Читать книгу Natternsteine - Helmut Vorndran - Страница 8
Prolog
ОглавлениеDas Loch war nun tief genug. Beim Ablegen des Schädels ging er mit größter Sorgfalt vor, denn die Augen mussten genau ausgerichtet sein. Auch wenn sie in dieser Welt bereits tot waren, so konnten sie dennoch sehen. Vor allem aber sollten sie gesehen werden. Von ihm, in dessen Auftrag er gehandelt hatte. Denn er tat nur, was ihm vor langer Zeit aufgetragen worden war.
Eigentlich wollte er diesen Auftrag nicht, er hatte ihn nie gewollt. Trotzdem musste er ihn erfüllen, so gut es ihm nur möglich war.
Er war ein folgsamer Schüler des Herrn.
Also justierte er den blutigen Schädel penibel, bis er mit dessen Position im Loch vollends zufrieden war, dann legte er den Finger mit dem daran befindlichen Ring daneben. Er neigte den Kopf und murmelte leise die rituellen Worte. Sie durften keinesfalls vergessen werden, sie waren wichtig, sehr wichtig sogar. Noch einmal schaute er sich um und ließ seinen Blick prüfend durch die Dunkelheit wandern, aber es war wie immer nichts Verdächtiges zu bemerken. Zügig begann er, das Loch wieder mit Erde zu befüllen, bis nichts mehr davon zu sehen war außer einer runden braunen Stelle im Gras, die bald wieder bewachsen sein würde.
Er erhob sich und packte den Klappspaten fest mit beiden Händen, fast so, als wollte er für einen Moment an ihm Halt suchen.
Dies war ein besonderer Moment. Es war vollendet und fast vollkommen.
Die Anspannung begann Stück für Stück von ihm abzufallen. Noch wusste er nicht so recht, was er mit diesem seltsam euphorischen Gefühl innerer Befriedigung anfangen sollte, aber ganz sicher gefiel es ihm. Ein schmales Lächeln umspielte seinen Mund, er legte den Kopf in den Nacken und sah nach oben in den Nachthimmel. Es war eine wolkenlose Nacht, helle Sterne funkelten zu ihm herab, und er wusste, dass es nun nur noch eines zu tun gab.
Das Lächeln wich, und in seine Augen trat ein harter metallischer Glanz. Es war genug, er konnte nicht ewig auf sie aufpassen und sie beschützen. Wenn er sie nicht bekehren konnte, wenn sie wirklich nicht willens war, das Böse zu erkennen und abzuweisen, sich nicht zu ihm, zur guten Seite, bekennen wollte, dann konnte er ihr nur noch den letzten Dienst erweisen.