Читать книгу Tödliche Leidenschaft | Erotischer Roman - Henry Nolan - Страница 6

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Kapitel 4 - Sonntag, 17.08.08, 20:45 Uhr

Vor dem »Hotel Metropole Brussels« ziehe ich mein Handy – ein noch unbenutztes Prepaid aus einer verlässlichen Quelle – und rufe John in London an.

»Hallo John, tut mir leid, dass ich so spät noch störe. Aber ich muss bis morgen meine Arbeit ausdrucken und der Treiber spinnt wieder! – Ah – Meinst du? – Okay, dann mach ich das mal ... – Ja, scheint zu funktionieren! Jetzt druckt er. Super, ganz lieben Dank! Äh – bist du heute Abend da, falls er noch mal ausfällt? Darf ich dich dann anrufen? Danke, du bist ein Schatz! Ich wünsche dir noch einen schönen Abend, mach’s gut!«

John ist ein Kommilitone, so ein Computerfreak, und außerdem ein wichtiger Teil meines Alibis. Das Handy läuft über eine kleine Digitalschaltung, die ich ganz legal per Internet in einem Elektronikshop in Israel gekauft habe. Der Anruf an John geht so anscheinend von meiner Londoner Wohnung über mein Festnetz-Telefon nach draußen. Die Verbindungsaufstellungen auf der Telefonrechung weisen zweifelsfrei meine Anwesenheit nach. Und die Protokolle über die Internet-Verbindungen mit regelmäßigen Tastendrücken, die gerade erstellt werden – ein kleines Programm, das ich selbst geschrieben habe – beweisen vollends, dass ich an diesem Abend in meiner Bude verschanzt an meiner Arbeit getippt habe. Titel: »Bildung und Zerfall von paramilitärischen Gruppen in Zentralafrika am Beispiel der APLA, Uganda. Ein lebenszyklustheoretischer Ansatz.« Inzwischen kenne ich mich so gut mit diesem akademischen Mist aus, dass ich vermutlich noch promovieren muss. Hm, das ist eine schöne Vorstellung: »Darf ich Ihnen meine Visitenkarte überreichen: Dr. Jana Walker. Profi-Killerin«. Dabei habe ich nicht mal das Abitur. Die Urkunde ist eine Fälschung, genau wie mein Pass.

Ich betrete die Hotellobby. Alles glänzt hier, Kronleuchter, teure Edelhölzer, Stuck, Messing und Gold in Hülle und Fülle. Das »Metropole« ist das einzige Luxushotel aus dem 19. Jahrhundert, das es im Brüsseler Zentrum immer noch gibt und die Einrichtung lässt nichts unversucht, einem dies ständig unter die Nase zu reiben.

Mein Weg führt möglichst weit weg von der Rezeption, hinein in die verwinkelten Gänge und Räume des Tagungsflügels. Trotzdem folgen mir etliche Augenpaare, als ich in meinem duftigen, weißen Kleid vorüberschwebe, eine elfenhafte Gestalt mit wehenden dunkelbraunen Haaren. Auch dies ist ein Teil der Tarnung.

Zwei Wochen zuvor hatte ich bereits ein anderes Telefonat geführt, ebenfalls auf Niederländisch. Oder Flämisch, wie die Belgier hier dazu sagen.

»Spreche ich mit Denise? Hier ist Anne Spreuw, Privatsekretariat von Mijnheer van Brueggen. Ich würde Sie gern im Auftrag meines Chefs buchen. Für Sonntag, den siebzehnten August, ab dreiundzwanzig Uhr im ›Metropole‹. Wäre das möglich, sind Sie noch frei? Ah, das ist schön! Mein Chef möchte, dass Sie in einem schlichten, weißen Kleid mit Spaghettiträgern kommen, mit weißer Handtasche. Falls Sie nichts Passendes haben, dann kaufen Sie es bitte und setzen es mit auf die Rechnung. Ach ja, und offene Haare bitte – da ist er eigen. Wie bitte? Ja, genau, Barzahlung am Abend. Ich rufe Sie dann an diesem Abend an und gebe Ihnen die Zimmernummer durch, ja? Sehr schön! Ich bedanke mich und wünsche Ihnen noch einen schönen Tag! Op Wiederhoeren!«

Das Internet ist eine herrliche Sache, ich weiß nicht, wie die Leute früher ohne überleben konnten! Denise hatte ich problemlos im Netz über ihre Bilder bei einer Brüssler Escort-Agentur aufgetrieben. Sie hat etwa meine Größe und Figur, was ich bei einer persönlichen Inaugenscheinnahme in einem Café prüfte. Sie wunderte sich lediglich, warum der angekündigte Kunde nicht auftauchte und ging schließlich wieder nach Hause. Bei dieser Gelegenheit fand ich auch heraus, wo sie wohnt, dass sie mit einem Mann mit anderem Nachnamen zusammenlebte und dass er offenbar nichts von ihrem einträglichen Nebenberuf als Callgirl wusste. Alle Zutaten für ein perfektes Szenario also!

