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B – wie Bügeln

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Es gibt Tage im Leben meiner Freundin, die mag sie besonders: die Wäschetage. Dann wird gewaschen, was das Zeug hält, soweit das Pulver reicht und bis die Sicherung ausfällt. Danach fühlt sie sich wie aus dem Ei gepellt. Nee, noch nicht ganz. Auch die Seele gehört gewaschen an diesen Wäschetagen, und das ist etwas, das ich nachvollziehen kann. Ich meditiere seit vielen, vielen Jahren. Sie auch, aber sie nennt es bügeln. Erst glaubte ich ihr nicht. Ich glaubte ihr auch nicht, dass sie Mathematik studiert hatte. „Also“, sagte sie, „wenn ich jetzt versuche, dir zu erklären, dass Mathematik etwas sehr Schönes, sehr Harmonisches ist, werde ich dann auf fragende Blicke treffen?“ Ich bejahte das. „Okay, wie soll ich dir dann das Bügeln erklären – es ist dasselbe wie Mathematik.“

Dasselbe wie Meditation, dasselbe wie Mathematik, vielleicht auch noch dasselbe wie Kung Fu und Tischtennis? Ist Bügeln dasselbe wie alles? Laut meiner Freundin irgendwie schon. Am Anfang konzentriere sie sich auf die Temperatur des Bügeleisens und die damit verbundene Reihenfolge der Wäschestücke. Aber spätestens nach der zweiten oder dritten Wassernachfüllung gehe das automatisch, und dann fange der Spaß an. Die rhythmische Bewegung von rechts nach links (und zurück), das tiefe, konzentrierte, ruhige Atmen, die leichte, angenehme Entspannung im Körper, die dir sagt: Du lebst. Und du funktionierst noch. Die Energie fließt und kreist, und die Sonne wird morgen auch nicht vom Himmel fallen. Tatsächlich. Genauso hat sie das gesagt. Mit bügeln bringt meine Freundin primär die Welt wieder in Ordnung. Sekundär meine Hemden. Auch ein schönes Thema. Weiße Hemden. Das universale Kleidungsstück für jeden Anlass und jede Hose. Trägt man es bis zum Bauchnabel offen, fährt man wahrscheinlich auch eine Corvette, ich lasse gern zwei Knöpfe auf, solange das Wetter mitspielt. Das weiße Hemd ist sexy, cool, elegant und professionell, aber all diese Eigenschaften kehren sich in ihr Gegenteil, wenn man es ungebügelt trägt. Jedes verwaschene T-Shirt ist besser als ein zerknittertes Hemd. Darum trug ich lange keine. Erst seitdem ich eine Freundin habe, auf die Bügeln bewusstseinserweiternd wirkt, ist das weiße Hemd in mein Leben zurückgekehrt. Weitere Segnungen des Bügelns sind: Es macht keinen Krach. Und es sieht immer gut aus, wie sie da steht und mit dem heißen Eisen rummacht. Und manchmal denke ich, es sähe noch besser aus, wenn sie es in Reizwäsche täte. Dann könnte man Bügeln auch Vorspiel nennen.

Timmerbergs Beziehungs-ABC

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