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Das Gebot der Menschlichkeit

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Im Zeitalter rapide voranschreitender Wissenschaften und Technik muss die Ethik substantiell tiefer und umfassender verstanden werden, um die ‘Superkräfte’ unter Kontrolle zu bringen beziehungsweise zu zähmen, bevor sie im Chaos der Katastrophen die Menschheit in den Abgrund treiben.

Die verantwortungslose Unterwerfung der Natur hat den Menschen selbst ergriffen mit den Folgen, die psychologisch wie physiologisch im höchsten Maße erstaunen und erschrecken lassen und in der Behandlung der Erkrankungen bisher ungekannte Herausforderungen abverlangen. Die Gefahren liegen in den orphisch-kosmologischen Größen der Endgültigkeit. Denn was der Mensch dieser Zeit zu tun in der Lage ist, das hat es noch nie gegeben.

Da auf die Menschheit die überlieferte Weisheit mit ihrem Wissen gerichtet ist, steigert sich die Seinsproblematik in der Zunahme zur Exponentialfunktion. Die mit dieser Weisheit überlieferte Ethik zeigt dagegen keine Grenzwerte auf, die sich auf das gegenwärtige Tun und Schaffen beziehen und sie umfahren und eingrenzen. Die Sicherheitszone des Seins ist nicht eindeutig markiert, um die apokalyptischen Auswirkungen zu vermeiden. Die Norm zwischen ‘Gut’ und ‘Schlecht’ ist nicht klar gezeichnet.

Die moderne Technologie muss von den Axiomen der Ethik noch erfasst und begriffen werden. Es ist die Relativität der geistig-inneren und der technisch-äußeren Werte, die in ihren Fassungen und Dehnungen noch verstanden werden müssen. Die Asymptoten sind den ethischen Prinzipien anzulegen, um sie zu fassen und die Wahrscheinlichkeit drohender Gefahren frühzeitig zu erkennen.

Das Bild vom Menschen ist verzerrt, dass nach der Klärung gesucht wird, um die Sicht und Ordnung im Daseinsgeflecht herzustellen. Es trifft das Seelische wie das Physische im Leben mit der zeitorientierten Prämisse des Überlebens. Die Asymptoten auf dem Wege der weiterführenden Ethik tangieren das Sein des Menschen in der Frage, warum es Menschen auf dem Planeten überhaupt gibt. Mit dem Anlegen der Asymptote an den heutigen Daseinskreis ergibt sich die zweite Frage nach der Existenz des Menschen für die Zukunft. Diese Teilfrage schließt die Sicherung der Existenz ein. Die Zukunft mit ihren Detailverzweigungen gewinnt an Bedeutung, weil das Leben mit dem Überleben dem wachsenden Wagnis entspricht.

Die Fragen nach Sein und Sollen sind in ihrer Bedeutung durch die Besonderheiten in der wissenschaftlich-technischen Hochentwicklung ontologisch noch wichtiger und umfassender geworden. Im Leben und Überleben ist mit der Zunahme des Seins auch die Verantwortung in der Pflicht umfangreicher geworden. Das öffnet den Fragenfächer zur Trag- und Ertragsfähigkeit des Menschen in seiner eigenen beziehungsweise in der ihm zugewiesenen Kausalität.

Sicht und Wissen um den Menschen beziehen holistisch die planetaren Weiten in das Bewusstsein der personalen Kausalität ein. Da zentriert sich die Ethik auf den Grad der Sittlichkeit in der Sichtweise und Sichtanalyse in der Einbeziehung des Mitmenschen. Im Denken, Tun und in der Gesellschaft befasst sich die Ethik mit den Handlungen großer und größter Reichweiten, was über die Vorurteile, das Vorwissen und die bloßen Mutmaßungen hinausgeht. Denn das Wissen bleibt schon in der Vorstufe problematisch, was zu fehlerhaften Fernwirkungen führen kann, die zum Teil nicht umkehrbar sind.

All das ruft die Verantwortung ins Zentrum der Ethik in den Dimensionen von Raum und Zeit. Es wird die Verantwortung sein, die im Denken und Handeln immer wieder auf den Prüfstand kommt, weil es der Mensch ist, der sich in den Fehlern verrennt, verhakt und hängenbleibt.

Der technische Fortschritt in seiner globalen Dynamik übersteigt in der denkerischen Reflexion die Grenzen des Wirklichen, dass es seelisch und physisch zu Störungen im Befinden durch Vereinsamung mit dem Gefühl der Verlorenheit und zu psychisch-körperlichen Erkrankungen kommt, die das individuelle Dasein sozial marginalisieren und in die Tiefen des Elends reißen.

Die äußere Fortschrittsdynamik geht mit der inneren Depression einher, wo die Hoffnung auf das Leben in menschlicher Würde in die Hoffnungslosigkeit umschlägt und auf dem Boden der Verzweiflung und Zerrüttung liegenbleibt. In der Zielsetzung kommt die menschliche Unbescheidenheit hinzu, dass der eingschlagene Weg oft der falsche ist und nicht zum Ziel führt. Deshalb schließt die Verantwortung die Axiome ‘Furcht’ und ‘Ehrfurcht’ ein, um als Mensch in der zweifelhaften Freiheit sich gegen die willkürlichen Übergriffe von Macht und Unrecht zu schützen. Utopie ist die eine Seite und Wirklichkeit die andere Seite des Daseins, dazwischen gibt es keine scharfe Grenze.

Zwischen Relativität und Wirklichkeit

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