»Miss Talker! Wie schön, Sie wiederzusehen!«

Georg erwartet mich an der kleinen Bar im 3. Stock. Er trägt einen schicken, anthrazitfarbenen Anzug, eine grellorangefarbene Krawatte und irgendetwas Glitzerndes an den Manschetten. Dabei strahlt er mich an wie ein Immobilienmakler, der einer älteren Dame die Vorzüge eines Anwesens erklärt, und genießt sichtlich meinen feminin zurecht gemachten Anblick. Ich wiederum genieße seinen Blick, wie er über meinen Körper streicht, und spüre prickelnde Vorfreude durch die Schenkel ziehen.

»Ganz, ganz herzlichen Dank, dass Sie sich nochmals Zeit für mich nehmen, Mr van Brueggen!«, bedanke ich mich artig. »Ich bin fast fertig mit der Arbeit, aber ein paar Punkte möchte ich Sie noch fragen.«

»Aber gern. Was möchten Sie trinken?« Er weist auf den Barhocker neben sich.

Nicht gut. Zu viele Leute ringsum.

»Oh, das ist nett, aber könnten wir vielleicht irgendwohin gehen, wo es ein wenig ruhiger ist als hier? Von dem Getippe am Computer habe ich schon den ganzen Tag Kopfweh, und ich möchte mich doch konzentrieren.«

»Ach wirklich. Nun, vielleicht ein Spaziergang ... oder ...«, er tut so, als falle ihm das ganz spontan ein und schafft es fast, mir dabei nicht in den offenherzigen Ausschnitt zu glotzen, »... wir können uns auf meinem Zimmer unterhalten, dort ist es ganz still.«

»Wäre das möglich? Oh, das ist super. Ich weiß gar nicht, wie ich mich bei Ihnen bedanken kann.«

Seine Augen leuchten auf, und ich kann förmlich das Textband dahinter lesen: »Da fällt mir schon was ein, Kleine!«

Gleich darauf sind wir in seinem Zimmer im fünften Stock, eine Suite mit großem Schlafzimmer, einer Teeküche und einem Eck mit Schreibtisch, alles geschmackvoll-traditionell-modern in Terrakotta und Beigeweiß eingerichtet. Er geleitet mich formvollendet zum Ecksofa und hat mir einen Champagner aufgetischt, noch bevor ich den Block, nun schon halb vollgekritzelt, aus meiner großen und verdächtig schweren Handtasche ziehen kann. Wie ich so in bemühter Unbehaglichkeit auf der Kante des Sofas kauere, da presst sich diese angenehm von unten gegen meinen Unterkörper und ich reibe die Schenkel ein wenig aneinander. Er bemerkt es aus den Augenwinkeln und verschüttet etwas von dem teuren Zeug.

»Also, Mr van Brueggen ...«, beginne ich.

»Georg, bitte!«

»Wie bitte? Äh, also ... das ist ...« Ich räuspere mich. »Gut. Georg. Ich heiße Jana.«

»Schön, dass Sie heute Abend da sind, Jana!« Er hält mir seine Champagnerflöte hin, das Feuer in den Augen immer noch sorgsam verborgen. Die Gläser klingen elfenfein beim Anstoßen.

»Also, Georg«, versuche ich es erneut, »ich habe etwas über diesen Major, diesen James Umbriega nachgeforscht. Sie sagten ja, er hätte keine Verbindungen. Aber wussten Sie, dass er drei Jahre bei den Jesuiten gelebt hat und dass er einen unehelichen Sohn mit einer Philippinerin hat, der in Manila lebt?«

Georg setzt das Glas ab und sieht mich erstaunt an.

»Nein«, meint er langsam und mustert mich mit neuem Respekt. »Das wusste ich noch nicht.«

Kein Wunder. Es ist ja auch schlicht von mir erfunden.

Ich klatsche begeistert in die Hände. »Wow! Das ist krass! Ich dachte nicht, dass ich Sie damit wirklich überraschen könnte. Jedenfalls ...«, hier beuge ich mich wieder enthusiastisch weit vor, »... das könnte doch der fehlende Link sein, oder? Die Jesuiten mischen auch an anderer Stelle in Afrika mit, und auf den Philippinen gibt es genug Rauschgift für alle Diktatoren der Welt, oder etwa nicht?«

Er lehnt sich nach einem intensiven Blick in meine Auslage zurück und denkt nach. Die Rädchen in seinem Kopf klicken fast hörbar, als er sich auf der Grundlage meiner Falschinformation ein neues Bild der Situation einige tausend Kilometer südlich von uns bastelt. Dann nickt er langsam und sieht mich bedeutungsvoll an.

