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Mittwochnacht, 9. November 1938 (“Reichskristallnacht”)

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Die Menschen erschraken zutiefst, als sie mitternächtlich aus dem Schlaf gerissen wurden und beim Blick aus den Fenstern das Wüten der SA-Horden mit den Braunhemden vor den Geschäften und Häusern der Juden ashen, wie sie die Türen und Fenster zerschlugen, so auch an den Synagogen, die sie dann mit ihren Kostbarkeiten in Brand steckten. Als die Menschen an und hinter den meist zugezogenen Fenstern noch das Weinen und Wimmern der jüdischen Frauen und Kinder hörten und verfolgten, wie die Horden mit Knüppeln auf wehr- und hilflose Männer bis ins hohe Alter einschlugen, die auf Lastwagen verladen und fortgefahren wurden, überkam sie mit dem arischen Blut doch die Trauer und bei einigen das Scham- und Schuldgefühl wegen des Unrechts und der Unmenschlichkeit, und bei allen die Angst, wie das noch weitergehen soll mit dem Wahn und der Grausamkeit. Wer konnte den armen Menschen in der Dunkelheit noch helfen, um sie vor dem Untergang zu retten? Wer mit dem arischen Blut hätte denn den Mut dazu gehabt? Diese Frage hatten doch manche in ihren Köpfen und wenigere in ihren Herzen, als sich die Fenster schlossen und die Räume abgedunkelt blieben.

Es waren die Pogromnächte des Novembers 1938. Diese Mittwochnacht ging in die Geschichte ein als die ‘Reichskristallnacht’ oder the ‘Night of Broken Glass’. Die Schändungen und unmenschlichen Gewalttaten wurden vom Nazi-Regime gegen die Juden in Deutschland und Österreich organisiert und gesteuert.

Dabei wurden vom 7. bis 13. November etwa 800 Juden ermordet, 400 davon in der Nacht vom 9. auf den 10. November. Über 1.400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Ab dem 10. November wurden ungefähr 30.000 Juden in Konzentrationslagern inhaftiert, wo mindestens weitere 400 ermordet wurden oder an Haftfolgen starben.

Die Pogrome markieren den Übergang von der Diskriminierung der deutschen Juden seit 1933 zur systematischen Verfolgung, die knapp drei Jahre später in den Holocaust mündete.

Es mangelte an mutigen Menschen, die den bedrohten Menschen in der Nacht und den folgenden Tagen und Nächten beistanden und zu Hilfe kamen. Die wenigen, die es taten, wurden von den SA-Truppen verwarnt, verprügelt und mit den Juden abtransportiert. Einige dieser Helfer landeten mit den Juden im KZ.

‘Sein’ ist der umfassende Begriff für alle Dinge des Daseins. Das trifft für den Grund als den Boden und alle sichtbaren Dinge darüber zu. Sein ist die Grundlage alles Seienden und damit die Welt der Dinge, die sich dem Seienden zuwenden, entgegenstrecken und entwickeln. Alle Denk- und gegenständlichen Prozesse finden in der Aura des Seins statt und treten aus der Welt der Ideen in die Welt des Fassbaren und damit des Begreifbaren ein.

Seiendes und Sein sind zwei unterschiedliche Dinge. Im Sein gibt es verschiedene Erkenntnisstufen oder Erkenntnishöhen. Es Ist Aufgabe der Differenzierung und Anwendung des mathematischen Differenzials, um das Sein verstandesmäßig auf der entsprechenden Höhe dem Seienden zuzusprechen mit der Richtungsformel: Ab einer bestimmten Verstehenshöhe aufwärts wird das Sein zum ‘Ist’ einer real existierenden Größe. (Heidegger, 1889-1976)

Der Mensch fragt nach seinem Sein und drückt die Sorge zu dem aus, was ihm in seinem Dasein der Alltag gibt. Die Sorge legt die Denkasymptote direkt an das Ende seiner Zeitlichkeit, was das Ende des Lebens auf der Welt betrifft durch den Tod mit den offenen Fragen, was den Menschen nach dem Tode erwartet.

Die Permanenz der Sorge mit der Angst vor dem existenziellen Totalverlust und Untergang prägt den Charakter beim Durchschreiten des Lebens in seinen Höhen und Tiefen und die Art der Direktheit in den Lösungsversuchen der prinzipiellen und alltäglichen Probleme.

Hoffnung und Gewissheit (Römer 8, 18-26): Denn ich halte dafür, dass dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht wert sei, die an uns soll offenbart werden.

Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet, dass Gottes Kinder offenbar werden. Es ist die Kreatur unterworfen der Vergänglichkeit – ohne ihren Willen, sondern um des willen, der sie unterworfen hat – auf Hoffnung; denn auch die Kreatur wird frei werden von der Knechtschaft des vergänglichen Wesens zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes.

Denn wir wissen, dass alle Kreatur sehnet sich mit uns und ängstet sich noch immerdar. Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir haben des Geistes Erstlingsgabe, sehnen uns auch bei uns selbst nach der Kindschaft und warten auf unsers Leibes Erlösung.

Denn wir sind wohl gerettet, doch auf Hoffnung. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man des hoffen, das man sieht? Wenn wir aber des hoffen, das wir nicht sehen, so warten wir sein mit Geduld. Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen.


Verstand und Verstehen

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