sagt, gelang es mir nicht, mein Kind so sein zu lassen, wie es ist. Auch zerstörte ich damals dadurch sehr viel Harmonie, die wir heute durch unsere gegenseitige Akzeptanz in unserem Zusammensein genießen können. Erst viel später erlangte ich wesentlich mehr Verständnis durch das Studium der psychologischen Astrologie und verstand, was es bedeutet, dem eigenen Wesen gemäß – als Integrität bekannt – zu leben.
Mit diesem kleinen Beispiel möchte ich Sie anregen, genau zu beobachten, wo Disharmonie in Ihrer Familie herrscht, wer was durch welches Verhalten auszugleichen versucht, was wir als Eltern fordern, und unsere Kinder nicht wirklich erfüllen können, weil es ihrem Wesen nicht entspricht und warum wir sie nicht so sein lassen können, wie sie sind. Erforschen Sie das Wesen Ihrer eigenen Natur, die des Partners und die Ihrer Kinder und korrigieren Sie die Erwartungen, Forderungen und das Übermaß zuerst bei sich selbst. Sie wurden ja auch erzogen und sollten möglichst brav und angepasst funktionieren und den Wünschen der Eltern entsprechen. Sie tun es heute noch und wenn Sie beginnen, ihre ursprüngliche Natur zu leben, dann geben Sie auch allen anderen Personen in Ihrem Umfeld, die Freiheit und den Raum, sie selbst zu sein.
Erst als ich meine spontane und direkte Wildnatur anerkennen und annehmen konnte, durfte auch mein Sohn überlegter, diplomatischer und ruhiger an die Dinge herangehen. Ich überfiel ihn nicht mehr mit Fragen, wenn er nach einem Snowboard-Urlaub nach Hause kam, sondern wartete geduldig, was er von sich aus erzählen wollte. Er ließ mich im Winter getrost ans Meer fliegen, da ich von da immer sehr fröhlich und entspannt zurückkam. Mein Sohn lehrte mich, unsere Gegensätze anzunehmen und einander den Freiraum zu gönnen, nach unseren Wünschen zu handeln. Er genoss auch sonst sehr viel Freiraum, der speziell seinen Lehrern nicht passte, da in unserem Schulsystem Individualität eher nicht vorgesehen ist. Doch das ist ein anderes Thema.
In der Zuordnung des Baumkreises je nach Geburtsdatum ist mein Kind ein Ahornbaum und ich bin eine Linde. Diese beiden Bäume bevorzugen nicht nur ein anderes Wetter, sie sind auch in ihrem Wuchs und ihrer Eigenart völlig verschieden. Sie repräsentieren eine andere Energie, andere Interessen und stehen für andere Wesenszüge, sowie sie auch an anderen Orten vorzufinden sind. Gott sei Dank, dass ich erkennen durfte, dass eine Linde eben kein Ahorn ist und jeder Baum seine eigenen Vorzüge hat und diese für seine individuellen Aufgaben braucht.