»Jana, wenn das wirklich stimmt, dann haben Sie einen Volltreffer gelandet! Die Geheimdienste wissen so etwas vermutlich, aber die Öffentlichkeit bis jetzt noch nicht.« Er beugt sich vor und nimmt vertraulich meine Hände in die seinen. Kühle Haut in warmem Griff. Für einen irritierenden Augenblick lang fühlt es sich so an, als befänden sich meine Finger in einer körperwarmen Bärenfalle, kurz vor dem Zuschnappen. Ich schüttle diese Empfindung schnell ab und hole tief Luft, damit sich die Umrisse meiner Brüste schön gegen das eng anliegende Kleid drücken.

»Wenn Ihr Professor das von Ihnen liest und daraus vielleicht eine eigene Veröffentlichung oder einen Artikel macht, dann ist Ihnen die Eins garantiert, das verspreche ich Ihnen.«

»Ehrlich?«, hauche ich überwältigt.

»Ja, bestimmt! Für so etwas leben diese Theoretiker doch. Und falls er keine Lust hat, selbst etwas zu schreiben, dann kann er die Information vielleicht an die ›Financial Times‹ verkaufen oder so.«

Ich sinne kurz nach, dann grinse ich, mache mich aus seinem Griff los und hebe das Sektglas wieder.

»Das ist die beste Nachricht, die ich seit langem gehört habe, Mr van ... Georg! Ich habe mich so verrückt gemacht mit diesem Paper, ich bin seit Wochen gar nicht mehr richtig zum Leben gekommen! Mein Gott, da habe ich jetzt ja einen richtigen freien Abend!«

Das ist vielleicht eine Spur zu direkt aufgetragen, aber wir stehen schließlich etwas unter Zeitdruck. In knapp zwei Stunden wird Denise anklopfen.

Er schöpft keinen Verdacht, sondern stimmt leutselig ein und stößt erneut mit mir an. Die Prickelperlen rinnen ganz köstlich durch meine Kehle, die Härchen auf meinen Armen stellen sich erwartungsvoll auf.

Da kommt er auch schon. Noch während ich das Glas wieder absetze, hat er sich auf dem Sofa dicht neben mich geschoben und legt mir nun vertraulich eine warme Hand auf den Schenkel. Hm. Ein wenig plump. Ein bisschen mehr Eleganz in der Anmache hätte ich eigentlich schon von ihm erwartet.

»Jana, Sie sind eine höchst intelligente, sehr interessante Frau.« Seine Stimme ist sonor, rau, verführerisch. Das Feuer hinter seinen blaugrauen Augen darf nun ein wenig aus den Luken sprühen. »Sie haben sich diesen freien Abend wirklich verdient! Was halten Sie davon, wenn wir den zusammen verbringen? Ich denke ... nein! Ich bin ganz sicher, dass ich weiß, wie ich Sie ein wenig von der trockenen wissenschaftlichen Arbeit ablenken kann ...«

Ich starre ihn an, mit der richtigen Mischung aus Überraschung und Erschrecken, gewürzt mit einer Prise Neugier und einem Hauch erotischer Bereitschaft. In mir steigt das bekannte warme Gefühl auf. Noch mehr Gänsehaut, verbunden mit Kitzeln im Magen und mit einem beginnenden Sehnen weiter unten.

»Aber Mr ... Georg ... das ist ... ich weiß nicht, ich sollte doch ... also ...«

Komm schon, Georg, wie lange muss ich denn hier noch herum stottern! Dennoch bereitet mir diese abgekartete Verführung unheilige Freude und tiefe Genugtuung. Die Gründe dafür erahne ich nur, aber im Moment sind mir meine verborgenen Motive auch ziemlich egal.

Sanft legt er eine Hand um meine Wange, dreht meinen Kopf etwas zu sich hin, kommt nun mit hypnotischem Blick näher und küsst mich. Seine Lippen sind fest, fast hart, und lassen den starken Willen dahinter mehr als nur vermuten.

Ich verharre einige Anstandssekunden völlig bewegungslos und sehe ihm nur perplex in die Augen. Dann erlaube ich mir ein vorsichtiges Ausatmen, ein halbes Schließen meiner Augenlider und eine ganz leichte Erweichung meiner zuvor noch starren Lippen. Eine zögerliche, halbe Bereitschaft, auf das Spiel einzugehen.

Mehr braucht ein Mann der Tat wie Georg auch nicht. Er küsst mich erneut, intensiver jetzt, und seine Hand schiebt sich weiter auf meinen Hinterkopf, verbaut mir jeden Fluchtweg. Ich genieße die dunkle, männliche Energie, die er ausstrahlt, und in die ich mich hineinfallen lassen möchte, in der ich baden möchte, mit der ich mich durchdringen lassen möchte ...

