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Das Martyrium des heiligen Johannes
ОглавлениеDie dem Johannes zugeschriebene Apokalypse, ein Gleichwort für Offenbarung, zeigt in einem Eingangsblatt sein Martyrium. Der Überlieferung nach konnte ihm die Marter in einem Kessel siedenden Öls nichts anhaben, er blieb unversehrt und wurde auf eine Insel im Mittelmeer verbannt. Dort begann er mit der Niederschrift der Offenbarung. Seine Autorenschaft ist umstritten; die Texte, ganz am Schluss des „Neuen Testamentes“ stehend, sind der Quellenforschung nach älter und weisen bis in die jüdische Bibelüberlieferung des unbarmherzigen Gottes zurück. Der alte Gott Jahve sagt von sich selbst: „Ich bin ein rächender Gott.“ Die messianische Erwartung, die Ankunft des Gottesboten, der die Erneuerung ankündigt und die Umwandlung selbst vollzieht, ist jüdische Überlieferung.
In den Zwiespalt zwischen dem Rachegericht und der Friedensbotschaft gerät der Zimmermann aus Nazareth und geht schließlich daran zugrunde.
Bei der Schilderung von Ankündigungen und Wundern haben sich die Autoren des „Alten Testamentes“ keine Zurückhaltung auferlegt. Mit den „Offenbarungen des Johannes“ wird kein anderer Ton angeschlagen, nur der Anbruch des Gottesstaates als nahe bevorstehend angenommen und dem Rachegericht vorgeschaltet. Ohne Ausrottung des Bösen, keine Erneuerung! Auch der heutige Leser, der diesem Gedanken, wie dem religiösen Gehalt der Holzschnitte fern stehende, wird von der sprachlichen Kraft selbst der Übertragung ins Deutsche, der bildlichen Darstellung des Geschehens berührt. Die Form des Ich-Erzählers, eine „moderne“ literarische Form bezieht den Leser der Offenbarung unmittelbar in das Geschehen ein, der Zerstörung wie der Neugestaltung der Welt und des Menschseins. Dürer hat sich eng an die Erzählung des Neuen Testamentes gehalten und ins Bild umgesetzt; auch ist die von ihm gewählte Größe der Blätter mit dreißig mal vierzig Zentimetern eher ungewöhnlich. Er war sich seiner Sache sicher, mit diesem großen Werk den Zeitgeist getroffen zu haben. Die Aufmerksamkeit des Publikums wurde durch die Menge in der profanen Literatur, den Traktaten und den moralischen Schriften der Humanisten gelenkt, in denen die Zustände gegeißelt wurden. Erasmus von Rotterdam, Reuchlin und später Hutten, Müntzer und Pfeiffer hatten sich der Kritik angenommen. Die Zeit war reif für Veränderungen. Unter Laien wie Theologen hatte sich über die Bibelkritik ein den Veränderungen aufgeschlossenes Weltbild ergeben, wie auch immer der Kampf ausgegangen ist …