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WIE PHÖNIX AUS DER ASCHE

ASCHERMITTWOCH

Vorbereiten

Vor der Kirche: eine Wanne mit Palmzweigen vom letzten Jahr

In der Kirche: ein Bild des „Phönix in den Flammen“ (12. Jahrhundert, Aberdeen Bestiarium)


Alle versammeln sich vor der Kirche und bilden einen Kreis. Die Zweige werden angezündet. Alle verweilen in Stille.

Einstimmen

Hier vor der Kirche begrüße ich Sie. Das mag Sie verwundern, gewöhnlich treffen wir uns nur in der Osternacht um das Feuer vor der Kirche. Heute verbrennen wir die Palmzweige vom letzten Jahr. Was vom Feuer bleibt, ist nur Asche. Beides gehört zusammen – Feuer und Asche. Und beide sind urreligiöse Symbole. Das Feuer steht für Energie und Leidenschaft. Und auch für den Heiligen Geist. Die Asche steht für Vergänglichkeit und Tod. Aber auch in der Asche steckt Zukunft. Darin sind wertvoll Mineralien enthalten. Viele Menschen tragen Asche in ihre Gärten und düngen damit den Boden. So wird aus Totem neues Leben.

Segnen

Gott, im Feuer hat dich Mose erkannt, als du im brennenden Dornbusch deinen Namen geoffenbart hast: Ich bin der ICH-BIN-DA. Im Zeichen des Feuers ist am Pfingstfest der Heilige Geist über die Jüngerinnen und Jünger gekommen. Für uns wird im Feuer das Geheimnis deiner Kraft und deiner Wärme spürbar. Segne dieses Feuer.

Segne auch die Asche, die von den brennenden Zweigen übrigbleibt. Sie erinnert uns daran, dass alles vergänglich ist und sich wandelt.

Im Zeichen des Kreuzes wird Asche auf unser Haupt gestreut. So erinnern wir uns an Jesus Christus, der wie wir den Weg alles Vergänglichen ging und den Tod auf sich nahm, um der Welt das Leben zu schenken. Er sei mit uns in den heiligen vierzig Tagen, die heute beginnen.

Segne auch uns und erneuere uns in Jesus Christus, deinem Sohn, damit wir ihm ähnlich werden.

Alle gehen schweigend in die Kirche und nehmen ihre Plätze ein.

Hören

Joh 12,20–26

Vertiefen

Dazu kann das Bild vom „Phönix in den Flammen“ ausgeteilt werden.

In der Antike wurde in verschiedenen Kulturen – so in Ägypten, China und Griechenland – die Geschichte von einem wundervollen, einzigartigen Vogel erzählt. Der Vogel heißt Phönix. Er wird, so die Legende, aus den reinigenden Flammen des Feuers geboren. Das flammende Gefieder leuchtet in seinen goldenen, feuerroten und blauen Tönen. Der Vogel ist ein Symbol von Weisheit, von Gelassenheit und Urvertrauen. Aber auch der Phönix ist vergänglich. Wenn sich die Zeit seines Lebens zum Ende neigt, fliegt der Vogel am Abend in die Wüste hinaus und bereitet sich ein Nest in den grünen Wedeln der größten Palme. Zum Bau des Nestes verwendet er kostbare Gewürze und duftende Harze. Die ganze Nacht baut er und vollendet sein Nest mit der Morgendämmerung. Er beginnt zu singen, und der Gesang zieht die Strahlen der Sonne in seinen Bann. Diese aber entflammen das Nest und den unermüdlich singenden Feuervogel, der eingebettet in den Gerüchen aus Zimt, Weihrauch und Myrrhe unter Schmerzen dieses Leben verlässt. Schon nach drei Tagen wird aus der Asche ein neuer Phönix geboren. Der junge Vogel entsteigt ihr in strahlender Schönheit und fliegt in seine Heimat zurück.

Warum erzähle ich Ihnen diese Legende? „Wie Phönix aus der Asche steigen“ – dies ist eine bekannte Redewendung. Sie besagt, dass es immer Hoffnung auf einen neuen Anfang gibt. Ja, dass sogar das Tote – dafür steht das Symbol der Asche – fruchtbar werden kann.

Es wundert nicht, dass diese Legende von den Christen der ersten Jahrhunderte aufgegriffen wurde. Der wahre Phönix, sagten sie, ist Christus. Er hat sein Leben hingegeben. Er ist das Weizenkorn, das in die Erde fällt, seine Gestalt verliert und stirbt. Aber das ist nicht das Ende. Christus steigt aus dem Grab und verheißt uns allen neues Leben. Wer ihm nachfolgt, wer wie er die Verwandlung auf sich nimmt, der geht mit ihm auch den Weg der Auferstehung.

Um Erbarmen bitten

Du, unser Gott, gib uns reinen Geist;

gib uns deinen Atem, damit wir in allem dich sehen. Herr, erbarme dich.

Du unser Gott, gib uns demütigen Geist;

gib uns deine Liebe, damit wir uns öffnen und dich hören.

Herr, erbarme dich.

Du unser Gott, gib uns liebenden Geist;

gib uns dein Wort, damit wir dir glauben und dich lieben.

Herr, erbarme dich.

(nach einem Text von Dag Hammarskjöld)

Bezeichnung mit dem Aschenkreuz

Die aus der Wanne vor der Kirche entnommene Asche wird vor den Augen der Gläubigen mit einem Sieb gereinigt und in eine oder mehrere Schalen gefüllt. Der*die Leiter*in zeichnet den Gläubigen mit Asche ein Kreuz auf die Stirn und spricht jedem*jeder zu:

„Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe.

Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,14)

Bitten

Christus, um eines bitten wir dich vor allem: Bleibe bei uns!

Bleibe bei uns! Wir sind müde vom Weg. Du bestärkst uns durch dein gutes Wort.

Bleib bei uns! Entmutigung schleicht in unsere Herzen ein. Du entflammst in uns neuen Mut durch die österliche Gewissheit.

Bleibe bei uns! Wir können oft nicht an unsere Berufung glauben. Du sendest uns, Zeugen deiner Auferstehung zu sein.

Bleibe bei uns! Wir wissen um die Menschen, die in unserer Gesellschaft am verwundbarsten sind. Du ermutigst uns zu heilen.

Bleibe bei uns! Wir haben Sorge um die Kinder und Jugendlichen, die in eine ungewisse Zukunft gehen. Du festigst in uns die Verantwortung für unsere Erde.

Bleibe bei uns, Herr! In unserer Stadt / unserem Dorf leben Menschen, die alt und krank sind. Viele fühlen sich einsam. Du gibst uns die Kraft, sie aufzurichten.

Mit dir, Christus, rufen wir zu deinem Gott und zu unserem Gott:

Vaterunser

Segnen

Meister Eckhardt hat die Seele des Menschen als einen großen Raum beschrieben, den Gott mit seiner Gegenwart erfüllen möchte. Mit den Worten von Meister Eckhardt bitten wir um Gottes Segen.

Wäre ich so bereit und fände Gott so weit Raum in mir wie in Jesus Christus, er würde mich ebenso völlig mit seiner Flut erfüllen.

Denn der Heilige Geist kann sich nicht enthalten, in all das zu fließen, wo er Raum findet und so weit, wie er Raum findet. Nie hat ein Mensch nach irgendetwas so begehrt, wie Gott danach begehrt, den Menschen dahin zu bringen, dass er ihn erkenne.

Wir bitten darum, dich, Gott, in allem zu erkennen. Schenke uns deinen Segen und deine Kraft. Amen.

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