Dennoch halte ich meine Lippen geschlossen, passiv. Er soll sich ruhig noch ein wenig um mich bemühen, umso erfüllender wird dann die Freude über den Jagderfolg für ihn sein.

Als er den Kuss löst, da sehe ich ihn aus leicht schwimmenden Augen an, atme vernehmlich ein und aus, und murmle: »Georg ...«

Er lächelt mir zu. Vertrauen erweckend. Solide. Fest. Wie er einer jungen Mitarbeiterin zulächeln würde, die sich nicht sicher ist, ob sie die Aufgabe packt, die ihr Chef ihr gestellt hat. Dann lässt er seine Fingerspitzen weiter wandern, über mein Ohr, meinen Wangenknochen, meinen Mund. Bei diesem überaus angenehmen Reiz öffne ich die Lippen ein wenig und deute einen Kuss auf seine Fingerkuppen an. Der kaum hörbare Schmatzlaut bleibt wie ein süßer Duft in der stillen Luft hängen.

Mein Hals ist ein wenig trocken vor aufsteigender Erregung. Also schlucke ich sehr vernehmlich, als weiteres Zeichen meiner anhaltenden Verwirrung. Die Bewegung lenkt seinen Blick auf sich und tiefer. Ich muss nicht nachsehen. Ich spüre, wie beide Brustwarzen hart aufgerichtet sind und wie sie sich prickelnd durch den dünnen Stoff von BH und Kleid – beides verführerisch knapp und dünn – drängen wollen.

Georg lächelt jedoch ganz leicht und weist mit dem Kinn darauf. Ich folge seiner Geste und betrachte nun meine stiftartig aufgerichteten Knöpfchen von oben. Innerhalb des weißen Stoffäquators des Kleides sind sogar die oberen Ränder der Höfe zu erkennen, gerade oberhalb des halbdurchsichtigen BHs.

»Du bist erregt!«, stellt er mit raunender Stimme fest.

»Ja ...«, bekenne ich leise. Dann ergreife ich seine Hand und schiebe sie mir auf die rechte Brust. Sein Griff schließt sich um das zarte Fleisch, erfahren und bestimmt. Die Finger strahlen Hitze aus und Begierde. Ich atme ganz tief ein, dränge mich gegen diesen Halt und kann spüren, wie meine Brüste durch die Erregung anschwellen, während mein Herz nun langsamer und tiefer zu schlagen scheint.

»Seit wir uns in Amsterdam gesehen haben ...«, beginne ich, stocke dann, und lasse mir gern von einem neuen, zudringlicheren Kuss das Wort abschneiden. Nun drängt er mich ernsthaft nach hinten, bis ich gegen die Lehne des Sofas stoße. Seine Hand ist immer noch wie festgeschweißt um meine Brust geklammert. Die andere hat den Griff um meinen Schenkel aufgegeben und umfasst nun meine Taille und meinen Rücken.

So, nun dürfte ich dem Anstand, der Tugend, und den guten Sitten genügend lange entsprochen haben, um seinem Bild der jungen, von einem Lebemann überrumpelten und überwältigenden jungen Frau zu entsprechen. Zeit, auch einmal ein wenig an mich zu denken.

Ich seufze sehnsuchtstief unter seinem Kuss und öffne ihm nun bereitwillig meine Lippen. Gleichzeitig dränge ich mich gegen ihn, suche den Kontakt unserer Körper und schlinge langsam beide Arme fest um ihn, ziehe mich näher an Georg heran. Er verliert keine Zeit, mir seine feste Zungenspitze zwischen die Zähne zu schieben und damit meine Kiefer weiter auseinander zu drücken, bis wir uns in einem endlos langen, unendlich süßen, tiefen Zungenkuss ineinander verbissen haben. Ich öffne die Schachtel meiner Expertise etwas und lecke ihm mit der empfindlichen Oberseite meiner Zunge der Länge nach über die seine. Er steigt begeistert auf dieses Spiel ein und wir bleiben keuchend und drängend in dieser unbequemen Stellung, während unsere Zungen sich nass umschlingen, verhaken und gegeneinander drängen.

Dazu schiebt er nun seine Hand von seitlich oben in meinen Ausschnitt, gleich unter den BH, und direkt auf meine nackte Brust. Das kommt jetzt eigentlich etwas zu früh für mich, wäre schön, wenn er es spielerischer angepackt hätte. Aber andererseits läuft die Zeit und ich beschließe, mich auf sein Tempo einzulassen. Also wölbe ich ihm erwartungsvoll den Brustkorb entgegen. Er tastet gierig über den weichen Hügel und drückt seine Fingerspitzen hart hinein, bis er durch den Busen hindurch meine Rippen erspürt. Ungewohnt, aber das hat was, das muss ich zugeben.

