Читать книгу Das Primat des Körperlichen im Gesundheitssystem - Helmut Wilde - Страница 6

Оглавление

1. Die Begrenzung auf den Körper in der Medizin

Erfahrbar wird diese Begrenzung vor allem beim Aufsuchen eines Arztes. In den Arztpraxen werden die Ursachen von Erkrankungen auf der körperlichen Ebene liegend gesehen. Der Arzt filtert, aus einem in der Regel sehr kurzen Gespräch, die für eine Diagnosestellung relevanten Informationen heraus, verdichtet diese, und stellt eine Diagnose. Ergänzend erfolgen ggf. Laboruntersuchungen und Bildaufnahmen, wie MRT, CT oder Sonographie. Ist die Diagnose einigermaßen gesichert, werden in der Regel Medikamente, z.T. auch manuelle Therapien oder falls erforderlich Operationen veranlasst, d.h. Diagnostik und Therapie verbleiben in der Regel auf der körperlichen Ebene.

Da in den Praxen in der Regel Medikamente verschrieben werden, soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass diese Nebenwirkungen haben können und je gravierender eine Erkrankung ist, die Liste möglicher Nebenwirkungen zum einen ansteigt und zum anderen drastischer sein dürften. Bereits bei freiverkäuflichen Schmerzmitteln können sehr gravierende Nebenwirkungen auftreten. Deshalb sollten diese nicht öfter als 5x pro Monat eingenommen werden (Gottschling 2017).

Die Diagnostik und Therapie sollte im Sinne des erweiterten bio-psycho-ökosozialen Verständnisses von Gesundheit und Krankheit (vgl. Egger 2015), stets und gleichzeitig auf diesen Systemebenen erfolgen, da dadurch vielfältigere Möglichkeiten vorhanden sind, Krankheiten zu behandeln und Gesundheit wiederherzustellen bzw. zu erhalten. Diese Systemebenen sind in wechselseitiger Kausalität (Brunner 2017) miteinander verbunden, d.h. Interventionen auf der biologischen, der mentalen, der sozialen Ebene und den Lebensverhältnissen wirken sich jeweils auf die anderen Systemebenen und auf das Gehirn aus.

Insbesondere Schmerz ist ein bio-psycho-soziales Phänomen, das in der Medizin in dieser Form bereits in den 60-ziger Jahren durch Gorge Engel (vgl. Engel et al. 2011) bekannt gemacht wurde, jedoch in der täglichen Praxis höchst selten zur Anwendung gelangt. Stattdessen werden in biomedizinisch orientierten Behandlungseinrichtungen hochpotente Opioide verschrieben.

Infolge der Nichtintegration dieser Systemebenen werden mangels vorhandener Konzepte, bereits zu einem frühen Zeitpunkt, im Sinne einer Ausschlussdiagnostik, drastische Erkrankungen (z.B. Alzheimer oder Krebs) angenommen, welche entsprechende diagnostische Abklärungen und dadurch entstehende Kosten zur Folge haben, die jedoch i. d. Regel nicht bestätigt werden. Präventive Untersuchungen, z.B. Mammographie, PSA Tests (z.B. Cochrane.de), sind wegen der Möglichkeit häufiger falsch positiver Diagnosen fragwürdig.

Literatur:

Brunner, Jürgen (2017): Psychotherapie und Neurobiologie. – Neurowissenschaftliche Erkenntnisse für die psychotherapeutische Praxis.

Egger, Josef W. (2015): Integrative Verhaltenstherapie und psychotherapeutische Medizin. - Ein biopsychosoziales Modell.

Engel, George L., Adler, Rolf H. & Grögler, Andreas (2011): Schmerz umfassend verstehen: Der biopsychosoziale Ansatz zeigt den Weg.

Gottschling, S. (2017): Schmerz Los werden. - Warum so viele Menschen unnötig leiden und was wirklich hilft.

1.1 Fallbeispiel

Ich hatte gesundheitliche Beschwerden, die insbesondere beim Mountainbike fahren auftraten, jedoch zunächst unspezifisch und undeutlich waren.

