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Meine früheste Kindheit

Am 08. November 1938 gegen 17.30 Uhr ging meine Mutter von unserem Omahaus, was in der Hauptstraße im untersten Ortsbereich war, in die Kirchstraße (in der wir bis 1946 wohnten) und sie erkannte: Es war allerhöchste Zeit nach Hause zu kommen, denn um 20.30 Uhr war ich bereits auf der Welt. Die Hebamme wohnte direkt ein Haus weiter und es ging alles gut. Aber sie hatte den 09. November als mein Geburtsdatum errechnet.

Doch der liebe Gott hatte ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der neunte November war „die Kristallnacht“ – ein schlechtes Datum für meine Geburt. Es ging noch einmal gut.

Als Kleinkind wurde ich bereits „Wolkenbruch“ genannt, das bedarf keiner weiteren Erläuterung.

Drei junge Mädchen wollten mich immer mit der Schippel (Kinderwagen) fahren. Aber immer nur für eine war es denn möglich.

Im Kindergarten wurde ich gefragt, was es bei uns zu essen gab. Ich sagte: „Schindelengemüse!“ Was das war konnte sich keiner erklären. Dazu muss ich sagen, dass mein Vater immer Körbe geflochten hat und die Rinde von Haselnussstöcken mit dem Messer abgeschabt hat. Das waren die SCHINDELN. In Wirklichkeit gab es Sauerkraut.

Zur Zeit des 2. Weltkrieges mussten wir bei Fliegeralarm immer in den Keller. Es wurde immer gebetet:

Jungfrau Mutter Gottes mein, lass mich ganz dein Eigen sein …

Das war wohl die erste Stufe, dass ich Jahrzehnte später zum intensiven Muttergottesverehrer wurde.

Eines Tages, als wir bei Fliegeralarm im Keller waren, flogen Bomber vom Osten zurück. Die restlichen Bomben, die sie abwarfen, landeten auf einem Wiesengrundstück zwischen der Kirchstraße und der Steinsmühle. Wir hatten mal wieder Glück!

In der Osterwoche 1945 erreichten die amerikanischen Militärs Dernbach. Sie waren nur kurz da. In der Mittagszeit saßen sie auf der Außentreppe des Hauses in dem wir wohnten und verzehrten Kekse. Die angebrochene Packung und eine Volle, blieben auf der Treppe liegen. Ich hatte nichts Wichtigeres zu tun, als die angebrochene Packung zu leeren. Abends kam mein Vater von der Arbeit zurück und nahm die volle Packung direkt mit in die Wohnung.

Frau Gilles sagte: „Ludwig, wenn das die Amerikaner sehen, die nehmen dich mit.“

Mein Vater sagte aber: „Die haben die Kekse für die Kinder dagelassen und sonst nix.“

Im Kindergarten hatte ich einen Unfall. Wir sind immer vom Zaun gelaufen und in den Sandkasten gesprungen. Einmal bin ich zu früh abgesprungen und landete mit dem Kopf auf der Mauer. Ich war bewusstlos. Meine Mutter wurde gerufen und fuhr mich mit dem Kinderwagen in das Krankenhaus Dernbach. Ich war eine Woche krank, aber es ging noch einmal gut.

Ein Pilgerkreuz geht auf Reisen

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