Ich lasse mich weiter zur Seite und rückwärts sinken, und gleich darauf liegen wir heftig schnaufend auf dem Sofa, er halb über mir. Ich erwarte, dass er nun ein Knie zwischen meine Schenkel schiebt und es gegen meinen Unterleib drückt. Unwillkürlich nehme ich meine Beine etwas auseinander.

Stattdessen bricht er den Kuss ab, stützt sich über mir hoch und betrachtet mich in aller Ruhe. Ich sehe aufmerksam zu ihm auf, schwer atmend, aber völlig ruhig und hingebungsvoll. Da nimmt er seine Hand aus meinem Dekolleté, fährt mit einem Finger in aller Ruhe an der Mittelnaht des Kleides entlang nach unten, über meinen empfindsamen Bauch, tiefer, bis dorthin, wo erst mein Venushügel aufragt und der Bogen dann nach innen schwingt. Seine Finger legen sich breit und fest auf meine ganze Scham und er greift richtig zu. Hält mich. Wie an einer Griffmulde.

Ich reiße die Augen auf und muss die Überraschung diesmal nicht spielen. Dieser Zugriff auf meine intimste Stelle kommt unvermutet, und für einen Lidschlag drohen sich andere, finstere Eindrücke von solchen Berührungen dazwischenzuschieben und meine Lust in nacktes Entsetzen zu verwandeln. Stattdessen denke ich schnell daran, wie die Kugel seinen Kopf durchschlagen, ein winziges Loch an der Stirn hinterlassen und ein gewaltige Öffnung in die hintere Knochenschale reißen wird. Wie Blut und Hirn das Kissen durchtränken werden. Wie das Leben aus seinen Augen verlöschen wird, einer Kerze im Luftzug gleich.

Ich bin die Herrin über Leben und Tod! Was auch geschieht, letztlich ist es mein Wille, der zählt! Ich bin die allerletzte Instanz! Ich bin sicher, mir kann keine Gefahr drohen!

Hitzige Wollust wallt in meinem Unterleib auf, ich ächze genüsslich, spreize die Schenkel weit auf und reibe mich langsam und bebend an seinen Fingern. Dabei sehe ich ihm in die Augen – noch funkeln sie – und halte nichts von meiner Erregung zurück. Auch Georg keucht jetzt höchst angetörnt und presst meine Schamlippen hart zusammen. Ich rolle mein Becken lasziv hin und her, um ein Maximum an Reibung und Lust aus dieser fast wütenden Liebkosung zu ziehen.

»Deine Brüste!«, sagt er nun in freundlichem, aber seltsam flachen Ton zu mir. »Ich will sie sehen.«

Ohne den Blickkontakt zu ihm abreißen zu lassen, knöpfe ich aufreizend langsam das Kleid etwas weiter auf und ziehe die Vorderseiten auseinander. Er verfolgt die Schau erhitzt, aber gefasst. Klar, das ist beileibe nicht das erst Mal, dass er dieses Spiel mit einer rolligen jungen Katze wie mir spielt, das wirft ihn nicht aus der Bahn. Da muss ich schon andere Kaliber auffahren. Nun, wir werden sehen.

Ich ziehe den elastischen Rand der dünnen BH-Körbchen weit nach unten. Irgendetwas reißt, aber ich achte nicht darauf. Beide Hügelchen liegen nun im Freien und zittern leicht, unter meinem Herzschlag, wegen der Erregung und weil ich in der kühlen Luft ein wenig fröstle. Die Knospen stehen immer noch prächtig auf, lang und rund und karamellbraun, fast flach an der Kuppe.

»Du hast wundervolle Brüste«, meint er mit belegter Stimme. »Damit kannst du jeden Mann in den Wahnsinn treiben.«

»Im Moment reicht es mir völlig, dich in den Wahnsinn zu treiben«, erwidere ich ernsthaft.

Er grinst wölfisch.

»Wirklich?«

Ich lächle schwach und gebe keine Antwort, sondern wälze mich zur Seite, drehe mich auf den Bauch und entwinde mich dabei auch seinem Griff.

»Leckst du mir ein bisschen den Hintern?«, frage ich dann scheinheilig mit gedrehtem Kopf, nehme wieder die Schenkel auseinander und hebe den Po ein, zwei Mal einladend nach oben.

Wie erwartet knurrt er begeistert auf. Halte einem Mann einen knackigen Po vor das Gesicht und er verwandelt sich umgehend zurück in eine Art hormongesteuerte Amöbe. Lichtschalter eben!