Ich testete über mehrere Monate viele verschiedene Hypothesen, die nach jeweiliger Erprobung die Beschwerden nicht schlüssig erklärten. Schließlich fand ich eine Erklärung, die sich, wie sich später herausstellte, als zutreffend erweisen sollte. Es handelte sich bei den Beschwerden um die Symptome einer Angina pectoris und zwar in der belastungsabhängigen Form. Auch ein Ödem in den Sprunggelenken, dass seinerzeit medikamentös bedingt aufgetreten war und sich nach Absetzen des Medikaments nicht vollständig zurückbildet hatte, war ein Grund, eine Herzuntersuchung anzustreben, da Ärzte annehmen, dass dies auch durch eine Herzinsuffizienz (ggf. auch Niere) verursacht sein könnte. Zusammen genommen ließ ich mir jedoch Zeit, zu entscheiden, wann die Herzuntersuchung erfolgen sollte.

Es vergingen mehrere Monate, bis ich einen Arzt konsultierte, zunächst meinen Hausarzt, der mich, da ich in einem kurzen Anamnesegespräch exakt die Symptome einer Angina pectoris (eigene Diagnosestellung) beschrieb, zu einem Facharzt überwies.

In der kardiologischen Praxis wurden zunächst die in der Eingangsuntersuchung üblichen Blutdruckmessungen und danach ein Belastungs-EKG durchgeführt. Der Fachkraft war Anspannung anzumerken, die das EKG nach relativ kurzer Zeit beendete, da sie wohl etwas Auffallendes auf dem Monitor bemerkte, dass jedoch weder durch diese Fachkraft noch später durch den Arzt expliziert wurde. Nun wurde vom Kardiologen eine Sonographie-Untersuchung durchgeführt. Der Arzt teilte mit, dass sich kein Herzinfarkt ereignet habe und schloss zudem eine Herzinsuffizienz aus.

Für eine weitere Untersuchung sollte ich mir am übernächsten Tag mehrere Stunden Zeit nehmen, da ich nach der Untersuchung nicht direkt nach Hause gehen dürfte. An diesem Tag wurde eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt, die der Arzt nicht vollumfänglich, so wie er wollte durchgeführt hatte, da ein Infusionsmittel, das während der Untersuchung verwendet wurde, plötzlich nicht mehr ausreichend vorhanden war. Er schaute und kommunizierte kurz mit seinem Personal, das diesen Hinweis schweigend aufnahm. Der Arzt entschied sich die Untersuchung zu beenden. Ich war mehrere Stunden im Ruheraum, der Arzt hatte mich vergessen. Als er mich bemerkte, da die Praxis geschlossen wurde, erinnerte er sich an mich und nahm mich nun mit in ein Sprechzimmer. Er hatte seinen PC bereits runtergefahren. Er fuhr diesen wieder hoch, was lange dauerte. Es war ein „alter“ XP-Rechner. Als der Rechner endlich betriebsbereit war, der Arzt zeigte deutlich Müdigkeitserscheinungen, eines wohl anstrengenden Tages, zeigte er mir auf verschiedenen Bildern seine Befunde, um eine Noteinweisung zu begründen. Ich habe diese Bilder, auch durch das Zeigen des Arztes, nicht verstanden bzw. nicht erkennen können, was erkannt werden sollte. Der Befunde und die damit verbundene Aussage sei eineindeutig, aufgrund dessen der Kardiologe deutlich und kompromisslos die Notwendigkeit einer sofortigen Bypassoperation, alternativlos und ohne darüber aufzuklären verordnete. Er teilte zudem mit, wie gefährlich mein Zustand sei, zudem dass mich keiner mehr retten könnte, wenn es zu einem Herzinfarkt käme. Eine Entscheidungsfreiheit war in dieser Situation nicht mehr gegeben. Später fand ich einen Terminus, der Aspekte des Verhaltens des Arztes beschreiben könnte. Es handelte sich vermutlich um eine sogenannte „autoritäre ärztliche Verschreibung“ (Egger 2017), die offenbar unter Ärzten (Kardiologen) nicht selten auftreten dürfte.

