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SPURENSUCHE

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Zurückhaltung ist keine der modernen Tugenden. Wer bescheiden ist, anderen den Vortritt lässt und schweigt, gilt sogar als unterwürfig, ängstlich, feige. Und das aus gutem Grund. Unsere Geschichte lehrt uns, dass Gehorsam und Autoritätsgläubigkeit allzu oft von staatlichen und kirchlichen Obrigkeiten missbraucht worden sind. Und damit machen sich jene, die zurückhaltend auftreten oder zur Zurückhaltung mahnen, unter Umständen mitschuldig an Gewalt und Unterdrückung.

Eine moderne Ethik zielt eher in die Gegenrichtung: Gelobt wird der mündige Bürger und Christ, der sicher auftritt, seine Rechte einfordert, Andersdenkende konfrontiert und zielorientiert handelt.

Auf den ersten Blick klingt dieses Gebot der Gelassenheit, das Angelo Roncalli vor mehr als einem halben Jahrhundert aufgestellt hat, für uns Heutige veraltet und verstaubt. – Ob es nicht gerade deswegen wieder in Erinnerung gerufen werden muss? Braucht unser Streben nach einem selbstbestimmten Leben eine Korrektur? Gerät es zu sehr auf die Spur des Individualismus und der privaten Beliebigkeit?

Heute, nur heute

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