Ohne Umschweife schiebt er mir das Kleid bis zur Taille nach oben. Mein mädchenhaft schmales, süß gerundetes Hinterteil, nur knapp verhüllt von einem dünnen, weißen Slip, rollt vor seinen Augen aufreizend ein wenig hin und her. Obwohl ich die Lider jetzt geschlossen habe, weiß ich, dass sein Blick wie festgesaugt daran hängt. Das macht mir jetzt Gänsehaut auf den Beinen und auch auf den Hinterbacken.

Gleich darauf spüre ich erst einen warmen Atemhauch, dann seine forschenden Lippen sacht über die empfindliche Haut dort streichen. Ich lasse mit einem langen, tiefen Seufzer weiter los und erlaube mir, ein wenig in eine träumerische Entspannung hineinzugleiten. Das ist das Schönste daran. Der Lover erkundet höchst erfreut sein neues Spielzeug und man selbst kann sich auf das Genießen konzentrieren. Das ist vor allem eine Frage der eigenen Einstellung, wie mir eine erfahrene Kollegin erläuterte, als ich etwa sechzehn war. Der Mann kann da relativ wenig falsch machen. Nur einmal, da hatte ich einen völlig abgedrehten Freier, der bei solch einer Gelegenheit versucht hat, mir den Bügel seiner Brille hinten rein zu schieben!

Ich unterdrücke ein Kichern bei dieser grotesken Erinnerung und verscheuche ein paar andere Geister, die auf diesem Pfad mit an die Oberfläche steigen wollen. Lieber verfolge ich genüsslich, wie die feuchten Berührungen auf den beiden Halbkugeln meiner Kehrseite langsam nachdrücklicher werden und sich dann in Küsse, Schnuppern und Lecken differenzieren lassen. Natürlich bin ich frisch geduscht, wobei die meisten Männer durchaus nichts gegen ein paar herbe weibliche Gerüche haben. Auch Georg drückt immer wieder seine Nase in Stoff, Fleisch und Falten und versucht meinen Duft aufzunehmen.

Dann züngelt er seitlich unter den Saum des Slips, schiebt ihn so weiter zurück, bis meine Hinterbacken fast freiliegen. Als nächstes spüre ich auch die harten Umrisse seiner Zähne, als er mich zärtlich in den Allerwertesten beißt, erst links, dann rechts. Ich stöhne leise und erschauere schwelgerisch. Endlich zerrt etwas den Slip richtig runter, soweit meine gespreizten Schenkel das zulassen.

»Hmmmm ...«, vernehme ich sein anerkennendes Brummen. Dann legen sich seine warmen Hände bestimmt links und rechts auf meinen Arsch, und er zieht die Backen bedächtig ganz auseinander.

Huh! Ein kühler Hauch auf meinem empfindlichen Anus, der jetzt voll entblößt vor seinen Augen liegt! Vom Spiegel weiß ich, wie er aussieht: wie ein kleiner, schrumpeliger dunkler Nabel. Ich finde den Anblick ja nicht so erregend, aber bitte, wenn die Männer so darauf stehen! Anale Stimulationen sind natürlich etwas ganz anderes, da fahre ich total darauf ab!

Neckisch spanne ich die Muskeln hinten abwechselnd ein paar Mal an und drücke sie dann wieder nach außen. Ein neuer Laut zeigt mir, dass er diesen Gruß meines pulsierenden Rektums gut versteht. Gleich darauf gleitet eine große, nasse Zunge in meine Analspalte und leckt mich energisch von oben nach unten ab, nässt mich überall ein. Herrlich!

Jetzt geht er tiefer, züngelt über meinen Damm, und leckt neugierig am hinteren Rand meiner Muschi herum. Bereitwillig ziehe ich die Knie etwas an und drücke den Hintern nach oben, sodass er besser an meine süße Blüte kommt. Ja! Zuerst beißt er ganz sanft in meine Schamlippen und walkt sie ein wenig zwischen den Zähnen hin und her, dann schlängelt sich seine Zunge tief in mich, während sein Gesicht sich von hinten anpresst. Der Bart kratzt an meinen Schenkelinnenseiten.

»Oh ... uhmmmm …«

Ich persönlich bräuchte solche Lustlaute nicht unbedingt, stilles Genießen finde ich oft angemessener. Aber ich habe früh gelernt, dass Männer es sehr schätzen, wenn man sie leitet und ermutigt. Also habe ich es mir so angewöhnt, und bin immer wieder sehr zufrieden mit der Wirkung.

»Gut so ... weiter ... ja, weiter ...«

Man sollte einen MP3-Player für so etwas anbieten, der die richtigen Geräusche für einen von sich gibt, das wäre mal eine echte Innovation! Aber darauf kommen die Forscher bei Sony nie. Sind ja vermutlich alles Männer!