Da ich diese Dramatisierung meines Gesundheitszustandes nicht nachvollziehen konnte und ich mich wohlfühlte, da meine Beschwerden ja belastungsabhängig auftraten und sofort wieder verschwanden, wenn ich diese reduzierte, entschied ich mich in dieser emotional brisanten Situation (dennoch) dazu, dieser autoritären Anweisung nicht zu folgen. Der Arzt vereinbarte mit mir für den nächsten Tag einen neuen Termin in seiner Praxis, um mir vermutlich Zeit zu geben, meine Entscheidung noch einmal zu überdenken.

Als ich zu Hause war informierte ich mich im Internet darüber, was eine Bypassoperation ist und wie die Operation durchgeführt wird. Bei der Recherche erhielt ich zudem Kenntnis davon, dass diese Operation nicht die einzige Behandlungsmöglichkeit war.

Am nächsten Tag in der Praxis des Arztes erwähnte ich meine Internetrecherche. Der Arzt würdigte meine Recherche und bessere Kenntnisnahme meiner gesundheitlichen Situation nicht. Stattdessen reagierte er gereizt, da das Internet für ihn wohl so etwas wie ein „rotes Tuch“ war, vor allem fühlte er sich in seiner Fachkompetenz angegriffen. Es war nicht meine Absicht, diese in Frage zu stellen. Mein nun erfolgter Hinweis, dass seine Einschätzung nicht mit meiner Erfahrung übereinstimmte - ich fuhr zu diesem Zeitpunkt noch mehrfach Mountainbike mit Strecken von bis zu 50 km - ignorierte er einfach, was ich nicht nachvollziehen konnte. Für den Arzt war offenbar mit dieser erneuten Nichtbeachtung seiner „eineindeutigen“ Aufforderung, mich operieren zu lassen, das Gespräch beendet und ließ er mich im Gesprächszimmer stehen, also ging ich wieder.

Da ich meinen Zustand als nicht so dramatisch wahrnahm und ich durch die Recherche erfahren hatte, dass die Bypassoperation, aufgrund von Fortschritten in der Medizin, nicht mehr die einzige Möglichkeit war, mich behandeln zu lassen, ließ ich mir erneut Zeit. So recherchierte ich häufiger im Internet nach neuen und für mich relevanten Informationen und habe dadurch erfahren, dass eine „interventionelle Behandlung“ mit der Setzung von Stents ebenfalls in meiner Situation indiziert sein könnte.

Die Aussagen des Arztes blieben jedoch nicht ohne Wirkung. Immer mal wieder erinnerte ich mich daran und beschäftigte mich mit den möglichen Folgen der Nichtbehandlung, die der Arzt seinerzeit sehr unausgewogen, u.a. mit dem Hinweis eines Herzinfarkttods, mitteilte. Diese Dramatisierung hatte vor allem psychische Folgen, die Ängste hervorriefen. Diese zu überwinden, gelang, jedoch nicht vollständig, da sie von Zeit zu Zeit wiederkehrten. Ein paar Wochen später fuhr ich wieder, jedoch mit geringerer Intensität Mountainbike, da ich körperliche Betätigung als günstig für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ansah, obwohl der Arzt mir dies seinerzeit verboten hatte.

Ich erprobte meinen Gesundheitszustand noch weitere dreieinhalb Monate und entschloss mich dann, mich interventionell behandeln zu lassen. Ich informierte mich, wieder über das Internet, über Kliniken, die diese Behandlung anboten und meldete mich nach Auswahl derselben zu einer interventionellen Behandlung an. Während der vorbereitenden Untersuchungen, zudem erfolgte an diesem Tag eine Aufklärung über den Eingriff, der am nächsten Tag erfolgen sollte, ereignete sich im ärztlichen Gespräch etwas, das mich an meiner Entscheidung, mich interventionell behandeln zu lassen, zweifeln ließ. Der Arzt erwähnte die Möglichkeit des Todes infolge der Behandlung.

