Читать книгу Mitten unter euch ... - Helmut Schlegel - Страница 10

Оглавление

DEN TRÄUMEN TRAUEN

AN EINEM ADVENTSABEND

Vorbereiten

In der Mitte des Raumes ist eine Josefsfigur (evtl. aus der Krippe) aufgestellt.

Einstimmen

Herzlich begrüße ich Sie zu dieser Feier. Sie kommen nach einem ausgefüllten Tag hierher. Da tut es gut, ruhig zu werden und sich auf das einzustimmen, was den Advent ausmacht: die Ankunft Gottes bei uns.

Ich habe heute eine Figur mitgebracht, die zur Weihnachtskrippe dazugehört wie das Kind, die Mutter des Kindes, die Hirten und die Schafe: Josef von Nazaret. Und obwohl er ja in der Mitte der Krippe steht, direkt neben dem Kind, kennen wir ihn kaum. Er war Zimmermann von Beruf, heißt es in der Bibel. Wahrscheinlich war er ein Bauhandwerker, der mit Steinen und Holz gearbeitet hat. Ansonsten wissen wir wenig von diesem Mann. Er war still, aber keineswegs ein Duckmäuser oder Leisetreter. Josef war ein Mensch, der da war, wo er gebraucht wurde. Die Bibel beschreibt uns im Lukasevangelium, dass sich Josef mit seiner Verlobten Maria und mit dem ungeborenen Kind auf den Weg machte – von Nazaret nach Betlehem, wo das Kind geboren wurde. Das war sein Adventsweg. Wir gehen auch einen Weg durch den Advent hin zum Fest der Menschwerdung. Vielleicht kann uns da dieser Josef Begleiter sein. Vielleicht schauen wir auf ihn und fragen: Wie hast du das gemacht? Und wie können wir heute unseren Weg gehen?

Vor Gott bringen

Guter Gott,

Gerade in dieser Zeit spüren wir unsere Sehnsucht nach Frieden, Gerechtigkeit und Liebe. Wir glauben, du bist es, der uns diese Sehnsucht ins Herz gepflanzt hat, und du willst, dass sie erfüllt werde.

Auf dem Weg durch den Advent ist Josef von Nazaret für uns ein lichtvoller Wegbegleiter.

Gib uns Ohren, die hören können wie er. Dann können wir in der Stille dein Wort vernehmen.

Gib uns Hände, die zupacken können wie er. Dann können wir tun, wozu du uns berufen hast.

Gib uns Geduld, die ungelösten Fragen auszuhalten wie er. Dann können wir warten, bis du uns Antwort gibst.

Hören

Mt 1,18–25

Vertiefen

Kein einziges Wort ist uns von Josef überliefert. Auch in dem Text, den wir gerade gehört haben, sagt er nichts. Und doch spricht er bis heute mit eindringlicher Sprache.

Er spricht in einer Sprache, die heute in einer oft so geschwätzigen Zeit ganz fremd und doch ganz wichtig ist – die Sprache des Schweigens. Im Schweigen hören wir besser. Josef hat diese Sprache verstanden, darum ist sein Schweigen so wertvoll. Er zeigt mir, was wichtig ist: einmal nur zuhören, nicht sofort etwas erwidern. Auch die Kritik aushalten. Ab und zu in die Stille gehen. Den inneren Betrieb ruhen lassen.

Die Bibel sagt uns, dass Josef die Sprache der Träume verstand. Immer wieder wird er im Traum auf das hingewiesen, was wirklich zählt: die Führung Gottes. Gott überrascht uns oft mit seinen Plänen – wie damals Josef. „Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage.“ (Mt 2,13) Und wieder: „Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und zieh in das Land Israel; denn die Leute, die dem Kind nach dem Leben getrachtet haben, sind tot.“ (Mt 2,20) – Josef ist kein Mensch des Stillsitzens. Er steht auf und geht – auf Gottes Geheiß. Er geht, ohne den Weg zu kennen. Allein die Zuversicht und der feste Glaube an Gott leiten ihn.

Gibt es nicht in jedem Leben so etwas wie Führung? Einen roten Faden, der sich durchzieht und den wir oft gar nicht sehen? Vielleicht lässt er sich in der Adventszeit entdecken.

Josef blieb. Die Treue hielt ihn. Auch dann, wenn viele und vieles dagegensprach. Er blieb bei Maria, die ein Kind erwartete, das nicht seines war. Er blieb bei diesem Kind, das schon in jungen Jahren bedroht wurde. Er wollte ihm Halt bieten und es schützen.

Bleiben. Das ist nicht sitzen bleiben, sondern treu bleiben. Zu einer Entscheidung stehen, die ich getroffen habe. Zum Wort stehen, das ich gegeben habe. Zu Menschen stehen, die ich mir vertraut gemacht habe. Braucht die Welt heute nicht gerade dieses Bleiben? Das kann anstrengend sein. Treue kostet Kraft. Aber sie ist das Fundament eines gelingenden Lebens. Sie erinnert uns daran, dass wir alle von der Treue Gottes leben.