»Aahhh ... aahhhh ...«

Vor meinem geistigen Auge entsteht ein Bild, wie in einem geheimen Forschungstrakt in Tokyo Duzende von kleinen japanischen Ingenieuren herumstehen, alle nackt unter einem weißen Wissenschaftlerkittel, die Schwänze ragen zwischen den geknöpften Säumen hervor. Ich liege im Zentrum auf einem Labortisch und lasse mich so richtig gut lecken. Ein Wald hochempfindlicher Mikrophone um mich herum nimmt jedes Stöhnen, jedes Seufzen, jeden Lustlaut auf, um sie in digitaler Präzision auf irrsinnig teuren Computerlaufwerken zu speichern, den fortschrittlichsten, die weltweit verfügbar sind.

»O Gott ... das ist so ... uuuhhmmmm ...«

Dann rennen die halbnackten Ingenieure zu einem angrenzenden Raum, wo in einer gigantischen Produktionsstraße Roboter die Chips mit meinem Geschmatze und Gestöhne millionenfach kopieren, in fabrikneue MP3-Player einbauen, und diese vollautomatisch an UPS schicken. Frachtjumbos bringen die heiß ersehnte Ware in alle Winkel dieser Welt. Und überall liefern sich hysterisch kreischende Frauen verzweifelte Balgereien vor den sich öffnenden Toren der Elektro-Großmärkte, um möglichst schnell an das sagenhafte neue Sex-Spielzeug zu kommen, das ihre Ehemänner oder Lover einfach umhauen wird ...

Noch halb in meinem Werbespot – muss mit Technicolorfarben gedreht worden sein, so hübsch kitschig bunt sind die Bilder in meinem Kopf – registriere ich, wie Georg nun meine Beine kurz zusammendrückt, um mich endgültig von dem lästig engen Slip zu befreien. Dann das Ratschen eines Reißverschlusses, ein Knistern und schon ist er über mir, drückt mich fest auf das Sofa. Etwas Heißes, Hartes, Eiförmiges drängt von hinten gegen meine Schenkel und sucht die Öffnung, so wie der Suchrüssel des Alien den Mund des unglückseeligen Astronauten.

– Flash –

Etwas bricht in mir auf, so wie ein Kanaldeckel von einer unterirdischen Dampfexplosion hochgeschleudert wird. Für eine Sekunde erstarre ich zu glutflüssigem Eis. Mein Herz setzt aus und hämmert dann so hart gegen meinen Brustkorb, dass mich ein stechender Schmerz dort durchfährt.

– Flash –

Ein dicker Osteuropäer fickt mich hart von hinten und boxt mich dabei immer wieder in den Rücken. Er schreit mich wütend in einer unbekannten Sprache an und ich muss immer an die Knarre denken, die er mir zuvor gezeigt hatte.

– Flash –

Ein älterer, hagerer Kerl liegt auf mir und bekommt nur mit Mühe einen hoch, aber er hat seine Hände um meine Kehle gelegt und genießt die Angst in meinem Gesicht. Das bringt ihn auf Trab, und endlich kann er richtig fest zustoßen.

– Flash –

Eine andere Hure brüllt erbost auf mich ein und zerkratzt mir Brust und Bauch. Mein Freier hängt lachend auf mir und feuert sie noch an. Ihr Freier hat mir derweil lieber seinen übel riechenden Schwanz in den Mund gesteckt, als in ihre verbrauchte Möse.

»Nein ...«

– Flash –

Der Russe kauert breit über meinem Bauch, sein heißer Penis ragt bis zwischen meine Brüste. Mit einem schrecklich leeren Lächeln drückt er die Schneide seines riesigen Messers gegen seinen Daumen, um die Schärfe zu demonstrieren. In gebrochenem Englisch erzählt er mir im Konversationston, dass er damit letzte Woche in Odessa eine Nutte von ihren nichtsnutzigen Titten befreit habe. Nur ein Schnitt pro Seite war notwendig gewesen.

»NEIN!«

– Flash –

Mein Stiefvater nimmt mich brutal auf dem alten Sofa im Wohnzimmer und grunzt dabei wie ein Schwein. Meine Schmerzenslaute werden von der schäbigen Polsterung nur teilweise geschluckt, während meine Mutter im angrenzenden Zimmer halb bewusstlos vor dem lärmenden Fernseher liegt.

– Flash –

O Gott, o Gott, o Gott!

– Flash – Flash – Flash –

»NEEEEEEEIIIIIIIIINNNNNNNNNNN!!!!«

Ein Teil meines Verstandes hat diese Bilder bereits als das erkannt, was sie sind: nur Erinnerungen! Alte, für sich genommen harmlose Gedankenfetzen. Flashbacks, die mich immer mal wieder überkommen, wie einen ehemaligen Junkie. Kein Grund zur Aufregung, alles längst bekannt. Vor allem kein Grund, mitten in einem Auftrag unprofessionell zu werden.