Ich recherchierte nach Abschluss dieser Voruntersuchungen erneut, ich hatte ein Zimmer direkt neben der Klinik angemietet, die Verunsicherung, die ausgelöst wurde, zu klären, was jedoch mangels verfügbarer Zeit nicht vollständig möglich war. Da es absehbar war, dass mir dies in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit nicht mehr möglich sein würde und es bereits spät war, legte ich mich schlafen.

Am nächsten Morgen ging ich, innerlich ungeklärt und mich nicht wohl fühlend, wie vereinbart in die Klinik und entschloss mich dazu, darum zu bitten, den Arzt vom Vortag erneut sprechen zu dürfen. Diese Möglichkeit war gegeben und ich kam mit dem Arzt ins Gespräch. Es konnten einige Fragen, die ich hatte, geklärt werden, jedoch nicht alle. Nun wurde es schwierig für mich, da der Behandlungsbeginn unmittelbar bevorstand. Ich setzte mich noch einmal eine Weile im Anmeldebereich hin und überlegte, was ich nun tun sollte. Schließlich traf ich die Entscheidung, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt diesem Eingriff nicht zustimmen konnte und wollte und teilte dies in der Anmeldung mit, die sehr verständnisvoll reagierte.

Diese Erfahrung veranlasste mich dazu, in Erfahrung bringen zu wollen, welche der beiden Behandlungen (interventionelle Behandlung oder Bypass) die bessere sein würde und welche die geringeren Risiken hatte. Ich las dazu aktuelle medizinische Studien in englischer Sprache, um eine Entscheidungsgrundlage zu bekommen. Nachdem ich mehrere Studien gelesen hatte, gelangte ich zu der Einschätzung, dass die Bypassoperation in meinem Fall wohl die geeignetere Behandlungsmethode sein würde, obwohl ich sehr viel mehr Sympathie für die interventionelle Behandlung (Stents) hatte.

Um eine Entscheidung treffen zu können, benötigte ich nun nicht mehr so viel Zeit, zumal die bereits erwähnten Äußerungen des Kardiologen immer mal wieder ins Bewusstsein kamen und „Druck“ machten. So entschied ich mich innerhalb von ca. zwei Wochen für dieselbe Klinik und vereinbarte nun jedoch einen Beratungstermin bei den Herzchirurgen. Weder hier noch bei den Kardiologen, die interventionelle Behandlungen durchführten, erfolgte auf der gleichen diagnostischen Grundlage (Aufnahmen auf CD) keine Dramatisierung meiner Situation. Dieses Gespräch festigte meine Entscheidung für eine Bypassoperation, die zwei Wochen später erfolgte.

Die OP verlief gut, ich war ein Musterpatient, was den Heilungsverlauf anging.

Meine Kondition war nach der OP jedoch auf dem Nullpunkt. Es war kaum fassbar, was ich an Kondition eingebüßt hatte, da ich ja zuvor körperlich fit war. Es stand nun eine längere und ungewisse Zeit vor mir, wie lange es dauert, bis meine Gesundheit und (sportliche) Fitness wiederhergestellt sein würde.

Ich war froh, dass alles gut gegangen war bei der OP und ich mich zudem vorab so gründlich über die Behandlungsmöglichkeiten informiert hatte. In dieser Zeit der Recherche und durch die Beschäftigung mit dem Thema entwickelte sich parallel dazu, auf der psychischen Ebene, eine mit mir im Einklang stehende innerlich tragfähige Basis, einer Bypassoperation zugestimmt zu haben, die ich deutlich wahrnahm.