Alternative

Dialog mit Josef

(vorgetragen von zwei Sprecher*innen)

I

Du stehst am Rand, Josef.

Von dir ist nur in Nebensätzen die Rede.

Du selbst sagst nichts.

Kein Wort ist uns von dir überliefert.

Aber heute bist du in unserem Blickfeld.

Du tust etwas.

Nicht irgendetwas.

Du tust, was der Engel dir sagt.

II

Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich gelitten

habe.

Maria erwartete ein Kind.

Und ich, ihr Verlobter, wusste nicht, wer der Vater ist.

Durch das Wirken des Heiligen Geistes, sagte sie.

Aber wer kann das begreifen?

Ich war zerrissen zwischen Zweifel und Vertrauen.

Ich werde mich in aller Stille von ihr trennen,

beschloss ich.

I

Ich kann das gut nachfühlen, Josef.

Wie konntest du vertrauen, wenn alles dagegensprach?

Wie konntest du glauben, wenn solche Zweifel an

dir nagten?

Ich kenne diese Not:

Durch eine dunkle Nacht gehen, auch wenn ich kein

Licht sehe.

Das ist unendlich schwer. –

Aber du hattest einen Traum …

II

Es war in Wahrheit viel mehr als ein Traum.

Es war ein Wort, das mich nicht mehr losließ.

Es war eine Gewissheit, die in mir wuchs:

Gott ist mit mir.

Mit uns.

Mit Maria – ihr Kind ist aus Gott.

Aber auch mit mir – mein Glaube ist aus Gott.

Darum fürchte ich mich nicht mehr vor meinen Zweifeln.

Gott ist mit uns.

Auch wenn die Fragen bleiben.

Das ist mehr als ein Traum.

Bitten

Gott, du hast uns zugesagt, dass du uns treu bleibst, auch dann, wenn wir an deinem Wort zweifeln oder zu fallen drohen. Du hast uns ermutigt, mit allem, was uns bewegt, zu dir zu kommen und dich zu bitten. Es bewegt uns, dass unser Glaube ständig in Bewegung ist zwischen bleiben und aufbrechen, danken und stumm sein, Freude und Enttäuschung.

Stille

Es bewegt uns, dass Frauen und Männer, die ihr Glück mit einem Partner oder einer Partnerin gesucht haben, um einen gemeinsamen Weg ringen oder gar eines Tages vor den Trümmern ihrer Beziehung stehen.

Stille

Es bewegt uns, dass die Welt von einem existentiellen Abgrund bedroht wird, den wir beschönigend „Klimakrise“ nennen. Mehr und mehr gerät unsere Gewissheit ins Wanken, dass alles machbar ist und wir uns alles nehmen dürfen. Die ganze Welt hielt den Atem an, als der Corona-Virus über die Menschheit hereinbrach. Ob es uns eine Lehre ist?

Stille

Es bewegt uns, dass Kinder ohne Liebe aufwachsen müssen und seelisch verwahrlosen. Es bewegt uns, dass wir Erwachsene oft nur unsere Welt und unsere Sorgen sehen.

Stille

Es bewegt uns, dass in unserem Land viele in Altersarmut, Obdachlosigkeit und in Angst vor Fremdenhass leben müssen, während sich viele von dieser Not nicht berühren lassen.

Stille

Es bewegt uns, dass unser Leben begrenzt ist und dass uns der Tod viele unserer Nahestehenden bereits genommen hat. Es tröstet uns die Hoffnung, dass sie bei dir ein Zuhause finden.

Stille

Lass uns das alles in ein schlichtes Gebet kleiden: Du, Gott, wirst uns tragen und niemals im Stich lassen. Darauf verlassen wir uns heute und immer und in Ewigkeit.

Singen

Ein Lied für Josef von Nazaret

Träumen gehorchen,

Stille verstehn,

warten und schweigen,

hören wie du.

Heiliger Josef, führ uns zu Jesus,

teile mit uns deinen Glauben

an ihn.

Aufbrüche wagen,

Furcht widerstehn

Zuversicht leben,

hoffen wie du.

Heiliger Josef, führ uns zu Jesus,

teile mit uns deine Hoffnung

auf ihn.

Da sein und treu sein,

gut und gerecht,

schützen und trösten

lieben wie du.

Heiliger Josef, führ uns zu Jesus,

teile mit uns deine Liebe

zu ihm.

Helmut Schlegel

(GL-Diözesananhang Freiburg/Rottenburg-Stuttgart, 907)

Segnen

Gott sende uns immer wieder einen Engel.

Einen Weck-Engel, der uns wachrüttelt,

einen Weg-Engel, der uns den Weg weist,

einen Trost-Engel, der uns auch in der Trostlosigkeit

begleitet,

einen Schutz-Engel, der uns den Rücken stärkt,

einen Segens-Engel, der uns deinen Frieden bringt.

Das gebe uns der Vater und der Sohn und der Heilige

Geist. Amen.

Mitten unter euch ...

Подняться наверх