Aber mein Körper ist noch voll im Griff des schlagartig freigesetzten Adrenalins. In blanker, glubschäugiger Panik werfe ich mich nach vorn, runter vom Sofa, weg von ihm, nur weg! Mein Kopf schlägt hart an ein hölzernes Tischbein, die dünnwandigen Sektgläser zerklirren auf dem edlen Parkett, gleißende Funken tanzen am Rande meines Gesichtsfeldes entlang. Wie aus weiter Ferne schaue ich mir selber zu, wie ich mich in dem völlig derangierten Kleid an einer Wand schlotternd zusammenkauere und die Hände vor das Gesicht schlage.

Unter Aufbietung aller Willenskraft, die ich irgendwie mobilisieren kann, nehme ich einen abgrundtiefen, zittrigen Atemzug und drücke den Schachtdeckel wieder dorthin, wo er hingehört. Die schwarzen Dämonen darunter toben und kreischen, aber die kurzzeitige Öffnung ist wieder ordentlich versiegelt. Der Schrecken fällt von mir ab, wie verdorrte Blätter von einem Herbstbaum, und ich bin wieder klar, wieder voll da.

Was nun?

Ich spähe zwischen den Fingern hindurch. Georg ist aufgesprungen, sein Schwanz hängt aus der notdürftig geöffneten, völlig zerknitterten Anzughose. Er starrt mit offenem Mund auf mich herab.

Was nun?

Lachen und das Ganze als ein neues Sexspiel darstellen? Unglaubwürdig.

Den Plan über Bord werfen, abhauen, und auf eine andere Gelegenheit für den Abschluss warten? Zu riskant!

Denk nach, du Profi, denk nach!

Ich entscheide mich für die nächstliegende Möglichkeit und schluchze einige Male trocken auf. Dann sehe ich aus jammervollen Augen zu Georg auf und flüstere: »Es tut mir leid. Es tut mir leid. Es tut mir leid ...« Die Tränen kommen verdächtig schnell geschossen, und ich vergewissere mich sicherheitshalber nochmals, dass der Schachtdeckel auch hundertprozentig schließt. Heulend lasse ich es zu, dass sich Georg neben mich kauert, mich in den Arm nimmt und mir mit tröstenden Lauten über die Haare streicht.

Einige Minuten später, nachdem ich ein paar Mal lautstark in sein Taschentuch geschnäuzt habe und etwas ruhiger bin, da sagt er leise: »Jana, wir müssen das nicht tun. Wenn du nicht willst, dann ist das völlig in Ordnung! Soll ich dich nach Hause bringen?«

Ich schließe kurz die Augen, um die grelle Wut zu verbergen, die mich plötzlich durchschießt. Er will sich um mich kümmern? Mein Opfer soll etwas für mich, den Täter, tun? Ich soll nicht mehr die letzte Instanz sein? Unmöglich!

Zusammenreißen!

»Ach Georg. Ich will doch!« Mein piepsiger Ton klingt sehr überzeugend, finde ich. »Aber ich bin wohl doch nicht so ein scharfer Killervamp, wie ich dachte oder wie ich mir vielleicht wünsche.«

Ein gelungenes Wortspiel!

Georg sieht mich etwas ratlos an.

»Aber ... du bist doch ... scharf! Ich meine, so schnell ist mir selten heiß geworden, wie gerade mit dir!«

»Ja. Mir ja auch! Aber plötzlich war mir alles zu schnell und ich bin einfach in Panik verfallen. Weiß auch nicht genau, warum. Schlechte Erinnerungen vielleicht ...« Etwas schlägt hart von unten gegen den Schachtdeckel, ich halte mit aller Macht dagegen. Der Schatten, der dabei über mein Gesicht zieht, überzeugt Georg davon, besser nicht nachzufragen.

»Schhhh. Alles gut. Alles gut ...«, redet er mir zu, wie einem ängstlichen Fohlen, und streicht wieder über mein Haar. Ich lehne mich vertrauensvoll an seinen warmen Körper und nutze die kurze Pause, um mich zu sammeln. Um meine Rolle wiederzufinden. Schließlich habe ich einen Job zu erledigen. Und zuvor will ich ihn noch ein wenig genießen.

Als ich mich wieder einigermaßen in der Gewalt habe, drücke ich Georg einen sanften Kuss auf die Lippen und rapple mich hoch.

»Schon besser. Danke ...«, meine ich mit einem verzagten Lächeln. »Ich muss mal kurz auf’s Klo. Es wäre toll, wenn du mich danach im Bett etwas wärmen könntest. Nackt meine ich ...« Ein Augenzwinkern, zwischen bemühter Verlockung und echter Vorfreude, und schon schnappe ich meine schwere Handtasche und bin im Bad verschwunden.

»Frauen!«, sagt der resignierte Blick, mit dem er mir nachsieht.

Tödliche Leidenschaft | Erotischer Roman

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