Nach der Operation bot man mir eine Anschlussheilbehandlung an, die ich eigentlich nicht wollte. Da bei der Bypassoperation jedoch der Brustkorb geöffnet wird, war allein dadurch eine längere Heilungsphase von ca. drei Monaten erforderlich, in der ich nicht schwer heben und tragen dufte und zudem kein Auto fahren sollte. Die Operation fand zum Ende des Jahres statt und so war es mir, jahreszeitlich bedingt, nicht möglich, nach diesen drei Monaten meiner gewohnten Freizeitaktivität, dem Mountainbike fahren, nachzugehen. Daher stimmte ich einer dreiwöchigen Anschlussheilbehandlung zu.

In den ersten beiden Wochen war ein Vertretungsarzt auf der Station, mit dem ich gut zurechtkam. In der letzten Woche kam der Stationsarzt, ggf. aus einer Krankheits- oder Urlaubsphase zurück auf die Station. Mit diesem kam kein guter Kontakt und kein Vertrauensverhältnis zustande. Er war autoritär, wirkte unfreundlich und war wenig empathisch. Was ich mitteilte, wurde von ihm argumentativ gegen mich verwendet, weshalb ich mich von Arztgespräch zu Arztgespräch mehr und mehr von ihm innerlich distanzierte.

Im weiteren Verlauf traten Herzrhythmusstörungen auf, die nicht ungewöhnlich sind nach einer solchen Operation. Dass diese auch meinen Erfahrungen (Erleben) und/oder der Kliniksituation geschuldet sein könnten, wurde nicht erwogen, da dies in der biomedizinischen Sichtweise keine Relevanz hat. Der nun zurückgekehrte Arzt veranlasste (verordnete), der biomedizinischen Logik, Routine und Notwendigkeit folgend, weitere Diagnostik. Da ich drei Wochen allein in der Klinik war und keinen Besuch erhielt, zudem diese Diagnostik (24 Std. EKG mit 24 Std. Blutdruckmessung) öfter erfolgte, bemerkte ich häufiger beiläufig, dass mich diese Diagnostik in „Angst und Schrecken“ versetzte, vor allem weil sie mehrfach erfolgte, ein Befund war doch bereits erhoben! Seitens des behandelnden Personals wurde nicht darauf reagiert. Zu diesem Zeitpunkt war ich bezüglich meiner möglichen Ursachenerwägungen nicht sicher, ob und inwieweit diese tatsächlich fundiert waren, da dieser Prozess ja erst im Entstehen war. Zu diesem Zeitpunkt wurde zudem die Einnahme von Blutverdünner verordnet, um einem möglichen Hirninfarkt vorzubeugen.

Ich verlängerte, wie man erahnen konnte, meinen Aufenthalt in der Rehaklinik nicht, der mir wie den meisten anderen angeboten wurde.

Die ersten Tage nach der Entlassung hielten die Herzrhythmusstörungen noch an. Als ich an meinem Wohnort den Hausarzt aufgesucht hatte, dachte ich, da die Herzrhythmusstörungen noch da waren, ich müsste nun wieder zu dem gleichen Kardiologen gehen, der die Herzkatheteruntersuchung durchführte. Tatsächlich bot meine Hausärztin mir diesen „alternativlos“ an. Aus biomedizinischer Sicht standen nun, wie dies der Arzt in der Rehklinik bereits angedeutet hatte, eine Verödung an, um die elektrischen Zentren, die die Herzrhythmusstörungen bedingen würden - so der Eingriff erfolgreich sein würde - zu beseitigen.

Als ich das erste Mal in der Klinik zur Bypassoperation war, habe ich auf einem Türschild in der Rehaklinik des Krankenhauses gelesen, da ich einen Mitpatienten besuchte, bei dem die AHB früher umgesetzt wurde, dass in dieser eine Professorin für Psychokardiologie tätig war.

Zu meinem zweiten Aufenthalt am selben Ort, nun jedoch in einer Rehaklinik der DRV, wollte ich die Gelegenheit wahrnehmen, zu einer Vorlesung der Psychokardiologin gehen. Besonders interessierte mich der Zusammenhang von Stress und koronaren Herzerkrankungen. Zu dieser Zeit wurde jedoch ein Vortag zu Emotionen und koronaren Herzerkrankungen angeboten. Die Möglichkeit einer Teilnahme wurde vereitelt, da an diesem Tag ein Vortag in der Rehaklinik, der zum Behandlungsprogramm gehörte, den eigentlich vorgesehenen Zeitrahmen bei weitem übertraf, sodass eine Teilnahme nicht möglich war.

Ich beschäftigte mich daher, als ich zu Hause war mit dieser Thematik. Nun wurde für mich deutlich, dass zwischen meinen Erfahrungen in der Rehaklinik und den aufgetretenen körperlichen Störungen ein möglicher Zusammenhang bestehen könnte, der in der Fachliteratur beschrieben und erklärt wird, jedoch in der Biomedizin nicht in Erwägung gezogen wird. Durch die Fachliteratur (u.a. Herrmann-Lingen & Albus 2014) fühle ich mich nun in meinem „intuitiven Verständnis“ bzw. in meiner Profession bestätigt, dass Zusammenhänge zwischen den Systemebenen (Körper, Psyche und Umfeld) zu betrachten, durchaus als seriös anzusehen sind.

Meine Herzrhythmusstörungen verschwanden nun doch, nach einigen Tagen, ohne biomedizinische Behandlungen, da ich von Angst und Schrecken befreit und wieder in meiner häuslichen Umgebung war oder sie doch Folge der Operation gewesen sind.

Im Frühjahr fuhr ich wieder Fahrrad und baute meine Kondition auf. Es dauerte sehr lange bis ich wieder so fit war, wie vor der Operation.

Die Entscheidung zur Bypassoperation war richtig, vor allem auch die lange Zeit, die ich mir nahm, um eine fundierte Entscheidung über diese beiden möglichen Behandlungsverfahren herbeizuführen. Dieser Zeitraum war zudem wichtig, um mich innerlich auf diesen großen Eingriff vorzubereiten, dies erfuhr ich innerlich sehr deutlich. Ich fühle mich zudem, drei Jahre nach der Operation, bekräftigt, dass die „Herz-Hirn-Connection“, wie Rüegg (2012) sie nennt, besteht und meiner Ansicht zufolge, ihre Berechtigung hat.

Auf anderen Systemebenen die möglichen Ursachen für diese Erkrankung zu eruieren, ist für mich auch deshalb bedeutsam, da die in der Biomedizin in Frage kommenden Ursachen für eine Koronare Herzkrankheit (KHK): Fettstoffwechselstörung, Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes mellitus, mangelnde Bewegung, Rauchen (Herrmann-Lingen & Albus 2014), nicht vorlagen.

Zum Abschluss noch eine „Anekdote“: Ein Assistenzarzt im Krankenhaus erfand nach der OP, vermutlich aus den soeben genannten Gründen einen Bluthochdruck, der so beeindruckend und eineindeutig durch Messwerte auf der Intensivstation begründet gewesen sein sollte, dass er mir eine diesbezügliche Diagnose stellte. Ich hatte jedoch in den vergangenen Jahren lange Messreihen über den Blutdruck vorliegen. Daher wusste ich und teilte dies dem Arzt mit, dass ich eher eine Hypotonie anstelle einer Hypertonie habe. Der Assistenzarzt sah dies seinerzeit als Infragestellung seiner ärztlichen Fähigkeiten. Damals bin ich nicht darauf eingegangen und habe eher beschwichtigt. Heute möchte ich sagen, ja es war eine Infragestellung, die berechtigt gewesen ist.

Literatur:

Egger, Josef W. (2017): Theorie und Praxis der biopsychosozialen Medizin. - Körper-Seele-Einheit und sprechende Medizin.

Herrmann-Lingen, Christoph & Albus, Christian (20142): Psychokardiologie. - Ein Praxisleitfaden für Ärzte und Psychologen (Neuauflage vorhanden).

Rüegg, Johann Caspar (2012): Die Herz-Hirn-Connection. - Wie Emotionen, Denken und Stress unser Herz beeinflussen.

Das Primat des Körperlichen im Gesundheitssystem

Подняться наверх